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Händel, G.F.: Warum findet Händel hier keine Beachtung?

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enkidu2
Inventar
#51 erstellt: 18. Feb 2009, 03:16
Sicherlich kann man Händels Wassermusik nicht mit den Concerti Grossi op. 6 vergleichen, aber die Interpretation des Concerto Köln erscheint mir verglichen mit der des Giardino Armonico dann doch eher konventionell.

Gelscht
Gelöscht
#52 erstellt: 20. Feb 2009, 22:25
Auf jeden fall ist er auch objectiv gesehen einer der grössten und meist "zitiertesten" Komponisten des Barock meiner meinung nach der klassik generell ...

ich mag diese ganzen kategorisierungen eh nicht ...
Musik ist zeitlos, wenn sie gut ist
Joachim49
Inventar
#53 erstellt: 20. Feb 2009, 22:55

grislawski schrieb:


ich mag diese ganzen kategorisierungen eh nicht ...
Musik ist zeitlos, wenn sie gut ist


... dann lies mal das Büchlein 'Grösse in der Musik' von Alfred Einstein (der berühmte Mozartforscher). Da wirst du dich wundern welche Grössen der Vergangenheit heute fast vergessen sind, und welche Grössen von heute früher nicht beachtet wurden. (Dass Bach irgendwann erst wiederentdeckt werden musste, ist ja das bekannteste Beispiel)
Freundliche Grüsse
Joachim
Gelscht
Gelöscht
#54 erstellt: 20. Feb 2009, 23:29
Ok, das hat aber auch oft zeitgeschichtliche, bzw. politische gründe..

ich meinte seid jeder frei entscheiden kann was er wo und wann hört
Kreisler_jun.
Inventar
#55 erstellt: 21. Feb 2009, 00:11

Joachim49 schrieb:

grislawski schrieb:


ich mag diese ganzen kategorisierungen eh nicht ...
Musik ist zeitlos, wenn sie gut ist


... dann lies mal das Büchlein 'Grösse in der Musik' von Alfred Einstein (der berühmte Mozartforscher). Da wirst du dich wundern welche Grössen der Vergangenheit heute fast vergessen sind, und welche Grössen von heute früher nicht beachtet wurden. (Dass Bach irgendwann erst wiederentdeckt werden musste, ist ja das bekannteste Beispiel)


Händel ist vielleicht der erste Komponist gewesen, der nicht wiederentdeckt werden mußte. Obwohl das bei Bach auch eine Legende ist, unter Musikern waren seine Klavierwerke im 18. Jhd. durchaus verbreitet, öffentlich aufgeführt wurde ältere Musik außer in der Kirche damals eh nur sehr selten (und wenn, dann bearbeitet, s.u.)
Einige Oratorien wurden in England durchgehend aufgeführt (wo Haydn Aufführungen erlebte); Mozart bearbeitete bekanntlich vier Werke Händels (Messiah, Acis & Galathea, Alexanderfest, Cäcilienode), vermutlich für Aufführungen in Wien Ende der 1780er.

viele Grüße

JK jr.
messaggiera
Ist häufiger hier
#56 erstellt: 03. Jun 2009, 14:36
Guten Tag, daß sich Händel dem Oratorium zuwandte, hat auch mit dem Niedergang deer italienischen Opera seria in England zu tun. Händel versuchte zwar diese Operngattung am Leben zu erhalten, was ihm jedoch nicht mehr gelang.

Über seine Opern wurde hier noch nicht allzuviel geschrieben, so daß ich auf einige hinweisen möchte, die mir im Augenblick besonders gut gefallen.

1. Rodrigo mit Al Ayre Espanol unter Eduardo Lopez Banzo.
2. Amadigi mit Les Musiciens du Louvre unter Marc Minkowski.
3. Radamisto mit Il complesso Barrocco unter Alan Curtis.
4. Alcina mit Les Arts Florissants unter William Christie.

Die Sängerinnen und Sänger sind hervorragend.Ich will sie hier nicht alle aufführen.

Kann man sich die Aufnahmen im Internet anhören? Ich kenne mich leider nicht aus.

An EinzelCDs höre ich gerade

1. Deutsche Arien, Akademie für alte Musik, Dorothea Röschmann.

2. Unter dem Titel FURORE wurde eine CD mit Les Talens Lyriques aufgenommen. Es singt Joyce DiDonato. Eine großartige Sängerin.

Dann gibt es noch eine sehr interessante Aufnahme aus dem Jahre 1959: Händelarien gesungen von Russell Oberlin, ein amerikanischer Kontratenor. (So wurden die genannt in den fünfzigern und sechzigern) Diese Aufnahme hat zwar einen satten Streicherklang, aber sie ist hinreißend.

Schöne Grüße Messaggiera
arnaoutchot
Moderator
#57 erstellt: 19. Jan 2010, 19:27

messaggiera schrieb:
Dann gibt es noch eine sehr interessante Aufnahme aus dem Jahre 1959: Händelarien gesungen von Russell Oberlin, ein amerikanischer Kontratenor. (So wurden die genannt in den fünfzigern und sechzigern) Diese Aufnahme hat zwar einen satten Streicherklang, aber sie ist hinreißend.Schöne Grüße Messaggiera


Dem muss ich vollkommen zustimmen. Eine wahrhaft herausragende Aufnahme, gehört auch zu meinen Lieblingen.

An dieser Stelle kurz erwähnt die hervorragende BluRay der "Semele" mit William Christie und Cecilia Bartoli. Normalerweise sind mir komplette Haendel-Opern zu langatmig und -weilig. Ich sehe sie als Produkte ihrer Zeit, die damals unter ganz anderen Prämissen genossen wurden (Oper als gesellschaftliche Begegnungsstätte, in der gegessen und getrunken wurde etc.). Aber diese moderne Inszenierung ist witzig, gesanglich - so weit ich es beurteilen kann erstklassig und von der technischen Qualität in Bild und Ton das beste, was ich bisher aus dem Klassische-Musik-Bereich gesehen oder gehört habe.




Grüße Michael
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#58 erstellt: 20. Jan 2010, 11:39

Schneewitchen schrieb:
Ich hatte vor ein paar Wochen im TV eine Sendung gesehen,die sich nur mit der Frage beschäftigte,ob Händel schwul war.Natürlich gibt es keinen historischen Beweis für diese Annahme.Allerdings gibt es einige Indizien dafür.
Aufgrund der damaligen einschlägigen Gesetzeslage in England war es auch nicht ratsam,sich zu outen.
Für Oscar Wilde war es ein Desaster und bei Benjamin Britten
nahm man es hin.Bei Elton John paßt es.

Derartige Spekulationen kann man so oder so werten. Fakt ist auch, dass heute sowieso alles für homosexuell erklärt wird, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Es ist eine reine Zeitgeistfrage und eine Frage der Deutungshoheit; dieser Tage gilt es eher als fortschrittlich, während der Heterosexualität der Hauch des Konservativismus umweht.
Nun, ich muß sagen, meine schwulen Studienkollegen haben schon prinzipiell gerne Männer zu "Klemmschwestern" erklärt (also verkappte Schwule, die sich nicht outen). Es geht da wohl um die Erweiterung des Marktangebots Ich fand das eher lustig. Auffällig fand ich aber auch, dass die Jungs auf der einen Seite wirklich flatterhaft in ihren Kontakten waren, und aber auf der "Heten"-Seite zu geringe AIDS-Solidarität bedauerten. Da gibt es ein Mißverhältnis bei dem es heute Tabu ist, es genauer zu betrachten.
Fazit: Schwule sind auch nur Menschen, da gibt es nichts zu beschönigen aber auch nichts schlechtzureden. bwohl ich schon sagen muß, die Kollegen waren irgendwie offener und man konnte viel Spaß haben. Hahaha, ich war mal auf einer schwulen Geburtstagsfeier eingeladen. Da gabs dann lecker Bauchtänzer und so. Lustig. Obwohl ich immer einen gewissen Fluchtreflex hatte Und bekennende Heten mussten natürlich immer besonders gepiesackt werden.


[Beitrag von Gantz_Graf am 20. Jan 2010, 11:44 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#59 erstellt: 26. Okt 2010, 12:44
Hallo zusammen
da ich nun nicht nur ein großer "Haydn- Narr" bin, sondern wie dieser auch Händel ungemein schätze, möchte ich hier ein paar Empfehlungen beitragen.
Hallo Martin, das opus 6 ist schon wirklich eine Ausnahme unter Händels Instrumenmtalmusik.
Eigentlich empfinde ich diesen Zyklus immer als eine große Oper, nur eben ohne Sänger.
Liegt sicher schon daran, daß Händel hier eine Architektur angestrebt, die man sonst aus seinen Opern kennt, daß eben einzelne Concerti sich thematisch aufeinander beziehen.
Zum Beispiel drei und sechs und vier und acht ganz ohrenfällig.
Auch mich kann diese Musik einfach nur glücklich hinterlassen- aber dazu muß ich auch durch ihre ernsten Tiefen wandern vorher.
Mir selbst ist Hogwood dabei zu geradlinig, Harnoncourt hat da sein "Meisterwerk" abgeliefert und Il Giradino armonico macht für mich die "perfekte" Aufnahme.

Bei ZigZag gibt es eine wunderbare CD mit "Sonatas in several Parts" mit dem "Assamblée des Honnestes courieux".
Ganz feinsinnig und sinnlich gespielt, mit Sinn für Farben und mit sehr breitem emotionalen Spielraum.

Zum "Saul" mit Rene Jacobs: wundert mich, daß der hier noch nicht erwähnt wurde. Nicht nur das Stück ist sehr hörenswert, sehr dramatisch wenn's sein muß, aber doch auch regelrecht zart. Ich glaube, Jacobs selbst hat gesagt, der Trauermarsch (in C-Dur!) sei für ihn die bewegendste Musik überhaupt.

Was die "Reißer" angeht wie Feuerwerks- und Wassermusik finde ich die Einspielung Savalls am überzeugendsten. Savall hat Sinn für das höchst Offizielle in dieser Musik, das Pomposo, aber auch für die feinen Töne, es klingt bei ihm nicht nach "schon hundertmal gehört", sondern frisch wie ganz neu, ohne daß er irgendetwas Besonderes macht, sondern einfach nur liebevoll musiziert und musizieren läßt.

Ohne "Theodora" wäre mein Händel- Bild nicht vollständig. War Händels Lieblingswerk, wenn auch die Premiere ein Reinfall. "Für Christen zu christlich und für Frauen zu moralisch", so ähnlich hat Händel sich dazu geäußert.
Hier würde ich dann sogar mal eine DVD empfehlen, mit Dawn Upshaw als Theodora, Willim Christie als "Chef" und unter der Regie von Peter Sellars.
Über letzteren kann man streiten, da er die Handlung in die Neuzeit versetzt. Aber das so überzeugend und immer auf die Beteiligten ausgerichtet, vor allem mit viel Zeit!, das kann man sicher anders machen, aber nicht besser.

Unter den Opern ist unbedingt noch die "Alcina" zu erwähnen, eine der "Zauberopern" mit wunderschönen Balletteinlagen.
Und wie Händel durch eine Arie der Alcina, die am Ende des zweiten Aktes einsehen muß, daß ihre ganze Zauberei nichts bewirken kann gegen wahre Liebe, das ganze Kräfteverhältnis sich verändern läßt, läßt mich immer bemerken, mit welch geradzu psychologischen Mitteln Händel seine Personen charakterisiert. Mich überzeugt da Arleen Auger bei Hickox (EMI)mehr als René Fleming bei Christie, das bleibt mir zu sehr beim schön singen.

Soweit erstmal,
herzliche Grüße, Mike
Martin2
Inventar
#60 erstellt: 26. Okt 2010, 23:40
Hallo Mike,

vielen Dank für Deine kundigen Hinweise. Hänge aber sowieso mit dem Händel um einiges zurück, da ich mir einige DVDs aus der Zweitausendeins Collection geholt habe, ich habe sie alle; es sind vier. Von denen habe ich nur eine zweimal gehört, eine einmal, bei einer ließen sich keine Untertitel einstellen und die vierte ist noch verschweißt. Auch die CDs mit dem Saul ( habe den Gardiner) müßte ich mal wieder hören.

Es gibt doch halt sehr viel klassische Musik, wie ich immer wieder fest stelle.

Gruß Martin
Szellfan
Hat sich gelöscht
#61 erstellt: 27. Okt 2010, 05:18
Hallo Martin,
wie in dem von Dir eröffnteten Bach- Thread auch, habe ich mich auf eine Handvoll Aufnahmen beschränkt, die mir sozusagen ans Herz gewachsen sind. Natürlich ließe sich die Liste jeweils fortsetzen, muß ja nicht immer alles auf einmal sein.

Die von Dir erwähnten DVDs kenne ich überhaupt nicht, was verbirgt sich denn dahinter?

Der "Saul" mit Gardiner ist aus meiner Sammlung schon bal wieder verschwunden, weil er mich einfach kalt gelassen hat.
Perfekt musiziert, ohne Frage, aber was in den Personen vorgeht, blieb mir verborgen.
Und dabei macht Händel ganz viele "Formfehler" um genau darauf hinhören zu lassen. Da haben Arien kein DaCapo, sein Glockenspiel ist ja sowieso so eine Sache. Händel wollte dafür einen Tubalkain, ein altes griechisches Glockenspiel, haben, daß mit richtig großen Hämmern geschlagen wird, um Saul mit der schönsten Musik überhaupt in den Wahnsinn zu treiben.
Auch hier wieder diese psychologische Komponente: je sanfter Davids Musik wird, um so zügelloser wird der Wahnsinn Sauls, bis er David versucht, mit einem Schweinespieß zu morden, was damals als absolut unwürdig galt, ein für Tiere vorbehaltenes "Mordinstrument" gegen Menschen zu richten.
Jacobs hat live in Brüssel einiges noch verstärkt, was er in der Aufnahme dann wieder zurückgenommen hat. So ließ er den Geist Samuels nicht von einem Bass allein, sondern, stellvertretend für alle von Saul ermordeten Hexen, von einem Männerchor singen- das war erschütternd bis zur Gänsehaut.

Aber eben auch der Schluß, dieser wunderbare Chorsatz, in dem doch immer Davids Solo sich herausschält, der ganz persönlich um Jonathan klagt. Natürlich habe ich auch diese CD nicht mehr, aber ich kann mir diese Stelle jederzeit ins Gedächtnis rufen und sobald ich das tue, fang ich an, daß mir Tränen in die Augen steigen.
Entschuldige, nun hab ich gar nichts Neues beigetragen, sondern nur schon Geschriebenes ausgewalzt.

Dabei hast Du so recht, es gibt noch soviel zu entdecken!
Manchmal aber durchaus auch bei denen, die man gut zu kennen glaubt.
Herzliche Grüße, Mike
Martin2
Inventar
#62 erstellt: 27. Okt 2010, 22:01

Szellfan schrieb:


Die von Dir erwähnten DVDs kenne ich überhaupt nicht, was verbirgt sich denn dahinter?


Zweitausendeins hat vor ein paar Monaten eine exklusive Opern DVD Kollektion heraus gebracht, von der ich mir einiges geholt habe, vor allem auch den gesamten Händel ( 4 DVDs). Diese DVDs sind nicht teuer, kosten 10 Euro ( oder 9,95) für eine Einzel DVD und 13 für zwei. Das ist für eine DVD mit guten Interpreten nicht teuer.

Geholt habe ich mir die Ariodante ( in Englisch gesungen, was mir aber auch nicht schlecht gefällt), den Tamerlano, der mir auch sehr gut gefällt, den Teseo, den ich vermutlich zurück geben werde, weil sich das Sprachmenue einfach nicht öffnet und den Admeto, der bei mir noch verschweißt herum liegt.

Interpreten Englisch National Opera, Händel Festspiele Halle usw. mir gefiel das bisher gut, was ich gehört habe und bisher hat das mit den deutschen Untertiteln bei mir auch immer geklappt, nur bei dieser einen Händeloper eben nicht.

Gruß Martin
Szellfan
Hat sich gelöscht
#63 erstellt: 28. Okt 2010, 05:55
Hallo Martin,
danke für Deine Antwort.
Dann weiß ich, welche Aufnahmen diese DVDs sind und kenne sie auch- oder tatsächlich genauso wie Du, denn der Admeto blieb aus unerfindlichen Gründen auch bei mir eingeschweißt liegen. Witzig.
Gerade den Teseo aber fand ich, vor allem von musikalischer Seite, sehr ansprechend, auch weil es auf CD bislang ja nichts entsprechendes gab. Und wenn es tatsächlich die DVD ist, die ich kenne: dieser Jacek Lazcskowski- fehlende c, z oder s reiche ich gern nach bei Bedarf- ist ein Sopran- Counter, der wirklich ganz erstaunlich ist. Klingt fast nie angestrengt, die Lagen sind gut verbunden und die Stimme sitzt fein auf dem Atem. Schon den zu hören lohnt sich.

Allein der Tamerlano hat mich immer schröcklich gelangweilt.
Pinnock bleibt zäh und very british und die Inszenierung steif wie eine Krinoline.
Gerade dabei war mal der Tamerlano, 1988, meine erste Händel- Oper live, ebenfalls in Halle.
Da habe ich etwas erlebt, was mir nie wieder begegnet ist.
Die Oper war zu Ende, die Sänger kamen auf die Bühne nachdem der Vorhang gefallen war- und niemand hat geklatscht. Noch ein Vorhang, Sänger, Dirigent- kein Beifall. Anette Markert, der Andronico, bekam ihren Rosenstrauß und hat ihn spontan ins Publikum geworfen. Und erst damit löste sich die Spannung und, ja wirklich: Betroffenheit, die diese Oper beim Publikum hinterlassen hatte und es erhub sich ein Beifall und Gebrüll und Getrampel der Begeisterung, daß das Haus bebte. DAS kann diese Oper auch erreichen.
Und ich verplaudere mich schon wieder...
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#64 erstellt: 07. Apr 2011, 11:51
Hallo Martin,
Hallo Mike,

in den letzten Tagen habe ich mit Begeisterung die Feuerwerksmusik gehört. Gestern habe ich dann mal concerto grossi Nr. 6 und einige Orgelkonzerte gehört - einfach toll, genau die Musik, die mir gefällt. Ab sofort: händel ist mein
Lieblingskomponist!

Gruß Wilke

Natürlich höre ich auch weiterhin Beethoven Klaviersonaten weiter - aber ab und zu benötigt man Abwechslung.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#65 erstellt: 07. Apr 2011, 12:11
Hallo Wilke,
das freut mich sehr für Dich!
Gerade in den letzten Tagen habe ich selbst wieder öfter Händel gehört- zumindest dann ist er auch mein Lieblingskomponist.
Welche Aufnahmen hast Du gehört? Würde mich interessieren.
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#66 erstellt: 07. Apr 2011, 13:06
St.Martin-in-the fields und Stuttgarter Kammerorchester, beides enthalten in der Baroque collection von Brilliant, 25 cs für nen 10er gruß Ralf.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#67 erstellt: 07. Apr 2011, 17:36
Hallo Ralf,
danke.
Schon etwas mit "grauen Schläfen" die Aufnahmen.
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#68 erstellt: 08. Apr 2011, 09:15
Ja, aber preisgünstig und gut

Hast Du andere, die Du empfehlen würdest? gruß Ralf.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#69 erstellt: 08. Apr 2011, 09:47
Hallo Ralf,
sieh mal hier:
http://www.hifi-foru...um_id=195&thread=530
Da gab es zahllose Empfehlungen zur Wassermusik und damit verbunden auch zur Feuerwerksmusik.

Bei Opus 6 ist meine persönliche Referenz die Einspielung mit Il Giradino Armonico.
Die Aufnahme hat mich total überrascht, denn ich mag IGA sonst noicht so sehr, weil sie mir zu sehr "Holz hacken". Den Händel aber spielen sie sehr gesanglich,
wenn sie auch mit Kontrasten nicht sparen. Das aber gibt diese Musik ja durchaus her.
Für meinen Geschmack ist sie zu trocken aufgenommen, aber das ist deren Wunsch, sie mögen das so.
Herzliche Grüße, Mike
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#70 erstellt: 08. Apr 2011, 17:46

Szellfan schrieb:
Bei Opus 6 ist meine persönliche Referenz die Einspielung mit Il Giardino Armonico.
Die Aufnahme hat mich total überrascht...
... und mich total enttäuscht.

Mag die Gattung auch italienisch sein, muss man sich doch fragen, ob den Konzerten nicht arg "straßenmusikantisch" zu Leibe gerückt wird, zwar spieltechnisch auf absolut hohem Niveau, aber dennoch ziemlich staubig und dreckig, dazu überfrachtet mit Verzierungen. Kann das im Sinne Händels sein? Die Concerti sind eben keine "Feuerwerksmusik", wo es - open air musiziert - gerne auch mal deftig zur Sache gehen darf! Mir ist die Aufnahme außerdem so direkt eingefangen, dass es mich beim Hören ablenkt und stört.

Zwei Alternativen: Englische Noblesse, gepaart mit hoher Spielkultur bieten Andrew Manze und die hervorragende Academy of Ancient Music. Mancher findet das vergleichsweise langweilig, ich fühle mich angenehmerweise in einen höfischen Konzertsaal hineinversetzt.

jpc.de

Meiner Ansicht nach kommt das Händel näher als IGA's vordergründige Effekthascherei (was vielleicht zu Vivaldi und anderen Italienern durchaus passt!). Dazu kommt bei HMF eine warm und feingliedrig abgestimmte Aufnahme, die den Raum gut abbildet.

jpc.de

Etwas mehr Raffinesse und insgesamt kontrastierendere Tempi, dafür spieltechnisch nicht ganz so versiert ist die Handel & Haydn Society mit Christopher Hogwood, eine schon etwas betagte Aufnahme (1991/92), die sich dennoch deutlich positiv abzuheben vermag gegen Marriner und die Stuttgarter Consorten, und die einigermaßen günstig zu haben ist.
Kreisler_jun.
Inventar
#71 erstellt: 08. Apr 2011, 18:25
Ich finde die alte Marriner/Decca-Aufnahme, abgesehen davon, dass sie eben nicht HIP ist, sehr gut. Für die damalige Zeit war das historisch schon recht ordentlich informiert. Aber das ist wohl eine andere als in der Brilliant-Box.

Mein Favorit ist Harnoncourts gewiß nicht unumstrittene Aufnahme: sehr kontrastreich und packend (die Orgelkonzerte mit Tachezi sind ebenso gut und weniger exzentrisch). op.6 ist anscheinend wohl vergriffen. op.3 halte ich für nicht ganz so gelungen, aber die Orgelkonzerte würde ich Wilke asl Ergänzung zu seiner Box empfehlen.

jpc.de


Manze habe ich erst einmal durchgehört, ist mir ein bißchen zu "neutral" und sehr kammermusikalisch. Da schließe ich mich eher der Hogwood-Empfehlung an, die bei aller Transparenz etwas mehr vom majestätischen Pomp einiger Sätze einfängt.

Letzlich muss man sich aber der Vokalmusik nähern, wenn man die besten Werke Händels kennenlernen will...
Szellfan
Hat sich gelöscht
#72 erstellt: 08. Apr 2011, 18:37
Hallo zusammen,
ja, die Harnoncourt-Platte mit op.6 finde ich auch sehr gut.
Manze ist für mich wirklich "neutral" und fade und allein schön stört mich erheblich, daß er die Stücke durcheinanderwürfelt, was thematische Bezüge zwischen den Konzerten einfach nicht mehr nachvollziehbar macht.
Und IGA: die Verzierungen sizten doch immer am richtigen Fleck!
Ich bin überzeugt davon, daß man damals mindestens soviel verziert hat wie sie hier spielen. Ich hörte mal vor Jahren diese Orgelwalze, die Chr. Smith bespielt hat mit Händel-Werken, so um 1760 herum. Und der hat verziert was das Zeug hält!
Allein das Klangbild stört mich eben auch an der Aufnahme.
Aber von der großen Emotionalität der Musik werde ich hier doch im Innersten berührt, wo Manze und Hoggwood einfach nobel
und glatt darüber hinwegspielen.
Herzliche Grüße, Mike
flutedevoix
Stammgast
#73 erstellt: 08. Apr 2011, 19:04
Ich muß gestehen, daß ich die Händel Concerti auch für Il Giardino Armonicos beste Platte halte, ganz im Gegensatz z.B. zu den Brandenburgischen Konzerten.

Die Verzierungen gehen nach allem, was man weiß absolut o.k. Allerdings, das noch eine Anmerkung zu Mikes Hinweis auf die Orgelwalze, all diese notierten oder anderweitig konservierten Verzierungen dürften das Machbare aber nicht unbedingt das Übliche konservieren.
Für alle die es interessiert, es gibt eine Aufnahme mit den Verzierungen dieser Orgelwalze:
Georg Friedrich Händel
Drei verzierte Orgelkonzerte
Irmtraud Krüger
Christophorus CHE 0030-2

Allerdings allenfalls noch antiquarisch zu bekommen

Wenn schon eine tendeziell "langweilige" (ein zu hartes Wort) englische "Band" dan würde ich zu Pinnock tendieren, die Manze-Einspielung schafft es irgendwie gar nicht, mich zu berühren.
Wilke
Inventar
#74 erstellt: 11. Apr 2011, 08:24
Spielt Manze nicht so, wie Händel es gedacht hat, dass sein
Werk aufgeführt werden soll? gruß Wilke
Szellfan
Hat sich gelöscht
#75 erstellt: 11. Apr 2011, 11:49
Hallo Ralf,
Deine Frage ist einfach gestellt, aber schwer beantwortet.
Gerade über opus 6 gibt es meines Wissens wenige Quellen, die Genaues verraten könnten.
Vielleicht weiß flutedevoix hier mehr als ich.

Natürlich spielt Manze die Noten, die Händel notiert hat, er weiß auch um damalige Spieltechnik, Artikulation etc.

Aber das ist mir zuwenig.
Ich empfinde diese Concerti insgesamt als Zyklus, was schon daher rührt, daß sie thematisch untereinander verklammert sind
nach einer großflächigen Architektur. Schon hier liegt Manze
"daneben", weil er diese Architektur zerstört, indem er die Reihenfolge nicht einhält.

Kreisler schrieb, daß man Händel am besten über dessen Vokalwerke kennenlernen würde.
Ist schon wahr, aber gerade dieses op.6 ist in meinem Verständnis eine Art Oper ohne Gesang. Das schließe ich eben aus jener Architektur, aber auch aus den zahllosen Zitaten insbesondere aus den späten Opern wie "Tamerlano" oder "Imeneo".
Das daraus entstehende psychologische Moment der Charakterzeichnung scheint mir Manze nicht zu sehen.

Da stellt sich eben die Frage nach dem emotionalen gehalt der Musik und wer kann da schon wissen, was Händel wollte?!
Aus dem bauch heraus würde ich eben meinen, daß Manze da allzu oberflächlich bleibt.

Herzliche Grüße, Mike
ursus65
Stammgast
#76 erstellt: 26. Okt 2011, 09:59
Warum finden Händel hier keine Beachtung, ist eine gute Frage.

Mein erstes a ha Erlebis, in Sachen Händel, war diese CD
amazon.de
Ah! Mio Cor

Ich hatte das schon an anderer Stelle erwähnt, dass ich echt überwältigt war. Mit einem solchen Erlebnis, hatte ich nicht gerechnet. Ob diese CD grundsätzlich auf Händel schließen lässt, kann ich natürlich nicht sagen.

Ich tendiere, zur Zeit, eher zu neueren Werken. Ich meine ca. 1800 - 1900. Mozart z. B. gefällt mir nur bedingt, wobei ich einen Haufen Mozart CDs habe. Es gibt allerdings auch Mozart Werke, z. B. Klavierkonzert 21, die ich Topp finde.

Auf jeden Fall hat diese Einspielung, mit Magdalena Kozená, mich neugierig, auf Händel, gemacht. Ich strebe mittelfristig die Concerti Grossi an. Darüber hab ich schon hier und da gelesen. Eine komplette Händel Oper ist sicher auch erstrebenswert.
Kreisler_jun.
Inventar
#77 erstellt: 26. Okt 2011, 11:33
Die Arienauswahl ist sicher nicht untypisch. Eine Oper komplett ist allerdings mächtig lang und enthält neben solchen Highlights wie auf der Kozena-Anthologie auch "durchschnittliches". Ähnliches gilt für die Oratorien, wobei davon einige, besonders natürlich Messiah, erheblich abwechslungsreicher sind, weil Chöre und Arien abwechseln. Nicht nur zur Weihnachtszeit solltest Du den Messiah jedenfalls mal anhören (es sei denn, Du magst keinen Chor)

Die Konzerte, sowohl "Concerti grossi" wie Orgel finde ich eigentlich fast alle sehr zugänglich, sofern man nicht Barockmusik überhaupt ablehnt. Empfehlungen wurden ja schon etliche gegeben, es gibt auch viele preiswerte Optionen.

Hast Du mal in ähnliche Arien-Recitals bei Mozart reingehört? Mozart ist ja "nur" zwei Generationen jünger als Händel und komponierte teils noch (in der "Opera seria) in einem gar nicht so weit entfernten Stil. Beiden gemeinsam ist auch das dramatische Gespür und die melodische Erfindungsgabe. (Womit ich die vielen Unterschiede nicht leugnen will.)
ursus65
Stammgast
#78 erstellt: 26. Okt 2011, 15:32
Ich hatte mir das schon gedacht. Vielleicht komme ich ja mal zu einer Händel Opa. Bei der o. g. CD bin ich, neben dem Gesang, auch von den Instrumenten absolut begeistert. Das klingt so traumhaft. Ich lege mir die Scheibe, die Tage mal wieder ein, vielleicht gefällt sie mir inzwischen ja nicht mehr so gut. Zuletzt hatte ich sie vor ca. 2 Monaten im Player.

Den Messiah habe ich auch noch, ungehört, im Regal. Steht noch auf der Liste, der in kürze fälligen CDs.

Eine Auswahl von Mozart Arien habe ich noch nicht gehört. Ich muss mal gucken, ob ich so etwas im Fundus habe. Kaum ein Jahr um und schon keinen Überblick mehr .
AndreasHelke
Stammgast
#79 erstellt: 28. Nov 2012, 22:16


Partitur

JPC:


Mitwirkende:

Marion Newman
Giles Tomkins
Barbara Hannigan
Sean Watson
Kimberley Barber
Melinda Delorme
Kevin Mallon Dirigent/Bandleader
Opera in Concert Gemischter Chor
Aradia Ensemble Sonstiges Ensemble
Lenard Whiting
Laura Whalen
Jennifer Ens Modolo
Nicole Bower
Catherine Affleck
Giacomo Rossi Komponist
George Frideric Handel Komponist

Pressestimmen
Audio 06 / 06: "Sie lieben Oper, aber Sie haben sich bisher vor Händels langen Bühnenwerken gescheut? Nun gibt es keine Ausrede mehr: Sie müssen sich die phänomenale Aufnahme von Händels 'Rinaldo' mit den kanadischen Interpreten von 'Opera in Concert' und dem 'Aradia Ensemble' unter Kevin Mallon holen - sofern sie der Händler noch hat. Mallon und seine Musiker servieren diese Köstlichkeiten, als habe sie Händel gerade knackfrisch mit seinen verführerischen Klängen zubereitet. Die Aufnahmetechnik versetzt den Hörer in die Mitte des Parketts, dorthin, wo sich Klänge und Stimmen samtig mischen, aber alle Details fein und prickelnd erfahrbar bleiben."


[Beitrag von AndreasHelke am 28. Nov 2012, 22:26 bearbeitet]
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