Raff, Joseph Joachim (1822-1882) - romantische Vergangenheitsbewältigung?

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Hüb'
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#1 erstellt: 15. Feb 2011, 10:56
Hallo,

ich möchte diesen Thread dazu nutzen, euch einen weiteren durch's Raster der Musikgeschichte gefallenen Komponisten nahezubringen, der es allemal Wert ist, sich mit ihm zu beschäftigen.

Hier zunächst ein Bild von ihm:

Joachim Raff

Biographisches:

Da ich euch nicht mit abgeschriebenen Passagen langweilen möchte, bediene ich mich hier des Textes aus der Allgemeinen Deutschen Biographie, einem in den Jahren 1875-1912 bei Duncker & Humblot erschienen Nachschlagewerk. Laut Quelle stammt der nachfolgenden Text aus dem Jahre 1888, datiert also sechs Jahre nach Raffs Tod. Ich finde es eigentlich ganz witzig und interessant, eine mit solchem Zeitkolorit versehene Biographie zu lesen, auch wenn es dem Text sicherlich etwas an kritischer Distanz mangelt - Raff war ja in seiner Zeit ein sehr erfolgreicher und respektierter Komponist:

Raff, Joseph Joachim R. wurde geboren am 27. Mai 1822 zu Lachen, im Kanton Schwyz, wohin seine Eltern (sein Vater war der Lehrer und Organist Franz Joseph R.) kurz zuvor aus dem württembergischen Städtchen[1] Wiesenstetten im Oberamt Horb (Schwarzwald) übergesiedelt waren (R. wurde später Bürger in Wiesenstetten). Hervorragende natürliche Anlagen und große Lernbegierde legten seine Bestimmung zu einer wissenschaftlichen Laufbahn nahe, soll sich doch schon der 7jährige Knabe mit Homer beschäftigt haben. Mit größtem Eifer und bestem Erfolg besuchte er württembergische Lehranstalten und schließlich das Jesuitenlyceum in Schwyz, wo er durch gründliche philologische, mathematische und philosophische Studien das Fundament zu einem universellen Wissen legte, welches später seiner Individualität einen so eigenartigen Stempel aufdrückte. Leider ermöglichten es dem strebsamen jungen Manne seine beschränkten Vermögensverhältnisse nicht, seine Studien auf einer Universität fortzusetzen. Nachdem er daher mit glänzenden Zeugnissen das Lyceum, dem er übrigens zeitlebens große Anhänglichkeit und dankbare Gesinnung bewahrte, absolvirt, weilte er kurze Zeit in St. Gallen als Dolmetscher der lateinischen Sprache und nahm dann, kaum 20 Jahre alt, eine Lehrerstelle in Rapperswyl an.

Inzwischen entwickelte sich seine früh schon zu Tage getretene musikalische Begabung zu intensiverer Neigung zur eingehenden Beschäftigung mit der Kunst und bald zur ausgesprochenen Absicht, sich ganz der Kunst zu widmen. Zwar ohne gründlichen Unterricht, aber mit desto mehr Eifer, wie der junge Mann Alles zu erfassen pflegte, hatte er sich praktische Fertigkeit im Clavier-, Orgel- und Violinspiel erworben und daneben auch Compositionsversuche gemacht. Nachdem Proben der Letzteren von Mendelssohn, dem stets bereitwilligen, liebenswürdigen Förderer junger Talente, günstig beurtheilt und sogar auf dessen Empfehlung bei Breitkopf & Härtel verlegt wurden (1843), war der Entschluß, sich der Kunst ganz hinzugeben, ein fester geworden, trotz des Widerspruchs seiner Eltern. Der Anfang seiner musikalischen Laufbahn sollte ihm schwer genug fallen, aber sein eiserner Fleiß rang sich durch. Er entwickelte eine große productive Thätigkeit. In den Jahren 1844–47 entstanden Salonstücke für Clavier (bis op. 40), welche „zwar melodische Erfindung, aber den entschiedensten Mangel an künstlerischer (poetischer) Form und individuellem Style“ (Raff’s eigene Kritik!) verriethen; „sie zeigen Kenntniß der verschiedenen Meister und ein gewisses natürliches Geschick, dieselben äußerlich zu copiren, nirgends aber ein Eindringen in das Wesen der Kunstform, und da dieses den Styl bedingt, auch kein Streben nach einer besonderen Schreibart“. (Die op. 2–12 und 14, sowie op. 17, Album lyrique, welches gute Stücke enthält, wurden von R. später sorgfältig umgearbeitet, so daß sie zu dem Anderen aus Raffs Feder passen).

Die Bekanntschaft mit Liszt (1845) sollte für R. von weittragendster Bedeutung werden. Der berühmte Künstler nahm sich des jungen Mannes in großherzigster Weise an und veranlaßte ihn, ihm auf seiner Weiterreise als Begleiter zu folgen. Eine künstlerische Errungenschaft dieser für sein Leben so entscheidenden und eine spätere wichtige Phase desselben begründenden Freundschaft war das genauere Vertrautwerden mit dem Liszt’schen Claviersatze, den sich R. [160] alsbald aneignete, freilich, wie er selbst gesteht, nur in seinen Aeußerlichkeiten, ein Fehler, auf den ihn Mendelssohn ausmerksam machte, als er dessen Bekanntschaft im Jahre 1846 auch persönlich machte. Es war das in Köln, wohin R. mit Liszt gekommen war und wo er sich eine Stellung zu gründen suchte. Dieses war auch die Anregung zu dem Entschluß einer gründlichen Umkehr in seiner Productionsweise, welche durch systematische Studien bewerkstelligt werden sollte. Mendelssohn bot ihm dazu selbst seine Anleitung an. Leider vereitelte der Tod des Meisters (Nov. 1847) diesen Plan. Während seines Aufenthalts in Köln beschäftigte sich R. vorwiegend mit litterarisch-musikalischen Arbeiten (z. B. Aufsätze in Dehn’s „Cäcilia“), lauter Proben eines tiefen, weitumfassenden Wissens. Der Plan, in einer großen Stadt ein seinen Fähigkeiten entsprechendes Feld der Thätigkeit zu suchen, ließ ihn die Blicke nach Wien lenken, wo ihm ein Empfehlungsschreiben Liszt’s an den Musikverleger Mechetti den Weg bahnen sollte, er scheiterte aber daran, daß Letzterer starb, als R. eben auf dem Wege nach Wien war. R. blieb daher in Stuttgart, um hier den festen Entschluß auszuführen, durch gänzliche Zurückziehung von der Oeffentlichkeit und mit eisernem Fleiß betriebene Studien der gesammten Compositionslehre seinen Kenntnissen eine tadellos sichere Basis zu verleihen und auf Grund dieser seine ganze compositorische Thätigkeit total zu reformiren. Er versuchte sich in der Folge in den meisten Formen des instrumentalen Kammerstyls und machte sich an die Composition seiner ersten Oper „König Alfred“ (Text von G. Logau). Die von Hofcapellmeister Reissiger zugesagte Aufführung wurde durch die Ereignisse von 1849 vereitelt. Auch sonst konnte R. kein größeres Werk zur Aufführung bringen, da der damals in Stuttgart herrschende Geschmack Werken von so aparter Richtung, wie sie R. einschlug, nicht günstig war. Der schönste Gewinn seines Stuttgarter Aufenthalts neben den geistigen und technischen Errungenschaften war für R. jedenfalls die intime Freundschaft mit Hans von Bülow, die fürs Leben anhalten sollte. Letzterer führte R. in origineller Weise beim Stuttgarter Publicum ein, indem er ein eben erst vollendetes Werk deselben 2 Tage darauf auswendig spielte. Inzwischen war bei R. die Sehnsucht nach Veränderung lebhaft geworden, da Stuttgart die Erreichung seiner Ziele nicht fördern konnte. Abermals wandte er sich an Liszt, traf mit diesem in Hamburg zusammen, folgte ihm nach Bad Eilsen und endlich nach Weimar, wo sich Liszt dauernd niederließ.

Hier endlich eröffnete sich R. ein seiner würdiger Wirkungskreis. In dem geistig regsamen Kreise, der sich namentlich um Liszt schaarte, und welcher eigentlich das Hauptquartier der in jener Zeit mit Einsetzung wahrhaft jugendlicher Kraft geförderten fortschrittlichen Richtung in der Musik war und als solcher energisch Front machte gegen den Conservatismus, der am Rhein und in Süddeutschland seine Hochburgen hatte, fanden auch Raff’s Bestrebungen die gebührende Anerkennung, wie sich auch seine vielseitig angeregte und anregende, wissenschaftliche Thätigkeit in lebhafter Weise entfalten konnte und wohlthuendem Verständniß begegnete. Neben Liszt, Bülow, vorübergehend auch Berlioz (den R. gelegentlich eines Festmahls mit einer lateinischen Anrede begrüßte) u. A. war es namentlich auch Dehn und A. B. Marx, zu denen er in nächste und für seine Bestrebungen förderndste Beziehungen treten konnte. Auch seine Oper „König Alfred“ brachte er zur Aufführung und zwar erstmals am 3. März 1851. Später unterzog R. das Werk einer Ueberarbeitung, in welcher Gestalt es 1853 wieder und zwar mit lebhaftestem Beifall erschien. 1854 transscribirte Liszt 2 Stücke daraus für Clavier. Im August 1856 kam das Werk unter großem Beifall in Wiesbaden zur Aufführung. Eine in Dresden geplante Aufführung unterblieb aus nicht aufgeklärten Gründen, wie überhaupt das Werk seither von der Bühne verschwunden [161] ist. Mittlerweile hatte sich in Raff’s schöpferischer Thätigkeit ein Umschwung vollzogen, wie er in dieser scharf ausgeprägten Weise und so mit vollem Bewußtsein unternommen wol kaum bei einem zweiten Künstler zu bemerken sein wird. Ein Geleitsbrief, den er der Ausgabe seines op. 55 „Frühlingsboten“ für Clavier mitgab (Sept. 1853) und der zur Orientirung einiger Musikreferenten dienen sollte, zeigt, mit welcher geistigen Klarheit er, mit seiner musikalischen Vergangenheit brechend, ein neues Ziel erfaßte, auf dessen Erreichung er die ganze Macht seiner Individualität, welche damit im wahrsten Sinne des Wortes geschaffen und vollendet war, richtete. In der unbeschränkten Beherrschung der Technik zum Meister herangereift, gab es für ihn von nun ab nur eine Lebensaufgabe: auf Grund des von ihm in scharfer historischer, wie aesthetischer Kritik für recht und kunstgemäß Erkannten sein künstlerisches Ideal zu verfolgen. Ebenso klar wie über sein Ziel, war er sich über die Mittel, die er sich in vollem Umfang zu eigen gemacht hatte, und es ist sehr interessant, zu sehen, wie er die Erkenntniß derselben in ebenso klaren wie werthvollen Auseinandersetzungen kund zu geben weiß, wie der erwähnte Geleitsbrief, sowie ein zweiter zu op. 57 („Aus der Schweiz“, phantast. Ekloge für Violine und Clavier), ferner gelegentliche Stellen in seinen Aufsätzen in der „Neuen Zeitschrift für Musik“, dem Organ der fortschrittlichen Richtung, dessen Mitarbeiter R. 1853 wurde, und in seiner Schrift „die Wagnerfrage praktisch beleuchtet“ (1853) deutlich zeigen. Neben dem bewußten Eintritt in eine neue Schaffensperiode war er sich inzwischen auch über seine Stellung im Dienste der sogenannten „neuen Richtung“ vollkommen klar geworden, und er stand nicht an, dies in schärfster Tonart namentlich da zu präcisiren, wo er Widerspruch und besonders, wo er übelwollende Beurtheilung fand. Dies entsprach ganz seiner Individualität. Mit einer tiefen und wissenschaftlichen Bildung ausgerüstet, in Litteratur, Geschichte, Aesthetik, Philosophie durchaus belesen und durchgebildet, dabei von seinem speciellen Fache und dessen Wissenschaft mit einer Gründlichkeit durchdrungen, wie sie, abgesehen von glühender Hingabe, nur aus einem den ganzen Gegenstand mit vollendeter geistiger Durchdringung erfassenden Studium erstehen kann: sah er sich mitten in die Arena des damals hochwogenden Parteikampfes des Fortschritts gegen den von Reactionsgelüsten nicht frei zu sprechenden Conservatismus hineingestellt – und es fällt dabei manch’ grelles Schlaglicht von gegnerischer Seite, das der Sache galt, auf ihn –: diesen Platz füllt er aus mit der ganzen Energie, dem ganzen heiligen Ernste, der Begeisterung und dem Muthe, deren ein Vertreter und Vorkämpfer einer sieghaft sich emporringenden Neugestaltung der Dinge nur immer fähig sein kann. Er ist dabei eben so wenig blinder Fanatiker für Richard Wagner, wie er dessen Bedeutung, Ziele, Intentionen und individuelle Eigenart nicht im Mindesten verkennt, sie aber immer von einem höheren Gesichtspunkt aus beurtheilt und theilweise verurtheilt. „Das Unendliche in der Erscheinung Richard Wagner’s vom Endlichen zu sondern und der Geschichte eigen zu machen“, dies ist der Endzweck seiner kritischen Thätigkeit Wagner gegenüber. Er stellt Theorie gegen Theorie, die aus allgemein wissenschaftlicher Beleuchtung des Gegenstandes gewonnene gegen die an die Individualität Wagner’s und seine naturgemäßen Schranken gebundene. Leider ist er der Welt den 2. Theil seiner Kritik, welcher speciell den Speculationen Wagner’s über das „Kunstwerk der Zukunft“ gelten sollte, schuldig geblieben; vermuthlich wäre derselbe gefolgt, wenn er Wagner überlebt hätte. Der erwähnte 1. Theil (1853) ist in hohem Grade inhaltsreich und bedeutungsvoll durch allgemeine Gedankentiefe wie insbesondere durch geistvolle Excurse geschichtlichen, theoretischen und ästhetischen Inhalts. Seiner musikalisch productiven Thätigkeit seit dem Erscheinen der [162] „Frühlingsboten“ (op. 35) ist der Stempel der Individualität und des Styls in einer Weise aufgeprägt, welcher objective Mustergiltigkeit zuzusprechen ist. Vorbereitet erscheint dieser Styl schon in den 7 Heften Lieder op. 47–53 und in mannigfaltigster Weise auf nahezu allen Gebieten musikalischen Schaffens bezeugt er sich in fast allen seinen folgenden Werken. In seine Weimarer Zeit fallen davon u. a. Salonstücke, Operntransscriptionen für Clavier und Violine und Clavier, dann seit 1853 Kammermusikwerke, seine Violinsonate op. 73, sein 1. Trio, Quartett (op. 77), Ouvertüren, die Orchestersuite in E, der 121. Psalm für Soli, Chöre und Orchester, die Ballade „der Traumkönig und sein Lieb“, Concertstück „die Liebesfee“ für Violine und Orchester, die Musik zu Genast’s[WS 1] Schauspiel „Bernhard von Weimar“. wovon die Ouvertüre (über „ein feste Burg“) später den Weg in fast alle Concertsäle fand.

In Weimar verlobte sich R. mit der geistvollen und liebenswürdigen Schauspielerin Doris Genast, der Enkelin des von Goethe hochgeschätzten Charakterdarstellers. Als diese 1856 ein Engagement in Wiesbaden annahm, siedelte auch R. zuerst zu vorübergehendem, dann im gleichen Jahre noch zu bleibendem Aufenthalte dahin über. Im August dieses Jahres wurde sein „König Alfred“ allda mit großem Beifall aufgeführt. Im Jahre 1859 erfolgte seine Verehelichung. Seine äußeren Verhältnisse gestalteten sich von jetzt ab sehr einfach, freilich namentlich anfangs auch nicht sehr glänzend; vielmehr mußte er sich des lieben Brotes halber redlich plagen. Bis zum Jahre 1870 hatte er wöchentlich gegen 50 Unterrichtsstunden zu ertheilen. Weniger Erfolg als seine Lehrthätigkeit hatten seine Compositionen, obgleich er seine karg bemessenen Mußestunden unermüdlich zum Vollenden angefangener und Skizziren neuer Werke verwendete. Von seinen Zielen ließ er sich dadurch freilich nicht abbringen. Unbekümmert um seine Gegner schlug er die Anfechtungen derselben mit einem Werke nach dem andern zu Boden und ging ruhig den Weg, den ihm seine begabte Natur vorschrieb. So blieben denn neben der „Anerkennnng der Besten“ auch äußere Anerkennungen, die er sich namentlich durch Aufführungen seiner Werke errang, nicht aus. Mit seiner 1863 von der k. k. österr. Gesellschaft der Musikfreunde in Wien preisgekrönten Symphonie „an das Vaterland“ drang sein Name mit einem Mal lauter in die Oeffentlichkeit im In- und Auslande. Seit 1864 reihten sich auch fürstliche Auszeichnungen und andere Ehrungen in großer Zahl, seine Verdienste zu würdigen, an. 1864 erschien seine erste Orchestersuite in C, in Karlsruhe zuerst aufgeführt. Die Symphonie „Im Walde“ (sein populärstes Werk) verbreitete seinen Ruhm allerorten. Immer weiter steckte er sich seine Ziele; alle Compositionsgattungen ergriff er, viele bereicherte er mit Meisterwerken ersten Ranges und bleibenden Werthes. Als er endlich Anfangs der 70er Jahre in die glückliche Lage versetzt war, daß er die Verleger nicht mehr zu suchen brauchte, diese vielmehr von allen Seiten die Hände nach seinen Manuscripten ausstreckten, da stürzte er sich mit Wonne in ein wahres Meer von Arbeit. Die Freude am Schaffen, vielleicht auch das Entgegenkommen, resp. Drängen der Verleger gaben den Opfern, die er der Muse brachte, da oft fast hekatombenartigen Charakter, wo denn freilich die fabelhafte Beherrschung alles Technischen, eine unglaubliche Routine oft ersetzen mußten, was nicht durch die unmittelbare Eingebung wahrer und ächter Begeisterung bestritten werden konnte. Bis 1877 lebte R. ausschließlich der Composition. Als in diesem Jahre der Ruf zur Uebernahme der Directorstelle des neu gegründeten Dr. Hoch’schen Conservatoriums für Musik in Frankfurt a. M. an ihn erging, leistete er demselben Folge. Mit gewohntem Pflichteifer und geradezu unerschöpflicher Arbeitsfreude und -kraft widmete er sich diesem Amte, war Secretär, Bibliothekar, Lehrer, Director, fesselte die hervorragendsten Lehrkräfte, wie Klara Schumann, Stockhausen, [163] Coßmann etc. zu gemeinsamer fruchtbringender Thätigkeit an die Anstalt, wirkte lehrend und anregend nach allen seinen hervorragenden Kräften und beschäftigte sich daneben mit der Ausarbeitung seiner musikalischen Pläne, die nach wie vor die größten Ziele erstrebten, ja wie ein Blick in den Katalog seiner Werke lehrt, sich in der letzten Zeit nur noch im größten Rahmen bewegten. Eine seiner letzten großen Arbeiten war die Composition seines Oratoriums „Weltende, Gericht, neue Welt“. Mitten in der Vollkraft seiner Thätigkeit starb er an einem Herzschlag in der Nacht vom 24. zum 25. Juni 1882. – „Arbeit war der Inhalt seines Lebens, gleichzeitig schied er von beiden“ sagt ein Nachruf. – – –

Als R. mit seiner Vergangenheit als ausschließlicher Saloncomponist abschloß, war es der Clavierstyl, in dem seine Umgestaltung zu der ihm eigenen Individualität zunächst zum Ausdruck kam. Der Grundgedanke seines Claviersatzes lag, wie er selbst sagt, „in der negativen Beschränkung desselben“: „nichts für Clavier zu erfinden oder als erfunden anzusehen, was seiner Natur nach vocal oder anderweitig instrumental ist“. Sein Satz ist demnach ganz specifisch „claviermäßig“, und er erreichte darin auch eine Vollkommenheit, Reinheit und Spielbarkeit, wie sie nur bei wenig neueren Componisten so principiell durchgeführt erscheint. Damit geht Hand in Hand eine staunenswerthe Sicherheit im Effect, oft eine Poesie des Inhalts, die überhaupt einen Grundzug seines Schaffens bildet, und eine eminente Fruchtbarkeit in der Form. Nicht nur füllte er alte Formen mit neuem Inhalt und Geiste (wie in seinen Suiten), sondern er erweiterte diese auch innerhalb ihres Rahmens den modernen Bedürfnissen entsprechend (man vergleiche seine op. 69, 71, 72 mit den späteren z. B. op. 162). – In seinen Tanzcapricen, die für ihn typisch sind, finden sich die modernen Tanzformen idealisirt, selbst Polka und Galopp, ähnlich wie Walzer und Mazurka bei Chopin (cf. op. 54, 79, 83, 95, 104 etc.). – Die Form der Transscription diente ihm oft zu ganz specifischen, formal originalen Zwecken; es sind selbstständige aus dem Geist absoluter Claviermäßigkeit herausgearbeitete Stücke, dabei vollendet individuelle Reproductionen des fremden Gedankens („Oper im Salon“ und viele andere, manche in Etudenform). – Nicht minder wohldurchdacht ist auch seine Schreibart für Streichinstrumente, welche von seinen ersten Veröffentlichungen an (op. 57 vom Jahre 1853) in zielbewußter Weise die technische, wie überhaupt individuelle Eigenart des Streichinstruments in erster Linie berücksichtigend, dieser den vollsten Spielraum läßt und damit der Wirkung von Haus aus sicher ist. Seine Salon- und Phantasiestücke basiren oft auf mehr sinnlicher Wirkung des Technischen, welcher er indessen (s. Geleitsbrief zu op. 57) die vollste Berechtigung vindicirt, „wie jeder sinnlichen Wirkung überhaupt in einer Kunst, die sich eben durch den Gehörsinn ans Gemüth wendet“. Im Clavier- wie Violinsatz trat er durchaus das Erbe Liszt’s und Paganini’s an, wenn sich auch seine Ausdrucksweise mehr Schumann nähert. – Was R. an Kammermusik geschrieben, gehört zum Theil zum Besten der ganzen neueren Litteratur. Sein Grundsatz, wonach „nur das als Kunstproduct vorhanden ist, was seinen Durchgangspunkt durch den Geist gewonnen hat und aus geistiger producirender Thätigkeit gewonnen wird“ (Hegel), läßt zwar der Reflexion oft mehr Spielraum, als für die volle Wirkung von Vortheil ist. Sein festes Beharren in der Bahn der eigenen Individualität, die er sich in ernster Arbeit und Selbstkritik eröffnet, der Verzicht auf den Beifall der Menge und auf wohlfeile Salonerfolge, machten ihn der Kritik – vielfach zu seinem Schaden – ziemlich unzugänglich; daß ihm so manch genialer Wurf gelang, bestärkte ihn wol in der stricten Einhaltung des eigenen Weges: darin liegt im Hinblick auf seine außerordentliche Productivität seine Stärke wie seine Schwäche.

[164] Daß er auch die größten Formen und das mit den größten Mitteln mit absoluter Meisterschaft beherrschte, liegt in seiner Durchbildung begründet. Seine ganze Richtung und Anschauungsweise vom Wesen seiner Kunst geht darauf hinaus, daß er in der Symphonik, d. h. dem polyphonen Styl des Symphonisten den Gipfelpunkt erblickt, in dem „das Gesammtmaterial der Musik endlich zu seiner eigensten Verwendung, seiner völligen Befreiung gelangte“. – Nebenbei gesagt ist dies auch die Wegscheide, wo sich Raff’s Kunstideal von dem R. Wagner’s trennt. – Daß der Zeitgenosse und begeisterte Verehrer Berlioz’ die Form, in der dieses Ideal zum Ausdruck kommt, den Orchestersatz, virtuos beherrschte, ist selbstverständlich. Was als Grundzug neben der technisch formalen, dabei aber immer durchgeistigten Vollendung durch diesen Schaffenszweig Raff’s geht, ist lediglich wieder ein potenzirter Ausdruck dessen, was seiner Production überhaupt ureigen ist: feines poetisches Schaffen auf der Basis eines großen Kunstverstandes. Ein Blick auf seine Ouvertüren, Suiten. namentlich aber seine 12 Symphonien und ihre Titel bestätigen dies („An das Vaterland“ op. 96, „Im Walde“ op. 153, „Leonore“ op. 177, „Gelebt, gestrebt – gelitten, gestritten – gestorben, umworben“ op. 189, „In den Alpen“ op. 201, „Frühlingsklänge“ op. 205, „Im Sommer“ op. 208, „Zur Herbstzeit“ op. 213, „Der Winter“ op. 214; auch sein Streichquartett „Die schöne Müllerin“ op. 192, II gehört hierher). Ueberall finden wir den geistvollen Tonsetzer, der selbst, wenn er Conventionelles zu sagen hat, dies in irgend einer originellen Form vorbringt. Weniger Anklang als seine instrumentalen Werke fanden bis jetzt seine vocalen Schöpfungen. Bei den Liedern mit Clavier werden die durchaus selbstständigen und oft recht intricaten Begleitungen nicht eben zu ihrer Popularität beitragen. Trotzdem giebt das ideelle Erfassen der Texte und Situationen, die phantasiereiche, poetische Auffassung, die mit tiefer Innerlichkeit in den Gegenstand sich versenkt und aus den daraus entnommenen Stimmungen heraus seiner Individualität gemäß arbeitet, vielen seiner Lieder und Gesänge hervorragend vornehmes Gepräge. Geräth der Tonsetzer dabei auf manches Absonderliche und vermeidet nicht subjective Schroffheiten, so trifft er doch öfter auch in schlichter, inniger und sinniger Ausdrucksweise (siehe z. B. op. 114) dem edlen Volkston nah verwandte Töne. Auch hier schrieb R. in allen möglichen Formen mit unterschiedlichem Erfolge und auch ebensolcher Bedeutung. – Seine Thätigkeit als Operncomponist ist merkwürdiger Weise mit Ausnahme der vereinzelten Aufführungen des „König Alfred“ 1851, 1853, 1856 und einer einzigen der „Dame Kobold“ (Weimar 1870) gänzlich unbekannt geblieben, und doch liegen 6 Opern aller Gattungen vor, nämlich (außer den erwähnten) „Samson“ 1852–56, „Die Parole“, komische Oper, 1867–68, „Benedetto Marcello“ 1877–78, „Die Eifersüchtigen“, komische Oper, 1880–81 (sämmtliche vier nach eigenen Texten). Ob ein warmer Appell neuesten Datums von Seite A. Schäfers (in der deutschen Musikerzeitung) zur Aufführung dieser Werke Erfolg haben wird, wird sich erst zeigen müssen. Der schriftstellerischen Thätigkeit wurde gedacht. Hier ist noch anzufügen, daß sein Styl fesselnd, der Inhalt tief greifend, die Form prägnant, scharf die Beweisführung ist; beißender Sarkasmus schärft sich oft zu vernichtendem Spott. Ueberall aber, wo er negirt, setzt er auch Positives an Stelle des Getadelten. – Eine Herausgabe der litterarischen Arbeiten Raff’s liegt in der Absicht seiner in München lebenden Wittwe. Eine Selbstbiographie, die R. immer schreiben wollte, unterblieb leider, sehr zum Nachtheil des Einblicks in seine Thätigkeit. Des gleichen gedieh die Abfassung einer „Musiklehre“, die er öfter als eigentliche Mission seines Lebens bezeichnen mochte, nicht über den Anfang hinaus.

[165] Als Mensch bleibt R. denen unvergeßlich, die das Glück seines geist- und gemüthvollen Umgangs genießen, die seine ausgezeichneten Charaktereigenschaften, unter denen ein hoher Grad von Bescheidenheit nicht die geringste war, bewundern und schätzen lernen durften. Eine Biographie Raff’s, gestützt auf das denkbar ausgedehnteste Quellenmaterial aus der Feder Albert Schäfers ist im Erscheinen begriffen.

Quelle: Wikisource

Werk und Wirkung:

Raff war ein sehr produktiver Komponist. Die Opuszahlen seiner Werke reichen über 200 hinaus (241 Werke wurden in Druck gegeben). Im Harenberg-Konzertführer werden ihm und seinen Sinfonien immerhin zwei Seiten gewidmet, was für wenig bekannte Komponisten wie ihn auch nicht selbstverständlich ist.

Seine Musik ist zutiefst romantisch und meiner Auffassung nach grundsätzlich als absolute Musik zu verstehen. Allerdings tragen neun seiner elf Sinfonien programmatische Satzbezeichnungen bzw. der Musik liegen Themen (Naturbeschreibungen, Sagen und Märchen, Literatur "Leonore") zu Grunde. Diese außermusikalischen Inhalte werden aber kaum in lautmalerischer Form aufgegriffen, wie z. B. bei Richard Strauss, sondern spiegeln sich vielmehr in Stimmungen wieder. Auch ist Raff in seinem Formbewußtsein viel zu "konservativ", um als Neuerer gelten zu können.

Zu seiner Zeit war Raff ein hochangesehener Komponist. Er wurde weithin geschätzt und berühmte Kollegen hatten eine hohe Meinung von ihm. Mendelssohn setzte sich für ihn (Anstellung Raffs in Köln) sowie die Drucklegung seiner Werke ein. Liszt förderte ihn und wurde Arbeitgeber und Mentor, holte ihn nach Weimar und brachte ihn mit den dortigen Strömungen, der Neudeutschen Schule eben um Liszt/Wagner, zusammen. Raff instrumentierte dort im Auftrage Liszts beispielsweise die ursprünglich für Klavier komponierten Ungarischen Rhapsodien für Orchester.
Aber es gab auch kritische Stimmen, so bspw. Clara Schumann, welche (sinngemäß) "die Aufrichtigkeit der Dramatik in manchen der Werke Raffs" anzweifelte.

Trotz dieser Nähe zur Neudeutschen Schule blieb die Musik Raffs in der Romantik verhaftet. Einen Innovationsanspruch kann ich in ihr nicht erkennen, was ihren Wert und ihre Qualität als "romantische Musik" aber nicht schmälert. Das Verschwinden dieser Musik aus den Konzertsälen und dem Bewußtsein ist wohl durch die musikgeschichtliche Entwicklung, die bereits zu Lebzeiten andere Schwerpunkte setzte, und die antiromantischen Strömungen in der Zeit nach Raff erklärbar. Andere Komponisten hatten mit ihrer (romantischen) Musik deutlich vor Raff inhaltliche und formale Duftmarken gesetzt, denen er allenfalls einen gewissen eigenen Stil entgegensetzen konnte.

Diskographische Hinweise:

Mittlerweile gibt es eine ganz Reihe von Aufnahmen seiner Werke (JPC listet aktuell 42 Artikel). Hervorgetan haben sich insbesondere die Label Tudor und CPO mit einer Vielzahl gelungener Einspielungen.

Beginnen möchte mit einem Hinweis auf einen zentralen Bestandteil seines Schaffens, seine Sinfonien. Weiterhin enthalten sind diverse Orchestersuiten - mitunter von sinfonischem Format - und Ouvertüren. Hier hat das Schweizer Label Tudor in den Jahren 1998-2004 unter dem Dirigenten Hans Stadlmair eine exzellente Gesamteinspielung vorgelegt. Es spielen die Bamberger Symphoniker - und wie!
Die Werken sind meiner Ansicht nach im Mittel schlicht von begeisternder Qualität und müssen sich keinen Millimeter hinter den Gattungsbeiträgen vieler Werke des Standardrepertoires verstecken. Hinter den sinfonischen Frühwerken beispielsweise eines Dvorak, Tschaikowsky oder Schubert schon gar nicht.
Musikalisch werden Freunde romantischer Musik (Brahms und Bruckner klingen dezent durch) bestens bedient, wobei man durchaus von einem ganz eigenen Stil sprechen kann. Die Musik ist abwechslungsreich, sehr gut instrumentiert und melodisch schön und einfallsreich. Die Sinfonien sind auch in Einzelausgaben erhältlich. Die 9-CD-Box ist allerdings erheblich günstiger, als die nach wie vor im Hochpreisbereich angesiedelten Einzel-CDs.

Ein paar Eindrücke aus dem Netz zu den Tudor-Produktionen:

Guardian
Raff-Gesellschaft
Music-Web international

jpc.de

Ich finde diese Musik so gut, dass ich mir trotz der Qualität der Tudor-Aufnahmen den Kauf von Alternativeinspielungen sehr gut vorstellen kann.
CPO hat hier in den Jahren 1991 bis 1994 die Sinfonien 7 bis 11 gemeinsam mit dem WDR und der Philharmonia Hungarica, die nicht mehr existiert, unter Werner Andreas Albert produziert. Scheinbar ist dieser Zyklus abgebrochen worden. Möglicherweise haben die Probleme des Orchesters, die dann zu der späteren Auflösung im Jahre 2004 geführt haben, da hineingespielt. Oder die Fertigstellung des Zyklusses dauerte zu lange, so dass man mit diesem Nischenrepertoire nicht in Wettbewerb zur (entstehenden) Tudor-Gesamtausgabe treten wollte.
Allerdings muss ich anmerken, dass ich eigentlich nicht glaube, dass die Sinfonien noch "besser" und engagierter präsentiert werden können, als in den Aufnahmen unter Stadlmair.

jpc.de jpc.de

Absolute Schnäppchenjäger und Interessenten, die nur mal reinschnuppern wollen, werden natürlich auch bei Naxos/Marco Polo fündig. Hier sind derzeit die Sinfonien 1-3 und 10 verfügbar (sämtliche Sinfonien liegen in (ehemaligen) Marco-Polo-Aufnahmen vor, sind aber derzeit anscheinend nicht oder nur antiquarisch greifbar).
Die beteiligten Interpreten lassen mir persönlich aber eine Beschäftigung mit diesen Scheiben nicht sonderlich zwingend erscheinen.

jpc.de jpc.de jpc.de

Ähnliches wie zu den Naxos-Produktionen gilt für die Aufnahme der Sinfonien 3 und 4 auf dem Hyperion Mid-Price-Label "Helios". Auch in diesem Fall reizt mich wenig zum Kauf.

jpc.de

Ein besonderer Hinweis kommt der Einspielung der 5. Sinfonie unter dem Dirigat des "Hitchcock-Komponisten" Bernard Herrmann, der sich bereits früh für Raff einsetzte und die Sinfonie in den Siebzigern einspielte (für Nonesuch; siehe auch bei der Raff-Gesellschaft). Diese Einspielung ist aktuell ebenfalls nicht greifbar. Wahrscheinlich handelt es sich um einen der wenigen Tipps für Vinyl-Sammler, die ein Raff-Werk auf Schallplatte hören möchten.

Raff Sinfonie 5 Hermann

Auch die Konzerte für Violine, Cello und Klavier wurden eingespielt. Hier wiederum der Hinweis auf die Tudor-Produktionen, bei denen mir insbesondere die Cello-Konzerte durch die Beteiligung von Daniel Müller-Schott als sehr interessant erscheinen:

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Das Klavierkonzert gibt es auch preisgünstig in einer Brilliant-Classics-Budget-Box mit dem Pianisten Michael Ponti. Hierbei handelt es sich um eine Übernahme des Vox-Labels (LP: Vox Candide CE 31063; dort gekoppelt mit der 3. Sinfonie) - allerdings mit wenig namhaften Interpreten:

jpc.de Raff Vox Ponti

Weiterhin gibt es eine vollständige Aufnahme seiner sämtlichen Werke für Violine und Klavier, von denen leider lediglich die Volumina 3 und 4 noch erhältlich sind (die Ausgaben 1 und 2 sollten aber via eBay oder Amazon-Marktplatz derzeit noch aufzutreiben sein). Aber vielleicht veröffentlicht CPO die 4 CDs ja noch einmal als preiswerte Gesamtausgabe?

amazon.de amazon.de jpc.de

jpc.de

Alternativeinspielungen liegen beim Schweizer Label Tudor vor:

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Die Klaviertrios liegen ebenfalls komplett bei CPO vor:

jpc.de jpc.de

Und weiter der Hinweis auf die Streichquartette, die bei Tudor und CPO erschienen sind. Es bleibt zu hoffen, dass CPO auch diese Serie fortsetzt und komplettiert, hat Raff doch immerhin acht Streichquartette komponiert, von denen aktuell vier auf Tonträger vorzuliegen scheinen. Zudem bieten die Aufnahmen aus Osnabrück mit dem Mannheimer Streich quartett das bei weitem renomiertere Ensemble:

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Raffs Klaviermusik scheint ebenfalls vollständig auf CD erschlossen. Hier existiert eine Einspielung mit dem Pianisten Alexander Zolotarev auf dem kleinen, mir gänzlich unbekannten Label AK Coburg.
Für mich persönlich dann doch etwas zu speziell - zudem, da im Hochpreisbereich angesiedelt, aber immerhin dankenswert, dass sich überhaupt jemand um diese Werke bemüht!

jpc.de jpc.de jpc.de jpc.de

Weiterführende Links:

Ein älterer Thread hier aus dem Forum (ursprünglich rein der 1. Sinfonie gewidmet)
Deutscher Wikipedia-Eintrag
Englischer Wikipedia-Eintrag
Raff-Gesellschaft (engl.)

Es würde mich freuen, an dieser Stelle eure Eindrücke und Hinweise zu den Werken des Komponisten Joachim Raff zu lesen und über ihn ins Gespräch zu kommen!

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 15. Feb 2011, 12:16 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#2 erstellt: 15. Feb 2011, 13:30
Ich habe Deine Fleissarbeit gesehen. Alle Achtung !!! Vorbildliche Aufbereitung.

Leider ist mir dieser Kompositeur völlig fremd, und ich kann nun weder etwas Qualifiziertes für oder dagegen sagen. Aber Deine Beschreibungen wecken Interesse, in erster Linie an der Symphonien-Box auf Tudor (leider keine SACDs, oder ?). Leider habe ich aber noch mehr Symphonien-Boxen von Komponisten ähnlichem Bekanntheitsgrad (Ries, Wellesz, Rangström, Langgaard, Atterberg etc.) stehen, die ich alle noch kaum gehört habe, insofern zögere ich, noch eine hinzuzufügen.
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 15. Feb 2011, 13:38
Hallo Michael,

bei den Sinfonien auf Tudor handelt es sich um normale CD-Ausgaben, die aber dennoch ausgezeichnet klingen.

Inwieweit man natürlich eine Beschäftigung mit Raff als "Muss" ansieht, hängt von den musikalischen Präferenzen ab. Für Freunde "zentraleuropäischer Romantik" würde ich schon von einem "da sollte man mal reingehört haben" ausgehen.

Mir persönlich sagt die Musik jedenfalls sehr zu. Sie trifft meinen Geschmack besser als diejenige der von Dir genannten Komponisten (mit Ausnahme von Langgaard, den ich noch nicht kenne).

Grüße
Frank
flutedevoix
Stammgast
#4 erstellt: 15. Feb 2011, 13:43
Hallo Michael,

die Beschäftigung mit Raff lohnt sich unbedingt. Zumal ich sehe, daß Du den Ries noch dastehen hast. Die Sinfonien von Raff und Ries in den Kontext von Beethoven, Mendelssohn, Schumann und Brahms einzuordnen ist außerordentlich spannend. Man hört da unglaublich viele Querverbindungen und Entwicklungslinien!

Wenn es denn nicht gleich der "Sinfonieberg" sein soll, kann ich auch dringend zur CD der Violinkonzerte bei Tudor raten. Die Werke sind erstklassig, wie bei den Sinfonien wundeet man sich, daß die Musik nicht zum Standardrepertoire gehört, und auch die Interpretation ist fein!

Ach ja, bei den Sinfonien unbedingt zu Tudor greifen. Ich habe einige Doubletten aus der Naxos-Reihe. Das sind interpretatorische Welten!


[Beitrag von flutedevoix am 15. Feb 2011, 13:44 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#5 erstellt: 15. Feb 2011, 13:46
@Hüb:

Was für eine vorbildliche Thread-Eröfnnung und Gestaltung. Ich bin mal gespannt, ob wir hier noch einige Kenner der Raffschen WErke finden. Ich steige gerne in die Diskussion und Würdigung besonders der Sinfonien und Konzerte ein, die ich ganz gut kenne.
Allerdings erst, wenn ich mich von meiner Erkältung erholt habe!

Bis dahin: Gespanntes Abwarten!
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 15. Feb 2011, 13:51
Super!
Wir könnten uns ja gemeinsam schreiberisch an Eindrücke zu den einzelen Sinfonien machen.


[Beitrag von Hüb' am 15. Feb 2011, 18:19 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#15 erstellt: 15. Feb 2011, 18:58
Diese Nachricht wurde automatisch erstellt!

Das Thema wurde aufgeteilt und einige themenfremde Beiträge wurden verschoben. Das neue Thema lautet: "Sammeln ... UND hören?"
WolfgangZ
Inventar
#16 erstellt: 15. Feb 2011, 22:33
Das von Frank genannte Klavierkonzert kann ich sehr empfehlen - markante, eingängige Melodik irgendwo in der Schumann-Nachfolge, aber etwas pathetischer, dabei formstreng und bar bloßen Virtuosengeklingels.

Ich besitze sowohl Aronsky als auch Ponti und finde beide Einspielungen gelungen. Möglicherweise ist die Tudor-Produktion klanglich etwas gepflegter.

Im Übrigen nehme ich Franks Fleißarbeit jetzt doch zum Anlass, über eine Anschaffung der Sinfonien mit den Bambergern unter Stadlmair stärker nachzudenken. Weniger stark geschah dies schon öfters.

Auch die Kammermusik würde mich reizen.

Wolfgang
arnaoutchot
Moderator
#17 erstellt: 16. Feb 2011, 00:44

WolfgangZ schrieb:
Im Übrigen nehme ich Franks Fleißarbeit jetzt doch zum Anlass, über eine Anschaffung der Sinfonien mit den Bambergern unter Stadlmair stärker nachzudenken. Weniger stark geschah dies schon öfters.


Ich habe bereits stärker nachgedacht und heute zugeschlagen ...
Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 16. Feb 2011, 09:28
Hallo Wolfgang,

danke für Deine Eindrücke zum Klavierkonzert.
Ich habe die CD (Aufnahme mit Ponti) gestern Abend aus oben gezeigter Box entnommen und schon mal in Reichweite gelegt.

Grüße
Frank
Kreisler_jun.
Inventar
#19 erstellt: 16. Feb 2011, 13:51
Kann jemand vielleicht mal zwei oder drei halbwegs repräsentative CDs als Einstieg empfehlen?

Ich bin nicht bereit, einfach so mal EUR 60 für eine Riesenbox springen zu lassen, mit Musik, von der ich nicht sicher bin, ob sie nicht zu Unrecht in den Hintergrund geraten ist...

(Ich habe das Klavierkonzert mal auf die Merkliste gesetzt, aber die bekanntesten Werke Raffs dürften wohl die Sinfonien mit den programmatischen Inhalten gewesen sein. Da die Titel heute eher altfränkisch wirken, wäre ich dankbar für einen Tip, wo man hier starten könnte.)

viele Grüße

JK jr.
Hüb'
Moderator
#20 erstellt: 16. Feb 2011, 14:18
Hallo Johannes,

hör mal in die beiden CPO-CDs rein:

jpc.de jpc.de

Ich habe mich auch lange von den Titeln der Sinfonien und den Satzbezeichnungen abschrecken lassen. Das solltest Du wirklich nicht tun, da die Musik bei weitem nicht so konservativ-alpenländisch-verknödelt-wanderidyll-huldigend (:D) wirkt, wie die Titel befürchten lassen. Die hinter den Werken stehenden Programmen muss man nicht wirklich kennen und vor Augen haben, um die Musik zu genießen und schätzen zu wissen. Wie ich oben schon schrieb: absolute Musik; das einzige "Programmatische" sind die Titel.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 16. Feb 2011, 14:18 bearbeitet]
liegruppe
Ist häufiger hier
#21 erstellt: 16. Feb 2011, 15:01
Hallo,

vielen Dank für den Tip mit Raff. Für ein erstes Reinhören kann man auch mal auf youtube stöbern.
Hüb'
Moderator
#22 erstellt: 16. Feb 2011, 15:24
Hi,

ja, da sollte man tatsächlich mal häufiger vorbeischauen, wenn es um solche Raritäten geht: http://www.google.de...cd=3&ved=0CA0Q_AUoAg

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#23 erstellt: 17. Feb 2011, 12:08
@Johannes:
Noch als Nachtrag: Raff hat keine "Alpensinfonien" (*schauder* :D) komponiert!

...

Gerade habe ich noch diese preiswerte und nur noch antiquarisch erhältliche Gesamtaufnahme der Klaviertrios auf Arte Nova entdeckt, die ich sogleich kaufen musste...

amazon.de

Und noch zweit Link-Hinweise aus dem Tamino-Forum:
Thread zur Kammermusik
Thread zu den Sinfoien



[Beitrag von Hüb' am 17. Feb 2011, 12:52 bearbeitet]
teleton
Inventar
#24 erstellt: 17. Feb 2011, 12:43
Hallo Frank,

gemäß deines anerkenneswert tollen Startbeitrages muss Raff ja ein sehr interessanter Komponist sein.
Irgendwie ist er an mir vorbeigegangen und ich kenne und habe "nichts" von Raff.

Ob mich die Sinfonien unter Werner Andreas Albert (cpo) mitreissen würden, wage ich zu bezweifeln. Dieser Dirigent vermag vielleicht alles sauber zu gestalten, aber er bringt die Werke zu langweilig. Ganz extreem einige Cd´s in der Hindemith-cpo-Serie ...

Für die Sinfonien würde ich dann auch lieber auf "dem bayerischen Bur" Stadelmaier zurückgreifen, wenn ich einen Anfang wagen sollte.

Fragen: Wie bist Du auf Raff gekommen ? Reisst der Junge von Hocker ? Ist da was gebacken ? Oder wäre ich nach dem Kauf mit langweiligem "Romantikgeschnulze" vollgepackt ?

Eine Frage die ich immer gerne stelle: Warum ist Raff so unbekannt geblieben - im Vergleich zu seinen Zeitgenossen ? Das hat in der Regel seinen Grund ! Da kann einer sagen was er will.


Warum schreibst Du bei Alpensinfonie "schauder"? Wenn Du auf R.Struss anspielst, so muss ich sagen, dass ich din Alpemsinfonie sehr schätze, denn dass ist genau nicht das Romantikgeschnulze was ich in der Musik erwarte !


[Beitrag von teleton am 17. Feb 2011, 12:48 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#25 erstellt: 17. Feb 2011, 12:55
Hallo Wolfgang,


Wie bist Du auf Raff gekommen ?

durch die Sonderangebote im JPC-Courier (eben die Raff-Box bzw. die CPO-CDs, in die ich dann auf der JPC-Seite hineingehört habe).

Reisst der Junge von Hocker ?

Mich ja! Würde ich mir sonst diese Mühe machen?

Strauss ist nicht so mein Ding. Ich finde ihn partiell fürchterlich. Daher die Spitze.

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 17. Feb 2011, 12:55 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#26 erstellt: 17. Feb 2011, 13:15
@teleton:

Für die Sinfonien würde ich dann auch lieber auf "dem bayerischen Bur" Stadelmaier zurückgreifen, wenn ich einen Anfang wagen sollte.


Eine weise Entscheidung!


Reisst der Junge von Hocker ? Ist da was gebacken ? Oder wäre ich nach dem Kauf mit langweiligem "Romantikgeschnulze" vollgepackt ?


Das ist ein schweirig zu beantwortende Frage. Dennoch ein Versuch: Mich reißt er vom Hocker, ganz einfach weil es sich um emotionale Musik handelt, die die Entwicklung des 19. Jahrhunderts mitvollzieht. Dabei würde ich Raff immer als "konservativ" im besten Sinne bezeichnen. Bei den frühen Sachen klingt immer wieder Mendelssohn und Schumann durch, immer bei einer eigenen Musiksprache. Dann scheint er im selben gedanklichen Umfeld wie der frühe Dvorak zu experimentieren, aber auch da eingeständiger, findiger. Die späten Werke lassen eine Verwandschaft mit Brahms erkennen.
Die Musik ist jedenfalls nie eine Romantikschnulze, wie ich z.B. die Rachmaninovschen Klavierkonzerte hart an der Grenze verorten würde.


Eine Frage die ich immer gerne stelle: Warum ist Raff so unbekannt geblieben - im Vergleich zu seinen Zeitgenossen ? Das hat in der Regel seinen Grund ! Da kann einer sagen was er will.


Eine äußerst schwierige Frage!

Die Zeitgenossen um 1875 sahen das ganz anders:
Unter den lebenden deutschen Komponisten gibt es drei, denen nach allgemeinem Urteil der höchste Rang zugestanden wird, [...] Wagner, Brahms und Raff
Das Zitat stammt aus dem "Monthly Musical Record"

Ich glaube, das Probelm in der Raffschen Rezeption des ausgehenden 19. Jahrhunderts war, daß er zwischen allen Stühlen saß. Er war weder der Anhängerschft Brahms zuzuordnen (obwohl seine Musik da am ehesten verortet ist) noch war er ein Neudeutscher um Liszt und Wagner. Seine Werke haben nicht, sehr vereinfacht gesagt, die Wucht und den Ernst der Brahmschenorchestermusik, sie haben aber auch nicht die Leichtigkeit und Unbeschwertheit eines Strauß oder Offenbach, oder die zündende Melodik der Opern Meyerbeers oder Verdis. Dazu war er eher ein "konservativer" Komponist, der keine neuen Türen aufstieß.
Ja, und dann muß er wohl ein sehr schwieriger Mensch mit wenig Freunden gewesen sein. Daher waren wenige da, die nach seinem Tod sein musikalisches Weiterleben, seine Verbreitung gefördert haben. So läßt es sich zumindest erklären, warum der nach dem Ableben seiner Generation aus dem Vewußtsein verschwand. Ich kann jedenfalls nicht erkennen, daß es an seiner Musik liegt.

Wenn Dir der Klotz aller Sinfonien zu mächtig ist, würde ich Dir vorschlagen, dich den Konzerten, in erster Linie den Violin- und Cellokonzerten zu widmen. Tolle Musik in sehr guten Interpretationen bei Tudor


[Beitrag von flutedevoix am 17. Feb 2011, 15:21 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#27 erstellt: 22. Feb 2011, 12:07
Auf allgemeinen Wunsch habe ich mich also daran gemacht, die symphonische Welt des Herrn Raff zu betreten. Da mir der Sinn heute früh nicht nach der langen und thematisch eher schwer verdaulich wirkenden Symphonie No. 1 "An das Vaterland" stand, habe ich mit der Symphonie No. 3 "Im Walde" angefangen.

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Die Symphonie wurde 1870 uraufgeführt und war seitens Raff dem 100. Geburtstag von Beethoven zugedacht. Von der Konzeption erinnert sie mich auch etwas an die Pastorale. Die Programmsinfonie ist in drei "Abtheilungen" gegliedert, die die Tageszeiten am Tage, in der Dämmerung und nachts darstellen. Inhaltlich ist sie gut überschaubar und leicht verständlich. Im ersten Teil betritt der Wanderer den "smaragdenen Dom" und erschauert vor der Pracht der Natur. Gewichtige Waldhörner vermitteln eine Stimmung, wie ich sie aus den Brahms-Sinfonien kenne. Im zweiten Teil gibt er sich im Schein der untergehenden Sonne seinen Träumen hin und beobachtet einen quirligen mendelssohnschen Tanz der Dryaden. Die Nacht bricht mit wagnerianischem Waldweben herein, um dann in eine wilde Jagd von germanischen Göttern überzugehen. Das Werk endet mit einem Hymnus an die Grossartigkeit der Natur.

Ich habe die heute deutlich berühmteren Namen, die mir beim Hören eingefallen sind, in den Text oben eingesetzt. Dennoch hat Raff einen eigenständigen Status und auch wenn der Inhalt schon romantisch verbrämt ist, ist das Werk zu keiner Zeit kitschig. Klanglich sind die Aufnahmen aus der Konzerthalle Bamberg aus 1999 einwandfrei. Natürlich sind sie klangtechnisch nicht ganz mit den später entstandenen Mahler-Symphonien von Nott (auf SACD) zu vergleichen.

(Frühes) Fazit: Bevor sich jemand den fünften Brahms- oder den siebten Beethoven-Zyklus kauft, sollte er sich lieber mal einen "Vergessenen" wie Raff anhören. Arturo Toscanini soll von der 3. Symphonie so begeistert gewesen sein, dass er sie 1931 dem New-Yorker-Publikum gleich zwei mal vorstellte. Ich freue mich darauf, weiterzuhören. Ich denke, ich mache mit der 7. Symphonie "In den Alpen" weiter.

Grüße Michael


[Beitrag von arnaoutchot am 22. Feb 2011, 12:11 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#28 erstellt: 22. Feb 2011, 12:18
Hallo Michael,

danke für diesen schönen Beitrag!
Genau dieses Gefühl hat mich beim hören der Box auch begleitet: die ständige Vorfreude auf die nächste CD aus diesem Schatzkästlein!

Grüße
Frank
arnaoutchot
Moderator
#29 erstellt: 23. Feb 2011, 00:51
Habe gerade die Symphonie No. 7 "In den Alpen" aus dem Jahr 1875 durchgehört. Wie von Hüb schon richtig bemerkt, führt der Titel etwas in die Irre, denn mit einer "Alpensinfonie" hat sie eher weniger zu tun. Es sei denn, man stellt sich Menschen vor, die durch die Alpen tanzen. Denn das ist es was ich hier höre, und ich füge noch einen Namen an, der hier auf- und einfällt: Tschaikowski. Jener hat einige Werke Raffs gekannt und ebenfalls die Waldstimmung der dritten Symphonie gelobt. Tänzerisch und leicht wie dessen Ballette wirken also die mit "Wanderung im Hochgebirge", "In der Herberge" und "Beim Schwingfest" überschriebenen Sätze. Nur das Larghetto "Am See" weist bereits eine durchaus impressionistische Stimmung auf.

Auch hier wieder schöne Einfälle, jedoch weit weniger vordergründig als in der heute früh gehörten Wald-Sinfonie. Auch das Klangbild schien mir etwas abgedunkelt.

Als Zugabe gibt es eine Orchesterbearbeitung der Bach-Chaconne BWV 1004. Raff war offensichtlich ein großer Verehrer des Thomaskantors und legte mit der Orchesterbearbeitung bereits die zweite Fassung nach einer Bearbeitung für Klavier vor (u.a. neben den Bearbeitungen sämtlicher Cellosuiten für dieses Instrument). Irgendwie wird der Originalmusik aber die Klarheit und Schärfe genommen, es wirkt sehr abgemildert. Auf jeden Fall war Raff aber hier auf fortschrittlichem Terrain unterwegs, viele andere sollten folgen, u.a. Stokowski etc.

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Mal sehen, was ich mir als nächstes aussuche.
arnaoutchot
Moderator
#30 erstellt: 26. Feb 2011, 20:40
Irgendwie komme ich mir hier schon wieder etwas alleine gelassen vor. War nicht die Rede von einer gemeinsamen Diskussion der Symphonien ?

Heute hab ich die 5. Symphonie gehört, die nach der Ballade von Bürger "Lenore" genannt ist. Auch hier wieder eine dreiteilige Unterteilung in die Abteilungen Liebesglück, Trennung und Wiedervereinigung im Tode. Unbekannterweise musste ich mich erst mal mit dem Inhalt der eher düsteren Ballade vertraut machen. Inhalt: "Der Verlobte von Lenore, Wilhelm, ist noch immer nicht aus dem Siebenjährigen Krieg heimgekehrt. Seit er mit König Friedrich in die Schlacht gezogen ist, sorgt sich Lenore um ihn und hofft jeden Tag auf seine Rückkehr, sie hat jedoch noch nichts von ihm gehört oder gesehen. Sie beginnt mit Gott zu hadern und sagt, dass er ihr nie etwas Gutes getan habe. Die Mutter bittet um Vergebung für ihre Tochter, da sie weiß, dass solch ein Denken Blasphemie ist und in die Hölle führt. Schließlich taucht Wilhelm tot als Geist auf und entführt Lenore zu einem Ritt durch die Nacht, auf dem ihnen viele andere Geister und Gesindel begegnen. Schlussendlich nimmt er sie mit in seinen Sarg und bringt sie so ins Totenreich."

Musikalisch setzt Raff das sehr farbig um, während mich das "Liebesglück" an Beethoven, der kernige die kriegerisch bedingte Trennung symbolisierende Marsch an Mendelssohn und das Finale an Berlioz erinnert. Sehr interessant und sicherlich eines der besseren symphonischen Werke des 19. Jahrhunderts.

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Hüb'
Moderator
#31 erstellt: 26. Feb 2011, 20:45

arnaoutchot schrieb:
Irgendwie komme ich mir hier schon wieder etwas alleine gelassen vor. War nicht die Rede von einer gemeinsamen Diskussion der Symphonien ?

Sorry Michael, ich komme gerade nicht dazu (lese Deine Beiträge aber natürlich mit großer Freude! :)). Der Bericht in meiner Signatur war ein rechter Zeitfresser. Ich habe zwar in den letzten Tagen das Klavierkonzert gehört, kann dazu aber leider noch nichts schreiben.

Grüße
Frank
arnaoutchot
Moderator
#32 erstellt: 09. Mrz 2011, 01:26
Habe mit der 8. Symphonie "Frühlingsklänge" von 1877 heute die Tetralogie der abschliessenden vier Jahreszeiten-Symphonien angefangen. Die Sätze sind wieder sehr bildhaft mit Frühlingsrückkehr, In der Walpurgisnacht, Mit dem ersten Blumenstrauss und Wanderlust überschrieben. Besonders auffällig ist der zweite Satz, die Welt der Geister, Hexen und Gespenster hat es Raff wohl angetan, fast in jeder Symphonie wird ein Satz dieser Welt gewidmet. Da vollbringt er auch stets Ausserordentliches, ein quirliger und instrumental sehr farbiger Hexenritt um das lodernde Feuer. Auch die Herbst-Symphonie (No. 10) enthält einen "Gespenster-Reigen". Doch dazu das nächste mal.

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[Beitrag von arnaoutchot am 09. Mrz 2011, 01:28 bearbeitet]
Nac93
Hat sich gelöscht
#33 erstellt: 14. Mrz 2011, 01:14
Hallo an alle Raff-Begeisterten!

Auf jpc habe ich heute Vol.4 der Violinsonaten von Raff entdeckt (auf cpo, Sonaten 4/5 + Sonatillen) - und konnte den 2,99€ ohne Versandkosten nicht widerstehen Was meint Ihr? Ist das ein guter Einstieg in Raffs Schaffen? Die Hörschnipsel haben mir gefallen. Classicstoday scheint ebenfalls enthusiastisch über diese Aufnahmen zu sein. Der Pinguin schweigt.

Ich werde mal ein wenig darüber berichten wenn ich die CD erhalten hab.
Hüb'
Moderator
#34 erstellt: 14. Mrz 2011, 09:13
Hi,

jpc.de

ich halte die CD für mindestens ordentlich. Sie zeigt meiner Ansicht nach auch das durchgängig gute Niveau seines Komponierens im Bereich der Kammermusik und sollte einem Einsteiger diesen Komponisten keinesfalls verleiden. :)Allerdings besteht bei vielen Kritikern die Auffassung, dass Raff in erster Linie ein exzellenter Orchestrator war, der vor allem im Bereich der Orchestermusik entdeckenswertes zustande gebracht habe.
Mir macht die Musik jedenfalls viel Freude.

Grüße
Frank
Nac93
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 14. Mrz 2011, 22:18
Na dann freue ich mich auch schon mal darauf Mal schauen, vielleicht höre ich mich auch irgendwann mal in die Sinfonien rein - als Einstieg wurde ja u.a. die 7. genannt (auch auf cpo oder eher die Bamberger Symphoniker?).

Besten Dank für die schnelle Antwort
Hüb'
Moderator
#36 erstellt: 15. Mrz 2011, 09:30
Hi,

ich würde zu den Bambergern greifen, kann mir andererseits aber auch nicht vorstellen, dass die CPO-Produktion schlecht sein wird.

Grüße
Frank
Schneewitchen
Inventar
#37 erstellt: 15. Mrz 2011, 10:56
Bei Tudor bekommt man die kompletten Raff Sinfonien in einer Box oder in Einzelausgaben.
CPO hat keinen kompletten Raff Sinfonien Zyklus,da sich die Phiharmonia Hungarica 2004 aufgelöst hat und für das Projekt kein Nachfolgeorchester gefunden wurde.
Ich besitze die Jahreszeiten Sinfonien 8-11 auf einer Doppel-CD von CPO vor.Wenn ich vorhätte,den kompletten Zyklus zu erwerben,würde ich zur Tudor Ausgabe mit den Bambergern greifen.
Frank1970
Stammgast
#38 erstellt: 15. Mrz 2011, 16:43
Hallo zusammen,

auch ich beginne mich momentan für Raff zu begeistern. Allerdings sind es bei mir die Klaviertrios, die dies bewirkt haben. Die Sinfonien kenne ich noch gar nicht - weder von Naxos, noch von Tudor, noch von CPO. Jedoch habe ich in anderen Foren die Tudor-Einspielungen am meisten gelobt gehört (wobei es auch dort Qualitätsschwankungen geben soll), so dass mich die Box mit allen Sinfonien schon reizen würde. Auf classicstoday.com hat Victor Carr Jr. die 7. Sinfonie in der CPO-Einspielung als mäßig rezensiert (Interpretation/Klangtechnik: 6/6). Dort lässt er sich in der Hauptsache über die Qualität der Komposition und die Klangtechnik aus.

Aber zuviel sollte man vielleicht auch nicht auf die Meinung eines einzelnen Kritikers geben!
Zumindest bei den Klaviertrios bin ich aber fast einer Meinung mit eben diesem Kritiker, der den CPO-Einspielungen mit dem "Trio Opus 8" die Bewertung 9/8 (Trios 2 & 3) und 9/9 (Trios 1 & 4) gegeben hat. Sein liebstes Trio ist die Nr. 1. Ich finde die Trios 2 bis 4 noch stärker...
Nach einem ersten Hören der Trios 1 & 4 war ich noch nicht so begeistert, da ich dachte, dass bei den Kompositionen das entscheidende Stückchen Raffinesse (ausgerechnet bei Raff )fehlt. Aber als ich vor ein paar Tagen 2 & 3 hörte, war ich hin und weg! Diese Aufnahme bekommt bei mir (nach classicstoday-Wertung) eine klare 10/10! Am ehesten finde ich die Trios noch mit denen Mendelssohns vergleichbar - wer diese mag, müsste eigentlich auch Raff lieben. Man findet vielleicht keine musikalischen Abgründe, aber das Hören bereitet mir einfach großes Vergnügen: schöne Melodien, schwungvolle Rhythmik und tolle Behandlung der drei Instrumente.

Danach musste ich dann doch meinen Höreindruck von 1 & 4 noch mal überprüfen. Also wahrscheinlich hatte ich beim Ersthören einen schlechten Tag - oder die Stücke gewinnen deutlich mit wiederholtem Hören. Wie schon gesagt finde ich persönlich das 1. jedoch immer noch am schwächsten (trotz interessanter Passagen gerade im ersten Satz) - aber den Beginn des 4. Trios muss ich beim Ersthören wahrscheinlich verschlafen haben. Einfach toll, was da "abgeht" - in einem sehr schnellen 12/8 Takt.

In meiner Begeisterung für diese Werke habe ich mir dann Nachschub in Form der Tudoraufnahme des Klavierkonzertes geholt. Das dort auch enthaltene Konzertstück für Klavier & Orchester op. 76 "Ode an den Frühling" ist vom Charakter her noch leichter, luftiger, als die Trios - bereitet mir aber ebenfalls viel Freude beim Hören. An das Klavierkonzert hatte ich dann wahrscheinlich zu hohe Erwartungen, so dass ich erst mal enttäuscht wurde. Dazu bei trägt auch, dass bei diesem früher entstandenen Live-Mitschnitt die Klangtechnik etwas weniger gelungen ist. Ein endgültiges persönliches Urteil will ich hier aber noch gar nicht fällen!

Als weiteres "Futter" warte auch ich auf CPO-Aufnahmen der Violinsonaten - und zwar nicht nur auf Vol. 4, sondern auch auf Vol 3., welche momentan ebenfalls für 2,99 € zu haben ist.

Bei der CPO-Aufnahme der Streichquartette ist mir noch aufgefallen, dass auf der JPC-Seite 2005 eine Gesamteinspielung angekündigt wurde, bis heute aber nichts gefolgt ist...

Viele Grüße
Frank
teleton
Inventar
#39 erstellt: 17. Mrz 2011, 15:05
Durch Empfehlung von Frank, habe ich jetzt auch die Raff-Sinfonien-GA mit Hans Stadlmair / Bamberger Sinfoniker (TUDOR, 1999-2004, DDD) vorliegen.

Ich habe zunächst nur mal in die GA reingehört und mich dann für die Sinfonie Nr.8 -Frühlingsklänge- als passender Einstieg zur Jahreszeit entschieden; aber auch deshalb, weil ich gelesen habe, dass sie zu den kraftvollsten Sinfonien zählt:


Auch bei seiner 8. Symphonie "Frühlingsklänge " hat sich Raff besonders viel Mühe gegeben . Die schnellen Streicherpassagen hier sind wohl einem frischen Frühlingswind gleich , im Sinne einer Tondichtung geschrieben worden. Und diese Vorstellung hat Raff wunderbar umgesetzt. Es ist seine kraftvollste Symphonie mit virtuosen Streicherpassagen und einer Melodik, die man auf Anhieb erfassen kann und einem unmittelbar gefällt !
Es ist nicht leicht das ganze in Worte zu fassen, deswegen fasse ich mich lieber kurz ! Diese Symphonie gehört sichherlich zu den aller Besten Symphonien von Joseph Joachim Raff , und kann sich mit heute noch ungleich berühmteren Symphonien von Zeitgenossen , wie Brahms und Bruckner messen lassen. Ich persöhnlich höre Sie jedenfalls sogar lieber als diese !


Soweit empfand ich das Werk als einen schönen Einstieg in die sinfonische Welt Raffs. Das Werk, die Instrumentationskünste haben mir gut gefallen. Ich lese immer wieder die Vergleiche zu Brucker. Gut und schön, aber aus heutiger Sicht denke ich, dass Raff an die Größe von Bruckners Werk nicht heranreicht.

An Frank möchte ich sagen, dass ein wenig mehr Einfluss von Richard Strauss (den Frank weinger schätzt) den Werken eigendlich ganz gut getan hätte. OK, das liegt nicht ganz im Zeitrahmen, da R.Strauss ja erst 1969 geboren wurde. Ich meine, dass ein wenig mehr Farbigkeit a´la R-Strauss (den ich für meinen Teil eben sehr schätze) den Werken aus dem späten 19.Jahrhundert allgemein gut zu Gesicht stehen würde. Auch unabhängig davon, ob diese Komponisten R.Strauss nun kennen und damit seinen Einfluss übernehmen konnten oder nicht.
Ich habe auch die Raff-Sinfonien Nr.10 op.213 auf der CD gehört.



Mir kommt jetzt schon wieder der Gedanke, den ich mir immer bei allen weniger bekannten mit weniger Einspielungen belegten Komponisten stelle:
Warum ist Raff so unbekant geblieben ? Warum Bruckner dagegen so beliebt ? Ist es nicht doch letztendlich eine Qualitätsfrage ?

In Kürze mehr zu meinen Höreindrücken mit Raff.


[Beitrag von teleton am 17. Mrz 2011, 15:58 bearbeitet]
Nac93
Hat sich gelöscht
#40 erstellt: 19. Mrz 2011, 14:08
So, nun mein erster Eindruck:

Sein Stil gefällt mir sehr! Die Violinsonaten sind schon Hammer - besonders die 4. hat es mir angetan! Geniales Stück; aber auch alle anderen vorhandenen Werke auf dieser CD sind einfach nur "köstlich" und schön. Besitzt meiner Meinung nach Ähnlichkeiten zu Mendelssohn, aber insbesondere Schumann (wenn man dessen Violinsonaten mit Raff's vergleicht)!

Insgesamt sehr unterhaltsame und spannende Stücke, sehr leicht zu verdauen, vielleicht etwas zu idealisiert (alles ist einfach nur happy, wie auch schon im Booklet gesagt wird), aber denoch ein Genuss! Habe mir schon Vol. 3 vorgemerkt! Und nach Frank's Empfehlung wandern die Klaviertrios 2 & 3 auch direkt auf meine unmittelbare Wunschliste


[Beitrag von Nac93 am 19. Mrz 2011, 14:09 bearbeitet]
arnaoutchot
Moderator
#41 erstellt: 03. Apr 2011, 12:50
Wieder eine Symphonie weitergehört aus dem Zyklus, diesmal die Symphonie No. 1 "An das Vaterland" op. 96 (1859/61), gewidmet dem Grossherzog von Sachsen - Weimar - Eisenach. Der schwerblütige Titel schreckte mich zuerst eher ab, aber hinter der fast siebzigminütigen fünfsätzigen Symphonie verbirgt sich eher ein Zyklus wie Smetanas Widmung an sein Vaterland. Gerade das Scherzo lässt an Smetanas Tonsprache denken. Aber auch Brahms und Bruckner höre ich wieder etwas heraus, gerade wenn es sich im fünften Satz zu einem triumphalen Allegro steigert. Das Coverbild führt meines Erachtens in die Irre, die Symphonie ist von der Grundstimmung romantisch positiv gehalten, Geisterszenen wie in den anderen Werken gibt es hier nicht. Sicherlich hat das Werk Längen, aber es lässt sich gut hören und ist für einen Freund der genannten Komponisten ein klarer Hörtipp.

amazon.de
Hüb'
Moderator
#42 erstellt: 29. Dez 2011, 09:59
Hallo,

da es auch sehr gut hier hereinpasst:

jpc.de

Joachim Raff (1822-1882): Streichquartette Nr. 6 & 7

CPO schrieb:
Die schöne Müllerin – einmal anders

Der Untertitel des 7.Streichquartetts von Joachim Raff lautet “Die schöne Müllerin” und damit verbindet sich aus heutiger Sicht zwangsläufig der Name Franz Schuberts, dabei war das im 19. Jahrhundert noch ganz anders: “Ein kleiner musikalischer Roman spinnt sich also in diesem Quartett ab. Die deutsche Lyrik hat sich nun einmal in die Müllerstöchter verliebt, von Göthe bis Wilhem Müller sind ihnen die zartesten poetischen Verherrlichungen zu Theil geworden; ihnen schlossen sich im Lobpreis die Componisten an. Einer der ersten war Schubert und kaum dürfte Raff der letzte sein.” Mit diesem musikalischen Roman eröffnen wir die Gesamteinspielung der acht Streichquartette Joachim Raffs mit dem Mannheimer Streichquartett. Dass Raff formal immer gerne experimentierte, zeigt auch das 6. Quartett mit dem Untertitel “Suite in älterer Form”, das mit spannenden, doppelbödigen Tanzformen aufwartet. Unsere edition entstand übrigens zusammen mit einer Neuausgabe der Noten bei der Edition Nordstern (Taschenpartitur und Stimmen), die Sie ebenfalls bei uns bestellen können. Also Hausmusiker ergreift die Instrumente!


Pressestimmen schrieb:
hr-klassik. frühStücke 02 / 05: "Mit einem Ausrufezeichen geht das 7.Streichquartett von Joachim Raff zuende, das als 'kleiner musikalischer Roman' nach der 'Schönen Müllerin' angelegt ist - und zuende gebracht mit einem Satz 'zum Polterabend', denn Raff gönnt der Geschichte ein Happy End. Auch das Mannheimer Streichquartett hat nun Gefallen daran gefunden und dieses auch formal außergewöhnliche Quartett zusammen mit einem weiteren Werk von Joachim Raff für das Plattenlabel cpo aufgenommen. Das ist unsere CD des Tages in hr-klassik." klassik. com 04 / 05: "Auch die formidable Klangtechnik sorgt dafür, dass dieses Ensemble wunderbar ausgewogen und bestens aufeinander abgestimmt klingt."

Eine sehr schöne Produktion mit romantischer Kammermusik, wie man sie in Kenntnis von Raffs Sinfonien erwarten konnte.
Wundervolle Melodien lohnen die Entdeckung, z. B. SQ Nr. 6, 3. Satz bei etwa 1:30.
Das Mannheimer Streichquartett spielt eher etwas zurückhaltend und "laid back", als mit letztmöglichem Nachdruck und Drive.
Sehr schade, dass CPO diese Serie nicht fortgesetzt hat (auf der Rückseite der Produktion befindet sich der deutliche Hinweis "String Quartets Vol. 1"). Die CD befindet sich derzeit für 2,99 € im Ausverkauf (ich wähnte sie bereits gestrichen).

Grüße
Frank
HansFehr
Inventar
#43 erstellt: 05. Mrz 2012, 19:13
Am Sonntag habe ich die Sinfonie Nr. 10, daraus Gespenster-Reigen im Radio gehört.

Das hat mir sehr, sehr gut gefallen.
arnaoutchot
Moderator
#44 erstellt: 05. Mrz 2012, 23:36
Oh je, Hans, Du weckst mein schlechtes Gewissen, dass ich mit diesem Zyklus auch noch nicht durch bin ... die Zehnte hab ich aber schon gehört, wie man weiter oben lesen kann.
teleton
Inventar
#45 erstellt: 07. Mrz 2012, 15:27
Hallo arnaoutchot,

bei mir genauso !
Bei mir liegen die Raff-Sinfonien dank Franks Empfehlung auch noch "nicht ganz durchgehört" bereit. Ausserdem die Wellesz-Sinfonien, mit denn ich auch noch nicht durch bin.
Kommt - kommt !

Es liegen zu viele andere Sachen vor, die erstmal dran waren ....
joachimraff
Neuling
#46 erstellt: 16. Mrz 2012, 09:37
Hallo zusammen
Darf ich mich Euch als Präsident der Joachim Raff Gesellschaft Lachen (Geburtsort von Raff) vorstellen. Ich bin total begeistert von den vielen positiven Rückmeldungen über die Musik von Raff. Gegenwärtig bin ich dabei, eine Bildbiografie des vor 190 Jahren geborenen und vor 130 Jahren verstorbenen Komponisten zu schreiben. Sie wird 2013 erscheinen. Ich recherchiere in den Archiven von Deutschland und Schweiz. Das ist zwar sehr aufwändig aber auch total spannend. Unsere Gesellschaft ist 40 jährig und wir fördern Joachim Raff mit regelmässigen Konzerten in der Schweiz, durch Mithilfe bei der Produktion von CD's und mit vielerei andern Aktivitäten. Unsere Website (www.Joachim Raff.ch) ist in Überarbeitung und wird nächstens im neuen Glanz erscheinen. Mich freut es, mit vielen von Euch in Kontakt zu sein.
herzlich grüsst
Res
Hüb'
Moderator
#47 erstellt: 16. Mrz 2012, 15:14
Herzlich willkommen!
arnaoutchot
Moderator
#48 erstellt: 16. Mrz 2012, 20:49
Huch, so hoher offizieller Besuch hier. Da muss ich ja nun die Raff-Box dann mal fertighören. Was sagt die Raff-Gesellschaft zu der Gesamtaufnahme von Stadlmair mit den Bambergern ?
joachimraff
Neuling
#49 erstellt: 16. Mrz 2012, 21:32
Hallo
Natürlich freuen uns die Aufnahmen der Bamberger. Sie haben das Wesen und die Musikalität von Raff unserer Meinung nach sehr gut erfasst. Raff ging ja einen sehr eigenständigen Weg zwischen den Neu-Weimaranern (Liszt, Wagner) und den Traditionalisten (Brahms, Schumann, Berlioz...). Kritiker sagen er sei weder Fisch noch Vogel, solche die sein Werk gut analysieren stellen fest, dass er seinen eigenständigen Stil gefunden habe und seiner Zeit auch weit voraus gewesen ist (z.B. der amerikansiche Musikwissenschafter Avrohom Leichtling, ein Mitarbeiter des berühmten Professors Alan Kruck, der leider verstorben ist und eine Dissertation über Raff geschrieben hat) : Das Paradox seiner Allgegenwart in Konzertprogrammen der 1860er bis 1880er Jahre, der ein völliger Verlust seiner Reputation und das Verschwinden aus den Konzertsälen folgte, ist bis heute eines der ungeheuerlichsten Beispiele von Musikpolitik des schlechtesten Sorte"

Es gibt ja weitere Einspielungen der Symphonien von Raff (vor allem die Waldsymphonie ist und war immer sehr beliebt) die nie den Differenzierungsgrad der Bamberger erreicht haben. Im Schweizerischen Klassiksender (radio swiss classic) werden fast alle Tage Werke von Raff gespielt und da haben die Bamberger mit Stadlmaier einen Ehrenplatz.

Lieben Gruss

Res
arnaoutchot
Moderator
#50 erstellt: 17. Mrz 2012, 00:15
ok, danke für die Einschätzung. Das ist wichtig für mich, da ich nur diese eine Einspielung kenne. Ich werde versuchen, weiter zu hören und weiter zu berichten von meinen Eindrücken.

Gruss Michael
Hüb'
Moderator
#51 erstellt: 19. Mrz 2012, 09:44
Hallo Res,

Du kennst doch bestimmt die Sinfonien-Aufnahmen auf CPO. Wie würdest Du diese Einspielungen im Vergleich zu Stadlmaier charakterisieren? Lohnt sich die Anschaffung, wenn man die Tudor-Gesamtaufnahme bereits besitzt?

Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#52 erstellt: 23. Jan 2013, 15:46
Hallo,

sehr schön übrigens, dass die Raff-Discography jüngst hochkarätigen Zuwachs erhalten hat:

jpc.de

Für Audiophile und Raff-Fans - so denn es sie gibt - sicher ein "must".

Grüße
Frank
Moritz_H.
Stammgast
#53 erstellt: 23. Jan 2013, 18:20

Hüb' (Beitrag #52) schrieb:
Für Audiophile und Raff-Fans - so denn es sie gibt - sicher ein "must". :)

Die Aufnahmeserie wurde vor ca. fast einem Jahr im Chandos-Forum (momentan außer Betrieb) schon mal angekündigt.
Die habe ich schon länger im Auge … so gut wie bestellt!
Hüb'
Moderator
#54 erstellt: 18. Mrz 2016, 10:16
Hallo,

für's Archiv:

jpc.de

Joachim Raff (1822-1882)
Streichquartette Nr. 2-4, 8

Mannheimer Streichquartett
2 CDs 
Mannheimer Streichquartett
CPO, DDD, 2006/2007

Bisher hat mich noch keine einzige Produktion mit Werken aus seiner Feder enttäuscht, so auch nicht diese Doppel-CD mit den Streichquartetten 2-4 sowie 8. Das sind meiner Ansicht nach handwerklich absolut überzeugend gemachte Werke voller Einfälle und gleichzeitig gesegnet mit unmittelbar ansprechendem, melodisch einprägsamen Notenmaterial. Interessanterweise hat Raff erst vergleichsweise Spät zum Streichquartett gefunden - sein erstes Quartett ist mit der Opuszahl 77 versehen. Zuvor dürfte er sich vorwiegend im Bereich der Klavierwerke "ausgetobt" haben.
Das Mannheimer Streichquartett spielt hervorragend. Hier mal zwei Besprechungen: Klassik-heute, MusikWeb.
Leider ist die Vorläufer-CD mit den Streichquartetten 6 und 7 (derzeit) bei CPO gestrichen, was ich recht inkonsequent finde, wenn man nun diese Produktion - rd. 7 Jahre nach Aufnahmeentstehung (was war da los?!) - nachschiebt.

0761203700325

Es fehlen noch die Quartette 1 und 5 (Lutz, hast Du nachgefragt?) und es darf gehofft werden, dass auch die Quartette 6 und 7 eine Reinkarnation in Boxenform erfahren.
Bis dahin bleibt mir nur, für die gezeigte Doppel-CD einen nachdrücklichen Kauftipp abzugeben.

Viele Grüße
Frank
Hüb'
Moderator
#55 erstellt: 02. Mrz 2017, 11:17
Hallo da draußen,

jpc.de

Joachim Raff (1822-1882)
Symphonie Nr.5 "Lenore"

+ Dame Kobold-Ouvertüre op. 154; König Alfred-Ouvertüre WoO. 14: Abends op. 163b; Dornröschen-Prelude WoO. 19; die Eifersüchtigen-Ouvertüre WoO. 54
Orchestre de la Suisse Romande, Neeme Järvi
Chandos, DDD, 2012
Super Audio CD, stereo/multichannel (Hybrid)

Raffs Sinfonie Nr. 5 scheint die Populärste seiner elf Sinfonien zu sein, gemessen an der Zahl ihrer Einspielungen. Gefunden habe ich die folgenden Aufnahmen (neben der Gezeigten/Gehörten):
  • Orchestra della Svizzera Italiana, Carthy (Dynamic)
  • Bamberger Symphoniker, Hans Stadlmair (Tudor)
  • Czecho-Slovak State Philharmonic Orchestra, Urs Schneider (Marco Polo)
  • Deutsches SO Berlin, Bamert (Koch)
  • London Philharmonic Orchestra, Bernard Herrmann (Unicorn)
  • Nishino, Philharmonia Orchestra, Butt (ASV)
Verwunderlich, dass innerhalb der stecken gebliebenen CPO-GA unter Werner Andreas Albert (3 CDs liegen vor) die 5. nicht dabei war. Ich besitze von den genannten Scheiben lediglich die Stadlmair-Version auf Tudor, die mir nach wie vor als sehr gelungen erscheint. Rein von der Deutung her mag ich die beiden Einspielungen nicht gegeneinander abwägen. Für mein Empfinden sind beide auf hohem Niveau gelungen. Für die Chandos-Produktion sprechen jedoch die einmal mehr stupende Aufnahmetechnik sowie die diversen "Füller". Die enthaltenen kleineren Orchesterwerke dürften teilweise nur schwer andernorts auffindbar sein und bringen die (SA-)CD mit einer üppigen Spielzeit von rd. 80 Minuten an ihre Kapazitätsgrenze. Auch die Kritik denkt positiv über diese Produktion: Rondo, klassik.com. Sehr bedauerlich, dass auf Chandos keine Gesamtaufnahme entstehen wird. Die Qualität der Raff'schen Musik sowie die soundtechnische "Veredelung" durch die Chandos-Toningenieure würden mich sicherlich zu einem Kauf verleiten.

Viele Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 02. Mrz 2017, 11:25 bearbeitet]
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