Gabriel Faure (1845 -1924)

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Klassik_Fan
Stammgast

#1 erstellt: 04. Jan 2021, 22:04

Hallo zusammen,

zur Zeit beschäftige ich mich mit der Musik von Gabriel Faure. Da es für diesen Komponisten noch keinen eigenen Thread gibt, habe ich jetzt einen eröffnet. (Ich hoffe das ist so in Ordnung, auch in anderen Threads über Komponisten werden Werke unterschiedlicher Gattungen in einem Thread besprochen.)

Faure ist mir eigentlich nur im Zusammenhang mit Kammermusik bekannt, sein Requiem kenne ich (noch) nicht. Auf CD’s findet man seine Musik oft zusammen mit der von Ravel und Debussy. Ich habe eifrig die (leider nur wenigen) Threads im Forum über Faure durchgelesen und habe mich dann für die folgende von Frank (Hüb) und Franz (OP111) sehr gelobte Sammlung kammermusikalischer Werke entschieden

Wahrlich eine sehr gute Empfehlung, wunderschöne Musik, die Lust auf mehr macht. Deshalb die Frage an die Experten: Was lohnt sich noch, was ist noch hörens- und empfehlenswert? Als einzelne CD’s wurden die folgenden empfohlen
Die Cellosonaten

und die Klavierquintette

Die Stücke der beiden CD’s sind aber bereits in der Sammlung enthalten, und bevor ich mir eine zweite Deutung zulege möchte ich lieber CD’s mit anderen Stücken erwerben, außer die Empfehlung lautet unbedingt auf „must have“.

Ich interessiere mich besonders für das Thema Streichquartett. Hüb hat eine Aufnahme mit dem Quatuor Ebene angesprochen (ist das nicht das Quartett welches OP111 wegen seiner tollen Aufnahme der Beethoven Streichquartette hoch gelobt hat?) Ich kann diese CD aber nicht finden.,
Könnte jemand einen Link dieser CD und ein Coverbild zur Verfügung stellen?

Welche Werke in welcher Deutung könnt ihr noch als Ergänzung empfehlen. Bin da etwas ratlos. Auch mein Lieblingsthread „Aufbau einer audiophilen Klassiksammlung“, dem ich schon viele schöne Aufnahmen verdanke, weist bei Faure nur eine sehr übersichtliche Empfehlung aus.
Freue mich schon auf Eure Beiträge

Viele Grüße

Harry

[Beitrag von Klassik_Fan am 04. Jan 2021, 22:33 bearbeitet]

arnaoutchot
Moderator

#2 erstellt: 05. Jan 2021, 15:56

Ich persönlich liebe die Klaviermusik von Fauré, v.a. die Nocturnes. Das klangliche und interpretatorische Maximum höre ich auch hier bei Eric Le Sage (alpha 2018). Die konnte aufgrund des jungen Erscheinungsdatums nicht im Audiophile Klassik-Thread Erwähnung finden, gehört da aber definitiv hin.

Alternativ sind Jean-Philippe Collard und Kathryn Stott empfehlenswert mit den Klavierwerken.

Ich habe mir auch erst vor relativ kurzer Zeit noch die Fauré Edition von Erato (heute Warner) beigestellt. Ist als Überblick ebenfalls sehr empfehlenswert, enthält die meisten Werke für Solo-Piano von Collard gespielt, was nicht schlecht ist. Die Aufnahmen sind meist aus den 1970er Jahren. Bei der Kammermusik für Streicher verweise ich auf Hüb und Franz (op. 111), da bin ich kein Spezialist.

Edit: War das die CD, die Franz empfahl ? Klick the pic.

[Beitrag von arnaoutchot am 05. Jan 2021, 15:59 bearbeitet]

Hüb'
Moderator

#3 erstellt: 05. Jan 2021, 16:45

Die Kammermusik-Box ist in meinen Ohren hervorragend und auch das SQ mit dem Q. Ebéne kann man bedenkenlos kaufen.
Bei der Klaviermusik bin ich raus, da weniger mein bevorzuges Gebiet. Da gab es mal eine Collard-Box auf Brilliant - die reicht mir.

Unter den Orchesterwerken gibt es ein Requiem, dass in zahlreichen Aufnnahmen vorliegt und gleichzeitig Faurés populärstes Werk sein dürfte (?). Aber auch mit geistlicher Vokalmusik hab' ich's leider nicht...
Der Rest an OW dürfte in ganz ordentlichen Einspelungen hier

versammelt sein.

Viele Grüße
Frank

arnaoutchot
Moderator

#4 erstellt: 05. Jan 2021, 17:32

Zum Requiem kann ich mich nur wiederholen mit dem, was ich vor 12 Jahren (Kinder wie die Zeit vergeht !

) im Audiophile-Klassik-Thread schon schrieb ...

Bei Gabriel Fauré kann ich nur eine Auswahl treffen. Natürlich ist da das Requiem, das mir zwei Mal auf SACD vorliegt, zum einen in der Fassung mit Orchester von Herreweghe auf Harmonia Mundi

http://www.amazon.de...id=1234122539&sr=8-4
und in der Fassung für Orgel auf BIS mit Frederik Malmberg

http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/8567617.
Beides hörenswert, die Herreweghe-SACD scheint es schon wieder nicht mehr zu geben

[Beitrag von arnaoutchot am 05. Jan 2021, 17:42 bearbeitet]

Joachim49
Inventar

#5 erstellt: 06. Jan 2021, 03:11

Ich habe diese, ehrlich gestanden, wenig gehörte Box. Merkwürdigerweise ist das Quatuor Ebène in ihr auch vertreten, vielleicht sogar mit denselben Werken wie bei alpha. Ich kann mich erinnern, dass die Klangqualität dieser Virgin Box manchmal bemängelt wurde, die Interpretationen aber gepriesen. Brilliant hat die Faure Liebhaber auch mit einer 4 CD Box mit Liedern versorgt, ältere Aufnahmen aus der ersten Hälfte der 7o-er Jahre mit Elly Amaling und Gerard Souzay. Ebenfalls bei Brilliant gibt es, oder gab es eine Box mit der Kammermusik (relativ unbekannte Interpreten, das Nash Ensemble ausgenommen, das das Trio op. 120 spielt. (Collard mit der Klaviermusik wurde schon erwähnt). Da ich mich nie so recht mit Faure anfreunden konnte (das Requiem ausgenommen) kann ich zur Qualität der Aufnahmen wenig sagen.

WolfgangZ
Inventar

#6 erstellt: 06. Jan 2021, 13:52

Eine herausragende, ja legendäre Einspielung der Klavier-Quartette und -quintette wurde noch nicht genannt:

Das ist nicht die einzige Produktion mit genau diesen Aufnahmen - möglicherweise ist es die preisgünstigste. Ich besitze sie jedenfalls: Das Booklet macht nicht so sehr viel her.

Als relativ vollständige Sammlung habe ich:

Die Liedtexte und weitere Informationen bezüglich genau dieser Ausgabe kannst Du im Internet finden; die Adresse ist natürlich angeführt. Ein Booklet mit vier Seiten Text in englischer Sprache liegt bei. Soweit ich die CDs gehört habe - sagen wir drei Viertel -, sind die Interpreten im Großen und Ganzen weltläufig und die Aufnahmen sehr ordentlich im Klang und in der Deutung.

Was die Beinahe-Integrale mittlerweile kostet beim einschlägigen Anbieter - das habe ich vor ein paar Jahren allerdings nicht bezahlen müssen, selbst wenn es durchaus noch nicht absurd viel ist.

Wolfgang

WolfgangZ
Inventar

#7 erstellt: 06. Jan 2021, 13:56

Sollte Dich, Harry oder wer immer, sonst, das Requiem interessieren, sag's mir bitte. Da besitze ich eine Handvoll Aufnahmen. Ich schätze es sehr - es ist einfach ein Genuss - und ich bin wahrlich kein Vokal-Experte.

WolfgangZ
Inventar

#8 erstellt: 06. Jan 2021, 14:24

Eine rot getönte EMI-Box mit impressionistischer Park-Szene und mit der kompletten [? ich fürchte, das weiß man bei Fauré wegen der Arrangements gar nicht so genau] Kammermusik auf 5 CDs wollte ich noch empfehlen.

Stattdessen drei Anmerkungen:

1. Ich finde sie nicht mehr in den Verzeichnissen von jpc und amazon. Und ich habe mindestens drei oder vier Suchversuche gestartet. Das reicht nicht - ich weiß.

2. Wenn ich die Namen Parrenin oder Dumay oder Lodéon auf dem Cover der Empfehlung von arnaoutchot weiter oben lese, dann liegt hier wohl ein Fall von grober Überschneidung respektive Teilabdeckung vor.

Also lieber gleich diese Empfehlung von arnaoutchot kaufen!

3. Mit dem Hübs Frank hatte ich diesbezüglich ein angenehmes Gespräch vor einigen (1) Wochen. Die Aufnahmen sind eigentlich alle interpretatorisch einwandfrei, aber das zweite Klavierquintett überzeugt auf jeden Fall klangtechnisch nicht.

(1) EDIT: siehe Ende des nächsten Beitrags

[Beitrag von WolfgangZ am 06. Jan 2021, 15:36 bearbeitet]

WolfgangZ
Inventar

#9 erstellt: 06. Jan 2021, 15:34

Hier findet sich das Gespräch mit Frank:

http://www.hifi-foru...0&postID=24502#24502

... und diverse später, aber alle noch am 27. Dezember 2020.

Frank hat auch das Cover verlinkt - die Box ist bei jpc nicht mehr erhältlich. So weit war ich bei der Suche vorhin nicht gekommen.

(1) ... vor anderthalb Wochen war's, nicht vor "einigen" - Es gibt sogar einen Grund, warum mir - ganz im Gegensatz zum Normalfall - der Zeitraum so lang vorkommt. Aber der gehört nicht hierher.

[Beitrag von WolfgangZ am 06. Jan 2021, 15:44 bearbeitet]

Klassik_Fan
Stammgast

#10 erstellt: 06. Jan 2021, 21:31

Hallo zusammen,

herzlichen Dank für Eure zahlreichen Antworten, über die ich mich sehr gefreut habe. Da ist ja einiges zusammengekommen.
Eine weitere, vielleicht sogar größere Box werde ich erst einmal hinten an stellen, (bin aber in Ebay einem Angebot auf der Spur).

Aber auf jeden Fall freue ich mich auf

- Nocturnes mit Eric Le Sage
- Das Streichquartett mit Quatour Ebene (mit schönen "Beifängen")

Und da ich mit den Empfehlungen von WolfgangZ bereits sehr gute (Hör)Erfahrungen gemacht habe, werde ich dann doch eine Dopplung in Kauf nehmen und mir die Einspielung der Klavier-Quartette und -quintette von Jean Hubeau zulegen.

Mit dem Requim werde ich mich noch etwas zurückhalten, aber da habe ich mich innerlich schon große Sympathien für die Interpretation von Herreweghe (Harmonia mundi) gehegt

Nochmals vielen Dank an alle für Eure Unterstützung

Harry

[Beitrag von Klassik_Fan am 06. Jan 2021, 21:38 bearbeitet]

WolfgangZ
Inventar

#11 erstellt: 07. Jan 2021, 00:29

Klassik_Fan (Beitrag #10) schrieb:

Und da ich mit den Empfehlungen von WolfgangZ bereits sehr gute (Hör)Erfahrungen gemacht habe, werde ich dann doch eine Dopplung in Kauf nehmen und mir die Einspielung der Klavier-Quartette und -quintette von Jean Hubeau zulegen.

Das freut mich, Harry!

Meinerseits müsste ich mal schauen, ob ich das Requiem mit Herreweghe besitze. Da bin ich mir nicht ganz sicher.

(Ganz) früher wollte ich solche Doppelungen - also unterschiedliche Einspielungen des gleichen Werks - vermeiden. Und nach wie vor bin ich eher Breiten- als Tiefensammler. Doch die Foren fordern ihren Tribut.

Wolfgang

WolfgangZ
Inventar

#12 erstellt: 07. Jan 2021, 00:36

Hier ist diese Requiem-Einspielung enthalten. Etliches daraus habe ich auch mit Sicherheit gehört bislang. Den Fauré? Tja, weiß ich schon wieder nicht so genau und wäre quasi zu zertifizieren ...

[Beitrag von WolfgangZ am 07. Jan 2021, 00:39 bearbeitet]

Joachim49
Inventar

#13 erstellt: 07. Jan 2021, 23:42

Herreweghe hat das Fauré Requiem 2 x aufgenommen. 1988 nahm er die Version der Uraufführung auf, Sie ist für ein relativ kleines Kammerorchester geschrieben. Später hat sich Fauré überreden lassen, sein Requiem für ein stärker besetztes Orchester zu überarbeiten. Diese Version erschien 1901 und wurde von Herreweghe 100 Jahre später, also 2001 aufgenommen.
Ich habe die "kleine" Version von 1988, in der die Solopartieen von Agnes Mellon und Peter Kooy gesungen werden. Es ist eine Version ohne Geigen und Holzbläser. Von der Version für grosses Sinfonieorchester hat man keine handgeschriebene Quelle gefunden, weder bei Fauré, noch beim Verlag. Es wäre also denkbar, dass sie nicht von Fauré stammt, sondern von seinem Schüler Roger Ducasse angefertigt wurde.

Herreweghes 1988-er Aufnahme der Ur-Version enthält auch eine "Messe des pécheurs de Villerville" (...für die Fischer von V...), die Fauré in den Ferien zusammen mit seinem Freund André Messager komponiert hat, Auch diese kleine, bescheidene Messe hat Fauré einige Jahre später überarbeitet.

Herreweghes 1988-er Aufnahme wird anscheinend nicht mehr angeboten (jpc). Welche Version in der harmonia mundi Box enthalten ist, weiss ich nicht.

Selbst kann ich die 1988-er Aufnahme Herreweghes nur sehr empfehlen.

WolfgangZ
Inventar

#14 erstellt: 08. Jan 2021, 01:33

Hallo, Joachim!

CD 24 - die ich dann wohl vor allem mal hören sollte - enthält neben Duruflé:

Fauré: Requiem, op. 48 (Version von 1893)

Agnès Mellon, Sopran; Peter Kooy, Bariton
Les Petits Chanteurs de Saint-Louis
Ensemble Musique Oblique
Dirigent: Philippe Herreweghe

Aufnahme von September 1988

Danke für Deine Information!

Wolfgang

FabianJ
Inventar

#15 erstellt: 08. Jan 2021, 13:41

Sofern man eine besondere Vorliebe für die enthaltenen Werke hat, würde ich zu den hier bereits genannten Einspielungen der Klavierquintette und Klavierquartette noch folgende empfehlen:

Die Klavierquartette mit Trio Wanderer:

Die Klavierquintette mit der Pianistin Cristina Ortiz und dem Fine Arts Quartet:

Was die kammermusikalische „Grundausstattung" angeht, ist man mit den Einspielungen unter Mitwirkung von Éric Le Sage (Alpha) aber sehr gut bedient. So könnte ich mir von dem herrlichen Klaviertrio kaum eine schönere Einspielung vorstellen. Dazu dann halt noch eine Einspielung des Streichquartetts.

Die von Frank (Hüb') empfohlene Doppel-CD mit seiner Orchestermusik (u. a. mit Michel Plasson) lohnt sich allein schon, weil da auch nicht so häufig gespielte Werke enthalten sind. Für mich hat sich das Album allein schon für die Aufnahme der Ballade op. 19 gelohnt, ein Konzertstück für Klavier und Orchester.

BTW:
Herreweghes Einspielung der Urfassung von Faurés Requiem ist auch noch einzeln zu haben:

Mir persönlich gefällt diese noch besser als seine spätere Einspielung der Fassung für größeres Orchester, aber lohnen tun sich beide.

[Beitrag von FabianJ am 08. Jan 2021, 13:42 bearbeitet]

WolfgangZ
Inventar

#16 erstellt: 08. Jan 2021, 14:22

Das Trio Wanderer scheint mir - mit einigen wenigen anderen Werken, die ich kenne, etwa Saint-Saens - auch ganz ausgezeichnet!

Wolfgang

Klassik_Fan
Stammgast

#17 erstellt: 08. Jan 2021, 21:40

Hallo Fabian,

herzlichen Dank für Deine Ergänzungen.
Heute morgen ist bei mir die Doppel-CD von Jean Hubeau und dem Quatuor Via Nova angekommen

Die von Frank (Hüb') empfohlene Doppel-CD mit seiner Orchestermusik (u. a. mit Michel Plasson) lohnt sich allein schon, weil da auch nicht so häufig gespielte Werke enthalten sind. Für mich hat sich das Album allein schon für die Aufnahme der Ballade op. 19 gelohnt, ein Konzertstück für Klavier und Orchester.

Diese CD kommt bei mir auf die Merkliste....

Viele Grüße

Harry

[Beitrag von Klassik_Fan am 08. Jan 2021, 21:52 bearbeitet]

WolfgangZ
Inventar

#18 erstellt: 09. Jan 2021, 01:38

FabianJ (Beitrag #15) schrieb:

Herreweghes Einspielung der Urfassung von Faurés Requiem ist auch noch einzeln zu haben:

Mir persönlich gefällt diese noch besser als seine spätere Einspielung der Fassung für größeres Orchester, aber lohnen tun sich beide.

Jetzt habe ich sie endlich mal gehört und finde sie ganz ausgezeichnet! So wird beispielsweise das Pie Jesu von Agnès Mellon nicht, wie eben doch bisweilen, opernhaft dargeboten, sondern wirklich unschuldig.
Man spürt, dass - wie im Internet nachzulesen - die damals noch junge Sopranistin von der Barockmusik kommt.