Ein Umschwenken der Firmenpolitik bei Naxos hin zum künstlerzentrierten Label?

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Hüb'
Moderator
#1 erstellt: 20. Feb 2005, 22:52
Hallo Forum!

Ich habe in letzter Zeit den Eindruck, dass Naxos bei einigen der aktuellen Produktionen zunehmend den Künstler in den Mittelpunkt der Produktaufmachung stellt. Früher war es erklärte Firmenpolitik, die Musik des jeweiligen Komponisten allein für sich sprechen zu lassen, ohne um die ausführenden Künstler großes Aufhebens zu machen (stand, so meine ich mich zu erinnern, auch mal explizit in einem Interview mit den Naxos-Begründer Heymann). Mittlerweile treten (meiner Ansicht nach übrigens hervorragende!) Künstler wie Bernd Glemser, Maria Kliegel oder auch Marin Alsop zunehmend bei der Gestaltung der CD-Cover in den Vordergrund (siehe z. B. die Beethoven'schen Cellosonaten mit der Kliegel, Brahms 1 mit Alsop oder Schumanns Symphonische Etüden mit Glemser).



Droht Naxos jetzt ein Label wie jedes andere auch zu werden, das sich über seine Künstler und nicht die Musik an sich definiert?
Wird Alsop jetzt den kompletten Brahms aufnehmen? Und was - außer dem Preis und dem sicherlich hohen künstlerischen Nievau - macht diese Aufnahme kaufenswert? Gibt es nicht genug hochkarätige "alte" Aufnahmen dieses Standardrepertoires? Die gleiche Frage kann man bei Kliegels Beethoven stellen.
Beide Werkszyklen (Beethoven+Brahms) gab es übrigens auch schon in anderen Interpretationen auf Naxos.

Was ist eure Meinung zu dem Thema?

Viele Grüße,

Frank
sound67
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 20. Feb 2005, 23:39
Ich glaube, es liegt auch daran, dass man inzwischen (fast) alle Repertoirenischen augeschöpft zu haben glaubt. Die Initiative für "Künstlerportraits" geht auch mehr von den Künstlern selbst aus - Klaus Heymann zahlt dafür keine müde Mark mehr.

Gruß, Thomas
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 20. Feb 2005, 23:42

sound67 schrieb:
Klaus Heymann zahlt dafür keine müde Mark mehr. ;)


Meinst Du? Woher hast Du diese Info?

Viele Grüße,

Frank
sound67
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 20. Feb 2005, 23:45
Naxos hat feste Tarife für einzelne Künstler bzw. Ensembles (bspw. $10.000 flat fee für eine Orchesteraufnahme, bei Abgabe *aller* Rechte). Da kommt keiner auf einen grünen Zweig (außer Heymann natürlich), aber man kann sich profilieren, wozu auf den großen Labels nur wenige Gelegenheit haben.

Gruß, Thomas
Hüb'
Moderator
#5 erstellt: 20. Feb 2005, 23:54
Heißt die Künstler nutzen Naxos (und die damit verbundenen Verkaufsmengen), um ihren Marktwert für Aufführungen zu erhöhen?

Grüße,

Frank
sound67
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 21. Feb 2005, 00:21
Oder um sich anderen Labels zu empfehlen. Oder um sich unsterblich zu machen.

Gruß, Thomas
antiphysis
Stammgast
#7 erstellt: 21. Feb 2005, 01:20
Künstlerfotos sind nach meiner Erfahrung oft deutlich günstiger zu haben als die Nutzung von Werken der bildenden Kunst. Ebenso ist es bei den «big labels», wenn sie Grafiker beauftragen, anstatt irgend ein Kunstwerk abzubilden. Die Bildagenturen, die die Rechte an den Fotos von Kunstwerken haben, langen meist recht ordentlich zu.
Wenn Herr Heymann die Fotos der Künstler in Auftrag gegeben hat, wüsste ich nichts an deren vielfältiger Nutzung zu beanstanden. Zudem hielte ich es für albern, sollten die Künstler an ihren Fotos verdienen. Wenn einer daran verdienen möge, sei es der Fotograf.

Davon unabhängig scheinen mir bei den «big labels» einige Interpreten übersehen worden zu sein. Bernd Glemser halte ich beispielsweise für einen außerordentlichen, um nicht zu sagen: erstrangigen, Pianisten. Ähnlich geht es mir bei etlichen Interpreten, die bei Naxos ediert werden.
sound67
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 21. Feb 2005, 01:31

antiphysis schrieb:
Künstlerfotos sind nach meiner Erfahrung oft deutlich günstiger zu haben als die Nutzung von Werken der bildenden Kunst. Ebenso ist es bei den «big labels», wenn sie Grafiker beauftragen, anstatt irgend ein Kunstwerk abzubilden. Die Bildagenturen, die die Rechte an den Fotos von Kunstwerken haben, langen meist recht ordentlich zu.
Wenn Herr Heymann die Fotos der Künstler in Auftrag gegeben hat, wüsste ich nichts an deren vielfältiger Nutzung zu beanstanden. Zudem hielte ich es für albern, sollten die Künstler an ihren Fotos verdienen. Wenn einer daran verdienen möge, sei es der Fotograf.


Ich glaube nicht, dass es Frank um die Photos ging - sondern vielmehr darum, dass sich Naxos langsam vom repertoirebestimmten Label (was auch seine Schattenseiten hatte, v.a. in den frühen Tagen des Labels) hin zum "konventionellen" Klassiklabel entwickelt.

Man darf dabei auch nicht aus den Augen verlieren, dass Naxos heute eine bessere Verbreitung hat als die meisten "Majors", und dass der relativ geringe Preis viele zum Blindkauf animiert. Welchem Künstler sollte es nicht bauchpinseln, wenn er in 30.000 Exemplaren eines Titel verkauft wird, statt in 500.

Was die "Covergestaltung" angeht - ich hätte die sowieso anders gemacht, aber Klaus hat ja nicht auf mich gehört.

Gruß, Thomas
antiphysis
Stammgast
#9 erstellt: 21. Feb 2005, 01:48
Immerhin kann Naxos auch anders:

Wobei sich drunter das Altbekannte versteckt.
Aber: Mit seinem schlichten weißen Label hebt sich Naxos bislang doch deutlich von andern ab. Vielleicht wird diese Strategie (?!), langsam aber sicher, durchbrochen.
Doch: Zu den Schönheiten meiner Sammlung würde ich die Naxos-Cover bislang nicht zählen. Dazu sind sie zu schlicht und einfach etwas langweilig (Ausnahme s. oben). In punkto Schönheit rangiert bei mir die Deutsche Grammophon an erster Stelle.
Jedoch: So lange man klein ist (was für Naxos wohl nicht mehr gilt): Man kann auch in Schönheit sterben.

Grüße
sound67
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 21. Feb 2005, 01:55

antiphysis schrieb:
Immerhin kann Naxos auch anders:

Wobei sich drunter das Altbekannte versteckt.


Irgendwie bilde ich mir ein, dass ich den Denkanstoss zu dieser "Auflockerung" gegeben habe.


Aber: Mit seinem schlichten weißen Label hebt sich Naxos bislang doch deutlich von andern ab.


Das ist gewiss der Ansatz. Der Seriencharakter wird durch die hässliche Fenster-Ästhetik sicher betont.

Gruß, Thomas
Torquato
Stammgast
#11 erstellt: 21. Feb 2005, 13:12
Noch ein anderer Punkt ist in Bezug auf das Umschwenken der Firmenpolitik bei NAXOS zu bemerken, nämlich der Wandel vom Unternehmen, das ernsthafte Kunst zu äußerst vernünftigen Preisen vertreibt, zum Anbieter, der sich preislich kaum noch von anderen Qualitätsanbietern unterscheidet. Hierzu zwar nur ein Beispiel aus dem Bereich der Wortproduktionen, aber ich denke das kann dennoch insgesamt dafür aussagekräftig sein, wohin die Reise tendeziell gehen könnte.

Ca. 5 Jahre vertreibt Naxos die Wort-CDs eines der bekanntesten und besten Rezitatoren Deutschlands (Lutz Görner).

Verkaufspreis vor 5 Jahren pro CD: 9,90 DM
Verkaufspreis heute pro CD: 11,90 Euro

Könnte mir aufgrund der sich anscheinend verändernden Preispolitik im Zusammenhang mit der sich andeutenden Veränderung editorischer Schwerpunktsetzung vorstellen, dass man sich tatsächlich zur Zeit in einem Wandlungsprozess zum Konventionellen hin befindet.

Gruß,
Torquato

Nebenbei: inzwischen hat Lutz Görner die Zuammenarbeit mit NAXOS beendet und verkauft Restbestände aus dieser Zeit über seine Homepage wieder zum alten Preis von 4,90 Euro.


[Beitrag von Torquato am 21. Feb 2005, 13:41 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#12 erstellt: 01. Mrz 2005, 09:47

sound67 schrieb:
Ich glaube, es liegt auch daran, dass man inzwischen (fast) alle Repertoirenischen augeschöpft zu haben glaubt. Die Initiative für "Künstlerportraits" geht auch mehr von den Künstlern selbst aus - Klaus Heymann zahlt dafür keine müde Mark mehr.

Gruß, Thomas


Ersteres hoffe ich ja nicht. Da gibt es noch vieles, was aufgenommen werden könnte. Wenn ich nur an die gesamte Bandbreite britischer Musik denke, die bisher nur hochpreisig - z. B. bei Chandos - vorliegt, dann sind Aufnahmeprojekte für die nächsten Jahre gesichert. Man könnte sich z. B. mal um Rubbra bemühen. Oder auch vieles, was früher auf Lyrita veröffentlicht wurde.

Viele Grüße,

Frank


[Beitrag von Hüb' am 01. Mrz 2005, 09:48 bearbeitet]
teleton
Inventar
#13 erstellt: 01. Mrz 2005, 13:19
Hallo Torquato,

Du schreibst über Naxos-CD´s:

Verkaufspreis vor 5 Jahren pro CD: 9,90 DM
Verkaufspreis heute pro CD: 11,90 Euro


Das stimmt aber nicht - der heutige Maximalpreis für eine NAXOS-CD beträgt 5,99 EURO und als Doppel-CD 9,99 EURO.
Ich weiß nicht in welchem Wucher-CD-Laden Du gewesen bist ???
Torquato
Stammgast
#14 erstellt: 01. Mrz 2005, 13:50

teleton schrieb:

Du schreibst über Naxos-CD´s:

Verkaufspreis vor 5 Jahren pro CD: 9,90 DM
Verkaufspreis heute pro CD: 11,90 Euro


Hallo teleton!

Nicht über Naxos-CDs im allgemeinen, sondern über Publikationen aus dem Bereich "spoken word".


Das stimmt aber nicht - der heutige Maximalpreis für eine NAXOS-CD beträgt 5,99 EURO und als Doppel-CD 9,99 EURO.
Ich weiß nicht in welchem Wucher-CD-Laden Du gewesen bist ???


Vielleicht ist das Beispiel ja für den Klassik-Bereich nicht aussagekräftig. Aber meine Vergleichszahlen sind tatsächlich die offiziellen Regelpreise für einen Großteil regulärer Wort-Einzel-CDs bei NAXOS vor fünf Jahren und heute. Wenn der Klassik-Bereich von dieser mehr als Preisverdopplung verschont geblieben ist, freut mich das. Ich kenne mich im Hörbuchbereich etwas besser aus als in der Klassik ;). Die Drastik der Preiserhöhung für Einzel-CDs im Wort-Bereich zeigt - mehr habe ich glaube ich auch nicht behauptet - zumindest eine Tendez in der Firmenpolitik, die auch dem Klassik-Liebhaber zu denken geben muss.

Grüße,
Troquato
sound67
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 01. Mrz 2005, 13:56

Torquato schrieb:
Noch ein anderer Punkt ist in Bezug auf das Umschwenken der Firmenpolitik bei NAXOS zu bemerken, nämlich der Wandel vom Unternehmen, das ernsthafte Kunst zu äußerst vernünftigen Preisen vertreibt, zum Anbieter, der sich preislich kaum noch von anderen Qualitätsanbietern unterscheidet. Hierzu zwar nur ein Beispiel aus dem Bereich der Wortproduktionen, aber ich denke das kann dennoch insgesamt dafür aussagekräftig sein, wohin die Reise tendeziell gehen könnte.

Ca. 5 Jahre vertreibt Naxos die Wort-CDs eines der bekanntesten und besten Rezitatoren Deutschlands (Lutz Görner).

Verkaufspreis vor 5 Jahren pro CD: 9,90 DM
Verkaufspreis heute pro CD: 11,90 Euro


????

Na, das ist ja geradezu Wucher! So einen Preisanstieg gibt es in anderen Branchen nicht. Schön, dass Restaurants noch genauso billig sind wie vor fünf Jahren.

Und die "Angleichung" an andere Labels findet auch nicht statt. Oder aber, mein subjektives Empfinden, dass eine Naxos CD mit 4.99 (soviel kosten die bei Saturn tatsächlich, also 0% Anstieg) weniger kostet als eine neue DG für 17.99 ist wirklich nur subjektiv.

Gruß, Thomas
Torquato
Stammgast
#16 erstellt: 01. Mrz 2005, 14:17

sound67 schrieb:
So einen Preisanstieg gibt es in anderen Branchen nicht. Schön, dass Restaurants noch genauso billig sind wie vor fünf Jahren.


Hallo Thomas!

Guter Einwand, wenn ich das richtig als Ironie verstehe. Damit kein falscher Eindruck ensteht - mir ist die eine oder andere Tasse Kaffee in der angenehmen Atmo einer Reataurarion 2 Euro Wert, genauso, wie mir z.B. die NAXOS-CD "Görner spricht Nazim Hikmet" 11 Euro wert war.


Und die "Angleichung" an andere Labels findet auch nicht statt. Oder aber, mein subjektives Empfinden, dass eine Naxos CD mit 4.99 (soviel kosten die bei Saturn tatsächlich, also 0% Anstieg) weniger kostet als eine neue DG für 17.99 ist wirklich nur subjektiv. :D


Für den Klassik-Bereich wohl richtig, aber gibt es Dir nicht zu denken, dass bei NAXOS-Wort-Produktionen ein Anstieg von über 100% zu verzeichnen ist? Das ist auch kein subjektiver Eindruck von mir - ich spreche ja nicht von Sonderangeboten. Da findet schon eine Angleichung statt... Oder sind "NAXOS-Wort" und "NAXOS-Klassik" zwei unterschiedliche Firmen .

Ich vermutete, dass NAXOS' Preispolitik bei den Wort-Publikationen ein weiterer erhellender oder zumindest diskussionswürdiger Aspekt im Threadzusammenhang sein könnte - habe mich wohl geirrt.

Grüße,
Torquato


[Beitrag von Torquato am 01. Mrz 2005, 14:39 bearbeitet]
Molteris
Ist häufiger hier
#17 erstellt: 01. Mrz 2005, 14:39

sound67 schrieb:
Ich glaube, es liegt auch daran, dass man inzwischen (fast) alle Repertoirenischen augeschöpft zu haben glaubt.


Ich will endlich eine Telemann-Edition!!

Das waeren so ca. 2000 CDs
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