Wigo XL 1700 Reparaturbericht

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Sanug
Stammgast
#1 erstellt: 24. Mai 2011, 06:51
Hallo zusammen,

gerade frisch aus der Bucht abgeholt:

Wigo XL 1700 Front

Wigo XL 1700

Da gibt es einiges zu tun. Kratzende Steller, ein eingedrückter Basskonus, viele kleine Schönheitsfehler. Der Mitteltöner einer Box zerrt leicht, hoffentlich liegt das am Steller oder an einem der Tonfrequenz-Elkos. An die beeindruckende Weiche muss ich sowieso ran und alle Elkos tauschen:

Wigo-Weiche

Über den Fortgang werde ich berichten. Immerhin klingt diese Box schon im Urzustand sehr fein auflösend und trotzdem druckvoll!
Sanug
Stammgast
#2 erstellt: 24. Mai 2011, 18:57
So, der eingedrückte Basskonus ist wieder draußen . War ganz einfach, der Staubsauger-Trick hat funktioniert. Jetzt bin ich erst mal ausgiebig am Probehören, denn der Klang ist schon im Originalzustand sehr beeindruckend. Die feine, klare Detailauflösung, auch bei geringen Lautstärken, und die vollkommen unangestrengte Art aufzuspielen macht mir richtig Spaß! Und wenn es mal sein muss, kann ich es auch mehr krachen lassen, als meinen Nachbarn lieb sein kann.

Was mir vollkommen unverständlich erscheint, ist die Tatsache, dass so eine große und hochwertige 4 Ohm-Box mit solch super dünnen Strippen verkabelt ist! Das fest angebaute, 5m lange Anschlusskabel hat gerade eben mal 0,5 mm². Die Innenverkabelung ist teilweise noch dünner. Sind 2,5 oder 4,0 mm² etwa doch übertrieben?

Wigo XL 1700 innen

Das Kratzen im rechten Mitteltöner ist übrigens verschwunden. Die Regler muss ich mal genauer untersuchen, ich habe aber den Eindruck, dass sie nach häufigerer Betätigung zumindest nicht mehr aussetzen.

Wigo XL 1700 innen Steller
Sanug
Stammgast
#3 erstellt: 25. Mai 2011, 20:38
Das Kratzen im Mitteltöner der rechten Box ist wieder da, außerdem spielt der leiser als der linke. Also habe ich mal die SuFu bemüht, dort steht was von Justageschrauben für die Schwingspulen-Zentrierung. Hier die Beschreibung, wie ich die Mittelton-Kalotte schnell und einfach justiert habe:

Die Box auf den Rücken legen, das Schutzgitter abschrauben. Jetzt sieht man die dicke Kalotte und ihre Justageschrauben:

Wigo XL 1700 Kalotten

Es fiel gleich auf, dass die Justageschrauben sich im Laufe der Jahre gelockert hatten. Durch die Schwerkraft und die Vibrationen des mächtigen Tieftöners hat sie sich dejustiert und kratzt.

Ich habe die Schrauben gleichmäßig ein wenig gelöst und einen 1 kHz-Sinuston eingespielt (vom PC, erzeugt mit der freien Software Audacity). Ein etwas tieferer Ton wäre vielleicht besser gewesen, da ich aber die Übernahmefrequenz nicht kenne, habe ich eben 1 kHz genommen. Und man kann damit sehr gut hören, was passiert, wenn man die Schrauben (und damit die Schwingspule im Luftspalt) leicht hin- und herbewegt. Ziel ist ein klarer und lauter Ton, dann geht es ans vorsichtige, möglichst gleichmäßige, kreuzweise Festziehen der Schrauben. Dabei unbedingt den Testton eingeschaltet lassen, denn die Angelegenheit verzieht sich beim Festdrehen, und es muss nachjustiert werden!

Nach ausgiebigem Probehören ist festzustellen, dass der Mitteltöner wieder einwandfrei funktioniert. Ich liebe so robuste, durchschaubare Technik! Reparieren statt wegschmeißen und neu kaufen ist einfach genial.


[Beitrag von Sanug am 25. Mai 2011, 20:39 bearbeitet]
Sanug
Stammgast
#4 erstellt: 25. Mai 2011, 22:59
Heute Abend habe ich mich mal der Frequenzweiche gewidmet. Meine Herren, was für eine aufwändige Weiche! Und auch eine ordentliche Platine mit reichlich breit bemessenen, dicken Leiterbahnen.

Wigo-Weiche

Die dünne Innenverkabelung (das sieht eher nach 0,25mm² als nach 0,5mm² aus) und die winzigen Lötnägel mit wackeligen Steckerchen passen nicht so richtig dazu. Ebenso wurde am Gehäuse gespart - das ist nur billige folienbeschichtete Spanplatte. Die Schrauben der Rückwand greifen nicht mehr, aber immerhin ist die Rückwand mit einer Leiste versteift worden. Dämmwolle wurde recht sparsam verwendet, und sie besteht aus fieser pieksiger Glaswolle.

Die Lautsprecherchassis sehen dick und hochwertig aus, sind aber unbeschriftet. Ob sie wohl von Wigo selbst stammen, oder wurden sie hinzugekauft?

Wigo XL 1700 Hoch- und Mitteltöner

Wigo XL 1700 Tieftöner

Da ich immer noch unschlüssig bin, welche Kondensatoren zum Ersatz der alten Tonfrequenz-Elkos sinnvoll wären, habe ich eine Box nochmal aufgeschraubt und die Teile mit dem Peaktech 3705 gemessen. Ich bin völlig erstaunt, dass bis auf einen Ausreißer (und der noch nach oben!) alle Elkos einen genaueren Wert haben, als ich von China-Neuware erwarten würde

Im Einzelnen sind folgende Elkos verbaut:
Roederstein 100µF/63V glatt, Messwert: 103,6µF (hervorragend)
Roederstein 33µF/100V rauh, Messwert: 45,5µF (defekt)
Roederstein 33µF/40V rauh, Messwert: 36,6 µF (noch tolerabel)
Roederstein 15µF/100V rauh, Messwert: 16,3µF (gut)
Wego 10µF/20V glatt, Messwert: 10,2µF (hervorragend)

Tja, jetzt bin ich noch verwirrter. Soll ich alles drin lassen bis auf die beiden 33µF-Roedersteine? Oder besser alles rauswerfen und neu?

Das Schaltbild der Weiche habe ich mir mal aufgemalt. Leider stehen an den Spulen (4x Luft, 1x mit Ferritkern) keinerlei Werte drauf. Bei Interesse zeichne ich es trotzdem mal auf CAD und stelle es hier ein.
highfreek
Inventar
#5 erstellt: 26. Mai 2011, 16:26
Hallo,

coole Sache mit dem MT einstellen, höre ich zum Ersten mal!

.....das mit den dünnen Kabeln war früher überall so, vor allen bei deutschen Fabrikaten .

Denke auch, bis auf den Bass, ist das problemlos.

Dort könnte man dickere Kabel Montieren, muß man aber nicht! Nach meiner subjectiven Erfahrung neigen dünne Kabel zu etwas angedickter Basswiedergabe!

Es reicht wirklich, wenn man die Frequenz Elkos tauscht. Spulen werden nicht schlechter im Alter, es sei den Sie gehen mal kaputt.
Ich selbst habe an meinen selbst be-sickten Infinity RS 2000 Die kond. mit sehr hochwertigen Audyn Caps ersetzt und war SEHR überrascht wie frisch die (wieder ) klingen!

gruß
Bild 529


[Beitrag von highfreek am 26. Mai 2011, 16:28 bearbeitet]
Sanug
Stammgast
#6 erstellt: 26. Mai 2011, 17:32

highfreek schrieb:
Nach meiner subjectiven Erfahrung neigen dünne Kabel zu etwas angedickter Basswiedergabe!

Tausend Dank für den Hinweis! Dann werde ich die Strippen mal mit dickerem Querschnitt erneuern, denn das kann ich hier gar nicht brauchen. Zusätzlich überlege ich, die fiese Glaswolle gegen neues Dämm-Material von Visaton auszutauschen und damit auch nicht so sparsam umzugehen, damit der Bass etwas trockener wird.

highfreek schrieb:
Ich selbst habe an meinen selbst be-sickten Infinity RS 2000 Die kond. mit sehr hochwertigen Audyn Caps ersetzt und war SEHR überrascht wie frisch die (wieder ) klingen!

Gehe ich recht in der Annahme, dass die Audyn-Caps Folienkondensatoren sind? Der Ersatz von Elkos durch Folienkondensatoren ist ja nicht unumstritten. Bei meinen Visaton Alto I und Alto II brachte der Tausch der Elkos gegen Folien jedenfalls für meinen Geschmack klanglich deutliche Vorteile. Wobei ich nicht an unterschiedlichen Klang verschiedener Folienkondensatoren glauben mag und deshalb nicht in sündteure High-End-Teile investieren werde. Normale Wima MKS sollten doch reichen, oder?

Feine Lautsprecher hast du da! Wie alt sind die?
highfreek
Inventar
#7 erstellt: 27. Mai 2011, 13:28
Die Infinity 2000 sind um 21 jahre alt.

Habe auch den Nachfolger RS 2001, der hat im direkten Vergleich etwas mehr Bass.

Glaube es waren folien, müsste ich aber jetzt bei I. Strassacker nachsehen. So um 5 euro das Stück waren dass.

gruß
Sanug
Stammgast
#8 erstellt: 30. Mai 2011, 11:53
So, ich habe pro Box noch eine zusätzliche Matte Dämmstoff eingelegt, jetzt klingt der Bass schon ein wenig trockener. Meine Raumakustik lässt allerdings zu wünschen übrig, da werde ich noch optimieren müssen. Ständer oder Füße brauchen die Lautsprecher auch noch, denn sie sollen nicht auf dem Boden stehen bleiben.

Die Frequenzweiche habe ich am CAD mal gezeichnet, leider fehlen mir die Spulenwerte und die Typen der Chassis. Vielleicht ist es trotzdem für den einen oder anderen hilfreich. Enorm, welcher Aufwand hier getrieben wurde!



Neue Elkos sind bestellt. Ich habe mich entschieden, eine Güteklasse höher zu gehen und habe alle Elkos in glatter Ausführung bestellt, und für den Hochtonzweig Folien. Ich hoffe, dass dieser Eingriff nicht zu einer Verschlechterung führt.
CHICKENMILK
Inventar
#9 erstellt: 25. Aug 2016, 10:10

Sanug (Beitrag #6) schrieb:
Der Ersatz von Elkos durch Folienkondensatoren ist ja nicht unumstritten.


Jetzt wird immer wieder Leute geben, welche behaupten, dass die Verlustfaktoren von Elkos sicher bei der Berechnung berücksichtigt wurden.
Ähhm, ihr wisst aber schon, dass +/-20% Toleranz bei Elkos eine weite Streuung bedeuten und ein 100µF Elko somit auch gerne mal nur 85µF oder aber auch 115µF aufweisen kann.

Da ich bezweifle, dass irgend ein Hersteller die Elkos selektiert hat, kann man mit Folien-Typen nur besser "fahren".
Diese halten auf Dauer ihre Kapazität.

Bei Folientypen hatte ich im Gegensatz zu Elkos noch nie welche, die nennenswerte Abweichungen aufwiesen.

Habe damals die Heco Precision 400 repariert und Elkos gegen MKP ersetzt.
Funktioniert und klingt so, wie es soll.
Sanug
Stammgast
#10 erstellt: 25. Aug 2016, 11:18
Danke für die Info. Die Lautsprecher tun übrigens nach wie vor mit den Folienkondensatoren ihren Dienst und begeistern mich immer wieder mit ihrem sehr guten Klang. Der Umbau war sicher nicht verkehrt. Dafür kratzen die Steller für Mitten und Hochton. Ich überlege, sie totzulegen und gegen eine passende Widerstandkombi zu tauschen.
ehemals_Mwf
Inventar
#11 erstellt: 25. Aug 2016, 22:06
Hi,
CHICKENMILK (Beitrag #9) schrieb:
... Da ich bezweifle, dass irgend ein Hersteller die Elkos selektiert hat, ...

An den Eigenschaften von Glattfolien-Elkos wurde in der Szene schon seit den 70ern getüftelt,
+/- 5% sind fertigbar und wurden und werden von vielen Markenherstellern auch eingesetzt.
Das einzige Problem ist die Langzeitkonstanz.
In dieser Beziehung sind einfache Elkos rauh oft schon besser und für große Werte die einzige Alternative (mehrere davon parallel zu schalten ist eine gute Methode alle Eigenschaften zu verbessern).

Unter 22 (- 47) µF sind heute MKP-/MKT-Folien bezahlbar und nicht zu groß,
das war früher noch nicht so.

Gruss,
Michael
CHICKENMILK
Inventar
#12 erstellt: 26. Aug 2016, 08:02

Mwf (Beitrag #11) schrieb:
Hi,
CHICKENMILK (Beitrag #9) schrieb:
... Da ich bezweifle, dass irgend ein Hersteller die Elkos selektiert hat, ...

An den Eigenschaften von Glattfolien-Elkos wurde in der Szene schon seit den 70ern getüftelt,
+/- 5% sind fertigbar und wurden und werden von vielen Markenherstellern auch eingesetzt.
Das einzige Problem ist die Langzeitkonstanz.
In dieser Beziehung sind einfache Elkos rauh oft schon besser und für große Werte die einzige Alternative (mehrere davon parallel zu schalten ist eine gute Methode alle Eigenschaften zu verbessern).

Unter 22 (- 47) µF sind heute MKP-/MKT-Folien bezahlbar und nicht zu groß,
das war früher noch nicht so.

Gruss,
Michael

Hi,

stimmt, da gebe ich dir vollkommen recht.
Deshalb bin ich der Meinung, dass man nicht immer an der "alten" Bauweise festhalten sollte und auch gerne mal Folienkondensatoren einsetzen soll/kann. Bis jetzt waren nahezu sämtliche Elkos, weche ich von 70er Jahre Lautsprechern von der Frequenzweiche geholt habe, vom Wert meist weit daneben.

Bin froh, dass ich die Elkos von der Heco Precision 400 noch aufgehoben habe.
Diese Lautsprecher wurde so gegen 1978/79 gebaut und klanglich gab es nichts auszusetzen, aber:

Hier ein Elko davon:

Typ:

WEGO
ELKO Glatt
40VAC
68µF 7K
ALR/U
bipolar GPF
W. Germany

- soeben durchgemessen:
88,77 µF
ESR 0,34 Ohm

bei den anderen Elkos sieht es ähnlich aus.
Interessant auch, dass der Innenwiderstand bei dem Einen 3,22 Ohm beträgt, während der andere gleiche Typ 0,34 Ohm aufweist.

Was sagt uns das?
--- RAUS DAMIT --

Auch recht aufschlußreich ist diese Lektüre dazu:
http://www.infinity-classics.de/technik/infinity-technik.htm


LG,
Flo
ehemals_Mwf
Inventar
#13 erstellt: 26. Aug 2016, 11:51

CHICKENMILK (Beitrag #12) schrieb:
... Was sagt uns das?
--- RAUS DAMIT -- ...

Wie gesagt, die -- original eher hochwertigeren -- Elkos glatt sind besonders vom Langzeitdrift betroffen.
Elkos bipolar rauh sind in dieser Beziehung schon besser.


CHICKENMILK (Beitrag #12) schrieb:
... Auch recht aufschlußreich ist diese Lektüre dazu:
http://www.infinity-classics.de/technik/infinity-technik.htm ...

Leider basieren die Ausführungen -- wie fast überall -- auf dem völlig anderen Anwendungprofil von Elkos in HighPower-Glättung
= hohe dauerhafte DC-Belastung, dazu Erwärmung durch AC und Umgebung
= Anwendungen im Leistungs-Netzteil von Elektronik aller Art.

Elkos in Filtern von Heim-LS (ausgenommen PA-Anwendung) leiden dagegen unter fehlender DC-Belastung (= Abbau der Formierung), vergleichbar dem Betriebsfall "Spannungslose Lagerung" (Datenblatt).


[Beitrag von ehemals_Mwf am 26. Aug 2016, 11:52 bearbeitet]
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