* Sinfonien und ähnliche Konzertwerke des 21. Jahrhunderts

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vanrolf
Inventar
#1 erstellt: 25. Nov 2013, 01:08
Zu den von mir stets bevorzugt aufgesuchten Inseln im Meer der Klassik zählen Sinfonien und ähnlich geartete Orchesterwerke. Allerdings bin ich da zeitlich bislang kaum über die 1970er Jahre (sprich in meinem Fall: Allan Pettersson, †1980) hinausgekommen. Da ich jedoch fest davon ausgehe, dass nach wie vor neue Werke für große Orchester geschrieben werden, möchte ich diesen neuenThread als zentrales Sammelsurium für empfehlenswerte Werke des 21. Jahrhunderts verstanden wissen. Es geht nicht um Aufnahmedaten zu älteren Werken, sondern primär um den Zeitpunkt der Komposition: Wer kann also etwas zu Sinfonien oder - im weitesten Sinne - artverwandten Werken sagen, die etwa ab dem Jahr 2000 entstanden sind und die der Interessierte kennen muß? Welche Aufnahmen kommen in Frage? Ich freue mich auf eine rege Beteiligung und erhoffe mir die entsprechende Inspiration zur Bereicherung meiner eigenen Sammlung.

Gruß Rolf
arnaoutchot
Moderator
#2 erstellt: 25. Nov 2013, 10:01
Pffffhhh ... da bin ich mal gespannt. Ausser Kalevi Aho fällt mir da nicht viel ein. Seine "Luosto"-Symphonie für ein arktisches Eistheater ist 2002-2003 komponiert. Mittlerweile hat er drei weitere Symphonien geschrieben, die auch bei BIS schon aufgenommen wurden.

amazon.de
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 25. Nov 2013, 10:48
Hallo Rolf,

eine echte Entdeckung waren für mich die Sinfonien von Egon Wellesz sowie Henk Badings. Die Werke sind zwar teilweise sicher älter, als nach 1970 komponiert, aber immerhin gehen die Lebensdaten der beiden Komponisten über 1970 hinaus. Die Werke sind modern und durchaus eigenständig, also beides keine reinen "Nachplapperer", wobei ich bei Badings eine gewisse Nähe zu dem von Dir so geschätzten DSch herauszuhören meine. Am besten, Du hörst einfach mal rein.

jpc.de jpc.de jpc.de

EDIT: Sehe gerade ... sorry für off-topic.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 25. Nov 2013, 11:11 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#4 erstellt: 25. Nov 2013, 11:55
Das hier ist mir noch eingefallen: Fred Johnny Berg ist ein junger norwegischer Komponist (* 1973), dessen Flötenkonzert "Flute Mystery" von 2L aufgenommen wurde. Ich müsste nachschauen, wann genau das Werk entstanden ist, müsste aber nach 2000 sein. "Geadelt" wird die Aufnahme sicherlich auch durch das Dirigat von Vladimir Ashkenazy. Klanglich gehört die Aufnahme mit zum besten, was ich in meiner bescheidenen Sammlung stehen habe.

amazon.de
arnaoutchot
Moderator
#5 erstellt: 25. Nov 2013, 12:13
Nur weil ich's gerade gesehen habe: Donaueschinger Musiktage 2012. Viel aktueller und mehr 21. Jahrhundert geht wahrscheinlich nicht. Ob ich das alles wirklich hören wollen würde, wage ich bei manchen Titeln der Werke zu bezweifeln ... ("Selbsthenker II - Durch die Wand ins Gehirn, Weg der Verzweiflung, Generation Kill ... - klingt ja schon mehr nach Death Metal statt klassischer Musik )

Donaueschinger Musiktage 2012
Martin Smolka (*1959): My My Country for orchestra (2012)
Arnulf Herrmann (*1968): durchbrochene Arbeit for orchestra (2012)
Bernhard Gander (*1969): hukl for orchestra (2012)
Franck Bedrossian (*1971): Itself for orchestra (2012)
Stefan Prins (*1979): Generation Kill for percussion, electric guitar, violin, cello, four game controller performers, four video projections and live electronics (2012)
Yoav Pasovsky (*1980): Mimshak for enhanced ensemble (2012)
Johannes Kreidler (*1980): Der “Weg der Verzweiflung” (Hegel) ist der chromatische. for nine instruments, audio and video playback (2012)
Klaus Schedl (*1966): Selbsthenker II – durch die Wand ins Gehirn for ensemble (2012)
Clemens Gadenstätter (*1966): SAD SONGS for saxophones, electric guitar, percussion and piano (2011/2012)
Malin Bång (*1974): kobushi burui for tenor saxophone, percussion, piano, electric guitar and four objects (2012)
Georg Katzer (*1935): after Carroll (Jabberwocky) for soprano and ensemble (2012)
Beat Furrer (*1954): linea dell’orizzonte for clarinet, trumpet, trombone, violin, cello, piano, percussion and electric guitar (2012)

amazon.de
WolfgangZ
Inventar
#6 erstellt: 25. Nov 2013, 20:00
Zum Parallelthread mit neuester Kammermusik muss ich mal nachschauen. Was Orchestermusik anbelangt - die man wohl mit gewissem Recht oft als postmodern wird bezeichnen dürfen -, fällt mir schon einiges ein. Hier ein erster Vorschlag:

jpc.de

Das titelgebende Posaunenkonzert ahmt nicht nur die Maschine beim Starten nach, sondern entführt uns auch in musikalisch interessante ferne Gegenden. Die Musik ist recht illustrativ, raffiniert, farbig und eingängig, weist aber über Gebrauchsmusik denn doch deutlich hinaus.

Auf der selben CD findet sich auch - nunmehr jahreszeitlich wieder von Relevanz - die YouTube zufolge von nicht wenigen Chören bereits aufgeführte Version des Skandinaviers von Es ist ein Ros entsprungen. Dazu verwendet er im Stl der Spektralisten die Obertöne der diatonischen Melodie. Das erscheint mir sehr reizvoll.

Ich sehe gerade, dass diese Musik des knapp sechzigjährigen Jan Sandström doch noch ins späte 20. Jahrhundert gehört. Ich dachte, sie sei jüngeren Datums.

Aber ich werde mich wieder melden.

Wolfgang


[Beitrag von WolfgangZ am 25. Nov 2013, 20:01 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#7 erstellt: 26. Nov 2013, 09:36
Hallo Rolf,
hallo zusammen,

auch hier vielleicht hilfreich.
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 30. Nov 2013, 10:11
Also zunächst einmal fällt mir hier Malcolm Arnold ein, der aber vor ein paar Jahren verstorben ist und auf seine ganz alten Tage wohl nichts mehr komponiert hat.

Dann gibt es da den John Adams, Jahrgang 1951, ich habe einiges von ihm, weiß allerdings nicht, was er in den letzten Jahren komponiert hat.

Malcolm Arnold ist konservativ, aber nicht reaktionär, seine Musik ist reich an eingängigen Melodien, dabei oft fetzig, auch witzig.

John Adams stammt aus der Minimalistenschule, allerdings ist sein Minimalismus abwechslungsreich, Frühwerke sind wohl ausgeprägt minimalistischer.

Was John Adams in den letzten Jahren komponiert hat, würde mich grundsätzlich interessieren, die meisten Dinge, die ich von ihm habe, sind etwas älteren Datums, kann jemand etwas dazu sagen?

Gruß
Martin
Hörbert
Inventar
#9 erstellt: 30. Nov 2013, 10:49
Hallo!

Hier noch einige Einzelstücke aus meiner Sammlung die ich recht empfehlenswert finde:

jpc.de

von 2000.

jpc.de

von 2006.

jpc.de

von 2001-2004.

jpc.de

von 2007/2008

Viel Spaß damit.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 30. Nov 2013, 10:51 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#10 erstellt: 30. Nov 2013, 12:11
Der letztes Jahr verstorbene Elliott Carter hat eine erstaunliche Zahl von Werken im 21. Jhd., also zwischen seinem 92. und 103. Lebensjahr komponiert, so an Orchesterwerken und Konzerten (aus wikipedia kopiert):

Cello Concerto (2001)
Boston Concerto (2002)
Dialogues for piano and chamber orchestra (2003)
Mosaic for harp and ensemble (2004)
Soundings for piano and orchestra (2005)
Interventions for piano and orchestra (2007)
Horn Concerto (2007)
Flute Concerto (2008)
Concertino for bass clarinet and chamber orchestra (2009)
Two Controversies and a Conversation for piano, percussion, and chamber orchestra (2010–11)
Dialogues II for piano and chamber orchestra (2012)
Three Illusions for orchestra (2002–04)
Sound Fields for string orchestra (2007)
Instances for chamber orchestra (2012)

Ich kenne davon nichts, habe jedoch zwei Werke aus den 1990ern (Klarinettenkonzert und Symphonia) gehört. Das ist keine leichte Kost (nicht zu verwechseln mit Neoromantik wie Kancheli oder mit Minimal Music), aber insofern vergleichsweise traditionell, dass normale Instrumente "normal" gespielt werden, also keine Elektronik, Geräusche etc.
WolfgangZ
Inventar
#11 erstellt: 30. Nov 2013, 14:28

Instances for chamber orchestra (2012)


Respekt! Ich möchte wissen, wie viel Musik überliefert ist, die nach dem einhundertsten Geburtstag des betreffenden Komponisten verfasst wurde!

Der einzige Komponist, den ich kenne und der hier konkurrieren könnte, wobei sein Geburtsdatum umstritten ist, ist der Amerikaner Leo Ornstein (1992(?) - 2002).

Wolfgang

EDIT: Wikipedia zufolge hat Ornstein, der auf jeden Fall weit über 100 Jahre alt geworden ist, sein letztes Werk "schon" mit beinahe 100 Jahren geschrieben.


[Beitrag von WolfgangZ am 30. Nov 2013, 14:35 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#12 erstellt: 02. Dez 2013, 13:59
Erfreulicherweise kommt ja doch das eine oder andere hier zusammen, die Empfehlungen hier und im parallelen Kammermusik-Thread wuerden jedenfalls längst mein monatliches Budget sprengen.

Eine Kaufentscheidung habe noch nicht getroffen, möchte mich aber für die bisherigen Beiträge schon einmal herzlich bei allen bedanken.
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 04. Dez 2013, 14:30

WolfgangZ (Beitrag #11) schrieb:
Der einzige Komponist, den ich kenne und der hier konkurrieren könnte, wobei sein Geburtsdatum umstritten ist, ist der Amerikaner Leo Ornstein (1992(?) - 2002).

1992 als Geburtsjahr eines Hundertjährigen würde ich auch bestreiten.
silbendrexler
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 04. Dez 2013, 16:26
Kennt einer von euch den "neuen" Wagner?

amazon.de


[Beitrag von silbendrexler am 04. Dez 2013, 16:26 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#15 erstellt: 04. Dez 2013, 16:48
Hallo Lutz,

bei Amazon kann man jeweils 30 Sek. in die einzelnen Sätze hereinhören.
Klingt nicht uninteressant, auf Basis dieser Schnipsel.

Grüße
Frank
WolfgangZ
Inventar
#16 erstellt: 04. Dez 2013, 18:38

Kaddel64 (Beitrag #13) schrieb:

WolfgangZ (Beitrag #11) schrieb:
Der einzige Komponist, den ich kenne und der hier konkurrieren könnte, wobei sein Geburtsdatum umstritten ist, ist der Amerikaner Leo Ornstein (1992(?) - 2002).

1992 als Geburtsjahr eines Hundertjährigen würde ich auch bestreiten. :L


Oh je - auch mein Alter grüßt!

Wolfgang
teleton
Inventar
#17 erstellt: 05. Dez 2013, 15:03
Mein bester und zugleich imposantester Neuzugnag der letzten Jahre ist das
Penderecki: Klavierkonzert (2001/2)
BEEINDRUCKEND !!!
amazon.de
NAXOS, 2010, DDD

Als ich diese Naxos-CD im Oktober 2013 bei Tamino gesehen habe, gab es für mich keine Frage, dass diese Naxos-CD in Kürze bei mir zu Hause sein würde.
*** Meine Erwartungen wurden weit übertroffen: Das ist das beste Klavierkonzert was ich aus dem 21.Jhd überhaupt kennengelernt und gehört habe. Ich bin absolut begeistert. Bei aller zeitgemässen Tonsprache, die endlich mal mit dem herkömmlichen Orchesterklang aufräumt, ist da nichts ungeniessbares - fabelhaft packend.
### Hochinteressant wäre noch zu erwähnen, dass das KK unter dem Eindruck der Ereignisse des 11.September in New York konzipiert wurde. 10Sätze gene atacca ineinander pausenlos über - Dauer ca.36Min.

Mir gefällt der spätere Pendereicki, nach der 1.Sinfonie ohnehin besser, als seine Experimantalphase der 60er (allerdings auch nicht alles - die Chorsinfonien Nr.7 und 8 finde ich zu langatmig; um nicht zu sagen langweilig). Penderecki liefert wirklich sehr kontrastreiche und unterschiedliche Werke - da ist so manches Begeisterungswürdige dabei. Die Sinfonie Nr.2 ist für meinen Geschmack auch der Hammer !

Der Pianist Barry Douglas hat das Konzert in Cincinannti nach seiner Revision 2007 zur weiteren Erstaufführung geracht und ist der Fachmann, den ich als autentischen Pianisten bezeichen würde. Das Warscau PO klingt ausgezeichnet - eigendlich eine absolute Hochpreisaufnahme.

*** Auch bei den Penderecki- Sinfonien (NAXOS-GA) erweist sich Wit mit seinem Warschau PO als ganz exqusiter Interpret; sowie für die weiteren Penderecki - Orchesterwerke.

Das ebenfalls auf der CD enthaltene Flötenkonzert (1993) ist wegen dem "Flötengefipse" in der Regel nicht so meine Welt; aber auch interessant. Der 4.Satz ist dann allerdings richtige "teleton-Musik"; da geht die Post ab !

Volle Kaufempfehlung für diese tollen Werke des 21.JHD.


[Beitrag von teleton am 05. Dez 2013, 15:07 bearbeitet]
op111
Moderator
#18 erstellt: 05. Dez 2013, 15:28
Die Idee einer Kraftwerksinfonie finde ich großartig - was Philip Glass mit David Bowie (Low, Heroes) recht ist ,kann einem Wagner nur billig sein.
Welche Zitate enthält das Werk: Autobahn, Das Model, Radioaktivität?


[Beitrag von op111 am 05. Dez 2013, 15:30 bearbeitet]
silbendrexler
Ist häufiger hier
#19 erstellt: 05. Dez 2013, 15:37

op111 (Beitrag #18) schrieb:
Welche Zitate enthält das Werk: Autobahn, Das Model, Radioaktivität?


Genau! Das sind die Satzbezeichnungen:

1. Autobahn - Allegro aggressivo
2. Model - Moderato con moto
3. Radioaktivität - Rondo: finale con fuoco


[Beitrag von silbendrexler am 05. Dez 2013, 15:45 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#20 erstellt: 05. Dez 2013, 15:46
Und da klick ich Trottel auch noch...
silbendrexler
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 05. Dez 2013, 15:50
Interessant in diesem Zusammenhang ist noch Folgendes:

Kraftwerk
vanrolf
Inventar
#22 erstellt: 13. Dez 2013, 13:03

teleton (Beitrag #17) schrieb:
Mein bester und zugleich imposantester Neuzugang der letzten Jahre ist das
Penderecki: Klavierkonzert (2001/2)


Hallo teleton,

ich habe mir die amazon-Schnipsel angehört,und bin ebenfalls recht angetan, es war meine erste, bewußte Begegnung mit Penderecki überhaupt (abgesehen von "Shining"). Werde mir dieses Teil wohl bald zulegen.

Gruß Rolf
Hörbert
Inventar
#23 erstellt: 13. Dez 2013, 20:30
Hallo!

Na ja, mit der aktuellen Musik des 21 Jahrhunderts hat Pendereckis Konzert wohl nicht so viel zu tun, ich denke mal nicht das diese oder ähnliche Kompositionen irgendeinen Einfluß auf die künftige Musikentwicklung haben werden.

Ähnlich wie diese Werke von Esa Pekka Salonen:

jpc.de

oder die Werke von Atili Heimir Sveinsson z.B. hier:

jpc.de

sind das eher Randerscheinungen.

MFG Günther
teleton
Inventar
#24 erstellt: 14. Dez 2013, 20:26
Hallo Hörbert,
alleine wenn ich mir deine 5 Lieblingswerke für die Insel (im anderen Thread) ansehe, kann ich deine Meinung zu Pendereckis KK aus deiner Sicht nachvollziehen.

Meine Sicht als Liebhaber gerade der "Klassik des 20.Jhd-21.Jhd" dazu sieht etwas anders aus:

Bei deiner Vorliebe für recht moderne Musiken ist Dir warscheinlich weniger aufgefallen, dass sehr viele Komponisten der heutigen Ziet mehr und mehr dazu übergehen für den Hörer fassbare und weniger ungeniessbare Musik zu schrieben, als so manche wenig greifbare Musik, die mit Recht sehr schnell "in den Schubladen" auf immer und Ewig verschwindet.

Auch Penderecki ist offenbar nach seiner 1.Sinfonie zu dieser Einsicht gelangt und schreibt "Musik für den Hörer", als irgend ein ungeniessbares Zeug, dass keiner mehr hören will. Diese Entwickling beobachte ich bei vielen modernen Komponisten und das ist genau die Musik des 20.-21.Jhd die ich so schätze. Alles Andere sind in meinen Augen die Randerscheinungen, die auf Dauer sowieso keiner hören will. Diese positive Entwicklung ist im vollen Gange - und ich bin froh darüber !


Ich finde das Penderecki Klavierkonzert (2001/2) passt genau in unsere Zeit und macht zudem noch richtig Hörspass, weil es kein ungenissbares Zeug ist, sondern ein zupackendes emotionales ergreifendes Werk des 21.Jhd. Musik für den Hörer !

Weitere Positivbeispiele sind die Werke von Michael Daugherty, Serebrier aus den USA; Andrei Eshpai und Boris Tschaikowsky aus der UDSSR; um nur einige wenige meiner Favoriten der Moderne zu nennen.

Mit Salonnen wollte ich mich schon länger auseinandersetzen. Danke für die Info. Der hat die Zeichen der Zeit sicher auch erkannt.
Hörbert
Inventar
#25 erstellt: 15. Dez 2013, 00:09
Hallo!


Nun ja, möglicherweise hast du ja recht, -aber ich denke mal eher nicht-, Komponisten die "die Zeichen der Zeit" erkannt hatten gab es zu allen Zeiten, -leider kennt sie heute kaum noch jemand-, so galt Mozarts Musik zu seiner Zeit für viele als "Perfekt aber Leer" Beethovens Musik wurde als "Getöse" abgetan, Brahms galt als "Epigonal" Bruckner als naiver Sonderling der sich nie über den regionalen Raum hinweg durchsetzen könnte und was der Dinge mehr sind.

Ihre gefeierten Zeitgenossen die dem wandelbaren Zeitgeschmack so wunderbar trafen sind heute vergessen. Selbst Stravinsky der zu seinen Lebzeiten als Galionsfigur der "verständlichen Moderne" galt gerät zusehens in Vergessenheit mehr noch seine Nachfolger.

Aber es ist natürlich Geschmackssache, gerade Penderecki schreibt natürlich auch heute noch anhörbare Musik so z.B. sein Sextett von 2000.

Nur würde ich seine Musik nicht gerade als repräsentativ für das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts bezeichnen, sowenig wie die Musik der von dir genannten Komponisten Michael Daugherty, Serebrier aus den USA; Andrei Eshpai und Boris Tschaikowsky. Wie man es dreht und wendet es ist und bleibt eine ganz bestimmte kleine Gruppe von Künstlern die ein ganz bestimmtes Marktsegment bedienen.

Natürlich ist der ganze Rest der heutigen Komponistenlandschaft genau so zergliedert, -was einem leicht entgehen kann wenn man alles was sie produzieren für unverständliches Zeug hält-, Verständliche und recht einfache Musik schreiben auch Wolfgang Rihm oder Sofia Gubaidulina, -nur eben in einer gegenüber Penderecki eben in einer erweiterten Tonsprache-.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#26 erstellt: 15. Dez 2013, 01:28
Hallo Günther,

ich denke, was Du über Mozart, Beethoven, Bruckner und Brahms schreibst und die Vergleiche mit der Musik der Gegenwart gehen doch ein bißchen am Thema vorbei.

Mozart war als Opernkomponist durchaus ein großer Name seiner Zeit. Daß Beethovens beliebteste Komposition "Wellingtons Schlacht und Sieg" war, mag zwar auch gegen den guten Geschmack seiner Zeitgenossen sprechen, nur er galt auch in seiner Zeit als ein großer Komponist. Brahms war doch nun eine Berühmtheit seiner Zeit. Bruckner hatte gewisse Startschwierigkeiten, zugegeben, aber seine 7. Sinfonie trat dann einen Siegeszug um die Welt an.

Nein, da machst Du es Dir zu einfach, selbstverständlich gab es zu allen Zeiten das populärere, daß das weniger populäre ausstach, aber diese völlige Entfremdung des "normalen" Klassikliebhabers von der zeitgenössischen Musik ist zweifellos etwas anderes.

Ich habe übrigens in das Pendereckiwerk mal rein gehört - also recht nett gemacht, aber mein Fall ist das nicht. Nicht, weil mir die Musik "zu modern" klingt, sondern weil sie mir schlicht zu substanzlos klingt. Ich habe auch den Hype um Goreckis 3. nie so recht verstanden, zwar ist die Musik gar nicht mal schlecht, aber auch nicht so gut, um mit wirklich guter Musik der Vergangenheit mithalten zu können. Nein, da halte ich mich an den Malcolm Arnold, seine Musik hatte Substanz.

Gruß
Martin
Hörbert
Inventar
#27 erstellt: 15. Dez 2013, 11:27
Hallo!

Nein Martin, Mozarts Opern und seine Instrumentalmusik wurde von namhaften Kritikern und sogenannten Kennern als von "unvergleichlicher Perfektion aber ohne jeden Geist" charakterisiert und bis auf die "Zauberflöte nur von einem winigen Teil des damaligen Publikums überhaupt geschätzt.

Als "Getöse" wurde nicht "Wellingtons Schlacht und Sieg" bezeichnet, -dieses Werk war durchaus beliebt- sondern seine 3. Symphonie die als unverständliche Komposition galt.

U.s.w.

Werke die heute als repräsentativ für vergangene Zeiten gelten waren zu ihrer Zeit oft kaum bekannt und wurden von der Masse der Höhrer gar nicht erst zur Kenntniss genommen oder auch abgelehnt.

Schubert den man heute als kompositorisches Urbild der Biedermeier-Musik ansieht war seinerzeit z.B. bis auf sein Liedschaffen praktisch unbekannt, bekannt waren eher Komponisten wie z.B. Anton Diabelli oder Gaspard Kummer oder auch Leonhard de Call die heute fast kein Mensch mehr kennt.

Ein anderes gutes Beispiel hast du im übrigen mit Gorecki selbst geliefert, obwohl er 1992 einen kleinen Hype erlebte hat ihn heute fast jeder wieder vergessen und seine Werke erfreuen sich nach wie vor nur in sehr engen Grenzen einiger Beliebtheit, soviel zur "verständlichen" Musik.

Das ein großer Teil der Werke und Komponisten des 20 Jahrunderts ebenfalls in der Versenkung verschwunden sind ist selbstverständlich -das ist zu allen anderen Zeiten ebenso gewesen-, wichtig ist das was übrigbleibt und das später als repräsentativ für die Musik der jeweiligern Epoche gilt, und da hat die neue Musik einfach die besseren Karten als die spättonalen Richtungen.

MFG Günther
FabianJ
Inventar
#28 erstellt: 15. Dez 2013, 12:22
Hallo!

Gerät Strawinski wirklich zusehends in Vergessenheit? Dieses Jahr kamen doch einige neue CDs von seinen Werken heraus, u. a. mit den Berliner Philharmonikern. Auch in den Jahren davor erschien einiges von ihm auf CD. Wie gut seine Werke, im Vergleich zu anderen Vertretern der klassischen Moderne, auf Konzertplänen vertreten sind weiß ich nicht, aber wenn man sich die CD-Veröffentlichungen der letzten Jahre betrachtet so scheint mir seine Musik weit vom Vergessen entfernt zu sein. Nun könnte man natürlich einwenden, dass das "nur" am 100-jährigen Jubiläum von Sacre liegt, aber wenn die Werke des Herren Strawinski nahezu vergessen wären, so hätten die CD-Labels zum 100-jährigen sicher nicht so einen Aufriss gemacht.

Von den Avantgarde-Komponisten von vor rund 100 Jahren scheint er sogar noch der Beliebteste zu sein, jedenfalls weit populärer als jeder Vertreter der zweiten Wiener Schule. Strawinski mag nicht mehr so berühmt sein wie vor einigen Jahrzehnten, aber in Vergessenheit geraten wird er in absehbarer Zeit wohl kaum.

Welche Werke der klassischen Musik der letzten Jahrzehnte die zukünftigen Generationen von Hörern kennen und schätzen werden und welche Werke repräsentativ für die heutige Zeit sein werden, kann man glaube ich gar nicht vorhersehen, denn man weiß ja nicht wie diese Menschen in Sachen Musik "ticken" werden. Prognosen darüber ob das nun eher tonale oder neue Musik sein werden, kann man da denke ich kaum mit Sicherheit machen.

Mit freundlichem Gruß
Fabian
Hörbert
Inventar
#29 erstellt: 15. Dez 2013, 13:19
Hallo!

@FabianJ



....Gerät Strawinski wirklich zusehends in Vergessenheit?.....


Ich denke schon, hier solltest du einmal beachten das z.B. von Webern, Berg oder Schönberg praktisch das Gesamtwerk auf Tonträgern in unterschiedlichen Interpretationen angeboten werden bei Stravinsky nur noch eine ständig schrumpfende Auswahl aus seinem Werkskatalog, -es ist absehbar das trotz der einen oder anderen kleinen Stravinsky-Renaissance irgendwann neben dem Sacre nicht allzuviel übrigbleiben wird, das erinnert mich an das Schicksal von Max Bruch der trotz einer ganzen Reihe von Werken in der Hauptsache für ein Violinkonzert bekannt ist.

Nicht das ich diese Entwicklung begrüßen würde.

Natürlich kann man nicht vorhersagen was von der aktuell geschriebenen Musik in 50-100 Jahren noch bekannt sein wird, aber es war eigentlich in der Vergangenheit eher die Regel als die Ausnahme das sich leichtverständliche "zeitgemäße" Musik nicht durchgesetzt hat und eher die den Zeitgenossen unverständliche oder gar unerträgliche (z.B. Wagner) Musik überdauert hat Musik mit vergleichweise geringer Kompexität mag zwar dem Gros der Zeitgenossen angenehm in den Ohren klingen bietet aber keine neuen Wege an an die zukünftige Komponistengenerationen anknüpfen können. Nicht umsonst komponiert man heute nicht mehr wie z.B. 1913 oder 1963 aus diesen Epochen gibt es zwar Beispielhafte repräsentative Werke aber dazu gehören kaum Kompositionen wie das zwar sehr schöne, aber auch sehr konventionelle Flötenkonzert von Harald Genzmer das seinerzeit sehr oft gespielt wurde und sehr beliebt war.

Über die neoklassizistischen Musik der 20ger bis 50ger Jahre die als die quasitronale Antwort auf die neue Musik gehandelt wurde verliert heute kaum noch jemand ein Wort, -das sollte doch einmal zu denken geben-.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 15. Dez 2013, 15:07 bearbeitet]
FabianJ
Inventar
#30 erstellt: 15. Dez 2013, 13:42
Waren J. S. Bach und Brahms nicht, im Vergleich zu anderen Zeitgenossen, auch eher altmodische Komponisten? Bach war zwischenzeitlich zwar mal nur wenigen Kennern ein Begriff und auch zu Lebzeiten waren andere Zeitgenossen (z. B. J. A. Hasse) bekannter, aber seit dem 19. Jahrhundert zählt er zu den unbestrittenen Größen seiner Zeit.

Ich gehe eher davon aus, dass Komponisten, die einige große Meisterwerke geschrieben haben, nicht so schnell oder zumindest nicht von Dauer in Vergessenheit geraten und zwar unabhängig davon wie modern sie zu ihrer Zeit waren.

Mit freundlichem Gruß
Fabian


[Beitrag von FabianJ am 15. Dez 2013, 14:35 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#31 erstellt: 15. Dez 2013, 15:06
Hallo!

Hm, zumindestes Brahms hat sich zu seiner Zeit nicht nur einer recht fortschrittlichen Komponiermethode bedient sondern vor allem auch die damalige Tonsprache genau so erweitert wie Wagner oder Bruckner.

Daß das zu dieser Zeit von der Masse der Musikhörer nicht so unmittelbar wahrgenommen wurde lag eher an der Polarisation die Wagner verursachte und demgegenüber Brahms als "Erbe Beethovens" von einigen Antiwagnerianern stylisiert wurde.

Ich denke eher das der Einfluß auf die fogenden Komponistengenerationen den Grad der Vergessenheit bestimmt als die Schaffung von mehr oder weniger bedeutenden Meisterwerken, So ist z.B. Bizets "Carmen" sicher ein Meisterwerk, sein Einfluss auf die nachfolgenden Komponisten aber eher gering, demzufolge ist er eigentlich nur durch "Carmen" -oder genauer gesagt durch einige populäre Melodien aus Carmen-, heute noch bekannt während man von Komponisten wie Brahms für gewöhnlich mehr kennt als nur die "Ungarischen Tänze". Hierbei gehe ich wohlgemerkt von einem an klassischer Musik überhaupt interessiertem Hörer aus, der Musikhörer der Popmusik bevorzugt kennt beides nicht oder kaum.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 15. Dez 2013, 15:06 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#32 erstellt: 15. Dez 2013, 15:49
Die These zu Strawinskij halte ich für absurd und mich würde interessieren, worauf Du diesen Eindruck stützt. Es gibt hier seit je ein Missverhältnis zwischen einigen sehr bekannten Werken und dem Rest; er ist alt geworden und hat viel unterschiedliches komponiert. Am beliebtesten sind nach wie vor die drei frühen Ballette, dann einige der neoklassizistischen Werke. Meiner Ansicht nach ist außer Verklärte Nacht, Wozzeck und Bergs Violinkonzert nichts aus der 2. Wiener Schule auch nur annähernd so populär wie die bekannteren Werke Strawinskijs.
Ohne Zweifel werden viele Werke Schönbergs und Weberns von Musiker und Experten sehr hoch geschätzt, aber das allermeiste davon ist, in sehr deutlichem Gegensatz zu z.B. Strawinskij und Prokofieff immer noch kein Mainstream geworden. Die Stücke sind im wesentlichen auf Aufnahmen beschränkt und da alle zusammen vermutlich kaum so viel komponiert haben, ist es auch kein so großes Problem, ein paar Aufnahmen davon vorzulegen. (Und wenn man zu weniger bekannten Stücken geht: Wie viele Aufnahmen gibt es von "Erwartung" oder "Jakobsleiter"? Mehr als von "The Rake's Progress"?)
Aber auch von "mittelbekannten" Werken Strawinskijs wie den drei Sinfonien, dem Violinkonzert oder "Agon" muss man sich nicht über einen Mangel an Einspielungen beklagen.
Kreisler_jun.
Inventar
#33 erstellt: 15. Dez 2013, 16:00

FabianJ (Beitrag #30) schrieb:
Waren J. S. Bach und Brahms nicht, im Vergleich zu anderen Zeitgenossen, auch eher altmodische Komponisten? Bach war zwischenzeitlich zwar mal nur wenigen Kennern ein Begriff und auch zu Lebzeiten waren andere Zeitgenossen (z. B. J. A. Hasse) bekannter, aber seit dem 19. Jahrhundert zählt er zu den unbestrittenen Größen seiner Zeit.

Bach kann man in seinen letzten 10 Schaffensjahren vielleicht "altmodisch" nennen. Es gibt aber zB im 2. Band des WTK ein paar Stücke, die fast wie Scarlatti klingen, auch das "italienische" Konzert (überhaupt die gesamten Konzerte, freilich meist schon bis/um 1720 komponiert) sind durchaus "modern". Dass er sich in den späten Werken/Sammlungen eher auf "ewige" Traditionen bezogen hat, lässt ihn aber nicht aus der Zeit fallen. Zusammen mit dem WTK gehörten die Goldbergvariationen und die Kunst der Fuge zu den Stücken, die auch nach Bachs Tod unter Musikern verbreitet waren und als exemplarische Werke zur Ausbildung nicht nur fürs Klavierspielen, sondern auch für Tonsatz und Kontrapunkt verwendet wurden.
Meiner Ansicht nach wird die Bekanntheit und das Ansehen Bachs zu seinen Lebzeiten heute oft missverständlich dargestellt, weil heute viele Bach so turmhoch über allen Zeitgenossen sehen, dass sich nicht verstehen können, wie überhaupt jemand Bach nicht als größten Komponisten seiner Zeit hätten sehen können. Es gibt zeitgenössische "Rankings" kurz nach dem Tod Bachs und da wird er normalerweise unter den 5 bis 7 bedeutendsten deutschen Komponisten genannt. "Verkannt" wurde seinerzeit vielleicht jemand wie Zelenka, der in Dresden die meiste Zeit als gewöhnlicher Orchestermusiker sein Dasein fristen musste, aber nicht JS Bach, der in Leipzig eine der drei wichtigsten Kantorenpositionen hatte.
Hasse war als Opernkomponist ein Star, der nicht direkt mit jemandem wie Bach, der gar keine Opern schrieb, konkurrierte.

Brahms war konservativ und (musikalisch) traditionsbewusst, aber altmodisch würde ich das nicht nennen. Noch eine Generation jüngere Komponisten begannen in ihrer Jugend oft in einem Brahms-nahen Stil, zB R. Strauss (frühe Kammermusik, Burleske) oder Zemlinsky u.a.
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