Neuigkeiten von Naxos?

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 10. Apr 2013, 14:16
Man sollte bitte den Begriff "Neuigkeit" sehr dehnen, also auch Sachen, die ein paar Jahre alt sind, sind für mich noch Neuigkeiten.

Vor vielen Jahren, als es noch kein Brilliant gab, war ich ein eifriger Naxossammler: Mozart Klavierkonzerte mit Jando, Bruckner mit Tintner, Schostakowitsch mit Slowak und vieles andere mehr. Ich studierte sorgfältig den Naxoskatalog, der schon damals gigantisch war. Aber was ist eigentlich in den letzten 10 Jahren mit Naxos passiert, wo haben die ihren Katalog ausgebaut? Meine neueste Erwerbung ist ja Roussel mit den Sinfonien, diese Erwerbung ist relativ frisch, aber was ich in den letzten Jahren halt versäumt habe, noch ein Auge darauf zu werfen, was Naxos neu einspielt.

Weiß jemand von neuen wichtigen Einspielungen, die Naxos in den letzten Jahren gemacht hat?

Gruß Martin

Edit:

Bitte die Moderation, den Schreibfehler Naxox im Threadtitel zu korrigieren


[Beitrag von Martin2 am 10. Apr 2013, 14:18 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 10. Apr 2013, 14:32
Moin Martin,

schwierige Frage. Naxos beackert ja schon seit vielen Jahren gerade die Nischen und wenn man sich für "abwegiges" Repertoire zum kleinen Preis interessiert, kommt man an Naxos kaum vorbei. Hier ist mittlerweile auch ungeheuer viel erschienen und der Katalog wächst und wächst weiter.
Gleichzeitig ist man zunehmend bestrebt, auch das Standardrepertoire (der Anfangsjahre) in wettbewerbsfähigen Interpretation anzubieten (z. B. der neue Schostakowitsch-Zyklus oder einige der Aufnahmen mit der Cellistin Maria Kliegel).

Die genannte Box mit dem Orchesterwerken von Albert Roussel ist sicher eine wichtige Neuaufnahme. Ebenso wie der Debussy-Zyklus.

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 12. Apr 2013, 13:15
Hier mal zwei Tipps:

jpc.de

Das Cellokonzert hat mir auf einer Chandos-CD sehr gut gefallen und ich werde auch diese Neu-Aufnahme kaufen.

jpc.de

Die Beethoven-Klaviertrios mit Kliegel und Co sind ebenfalls eine dicke Empfehlung, trotz der mehr als zahlreichen und teils namhafteren Konkurrenz.

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 15. Apr 2013, 09:21
Da es auch hier passt :):

jpc.de


Die Aufnahme enthält sämtliche Cellosonaten von George Onslow, der sehr produktiv auf dem Gebiet der Kammermusik war (seine 36 Streichquartette und 34 Streichquintette harren weitestgehend noch der Entdeckung bzw. discographischen Erschließung). Die Werke wurden seinerzeit vom Publikum geschätzt und durchaus neben denjenigen Beethovens eingeordnet. Die Qualität der Musik wird auf der Naxos-CD absolut bestätigt. Zu hören gibt es ansprechende, einfallsreiche, eigenständige und ihrer Entstehungszeit gemäße Klassik, die mir auf Anhieb sehr gefällt und zum wiederholten Hören einlädt.

Da es sich um die einzigen mir bekannte Aufnahmen von Cellosonaten Onslows handelt, entzieht sich die Produktion naturgemäß einem Vergleich. Dennoch wage ich die Behauptung, dass das seit Jahren miteinander vertraute Kammermusik-Duo Kliegel (Cello) und Tichmann (Klavier) hier eine sehr gute Einspielung mit Referenzcharakter vorgelegt hat.

Co-Produziert wurde die rund 70-minütige, tadellos klingende CD vom Deutschlandfunk. Eine eindeutige Empfehlung und eine sehr gute Ergänzung zu den Bemühungen von CPO rund um diesen Komponisten.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Apr 2013, 08:15 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#5 erstellt: 15. Apr 2013, 11:00
Und hier noch ein recht aktueller Naxos-Hinweis aus dem "Was hört ihr gerade..."-Faden:

jpc.de


Diese Neuaufnahme (Aufnahmedaten 2009 bzw. 2011) verwundert mit Blick auf die Kataloggestaltung bei Naxos ein wenig, da Marin Alsops Einspielung aus Baltimore ähnlich jung ist und eine vergleichbare Interpretetenkonstellation bietet.
Die Kopplung mit Werken von Dvorak (6. Sinfonie) und Janacek (Idyll) auf dieser CD liegt durch den jeweiligen Entstehungszeitraum (1880 bzw. 1878) und die Herkunft der Komponisten ein Stück weit auf der Hand, mutet aber dennoch eigenwillig an. Das iegt vielleicht auch daran, dass Einzelaufnahmen von Dvoraks Sechster gar nicht so häufig produziert werden (zumeist wird das Werk ja in Kombination mit anderen Sinfonien oder gleich im Zuge einer Gesamtaufnahme angeboten).
Die Sechste wird vom Orchester aus Seattle unter Leitung von Gerard Schwarz sehr schön gespielt. Insbesondere die lyrischen Passagen wirken auf mich sehr überzeugend, und auch der Beginn des dritten Satzes sowie der Finalsatz werden schön "knackig" und mitreißend zum Hörer transportiert.
Janaceks Idyll kenne ich bisher zu wenig, um hier wirklich ein Urteil abgeben zu können. Wer vielleicht seine Sinfonietta mag (wie ich), sollte dieses Werk nicht als Maßstab zur Beurteilung hernehmen. Sein Idyll ist doch eine eher konventionelle Komposition, was wiederum die Kombination mit der Sechsten rechtfertigt.
Man merkt den Einspielungen an, dass sie an zwei verschiedenen Orten aufgezeichnet wurden. Die Dvorak-Sinfonie gefällt mir besser, da das Orchester bei Janacek auf mich leicht "verfärbt" wirkt, ähnlich, als würde man einer Produktion aus dem sog. "Goldenen Zeitalter" lauschen.
Klanglich dennoch insgesamt eine wirklich (sehr) gute Produktion und eine eindeutige Empfehlung, auch - aber nicht nur! - wegen der Werkszusammenstellung.
Die CD ist mit einer Spielzeit von knapp 80 Minuten prall gefüllt.

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 15. Apr 2013, 14:30
Ein weiterer aktueller Hinweis aus dem zuvor genannten Thread:

jpc.de


Besprechung bei WDR 3 TonArt

und nochmal nahezu Vergessenes, nämlich Kammermusik des deutschen RomantikersEduard Franck. Auch die Musik Eduard Francks ist auf Tonträger - oder gar im Konzertleben - wenig bis gar nicht präsent. Allenfalls das Label audite hat sich bisher in größerem Maße seines Schaffens angenommen und bietet eine Reihe von Produktionen (Orchesterwerke, Kammermusik; audite-Einspielungen bei jpc).
Diese Zurückhaltung der Plattenfirmen wundert mich aufgrund der Qualität der Musik der vorliegenden Naxos-CD doch sehr. Meiner Ansicht nach handelt es sich um ganz wunderbare romantische Kammermusik, die gleich ein ganzes Füllhorn schöner Momente und Einfälle auszuschütten weiß - einfach großartige, packende Kompositionen, die mich unmittelbar ansprechen und die jedem Freund der Werke Schumanns, Mendelssohns oder auch Brahms' dinrgend ans Herz gelegt seien!

Die in der Besprechung auf WDR 3 angemahnte noch steigerungsfähige Leidenschaft und Ausdruckskraft in der Interpretation kann ich aus der Einspielung nicht so zwingend heraushören. Die Musiker spielen für mein Empfinden mit großer Wärme und Empathie für die Werke und wirken daher auf mich absolut überzeugend. Und selbst wenn man an der Deutung tatsächlich etwas würde bemängeln wollen, dann wäre die Musik immer noch viel zu gut, um diese Aufnahme zu ignorieren.

Das Klangbild der mit knapp 80 Minuten wirklich proppevollen CD ist ebenfalls sehr gelungen, etwas "entfernt" und nicht zu direkt eingefangen, ohne dass die Aufnahme "audiophil verhallt" wäre. In Summe ein ganz dicker Kauftipp und für mich bereits jetzt eine DER Entdeckungen des Jahres 2013. Bitte mehr von Eduard Franck!

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#7 erstellt: 15. Apr 2013, 14:31
Weiter:

jpc.de


Mit Aufnahmen der Sinfonien Muzio Clementis sieht es auf dem Tonträgermarkt verleichsweise mau aus. Am ehesten wird man scheinbar noch im Budget-Bereich fündig, denn hier gibt es die Einspielungen des Philharmonia Orchesters unter Leitung von Scimone. sowie eine Brilliant-Classics-Produktion mit dem selben Orchester.
Die Musik selbst ist wirklich hörenswert und von großer Leichtigkeit, ohne leichtgewichtig zu sein. Ich wage mal vorsichtig zu behaupten, dass die Sinfonien durchaus in einer Liga mit manchen Werken von Haydn und Mozart oder den frühen Sinfonien von Schubert oder Beethoven spielen. Die römischen Musiker hängen sich voller Elan für "ihren" Clementi rein und liefern energiegeladene, spritzige und sehr gut durchhörbare Interpretationen. Da mir die Produktion auch in klanglicher Hinsicht ausgezeichnet gefällt, möchte ich sie dringend empfehlen. Mir fehlt es ganz sicher an Hörerfahrung in Sachen Clementi, aber aufgrund der Qualitäten der Scheibe kann man diese Aufnahmen vermutlich durchaus als Referenzaufnahmen ansehen. Bitte mehr davon!
Die Spielzeit der CD liegt bei (etwas knappen :() 60 Minuten - da hätte man doch bestimmt noch einen Füller finden können, liebe Naxoianer...

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#8 erstellt: 15. Apr 2013, 14:32
Doch mehr "Naxosse" in letzter Zeit gehört, als eigentlich gedacht...

jpc.de


Und noch eine Einspielung, die mehr hält, als ich mir eigentlich von ihr versprochen habe.
Auch die Klaviertrios von Bohuslav Martinů sind discographisch deutlich unterrepräsentiert. Ich konnte nur die beiden Gesamtaufnahmen mit dem Kinsky Trio (Praga) sowie dem Angell Piano Trio (ASV) (tatsächlich mit zwei "l" geschrieben) auf die Schnelle ausfindig machen. Daher ist die Naxos-Initiative mit dem Arbor Piano Trio - zumal im Niedrigpreis-Segment angesiedelt - absolut begrüßenswert.

Martinus Werke für Klaviertrio entstanden in einem Zeitraum von 21 Jahren zwischen 1930 und 1951. Das erste Klaviertrio von 1930 mit seinen neoklassizistischen Anklängen ist dabei für mein Empfinden noch am Stärksten der Moderne zugewandt. Die restlichen Werke sind durchaus klangschön, mit elegischen Momenten, aber auch rhytmisch packenden Sätzen und ansprechenden thematischen Einfällen. In den Bergerettes von 1939 meine ich auch ein paar jazzige Einsprengsel auszumachen, welche die Komposition aber keinesfalls dominieren.

Das Arbor Piano Trio erweist sich als hervorragendes Ensemble, welches die Stimmungen der Klaviertrios ideal zu transportieren vermag, so zumindest mein Eindruck. Aufgrund fehlender intimere Werkskenntnisse (ich besitze zwar auch die CD mit dem Angell Trio, habe diese aber nicht "im Ohr") kann ich aber nicht wirklich einen Interpretationsvergleich ziehen, sorry.
Die Spielzeit ist mit knapp 75 Minuten großzügig bemessen und ein weiteres Argument für den Kauf der CD. Dicke Empfehlung für Kammermusik- und Martinů-Freunde!

Ich finde es übrigens sehr schön, dass Naxos mittlerweile doch recht häufig das gestalterische Cover-Einerlei verlässt und so für etwas mehr Abwechslung sorgt.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Apr 2013, 08:33 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#9 erstellt: 15. Apr 2013, 14:33
jpc.de


Die CD erweitert das Bild des Komponisten Reinhold Glière, was grundsätzlich zu begrüßen ist, sind doch bisher im Wesentlichen seine Orchesterwerke discographisch greifbar. Insbesondere die 8 Duette für Violine & Cello op. 39 sowie die 10 Duette für 2 Celli op. 53 sind ganz spannende, teils unerwartet "kantige" Werke und auch die Albumblätter op. 51 (für Cello und Klavier) wissen mit schönen Melodien zu überzeugen. Bei letzteren nimmt das Klavier für meinen Geschmack einen etwas zu dominanten Platz im Klangbild ein.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 15. Apr 2013, 14:33 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#10 erstellt: 16. Apr 2013, 08:08
Hallo,

der im Entstehen begriffene neue Detroiter Rachmaninoff-Zyklus unter Leonard Slatkin erscheint mir ebenfalls interessant. Die 2. Sinfonie hat bei mir (siehe auch die Kritik bei jpc) einen starken Eindruck hinterlassen. Es fehlt noch die Aufnahme der 1. Sinfonie. Allerdings gibt es hier nicht wenig an Konkurrenzaufnahmen, durchaus im preiswerten Sektor. Man denke z. B. an die mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Einspielungen von Jansons für EMI.

jpc.de jpc.de

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#11 erstellt: 16. Apr 2013, 08:28

Hüb' (Beitrag #2) schrieb:
Gleichzeitig ist man zunehmend bestrebt, auch das Standardrepertoire (der Anfangsjahre) in wettbewerbsfähigen Interpretation anzubieten

Hier noch ein Beispiel.

Raus:

jpc.de

Gut 20 Jahre alte, typisch lieblose Produktion der Anfangsjahre mit einem No-Name-Orchester und einem weitestgehend in der Versenkung verschwundenen Dirigenten. Lustig, dass seinerzeit auf dem Cover noch mit einer (heute lächerlichen) Spielzeit von knapp 50 Minuten "geworben" werden konnte.

Rein:

jpc.de

Ansprechend gestaltete Neuproduktion mit einem namhaften Orchester und einem Stardirigenten.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Apr 2013, 08:48 bearbeitet]
op111
Moderator
#12 erstellt: 17. Apr 2013, 11:33
Hallo zusammen,

Hüb' (Beitrag #11) schrieb:
Gut 20 Jahre alte, typisch lieblose Produktion der Anfangsjahre mit einem No-Name-Orchester und einem weitestgehend in der Versenkung verschwundenen Dirigenten.

Heute sieht es auch auf der Produktions-/Tontechnikebene anders aus.
Produzenten wie Tim Handley und Spitzen-Toningenieure wie Phil Rowlands (die man auch von den ehemaligen Major-Companies kennt) zeichnen häufig verantwortlich.


[Beitrag von op111 am 17. Apr 2013, 11:34 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 17. Apr 2013, 14:47
Zu Tim Handley, siehe auch hier.
Martin2
Inventar
#14 erstellt: 18. Apr 2013, 10:56
Hallo Frank,

danke, daß Du Dir die Mühe gemacht hast, so viele schöne CD Tips zu posten. Ich werde über das eine oder andere sicherlich nachdenken.

Gruß Martin
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