Aufnahmetechnik: Klassikaufnahmen in Kirchen

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u47
Neuling
#1 erstellt: 22. Feb 2015, 17:13
Hallo zusammen,

bin unlängst auf ältere Klassik-Einspielungen gestoßen, die in der Berliner Jesus-Christus- oder in der Grunewald-Kirche aufgenommen wurden. Trotz gelegentlichen Rauschens: ich war total überwältigt. Dieser Klangeindruck: unbeschreiblich! Der Nachhall: einzigartg! Total authentischer Klangeindruck, vermutlich mit einem Minimum an Mics aufgenommen. Würde diese Aufnahmen jederzeit den mit heutigem Perfektionsanspruch, aufwändiger Technik und -zig Mikrofonen abgemischten, steril klingenden Produktionen vorziehen.Bin deshalb schon auf der Suche nach weiteren alten Aufnahmen aus den obigen Kirchen, habe aber noch nichts gefunden. Wer hilft, oder wer kennt einen Link zu audiophilen Aufnahmen aus akustisch hervorragenden Studios oder Konzertsälen (z.B. Luzern, Wien, Berlin, Amsterdam)?
Vielen Dank
Pilotcutter
Administrator
#2 erstellt: 24. Feb 2015, 18:06
Servus und Willkommen im Forum!

Die JCK, Dahlem ist meines Wissens noch heute ein gern genutzter Aufnahmeort. Da sind seit nach dem Krieg - als Ausweichort zur noch nicht wiederhergestellten Berliner Philharmonie - unzählige Aufnahmen entstanden und ich glaube Karajans halbe Diskografie angefangen von seinem ersten DGG/Beethoven Zyklus, denn es war ja seine "Kathedrale". Vor einigen Wochen habe ich auch noch eine Solo-Klavier CD von 2013 gesehen, die in der JCK, Dahlem aufgenommen wurde.

Links zu audiophilen Aufnahmen haben wir hier in einem Thread zusammengefasst. Den kannst Du gerne durchforsten. Ansonsten wird es schwierig sein - in online Shops und dergleichen - Tonträger nach dem Aufnahmeort zu filtern.

Viel Erfolg und Spaß!

Gruß. Olaf


[Beitrag von Pilotcutter am 24. Feb 2015, 18:07 bearbeitet]
dktr_faust
Inventar
#3 erstellt: 24. Feb 2015, 20:48
Die Orchesterwerke die David Zinman mit dem Tonhalle Orchester eingespielt hat sind meist auch in der Tonhalle in Zürich entstanden - einem der besten Konzertsäle der Welt....wenn Du es genau wissen willst, dann kann ich für Wagner und Schumann nachschauen.

Ansonsten: Bei einer sehr guten Aufnahme kommt es viel weniger auf den Raum als auf die Fähigkeiten des Tonmeisters an...und da der sich die Arbeit wenn mgl. nicht schwerer macht als nötig, nimmt er wenn möglich einen guten Raum dafür. Ein Beispiel für einen völlig unbekannten Raum in dem etlich 1a Aufnahmen entstanden sind ist für mich z.B. die Lyndhurst Hall der AIR Studios in London.

Grüße
op111
Moderator
#4 erstellt: 24. Feb 2015, 21:35

u47 (Beitrag #1) schrieb:
bin unlängst auf ältere Klassik-Einspielungen gestoßen, die in der Berliner Jesus-Christus- oder in der Grunewald-Kirche aufgenommen wurden.
... Total authentischer Klangeindruck, vermutlich mit einem Minimum an Mics aufgenommen.

Willkommen,
die Berliner Jesus-Christus-Kirche galt für die Tontechniker als problematisch halliger Aufnahmeraum mit div. Echos. Karajans DG-Tonmeister Günter Hermanns begegnete dem tückischen Klang u.a. durch eine Vielzahl an Stützmikrofonen. Zeitzeugen sprachen davon daß er 2-4-mal soviel Mikrofone einsetzte wie der EMI-Tonmeister-Kollege Wolfgang Gülich. Man scherzte "jedem Instrument sein eigenes Mikro". Wenn man sich die Fotos der alten Sessions anschaut, erkennt man, daß Hermanns nahezu an jedem Holzblasinstrument ein Mikrofon postiert hat, nicht nur an jeder Gruppe. Sänger bekamen ein (Mono-) Mikrofon und wurden per Panpot in ihre Position gezogen, fast wie bei Pop-Produktionen.
Von Natürlichkeit und Konzertsaaleindruck kann keine Rede sein, das ist aber auch nicht der Zweck einer Aufnahme.
Die erreichte "übernatürliche" Durchsichtigkeit des Stimmengeflechts ist in den Aufnahmen, gemessen an den damals gegebenen Möglichkeiten, hervorragend - trotz des tückischen Raums.
Ähnlich ist übrigens auch das Decca-Team um John Culshaw (Wilkinson, Parry, Lock) in Wien vorgegangen.


[Beitrag von op111 am 17. Jan 2018, 16:19 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#5 erstellt: 25. Feb 2015, 09:59
Also ich habe mir die eine oder andere Aufnahme aus der JCK Dahjlem angehört und Multimic- Technik
hin oder her, ich fand den Klang grauenerregend. Ich glaube, es waren Karajan Aufnahmen und das klang
total überkünstelt und zudem völlig distanziert und überhallt.
u47
Neuling
#6 erstellt: 25. Feb 2015, 15:18
Tja, so verschieden sind halt die Geschmäcker... Bei mir war es eine Aufnahme mit Karajan, die mich, nach unzähligen Reinfällen mit blutleer und steril klingenden Klassik-CDs zum Fan des JCK -"Sounds" werden ließ. Daher auch meine gezielte Suche nach entsprechenden Einspielungen. (Die Grunewaldkirche in Berlin wäre auch so ein Fall...) Ich habe mir deshalb auch sehr viele "DG Originals" besorgt, die in Dahlem entstanden sind. Meist unter/mit Toningenieur/Tonmeister Herrmanns. Aber wie ich inzwischen gelernt habe, ist der immer wieder gerühmte Klang nur Herrmans zu verdanken und nicht der Kirche mit ihrer miserablen Halligkeit. Das klingt in der Literatur halt oft ganz anders, und bis dato wusste ich überhaupt nichts davon, welchen technischen Aufwand es H. gekostet haben muss, die miserable Akustik in den Griff zu bekommen.
op111
Moderator
#7 erstellt: 25. Feb 2015, 15:30

Mr._Lovegrove (Beitrag #5) schrieb:
das klang total überkünstelt und zudem völlig distanziert und überhallt.

Was ist überkünstelt?
Gemessen an anderen Produktionen aus der Zeit liegen die Dahlemer Aufnahmen bei den Parametern "Distanz" und "Hall" in meiner Wahrnehmung eher im Mittelfeld.
Die Aufnahmen aus der Philharmonie sind deutlich halliger und distanzierter, noch entfernter klingen die aus der Boston Symphony Hall - nur um mal bei der selben Firma und demselben Tonmeister zu bleiben.
Am anderen Ende (trocken und nah mikrofoniert) liegen einige Klammermusik- und Soloaufnahmen der CBS (Juilliard Quartet, Glenn Gould).


[Beitrag von op111 am 25. Feb 2015, 21:04 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 27. Feb 2015, 03:43
Es gibt hier wie ich auch schon in einem anderen Thread geschrieben habe sicher auch teilweise subjektive Geschmacksvorlieben, aber trotzdem auch einen mehrheitlichen Konsenz für gewisse Werte in Fachkreisen (Verhältnis Direktsignal - Diffusanteil, Dauer der Hallfahne, Frühe Reflexionen ...eigentlich besser als Early Reflections bekannt) abhängig von der Größe der Signalquelle (Solist, Kammermusikensemble bis hin zu großem Orchester) und damit auch in Bezug zu dem passenden Aufnahmeort. Bzgl. Orchester werden Hallzeiten von ungefähr 2 Sekunden allgemein üblich als ideal empfunden (wie gesagt, Ausnahmegeschmäcker bestätigen die Regel) und nicht von ungefähr haben die berühmtesten Konzertsäle der Welt diesen Wert bei voll besetztem Saal...so kann es also schon auch einen Unterschied ausmachen ob die CD-Aufnahme live oder als Art "Studio"-Produktion in leerem Saal stattgefunden hat, so können bei leerem Saal gegenüber einem voll besetztem (bei 2 Sekunden) schon über 3 Sekunden gemessen werden (da natürlich Menschen mit ihrer Kleidung den Hall zu einem gewissen Anteil absorbieren) Die Form der Konzertsäle ist auch sehr maßgebend, so kommen bei den Sälen in "Schuhschachtel-Form" (wie sie oftmals genannt werden...zB Musikverein, Boston, Concertgebouw,...) die Early Reflections viel deutlicher zum tragen da die ersten Singalanteile durch die näheren Wände früher reflektieren und nach meinem Höreindruck schon das Direktsignal in einer gewissen Art und Weise leicht "andicken" (besser kann ich es jetzt nicht umschreiben) was weniger der Fall bei Sälen ist deren Bauart eher gleichförmiger, offener verläuft (Berliner Philharmonie, Royal Albert Hall,...). Kirchen oder gar Kathedralen werden im Regelfall nicht ideal für Orchesteraufnahmen empfunden da hinzukommend zu der Bauweise das Material (große Fenster, Steine,...) einen zu langen Nachhall erzeugt, aber für Choraufnahmen besser eignet da diese Klangcharakterstik davon eher profitiert bzw. Chorwerke auch seltener schnelle Noten, Staccati und dergleichen beinhalten als Orchesterwerke. Ich hatte mal einen guten Artikel darüber im Internet gefunden wo auch alle Messwerte der bekanntesten Konzertsäle aufgelistet sind, aber leider hab ich ihn jetzt auf die Schnelle nicht finden können, eventuell kann ich ihn ja nachreichen.
Wer Aufnahmen bestimmter Konzertsäle bevorzugt (aber wie hier schon geschrieben kommt es auch immer auf die Aufnahmetechnik darauf an) braucht ja nur die "Haus"-Orchester des jeweiligen Konzertsaals heranziehen indem sicher mind. 90 % aller Einspielungen gemacht werden, Musikverein die Wiener Philharmoniker, Berliner Philharmonie die Berliner Philharmoniker, beim Gewandhaus in Leipzig als auch Tonhalle Zürich ist ja sowieso schon der Name des Orchesters fast identisch usw.
Wegen dem Thema "hallig und distanzierter" wie oben geschrieben kommt es zum Einen darauf an ob live oder Studio und dann könnte man noch etwas kaschieren indem man die Instrumente, Instrumentengruppen direkter abnimmt (zum. mindert das den Diffusanteil, die Hallfahne bleibt hingegen die Gleiche sollte man dann nicht noch mit diversen Vorhängen tricksen aber wer macht schon diesen Aufwand?) Ich denke man kann bei der Qualität von Sälen eigentlich nur soviel sagen - bei idealer Aufnahmetechnik bieten diese und jene Säle bessere Voraussetzungen (da die Proportionen, Bauweise, die Materialen ein klangliches Resultat liefern die dem gängigen Geschmack am nähesten kommen) als Andere. Das es natürlich auch Geschmäcker abseits dessen gibt die jetzt lieber eine furztrockene, ein Anderer eine schön extrem verhallte Aufnahme mag ist so normal wie Klassikhörer die Vivaldi und Bach auch gerne mit Karajan, Böhm & Co geniessen. ;)
:prost


[Beitrag von Thomas133 am 27. Feb 2015, 04:39 bearbeitet]
op111
Moderator
#9 erstellt: 27. Feb 2015, 13:06
Hallo zusammen,
vielen Dank für den sachkundigen Beitrag Thomas.
Die Problematik moderner Konzertsaalarchitektur gleicht der Quadratur des Kreises.
Zu unterschiedlich sind die Besetzungen und damit die Anforderungen aus bald 1000 Jahren Musikgeschichte. Dazu kommen im Konzertbetrieb die kommerziellen Zwänge.
Oft muß ein "teures" Kammermusikensemble oder ein Solist im Philharmoniesaal spielen, statt im kleineren aber akustisch günstigen kleinen Kammermusiksaal, um eine halbwegs vertretbare Wirtschaftlichkeit zu erreichen.
Den idealen Allroundsaal gibt nicht, auch nicht für Aufnahmen.
Die neueren Säle sind durch geeignete Innenausstattung (Bestuhlung, Absorber) so gestaltet, daß das Publikum einen weitaus geringeren akustischen Einfluß hat als z.B. seinerzeit im schallharten Bayreuther Festspielhaus mit den kärglichen Holzstühlchen.
Für eine gute Tonaufnahme ist ein angepasster geeigneter Raum notwendig, darüber sind sich wohl alle Tonschaffenden einig.
Die Jesus-Christuskirche wurde beileibe nicht von allen Beteiligten (Karajan, Philharmoniker, Aufnahmeteams und Akustiker) als ideal angesehen.
Die akustische Beurteilung von Konzertsälen und deren meßtechnische Erfassung hatte bei weitem nicht den heutigen Stand erreicht.
Karajan empfand den Klang vom Dirigentenpult aus als akzeptabel, die Aufnahmetechniker jedoch kämpften mit den Tücken des schallharten Raums. Als Jahre nach der DG auch die EMI dort aufnahm, mußte man den Erfahrungsvorsprung der DG mit dem Raum mühsam nachholen, was sich in anfangs wenig transparenten Aufnahmen niederschlug.
Letztlich war die Kirche ein Kompromiß, den man zu beherrschen lernte, kein Ideal.


[Beitrag von op111 am 27. Feb 2015, 17:44 bearbeitet]
op111
Moderator
#10 erstellt: 27. Feb 2015, 13:17
Die technischen Voraussetzungen und Rezeptionsbedingungen haben sich seitdem verändert.
Lange Zeit mußte die Monokompatibilität wegen des Rundfunks und der überwiegenden heimischen Abhörbedingungen gewährleistet sein. Nur ja keine Laufzeiten und damit Interferenzen mit Frequenzauslöschungen im Monobetrieb.
Wie schrecklich die Verletzung dieser Bedingung sich auswirken kann, demonstrieren einige alte Mercury- und RCA-Aufnahmen, wenn man sie Mono abspielt. Stereo klingt das nicht so dramatisch, erhöht beim ungeübten Hörer subjektiv nur die Basisbreite (oft mit dem schrecklichen Unwort "Bühne" beschrieben ).
op111
Moderator
#11 erstellt: 27. Feb 2015, 13:51

Thomas133 (Beitrag #8) schrieb:
Ich hatte mal einen guten Artikel darüber im Internet gefunden wo auch alle Messwerte der bekanntesten Konzertsäle aufgelistet sind, aber leider hab ich ihn jetzt auf die Schnelle nicht finden können, eventuell kann ich ihn ja nachreichen.


In einem anderen Thread hatte ich auf einen Artikel verwiesen, in dem die Geschichte dieses aus der Raumnot angemieteten Studios berichtet wird. (den Link habe ich gerade nicht)
zur "JCK"
Der Kirchensaal ist m.W. viel kleiner (ca. 9000m³) als typische Konzertsäle (20.000m³) und hat einen mittenbetont (1kHz) gefärbten Nachhall (T ca. 3 s)
Von der rein quantitativen Betrachtung via Nachhallzeit kann man nicht allein auf die Qualität schließen. Seit den 30er Jahren betrachtet man, wie Thomas schon dargestellt hat, qualitative Kriterien / Meßwerte.
- Frequenzverläufe der Nachhallzeit (McNair, Knudsen)
- die Deutlichkeit D und das
- Klarheitsmaß für Sprache C
- interauraler Kreuzkorrelationskoeffiezient IACC
- die Schwerpunktzeit ts (mit steigendem ts steigt der Energieinhalt des Nachhalls, der Klang wird diffuser, unklarer)
- div. Abklingzeiten
- Nachhall aus Seitenreflektionen
usw.


[Beitrag von op111 am 27. Feb 2015, 13:52 bearbeitet]
op111
Moderator
#12 erstellt: 27. Feb 2015, 13:57
Nachtrag ein Link, den ich damals benutzt habe:
"hxxps://www.tonmeister.de/symposium/2009/np_pdf/B04.pdf"


[Beitrag von op111 am 27. Feb 2015, 14:01 bearbeitet]
u47
Neuling
#13 erstellt: 27. Feb 2015, 16:05
Liebe Moderatoren und Stammgäste,

als Neuling in diesem Forum bin ich überwältigt, welches Echo meine naive Begeisterung für Aufnahmen in der JCK ausgelöst hat und welche fachkundigen Kommentare die Folge waren. Dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken. Ich habe dabei eine ganze Menge gelernt, obwohl ich kein Fachmann bin sondern "nur" ein Liebhaber klassischer Musik mit laienhaft ausgeprägtem Verständnis für theoretische Akustik (tja, das muss wohl leider sein) und dafür mit Interesse für praktische angewandte Mikrofon- und Aufnahmetechnik. Wie ich sehe, läuft der Thread auf das Thema Konzertsäle und deren Akustik hinaus. Dieser Themenkomplex, z., B. auch die Frage, ob Studio oder Konzertsaal bessere Aufnahmen liefern, linteressiert mich schon lange, und dazu möchte ich mich demnächst gerne noch einmal melden. Übrigens: wo findet man bloß die Bilder der Fotosessions von Günter Hermanns in der JCK? Literatur über ihn scheint auch keine zu existieren...

Liebe Grüße
op111
Moderator
#14 erstellt: 27. Feb 2015, 16:41
Hallo u47,
vielen Dank für dein Interesse.

Die Photos der Aufnahmesessions finden sich hauptsächlich in den noch ausführlichen Booklets der LP- und CD-Erstausgaben, den Artikeln und Rezensionen im fono forum, der HiFi-Sterophonie und in einigen z.T. mittlerweile nicht mehr existierenden Websites.

Tiefe Einblicke erhält man auch auf dieser DVD, auch erheiterndes über den Künstler am Mischpult - da haben aber vorher schon andere ebenfalls für unfreiwillige Komik gesorgt (Stokowski, Gould):

Herbert von Karajan - The Second Life (Filmdokumentation)

jpc schrieb:

Eine Dokumentation von Eric Schulz über den großen Dirigenten mit niemals zuvor gezeigtem Original-Filmmaterial. So gelangt der Betrachter zu erstaunlichen neuen Einsichten über Legende und Erbe von Maestro Karajan.

Einblicke hinter die Kulissen von Karajans Arbeit im Tonstudio sind ebenso enthalten wie Auszüge aus privat aufgenommenen Telefon-Gesprächen zwischen Karajan und seinem Tonmeister Günter Hermanns, die exklusiv in dieser Dokumentation Verwendung finden. ...
80 Min. stereo 16:9 (NTSC)
DGG, 2012

jpc.de
op111
Moderator
#15 erstellt: 27. Feb 2015, 18:53
Im Web gibt es einen Bericht zu dieser aktuellen Aufnahme aus der Jesus Christus Kirche:
Paul Hindemith (1895-1963)
Sämtliche Werke für Viola Vol.1 - Viola & Orchester
Tabea Zimmermann,
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin,
Hans Graf
jpc.de

On the Surround Recording of Orchestra
at the Jesus Christ Church in Dahlem Berlin
"hxxp://51terakoya.blogspot.de/2013/12/on-surround-recording-of-orchestra-at.html"
Das Surround-Setup gibt einen Einblick in moderne Mikrofonierungen.

Viele techn. fundierte Informationen kann man der Seite des leider kürzlich verstorbenen Toningenieurs Dipl.-Ing. Eberhard Sengpiel entnehmen.
"hxxp://www.sengpielaudio.com/"
Thomas133
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 28. Feb 2015, 03:25
Den Artikel hab ich zwar nicht gefunden aber andere interessante Artikel auf Englisch...

Survey of the Acoustics of Concert Halls in European Countries

Hier sieht man bei der 1.Grafik aufgrund einer bestimmten Frequenz welche Nachhallzeiten/Raumgrößen für die jeweilige Größe der Signalquelle adäquat, wünschenswert wären.

Des weiteren auch diverse Beschreibungen bekannter Konzertsäle als auch Abbildungen von "Impulse Responses" also ein kurzes meist perkussives Signal das aufgenommen wird und dessen Verlauf bzgl. Position des jeweiligen Saales grafisch, analytisch ausgewertet wird. Was mir spontan auffällt dass bei der Berliner Philharmonie die Wellenform weniger intensiv verläuft, was ja meine o.a. These bestätigen würde da ja die anderen Säle eine Schachtel-Form haben und ich mir gut vorstellen kann dass dies mit den Early Reflections oder auch EDT (Early Decay Time) genannt zusammenhängt. Ein Kriterium ist also nicht nur wie lange ein Nachhall ist oder das von Franz auch erwähnte Frequenspektrum sondern auch die Intensität des Halls. Ich mache ja selbst Musik und kann mich bei den Hallparametern eines Hallgerätes/-plugin an den verschiedensten Paramtern austoben, also auch experimentieren und ich finde dass ich die besten Ergebnisse bzgl. Orchestermusik bei äußerst intensiven aber relativ kurzen Hallzeiten (1,5-2 Sekunden) erzielt habe, alles darüber hinaus wirkt sich schon sehr störend auf die Formanten aus, vielleicht noch bei getragener Musik eher kompensierbar aber niemals bei Musik mit schnellen Notenwerten.

Hier habe ich dann doch noch nicht die von mir gesucht aber eine andere Wertetabelle gefunden, die Beschreibungen der Werte am Anfang danach die Liste der Säle mit den Werten:

Acoustic Parameters of Concert Halls

Hier ist aufgrund dieser Werte der Wiener Musikverein zusammen mit dem Berliner Konzerthaus an 1. Stelle, die sonst oft erwähnte Berliner Philharmonie nur an 17. Stelle.(nach den Score-Prozenten gegangen aber ich blicke da selbst nicht durch den da steht auch noch eine Ranking-Nummer die durcheinander gewürfelt ist ) Sicher auch abhängig nach Gewichtung der jeweiligen Werte und man darf nicht vergessen das wahrscheinlich für die meisten Hörer höchstens nur ein subtiler Unterschied besteht. Witzig finde ich nur wie schlecht die Royal Albert Hall abgeschnitten hat, ich habe mich noch nicht wirklich viel mit der Akustik dort beschäftigt und wohl auch kaum Aufnahmen von dort aber wahrscheinlich ist schon allein diese Übergröße für die meisten Besetzungen einfach nicht ideal und Mahlers 8. können die dort auch nicht jede Woche aufführen.


[Beitrag von Thomas133 am 28. Feb 2015, 03:29 bearbeitet]
ursus65
Stammgast
#17 erstellt: 11. Jan 2018, 14:41
Moin,

interessantes Thema. Ich sammle fleißig CDs und darunter auch einige EMI Karajan/Schubert Symphonien. Ausgerechnet bei diesen CDs habe ich in das Booklet gesehen und bin eben auf die JCK aufmerksam geworden. Aus Platzgründen musste ich die CDs auslagern, und habe keinen Zugriff mehr auf die Booklets .

Ich habe es auf meiner todo Liste diese Aufnahmen genau anzuhören um die Akustik dieser Kirche selbst zu erfahren. Da mir die 5. und 6. Schubert aus der Karajan Edition noch fehlen, habe ich das immer verschoben.

Es lohnt offensichtlich nicht, wenn ich die Beiträge richtig verstanden habe. Leider hat der Themenersteller die Aufnahmen, welche ihn so begeistert hat, nicht erwähnt.

Vielleicht könnte man hier weitere Beispiele, in Verbindung mir eigenen Höreindrücken, posten.

Danke

Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 11. Jan 2018, 14:56

ursus65 (Beitrag #17) schrieb:
Es lohnt offensichtlich nicht, wenn ich die Beiträge richtig verstanden habe. Leider hat der Themenersteller die Aufnahmen, welche ihn so begeistert hat, nicht erwähnt.

Wenn ich den TE richtig verstanden habe, waren es DG-Einspielungen (G. Hermanns), von denen er so begeistert war.
Ob man HvKs Schubert-GA für EMI nun wegen der Akustik als "nicht-lohnend" ansehen muss, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Die Meinungen über diese Aufnahmen sind meiner Erinnerung nach eher dergestalt, dass sie als "durchschnittlich" eingestuft werden. Bei Schubert würde mir jedenfalls HvK nicht gerade als Erstes in den Sinn kommen.

Einen sehr gut klingenden, modernen Zyklus hat bspw. Thomas Dausgaard für BIS aufgenommen:

jpc.de

Aber das ist natürlich ein ganz anderer Interpretationsansatz.

Alte Schule - da bleibe ich bei Kertesz auf Decca:

amazon.de

Derzeit nur antiquarisch , nichtsdestotrotz günstig.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 11. Jan 2018, 15:02 bearbeitet]
ursus65
Stammgast
#19 erstellt: 11. Jan 2018, 16:13
Hi Frank,

ich meinte mit "nicht lohnend" eher den Umstand, dass man aufgrund des Mikrofoneinsatzes, von der Kirche nichts mehr hört. Wobei ich bisher nicht weiß, ob ich es hören würde.

Mein Plan war, am Beispiel der JCK, ein Gehör zu schulen.

Vielleicht gibt es noch Aufnahmen z. B. aus der Kammermusik, bei den man die Positionen der Musiker akustisch orten kann.

Ich hoffe, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe.

Danke

op111
Moderator
#20 erstellt: 12. Jan 2018, 13:09
Hallo Ralf,


ursus65 (Beitrag #17) schrieb:
Ich habe es auf meiner todo Liste diese Aufnahmen genau anzuhören um die Akustik dieser Kirche selbst zu erfahren.

die Akustik der Jesus-Christus-Kirche in Dahlem wirst du nur in der Kirche selbst erfahren können, denn nur das Original ist das Original.
Aufnahmen haben im allgemeinen nicht das Ziel, den Aufnahmeraum akustisch zum Hörer zu transferieren (das ist auch technisch gar nicht möglich), sondern das wiedergegebene Werk im Hörraum des Tonträger-Kunden bestmöglich zum Klingen zu bringen.
Eine Annäherung an den originalen Raumklang liefern allenfalls Kunstkopfaufnahmen die über eine exakt abgestimmte Wiedergabeapparatur (individuell eingemessenes System aus Equalizer mit HRTF-Korrektur und passender Kopfhörer) reproduziert werden.
Das produziert aber auch nicht das Hörerlebnis, das dem original livehaftigen Konzertsaalerlebnis nahe kommt.
Multimikrofonierte Surround/Stereo-Aufnahmen klingen zuhause deutlich angenehmer und durchsichtiger als die dünnen und diffusen Kunstkopfproduktionen.

S.auch:
Gibt es Aufnahmen von klassischer Musik in Kunstkopfstereo?



[Beitrag von op111 am 12. Jan 2018, 13:13 bearbeitet]
op111
Moderator
#21 erstellt: 12. Jan 2018, 13:21
Hier mal ein Beispiel für eine typische Binaural-Aufnahme
Josef Rheinberger (1839-1901)
Orgelkonzert Nr.2 g-moll op.177 in der Bearbeitung für 2 Orgeln & Percussion
Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung in der Bearbeitung für 2 Orgeln & Percussion
Jörg Endebrock (Walcker-Orgel Lutherkirche Wiesbaden),
Susanne Rohn (Klais-Orgel Lutherkirche Wiesbaden),
Konrad Graf, Percussion

HD-Klassik, DDD, 2017 Super Audio CD
Tonformat: stereo/multichannel/3D-Binaural-Stereo (Hybrid)
jpc.de
arnaoutchot
Moderator
#22 erstellt: 12. Jan 2018, 13:49
Diese SACD musste ich doch gleich mal auf meine Wunschliste verschieben, die kannte ich noch nicht. Franz, so wird das nichts mit uns beiden und weniger Platten kaufen ...
FabianJ
Inventar
#23 erstellt: 13. Jan 2018, 13:35
Ach, das ist doch halb so wild. Diese CD zusammen mit der Debussy- und der Arrau-Box machen ja nur 114 CDs. Das ist aufs Jahr gesehen weniger als 1/3-CD pro Tag. So viel ist das doch nun auch wieder nicht. Und außerdem sind Neujahrsvorsätze ohnehin nur für die ersten drei Tage (oder so) gedacht. Es wäre ja eine unnötige Härte, wenn sie wirklich das gesamte, lange Jahr über gelten würden!

(Da inzwischen auch Klavierkonzert Nr. 1, 4 und die Paganini-Rhapsodie von Rachmaninow mit Jewgeni Subin bei mir gelandet sind, steht es um meinen ähnlich gelagerten Vorsatz allerdings auch nicht mehr besonders gut. )


[Beitrag von FabianJ am 13. Jan 2018, 14:26 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#24 erstellt: 13. Jan 2018, 15:34
Als Ergänzung zum Thema Kirchen als Aufnahmeort sollte man noch das Studio Lukaskirche in Dresden erwähnen, in dem viele Klassik-Aufnahmen der DDR-Zeit entstanden ist.
Aus meiner Erinnerung ist der Klangeindruck vielleicht etwas merkwürdig, aber sicher nicht uninteressant: Ein Mischklang, bei dem die einzelnen Instrumente kaum im Raum zu verorten sind, der aber trotzdem nicht intransparent und relativ trocken ist.
op111
Moderator
#25 erstellt: 16. Jan 2018, 19:51
Eine m.E. gelungene Aufnahme aus der Lukaskirche ist diese:
Richard Wagner (1813-1883)
Die Meistersinger von Nürnberg
Helen Donath, Rene Kollo, Theo Adam, Peter Schreier, Karl Ridderbusch, Ruth Hesse, Geraint Evans,
Staatskapelle Dresden,
Herbert von Karajan
Warner, ADD, 1970
jpc.de
In Osbornes Karajan-Biografie gibt es einiges zu den Hintergründen zu lesen.


[Beitrag von op111 am 16. Jan 2018, 19:52 bearbeitet]
op111
Moderator
#26 erstellt: 16. Jan 2018, 19:56
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