Korosion von Alu-Chassis (Vifa)

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Neuling
#1 erstellt: 01. Feb 2020, 01:57
Hallo Leute,

anbei ein kleiner Bericht über korrodierende Vifa Chassis, in meinem Fall die M21WJ-49 Bässe.
Diese wurden in div. I.Q. Lautsprechern, z.B. Ted4 oder 4180AT verbaut.

Genau so eine 4180AT hatte ich mir in einem äußerlich guten bis sehr guten Zustand zugelegt.
Klanglich war an denen nichts auszusetzen und außen sah man denen nichts an.

Mehr aus neugierde hatte ich dann einen Bass herausgenommen, da dieser an der Staubschutzkalotte minimal verbrannt roch.
Nach dem herausnehmen bot sich mir dann das Elend

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Mit Schraubendreher und kleiner Drahtbürste bin ich dann dieser "Pest" zu Leibe gerückt

Nicht perfekt, aber das schlimmste ist weg. "versiegelt" habe ich dann mit WD40

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Aber irgendwas war komisch. Beim Schütteln raschelte da doch etwas hinter der Staubschutzkappe.
WTF? Also mussten auch die Staubschutzkappen runter.
Welche man bei diesem Modell ganz leicht entfernen kann, indem man mit einem Fön den Kleber erhitzt.
Bin dann mit meinem Allroundwerkzeug (abgerundetes Küchenmesser) zwischen SSK und Membrane
gagangen und konnte diese dann Stück für Stück anheben

Zum Glück hatte ich mich auch für diesen Schritt entschieden.

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Diese Pest hatte sich aber auch unter der Zentrierspinne breit gemacht. Zum Glück gibt es hier Belüftungslöcher durch die ich das Zeug
per Staubsauger herausbekommen habe.

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Aktuell verrichten die Bässe wieder zu meiner vollsten Zufriedenheit ihre Arbeit.

Da ich aber trotzdem ein komisches Gefühl hatte, habe ich mir kurzerhand noch ein Paar Ted4 besorgt, als Ersatzteilträger quasi und
in der Hoffnung das ich einfach nur Pech hatte. Beim abholen hatte ich leider den passenden Torx vergessen *grummel*
um dort vor Ort einen Bass herauszunehmen. Also durch leichtes abklopfen versucht herauszufinden ob die auch schon befallen sind.
Rein äußerlich Zustand 1, Erstbesitzer in Hamburg, immer trockene Wohnung. Selbst die org. Kartons waren noch vorhanden.

Naja. Die Boxen trotzdem mitgenommen. Zuhause dann das Erwachen. Leider hatte sich auch hier die Pest breit gemacht.
Bei denen muss ich jetzt noch die Staubschutzkappen entfernen und absaugen. Ansonsten sind die dann auch wieder in Ordnung.

Warum ich mir keine neue Bässe geholt habe?
Weil es die nicht mehr gibt und ich lieber versuche etwas zu retten bevor ich es entsorge.

Auch bei gebrauchten Chassis im Netz kann man diese Korrosion erkennen. Diese werden selbst dann für Neuwertig verkauft
Vielleicht schaut ihr auch mal selbst nach euren Chassis. Im Netz habe ich dieses auch schon bei den 17er Vifas entdecken können.

Grüße
Piet
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 01. Feb 2020, 09:35
Moin,

vielen Dank für den interessanten Bericht. Ich kann aber nicht recht glauben, dass es sich um ein Problem der Korrosion von Aluminium handeln soll.
Insofern wäre es von Interesse, die weiße Substanz zu untersuchen.

CM.
M_arcus_TM88
Inventar
#3 erstellt: 01. Feb 2020, 10:24
Mal schauen ob ich meine IQ4180AT auch mal inspiziere.
In meinen Arcus AS-95 sind auch 21er Vifa verbaut, allerdings ohne "Pest".

Bass Vifa

Ist aber ein anderes Chassismodell.

Gruß
Markus


[Beitrag von M_arcus_TM88 am 01. Feb 2020, 10:49 bearbeitet]
Mechwerkandi
Inventar
#4 erstellt: 01. Feb 2020, 11:59

CarlM. (Beitrag #2) schrieb:

Insofern wäre es von Interesse, die weiße Substanz zu untersuchen.

Das brauchst du nicht untersuchen.
Frag einen Spezialisten für angewandte Metallurgie.

Der beschriebene Zerfall beruht auf interkristalliner Korrosion und ist im allgemein Sprachgebrauch auch unter dem Namen "Zinkpest" bekannt.
>> Klick!
Die Ursache liegt in der Verwendung einer ungeeigneten Gusslegierung, bei dem Vorgang spielen Temperaturschwankungen, unter denen sich im kristallinen Metallgefüge Spannungen aufbauen, ein große Rolle.

Im Grunde ist das ein Herstellungsfehler.
M_arcus_TM88
Inventar
#5 erstellt: 01. Feb 2020, 12:07
Hi Andi,
kann man diesen Prozess irgendwie stoppen oder verlangsamen?
Gruß
Markus
Mechwerkandi
Inventar
#6 erstellt: 01. Feb 2020, 12:09
Leider nicht, das gilt im Allgemeinen als "unheilbar".
Das liegt daran, das die auslösenden Faktoren quasi eingebaut sind.

Was sagt denn der Hersteller dazu?
Ich würde im Moment davon ausgehen, das Vifa die Körbe von einem Zulieferer bezogen hat.
M_arcus_TM88
Inventar
#7 erstellt: 01. Feb 2020, 12:18
Ob meine 4180er das Problem haben weiß ich noch nicht. Meine Arcus haben es jedenfalls nicht.

Die Körbe der IQ müssten aus den 80er sein. Die in den Arcus aus den 90er.
Ich schätze auch das ein Zulieferer da geschlampt hat. Vielleicht ein Chinaoutsourcing?

Ich hatte an ein leichte Ölbenetzung gedacht um zumindestens die Luftfeuchtigkeit zu vermeiden.


[Beitrag von M_arcus_TM88 am 01. Feb 2020, 12:21 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#8 erstellt: 01. Feb 2020, 12:20

Mechwerkandi (Beitrag #4) schrieb:

Das brauchst du nicht untersuchen.
Frag einen Spezialisten für angewandte Metallurgie.
.


Zinkpest sieht völlig anders aus. Wir haben hier sehr feine weiße Kristalle u.a. auch an Kunststoffteilen. Zink wird bei diesem Lautsprecher kaum vorkommen ... Körbe aus Alu ... und der Magnet wird kaum Zink beinhalten.
M_arcus_TM88
Inventar
#9 erstellt: 01. Feb 2020, 12:28
Alu-Zinklegierung des Korbes?

(AlZnMgCu)

Da könnte der Fehler ja passiert sein.
CarlM.
Inventar
#10 erstellt: 01. Feb 2020, 12:36
Nein. Zinkpest führt zu einer kompletten Versprödung, die im Zerbröseln des Werkstücks endet. Weil sich die Kristallstruktur ändert, bleibt die Grundfarbe auch erhalten. Es entstehen also keine weißen faserigen Kristalle. Wo sollten die durch Zinkpest auch unter der Staubschutzkappe herkommen.
Abwischen lässt sich da schon garnichts.

Für mich sieht das schon eher nach der Bildung eines Festkörpers aus der Gasphase heraus aus - also ähnlich der Bildung von Ammoniumchlorid aus Chlorwasserstoff und Ammoniak (ähnlich heisst, dass es dies hier konkret vermutlich nicht ist). Es könnten aber Ausdünstungen des Klebers und der Kunststoffe beteiligt sein. Und deshalb finde ich schon, dass eine Untersuchung der Kristalle Sinn machen würde.
Mechwerkandi
Inventar
#11 erstellt: 01. Feb 2020, 12:54

CarlM. (Beitrag #8) schrieb:

Zinkpest sieht völlig anders aus.

Ahh ja.

CarlM. (Beitrag #8) schrieb:

Wir haben hier sehr feine weiße Kristalle u.a. auch an Kunststoffteilen.

Das sind Antragungen aus den benachbarten Metallteilen.

CarlM. (Beitrag #8) schrieb:

Zink wird bei diesem Lautsprecher kaum vorkommen ... Körbe aus Alu …

Das was Du laienhaft als "Alu" bezeichnest, ist technisch-formal zunächst eine Druckgusslegierung von zunächst unbekannter Zusammensetzung. Der einzige nennenswerte Vorteil für die Verwendung von einer Aluminium-Legierung an dieser Stelle wäre das deutlich geringere Gewicht, was aber in dem Kontext wohl keinen interessiert. Das Material ist deutlich teurer und schlechter zu verarbeiten.
Nach dem Schadensbild ist höchst wahrscheinlich eine Zink-Druckgusslegierung im Spiel, bei deren Herstellung Fehler in der Zusammensetzung aufgetreten sind.
Die genannten Legierungen sind genormt nach DIN EN 12844, als Beispiel sei hier die häufig verwendete Legierung ZnAl4Cu3 genannt.
92%Zink, 4% Aluminium, 3% Kuper, der Rest unbedeutende Bestandteile der Rezeptur.
Eine geringe Viskosität, geringer Formenverschleiß sowie eine hohe Maßhaltigkeit und ein um etwa 3/4 geringere Aufwand an Schmelzwärme geben den Ausschlag für die Großserienfertigung.

Schäden wie die abgebildeten Ausblühungen finden sich auch häufig an Druckgussteilen in Kfz wie Vergasergehäusen etc.
Auch als "Alu-Felgen" bezeichnete gegossene Fahrzeugteile sind nicht aus Rein-Aluminium, das wäre viel zu weich, sondern immer aus einer Legierung.
Auch diese Teile zeigen bei mangelnder Pflege ein ähnliches Schadensbild.


[Beitrag von Mechwerkandi am 01. Feb 2020, 12:57 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#12 erstellt: 01. Feb 2020, 13:29
Es handelt sich nach Angaben des Herstellers um Aluminium-Magnesium-Legierung mit sehr geringem Zink-Anteil.

Ggf. handelt es sich um eine chemische Korrosion des Magnesiumanteils. Aber eine Strukturänderung im Sinne einer Zinkpest ist dies nicht.
Eine Erklärung für die weiße Substanz unter der Staubschutzkappe habe ich hier auch jnoch nicht gelesen.
Mechwerkandi
Inventar
#13 erstellt: 01. Feb 2020, 14:00

CarlM. (Beitrag #12) schrieb:

Es handelt sich nach Angaben des Herstellers um Aluminium-Magnesium-Legierung mit sehr geringem Zink-Anteil

Da der Hersteller die Körbe mit Sicherheit als Zulieferteil bezogen hat, schließt die Betrachtung die bereits weiter oben geäußerte Annahme, das bei einem Zulieferer Fehler gemacht worden sind, nicht aus.
Ein weiteres Indiz dafür sind die Körbe anderer Chassis, die den beschriebenen Schaden wohl nicht aufweisen.

CarlM. (Beitrag #12) schrieb:

Eine Erklärung für die weiße Substanz unter der Staubschutzkappe habe ich hier auch jnoch nicht gelesen.

Die Krümel sind dort über die Zeit, die Druckdifferenzen und die Bewegung schlicht migriert.
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