Joseph Haydn - Überraschungen aus seinem Oeuvre

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flutedevoix
Stammgast
#1 erstellt: 08. Mai 2012, 09:01
Liebe Forianer,

man könnte meinen, mit dem Komponisten Joseph Haydn ein längst abgestecktes Terrain zu betreten, sein Werk, wenn auch nicht zur Gänze, so doch gut zu kennen. Nun, ich für meine Person durfte gestern fesstellen, daß dem nicht so ist! Rein zufällig fiel mir in einem Second-Hand-Shop eine CD mit Divertimenti, den sog. (Hob. X: 1,5,6 & 12) des Meisters in die Hände. Beim Anhören traute ich meinen Ohren kaum, was für unglaublich berührende, klanglich delikate, emotional ausdrucksstarke Musik da erklang. Aus dieser Musik spricht eine Wärme, eine musikalische Wahrheit, die nicht viele Komponisten erreichen und dazu noch in nicht vielen ihrer Werke. Nach dem dritten Anhören und einigem Reflektieren über die Werke, kam dann unwillkürlich die Frage, warum solch "große" Musik so unbekannt ist od. ob sie vielleicht allein mir unbekannt wäre.

Geht es Euch auch so, habt ihr im Werk Haydns auch solche Diamanten entdeckt, die euch überrascht und zutiefst berührt haben? Ich meine jetzt nicht die üblichen Verdächtigen, sondern eher Kompositionen abseits der "normalen" Haydnschen Repertoire-Pfade. Je nach Interesse böte sich vielleicht in einem sperasten Thread auch an, das Thema in Bezug auf den Komponisten unvierseller zu gestalten.
flutedevoix
Stammgast
#2 erstellt: 08. Mai 2012, 09:04
Hier nun meine gestrige Entdeckung:

J. Haydn - Divertimenti Hob X: 1-6-, 10, 12, sog. "Barytonoktette"

Die Werkgruppe entstand 1775 für Haydns Arbeitgeber, den Fürsten Nikolaus I. von Esterhazy, der selbst ein ausgezeichneter Baryton-Spieler war. Das Instrument, dem die Werkgruppe seinen Beinamen vrdankt, stamt aus der Gambenfamilie, war also zur Entstehungszeit schon mehr als anachronistisch. Verbreitung fand es zudem nur im süddeutsch-österreichischen Raum und Norditalien. Seinen charakterischen, resonanzen und obertonreichen Klang vedfankt es vor allem dem mitschwingen sog. Bordunsaiten, die durch das Streichen der Spielsaiten in Schwingung versetzt werden. Das Prinzip ist von der Erzlaute her bekannt.
Das Baryton wird zusammen mit den Violinen geführt, klingt aber eine Oktave tiefer. Dies ergibt zusammen mit der relativ "dunklen" Instrumentierung (wenige Diskantinstrumente dafür z.T. höllisch tiefgeführtes Horn) einen etwas gedeckten Klang, der ausgezeichnet den eher etwas melancholisch zu nennenden Duktus der Musik unterstützt.

amazon.de

amazon.de

Ich habe das Vol. I der Koch-Schwann-Reihe erworben. Die Hydn-Sinfonietta spielt engagiert, mit Sinn für die klanglich höchst interessanten und ungewöhnlichen Schattierungen. Dennoch könnten mehr artikulatorische Details und Schärfe, mehr klangliche Wärme und besonders ein ausgeprägterer Sinn für Melodiebögen noch stärker die unglaubliche Schönheit dieser Werke offenlegen. Die Aufnahmen sind wohl nur noch gebraucht erhältlich.


Aus diesem Grund eraube ich mir auf zwei aktuell erhältliche Editionen hinzuweisen, die zudem sicher spieltechnisch zumindest auf dem gleich hohen Niveau, vermutlich aber sogar auf aller höchstem Niveau, anzusiedeln sind:

jpc.de

jpc.de

Allen, denen die Musik Haydns nahesteht, sind diese Werke wrämstens empfohlen. Ich behaupte vielleicht etwas kühn, daß man nicht davon sprechen kann, Haydn zu kennen, wenn man diese Kompositionen nicht gehört hat!


[Beitrag von flutedevoix am 08. Mai 2012, 09:18 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#3 erstellt: 08. Mai 2012, 11:55
Mein Tip (leider gerade keine Zeit, mehr dazu zu schreiben, evtl. heute abend) enthätl ebenfalls Musik mit Baryton, aber noch interesanter, einige Werke mit einer raffinierten Drehleiervariante (lira organizzata). Diese Werke werden heute, wenn überhaupt, typischerweise in Bearbeitungen gespielt.(Auf dem marketplace findet man sie etwas günstiger).

jpc.de
flutedevoix
Stammgast
#4 erstellt: 08. Mai 2012, 14:10
Die Lira organizzata läßt sich eigentlich ganz gut als Orgel im Drehleiergewand beschreiben. Der Spieler kann über eine Kurbel einen Balg füllen, der ihm dann das Spiel auf der "Orgel" für eine bestimmte Zeit erlaubt. Das erfordert natrtülich einmiges anm Geschick und Koordination seitens ders Spielers. Aus dem Gedächtnis heraus behaupte ich jetzt einfach mal, daß dieses Instrument noch einen geringen Verbreitungsraum hatte als das Baryton, mir sind nur Kompositionen für Neapel aus dem 18. Jh. bekannt.
Die Kompositionen für diese Instrument birgen das Problem, daß wohl keine origianles Instrument des 1. Jh. erhalten geblieben ist. So ist die Rekonstruktion nur Aufgrund von bewschreibungen natürlich höchst spekulativ, besonders in punkto dynamische Möglichkeiten und Kapazität des Luftbalges. Daher liegbt die Verwendung von Bearbeitungen nahe.

Bei den Bearbeitungen muß man zwei Ebenen unterscheiden. Es existieren im Falle der 6 Concerti und der Notturni von Haydn erstellte Fassungen für Querflöte und Oboe als Soloinsturment. Inwieweit die ebenfalls kursierenden Fassungen Querflöte/ Violine auf Haydn zurückgehen, entzieht sich meiner momentanen Erkenntnis, dazu müßte ich zu Hause erst nachschlagen.
Im 20. Jahrhundert ging man dazu über statt der "lire organizzate" Blockflöten (Altblockflöte in f oder g) zu verwenden. Eine naheliegende Variante, da die Blockflöten in punkto Klang und vermutlich auch im dynamiscehn Spektrum den lire organizzate am nächsten kommen.Die Blockflöte war zur Entstehungszeit (die 1780er Jahre, wenn mich nicht alles täuscht) ja bereits in der Kunstmusik höchstens noch in der Sopraninolage (dem Flageolett oder Piccolo-Flöte vergleichbar) in Gebrauch und ansonsten als Volksmusikinstrument zu finden.
Eine persönlich Anmerkung und Mutmaßung sei mir noch gestattet. Sieht man sich Haydns eigene Bearbeitung an, stellt mn fest, daß er zwei klanglich divergierende Instrumente verwendete: Flöte und Oboe. Offensichtlich wollte er die beiden Stimmen auch differenziert wahrnehmbar haben. Inwieweit das auf lire organizzate ging, entzieht sich wohl unerer Kenntnis, da wie gesagt meines Wissens keine Instrumente erhalten sind. Aus dieser Sich würde ich persönlich die Paarung Blockflöte/ Traversflöte bzw. Querflöte aus heutiger Sicht als "Ersatz" bevorzugen, eben weil dies auch eine gewisse klangliche Differenzierung bedeutet.

Nun noch zu den Werken: Unter qualitativen Gesichtspunkten erscheinen mir die sog. Barytonoktette wesentlich gewichtiger zu sein als die Liren-Konzerte oder die Notturni (die ich dazwischen ansiedeln würde). In den Barytonoktetten steckt Haydn ein überraschend weites stilistisches Spektrum ab. Manches erinnert noch an den Barock wie die tzeilweise verwendete Sonata da chiesa-Anlage (mit einem langsamen Satz zu Beginn) oder bestimmte harmonische Wendungen. Was ihn zu der relativ späten Entstehungszeit dazu veranlaßt hat, ist schwer zu sagen, vielleicht der gambenähnliche Klang des Barytons?Dann wieder gibt es melodische und harmonische Wendungen, die weit in die Zukunft deuten und bereits eine Ahnung von Schubert entstehen lassen. So entstehen Werke, die hinhören lassen, die mit ungewohnten Wendungen aufwarten, die aber neben dem Reiz des Exotischen doch vor allem durch die Ausdrucksstärke der Musik überraschen. Nach dem vierten Höreindruck (seit gestern) würde ich behaupten wollen, daß diese Stücke zum Besten gehören, was uns aus Haydns Feder überliefert ist. Offensichtlich ist diese Kammermusik für Kenner entstanden und war Hausmusik für den musikalisch gebildeten Fürsten und die anderen Musiker der Exterhazysischen Kapelle.
Die Konzerte für Liren dagegen sind eher leicht gewichtig, ganz in einem unterhaltsamen, galanten Stil ohne klangliche, harmonische oder formale Überrauschung geschrieben. Dies macht sie ganz und gar nicht zu schlechten Werken, weißt sie aber eben doch als Unterhaltungsmusik aus.

Zum Schluß noch zwei Hinweise auf CDs, anhand derer man die Haydnschen und modernen Bearbeitungen der Kompositionen für lire organizzate kennenlernen kann:

jpc.de


jpc.de


Auf dieser CD arbeitet ds Consortium Classicum mit "lire organizzate", die auf der CD aber meines Wissens nichts anderes als ein Orgelpositiv sind.
jpc.de


[Beitrag von flutedevoix am 08. Mai 2012, 14:15 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 09. Mai 2012, 02:40
Lieber Johannes,
ein sehr schöner Thread!
Allerdings fällt mir schwer, so konkret zu antworten. Neues bei Haydn entdecken abseits der ausgetretenen Pfade....nun, ich entdecke selbst schon genug bei allseits bekannten Werken.
Du schreibst hier auch über die Konzerte für die Lira organizzata und daß sie wohl eher Unterhaltungsmusik seien. Dazu möchte ich anmerken, daß aber hier schon gleich mehrere Sätze vorweggenommen sind der "Londoner Sinfonien" und die kann man zwar natürlich als Unterhaltungsmusik hören, aber ich glaube, man täte ihnen Unrecht.

Auf Anhieb gehen mir vor allem Werke aus Haydns Kammermusik durch die Gedanken, wenn ich hier antworten möchte.
Auch die Baryton-Trios, die meist knapper gefaßt sind als die Oktette, dafür aber konzentrierter und etwas schwerer zu entdecken.
Aber ein paar der späten Klaviertrios, wahre Wunder und Schätze liegen da verborgen!
Ebenso in seinen Liedern, den Chorliedern besonders, in seinen Kanons. Ich erwähnte andernorts schon "Die zwölf Gebote", die en miniatur erinnern an "Die Sieben Letzten Worte", allerdings mit Humor für Kenner, da er für "Du sollst nicht stehlen" ein Thema Bachs benutzt.

Schon sehr früh jetzt, morgen gehe ich auf einzelne Werke gern näher ein und suche auch die Amazon-links dazu.
Einstweilen herzliche Grüße,
Mike
Joachim49
Inventar
#6 erstellt: 09. Mai 2012, 21:16

Szellfan schrieb:
morgen gehe ich auf einzelne Werke gern näher ein
Mike

Lieber Mike,
wir freuen uns darauf, und überhaupt, dass Du wieder mit dabei bist.
Herzliche Grüsse
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#7 erstellt: 09. Mai 2012, 21:23
Auf der von mir genannten CD wird tatsächlich in zwei Stücken eine rekonstruierte Orgelleier verwendet. Es sind auch zwei der von Dir eingangs genannten Oktette (Hob.X: 3 und 12) enthalten. Ich stimme zu, dass die tendenzielle gewichtiger sind als die Stücke mit Lira organizzata, die aber auch hübsche und mehr als interessante Kuriositäten sind. Haydn hat immerhin einige Sätze aus den Konzerten oder Notturni in andere Werke übernommen (so basieren langsamer Satz und Finale der Sinfonie Nr.89 auf solchen Sätzen, die allerdings erweitert wurden.)

"Zum besten aus Haydns Feder" finde ich allerdings anhand der zwei Oktette, die ich auf besagter CD habe, ungeachtet der erstaunlich ernsten langsamen Sätze, doch stark übertrieben. Solche Einzelsätze kann man mit welchen aus den Streichquartetten um 1770 opp. 9,17,20 vergleichen, aber als Ganze scheinen mir doch schon op.9 wichtigere Stücke zu sein.
Das rechtfertigt sicher nicht, dass die Oktette beinahe ganz unbekannt sind, denn mit den meisten anderen "Divertimenti" Haydns oder Mozarts aus der Zeit können sie sicher mithalten.

Die vergleichsweise am wenigsten bekannten unbestritten großartigen Werke Haydns, scheinen mir jedoch immer noch, da gebe ich Mike recht, die Klaviertrios zu sein. Da gibt es nicht erst bei den ganz späten, sondern schon aus Mitte der 1780er grandiose Stücke (zB As-Dur, e-moll, c-moll), die dazu oft einen ganz eigenen, "frühromantischen" Ton aufweisen, den man bei den späteren noch deutlicher findet, viel weniger aber bei anderen Werken Haydns.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 10. Mai 2012, 04:48
Vielen herzlichen Dank für die Begrüßungen!
Daß ich meinem eigenen Wunsch nun nicht nachkommen konnte, ausführlich zu werden, hat ganz pragmatische Gründe: Elektriker im Hause und darum häufig keinen Strom.
Wird noch ein paar Tage dauern....
Herzliche Grüße,
Mike
Szellfan
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 10. Mai 2012, 06:35
Böser Fehler! Sind natürlich auch bei Haydn nur Zehn Gebote.
Bitte um Verzeihung.
Gefunden habe ich aber überhaupt nur eine einzige Aufnahme:http://shop.orf.at/1/index.tmpl?shop=oe1&SEITE=artikel-detail&ARTIKEL=4665&startat=1&page=1&zeigen=t&lang=DE
Stellvertretend für viele andere gelunge Aufnahmen wähle ich hier diese für die Klaviertrios.
Nicht nur der Werkauswahl wegen, sondern weil ich die Interpretation sehr schätze.
Das Sprechende in der Musik Haydns ist sehr schön hörbar, aber doch nicht zu Lasten des Melodieflusses. Und durch die Verwendung des Hammerflügels lösen sich Balanceprobleme ganz von selbst:
amazon.de
Die Chorlieder fand ich bisher ausschließlich in dieser Aufnahme. Die aber keine Wünsche offen läßt:
amazon.de
Mit wachem Ohr gehört sind das ganz feine Werke, immer wieder auch harmonisch. Als altbewährtes Beispiel kann ich hier wieder das "Die Harmonie der Ehe" anführen. Wer kennt's nicht, das süßsaure "Ja, Schatz....".
Bei den Klaviertrios ist eines meiner Lieblingswerke das E-Dur-Trio. Dieser langsame Satz, so rückwärtsgewandt in seiner strengen Form, dabei so ernst und tief empfunden, daß es dem letzten Satz schwerfällt, diese Stimmung wieder aufzulösen. In diesem Kontrast vergleiche ich das gern mit Mozarts Klavierkonzert KV488.
Soweit wenigstens mal ein Anfang von meiner Seite.
Herzliche Grüße,
Mike


[Beitrag von Szellfan am 10. Mai 2012, 07:01 bearbeitet]
Frank1970
Stammgast
#10 erstellt: 10. Mai 2012, 14:47
Hallo zusammen,

auch für mich waren einige der Haydn-Klaviertrios vor ein paar Jahren eine tolle Entdeckung, die mich begeisterte. Auch mein Lieblingstrio ist dabei das in E-Dur (H28). Bei mir bewirkte dies folgende Aufnahme (inklusive Volume 2):

jpc.de

Also gespielt auf modernen Instrumenten von Andras Schiff, Yuuko Shiokawa und Boris Pergamenschikow - ohne dass ich da irgendwelche Balanceprobleme wahrnehme! Gerade dieser zweite Satz ist wirklich unglaublich - mit einer gewissen Strenge, wie Mike schon sagte, aber auch irgendwie vorwärtsdrängend mit einem leicht mysteriösen - fast schon unheimlichen Unterton (der Klangschnipsel bei JPC - Track 8 - ist leider zu kurz, um da genug von zu hören). Inzwischen habe ich auch Vergleichseinspielungen vom "Trio 1790" und vom "Haydn Trio Eisenstadt", die ich aber trotz aller ihrer Qualitäten im Vergleich weniger gerne höre.

Um Haydns Werke für Baryton hatte ich bisher immer einen Bogen gemacht. Zu sehr stehen sie im Ruf einer beinahe unüberschaubaren Menge von Gebrauchsmusik, die für den Fürsten Esterházy mit seinen etwas eingeschränkten spieltechnischen Fähigkeiten geschrieben wurden. Ist dies vielleicht nur ein falsches Vorurteil? Flutedevoix' Schwärmen für die Baryton-Oktette mach mich auf jeden Fall neugierig. Alle Haydn-Werke für Baryton bekommt man ja auch in der großen Haydn-150-CD-Brilliant-Box oder separiert hier:

jpc.de

Kennt von euch jemand diese Aufnahmen?

Weitere tolle Haydn-Entdeckungen machte ich in folgender Box mit Messen eingespielt von Richard Hickox:

jpc.de

Ich hoffe die Werke dort sind jetzt "unbekannt" genug um hier genannt zu werden. Aber immerhin steht in der JPC-Produktbeschreibung: "Auf historischen Instrumenten interpretiert, kommen die teilweise nahezu unbekannten Werke hier besonders zur Geltung." Hier begeisterte mich vieles - nur leider kann ich mit dem zeitlichen Abstand seit dem letzten Hören gerade keine einzelnen Werke nennen.

Viele Grüße
Frank
premierenticket
Stammgast
#11 erstellt: 11. Mai 2012, 17:20
Hallo,

habe auf Spotify auch gerade eine Perle entdeckt:

Haydn Divertimenti

Gutes Hören!

Christian
flutedevoix
Stammgast
#12 erstellt: 12. Jun 2012, 18:23
Heute wieder eine "Neuentdeckung" bei Haydn!

jpc.de

Mike hat ja ganz allgemein von Schätzen im Liedschaffen Haydns gesprochen. Ich möchte diese allgemeine Empfehlung etwas präzisieren. Emma Kirkby und Marcia Hadjimarkos haben eine ausgezeichnete CD mit englischen Liedern und der wensetlich bekannteren Kantate Arianna a Naxos eingespielt. Besonders bemerkenswert auf dieser CD sind die wunderbaren Lieder in englischer Sprache. In manchen Liedern meint man fast schon Schubert zu hören, so romantisch ist der melodische Duktus, die Klavierbegleitung, die sich schon zu emanzipieren beginnt, die Harmonik. Auch der kompositorische Ausdruckswillen geht über das hinaus, was man normalerweise in der Klassik im Liedschaffen zu hören gewohnt ist.

Da auch die Interpretation ausgezeicnet geluingen ist, kann man den Kauf dieser günstigen CD nur druingend empfehlen! Eine beglückende Entdeckung!


[Beitrag von flutedevoix am 12. Jun 2012, 18:32 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#13 erstellt: 29. Aug 2012, 20:37
Die folgende Entdeckung ist schon wieder älter. Ich habe die Aufnahme erst diese Woche wiedergehört und wwar wieder über die Qualität der Musik und die Ausdrucksdichte überrascht:

jpc.de

Gemeinhin sind eigentlich nur die beiden späten Oratorien Haydns bekannt. Nur wenige wissen, daß es einen früheren Erstling gibt!
Il Ritorno di Tobia wurde 1775 komponiert und uraufgeführt. Haydn schuf das Oratorium (in italiensciher Sprache) auf ein Libretto eines Bruders von Luigi Boccherini.

Im Gegensatz zur Schöpfung und den Jahreszeiten dominieren in Il Ritorno di Tobia die Arien und Rezitative, es gibt nur 2 Chöre. Damit entspricht dieses Oratorium ganz der Wiener Oratorientraditionen, wie wir sie etwa aus dem Werk von Fux kennen.
Daß das Werk heute nahezu vergessen ist, dürfte nicht an der Qualität der Musik liegen, sondern an formalen Gründen. Im Gegensatz zu den späten Oratorien ist der Stoff undramatisch, eine Erzählung einer Geschichte findet nicht statt. Vielmehr spiegeln die Arien noch ganz im barocken Verständnis Affekte, also Emotionen wieder. Zudem hat da Oratorium mit ca. 3 Stunden eine recht lange Spieldauer und ist aufgrund der geringen Anzahl an Chören uninteressant für Laienchöre.

Die Komposition ist, wie man es von Haydn kennt meisterhaft. Genußvoll kostet er die affektreichen Textvorlagen aus. Die Schattierungen im Instrumentalsatz und eine gute Portion vokale Virtuosität lassen das Werk in strhalendem Glanz erklingen, der gleichwohl auch in der Wahl der rhetorischen Mittel noch dem Spätbarock verpflichtet ist.
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