Schumann, Robert

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op111
Moderator
#1 erstellt: 16. Jan 2008, 15:16
Hallo zusammen,

anscheinend existiert noch kein Thread über Robert Schumann und sein 150. Todestag (29. Juli 1856) ist seinerzeit spurlos am Forum vorbeigegangen.

Schumanns Lebensdaten und Biografie möchte ich an dieser Stelle nicht duplizieren.

Auf der unübersichtlichen Website der Deutschen Welle habe ich per Zufall 6 Sendungen zum 150. Todesteg Schumanns aus 2006 zum Download gefunden:


Robert Schumann zum 150. Todestag
Robert Schumann gehört zu den wichtigsten Komponisten der Romantik. DW-RADIO hat dem Komponisten anlässlich seines 150. Todestages eine neue Klassik-Serie gewidmet.

Robert Schumann hat nicht nur eine Fülle von Klavierwerken und Liedern hinterlassen, sondern betrat auch in seinen bis heute unter Vorurteilen leidenden späten Chor- und Orchesterkompositionen oft musikalisches Neuland.

Markus Schwering hat in sechs Folgen versucht, Robert Schumann und seinem Schaffen auf die Spur zu kommen. Die Klassik-Serie von DW-RADIO steht hier zum Abruf als MP3-File zur Verfügung.

Teil 1: "Ein Sprung in den Rhein" – seine Ursachen und Folgen Sendung: 29.07.2006 (mp3)

Teil 2: "Komponierter Wahnsinn?" – Leben und Schaffen in der Krise Sendung: 26.08.2006 (mp3)

Teil 3: "Der Poet am Klavier - Schumanns genialer Aufbruch" Sendung: 30.09.2006 (mp3)

Teil 4: "Eine Nachtigall im Rausch" – der Liederfrühling des Jahres 1840 Sendung: 28.10.2006 (mp3)

Teil 5: "Jedes Jahr eine andere Gattung" – Die Sinfonik, Kammer- und oratorische Vokalmusik Sendung: 25.11.2006 (mp3)

Teil 6: "Vom Genie zum Talent?" – ein Versuch, die Ehre des Spätwerks zu retten Sendung: 30.12.2006 (mp3)
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 16. Jan 2008, 18:53
Das ist ja sträflich...
Martin2
Inventar
#3 erstellt: 23. Jan 2008, 02:20
Robert Schumann gehört für mich zu den sicherlich sträflich vernachlässigten Komponisten. Woran das liegt, weiß ich nicht. Bei Mendelssohn sieht es ähnlich aus.

Die Ursachen liegen vermutlich schon in meiner Jugend, wo mich Brahms, Bruckner und Mahler sehr faszinierten, Schubert irgendwie auch. Schumann und Mendelssohn fand ich recht schön, gehört habe ich sie natürlich schon, aber sie faszinierten mich nicht in dem Maße. Gehört habe ich natürlich trotzdem viel, mit dem Cassettenrekorder mitgeschnitten, mir aber keine Langspielplatten gekauft. Als dann die CD kam, sah es ähnlich aus. Inzwischen habe ich von Schumann die 1. und 2. Sinfonie mit Karajan und Szell, aber immer noch keine Gesamteinspielung seiner Sinfonien.

Vor ein paar Jahren holte ich mir eine 4 CD Box von Brilliant mit Schumann Liedern. Da hörte ich rein, aber irgendwie haute mich das überhaupt nicht vom Hocker. Kein Vergleich mit den Liedern Schuberts, die ich sehr liebe. Vielleicht waren die Einspielungen auch nicht gut, was weiß ich, obwohl die Namen relativ prominent waren.

Vielleicht leidet der Ruf Schumanns auch ein bißchen unter der Tatsache, daß er als eine Art Johannes der Täufer für den musikalischen Messias Johannes Brahms gilt, diese Geschichten sind ja sehr bekannt.

So schiebe ich Schumann schon seit Jahren vor mir her, natürlich kenne ich seine Sinfonien, obwohl ich sie nicht alle auf CD habe. Ich habe auch das Klavierkonzert, das ich demnächst mal wieder hören möchte. Das habe ich auf CD.

Ich habe mir sagen lassen, daß die Sinfonien mit James Levine sehr gut sein sollen und ich glaube auch nicht teuer. Mit dem Erwerb dieser Box spiele ich ein bißchen. Gar nicht kenne ich seine Kammermusik und von der Klaviermusik nur sehr wenig.

Woran liegt die Vernachlässigung Schumanns? Vielleicht auch am Zeigenossen Richard Wagner, der allerdings wesentlich länger lebte, der ein Faszinosum war und seine Zeitgenossen Mendelssohn und Schumann, die nur ein kurzes Leben hatten, wie eine Art musikalisches Biedermeier erscheinen lassen. Aber das ist sicherlich ungerecht.

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#4 erstellt: 23. Jan 2008, 14:48
Mir ist nicht ganz klar, wie man Wagner, der fast nur Opern schrieb, mit Schumann sinnvoll vergleichen sollte. Insofern glaube ich nicht, dass Schumann im Schatten Wagners steht (Mendelssohn auch nicht).

Es stimmt ja auch nicht, dass Schumann im Schatten steht.
Allerdings unterscheiden sich seine Werke erheblich in der Beliebtheit. Sein Klavierkonzert ist sicher eines der am häufigsten gespielten und aufgenommenen Stücke überhaupt, ebenso wird Dichterliebe an Popularität wohl nur von den beiden Zyklen Schuberts übertroffen. Die ebenfalls großartigen Zyklen nach Heine (op.24), Eichendorff (op.39) und Kerner sind mit Ausnahme einzelner Lieder leider eher Liebhabern dieses Genres bekannt (aber das gilt ja noch viel mehr für Lieder von Brahms oder Mendelssohn, es ist halt kein populäres Genre)

Eine ganze Reihe seiner Klavierwerke gehören zum absoluten Pflicht- und Standardprogramm (Fantasie, Sinfonische Etüden, Kreisleriana, Carnaval, Kinderszenen, Toccata) einige weitere sind zwar nicht ganz so bekannt, aber doch auch häufig gespielt (1. Sonate, Faschingsschwank, Davidsbündlertänze u.ä.) Chopin und Schumann sind in der Praxis der Kern der romantischen Klaviermusik überhaupt (während z.B. Schuberts Sonaten erst in den letzten 30, 40 Jahren mehr ins Bewußtsein gerückt sind und von Brahms' Soloklavierwerken nur wenig populär ist).

Die Sinfonien litten früher teils unter dem Vorurteil der angeblich ungeschickten, "dicken" Instrumentation, zumindest der 4. hat das in ihrer Beliebtheit aber nicht geschadet. Es gibt viele und gute Aufnahmen dieser Werke.

Die Kammermusik steht größtenteils weniger im Blickpunkt, allerdings mit Ausnahme des Klavierquintetts, wiederum eines der bekanntesten und meistgespielten Werke der Gattung.
Der Rest ist weniger bekannt, aber wenigstens das Klavierquartett, das 1. und 3. Streichquartett und die Trios lohnen auf jeden Fall das Anhören. Wiederum kein populäres Genre und einige Werke von Brahms und Schubert sind sicher wesentlich bekannter.

Es gibt ja sogar eine Oper (Genoveva, die ich aber nicht kenne) und Chorwerke, darunter die Szenen aus Goethes Faust, ein eigenartiges und faszinierendes Werk, dass u.a. von den dirigierenden Komponisten Britten und Boulez sehr geschätzt, aufgeführt und eingespielt wurde (unter Boulez exitiert wohl nur ein Mitschnitt, Brittens ist bei Decca erschienen).

viele Grüße

JK jr.


[Beitrag von Kreisler_jun. am 23. Jan 2008, 14:49 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 19. Jun 2008, 16:57
Ich habe mal wieder die Schumann Lieder Box von Briliant hervorgekramt. Das sind 4 CDs. Wie ich schon sagte, gefiel sie mir beim ersten Hören überhaupt nicht, aber das mag Stimmungssache sein. Außerdem habe ich mir vor ein paar Wochen nun endlich die Schumannsinfonien mit Levine geholt und auch gehört. Aber die Sinfonien kenne ich seit langem.

Schade, daß, obwohl die wenigen Beiträge hier durchaus wertvoll sind, z.B. der von Kreisler Junior, eine Diskussion überhaupt nicht in die Gänge kam. Das wundert mich, immerhin ist Robert Schumann doch ein wichtiger Komponist.

Es kann vielleicht auch nicht jeder mitreden. Kreisler Junior etwa offenbart eine fundierte Kenntnis dieses Komponisten und da kann ich nicht mithalten. Schade vielleicht, daß es eine Masterworks Brilliant Box zu den Werken Schumanns nie gegeben hat, ich hätte sie mir vielleicht geholt. So bleiben bei mir große Lücken, so kenne ich die Kammermusik und Klaviermusik Schumanns überhaupt nicht. Wann sich das ändert, weiß ich nicht.

Immerhin hat Kreisler Junior die diversen Liederzyklen Schumanns doch sehr gelobt, ein Anreiz, in meine Liederbox mal wieder rein zu hören. Bekannte Sänger sind es ja - zwei der vier CDs sind mit Peter Schreier - aber vermutlich doch nicht die besten Aufnahmen.

Carneval habe ich mit Cziffra, das sollte ich mal wieder hören.

Insgesamt vermisse ich in diesem Thread noch zu sehr eine Beschreibung, was denn nun eigentlich die einzigartige Faszination der Werke Robert Schumanns ausmacht. Für mich ist es das "Hochromantische", eben dies, daß Schumann "pure Romantik" ist. Das ist jetzt bestimmt blöd ausgedrückt.

Wenn allerdings Kreisler Junior schreibt, daß es nicht stimme, daß Schumann im Schatten stehe, so wage ich leise Zweifel auszudrücken. Irgendwie ist Schumann glaube ich schon nicht so populär. Ist nicht dieser schläfrige Thread eine Illustration dieser Tatsache?

Gruß Martin
enkidu2
Inventar
#6 erstellt: 19. Jun 2008, 19:49

Martin2 schrieb:
Schade vielleicht, daß es eine Masterworks Brilliant Box zu den Werken Schumanns nie gegeben hat, ich hätte sie mir vielleicht geholt. So bleiben bei mir große Lücken, so kenne ich die Kammermusik und Klaviermusik Schumanns überhaupt nicht. Wann sich das ändert, weiß ich nicht.


Vielleicht muss Du Dir die Box selber basteln:

AladdinWunderlampe
Stammgast
#7 erstellt: 19. Jun 2008, 21:50

Martin2 schrieb:
Irgendwie ist Schumann glaube ich schon nicht so populär. Ist nicht dieser schläfrige Thread eine Illustration dieser Tatsache?


Hallo Martin,

vielleicht beruht die "Schläfrigkeit" dieses Threads eher darauf, dass Robert Schumanns Rang als einer der großartigsten Komponisten (nicht nur) des 19. Jahrhunderts so unangefochten ist, dass darüber keine weitere Diskussion lohnt?

In meiner musikalischen Welt spielt Schumann jedenfalls immer schon eine sehr große Rolle: Sein Klavierkonzert a-moll ist vielleicht mein liebstes Klavierkonzert überhaupt, und sein Cellokonzert schätze ich beinahe ebenso hoch ein; Klavierwerke wie die Papillons, den Carnaval, dieFantasiestücke, die Kinderszenen, den Faschingsschwank aus Wien sowie insbesondere die Fantasie C-Dur op. 17 und die Humoreske liebe ich heiß und innig; von den Sinfonien, die eigentlich alle wunderbar sind, finde ich die Nr. 2 in C-Dur (die ich gerade in den letzten Tagen wieder mehrfach mit großer Begeisterung gehört habe) und die Nr. 4 in d-Moll (und zwar ausdrücklich in beiden Fassungen) am imponierendsten; und obwohl ich in Sachen CDs sicherlich nicht zu den Jägern und Sammlern gehöre, die ein- und dasselbe Werk gezielt in diversen Interpretationen besitzen, stellt ausgerechnet Schumanns Dichterliebe dasjenige Werk dar, das in meinem CD-Schrank durch die meisten Einspielungen vertreten ist. Im kammermusikalischen Bereich verehre ich insbesonders das Klavierquartett Es-Dur sowie das Klavierquintett in der gleichen Tonart. Darüber hinaus gibt es auch einige Werke für Orgel (bzw. Pedalflügel), die zum Gewichtigsten gehören, was für dieses Instrument in der Romantik komponiert wurde - insbesondere die 6 großen Fugen über B-A-C-H op. 60 sowie die Studien op. 56: Sechs Stücke in kanonischer Form .

Was mich an Schumanns Musik fasziniert? Nun, einerseits das durch und durch romantische Spiel mit Verschwiegenem, nur Angedeutetem oder auch Unaussprechlichem - mit Anspielungen, Mehrfachbedeutungen, geheimen Untertönen. Schumanns Musik - wahrscheinlich die unnaivste ihrer Epoche - ist ein raffiniertes musikalisches Gewebe, in dem Literarisches, Biographisches und Musikhistorisches ineinander spielen und einander wechselseitig bedingen. (Vielleicht hat Alban Berg, der später ganz ähnlich arbeitete, Schumann deshalb so geliebt.)

Und bewundernswert ist die große kompositorische Meisterschaft, mit der Schumann seine Ideen umsetzt: Sein Klaviersatz ist auch da, wo er vermeintlich mit virtuosen Figurationen arbeitet, fast immer latent polyphon - wobei der Akzent auf "latent" liegt, denn es geht Schumann nicht (oder nur selten) um ein historisierendes Durchexerzieren alter Formen, sondern vielmehr darum, die romantische Harmonik vielschichtig aufzufächern und dadurch gleichsam von innen heraus beredt werden zu lassen.
Und diese Harmonik ist schon für sich genommen herrlich genug - so etwa im Überschwang der Septakkorde mit hinzugefügter großer None, in den Zwei- und Mehrdeutigkeiten der alterierten Klänge, im chromatischen Gleiten, in den schmerzlich süßen unaufgelösten Dissonanzen...
Mehrdeutigkeiten, Vielschichtigkeiten prägen auch die Rhythmik - Hemiolen, Gegenakzente, komplementäre Bewegungszüge, duolische gegen triolische Bewegungen - all dies verleiht dieser Musik ihren Elan und ihre große innere Bewegtheit.

Und von der Originalität der Formexperimente Schumanns mit ihren Verschachtelungen (4. Sinfonie) und versteckten zyklischen Verknüpfungen (Carnaval), aber auch ihrem Spiel mit Konventionen und den daraus resultierenden formalen Finten (Humoreske) habe ich noch gar nicht gesprochen: Aber nun genug der Schwärmerei, zu der ich gerade eigentlich gar keine Zeit habe - aber für Schumann lohnt es sich, sich Zeit zu nehmen.


Herzliche Grüße
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 19. Jun 2008, 23:48 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#8 erstellt: 19. Jun 2008, 23:38

AladdinWunderlampe schrieb:

Martin2 schrieb:
Irgendwie ist Schumann glaube ich schon nicht so populär. Ist nicht dieser schläfrige Thread eine Illustration dieser Tatsache?


vielleicht beruht die "Schläfrigkeit" dieses Threads eher darauf, dass Robert Schumanns Rang als einer der großartigsten Komponisten (nicht nur) des 19. Jahrhunderts so unangefochten ist, dass darüber keine weitere Diskussion lohnt?


Und vielleicht daran, daß der Schwerpunkt hier doch mitunter auf Orchesterbrillanz und "Hifi-Spectacular" liegt, wofür sich Schumann nicht unbedingt eignet. Man schaue aber mal in andere Foren, z.B. eins, das anscheinend nur manchmal öffentlich einsehbar ist, da spielt die Klaviermusik eine herausragende Rolle.
Trotz des unbestrittenen Ranges der Sinfonien (besonders der 4.) und der Kammermusik sehe ich die bedeutendsten Werke Schumanns auf dem Gebiet der Klaviermusik und der Lieder. Wen diese Genres weniger interessieren, der darf sich nicht wundern, daß Schumann für ihn nicht so wichtig ist...

Und aufgrund der Doppelbödigkeit und Eigenwilligkeit sind die Stücke vielleicht auch zunächst nicht ganz so leicht aufzunehmen (oder man hält sie für kleine, romantische Salonpiecen), wenn man z.B. an Beethovensche Sonaten und Schubert-Lieder gewöhnt ist. Aber wirklich schwer zugänglich sind sie auch nicht.

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#9 erstellt: 20. Jun 2008, 17:35
Hallo Aladdin,

herzlichen Dank für Dein flammendes Pladoyer für Robert Schumann, das auch sehr interessant zu lesen war. Ich habe mich dann auch gleich auf die Reise gemacht und die Dichterliebe gleich dreimal gehört - wundervolle Musik und nicht nur die Stücke, die Fritz Wunderlich singt. Da habe ich mit den Schumann Liedern ja wirklich einen Schatz bei mir zu hause. Ist die Brilliant Box, was die Lieder von Schumann betrifft, eigentlich vollständig? Ich erinnere mich im übrigen noch eines Schumann Liedes, daß ich bei einem ebenso klassikbegeisterten Freund gehört habe. Das war sehr eigentümlich. Hieß es nicht "die zwei Grenadiere" oder so? Es geht darin um "Kaisertreue" und der absurde Höhepunkt des Liedes ist es, wie die Soldaten schwören, aus ihren Gräbern aufzusteigen, um den Kaiser zu schützen. Das Lied hat mich damals sehr beeindruckt. Weißt Du, wo es zu finden ist?

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#10 erstellt: 20. Jun 2008, 19:52
Die Ballade auf einen Text von Heine heißt "Die beiden Grenadiere" op.49,1:

Nach Frankreich zogen zwei Grenadier,
Die waren in Rußland gefangen.
Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die Köpfe hangen.

Da hörten sie beide die traurige Mär:
Daß Frankreich verloren gegangen,
Besiegt und geschlagen das [große]1 Heer
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.

Da weinten zusammen die Grenadier
Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: »Wie weh wird mir,
Wie brennt meine alte Wunde!«

Der andre sprach: »Das Lied ist aus,
Auch ich möcht mit dir sterben,
Doch hab ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben.«

»Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
Ich trage weit [bessres]2 Verlangen;
Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind -
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!

Gewähr mir, Bruder, eine Bitt:
Wenn ich jetzt sterben werde,
So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
Begrab mich in Frankreichs Erde.

Das Ehrenkreuz am roten Band
Sollst du aufs Herz mir legen;
Die Flinte gib mir in die Hand,
Und gürt mir um den Degen.

So will ich liegen und horchen still,
Wie eine Schildwach, im Grabe,
Bis einst ich höre Kanonengebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe.

Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab -
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!«

Bookmark: http://www.recmusic.org/lieder/

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#11 erstellt: 20. Jun 2008, 23:08
Hallo Kreisler Junior,

danke für den Hinweis. Wie ich mir schon dachte, ist das Lied in meiner Schumannbox nicht dabei. Schade.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#12 erstellt: 22. Jun 2008, 18:54
Ich habe wieder die "Dichterliebe" gehört. Wunderschön. Aber der Liederkreis Opus 24 ist in der Tat auch sehr schön. Auch gehört habe ich Carneval Opus 9. Den möchte ich dringend noch einmal hören. Und dann heute die Sinfonien 2 und 3.

Mein Eindruck insgesamt ist, daß Robert Schumann ein großes Genie ist, und daß ich das dringende Bedürfnis habe, mein Wissen von ihm zu vertiefen.

Mir wäre es sehr recht, wenn die Diskussion um Robert Schumann hier am Leben gehalten werden könnte. Ich muß sagen, daß mir das Reden über Musik - nicht nur über Interpretationen - sehr viel bringt. Die Schumann Lieder CDs liegen schon seit Monaten bei mir herum. Ich hatte oberflächlich hineingehört und sie sagten mir nicht viel. Erst durch das Gespräch über Schumann hier in diesem Forum wurde ich wieder dazu angeregt, in sie hinein zu hören.

Ich denke die Gefahr besteht immer, daß man in den Vorurteilen seiner Jugend stecken bleibt. In meiner Jugend fand ich Schumann "ganz nett", aber Brahms, Bruckner und Mahler doch entschieden faszinierender. Und so neigte ich immer dazu, den Schumann doch entschieden zu unterschätzen. Es ist dann immer gut "ins Gespräch zu kommen".

Ich finde im übrigen Schumann auch "nicht einfach". Manche Lieder etwa haben eine "aphoristische Kürze", auf die man sich erst einmal einstellen muß, auch die Carnevalstücke haben sie.

So gesehen ist der Zugang zu Schumann eher schwierig. Vielleicht auch gerade deshalb, weil er im Vergleich zu Bruckner etwa einfach erscheint.

"Wirkliche Klassikexperten" werden ihn vermutlich kaum unterschätzen. Aber ich bin immer noch ein bloßer Klassikliebhaber.

Also liebe Schumannliebhaber: Redet weiter über Schumanns Musik. Das wird mich, der ich Schumann erst entdecke, sicher weiter dazu anregen, mir Schumanns Musik anzuhören.

Die Brilliantboxen mit der Kammermusik und der Klaviermusik werde ich mir auf jeden Fall bei Gelegenheit bestellen.

Gruß Martin
Joachim49
Inventar
#13 erstellt: 22. Jun 2008, 20:33
Auch ich habe - bis heute - Brahms immer höher eingeschätzt als Schumann. Früher hat mich der Mangel an strengen Formen gestört (weshalb ich wohl die Symphonien höher eingeschätzt habe als die Klavierwerke). Inzwischen bin ich etwas toleranter. Die Quartette habe ich erst spät richtig nach Wert eingeschätzt, vor allem durch die Aufnahmen mit dem Zehetmaierquartett (also noch gar nicht so lange). Mit dem berühmten Klavierquintett habe ich mich nie so richtig anfreunden können, und mit dem Klavierquartett noch viel weniger. Auch die trio's und Violinsonaten haben mich bisher eher kalt gelassen. Da liegen mir die Brahms'schen Gegenstücke doch sehr viel mehr. Viele Jahre hatte ich auch Schwierigkeiten damit, wie der Ton Heines zu dem Schumanns passte. Schumanns Klavierkonzert würde ich keineswegs so hoch preisen, wie es Aladdin getan hat, - obwohl ich nichts dagegen habe.
Ein gewisser Kehrpunkt in meiner Einschätzung Schumanns kam, als ich im Autoradio den mir unbekannten Liederkreis op 39 (nach Eichendorff) hörte. Das fand ich mit Marjana Lipovcek so überwältigend, dass ich das Auto am Strassenrand geparkt habe und entsprechen zu spät zur Arbeit erschienen bin. Warum Schumanns opus 39 bisher unerwähnt blieb ist mir schleierhaft. Das Duo Schumann - Eichendorff paast - so scheint es mir - etwas besser zusammen, als Schumann-Heine.
Freundliche Grüsse
Joachim
Maastricht
Inventar
#14 erstellt: 22. Jun 2008, 20:48
Heute mittag 3 verschiedene Ausführungen der 1. Symphonie gehört:

- Schumann Symphony no.1 etc. Bis; Schedisches Kammerorchester, Dir.: Thomas Dausgaard
- Schumann Symphonies 1; Pentaton; Tschechisches Philharmonisches Orchester, Dir. Lawrence Foster
- Schumann: Symphonies nos. 1; DG; Philharmonisches Orchester, Dir. Christian Thielemann

Für mich ohne Zweifel war die erste Ausführung die spannendste, während die dritte ein bischen altmodisch klang.

Gruss, Jürgen
Martin2
Inventar
#15 erstellt: 22. Jun 2008, 21:50
Hallo Joachim,

herzlichen Dank für den Hinweis mit den Opus 39. Die ist auch in meiner Brilliantbox. Da bin ich schon sehr gespannt. Leider fehlt das Begleitheft. Wo zum Teufel ist es; irgendwo muß ich es verlegt haben; ich hoffe, es taucht wieder auf. Da sind die Texte abgedruckt, übrigens, wie ich gesehen habe mit gewissen Abweichungen zu den Liedern; abgedruckt sind wohl die Originale ( also zum Beispiel der Heine), nicht die für die Lieder gemachten kleinen Abweichungen.

Heute abend habe ich mal wieder Schumanns Klavierkonzert gehört. Wirklich sehr schön, aber andererseits auch wieder ein echtes Schlachtroß der romantischen Klavierkonzertliteratur. Ich habe so den Verdacht, daß der "unbekannte Schumann", unbekannt natürlich dem Nullachtfünfzehnhörer wie mir, doch der faszinierendere ist.

Wenn du Brahms bis heute höher eingeschätzt hast, so liegt das vielleicht auch an der Höherschätzung der Spätromantik? Ich habe heute neben dem Schumann auch den Grieg gehört, vermutlich ist der Schumann besser ( sofern man das sagen kann), aber den Grieg habe ich ( bisher) doch immer lieber gehört.

Ich muß halt sagen, nach Anhören der Lieder, aber auch des Carneval: Schumann fasziniert mich schon. Diese Faszination hat bisher gefehlt und jetzt ist sie doch da!

Danke auch für Deine Einschätzung der Kammermusik. Ich gebe Dir im übrigen recht, daß Brahms Kammermusik wirklich toll ist. Dagegen haben mich die Brahmsschen Lieder, von Ausnahmen abgesehen, eher kalt gelassen. Das kann sich aber auch irgendwann ändern.

@Maastricht Danke für Deine Hörerfahrungen bezüglich der ersten Sinfonie von Schumann. Ich habe halt Karajan und Levine. Ich höre die Sinfonien im moment schon sehr gerne. Aber ich kenne sie schon seit langem und sie faszinieren mich nicht so wie das an Schumann, was wohl noch meiner Entdeckung harrt.
Gruß Martin
Wilke
Inventar
#16 erstellt: 26. Jun 2008, 09:32
hinweis: zur Zeit gibt es bei 2001 die kompletten klavierwerke,
eingespielt von Demus, für 9,99 Euro - für 13 cds!

gruß Wilke
Martin2
Inventar
#17 erstellt: 26. Jun 2008, 11:42
Oh, das klingt nach einem guten Angebot. Kennt denn jemand den Demus?
Joachim49
Inventar
#18 erstellt: 26. Jun 2008, 11:58

Martin2 schrieb:
Oh, das klingt nach einem guten Angebot. Kennt denn jemand den Demus?


Demus muss heute ein 'alter Herr' sein. Er wurde zusammen mit Badura-Skoda bekannt im Repertoire für 4-händiges, das muss so in den 60-er Jahren gewesen sein. Die letzten Jahrzehnte hat er sich (wie Badura Skoda) auf historische Klaviere spezialisiert (er ist auch ein Instrumentensammler). Dadurch ist er ein bisschen in die Ecke des Spezialisten für historische Aufführungspraxis zurechtgekommen. Ich weiss nicht ob das auf den Scumann auch zutrifft. Ich habe den Eindruck, dass Demus heute in Japan bekannter ist als in West-Europa. Aber vor 40 Jahren gehörte er zu den bekannten Namen unter den Pianisten.
Joachim
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 26. Jun 2008, 19:49
Hallo Joachim,

ja der Name Demus war mir nicht völlig unbekannt. Ich habe ihn sicher schon mal gehört. Es wäre nett, allerdings natürlich nicht unbedingt vorauszusetzen, wenn jemand zu dieser Box mit Demus etwas zu sagen hätte.

Gruß Martin
Maastricht
Inventar
#20 erstellt: 26. Jun 2008, 20:42
Ich kenne Jörg Demus nicht, sah aber das ich Karten für ein Konzert von ihm im Januar 2009 habe, unter dem Titel: Jörg Demus 80 Jahre

Zur Information wird noch gesagt das es das erste Konzert innerhalb einer bestimmten Serie ist. Da kan ich ja noch jahrelang viel erwarten.

Gruss, Jürgen
Kreisler_jun.
Inventar
#21 erstellt: 26. Jun 2008, 23:54
Demus gehört zur selben Generation (und Wiener Tradition) wie Gulda, Brendel und Badura-Skoda. Er ist allerdings hauptsächlich als Liedbegleiter, Kammermusiker und einer der ersten, die mit historischen Flügeln experimentierten, bekannt geworden. Diese Gesamtaufnahme ist wohl aus den frühen 70ern. Ich kenne sie auch noch nicht, aber recht unterschiedliche Meinungen dazu. Zwar halte ich, gerade auch für den Einsteiger, einzelne Aufnahmen für sinnvoller, aber das ist wirklich ein sehr gutes Angebot; ich werde mir die vielleicht auch holen, da einige weniger bekannte Werke sonst kaum zu kriegen sind.

Schumann ist nicht leicht mit Brahms oder gar Bruckner zu vergleichen. Er ist ein wirklicher Romantiker, allerdings mit mindestens zwei Seelen in der Brust. Denn obwohl er sich in seiner Klaviermusik und den Liedern weitgehend vom Einfluß Beethovens befreit und etwas wirklich Neues, das ganz anderen Gesetzen gehorcht, gemacht hat, so hat er daneben eine klassizistische Ader (er meint, als deutscher Komponist die Aufgabe zu haben, "große Werke" wie Sinfonien usw. schreiben zu müssen). Damit erliegt er in der Sinfonik und teils auch in der Kammermusik dem ungeheuren Druck des übermächtigen Vorbilds Beethoven, kann aber seine eigenen Stärken (die sich eben viel eher in den scheinbar lockeren, improvisatorischen Formen zeigen) nur sehr bedingt ausspielen. Brahms (aber auch Mendelssohn) sind demgegenüber viel klassizistischer und in gewisser, allerdings recht äußerlicher Weise "formal strenger" als Schumann.
Bei allem Respekt für die großartigen Leistungen von Brahms auf diesen Gebieten halte ich die Klaviermusik und erst recht die Lieder von Schumann für bedeutender.

Schumanns Kammermusik ist ein faszinierendes Gebiet. Das Klavierquintett dürfte zu den bekanntesten Stücken dieses Repertoires gehören, der Rest ist seltsamerweise weitaus weniger, teils kaum bekannt. Ich halte aber auch das Klavierquartett, von den Streichquartetten mindestens 1 & 3, die Klaviertrios und wenigstens die 2. Violinsonate für hervorragende und äußerst lohnende Werke.

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#22 erstellt: 28. Jun 2008, 00:56
Hallo Kreisler Junior,

vielen Dank für Deine Einschätzungen. Schumann hat wie ich finde wunderbare Lieder geschrieben, aber auch weniger gute. Da ich in den letzten Tagen mal wieder in meine Brilliantbox hineingehört hat, kann ich das sagen.

Kein Wort gegen die Sinfonien! Es könnte sein, daß er sich da ein bißchen durch das übermächtige Vorbild Beethoven beeinflussen ließ - das kann ich überhaupt nicht beurteilen - aber ich finde sie alle großartig. Und sie klingen auch sehr schön; ich glaube das auch schon mal gehörte Vorurteil, daß Schumann schlecht hätte instrumentieren können, ist wirklich nur ein Vorurteil. Von den Sinfonien bin ich begeistert.

Ich bin dann doch ein wenig skeptisch, wenn Du andeutest, der eigentliche, nicht klassizistische Schumann befinde sich außerhalb seines sinfonischen Werks. Ich muß diesen vielleicht "privateren" Schumann, wie er sich möglicherweise in der Klaviermusik ausspricht, erst noch entdecken. Da freue ich mich drauf. Ich werde in der nächsten Zeit noch mal gezielter in den Carneval hineinhören.

Daß Du die Klaviermusik Schumanns der von Brahms vorziehst stimmt mich zwar hoffnungsfroh, allerdings zweifle ich ein bißchen, da ich die Klaviermusik von Brahms, zum Beispiel die Balladen, wirklich großartig finde.

Gruß Martin
Mellus
Stammgast
#23 erstellt: 11. Jul 2008, 09:42

Maastricht schrieb:

Schumann Symphony no.1 etc. Bis; Schedisches Kammerorchester, Dir.: Thomas Dausgaard

Für mich ohne Zweifel [...] die spannendste.


Hallo Maastricht,

guter Tipp! Die Schumannsinfonien kenne ich noch gar nicht. Das möchte ich in den nächsten Monaten ändern. Und die Hörproben, die ich von der von Dir ins Spiel gebrachten CD nehmen konnten, fand ich schon mal ansprechend. Ist auf die Wunschliste gewandert.

Kennst du die zweite Schumann-CD von Dausgaard zufällig auch?

Viele Grüße,
Mellus
Martin2
Inventar
#24 erstellt: 11. Jul 2008, 14:16
Hallo Mellus,

ich habe wie schon mal gesagt die Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern unter James Levine und bin mit dieser sehr zufrieden. Und sie war recht günstig, Naxospreise ( ich glaube Eloquenzreihe der DGG)

Gruß Martin
Maastricht
Inventar
#25 erstellt: 11. Jul 2008, 16:48

Mellus schrieb:


Kennst du die zweite Schumann-CD von Dausgaard zufällig auch?

Viele Grüße,
Mellus



Hallo Mellus,

Leider (noch) nicht.

Gruss, Jürgen
Mellus
Stammgast
#26 erstellt: 11. Jul 2008, 16:52
Hallo Martin,

vielen Dank für den Hinweis! Die vorangegangene Empfehlung von Dir habe ich überlesen. Dem JPC-Hörschnipselvergleich nach ist der Levine "fetter" als der recht schlanke Dausgaard. Da ich für Schumann noch kein richtiges Ohr habe, weiß ich nicht, was da besser passt. Der Preis ist natürlich ein verdammt gutes Argument...

Das schöne an diesen elektronischen Wunschlisten ist, dass sie nie voll werden können!

Viele Grüße,
Mellus
Kreisler_jun.
Inventar
#27 erstellt: 24. Feb 2010, 17:32
Da inzwischen mal wieder Schumann-Jahr ist, hole ich diesen thread nach vorne, selbst wenn vom Geburtstag her Chopin eher dran ist.

Neue Kommentare zu diesem Komponisten von eurer Seite? Wichtige Neuaufnahmen (oder auch persönliche Neuentdeckungen)?

viele Grüße

JK jr.
Hüb'
Moderator
#28 erstellt: 23. Mai 2010, 19:25
Hi,

ich möchte an dieser Stelle kurz auf ein paar neue, recht umfangreiche Budget-Editionen hinweisen:

SONY/BMG

jpc.de

Universal

jpc.de

EMI

jpc.de jpc.de
jpc.de jpc.de

jpc.de

Grüße
Frank
Martin2
Inventar
#29 erstellt: 24. Mai 2010, 13:14
Hallo Frank,

welche dieser Boxen ist denn Deiner Meinung nach zu empfehlen?

Was ich zum Beispiel bedauerlich finde, ist die Tatsache, daß die Wilhelm Kempff Einspielungen in der DG Box nicht enthalten sind. Die würde ich mir allerdings vermutlich eher holen als eine dieser Boxen, da mich eine dieser CDs in der Decca Piano Masterworks Box sehr beeindruckt haben.

Ansonsten habe ich natürlich einiges von Schumann: Neben dem Kempff die gesamte Klaviermusik mit dem Demus, Lieder mit Wunderlich, Fischer Dieskau und diversen Interpreten in der Brilliant Box, Sinfonien mit Levine und Karajan und natürlich das Klavierkonzert.

Insgesamt bin ich dann nicht so scharf darauf, mir eine dieser Boxen zu holen und würde mir lieber Dinge gezielt holen, wie etwa die Kempff Box, die auch nicht teuer ist.

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#30 erstellt: 24. Mai 2010, 14:55
Das ungewöhnlichste Repertoire (von dem ich bisher nichts kenne) findet man wohl in der EMI-Box mit den Chorwerken. Bei der EMI-Orchesterbox ist mir nicht ganz klar, wer was dirigiert. Allerdings sind nur die Ouverturen (von denen überdies "Julius Cäsar" fehlt), das Konzertstück f. Violine und das Konzertstück f. Hörner Werke, die man schwierig anderweitig bekommt.

Die Kammermusik-Box enthält einige gute Aufnahmen (andere kenne ich nicht), es fehlen aber u.a. das 3. Trio und die Fantasiestücke f. Trio op.88, sowie die 1. und 3. Violinsonate. (Letztere fehlt sogar in der großen Universal-Box)

Ebenso gibt die Klaviermusik-Box einen guten Überblick (und die Aufnahmen von Richter, Egorov und Zacharias sind auch alle ziemlich gut bis herausragend), es fehlen jedoch an zentralen Werken, die Noveletten op.21, die Waldszenen op.82 und besonders die Fantasiestücke op.12 und die Humoreske op.20 (sowie etliche "Nebenwerke", die Komplettbox mit Demus hat 13 CDs!)

Bei der Lieder-Box gefällt mir der Sänger der ersten paar Zyklen (vermutl. Olaf Bär) nicht besonders, abgesehen davon, dass ich meistens eh einen Tenor bevorzuge. Wieder sind die bekanntesten u. wichtigsten Zyklen: op.24, 35, 39, 42, 48 in zig Aufnahmen auch preiswert zu kriegen. Der Rest weniger, meist nur in Auszügen.

Zu dem Sony-Klotz kann ich nichts sagen, weil kaum zu erkennen ist, wer was spielt (oder singt). Sicher sind wie fast immer in solchen Boxen sehr gute mit mittelprächtigen Einspielungen vereint.

Die DG-Box ist die vollständigste (wenngleich nicht vollständig! es fehlt bspw. die Oper Genoveva) und enthält Einspielungen wie Gardiners Sinfonien und Paradies & Peri, Brittens Faust-Szenen und Klavierwerke mit Pollini, Ashkenazy u.a., Quartette mit dem Hagen Q., Trios mit dem BeauxArts-Trio usw.

Ich würde z.B. Martin, der die Demus-Box, sowie eine umfangreiche Lieder-Box schon besitzt, die großen Boxen nicht unbedingt empfehlen. Evtl. die Kammermusikbox der EMI. Sonst lieber wichtige Klavierwerke und Lieder in "legendären" Aufnahmen, z.B. die bei EMI auch einzeln zu habende mit Richters Fantasie op.17, Faschingsschwank und Papillons usw.

Es ist jedenfalls erstaunlich, wieviel Schumann, dessen meistgespielte Werke ja ziemlich übersichtlich sind, sonst noch komponiert hat, etwa an Liedern und Chorwerken. (Auch wenn ein Teil davon nicht ganz zu Unrecht der Vergessenheit anheimgefallen sein mag.)

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#31 erstellt: 13. Jun 2010, 15:38
Im Hinweisthread zu aktuellen Radiosendungen wies ich gestern auf die Schumannsendung auf NDR Kultur hin, die in der Tat sehr interessant war. Thema waren vor allem die Tempi von Schumann, bei dem es - im Gegensatz etwa zu Brahms, der davon wenig hielt - viele Metronomangaben gab, die allerdings weitestgehend unberücksichtigt bleiben.

Hörbar war dann im Laufe des Abends eine vom dem, der die Sendung machte, wohl selbst erstellte Fassung der Schumannschen Kinderszenen in den "richtigen" Tempi. Das fand ich interessant.

Allerdings fand ich den Einstieg in die Sendung schon ungünstig. Er spielte "Von fremden Ländern und Menschen" an, aber dieses Stück war beim Weißenberg in der Tat sehr zerdehnt, obwohl behauptet wurde, daß dieses Stück "allgemein" so gespielt würde. Kempff und auch Demus, die ich habe, nehmen das Stück allerdings in der Tat zügiger wie auch die Träumerei. Dann gab es ein Stück "Glückes genug", das der Weißenberg wiederum viel schneller nahm als die originalen Tempoangaben.

Mit anderen Worten hier wurden angeblich "herkömmliche" Tempi mit den richtigen verglichen. Aber Kempff spielt anders als der Weißenberg. Nur war das ganze trotzdem sehr interessant, nur daß mir die originalen Tempi von Schumann ( an deren Authentizität man wohl kaum zweifeln kann, alle Vorstellungen von falschen Metronomen und dergleichen sind reine Legenden) gelegentlich dann doch nicht behagte, gerade bei "Von fremden Menschen und Ländern" und bei der "Träumerei", die mir bei aller Liebe einfach zu schnell sind.

Noch interessanter fand ich allerdings die Einspielung von Christian Zacharias des Klavierkonzertes, der sich nicht nur in den Tempi sondern auch sonst nach den Schumannschen Angaben wohl mehr richtet. Also weniger unbegründete Ritardandi und Accelerandi im ersten Satz, ein schneller gespielter 2. Satz und ein langsamer gespielter 3. Satz. Nachdem über sie im Verlaufe der Sendung gesprochen wurde, gab es diese Einspielung noch einmal in Variationen zum Thema vollständig. Mir gefiel sie sehr gut. Der erste Satz wirkte "klassischer" als gewohnt, aber gut, das schnellere Tempo im zweiten Satz ließ diesen überhaupt nicht schleifen und erschien mir gerade richtig und das langsamere Tempo im letzten Satz machte diesen nicht langweiliger sondern spannender, weil dieser Satz eben ganz und gar kein "Kehraus" ist, sondern ein hochromantisches gefühlvolles Stück Musik.

Zum Schluß der Sendung dann noch ein extremes Beispiel aus den "Gesängen der Frühe". Es ging wohl um das 4. Stück, das Pollini im doppelten Tempo als angegeben herunterrast, wobei dann vom Stück in der Tat gar nichts mehr übrig bleibt, dagegen richtet sich Staier nach den originalen Angaben.

Wiegesagt: Eine sehr interessante Sendung.

Gruß Martin
Joachim49
Inventar
#32 erstellt: 05. Nov 2011, 00:42
http://www.citedelamusique.tv/concert/0976415.html

Wen man diesem link folgt, sieht und hört man die grossartige Geigerin Isabelle Faust in dem so wenig geliebten Violinkonzert von Schumann, ... danach wird man es wohl ein wenig mehr lieben. Der dirigent ist Eliahu Inbal und es spielt das Orchester des französischen Rundfunks. (Morgen um 20.00 Uhr kan man auf derselben website Helene Grimaus live sehen und hören (m Saal Pleyel mit dem Kammerorchester des Bayerischenh Rundfunks in Mozartkonzerten)
J
FabianJ
Inventar
#33 erstellt: 11. Nov 2011, 18:22
Mir war nicht bewusst, das Schumanns Violinkonzert nicht so beliebt ist. Als ich davon vor ein paar Monaten im Fernsehen eine Vorführung mit Frank Peter Zimmermann und Jukka-Pekka Saraste sah und hörte, mochte ich es auf Anhieb.

Die Aufnahme mit Isabelle Faust muss ich mir auch gleich mal anhören. Danke für den Link.

Mit freundlichem Gruß
Fabian


[Beitrag von FabianJ am 11. Nov 2011, 18:24 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#34 erstellt: 11. Nov 2011, 18:31
Na ja, Schumanns Violinkonzert wurde seit seiner Entstehung torpediert.
Clara Schumann und der eigentliche Widmungsträger ließen das Konzert ohne Uraufführung in den Aktenverschwinden, weil sich darin angeblich schon die Geisteskrankheit, Demenz od. wie auch immer man Schumanns Krankenbild heutzutage nennen würde, in musikalisch minderwertigen Passagen zeigt.
Dieser Einschätzung wurde bis zur Mitte des 20. Jh. Glaube geschemkt, wenn ich es richtig weiß, dann hat letztendlich Kuhlenkampf die Uraufführung besorgt (im 20. Jh.!!)

Ich selbst habe die Zehetmair-Aufnahme und die Kremer-Aufnahme und finde beide gut, wobei ich Kremer auch wegen des unglaublich guten, nervigen Orchesterspiels unter Harnoncourts Leitung bevorzuge. Ganz davon abgesehen, kann ich mir gut vorstellen, daß Isabelle Fausts Interpretation sehr gut ist.
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