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Schumann: Sinfonien - welche Gesamtaufnahme?

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Joachim49
Inventar
#51 erstellt: 05. Jan 2012, 18:32
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass Szell die Schumann Symphonien (mindestens) zweimal aufgenommen hat. Ausser den CBS/Sony Aufnahmen gibt es nämlich viel frühere Aufnahmen mit Szell/Cleveland die von 'united archives' veröffentlicht wurden. (Ich habe eine 4. von 1947 (also aus der ersten Saison in der Szell Chef in Cleveland war) und eine 2. von 1952.) Die Sony/CBS Aufnahmen sind zwischen 1958 und 1960 entstanden.

In einem Text (Vortrag?) der anlässlich des 150 Geburtstages Schumanns geschrieben wurde, hat sich Szell zu der Frage Schumann als Orchesterkomponist geäussert. Den viel zitierten Behauptungen, Schumann habe nicht für das Orchester schreiben können, widerspricht er sehr entschieden und er verweist auf die Oboe im Adagio der Zweiten, die Klarinette im 3. Satz der Rheinischen, die Rolle der Hörner in allen Sinfonien, und vieles mehr. Trotzdem war er der Meinung, dass Eingriffe nötig sind. Hier die entscheidenden Passagen:

"Schumann's shortcoming as an orchestrator - apart from minor lapses due to inexperience is his inability to establish proper balances. This can and must be helped with all means known to any professional conductor who professes to be a cultured and style-conscious musician. Much soul searching and discrimination in the choice of remedies has to be applied. They cover the whole range from subtle adjustment of dynamic marks to the radical surgery of reorchestrating whole stretches. The wholesale reorchestration of Schumann symphonies by Gustav Mahler, however, I must consider a most unfortunate mistake on the part of a great conductor. Mahler aldurates the character of these works by wrapping them in a meretricious garb of sound completely alien to their nature and in some instances even goes so far as to change the music itself. The delicate question of how far to go in orchestral retouches must be settled by each conductor in accordance with his own conscience and taste."

Dies bestätigt gewiss flutedevoix's Bemerkung zum kreativen Umgang Szells mit der Partitur. Szells Text ist auch ein interessanter Beitrag zu Mahlers Bearbeitung.
Freundliche grüsse
Joachim
FabianJ
Inventar
#52 erstellt: 11. Jan 2012, 01:49
Wie kam es eigentlich zu dem Vorurteil, dass Schumann nicht so gut orchestrieren könne? Diese Ansicht hat sich ja ziemlich lange halten können.

Da selbst Menschen, die Ahnung von der Materie haben, wie George Szell oder Gustav Mahler, diese Ansicht mal mehr mal weniger stark geteilt haben, wird es wohl nicht bloß an den Äußerungen irgendeines angesehenen Musikkritikers (á la Adornos Sibelius-Kritik) gelegen haben. Hat sich der Orchesterklang seit Mitte des 19. Jahrhunderts so stark verändert, dass die Musik schon 50 Jahre später auf den zu der Zeit aktuellen Instrumenten ganz anders und irgendwie falsch geklungen hat?
Oder hat das eine ganz andere Ursache? Kann man heute noch zurückverfolgen wo dieses Vorurteil hergekommen sein könnte?

Mit freundlichem Gruß
Fabian
flutedevoix
Stammgast
#53 erstellt: 11. Jan 2012, 03:01
Das Vorurteil (oder ist es ein berechtigtes Urteil?) ist schon alt und stammt meines Wissens aus direkter Nachbarschaft zu Schumanns Lebzeiten.

Nun ist es aber schon so, daß sich um 1850 - 1870 sehr vieles im Instrumentenbau ereignete, gerade bei den Holzbläsern. Es ist die Zeit, in der die Hlzblasinstrumente die uns heute bekannten Formen und Klangeigenschaften erhioelten und auch in der Klappenausstattung annähernd heutige Verhältnisse annahmen. In dieser Zeit verlieren sie langsam den charakteristischen Klang einzelner Töne (Gabelgriffe) oder ganer Register. Der Trend ging eindeutig hin zu einem durch alle Register und aller Tonarten hindurch ausgeglichen Klang.

Das korreliert durchaus mit neuen Ideen in Orchestrierung, Kompositionsweise und Orchesterleitung.
Richard Wagner entwickelte eine eigene Klang- und Artikulationsästhetik. Seine Idee der "unendlichen Melodie" setzte er auch in der Orchesterleitung um: Lange Legatobögen lösten die kürzen, von der Sprache stark beeinflußten Artikulationen ab, die noch auf den aus dem Barocck bekannten Grundsätzen der Rhetorik fußten.

Es wäre aber durchaus einmal interessant, nachzuforschen, woher die Einschätzungen über Schumanns angeblich nicht vorhandene Insatrumentationskünste kommen. Mit Instrumentarium seiner Zeit kannich sie nicht nachvollziehen.
Mal schauen, wenn meine Zeit es mal zuläßt, gehe ich mal auf die Suche.


[Beitrag von flutedevoix am 11. Jan 2012, 03:02 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#54 erstellt: 11. Jan 2012, 12:26
Es wurde mal die Hypothese geäußert (u.a. aufgrund eines Vergleichs beider Fassungen der 4.), dass die Tatsache, dass Schumann ein miserabler Dirigent gewesen sei, einen Einfluss gehabt haben könnte. Dadurch gibt es relativ viele Stimmverdopplungen usw.
Ebenso wäre es schlicht verfehlt, wenn man erwartete, Schumann hätte angestrebt seine Musik sollte so klingen wie Tschaikowsky...
Szell schrieb m.E. selbst, seine Retuschen hätten das Ziel gehabt, Schumann näher an den Klang Webers oder Mendelssohns als den Wagners zu bringen. Man könnte dann sagen, dass durch kleinere Besetzungen (insbs. weniger Streicher), alte Instrumente usw. dieser Effekt automatisch erzielt wird.

Ich persönlich hatte aber selbst in "normalen", durchaus etwas massiven Interpretationen kaum Schwierigkeiten mit dem Orchesterklang. In der 1. gar nicht, vielleicht in den Ecksätzen der 2. und an einigen Stellen der 3. u. 4. Aber auch nie so, dass es mich davon abgehalten hätte, die Musik zu mögen.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#55 erstellt: 11. Jan 2012, 12:42

flutedevoix schrieb:
Seine Idee der "unendlichen Melodie" setzte er auch in der Orchesterleitung um: Lange Legatobögen lösten die kürzen, von der Sprache stark beeinflußten Artikulationen ab, die noch auf den aus dem Barocck bekannten Grundsätzen der Rhetorik fußten.


Das ist ein weitverbreitetes Missverständnis:

Der Begriff der "unendlichen Melodie", den Wagner übrigens nur an einer einzigen Stelle einer einzigen Schrift (nämlich im Aufsatz "Zukunftsmusik" von 1860) verwendete, hat keine konkreten aufführungspraktischen Implikationen, sondern besitzt einerseits eine ästhetische (sogar geradewegs metaphysische) und andererseits eine kompositionstechnische Bedeutung:

"Unendlich" soll laut Wagner diejenige Art von Melodie sein, in der der Komponist „die untrügliche Form seines laut erklingenden Schweigens" zum Ausdruck bringe; gemeint ist eine Musik, die nicht einzelne, begrifflich fassbare, und insofern "endliche" oder "begrenzte" Bedeutungen, sondern das "Unaussprechliche" (und damit im Sinne von Wagners durch Schopenhauer geprägter Anschauung das Höhere, Tiefere, den "Willen") auszudrücken vermag.

Aus dem Zusammenhang des Aufsatzes wird klar, dass diese Fähigkeit der Musik für Wagner mit einer bestimmten Kompositionsweise verbunden ist: "Unendlich" ist eine "Melodie" , wenn sie nicht durch "unmelodische" Einschübe, leere Floskeln, stereotype harmonische Kadenzwendungen, musikalisches Füllwerk oder Überleitungen unterbrochen wird; mit "Melodie" ist in diesem Zusammenhang also weniger eine geschlossene Tonfolge gemeint; "Melodie stellt vielmehr den Inbegriff des musikalischen Formganzen dar. Vorgeprägt sei die "unendliche Melodie" in den Werken Ludwig van Beethovens, in denen jeder musikalischen Einzelheit, jeder Note und selbst jeder Pause eine thematische Bedeutung zukomme, während selbst bei Mozart die "Melodie" immer wieder durch "unmelodisches" Füllwerk unterbrochen werde. Kompositionstechnisch gesehen ist die "unendliche Melodie" daher eine Metapher für einen motivisch-thematisch durchgearbeiteten und zugleich beredten, bedeutungsgeladenen musikalischen Zusammenhang, wie Wagner selbst ihn im leitmotivischen Geflecht seiner musikalischen Dramen zu realisieren versuchte. Notwendige Folgen für Artikulation und Phrasierung ergeben sich daraus freilich nicht.

Eine kleine Ergänzung zur Frage von Schumanns Instrumentation: Schon Arnold Schönberg hat sich gegen den Pauschalvorwurf der angeblich schlechten Instrumentation gewendet:

"So las ich einmal in einer Prüfungsarbeit einer Studentin im zweiten Studienjahr, die nur wenig Harmonielehre und viel 'Musikverständnis' [als Fach] studiert, aber gewiß nicht viel tönende Musik gehört hatte, daß 'Schumanns Instrumentation trübe und unklar' sei. Diese Weisheit stammte wörtlich genau aus dem Lehrbuch, das in der Klasse benutzt wurde. Manche Fachleute für Instrumentation würden vielleicht sogar ohne Argument der Verdammung Schumanns als Instrumentator zustimmen. Indessen könnte es andere Fachleute geben, die sich darüber einig wären, daß nicht die ganze Instrumentation von Schumann schlecht sei - daß es trübe ebenso wie glänzende oder zumindest gute Stellen gebe; sie wüßten auch, daß dieser Vorwurf von dem Streit zwischen der Wagnerischen 'Neudeutschen' Schule und der Schumann-Brahmsischen akademisch-klassizistischen Schule herrührt und daß die Kritiker so glänzende Stellen aus Wagners Musik im Sinn hatten wie den Feuerzauber, das Meistersinger-Vorspiel, die Venusberg-Musik und andere. Eine Solche Brillanz ist in Schumanns Musik nur selten zu finden. Aber manche Fachleute wissen auch, daß es sehr wenige Kompositionen gibt, deren Instrumentation makellos ist. Mehr als zwei Jahrzehnte nach Wagners Tod, zum Beispiel, überdeckte seine Orchesterbegleitung die Stimmen der Sänger noch so, daß sie unhörbar wurden. Ich weiß, daß Gustav Mahler seine Instrumentation zugunsten der Durchsichtigkeit sehr ändern mußte. Und Strauss selbst hat mir mehrere Stellen gezeigt, an denen er auszugleichen genötigt war." (Arnold Schönberg: Neue Musik, veraltete Musik, Stil und Gedanke, in: Stil und Gedanke, hrsg. von Ivan Vojtech, Frankfurt am Main 1992, S. 40.)



Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 11. Jan 2012, 16:45 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#56 erstellt: 12. Jan 2012, 20:50
Hm, nun gut, mein Aufhänger war zwar rhetorisch ganz nett, aber sachlich nur bedingt richtig. Ich gebe gerne zu, mich bei Wagner nicht besonders auszukennen. Lieber Aladdin, vielen Dank für die Richtigstellung.

Auch wenn der Aufhänger nicht richtig war, inhaltlich bleibe ich dennoch bei meiner Aussage. Ich habe zeitgenössische Quellenh gelesen, aus denen hervorgeht, daß Wagner wie ein Besessener Legatospiel mit seinem Orchester geprobt hat. Deswegen wie ein Besessener, weil seine Musiker diese großen Bögen nicht gewohnt waren. Ich meine sogar, Wagner hätte selbst darüber geschrieben.
Bitte fragt jetzt nicht nach Quellenangaben. Ich habe die Stellen irgendwo, vermutlich abewr in Unterlagen, in die ich seit dem Studium nicht mehr hineingesehen habe und die in Kisten staubdicht verpackt im Keller stehen. Gerne begebe ich mich aber auch hier auf die Suche, sobald es die Zeit zuläßt.
AladdinWunderlampe
Stammgast
#57 erstellt: 12. Jan 2012, 23:01
Lieber Johannes,

keinesfalls zweifle ich an der Richtigkeit Deiner Ausführungen zu jenen Veränderungen in Artikulation und Phrasierung, die durch Wagners dirigentische Tätigkeit maßgeblich in der Orchesterpraxis des 19. Jahrhundertsetabliert wurden - zumal man in anderen Musikbereichen dieser Zeit ja ganz ähnliche Entwicklungen feststellen kann: Man denke nur an das von Charles-Marie Widor in der französischen Orgelschule etablierte Postulat des "perfekten legato" (das etwa bei César Franck, dem Ahnherrn des symphonischen Orgelstils, längst noch nicht in ähnlicher Konsequenz ausgebildet gewesen sein dürfte). Es ging mir also nicht darum, oberlehrerhaft an Deiner Darstellung herumzumäkeln; vielmehr wollte ich nur das ziemlich weit verbreitete Mißverständnis ausräumen, dass die von Dir beschriebenen aufführungspraktischen Veränderungen sachlich mit dem Begriff der "unendlichen Melodie" zusammenhängen, der eben keine endlose Melodie im Bandwurm-Legato bezeichnet, sondern - wie gesagt - eine zunächst metaphysische Wesensbestimmung der Musik darstellt, die aus Wagners Sicht aber zugleich durchaus fassbare kompositionstechnische Konsequenzen hat.

Die erste Quelle, die mir zur Wagner'schen Aufführungspraxis einfällt, ist seine Schrift "Über das Dirigieren". Wenn ich noch Zeit dazu finde, kann ich gleich mal nachschauen, ob Wagner dort irgendetwas zur Artikulations- und Phrasierungsfragen geschrieben hat. Spontan erinnern kann ich mich gerade nur an einige Ausführungen zur Tempowahl - insbesondere an seinen teils ziemlich hämischen (und wohl insgeheim auch von Neid geprägten) Ausführungen zum Dirigieren Mendelssohn Bartholdys, dem er durchwegs überhastete Tempi vorwirft, die ihm dann gleich zum Zeichen für eine nur "oberflächliche" Auseinandersetzung mit den betreffenden (meist Beethoven'schen) Werken werden - wenn er Mendelssohn nicht gar vorwirft, mit den rasanten Tempi nur Schlampigkeiten im Zusammenspiel übertünchen zu wollen...

Hier sieht man meines Erachtens ziemlich deutlich, dass Mendelssohn - dessen Metronomisierungen eigener Werke ja tatsächlich tendenziell eher zügig sind - als Musiker wohl Repräsentant eines älteren, eher klassisch orientierten Tempobegriffs war, während der als "Zukunftsmusiker" verschrieene Wagner keine Hemmungen hatte, auch älterer Musik seine moderneren, langsameren Tempovorstellungen überzustülpen - mit weitreichenden Konsequenzen für die Aufführungspraxis symphonischer Musik, die man unschwer bis zu Dirigenten wie Knappertsbusch verfolgen kann.



Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 13. Jan 2012, 00:23 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#58 erstellt: 03. Feb 2012, 20:14
Die Gardiner-Aufnahmen gibt es z Zt im Angebot bei amazon.de für etwas unter EUR 30, m.E. ein fairer Preis für 3 CDs, zumal eben mit der Erstfassung der 4., dem Fragment der Zwickauer und dem Konzertstück f- 4 Hörner ziemliche Raritäten dabei sind.
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#59 erstellt: 04. Feb 2012, 22:14

Kreisler_jun. schrieb:
Die Gardiner-Aufnahmen gibt es z Zt im Angebot bei amazon.de für etwas unter EUR 30, m.E. ein fairer Preis für 3 CDs, zumal eben mit der Erstfassung der 4., dem Fragment der Zwickauer und dem Konzertstück f- 4 Hörner ziemliche Raritäten dabei sind.

Diese Empfehlung sei ausdrücklich unterstützt. Des weiteren enthalten ist in der Gardiner-Box die von Schumann auch als "Symphonette" betitelte und oft unterschätzte Satzfolge aus Ouverture, Scherzo und Finale op. 52 (1841). Das Konzertstück für vier Hörner erleidet bedauerlicherweise ein Nischendasein, vermutlich sowohl wegen der ungerechtfertigten Herabstufung seines Namens als Konzertstück als auch wegen der schwer zu besetzenden, weil hoch virtuosen Solistenpartien.

Ich hatte gestern Abend das Vergnügen, im Konzert die 4. Sinfonie zu hören, gespielt von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi. Welch eine Orchesterkultur, wenn wie dort der gesamte Apparat gemeinsam mit dem Dirigenten atmet (!) und sich dies musikalisch äußert als spielte ein einziger Musiker statt 53! Bis Ende des Jahres darf damit gerechnet werden, dass der Sinfonien-Zyklus in Järvis Deutung auf komplett Tonträger vorliegt, nachdem kürzlich schon die Frühlings- und die Rheinische Sinfonie auf CD erschienen. Das könnte eine ernstzunehmende Alternative zu Gardiner werden, freilich im Preis zunächst kaum konkurrenzfähig.

Gruß, Kaddel
Kreisler_jun.
Inventar
#60 erstellt: 04. Feb 2012, 23:17
Ich erwähnte das Angebot u.a., weil oben jemand schrieb, dass ihm der reguläre Preis von 45-50 EUR zu hoch sei. Ouverture, Scherzo & Finale hatte ich in der Tat vergessen, aber das ist m.E. auch ein wenig leichter zu kriegen als die anderen drei selteneren Stücke (selbst Karajan hat es eingespielt). Ich muss gestehen, dass ich das auch immer recht leichtgewichtig fand.
Allerdings hat (wie schon Tovey Anfang des 20. Jhds. bemerkte) Schumann dem Werk vielleicht einen Bärendienst erwiesen, dass er es nicht Symphonette oder Sinfonietta genannt hat. So klingt es wie eine willkürliche Zusammenstellung von irgendwie übriggebliebenen Stücken.

Schon etwas erstaunlich, dass einerseits immer wieder die Konzentration auf die immergleichen Standardwerke beklagt wird, andererseits solche Stücke (oder man denke auch an die beiden Konzertstücke Schumanns für Klavier) sehr selten zu hören sind.
teleton
Inventar
#61 erstellt: 05. Feb 2012, 14:50
RE: Szell (SONY, 1959-60)

Hallo Joachim,

deiner Empfehlung für die Szell-GA (SONY, 1959-61) habe ich in diesem Thread bereits mehrfach Ausdruck verleiht. Ich frage mich allerdings, was man bei diesen grossartigen und bereits gut klingenden CBS-Aufnahmen noch mit seinen historischen und schlecht klingenden MONO-Aufnahmen von 194x soll ? Nicht umsonst hat Szell, als grosser Schumann-Verfechter diese neu in Stereo aufgenommen.
*** Den Interessanten Aufsatz über 4Seiten über die Schumann-Sinfonien und was Szell über Mahler´s Schumann-Verstümmlung (So nenne ich das !) hält, kann man in der SONY-GA auch in Deutsch lesen. Der wichtigste Satz: Persönlich halte ich die neue Orchestrierung aller Sinfonien durch G.Mahler für einen äusserst unglücksseligen Fehlgriff ...


RE: Gardiner (DG-Archiv)

Hallo Aladdin,

Du empfiehlst ein paar Beiträge zuvor die Gardiner-Aufnahme der Schumann-Sinfonien. Ich habe von WolfgangZ seine dopplete CD daraus mit den Sinfonien Nr.1 und 4 bekommen.Das Konzertstück für 4 Hörner und Orchester F-dur op. 86 ist darauf eine willkommene Ergänzung, da ich das Werk noch nicht hatte.
Bei den Sinfonien Nr.1 und 4 gefallen mir zwar die Pauken und insgesamt seine flotten tempi gut, aber für mich ist das kein Schumann ! Es klingt alles zu dünn, zu wenig sinfonisch; dramatische Stellen klingen wie eine gesoftete Karikatur - nein - das ist kein Schumann !

Ich will die Schumann-Sinfonien so grosssinfonisch hören, wie Szell (SONY), alle Bernstein-Aufnahmen (SONY und DG), aber auch Karajan (DG) von dem ich zuerst geprägt wurde legt hier seinen glänzenden, dramatischen und packenden Schumann vor.


RE: Levine / Berliner PH (DG)

Einige Beiträge höher und vor langer Zeit (2006?) hatte ich noch auf martins beitrag Zweifel angemeldet, ob Levine wirklich so herausragend ist ?
Wegen meherer guter Kritiken wurde ich neugierig und kaufte mir 2011 die Levine - GA. Hier meine sehr positiven Eindrücke vom Vorjahr dazu:
Ja, das ist Schumann, wie ich ihn mir vorstelle und gerne hören möchte !


Levine / Berliner PH (DG, 1992,1988.)
Im Grunde war ich mit Schumann fertig; die Luschen (z.Bsp.Marriner) hatte ich alle rausgeschmissen. Die Russen gaben mir diesesmal auch nicht das was ich erwartet hatte - sogar Roshdestwensky folglich abgesetzt.
* Aber wegen der interessanten Kritik kaufte ich mir noch diesen Levine - Zyklus:
Wer Schumann absolut mit schmackes hören will; man könnte sogar das Wort "bombastisch" verwenden, der liegt hier richtig. Ich hätte Levine so eine Aufnahme vorher gar nicht zugetraut ! Aber es ist sogar seine zweite GA (nach der auf RCA mit dem Philadelphia Orchestra).
Ich hatte vorher in beide GA reingehört. Da aber bei der späteren auf DG weit mehr brio zu hören war, habe ich diese genommen. Bei ihm geht "die Post ab", die Tempi sind flott, aber gar nicht mal zu schnell (Karajan ist in den Kopfsätzen durchweg noch flotter).
Auch die Manfred-Ouvertüre ist in einer Megaaufnahme dabei.
Der aktuelle TOP- Klang und die Pauken sind astrein. Also mir macht diese neuste meiner Schumann-Erwerbungen richtig Spaß !

Da diese noch keiner abgebildet hat, mache ich den Anfang:

amazon.de
DG, 1992(1+4), 1988 (2+3), DDD
silbendrexler
Ist häufiger hier
#62 erstellt: 16. Feb 2012, 14:55
Guten Tag allen Vorkommentatoren von einem Neuling im Forum.

Ich habe gerade die Diskussion um die Schumann-Symphonien mit steigender Spannung gelesen, und möchte jetzt auch meinen Senf dazu geben.

Einem der Vorredner möchte ich vorbehaltlos zustimmen, was die Einschätzung der Dohnanyi-Interpretation anbetrifft. Die Frühlingssymphonie gepaart mit der 2. war Anfang 1989 meine Einstiegsdroge in Sachen Schumann, der seither bei mir den Platz als Lieblingskomponist behauptet. Und das auch als Symphoniker! Aufmerksam auf die Dohnanyi-Einspielung wurde ich seinerzeit übrigens durch eine Rezension in der Stereoplay, ich glaube von Attila Csampai, die der Kopplung den Rang als "Perfekte" bescheinigte. Die Blechfanfare nach 8:10 des ersten Satzes schafft es auch nach über 20 Jahren und mittlerweile sicher gut 100-fachen Hörens immer noch, mir die Gänsehaut auf die Arme zu zaubern, die nur wirklich gute Musik zu erzeugen in der Lage ist.
Die Dritte und Vierte fallen dann leider etwas ab, zumal mir bei der Vierten die Originalfassung mehr zusagt.

Jahre später habe ich mir dann das Re-Issue der Bernstein-Aufnahmen mit den Wienern zugelegt, eine gleichermaßen faszinierende Darstellung, insbesondere auch der Ersten. In keiner anderen mir bekannten Aufnahme "galoppiert" der Frühling (in Form der Pauken) so vehement herein wie hier. Und auch die "Rheinische" wird von Bernstein kongenial dirigiert. Nirgends sonst "hört" man den Rhein so erhaben strömen wie bei Bernstein, das schafft sonst allenfalls die Moldau

Aber immer fehlte mir etwas, oder war vielleicht etwas zu viel? Ich habe viele andere Einspielungen angehört, Sawallisch, gewiss, Masur (sehr schön in der Vierten mit dem LPO), Gardiner (wirklich sehr gelungen, auch von der Aufnahmequalität) und Marriner ("mittelgewichtige" Low-Budget Edition bei Brilliant, genau das Richtige für's Auto), immer in froher Erwartung, etwas wahrlich Neues zu finden.

Bis in mir dann vor einiger Zeit die Erkenntnis reifte, dass es tatsächlich ein "zu viel" ist, was den Zugang zu Schumanns symphonischem Schaffen erschwert. Und zwar ein "zu viel" nicht in der Orchestrierung, sondern in der Besetzung. Genau wie Mozart musste Schumann von einer kammerorchestralen Besetzung profitieren! Und DIE Aufnahme habe ich dann gefunden. Mit dem Swedish Chamber Orchestra, dirigiert von dem mir bis dahin gänzlich unbekannten Thomas Dausgaard. Erschienen vor einigen Jahren bei BIS Records, zurzeit noch sündteuer. Es sei denn, man kauft gebraucht, z.B. über Amazon Marketplace. Bei einer CD erhielt ich sogar, trotz der ausgelobten "gebraucht - sehr gut", original verschweißte Neuware. Doch nun zu Dausgaard.

Klingen die ersten Takte der Frühlingssymphonie noch fast wie bei Dohnanyi, so tun sich im weiteren Verlauf tatsächlich neue Welten auf. Das klingt zunächst ungewohnt, fast würde ich sagen revolutionär, dann wäre Schumann in der direkten Beethoven-Nachfolge zu sehen - ein sicherlich gewagter Ansatz. Aber so ähnlich ist das bei Dausgaard: Luftig, dramatisch zugeschärft, einfach anders als gewohnt, fernab aller romantisierelnden Schönfärberei. Nicht der orchestrale Wohlklang a la Karajan ist hier der Star, sondern Schumann, der Komponist. Entschlackt vom großorchestralen Ballast der letzten Jahrzehnte klingt das frischer, freier, einfach "richtiger". Was sich nicht unbedingt beim ersten Hören erschließt, zugegeben. So werden denn auch die Brüche deutlich herausgearbeitet, und auch wenn das manchmal etwas unbeholfen klingt, eben das gehört auch zu Schumann.

Alles in allem eine hervorragende Interpretation abseits der ausgelatschten Pfade. Unbedingte Empfehlung!

Wünsche allen einen schönen Tag
Lutz
Hüb'
Moderator
#63 erstellt: 16. Feb 2012, 15:03
Hallo Lutz,

herzlich willkommen im Forum. Toller Einstandsbeitrag!

Die Dausgaard-Einspielungen wurden bei Erscheinen meiner Erinnerung nach sehr gelobt.
Mir sind sie momentan noch ein wenig zu teuer.

Grüße
Frank
Kreisler_jun.
Inventar
#64 erstellt: 29. Mai 2012, 12:23
Weil immer mal wieder nach günstigen Angeboten für das Gardiner-Set (inklusive Frühfassung der 4., "Zwickauer"-Fragment und Konzertstück für Hörner) gefragt wird:

www.albert-classic.de

hat gerade ein Angebot für 15,99!

Ich habe bei denen schon ein paarmal bestellt; sehr zuverlässig und freundlicher Service. Dazu, soweit ich sehe, ein Familientunternehmen und kein Moloch wie Amazon...
klutzkopp
Inventar
#65 erstellt: 21. Mai 2020, 21:08
Von Gardiner gibts noch eine zweite, recht aktuelle Live-GA mit dem LSO auf SACD:

jpc.de

jpc.de

Kann da jemand etwas zu sagen?


[Beitrag von klutzkopp am 21. Mai 2020, 21:08 bearbeitet]
Agon
Hat sich gelöscht
#66 erstellt: 23. Mai 2020, 13:17
Also, ich habe mir die obere CD mit Manfred-Ouvertüre und Sinfonien Nr. 1 und 3 angehört.
Mein Eindruck ist sehr zwiespältig. Das ist ein sehr zappelig und abgehackt klingender Schumann, den Gardiner hier dirigiert.
Das klingt in seiner alten DG-Aufnahme anders, um nicht zu sagen besser, runder.

klutzkopp
Inventar
#67 erstellt: 23. Mai 2020, 14:15
Okay danke erst mal. Habe in die älteren Gardiners und auch bei Herreweghe mal reingehört. Ich glaube bei dieser Musik ist HIP nicht mein Fall. Bleibe lieber großorchestral mit Szell, Sawallisch/Dresden und Lenny/WPh. Skrowaczewski klingt noch recht interessant.
Agon
Hat sich gelöscht
#68 erstellt: 23. Mai 2020, 17:00
Ja, ich würde auch lieber bei den Non-Hip-Aufnahmen bleiben. Sawallisch, Szell, Sinopoli, Muti, Bernstein, Furtwängler (4).
Skrowaczewski habe ich auch in guter Erinnerung.
Es gibt auch sehr gute Einzelaufnahmen mit Charles Munch, Fritz Reiner, Pierre Monteux, Carlo Maria Giulini, Günter Wand und Klaus Tennstedt.

Zu Herreweghe muß ich sagen: seine erste Aufnahme der Zweiten zusammen mit dem Klavierkonzert mit Andreas Staier hat mich sehr überzeugt:

21WNBCKQPBL

Unglaublich, daß diese Aufnahmen gestrichen sind. Das ist echt eine Schande.

Die Amazon-Kritik von "Sagittarius" ist sehr gut.
klutzkopp
Inventar
#69 erstellt: 23. Mai 2020, 17:58
Wand ## 3 und 4 ist bestellt. Jünter jeht immer
Hüb'
Moderator
#70 erstellt: 23. Mai 2020, 19:06
Diese GA ist IMHO exzellent und wahnsinnig packend. Ich möchte sie nicht mehr wissen. Kostet zZ 10 €:

jpc.de

Siehe die Kritiken bei jpc sowie im www.

WolfgangZ
Inventar
#71 erstellt: 23. Mai 2020, 19:18
Absolute Zustimmung bezüglich Schumann und Gaudenz! (... sollte ich das nicht schon einmal geschrieben haben. Andernfalls ist doppelt hier kein Schaden!)

Wolfgang
klutzkopp
Inventar
#72 erstellt: 23. Mai 2020, 19:31
Danke für den Tip. Hatte ich überhaupt nicht auf Schirm.
klutzkopp
Inventar
#73 erstellt: 24. Mai 2020, 18:58

Kostet zZ 10 €:


Ist geordert.
Hüb'
Moderator
#74 erstellt: 24. Mai 2020, 19:01
Da bin ich mal auf deinen Eindruck gespannt.
klutzkopp
Inventar
#75 erstellt: 24. Mai 2020, 19:02
Ich auch. Habe aber keinen SACD-Player und auch kein Surround.
Hüb'
Moderator
#76 erstellt: 24. Mai 2020, 19:06
Macht ja nichts.
Einen SACDP habe ich zwar, ich höre aber auch nur zweikanalig.
Hüb'
Moderator
#77 erstellt: 25. Mai 2020, 07:50

Agon (Beitrag #68) schrieb:
Unglaublich, daß diese Aufnahmen gestrichen sind. Das ist echt eine Schande.

Gibt es bei Medimops noch gebraucht (sehr gut = meiner Erfahrung nach bedenkenlos kaufbar, zumindest bei MM) für 10 EUR:
https://www.amazon.d...=UTF8&condition=used

Agon
Hat sich gelöscht
#78 erstellt: 25. Mai 2020, 21:27
Zum Glück habe ich diese Aufnahmen seit Ihrem Erscheinen. Ich weiß noch genau, wie begeistert ich damals davon war. Und das hat sich bis heute gehalten, wie das Wiederhören bewiesen hat. Herreweghe dirigiert hier ungewohnt straff mit sehr konturiertem Zugriff. Er scheint wirklich in das Herz von Schumanns Leiden vordringen zu wollen. Genausogut ist Andreas Staier. Das ist immer noch eine der besten Schumann-CDs auf dem Markt (aber eben nur noch gebraucht).

Harmonia Muni geht mit seinen älteren Aufnahmen nicht gut um. Sie werden in Billigreihen geschoben und verschwinden dann völlig. Dagegen werden die Neuaufnahmen stark gehypt und vermarktet. Obwohl sie künstlerisch oft nicht mehr so gut sind.

Hüb'
Moderator
#79 erstellt: 26. Mai 2020, 07:13

Harmonia Muni geht mit seinen älteren Aufnahmen nicht gut um.

Diesen Eindruck habe ich auch. Der Back-Katalog wird weniger nachhaltig ausgewertet, wie bei anderen Labeln (die Majors betreiben das ja bis zum Exzess...). Mag sein, dass die Strategie bei HM lautet, dass primär auf aktuelle Künstler und Produktionen gesetzt werden soll. "Altaufnahmen" träten dann ggf. zu Neuproduktionen in Konkurrenz. Wobei das auch wieder Quatsch ist, denn der Wettbewerb mit den Einspielungen anderer Label bleibt ja bestehen und kann nicht "abgeschaltet" werden - insbesondere im Bereich des Kernrepertoires à la Schumann-Sinfonien.


[Beitrag von Hüb' am 26. Mai 2020, 13:29 bearbeitet]
stravinsky
Inventar
#80 erstellt: 24. Jan 2023, 12:14
Wieder einmal ein großes Dankeschön an all die Musikliebhaber in diesem Forum für die vielen Empfehlungen!

Hab mich für Wolfgang Sawallisch entschieden. Eine sehr schöne GA mit tollem Klang. Szell gefällt mir auch sehr, allerdings ist mir der Klang etwas zu dunkel. Das Gegenteil von Gardiner. Der "bürokratischer Meister des Mittelmaßes" liegt mir irgendwie

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Kakapofreund am 11.06.2004  –  Letzte Antwort am 13.08.2007  –  8 Beiträge

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