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Telemann: Tele-was? Telemann!

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Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 09. Sep 2004, 10:56
Man fragt jemanden: Und was hörst Du für Musik?
Tschaikowsky, erwidert man.
Und sonst?
Brahms. Dvorak.
Und frühere Epochen (ich will auf's Barock hinaus)?
Schubert.
Früher?
Beethoven, Mozart (Eine kleine...)
Schon klar und Haydn?
Auch (Sinfonie mit dem Blubb).
Und noch früher? Na? Und dann schießt es heraus wie aus einer Pistole (ist ja auch eine, weil es mich jedesmal umlegt).
W-i-e-h-w-a-l-d-i-e-h !
(Heilige Annsophie!) Als nächstes kommt dann wohl der alte Köthener - zugegeben DAS GENIE, ich will ja nichts sagen (ich weine auch bei den Englischen Suiten). Aber ich hake nochmal nach: Sonst noch was?
Bach! (Die Bra... ...zerte)
Also doch. Jetzt schnell abblocken, sonst muß man sich die GV zerreden lassen. Händel auch?
Wer?
Händel? Zu Sylvester? Nach drei Glässchen Sekt?
Manchmal.
Und das war es dann.

***

Georgius Phillipus Telemann, Reipublicae Hamburgensis Director Chori Musici, guckt zugegeben - nach

heutigem Geschmack - ein bisschen süsslich streng drein auf dem alten Stich hinten im Booklet der DHM-CD, dafür wird man aber mit einer umso frischeren Musik belohnt. Und einer Musik, die so schwungvoll ist, wie kaum andere barocke Musik (ich kenne ja auch nur ein Zehntel und Rameau konnte auch ganz schön abrocken). Und von Überraschungen strotzt. Ich empfehle als Einstieg diese DHM-CD mit dem Freiburger Barockorchester unter Goltz, TELEMANN - SUITES (OVERTURES), CONCERTO, auch weil sich ein populäres Stück darauf findet, nämlich die Don Quixote Suite (sind wir nicht alle ein bisschen Don?). Und natürlich ist 'Le Couche de Quixotte' ein wenig monoton. Eben drum. Und doch packt es mich dort, wo die Verstandeszahnbürste nicht hinkommt (und ich sehe die beiden nocheinmal durch Spanien reiten: der dicke Sancho und der dürre Ritter von der traurigen Gestalt).

Versucht's doch mal. Wer nur die Don Quixote Suite möchte, mag auch die Aufnahme der ARTE NOVA Serie kaufen (Cis COlegium, Jürgen Geise) - wie der Ritter hier aus dem Schlaf erwacht ist allzu rührend...

Was gibt es noch für Aufnahmen von Telemann?

Grüße,
Leonard

PS: Von Purcell reden wir ein anderes mal.
Albus
Inventar
#2 erstellt: 09. Sep 2004, 12:35
Tag,

Telemann? Sicherlich! Die Tafelmusik, vollständig auf 4 CD bei Dabringhaus + Grimm (heißen wohl so), die Camerata des 18. JH, Konrad Hünteler, Flöte und Leitung - die Tafelmusik überhaupt für den benamten Zweck und Sinn. Don Quixote, Drottningholm Baroque, bei BIS, Marriner und seine Academy mögen doch etwas zurückstehen. Marriner kann aber mit dem Viola-Konzert hervortreten, etwas sanft angelegt, Telemann war aber ein Mann. Oh ja, unbedingt die Telemann'sche Wassermusik, Hamburger Ebb und Flut, passend als Archiv-Produktion, wer machts's da? Concerto Köln, meine ich, Reinahrd Goebel. Telemann vom Cembalo, Rondo alla Polacca u.a., Rafael Puyana (ein immer merkenswerter Cembalist, mit Soler, mit Couperin, mit Scarlatti, mit Fandango).

Telemann, der Opernkomponist? Auch! - Das genügt aber jetzt.

MfG
Albus


[Beitrag von Albus am 09. Sep 2004, 12:36 bearbeitet]
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 13. Sep 2004, 00:04
Offenbar antwortete hier ein Telemann-Kenner. Werde mir die Tipps abspeichern (Oben oder vielleicht unten auf der Platte) und bei Gelegenheit meine spärliche CD-Sammlung erweitern (wenn's hinten wieder passt). Die meisten Telemann-Aufnahmen habe ich noch auf Kassetten, teils sogar aus dem Radio aufgenommen. Darunter auch die Ebb und Flut (der NDR brachte es natürlich in regelmäßigen Abständen). Interessant (und wohl auch nicht zufällig) finden die wenigen anderen Ouvertüren/Suiten keine Erwähnung...(der Kerl hat wie ein Wahnsinniger geschrieben).

Soler habe ich schon häufig im Laden liegen sehen und immer nur beinahe eingesteckt. Hat der Mann nicht auch einiges für Seiteninstrumente angestellt? Das nächste mal ist er dran. Was hat Telemann denn für's Cembalo komponiert? (Suiten wohl).

Und Opern...jetzt belegt sich meine Stimme entgültig: habe keinen blassen Schimmer. Hänge noch fest bei Händels Oratorien und dem großen B mit seinen Kantaten. Also auch die Opern? Muß es sein? (Hoffentlich).

Grüße an Herrn Telemann,
Leonard
cr
Inventar
#4 erstellt: 13. Sep 2004, 01:50
Die Tafelmusik unter Frans Brüggen ist relativ bekannt.
Eine klangschöne (aber nur Auszüge) gabs oder gibts von Jean-Francois Paillard.
Albus
Inventar
#5 erstellt: 13. Sep 2004, 17:09
Tag,

Padre Antonio Soler, ein ganz großer Meister der Erfindung für das Cembalo; Fandango (so auch der Titel einer berühmten CD mit Rafael Puyana), enthaltend einen ausgreifenden 15 Minuten Fandango und diverse Sonaten. Bedeutend wie Scarlatti. Bitte, nicht auf dem Klavier (Alicia de Laroccha). Telemann hat für Cembalo Fantasien geschrieben. Telemann hat viele Opern geschrieben, so gut wie untergegangen (Pimpinone, Don Quixote bei der Hochzeit des Comacho, z.B. sind zwei, von denen es CDs gibt).

MfG
Albus
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 13. Sep 2004, 23:59
Domenico oder Alessandro? (Schon gut! Also Domenico...habe mich an D.Scarlatti nie ganz gewöhnen können [Soll man das überhaupt?]. Die Sonaten. Herr Horowitz und Herr Gould spielen sie für mich eigens auf einem Nichtcembalo [wo oben drauf eine Chopin-Büste steht?], vielleicht ist DAS der Fehler...andererseits: der Onkel von Rameaus Neffe klingt wunderbar auf dem Gerät [Marcelle Meyer spielt's. Zugegeben, ich fahre auf jene monströse Gavotte ab...Na und?].) - Dann kommt also Soler als nächstes ins Haus. Gerne auch der Fandango (15 Minuten! Fünfzehn!).

Bei der Gelegenheit: ähnlich groß angelegt, das nur als sicherlich überflüssiger Hinweis, die Sonata-Ciacona (15:38 - ab 12:00 legt er nochmal richtig los) und die Chaconne (15:42) von Pezel bzw. Muffat auf der ARCHIV-CD "Chaconne" (sicher: man muß sich schon überwinden Sampler zu kaufen, aber wo kriegt man denn sonst den Pezel her?). Es spielen die Musica Antiqua aus einer Stadt am Rhein (Rüdesheim war's nicht) unter Herrn Goebel - dazu dann noch Lully, Marini [Wer?], Corelli, Purcell [Da haben wir ihn], Blow und ein Herr Mayr [6:48 für seine Passacaglia-Grave, auch kein Pappenstiel]. Ich empfehl's...

Danke,
Leonard
Albus
Inventar
#7 erstellt: 14. Sep 2004, 10:05
Morgen Leonard,

schöne Empfehlungen! - Zur Vollendung meiner angefangenen Sachen, mit Puyana (hinweg mit Gould, mit Horowitz auch): CD L'Oiseau-Lyre 417 341-2, 'Fandango' - Soler, Scarlatti; CD Harmonia Mundi HMC 901 164.65 (2 CD), 'Trente Sonate' - Scarlatti; auch: CD Philips 432 830-2, 'Werke für Cembalo' - Soler, mässige Überspielung vom Analog-Band, aber Musik ist's unüberhörbar, darunter auch kleinere Fandango (-i?). In beiden erstgenannten Fällen werden verschiedene alte Instrumente aus der Sammlung Puyana bzw. der Gräfin de ... benutzt. Bei Soler kommt noch Scott Ross in die Auswahl, eigentlich nicht - neben G, H - Elisabeth Chojnacka, welche mehr motorisch ein nachgebautes Instrument traktiert. Den Herrn Puyana darf man nicht versäumen (Frescobaldi, die Engländer, John Blow mit 'The Kings Hunt', J.C.F. Fischer, Rameau, Georg Böhm, usw.) - sämtlich LPs. Purcell, Henry, der ganz Große, kommt später dran.

Goebel, Musica Antiqua, aus Köln, noch immer auf Tournee, jetzt wieder in Hamburg, mit Telemann, Hasse (Bachfest). Lully, natürlich, d'Anglebert, und die anderen alle ... Schön!

Teleman - hat nach Handbuch Musikgeschichte, Guido Adler, Band 2, 45 Opern geschrieben (ja, '45'). Ich nenne noch als erwähnenswert 'Der geduldige Sokrates', Dirigent Nicolas McGegan, Helikon CD Hek HCD 12957/60 (4 CD) - eben der geduldige Sokrates. Im Übergang von Barock zur Vorklassik sollen die vergessenen Opern entschieden weniger repetierend daher kommen als im Falle Händels. Im Pimpinone gibts bereits Terzett zu hören - und - einen traurigen Schluß! Nix mit Versöhnung - vielmehr Versöhnung never! Telemann war ein Mann.

Freundliche Grüße!
Albus


[Beitrag von Albus am 14. Sep 2004, 10:07 bearbeitet]
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 14. Sep 2004, 10:51
Guten Morgen

Da wird man ja ganz BLASS vor Neid, zumal ich (wie ich oben schon einmal andeutete) noch ein wenig auf diese Sache mit dem G. (Nein, nicht KV453, sondern das Geld) achten muß. Also schön der Reihe nach: nächstens mal den Soler, dann zwischendurch die alte Linie weiterfahren (Vorklassik), daruafhin mal'n Zwieback oder 'ne Scheibe Brot kaufen (ich übertreibe ein bisschen), dann eine Telemannsche Oper (wie war das? Es gibt eine Quixote-Oper...sicher albern mein Fable für diesen speziellen Inhalt [Übrigens: schon die gleichnamige Paisiello-Oper gehört? Lag da derart günstig im Laden, daß ich für die zwei CDs lieber eine andere gekauft habe - lohnt sich's?]). Und dann ist ja schon das Fest mit "W".

Herrn Ross habe ich mal mit den Scarlatti-Sonaten gehört (damals eine geliehene Disc aus der Musikbibliothek - war das nicht der Mann mit dem Vollbart? Äußerlichkeiten ...[Walross]). Wie gesagt, ich habe sie (die Sonaten) nie ganz begriffen (was die wollen).

John Blow von der Insel hat auf einer (natürlich GÜNSTIGSTEN - jetzt Zugreifen!) CD von der harmonischen Mundi aus Deutschland ein paar Stückchen von Herrn Bradford Tracey einspielen lassen (habe hier keine Vergleichsmöglichkeiten - bin aber ganz entzückt vom ersten Stück: Praeludium in G. Empfehlen kann ich die CD daher eigentlich nicht). Dazu William Croft (kenn ich gar nicht) und Herr P.Örßl (der hier wieder nicht zu Wort kommt, Schade).

Vielleicht doch noch nicht bekannt: die Lautensuiten von (wahrscheinlich doch längst kein Tip mehr), von - eigentlich muß ich es gar nicht preisgeben, weil der Herr unter Lautenmusikliebhabern ohnehin mindestens an Nummer zwei gehandelt wird - also ich meine die Lautensuiten von Herrn Silvius Leopold Weiß (bei mir nur auf Kassette; der Name müßte ja sympathisch sein...). Großartig.

Pezel am Ohr,
grüßend,
Leonard
Albus
Inventar
#9 erstellt: 14. Sep 2004, 11:11
Tag erneut,

1. Don Quixote und Sancho Pansa als Hochzeitsgäste (wie im Roman).
2. Paisiello? Nein, nicht gehört, die Oper, aber Klavierwerke, mit Andrea Lucchesini.
3. Scott Ross - das ist der Vollbart-Mann (Sammlung mit sämtlichen Scarlatti-Sonaten).
4. Was die wollen? - Den Tonraum erkunden, einschließlich mit ergötzenden Überraschungen glänzen, Eleganz zeigen (höfische Gesellschaft).
5. Tracey - ein im Künstlerunglück (verspürte Echolosigkeit) unglücklich gewordener Mensch.
6. Lautenmusik - kommt später, im Alter.
7. Begeisterung ist reichlich. Es gibt immer zuviel. "Je klüger, je dümmer!" (das Gesetz des europäischen Geistes).

Freundliche Grüße!
Albus
(Mittag)
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 14. Sep 2004, 19:10
Abend. Ganz kurz:
1.
(Besitze auch eine Aufnahme von Paisiello-Aufnahmen, und zwar von Klavierkonzerten...weiß leider im Moment nicht wo...und wer...)
2.
Was passierte mit Tracey?
3.
ANFRAGE: Es gibt da einen langsamen Satz (Loure?) von G.P.T., den ich dereinst aus dem Radio (NDR) aufnahm und dessen genaue Herkunft mir nicht bekannt ist. Ich habe das Thema (der Erinnerung folgend) rekonstruiert. Natürlich ist das Stück im Original keinesfalls so plump (auch mag die Harmonisierung nicht ganz stimmen...):

Aus welcher Orchestersuite stammt dieser Satz? Ich erinnere mich, daß auf den langsamen Satz eine hinreißende Gavotte(?) folgte...Und: Gibt es CD-Aufnahmen davon oder hatte der NDR eigene Aufzeichnungen?

Viele Grüße,
Leonard
Albus
Inventar
#11 erstellt: 15. Sep 2004, 08:35
Morgen,

rasch, vor dem Termin, eine Korrektur, den Unglücklichen betreffend. Der am Leid der Echolosigkeit verunglückte Cembalist war Colin Tilney, nicht Bredford Tracey. Tilney legte Hand an sich.

Ich bitte, den Irrtum zu entschuldigen.

Später mehr. - D.i.: Hamburger Ebb' und Fluth, Aufnahme des NDR aus dem Rolf Liebermann-Studio in der Oberstrasse, in der Reihe Das Alte Werk.

MfG
Albus


[Beitrag von Albus am 15. Sep 2004, 08:59 bearbeitet]
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 15. Sep 2004, 10:30
Ach?

Tilney (nie gehört - gleich mal mit dem Internetstaubsauger untern Teppich googeln [nach Informationskrümeln]). Aber vorstellbar: daß der Mann wegen einer Schieflage der Wiederhallbilanz ins Unglück driftete.

Ja: das Alte Werk. Und: das alte NDR3 (wo nicht zweimal die Woche Gute-Nacht-Serenaden gespielt wurden und aus ihren natürlichen Umgebungen [dem Werkskörper] herausgerissene Einzelsätze von großen und größten Werken). Man soll nicht immer meckern, nur eins noch: diese neue Erkennungsmelodiesülze! Egal.

Wie sieht's aus mit dem obigen Quiz? Dazu noch: das zweite Achtel wird (in der Erinnerung) nur kurz angespielt. In der Partitur mag also in Höhe der zweiten Viertelzeit im ersten Takt eine Dreiviertelnote stehen. Achja, und je länger ich darüber nachdenke (und drinnen nachhöre), desto sicherer bin ich mir, daß der dritte Takt, wenigstens im zweiten Teil, in Wirklichkeit(!) völlig anders verläuft (nur den Abstige im Bass höre ich auch). Das macht's nicht leichter.

Grüße,
Leonard
Albus
Inventar
#13 erstellt: 15. Sep 2004, 11:17
Tag erneut,

höre Dir die Hamburger Ebb' und Fluth an, dann erkennst Du es.

MfG
Albus

NS: Der derzeitige NDR KULTUR gehört aber in die Elbe - doch die neueste Medienanalyse sagt angeblich aus, es wird gemocht, das Gerödel.
A.
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 15. Sep 2004, 11:58
Danke,

aber: das kann nicht (darf nicht). Weil ich doch die Ebb und Flut kenne. Werde das sofort prüfen (aber wo ist die Kassette? Irgendwo im Sediment der Wohnung, im Zahnbelag der Zeit...).

Hallo,
Leonard
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 16. Sep 2004, 10:11
Guten, sagen wir: Morgen.

Habe mich noch nicht getraut in den Wandschrank (wo die Kassetten liegen und sich gegenseitig in feinen Magnetfeldlinien die gesamelte Musik von 10 Jahren vorspielen) zu steigen. Habe auch keinen Sturzhelm. Zu Telemann und den Gezeiten also später mehr.

Wollte nur kurz angeben, daß ich gestern eine (günstige - ich muß das kurz sagen, weil es für mich ja noch ein Kriterium ist) CD mit Cembalomusik mitgenommen habe, die mir zwei französische Komponisten vorschlägt. Der eine, Jaques Duphly, ist am Tag nach der Erstürmung der Bastille in Paris gestorben, der andere ist Joseph Bodin de Boismotier - die CD ist bei APEX erschienen (ADD). Eingespielt hat's Herr Boulay (den ich nicht weiter kenne) und Herr van Immenseel (den ich positiv in Erinnerung habe - weiß nicht mehr woher: Händels Chaconne?).

Jetzt bin ich gespannt.

Grüße,
Leonard

PS: Soler gab's nicht zum mitnehmen.
Albus
Inventar
#16 erstellt: 16. Sep 2004, 10:48
Tag auch,

Duphly ('Die misteriösen Barrikaden' sind ein geheimnisschwangeres Stück) und de Boismotier gibt's auch zum Hinhören von Rafael Puyana, allerdings alt und auf LP und in Brosamen(alt ist aus den 1970er Jahren), 'Cembalo Barock' hieß die LP. Darauf ist die schönste Version des großen Fandango von Soler, dazu die Folies d'Espagne von C.Ph.E. Bach, unübertroffen seither. Trevor Pinnock ist auch nicht zu vergessen, mit der CD "Harmonious Blacksmith" im Titel. Immerseel stammt doch aus der Schule von Gustav Leonhardt, sehr zivilisierte Musikästhetiker.

Überhaupt, Loure und Gavotte folgen in der Ebb und Fluth aufeinander im Mittelteil. Es muß nur richtig telemännisch gespielt werden, d.h. wie frisch erfunden. Telemann wird zu oft schlecht dargeboten.

Es nimmt kein Ende, Totgesagte leben länger: Tracy, Tilney waren's nicht, die Abschied nahmen, meine Erinnerung holt nun heraus: James Tocco oder John Toll. Der Gemeinte spielte gelegentlich in der Kleinen Musikhalle, Hamburg, war selten mit einer Aufnahme im NDR zu hören. Er war ein dunkelhäutiger Kanadier. Das Warten wird im Heil herauskommen. Später.

MfG
Albus
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 16. Sep 2004, 12:38
Das war ja, Hallo übrigens, vor 10-15 Jahren meine erste Berührung mit der Cembalomusik. Jene Sammlung von Cembalostücken, gespielt von Herrn Pinnock. Drauf waren
- Die Barrikaden (war es nicht Couperin?) / Ein unglaubliches Stück. Spätestens hier gibt man das Vorurteil auf, barocke Musik wäre staubig.
- Die Gavotte (avec six doubles) vom Onkel Rameau (daß ich fast 'n Herzinfarkt bekam: das ist doch Jazz! Wenn nicht Rock)
- Weitere Stücke, ich glaube von Daquin(?), Bach (ital.K.) und die Grobschmiedgeschichte von Händel.

Die Boismotier-CD spielt ja auch Aufnahmen von 1976/1969 ab. Ich kann mir nach erstem Hören noch kein Urteil erlauben.

Der arme Unglückliche! Selbst ganz zuletzt noch muß er in diesem Forum auf ein Echo seines Verschwindens warten. Wie wärs mit Pinnock Trevor (auch mit 'T')? Obwohl der ja wohl Rückmeldung gehabt haben muß.

Die Follia. Was hat sie bloß an sich? Auch ich kann mich ihr nicht entziehen (weil sie so lächelt?). Habe eine Corelli Version (Leonhard harpsichordet mit Brüggen und Bylsma(?)) und aus einer anderen Welt die entsprechenden Variationen von Sergej R. (Ogdon/Grimaud). Ach ja, und Segovia knipst auf seiner Gitarre Anno dazumal (es knackt dazu und rauscht - Damen hüsteln, ein Hund bellt, der Wind pfeift [6 Euro 99 für 3 CDs...eben]) eine Variante von Manuel Ponce.

Grüße,
Leonard

PS: ich glaub's ja nicht, daß es die E+F von T. sind, die ich meinte. Zumal ich nichteinmal weiß, ob's ne Loure war (bei T. weiß man nie). Und Gavotte? Vielleicht auch nur Menuett (Enttäuschung): aber der Rhythmus war mitreißend (schräg). Ich geh gleich mal an den Schrank (die Wahrheit ist: mag keine Achtbeinigen [außer beim Streichquartett])
Albus
Inventar
#18 erstellt: 16. Sep 2004, 14:21
Tag erneut,

Leonard, du zauberst es schon, den telemannschen Stoff herbei u.v.a.m. Nur, auf d e r Pinnock-CD ist keiner der Couperins oder etwa doch? Es ist ja aber doch nur eine Sammlung von Musenküsschen, soll heissen: zu kurz.

MfG
Albus
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 17. Sep 2004, 13:12
Kuckuck und Voila! Ganz ohne Ungeziefer liegen mir jetzt meine Telemann-Kassetten vor.

Die gesuchte Suite steht in G-Dur und wird von Georg Fischer und der Capella Coloniensis gespielt (das muß man doch finden können!). Welche Suite es ist (TWV) und ob es eine CD gibt, bleibt offen. Meine Gavotte (die auf den langsamen Satz folgt) ist keine Gavotte, sondern steht im Dreiertakt, könnte ein(e?) Passepied sein (wie spricht man's aus?) und hat folgendes Thema (in das ich mich auch prompt verguckte):


Dann gibt es noch drei Sätze aus der Ebb und Flut mit Herrn Goebel und der Musica Antiqua Kölsch, von derselben Truppe Teile der Tafelmusik.

Von den Freiburgern (Hähnchen oder Golz?) die Ouvertüre des Nations (anciennes et modrenes - ich bin kein Franzose). Die Gruppe habe ich damals auch lebendig mit eben diesem Stück erlebt, zusammen mit einem erschreckend chromatischen Bass in einem Rameau-Satz (hört gar nicht auf abzusteigen).

Und dann, etwas klebrig geworden im Staub des Wandschrankes, diverse andere schöne Funde (hoffentlich rauscht's nich'). Geminianis Folia-Variationen, Pavane von Herrn Farina, die Weiß-Suiten (Laute, meinetwegen für später) und schließlich: eine alte Aufnahme jener Pinnock CD mit
- Händel (grobgeschmiedetes)
- Fischer (J.C.F. - Passacaglia)
- großes B. (ital.Konz.)
- Couperin (misteriöse Barrikaden - oder war's nur ein Test, ob ich einer dieser Foren-Besserwisser bin?)
- Rameau (eben diese Wahnsinnsgavotte)
- 2 Scarlatti Sonaten
- Fiocco (Adagio)
- Daquin (also doch: le coucou)
- Balbastre (also diese Franzosen! "La Suzanne")

Ob ich jetzt den ganzen Schatz auf CD brenne? Zusammen mit dem gesammelten Rauschen?

Viele Grüße,
Leonard
Albus
Inventar
#20 erstellt: 17. Sep 2004, 13:57
Tag Leonard und Tag zusammen,

die Capella gehörte zum WDR, schick' doch die Notenskizze zum Musikarchiv, die helfen gern.

Sicherlich, fast alles zusammen auf eine CD gebracht, so kommt einer zu seiner Frühschwungmusik; das Italienische Konzert paßt nicht. Das Rauschen ist belanglos, die Musik ist robust. Den Grobschmied am Schluß wiederholen lassen, als Absprung in den Alltag.

Das ist's dann. Was die Barrikaden angeht, die Erinnerung trügt wie sie will, wen sie will, man kann sich mühen oder auch doch nicht.

MfG
Albus

NS: Wenn aber Bastl doch sein muß, dann die Partita für Cembalo BWV 825, mit Kenneth Gilbert (DG, alt), wegen der trügerischen Ruhe der Entwicklung und dem wirbelnden Absturz.


[Beitrag von Albus am 17. Sep 2004, 14:16 bearbeitet]
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 17. Sep 2004, 15:18
Sicher wird's langsam langweilig, diese idee fixe mit der Telemann-Suite...aber: Es ist früher Nachmittag, die Sonne scheint (was sonst) und ich pese mal eben schnell in die Bibliothek und staune, daß die da ein (vielleicht fast vollständiges) Werksverzeichnis von G.P.T. besitzen (das fügige Regal biegt sich unter der schweren Last von etwa 50 Büchern): und zwar handelt es sich um ein Verzeichnis mit Notenbeispielen der Satzanfänge. Und jetzt rate mal, was ich da fand? (Was wohl)

Eben. Nämlich: Telemann, Ouverture G-Dur für 2 Oboen, Fagott, Streicher und Gb., TWV 55:G5. Und das Passepied is' nur ein Menuett (hat aber mehr verdient) und der langsame Satz ist eine Plainte - ich hol' eben das Taschentuch raus - (keine Loure, keine Air, kein Grave). Die anderen Sätze: Ouverture, Les Augures, Rondeau, Entrée, La Joye (DAS GLAUB' ICH!), Sarabande, Gigue, Gavotte en Rondeau, Plainte, Menuet.

Und jetzt die alles abschließende Frage: woher bekomme ich die Musik?

Grüße,
Leonard

PS: Sind wir schon beim großen B angekommen? Und was ist mit dem großen britischen P?
Susanna
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 19. Sep 2004, 15:57

Leonard:
Sicher wird's langsam langweilig, diese idee fixe mit der Telemann-Suite.

Hallo Leonard,

mir nicht. Die Melodie in Deiner Erinnerung ähnelt schon dem Original, verschiedener Takt u. auch andere Tonart, statt des Oktavsprungs eine Quinte, aber was soll's. BTW: Benutzt Du "Encore" oder doch "Sibelius"? Ersteres Programm soll ja vielseitiger sein, habe aber keine Erfahrung damit.

Soler habe ich schon häufig im Laden liegen sehen und immer nur beinahe eingesteckt. Hat der Mann nicht auch einiges für Seiteninstrumente angestellt? Das nächste mal ist er dran.

Soler habe ich in meinen Unterlagen weder für Gitarre noch für Laute gefunden, mein Musiklexikon kennt noch nicht mal seinen Namen, was ich unmöglich finde. Ich meine jedoch zu 99%, daß er nichts für die besagten Instrumente geschrieben hat, höchstens liegen Bearbeitungen vom Cembalo vor.

Albus:
Padre Antonio Soler, ein ganz großer Meister der Erfindung für das Cembalo; Fandango (so auch der Titel einer berühmten CD mit Rafael Puyana), enthaltend einen ausgreifenden 15 Minuten Fandango

Den spielt auf meiner CD Andreas Staier, allerdings in gut 10 Minuten (!) und kein anderer Cembalist kommt für mich mit diesem Stück an ihn heran. Bei seinem Spiel hat man die beiden Tänzer regelrecht vor Augen u. trotz der Geschwindigkeit versteht es Staier noch, die für diesen Tanz vorgeschriebene ständige Beschleunigung zu erreichen. Toll!
Wann ist das "nächste mal", Soler betr.?

Telemann: Auf einer meiner LPs spielen Narciso Yepes u. seine damalige Schülerin Godelieve Monden vier von dreizehn Partiten für Lautenduo, alle in Dur. Allerdings auf von Yepes selbst entwickelten 10-saitigen Gitarren (vermutlich, weil beide keine Lautenisten sind/waren).

Vielleicht doch noch nicht bekannt: die Lautensuiten von (wahrscheinlich doch längst kein Tip mehr), von - eigentlich muß ich es gar nicht preisgeben, weil der Herr unter Lautenmusikliebhabern ohnehin mindestens an Nummer zwei gehandelt wird - also ich meine die Lautensuiten von Herrn Silvius Leopold Weiß (bei mir nur auf Kassette; der Name müßte ja sympathisch sein...). Großartig.

Da stimme ich unbedingt zu, hier ist was darüber zu lesen: http://www.hifi-forum.de/viewthread-68-140.html (13.April 2004)

Grüße,
Susanna
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#23 erstellt: 19. Sep 2004, 21:42
Hallo.
Scheint, als hätte ich mich bei Herrn Soler vertan (und doch: irgendwo habe ich einmal Gitarrenstücke von ihm gehört - wohl tatsächlich Transskriptionen).

Habe ich's schon erwähnt: daß ich den Weiß einmal in einem Konzert gehört habe (wie hieß noch der Lautenspieler?) - im Iburger Schloß (irgendwie: Hawkins oder so). Vor lauter Begeisterung habe ich dann gleich ein paar CDs von ihm aufgenommen (oder eher ein Doppelname: Hawkins-Cooper oder Schmith-Hawkins, der Mann kam irgendwie aus Südamerika? Bolivien?). Die Suiten! Um ihn mit dem großen B. zu vergleichen habe ich zu wenig Lautenmusik von jenem gehört...(ich hab's: Hopkinson-Smith - und der Mann kommt laut Google gar nicht aus Südamerika, sondern aus New York). Hat mich jedenfalls gefesselt.

Viele Grüße,
Leonard

PS: Im Notentext steht aber doch auch ein Oktavsprung...
Susanna
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 19. Sep 2004, 23:37

Leonard_Parsek schrieb:

PS: Im Notentext steht aber doch auch ein Oktavsprung...


Ich bezog mich auf Dein Notenbild im Beitrag v. 14. Sept., 19:10
Übergang v. ersten zum 2. Takt: Das Achtel-g zum punktierten/Halbe-d.
Ja, Hopkinson-S., natürlich auch ein Könner! Die Bachsuiten mußt Du unbedingt nachholen!

Viele Grüße,
Susanna
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 20. Sep 2004, 01:25
Da wo im Originaltext ebenfalls eine Quinte steht?

Leonard
Susanna
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 20. Sep 2004, 11:31
Hallo Leonard,

dann ist das wohl mein Versehen, entschuldige! Klar, wenn das der Originaltext ist, natürlich auch eine Quinte! Ich meinte mit Oktave das Notenbild vom 17. September 13:12, wo es von c - c (Takt 2) geht. (Deine Erinnerung hast Du ja am 14.Sept.19:10 beschrieben, hoffentlich stimmt das jetzt!) Es handelt sich dann wohl um ein anderes Stück. Jetzt schwirrt mir aber der Kopf - Original - Erinnerung usw.! Was mußt Du auch so viele Noten da reinstellen!

Grüße,
Susanna


[Beitrag von Susanna am 20. Sep 2004, 11:37 bearbeitet]
Albus
Inventar
#27 erstellt: 20. Sep 2004, 15:37
Tag,

wenn das denn tatsächlich gemeint ist, das TWV 55, jpc hilft: Chandos 9418725, Collegium Musicum 90, Simon Standage, Ouverture ... TWV 55 - plus Burlesque D.Q. plus ... Ein Katalog der Plattenindustrie hilft auch weiter, z.B. der Bielefelder Katalog, auch alte Exemplare.

MfG
Albus


[Beitrag von Albus am 20. Sep 2004, 15:38 bearbeitet]
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#28 erstellt: 20. Sep 2004, 18:18
Nabend

Leider ist es nicht die G-Dur Suite. TWV 55 umfaßt eine Menge Ouvertüren (interessanterweise nach Tonarten katalogisiert: alleine 15 in G-Dur!). Eine schöne Übersicht liefert der folgende Link, den ich soeben gefunden habe. Was für eine Aufgabe: sich sämtliche Suiten zu beschaffen...

http://infopuq.uquebec.ca/~uss1010/catal/telemann/telgp55.html

Ib es überhaupt eine 55G5-Aufnahme auf CD gibt? Eins ist sicher: die Ouvertüre ist jetzt eindeutig identifiziert. Sowohl die Plainte, als auch das nachfolgende Menuett erkenne ich definitiv auf meiner alten Aufnahme.

Ach,
Leonard
Albus
Inventar
#29 erstellt: 21. Sep 2004, 09:29
Morgen,

ja, ja - hinter der 55 steht eine reichliche Menge, im Katalog von 1991 ist keine G5 enthalten.

Du schaffst es schon.

MfG
Albus

NS: Anfrage bei der Telemann Gesellschaft in Hamburg?


[Beitrag von Albus am 21. Sep 2004, 09:30 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 21. Sep 2004, 11:25

HP Leonard Parsek:
"...wo über dem starren Schildgesicht eine bunte Maske leuchtet, die uns in ein Affekttheater entführen soll, immer weiter fort vom wahren Gesicht der nunmehr zum Mimen gewordenen Person."


Hallo Leonard,

ja, so ist es, was Du auf Deiner schönen HP geschrieben hast! (Wird sie fortgesetzt?)
Bei Deinem Avatar fiel mir gleich das Wort "Chamäleon" ein, das ist ja doch eine Assoziation!

LG,
Susanna
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#31 erstellt: 21. Sep 2004, 13:59
Tag,
zu der HP kann ich nichts sagen (!?). Mit Chamäleon assoziiere ich nun wieder Anpassung und/oder Verwandlung...


Jetzt schwirrt mir aber der Kopf - Original - Erinnerung usw.! [Susanna, s.o.]

Dieser Thread (engl. Faden) thematisiert neben Herrn Telemann und seinen Zeitgenossen immer häufiger die Tücken des Erinnerungsbewußtseins. So bleibt uns Albus, dem ich ausdrücklich für die anregende Unterhaltung hier danken möchte, die Auflösung des Rätsels um einen Fall von Unglück aus Gründen fehlenden Echos schuldig.

Grüß'
Leonard
Albus
Inventar
#32 erstellt: 21. Sep 2004, 14:23
Tag,

der Erinnerungsfluß kennt noch kein Ende. Nicht Kenneth Gilbert spielt anspannend-entspannend die 2. Partita für Cembalo BWV 825 mit befreiendem Abgang, es ist Ralph Kirkpatrick, dessen Spiel sich in die Gavotte unüblich verwickelt, er nimmt sich viel Zeit, um die Musik endlich in Raschheit abzuschütteln.

Ich finde den Namen desjenigen noch, der sich im Leiden an der Armut der Armen entleibte.

Wahr ist, die Hamburger Telemann-Gesellschaft errreicht man über die Patriotische Gesellschaft (http://www.patriotische-gesellschaft.de/?sub=28).

Ich darf die Komplimente erwidern! Konversation braucht stets mehrere Geister. LP rief die Geister, die kamen.

Freundliche Grüße!
Albus

NS: Die Armut der Armen = Die Neigung, sich unter dem Druck der Sorgen um sein Dasein zerstörend gegen sich selbst oder andere zu wenden.


[Beitrag von Albus am 21. Sep 2004, 14:31 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#33 erstellt: 21. Sep 2004, 14:33
Tag,

Leonard_ParsekTag,
zu der HP kann ich nichts sagen (!?).

Ach! Ist das gar nicht Deine?
http://home.arcor.de/leonard.parsek/main.html

Mit Chamäleon assoziiere ich nun wieder Anpassung und/oder Verwandlung...

Ja, ich eigentlich auch.

Dieser Thread (engl. Faden) thematisiert neben Herrn Telemann und seinen Zeitgenossen immer häufiger die Tücken des Erinnerungsbewußtseins. So bleibt uns Albus, dem ich ausdrücklich für die anregende Unterhaltung hier danken möchte, die Auflösung des Rätsels um einen Fall von Unglück aus Gründen fehlenden Echos schuldig.

Hat trotzdem Spaß gemacht!

Grüße,
Susanna
Albus
Inventar
#34 erstellt: 23. Sep 2004, 16:01
Tag erneut,

in meiner Verlegenheit, den Namen des unglücklichen Cembalisten nicht korrekt erinnern zu können, auch nicht in meinen Unterlagen weitere Anhaltspunkte finden zu können, habe ich mich heute an das Archiv des Norddeutschen Rundfunk, Hamburg, NDR Kultur gewandt mit der Bitte um Erinnerungsunterstützung. Ich hoffe, für ein Mal wird der Künstler dem Vergessen entsteigen können, wenigstens namentlich.

MfG
Albus
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 23. Sep 2004, 21:08
N'Abend

Wenn der Mann gewußt hätte WELCHES ECHO sein Fortgang haben würde. Wohlmöglich hat er nur gründlich sein wollen: und sich sogleich auch aus den Erinnerungskarteien entfernt?

An Susanna: das ist meine Seite. Trotzdem kann ich dazu nichts sagen.

Grüße,
Leonard

PS an Albus: Wo wir gerade im Kontakt sind: Bei der Komponistenempfehlung an stadtbusjack (dem man u.U. gar nicht mehr helfen kann) ausgerechnet die 5.Sinfonie (Es-Dur) vom großen Finnen auszulassen (ich behaupte: absichtlich! -- auch wenn 4. und 7. ebenfalls fehlen), hat mein Vorliebenregister als Afront bewertet. Seit 1988 höre ich fast ausschließlich die fünfte Sinfonie (Simon Rattle, City of Birmingham). Das ist zugegeben engstirnig und wirkt wenn nicht ungebildet, so mindestens aber unausgewogen. Es sagt aber etwas über den Stellenwert der Sinfonie in meiner Rangliste aus...Wie kam es dazu?


[Beitrag von Leonard_Parsek am 23. Sep 2004, 21:09 bearbeitet]
Albus
Inventar
#36 erstellt: 24. Sep 2004, 09:05
Morgen,

und einen guten Morgen Leonhard.

Ja, eine Auswahl - für diesen Moment ohne die Spröde, die Schroffe und die Dichteste (4, 5 und 7). Wer anfängt, der begehrt für gewöhnlich Expansion, kann mit Kontraktion nicht froh werden. Also Rhythmus zuerst, Metaphysik später, wenn überhaupt.

Kurz vor seinem Tod ließ Sibelius Herrn Herbert von Karajan besonders grüssen: "Grüßen Sie Karajan von mir. Er versteht mich zur Zeit am besten." Bei EMI waren kurz vorher die 5. und die 7. auf einer Platte erschienen. Komponisten geben zu denken.

Was den fast Vergessenen angeht, ich hoffe auf das NDR-Archiv. Der Name des Herrn T. wird kommen.

MfG
Albus
Leonard_Parsek
Hat sich gelöscht
#37 erstellt: 24. Sep 2004, 21:04
N'abend.

Darf man das überhaupt: in einem Telemann-Thread Sibelius diskutieren? Und jene Sammlung von Sibelius Stücken des Labels BIS ansprechen, die neben einer wunderbaren Karelia-Suite und der graziösen Pelleas-et-Melisande (hach!) u.a. auch das bewegende Lied "Sängen om korsspindeln" (von der Spinne) enthält?

(BIS-CD-918: Lahti Symphony Orchestra, Osmo Vänskä)

Daß ich die vierte Sinfonie von J.S. gar nicht kenne, muß ich hier der Ehrlichkeit(?!) halber anbringen [G.E.L.D.]. Nummer sieben bleibt mir noch verschlossen (hab's nicht kapiert). Die dritte habe ich damals sofort ins Herz geschlossen (wo auch die Spinne hinzielte).

Bin übrigens (anderes Thema) ganz froh, daß das große P aus GB hier nicht zur Sprache kam. Weil ich im Grunde darüber GARNICHTS weiß (die paar Opern, die ich damals auf diesem altmodischen Medium geseichert hatte [magnetisch]). Höchstens daß ich mich heute noch wieder wundern mußte welch bizarres Thema sich Herr Britten für seinen Youngpersonsguide ausgesucht hat...(Geschenk für meinen Bruder: BBC Sym.O. mit Zör Andrew Davis, dazu auch für mich neu: Bridge-Variationen [nicht das Kartenspiel] und eine Passacaglia als Opus 33b(!) zu den Peter Grimes Zwischenspielen [habe leider keine Knete für den ganzen Grimes, der heute so nett im Regal bei jpc stand])

Ja, Telemann.

Grüße,
Leonard
pt_concours
Stammgast
#38 erstellt: 09. Jul 2008, 23:10
Hallo!

Ich bin kürzlich in einem Programmheft eines Konzertes, welches ich nicht besucht habe, auf die Gulliversuite G-Dur von TELEMANN gestossen, welche sofort meine Interesse geweckt hat.
Wer kann von dem Werk und einer Aufnahmen berichten?


Gruß pt_concours
Martin2
Inventar
#39 erstellt: 10. Jul 2008, 15:20
Hallo Pt Conceurs,

na, da bin ich mal gespannt, ob Du in diesem Forum fündig wirst. Ich habe zu Telemann überhaupt keine Beziehung. Einmal habe ich eine Naxos CD mit Musik von Telemann verschenkt und durfte da auch rein hören, fand das aber eher langweilig. Die Propyläen "Welt der Musik" macht den Telemann ziemlich runter. Da habe ich dann mein Interesse an Telemann eher eingestellt. Du kannst schlicht nicht alles hören.

Gruß Martin
Joachim49
Inventar
#40 erstellt: 10. Jul 2008, 21:36

Martin2 schrieb:
Da habe ich dann mein Interesse an Telemann eher eingestellt. Du kannst schlicht nicht alles hören.

Gruß Martin


Hör dir wenigstens, aus Lokalpatriotismus, mal die "Hamburger Ebb' und Flut" an.
Freundliche Grüsse
Joachim
Moritz_H.
Stammgast
#41 erstellt: 11. Jul 2008, 08:15

Joachim49 schrieb:

Martin2 schrieb:
Da habe ich dann mein Interesse an Telemann eher eingestellt.


Hör dir wenigstens, aus Lokalpatriotismus, mal die "Hamburger Ebb' und Flut" an.



Du kannst schlicht nicht alles hören.

So ist es.

Und falls Du Schlafschwierigkeiten hast, dann höre mal Auszüge aus „Dem getreuen Musikmeister“
Du wirst das nicht bereuen ...
Martin2
Inventar
#42 erstellt: 12. Jul 2008, 06:09
Ich glaube, die nächsten 500.000 Jahre werde ich zum Telemann wohl leider nicht mehr kommen. Aber dann gerne!
Kreisler_jun.
Inventar
#43 erstellt: 12. Jul 2008, 21:59
Noch (eigentlich aus dem gerade abgelaufenen Katalog) gibt es bei 2001 einige hervorragende Telemann-CDs der Musica Antiqua Köln ziemlich preiswert (7,99), die vielleicht einige von ihren Vorurteilen bekehren könnten. Außer der CD mit "Hamburger Ebb' und Flut" empfehle ich besonders die mit einer Auswahl von Bläserkonzerten. Überdies gibt es noch zwei mit Streicherkonzerten, eine mit Kammermusik (Flötenquartette) und eine mit gemischten Konzerten (in der Archiv-Blue-Reihe)

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#44 erstellt: 14. Jul 2008, 16:31
Hallo Kreisler Junior,

ich falle ja immer um, wenn ich so mitbekomme, was Du so alles kennst und schätzt. Na ja, vielleicht gibt es so ein paar Sachen vor allem aus dem 20. Jahrhundert, wo ich mich besser auskenne. Insgesamt interessiert mich das 20. Jahrhundert vermutlich auch mehr als Musik des Barocks.

Dabei habe ich doch so einiges aus dem Barock. Meine Lieblinge sind natürlich Purcell, Händel und Bach. Aber darüber hinaus habe ich noch so manches: Vivaldi, Albinoni, Locatelli, Manfredini und diverse Sampler zum Beispiel mit französischer Barockmusik. Habe ich früher mal gelegentlich ganz gerne gehört, aber jetzt seit Jahren nicht mehr.

Im Grunde genommen bin ich neuem gegenüber aufgeschlossen, deshalb habe ich aber vermutlich so einiges in meiner Sammlung. Ich habe nur über die Jahre die Erfahrung gemacht, daß ich vieles davon doch nicht höre.

Wenn Telemann mir mal im Radio über den Weg läuft, werde ich ihn mir mal anhören. Ich habe keine "Vorurteile gegenüber Telemann", jedoch den begründeten Verdacht, daß diese Musik nicht ganz erstklassig ist. Außerdem schreckt mich die Tatsache ab, daß es Telemann vermutlich ins Guiness Buch der Rekorde gebracht hat, als produktivster Komponist aller Zeiten. Natürlich ist er alt geworden, Händel und Bach aber auch und das Gesamtwerk von Telemann ist größer als das von Bach und Händel zusammen und Bach und Händel waren höchst produktiv.

Jedenfalls gibt es eine Menge Musik, die mich im moment mehr interessiert als die Telmanns, Monteverdi ganz sicher, einiges von Purcell, einige Oratorien von Händel, die mir fehlen, die Bachkantaten, vieles von Mozart und Beethoven, einiges von Schumann, Verdi und Puccini, und Wagner möchte ich vertiefen.

Ich kenne nun andererseits auch die Tendenz, Musik, die man stilistisch besonders mag, wie bei mir zum Beispiel Miaskovski, Arnold und einiges andere, anderen Leuten anzupreisen, Musik, die vielleicht nicht die allergrößte ist, aber die man in ihrer Beschränkung vielleicht gerade darum besonders liebt. Ich habe den leisen Verdacht, daß das bei Dir mit dem Telemann genauso ist.

Gruß Martin
pt_concours
Stammgast
#45 erstellt: 14. Jul 2008, 22:12

Martin2 schrieb:

Ich kenne nun andererseits auch die Tendenz, Musik, die man stilistisch besonders mag, wie bei mir zum Beispiel Miaskovski, Arnold und einiges andere, anderen Leuten anzupreisen, Musik, die vielleicht nicht die allergrößte ist, aber die man in ihrer Beschränkung vielleicht gerade darum besonders liebt. Ich habe den leisen Verdacht, daß das bei Dir mit dem Telemann genauso ist.


Also, Kreisler_Jun hier als Telemannfanatiker abzustempeln finde ich ziemlich daneben! Er hat sich meiner Meinung nach nur bemüht, den Komponisten TELEMANN fair zu beurteilen- als einen besonderen Barockkomponisten, bei dessen großen Schaffensdrang man sorgfältig die Spreu vom Weizen trennen muss. Ich kenne bisher nur wenige Werke TELEMANNs und kann hier noch nicht wirklich sagen, ob er seinen Zeitgenossen HÄNDEL, SCARLATTI oder RAMEAU (von BACH muss man wohl dann doch absehen) wirklich ebenbürtig war, aber mich haben die hier (zum Teil eher überheblich) vorgetragenen Äußerungen dazu animiert, bei meinen nächsten BIbliotheksbesuchen ein wenig bei TELEMANN zu stöbern- man muss ja nicht gleich eine CD kaufen.

Was die Anzahl der Werke betrifft, so beachte man, dass (meines unvollständigen Wissens zufolge) sowohl bei BACH wie bei TELEMANN viele Werke verloren gegangen sind. Für den Titel als fleißigster Komponist (ein neuer Thread?) bewerben sich auch noch eine Reihe weitere Musiker: LASSUS, CZERNY, MILHAUD kamen zumindest auch in den vierstelligen Bereich- bei aller Vorsicht, wie man das gerecht zählen will...

Gruß pt_concours
Thomas228
Stammgast
#46 erstellt: 14. Jul 2008, 23:05
Hallo Martin,

wie du den begründeten Verdacht haben kannst, dass Telemanns Musik nicht ganz erstklassig sei, erschließt sich mir nicht. Telemann hat sehr viele ganz hervorragende Werke geschrieben. Zu seiner Zeit wurde er von den Zeitgenossen weit mehr geschätzt als Bach. Bach bekam seinen Posten erst nach Telemanns Absage. Telemann hat das Musikleben Hamburgs auf Jahrzehnte bestimmt. Er war musikalisch vielseitig gebildet, hat eine Reise nach Paris unternommen und wurde dort umjubelt. Händel schätzte ihn sehr, gehörte zu den Subskripienten von Telemanns Werken. Ja, Telemann hat sich immer dazu bekannt, Musik für das Instrument zu schreiben und mit seiner Musik unterhalten, nicht abstrakte Kopfmusik zu Papier bringen zu wollen. Ihm daraus aber einen Strick zu drehen nach Art des auch von dir wiedergekäuten Vorurteils "Vielschreiber ohne geistige Tiefe" - wie kannst du behaupten, du hättest keines? - kann ich nicht nachvollziehen.

Höre
- "Der Tag des Gerichts" und "Ino" unter Harnoncourt
- "Pariser Quartette", gern von Brilliant
- "Bläserkonzerte", "Wassermusik", "Konzerte für Streicher" von Goebel (2001!)
- "Gambenkonzerte" von Hille Perl
- "Pimpinone" unter Schneider
- "Darmstädter Ouvertüren"
- "La Bizarre" von der Akademie für Alte Musik Berlin.

Danach reden wir weiter.

Viele Grüße
Thomas
Kreisler_jun.
Inventar
#47 erstellt: 14. Jul 2008, 23:20
Es ist keineswegs so, daß mir Telemann besonders läge. Von den Stücken, die Thomas aufzählt, kenne ich nur etwa die Hälfte.
Aber es ist was anderes, ob man ein Werk mit halbem Ohr im Radio, vielleicht in einer mittelmäßigen Interpretation, hört, oder eben eine klanglich gute Aufnahme, mit vollem Einsatz der Musiker. MAK (und in neuester Zeit auch die Akademie f. Alte Musik Berlin) haben sich sehr überzeugend für Telemannsche Konzerte usw. eingesetzt. Wenn man kein Interesse an Barockmusik hat, versteht sich von selbst, daß man hier eher Distanz wahrt. Aber einige Kommentare zum langweiligen Vielschreiber waren wirklich teils ziemlich überheblich.
Niemand soll gezwungenerweise etliche hundert Telemann-Suiten durchhören. Aber farbige und abwechslungsreiche Stücke wie die Wassermusik, die Bläserkonzerte und vieles aus der Tafelmusik sind, wenn man denn überhaupt Barockmusik schätzt, mindestens so lohnend wie etwa die Vier Jahreszeiten o.ä.

Schostakowitsch war verglichen mit Berg oder Bartok auch ein "Vielschreiber", der etliche Werke hinterlassen hat, die man nur mit viel gutem Willen als erstklassig bezeichnen würde, von Miaskowskij gar nicht anzufangen. Wenn ich mich über die hier so äußern würde, wie es über Telemann oder sogar Haydn und Mozart getan wird...

viele Grüße

JK jr.
Martin2
Inventar
#48 erstellt: 15. Jul 2008, 15:28
Überheblich? Ich glaube nicht, daß hier jemand besonders überheblich ist. Ich mache nur eine andere Erfahrung. Nämlich die Erfahrung, daß es kaum möglich ist, in einem Forum zu sagen: Diese Sache interessiert mich nicht besonders. Dabei ist es meine Erfahrung, die ich über die letzten Jahre gesammelt habe, daß man mit Empfehlungen sehr vorsichtig sein muß. Wie wurde mir der Langaard angepriesen ( die erste). Ich hörte auf den Rat und na ja: So schlecht fand ich die Musik nicht aber auch nicht so besonders gut. In einem Forum kam das Gespräch auf CPE Bach. Da gab es dann gleich drei Leute, die CPE Bach als größtmögliche Entdeckung priesen. Kaufte mir eine Box. Na ja, die Musik rangierte zwischen "erträglich" und "schwer erträglich". Vom Dowland bin ich auch enttäuscht ( obwohl ich die Lachrimae Pavan sehr liebe) , obgleich sich das mal ganz nett hören läßt. Und das sind nur drei Enttäuschungen und es gibt viele mehr.

Ich bin gerne bereit, die Diskussion den Telemannfreunden zu überlassen. Keine Frage. Man soll nicht mit reden wollen, wenn man keine Ahnung hat. Und meine einzige Erfahrung mit Telemann ist die CD von Naxos, die allerdings auch hervorragend besprochen war, welhalb ich sie auch kaufte. Die habe ich meinen Eltern geschenkt und vielleicht höre ich auch noch mal rein.

Wiegesagt: Ich habe keine Ahnung und will auch gar nicht mitreden. Ich finde es nur problematisch, wenn man sich gar nicht mehr darüber äußern darf, daß einen eine Musik nicht sonderlich interessiert und daß einem das als Überheblichkeit oder sonst etwas ausgelegt wird. Dabei wäre ich in der Vergangenheit schon dankbar gewesen, wenn mir mal jemand gesagt hätte: Na, sei ein bißchen vorsichtig mit Empfehlungen aus dem Internet.

Gruß Martin
Szellfan
Hat sich gelöscht
#49 erstellt: 28. Okt 2010, 08:41
...die Untiefen dieses Forums....
Wirklich bedauerlich, daß der Thraed hier gestorben ist "o weh, mein Canarien ist tot".
Und am Fuße des Leuchtturms ist es am dunkelsten. Martin mag Telemann nicht und leidet etwas unter CPE Bach, den beiden (Wahl-) Hamburgern und lenkt seine Blicke lieber gen Britannien und auch lieber 200 Jahre später.
Ein Wort der Versöhnung kommt wohl zu spät, aber: hier wird gestritten Telemann versus Bach, versus Händel, aber die waren doch jeweils eng bis sogar sehr eng mit dem Herrn Telemann befreundet. Lasset uns dem nacheifern.
Ach, Telemann der Patenonkel Philipp Emanuel Bachs, also auch noch beinah verwandt und verschwägert...

Nun gut, Telemanns Musik ist, auf den ersten Blick wohlgemerkt, nicht so erhaben wie die des übergewichtigen Herrn Handel, ebenfalls Britannien, und mit Sicherheit nicht so wie die des Herrn Pach in Sachsen, dessen Blick in unserer Vorstellung ja auch nur zu häufig gen Himmel gerichtet war, also noch weiter reichte.
Was wir heute übersehen, allzu oft, ist, daß dennoch für alle drei Musik eine pragmatische Seite haben mußte, sie diente auch zunächst dem Brot- (und Wein- und Bier-) erwerb, deren Genusse nun alle drei herzhaft zugesprochen haben. Nur: Telemann scheint an dieser, seiner Arbeit auch tatsächlich Freude gehabt zu haben.

"Hamburger Ebb und Fluth", hier mehrfach erwähnt, meine Referenz- CD nicht Goebel, sondern Pickett bei Decca, bekommt man unterdessen für'n Glas Alsterwasser zu kaufen. Mit dabei dann aber jene herrliche "Alster- Ouvertüre" mit ihren "musizierenden Fröschen und Krähen". Da ziehts einem glatt die Schuhe aus, was Telemann da harmonisch macht.
Wenn ich mal Musik hören möchte, die mich zum Lachen reizen soll, dann das! Das tut in den Ohren weh und ich klopf mir vor Freude auf die Schenkel.
Einmal diesen Spaß bitte vom Herrn Händel oder vom Herrn Bach! Wobei ich letzterem dann doch wenigstens "Backtrog" zurufen könnte. (Quodlibet)
Ja, ich schätze durchaus Lebensfreude in der Musik, Spielerei und gute Unterhaltung. Immer alles an seinem Platze. Dann schnapp ich mir schonmal die Ouvertüren Telemanns mit Il Fondamento/ Dombrecht "La Bourse". Wer schon hat sich sonst mit solch profanen Dingen musikalisch befaßt, wenn nicht Telemann. Das aber sogar mit Ironie. In einzelnen Sätzen hört man durchaus diese seltame Geräuschkulisse des geschäftigen Blätterrauschens der Aktientäter, ebenso wie den Katzenjammer derer, die sich halt verzockt haben.
Das ist einfach diesseitige Musik, dem Leben abgelauscht.
Natürlich konnte er auch andere Suiten schreiben, ernste, die rühren mich sehr an. Wenns aber um die gute Unterhaltung gehen soll, die dennoch nie platt wirkt, dann sind die Bach'schen Ouvertüren doch eher sehr höfisch und, mit Verlaub, zopfig.

Im Bereich der Kammermusik wird auch ein Punkt oft gern übersehen. Diese Sammlungen "Der getreue Musikmeister, "Die Kleine Kammermusik" etc, ist vor allem Musik, sie zu spielen, zu studieren um daraus die Satzkunst zu erlernen. Zum Hören ist sie weniger gedacht- was man ihr ja auch anhört. Es ist Schul- Musik.

Dagegen sind die "Pariser Quartette" ein eindrucksvoller Beweis für "Hör- Musik" von Telemann. In ihrem Formenreichtum, der Melodiefindung und, das nicht zuletzt, der "Versöhnung" der französischen und der italienischen Musiksprache ein Meilenstein barocker Kammermusik. Da wünscht' ich mir einen Blindtest. Gerade die letzte Sammlung, diese wunderbare e-moll- Suite mit ihrer Passacaille am Schluß, die würde, glaube ich, jeden zuhören lassen, wenn er nicht wüßte, daß da gerade Telemann läuft.
Wirklich schön die Aufnahme bei Brilliant mit Jed Wentz.
Telemann war nicht zu Unrecht stolz darauf, das in Paris seinerzeit Michel Blavet ihm die Ehre angedeihen ließ, den Flötenpart zu übernehmen.
Telemann war in jener Zeit der einige Nicht- Franzose, der in einem der "Concert Spirituell" aufgeführt wurde!!!

Was mich zu seiner Vokalmusik kommen läßt, denn diese großartige Motette "Deus Judicum" ist ebenfalls für eines jener Konzerte komponiert. Schmuggelte man die unter die Rameau- Motetten, keiner würde es bemerken.
Und überhaupt, Telemann- Kantaten!
Da ist glücklicherweise dank CPO das hörbare Repertoire um einiges reicher geworden. Abseits des "Harmonischen Gottesdienst", der mit Sicherheit stark Rücksicht nimmt auf die Fähigkeiten der Ausführenden, die zur Verfügung standen. Und diese Fähigkeiten waren wohl recht beschränkt, schreibt doch Telemann im Vorwort, daß man, wenn kein Sänger zur Verfügung stehe, man den Part durchaus einer Violine oder Flöte übereignen könne.

Aber man höre die "Danziger Kantaten" (Hermann Max, Capriccio). Als durchaus manchmal etwas boshafter Mensch hab ich damit schöne Erfahrungen gesammelt.
2000, Bachjahr. Kamen oft Kunden und wollten eine Empfehlung für die schönste Kantateneinspielung von mir. Haben Bach nicht gesagt, aber gemeint. Dann hab ich sehr gern gleich die erste der "Danziger Kantaten" eingelegt und die Leute hören lassen. Schade, daß ich nicht gezählt habe, wie oft ich sie verkauft habe, Dutzende sicher.

Ganz fein gearbeitete Choralkantaten wie Bach sie ja auch geschrieben hat, aber vielleicht sogar edler in ihrer Melodiebildung, auf jeden Fall aber emotional anrührender und etwas weniger spröde als dessen.
Auch möchte ich die "Cornett- Kantaten" (Remy, CPO) unbedingt nennen. Ebenfalls großartig gearbeitet, nach allen Regeln der damaligen Kunst, also in Sachen Kontrapunkt und Harmonisierung etc. Oft recht dunkel getönt, streng, doch immer am Wort orientiert, auch diese Kantaten halten für mich durchaus Stand gegen so manche Bach- Kantate.
Und eine der Weihnachtskantaten, die ich jedes jahr zu Weihnachten und nicht nur dann, einfach hören muß.
"Sehet, es ist uns ein Kind geboren"(ebenfalls Remy, CPO)
Wie Telemann das macht, dieses fassungslose Erstaunen auszudrücken über die Ankunft des Heilands ist ein Wunderwerk an Darstellung des Offensichtichen, daß ich geneigt bin, selbst daran zu glauben.
Dieses "sehet", hoch geführter Sopran mit Flötenumspielungen drückt, in langen Noten, dieses Himmlische so bildhaft aus, daß man die Augen einfach aufmachen muß. Dann fällt der Chor ein, mit einem Freudentaumel, geradzu hektische kleine Noten mit Trompeten und Pauken, daß das Wunder gar zu schnell vorbei geht, um es glauben zu können. Darum wiederholt Telemann beide Seqeuenzen. Es könnte ja sein, daß man im Angesicht Gottes nicht glaubt, was man sieht, da muß man ein zweites Mal hinsehen. Und richtig, jetzt glaube ich, was ich sehe.
Nur, daß Telemann in der Wiederholung nicht notengetreu wiederholt, sondern bei "und Friede auf Erden" das jetzt erwachte Bewußtsein des Gesehenen einkomponiert und mit Sekundreibungen arbeitet, die allzu schmerzhaft deutlich machen, daß wir keinen Frieden auf Erden haben. Damals nicht und heute nicht.

Ich kann hier wirklich nur empfehlen, die Schritte abseits ausgetretener Pfade zu lenken. Es gibt bei Telemann, neben vielen schwachen Werken, auch wirklich Großartiges, Anrührendes, Humorvolles, Ernstes.. zu entdecken, daß ich ihn gerne als den Freund Bachs und Händels sehe, der er war.
Und wie ärgerlich, daß er die Lieferung Händels aus London, nämlich eine Sammlung exotischer Pflanzen, nie bekam. Die hätten ihm sicher Freude bereitet.

Soweit mein Versuch, an dieser leicht welk gewordenen Stelle, für Telemann eine Lanze zu brechen. In der Hoffnung, allen Beteiligten gegenüber annähernd gerecht geblieben zu sein.
Herzliche Grüße, Vielschreiber Mike


[Beitrag von Szellfan am 28. Okt 2010, 08:53 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#50 erstellt: 28. Okt 2010, 14:09

Martin2 schrieb:
Ich glaube, die nächsten 500.000 Jahre werde ich zum Telemann wohl leider nicht mehr kommen. Aber dann gerne!


Hallo Mike,

dies hat sich dann doch nicht bewahrheitet. Mir hatte die Telemann CD, die der Sony Barockbox ist, doch sehr gut gefallen. Vor allem eben die Don Quixote Suite; das war, wenn Du so willst mein Durchbruch bei Telemann.

Deshalb habe ich mir dann auch neulich mal so eine drei CD Box geholt, aus dieser "Umsonst" Aktion von Rhenania und was soll ich sagen, auch da gefiel mir die erste Scheibe recht gut. Das war wirklich sehr nett zu hören und teilweise auch durchaus originell. Auf die 3. CD mit den Suiten war ich auch deshalb sehr gespannt, aber diese Musik langweilte mich dann wieder zu Tode.

Was man dann von Telemann bräuchte, wäre vermutlich eine sehr gute Auswahl seiner Werke.

Zu einer intensiven Beschäftigung mit Telemann wird es bei mir vermutlich aber doch nicht kommen.

Gruß Martin
Szellfan
Hat sich gelöscht
#51 erstellt: 28. Okt 2010, 15:17
Hallo Martin,
schön,daß nun Du hier als erster antwortest.

Mit Internetempfehlungen ist das genauso eine Sache wie mit persönlichen. Da habe ich erlebt, daß ein Stammkunde immer meinen Rat suchte, aber immer gegenteilig gekauft hat, weil unsere Geschmäcker einfach seitenverkehrt waren. Das geht aber auch.

Du hast eben doch auch, bei einer gewissen Schnittmenge an Übereinstimmung, bei vielem, besonders das 18. Jh. betreffend, einen völlig anderen Zugang als ich. Ist ja auch O.K., ich jage Dich nicht mit Telemann und Du mich nicht mit RVW. Welche Suiten waren das eigentlich, die Dir mal wieder überhaupt nicht gefallen haben?

Wie weiter oben schon jemand sagte: bei Telemann ist die Interpretation wirklich sehr wichtig. Woanders, da wurde so ein zweifelhafter Versuch gemacht, eine Zuordnung zu finden: Mozart zu Bach, Beethoven zu Händel und Haydn zu Telemann, kam derjenige ebenfalls zu dem Ergebnis, daß eben Telemann und Haydn diejenigen seien, die durch Interpretation am leichtesten zu "töten" sind.
Vielleicht wieder dieses Körnchen Wahrheit...

Übrigens habe ich mich hier wirklich bemüht, ganz ernsthaft, weil es mir wichtig ist, aussagekräftige Stücke in entsprechenden Interpretationen zu wählen und habe dazu den schon erwähnten Freund, Musikwissenschaftler in Sachen Bach, der aber Telemann ungemein schätzt, zu Rate gezogen.
Die CD bei Brilliant mit den Bass- Kantaten mit Christian Hilz hat dieser Freund zu verantworten, stand da als musikalischer Berater dahinter.
Telemann war selbst Sänger, eben Bass, und diese Kantaten sind wohl "in die eigene Kehle" komponiert.
Das erste Stück auf der CD, diese so heitere Orchestersuite, die so frühklassisch daherkommt, ist die letzte Komposition, die von Telemann überliefert ist. Tja, manchmal findet man in "letzten Kompositionen" eben anderes als wir "Postromantiker" zu finden gedenken.
Und, sei bitte nicht böse, ein kleiner Seitenhieb: höre bitte weiter Händel, denn Dir ist gar nicht klar, wieviel Telemann Du dabei hörst.
Händel hat da sehr häufig den Freund beliehen und der betrachtete das als eine Ehre. Teilweise sind das vollständige Werke, die Du kennst, das weiß ich, die aus Telemanns Feder stammen, die Händel nur neu instrumentiert hat.
Ich verrat' Dir hier nur nicht, welche.
Wie gesagt, sei bitte nicht sauer,
sondern herzlich gegrüßt, Mike
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