Sämtliche Bachkantaten Rilling /Hänssler-Edition

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stiersepp
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 06. Okt 2011, 14:31
Hallo liebe Klassikfreunde,

beim surfen bin ich auf eine neue Kantatensammlung gestoßen, die bei Hänssler erschienen ist.
UVP 99€ für 71 CDs.. auf dem freien Markt noch etwas weniger.

Kann vielleicht jemand was zu der Edition bzw. den Aufnahmen sagen? Lohnt sich dieses Paket? Ein wenig juckt es mich ja schon.

Link: http://www.haenssler...tliche-kantaten.html

amazon.de
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 06. Okt 2011, 14:35
Hi,

teils sehr gelobte Aufnahmen, die Teil der kompletten Hänssler-Bach-Edition sind:

jpc.de

Grüße
Frank
stiersepp
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 10. Okt 2011, 19:25
Danke für die Einschätzung. Es ist natürlich -so oder so- ein Batzen CDs. Ich bin etwas am Zweifeln, wie gut eins solche Gesamtlösung ist... wobei wenn es wirklich die "Summe" dieser* Aufnahmen ist entspricht der Preis ja "nur" 5 einzelnen CDs. Könnte man ja fast riskieren.

*= amazon.de


[Beitrag von stiersepp am 10. Okt 2011, 19:28 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 10. Okt 2011, 21:40
hallo stiersepp,
persönlich würde ich eher abraten von diesem Angebot.
Ja, günstig ist es, aber nicht wirklich ein Gewinn, der Rilling mit dem Bach.
Die Aufnahmen sind betagt, Rilling folgt seiner Lesart der Kantaten, die dann doch eher "alb-schwäblerisch" ist, aber nicht den weiten Atem mitbringt, den der Kosmos der Bachschen Kantaten haben sollte.
Selbst bin ich mit diesen Platten großgeworden und habe heute eher das Gefühl, sie haben mir den Zugang zu Bach "versaut", als daß sie ihn mir geöffnet hätten.
Sorry, eine sehr persönliche Sicht.
Aber mit Vehemenz vertreten!
Herzliche Grüße, Mike
stiersepp
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 10. Okt 2011, 21:44
Als Fan ehrlicher und überzeugter Meinungen freue ich mich sehr über diesen Beitrag. Für etwaige Tipps auf andere Aufnahmen (nicht zwingend Gesamtpakete) wäre ich sehr dankbar. Gerade auch im Hinblick auf den Hintergrund der Beurteilung bzw. wo der jeweilige "Gewinn" liegt.. ich lasse mich gerne etwas weiterbilden ;-)


[Beitrag von stiersepp am 10. Okt 2011, 21:45 bearbeitet]
Schneewitchen
Inventar
#6 erstellt: 10. Okt 2011, 22:59
Bach mit Rilling ist waren die ersten CDs,die ich Mitte der 80er Jahre gekauft habe.Die Passionen bei CBS/Sony,einige Kantaten bei Novalis.
Die Komplett Box wird in meine Sammlung finden,weil mir die Kantaten mit Rilling gefallen.Daß die Aufnahmen etwas betagt sind,stört mich nicht.
Bei den neuen Aufnahmen mißfällt mir,daß fast immer ein Countertenor zu hören ist,ob Gardiner oder Herreweghe.Bach mit Countertenor halte ich für abwegig.Die schnellen Tempi der neuen Aufnahmen sind auch nicht mein Ding.
Da mag ich es lieber "alb-schwäblerisch",ohne Countertenor.
Die Solisten der Rilling Aufnahmen sind erstklassig,die Gächinger Kantorei und das Bach Kollegium Stuttgart ebenfalls.
Rilling wird nachgesagt,seine Aufnahmen seien zu kirchlich - wie ein Gottesdienst.Dabei wird übersehen,daß Bach als Kantor die Kantaten zur Aufführung im Gottesdienst komponiert und aufgeführt hat(ausgenommen die weltlichen Kantaten).
Natürlich war ich nicht dabei,als Bach seine kirchlichen Kantaten aufführte,aber für mich kommen die Aufführungen von Rilling meinen Vorstellungen am nächsten,wie sie damals im Gottesdienst geklungen haben könnten.
Auf Youtube kann man man sich einige Kantaten mit Rilling anhören,ehe man mit der Box die Katze im Sack kauft.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 11. Okt 2011, 00:38
Sorry wieder,
genau das ist der "Irrtum".
Rilling hat gute Solisten, ....
Er schafft es, aus der Summe des Ganzen weniger zu machen.
So schien mir eine Bach-Kantate immer "kleine" Gottesdienstmusik zu sein.
Dabei ist sie so viel mehr!
Unabhängig vom Countertenor oder Tempi.
Darüber läßt sich trefflich streiten, mir ist eine Altistin auch lieber.
Mir fehlt eben der Kosmos der Musik bei Rilling. Der ist reduziert und klein, die Bachsche Musik umfaßt Welten, die ich bei Rilling nicht höre, ungeachtet der vielleicht glücklichen Details.
Es bleibt Provinzmusik, die doch Universalmusik ist.
Herzliche Grüße, Mike
arnaoutchot
Moderator
#8 erstellt: 11. Okt 2011, 10:16

stiersepp schrieb:
Für etwaige Tipps auf andere Aufnahmen (nicht zwingend Gesamtpakete) wäre ich sehr dankbar. Gerade auch im Hinblick auf den Hintergrund der Beurteilung bzw. wo der jeweilige "Gewinn" liegt.. ich lasse mich gerne etwas weiterbilden ;-)


Mir persönlich haben sich die Kantaten am besten über die japanische Deutung von Masaaki Suzuki und seinem Bach Collegium Japan erschlossen. Eine transparente und fliessende Interpretation, klanglich hervorragend aufgenommen (ab Vol. 28 sind die Aufnahmen als Mehrkanal-SACDs erschienen). Die Sänger sind für meine Begriffe sehr gut, meist sind die Solisten Europäer und akzentfrei. Es singen allerdings auch Kontratenöre.

Es gibt alle Volumes einzeln, man kann sich also gut mit favorisierten Kantaten einhören. Die Vol. 1 - 40 gibt es in vier 10er-Boxen, die Gesamtaufnahme soll 55 Volumes umfassen, ich denke danach wird es sicherlich eine Gesamtbox geben. Hier beispielhaft die letzte Veröffentlichung, Vol. 49. Preislich wird es natürlich insgesamt gesehen sicherlich teurer als Rilling.

amazon.de
Szellfan
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 12. Okt 2011, 17:47
Hallo arnaoutchot,
danke für diese konstruktive Ergänzung.
Ich habe selbst lange überlegt, was ich empfehlen würde statt des Rilling und finde doch immer wieder an jeder Gesamtedition ihre Makel.
Vielleicht ist Suzuki wirklich die überzeugendste....
Sonst immer wieder: Einzelaufnahmen sind oft glücklicher gewählt als eine Edition, auch wenn natürlich die Vollständigkeit nicht erreicht wird.
Ansonsten ist man heut gezwungen, Abstriche zu machen, was Sängerbesetzungen betrifft: wieso denn kein Countertenor?
Frauen durften damals in der Kirche gar nicht singen, also alles nur Knäblein, die damals aber weitaus später ihren Stimmbruch erfuhren. Da muß man heute eben Kompromisse schließen.
Herzliche Grüße, Mike


[Beitrag von Szellfan am 12. Okt 2011, 17:51 bearbeitet]
stiersepp
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 12. Okt 2011, 17:57
Nach so viel Feedback will ich mich auch mal wieder zu Wort melden. Vielen Dank für die Ideen und Aspekte.
Auch wenn es keinen cm audiophil ist, habe ich mir ein paar "Demo-Musikschnipsel" in den bekannten Shops angehört, um ein Gefühl für die beschriebenen Unterschiede zu bekommen. Ich muss sagen... wow wirklich gewaltig. Suzuki scheint etwas ungeheuer klares und kraftvolles zu haben mit angenehmem Tempo. Rilling will ich nichts absprechen, er macht es einfach irgendwie "ganz anders", wenn ich z.B. BWV 227 vergleiche (ok, ist eine Motette aber trotzdem).

Es scheint wirklich lohnenswert sich manches auch in der Parallele zu halten. Ich bin natürlich weiterhin für alle Ideen und Gedanken offen... ich lege es ja nicht auf eine Sammlung an, seine Lieblinge (BWV 27, 80, 100, 147, 227, 244) bekommt man ja auch abseits davon.


[Beitrag von stiersepp am 12. Okt 2011, 17:58 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 12. Okt 2011, 18:17
Hallo stiersepp,
danke nun wiederum für Dein feedback.
hast Du mal in den Thread reingeschaut mit den "großen und berührenden Aufnahmen"? Kam ja übers "B" kaum weg, aber möglicherweise findest Du dort noch die eine oder andere Anregung.
Die Motetten betreffend sieht meine Empfehlung heute nichts anders aus als vor Monaten:Fasolis.
(Nicht das "Gewabere" wie bei Rilling, aber doch auch nicht diese "Überklarheit" wie bei Suzuki. Ganz knapp umrissen und damit anfechtbar.)
Ansonsten bin ich ganz Deiner Meinung, erst die Parallele hören bringt die Erfahrung und bildet den eigenen Geschmack.
Manchmal zahlt man da eben Lehrgeld, weil alle Tipps nicht den eigenen Geschmack treffen.
Dir jedoch einfach Freude an der Musik!
Herzliche Grüße, Mike
http://www.hifi-foru...um_id=197&thread=402
flutedevoix
Stammgast
#12 erstellt: 18. Okt 2011, 08:06
So, nach längerer Pause zurück im Forum:

Es ist ja fast schon eine Glaubensfrage, welcher Kantateneinspielung bei Bach man den Vorzug gibt.
Rilling hat das Problem, daß er eine Ungeheuer große Spannweite in "seinem" Zyklus hat: es gibt passable Aufnahmen, etwa BWV 140, und es gibt indiskutable, etwa BWV 106. Insgesamt vermisse ich bei ihm hält schmerzlich Textexegese. Bach hat ja nun nicht nur einfach komponiert, er hat mittels Tönen gepredigt. Das istdurchaus wörtlich zu nehmen, finden sich in seinen Kantaten doch viele rhetorische Gesten und musikalische Sprachfiguren. Genau das höre ich bei Rilling nicht, ganz abgesehen von z.T. äußerst uninspirierten Instrumental-Soli, z.B. Walter Forchert an der Solo-Violine oder Peter Thalheimer an der Blockflöte.
Unter musikalischen Gesichtspunkten würde ich den Harnoncourt/ Leonhardt-Zyklus als die bete Gesamteinspielung bezeichnen. Das gibt es halt das Problem der Knaben-Solisten und englischer Countertenöre, die mich stimmlich (klanglich) wenig überzeugen. Auch intonatorische Schwächen im instrumentalen Part sind nicht zu leugnen. Aber hier findet Klangrede statt, hier wird dem rhetorischen und damit auch dem inhaltlichen Aspekt der Musik größte Beachtung geschenkt.
Andere Gesamteinspielungen sind fein gespielt, aber in der Totalen in meinen Augen zu "brav": Gardiner fehlt oft eine gewisse Wärme, sozusagen der menschliche Aspekt, Koopman bleibt insgesamt zu unentschlossen, wenn er auch rein orchestral über die besten Instrumentalisten verfügt und Suzuki ist in der Tat zu strukturiert, zu protestantisch, wo bleibt da die Sinnlichkeit und die Drammatik? Es wird ja oft beklagt, daß Bach keine Opern geschrieben habe. nun man muß sich nur seine Kantaten und Passionen anhören, das sind großartige Geistliche Opern, oft gut bei Harnoncourt zu hören!

Nun, wenn es auch einzelne CDs sein dürfen, finde ich folgende CDs wirklich sehr gut gelungen:
Bach - Kantaten für Baß - Peter Kooy, Chapelle Royale, Philippe Herreweghe (für ich die Kantaten-CD für die einsame Insel)
Bach - Actus Tragicus - Philippe Pierlot
Bach - Kantaten für Alt - Andreas Scholl, Chapelle Royale, Herreweghe (der Beweis, daß Countertenöre sehr gut gehen)
Bach - Magnificat - Herreweghe
Bach - diverse Kantaten - Rotzsch (auch eine durchaus betagte Aufnahme auf modernem Instrumentarium mit z.T. Sehr langsamen Tempi, aber sehr stimmig und sehr exegetisch)
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