Klangunterschiede bei Vintage HiFi-Tunern

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fliptrick17
Neuling
#1 erstellt: 23. Feb 2018, 20:57
Liebe Leute,
zu den Klangunterschieden der verschiedenen Quellen könnte ich einiges nach subjektiver Erfahrung sagen - nicht aber zum Klang von Tunern.
Konkret: Ich habe einen älteren Hitachi FT-5500 MKII Tuner, aus Anfang der 80er, und spiele mit dem Gedanken diesen zu ergänzen - mit einem schönen Vintage-Analogtuner wie den z.B. Marantz 2050 oder 2100.
Frage, neben der Optik und Haptik, die solche Boliden natürlich im Vorteil sieht: Klingen solche Boliden auch besser, sprich wärmer, runder, musikalischer??
Wie groß sind überhaupt die Klangunterschiede bei Tunern zu bewerten?
Welche preisgünstigen Vintage-Tuner würdet ihr empfehlen?
Sind sie heute noch relevant, wenn man wie ich Tuner ans Kabelnetz 75 Ohm anschließen kann/möchte? Spielen Faktoren wie Trennschärfe da überhaupt eine Rolle?

Ach so ... ich höre hauptsächlich Klassische Musik (WDR 5 etc.), bei der die Wiedergabequalität immer noch ausgezeichnet ist.

Danke für die Infos im voraus!!
Cheers
Fliptrick 17 :*
cr
Inventar
#2 erstellt: 23. Feb 2018, 22:36
Ich hatte einen der laut HiFi-Stereophonie besten Tuner (Pioneer TX9500-MK2; zu den besten gehörten dieser, der Revox und der Klein+Hummel, alle 2. Hälfte 70er Jahre).
Letztlich besteht die Qualität in folgendne Paramtern

1. Empfindlichkeit (wichtig für schwache Sender, ob man die noch anhörbar empfängt; insb. Mono-Empfindlichkeit, weil man schwache Sender in Mono ungleich besser hereinbekommt)
2. Rauschabstand Stereo
3. Klirr (der ist im übrigen immer höher, wenn der Tuner schmalbandig abgestimmt ist (schmalbandig oder (narrow) heißt, man kann auch sehr nahe beieinanderliegende Sender störungsfrei hören, aber immer zu Lasten von Klirrfaktor und Rauschabstand). Daher sollte ein guter Tuner umschaltbar sein zw. wide und narrow!)
4. Pilottondämpfung (der liegt bei 19 kHz), aber der Tuner muß schon früher anfangen, dh bei 15kHz werden die Höhen schon zurückgenommen). Eigentlich nur wichtig bei Cassettenrecording vom Radio.

Mein Fazit

1. ohne sehr gute Antennenanlage lohnt sich ein guter Tuner nicht. An der Zimmerantenne bringen auch die drei oben genannten nicht viel zustande) (meine Antenne war 1,5m (breit) x 3m (lang) groß, da bekommt man rauschfreien und störungsfreien Empfang, auch entfernter Sender. Im übrigen braucht man dafür eigentlich eine drehbare Antenne, wenn die Sender rundherum vertreut liegn)
2. Beim heutigen Senderangebot lohnt sich kein guter Tuner mehr
3. Prinzipiell ist ein Sat-Tuner besser, nur leider wird auch hier nur fast minderwertig gesendet
4. UKW wird sowieso abgeschaltet
fliptrick17
Neuling
#3 erstellt: 24. Feb 2018, 14:04
Danke für die vielen Detailinfos - aber die entscheidende Frage für mich bleibt:
- Haben Tuner eine eigene Klangcharakteristik und wenn ja, wie groß fällt diese aus?
- Wie groß sind die Klangunterschiede bei Vintage Tunern - wenn ich sie standardmäßig ans Kabel anschließe?
cr
Inventar
#4 erstellt: 24. Feb 2018, 16:20
die Klangunteschiede bestehen im Klirr und im Rauschen und in der Filtersteilheit ab 15 kHz, was aber eh keiner ab 30 Jahren mehr hören kann, sowie in Störgeräuschen bei HF-Übersteuerung, zuwenig Trennschärfe (man hört Artefakte mit dem benachbarten Sender)
Und bei Kabel kannst du noch davon ausgehen, dass viele Vintage-Tuner im HF übersteuert werden, wenn du keinen Pegeldämpfer dazwischenschaltest (zwischen Antenne/Kabel und Gerät).

Kurz gesagt: Schlechtes HF-Teil führt zu Störgeräuschen und mehr Klirr
Bollze
Inventar
#5 erstellt: 24. Feb 2018, 17:06
Bei der Massenware sind auch viele Tuner schlapp in den Tiefentonbereich. U.a. Technics hat dafür DC-MPX entwickelt. Die DC- Gegenkopplung ist ein Standart für hochwertige analoge Schaltungen z.B. bei Verstärkern aller Art, nur dass dies bei der MPX- Sufe nicht so einfach zu realisieren war.
http://wegavision.pytalhost.com/Technics/1984/technics26.jpg
In der Tat klingen diese Tuner sauber in Tieftonbereich, wobei natürlich der Sound bei UKW vor allen durch den Optimod und co. bestimmt wird und spätestens mit der Einführung der CD mit Limiteren und Kompressoren bei UKW gearbeitet werden muss.
Das gute bei Technics war, dass die Inovationen, also auch das DC-MPX, weitesgehend auch in die einfachen Geräte einbaut wurden,erkennbar an "DC" http://wegavision.pytalhost.com/Technics/1984/technics27.jpg
Entsprechende MPX-Chip-Sätze wurden auch entwickelt und hergestellt.
Die Konzernschwester von Technics, Panasonic hat mit die besten VHS-Recorder gebaut, das Speichern von Video und teilweise von Audio erfolgte über das FM-Verfahren, ich denke hier sind Technologien verfeinert worden, die auch den UKW-Tunern zu gute gekommen sind.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 24. Feb 2018, 17:11 bearbeitet]
fliptrick17
Neuling
#6 erstellt: 24. Feb 2018, 17:07
Interessant, aber was bedeutet HF-Übersteuerung bzw. HF-Teil? Und Pegeldämpfer? Teuer? Wo zu kriegen? Einfach zu installieren?
Schönes WE!!
FireandIce1973
Stammgast
#7 erstellt: 24. Feb 2018, 17:10
Ich würde behaupten das es Unterschiede im Klang gibt. Sie sind aber a. sehr gering, b. sind eine gute Antenne und gute Empfangseigenschaften des Tuners wesentlich wichtiger und c. realistisch gesehen sind diese Eigenschaften bei den heutigen digitalen Satelliten Empfangsmöglichkeiten irrelevant. Zugespielt wird in den Sendern ohnehin nur noch digital und das Processing über DVB-S oft neutraler. Soll es bester Klang sein, ist Radio über DVB-S das heutige Maximum.

Persönlich denke ich das die Optik und das Bedienungsgefühl des Tuners eine große Rolle spielt und psychologisch einen Einfluss auf den empfundenen Klang des Tuners hat. Sprich, gefallen Dir die Marantz Tuner optisch besser, gibt es kaum einen Grund der gegen ihre Verwendung spricht. Am Kabel hast Du eh eine sozusagen optimale Antenne und die Empfangsmöglichkeiten des Gerätes spielen dort keine Rolle.


[Beitrag von FireandIce1973 am 24. Feb 2018, 17:12 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#8 erstellt: 24. Feb 2018, 17:15
Also z.B. ein Sony -Tuner und ein Technics Tuner liegen meist klanglich schon ziemlich deutlich auseinander, bei einer hochwertigen Tonwiedergabe und gleicher Antenne. Ich kenne zwar nur die Geräte ab Anfang der 90er, vielleicht ist es bei älteren Geräten anders..

Bollze


[Beitrag von Bollze am 24. Feb 2018, 17:27 bearbeitet]
cr
Inventar
#9 erstellt: 24. Feb 2018, 17:24
Den Pegeldämpfer steckt man an den Antenneneingang (Antenne _ Dämpfer - GErätebuchse), hat die Größe eines Antennensteckers.
Kostet paar Euro und gibts mit -6, -12, 18dB oder zum Einstellen mit Schraubenzieher

Man den Tuner analog beteachten wie einen DAC

digitale Wandlung - Analogsektion
HF-Demodulation - Analogsektion

Die Unterschiede in der Analogsektion schenken sich bei besseren Geräte (also nicht ganz billigen) wohl wenig, es geht um den Bereich 20 bis 15 kHz und eine Ausgangsspannung von max 1V. Das ist ja keine Kunst.

Wichtiger ist daher der HF-Teil, der entschiedet mit wieviel Rauschen und Klirr und Störartefakten die Sender rüberkommen

HF-Übersteuerung führt zu Zwitschern und dass einSender mehrmals auftaucht und andere stört etc.

Gerade viele der üblichen sog. HiEnd-Tuner sind wegen mangelnder Trennschärfe fürs Kabel ungeeignet, während man den zu hohen Kabelpegel problemlos abschwächen kann

siehe auch hier
http://www.hifi-forum.de/viewthread-234-1126.html
fliptrick17
Neuling
#10 erstellt: 24. Feb 2018, 17:24
Die Frage nach Klangunterschieden ist natürlich auch stets eine subjektive. Bei CD-Playern gibt es nach meinen Ohren relevante und deutlich erkennbare Klangunterschiede, es gibt Player, bei denen es einfach nicht KLICK macht, da fehlt was Entscheidendes, das den Fuß zum Wippen bringt.
So etwas könnte ich mir auch bei Tunern vorstellen???
Andere Hörer mögen dies anders und als vernachlässigenswert empfinden.
Ich denke: Ausprobieren, werd mir einen zweiten Tuner zulegen und vergleichen.
Und hey, ja klar, die Haptik, das Outfit spielen schon ne verdammte Rolle ... ein Gerät sollte ja auch Spaß machen, beim Ansehen, in der Bedienung ....


[Beitrag von fliptrick17 am 24. Feb 2018, 17:31 bearbeitet]
fliptrick17
Neuling
#11 erstellt: 24. Feb 2018, 17:28
Danke, cr, interessante Infos und Weiterleitungsempfehlungen!
cr
Inventar
#12 erstellt: 24. Feb 2018, 17:38
Das kann ich mir bei Tunern nicht vorstellen, weil

a) das Quellmaterial zu schlecht ist (die legen dort idR keine CDs auf, das Material liegt inzwischen alles datenreduziert in Archiven)
b) die Sender weit schlechter sind als ein Tuner mittlerer Qualität
c) unkomprimiertes Material vorm Senden bereits komprimiert wird
d) die System-Dynamik von UKW weit geringer als von Audio 44/16 ist (entspricht bestenfalls PCM 32/12-linear)

Auch die vom Rundfunk selbst produzierten Mitschnitte von Klassikonzerten haben im Vergleich zu einer guten CD immer mau geklungen, meine Erfahrung, und das wie gesagt mit einem Spitzentuner und riesiger Antenne und günstig gelegenem Sender.....

PS: (Weils mir gerade einfällt) Es gibt doch bald keine Analogkabel mehr, auch in Deutschland, wo man auf diesem Gebiet ja ziemlich hinten ist. Was willst du da mit einem UKW-Tuner am Kabel überhaupt anfangen?
(bei mir gibts seit 2 Jahren kein Analogkabel mehr)


[Beitrag von cr am 24. Feb 2018, 17:42 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#13 erstellt: 24. Feb 2018, 17:39
Das aufbreitete UKW-Kabelsignal hat einen entscheidenen Vorteil, die jeweiligen UKW -Kanäle haben annähernd den gleichen HF- Pegel. Schwächere Sender würden auch stärker an einer Überforderung des Tuners leiden.
Die Stiftung Warentest hat in den letzten Tests auch den Kabelempfang extra bewertet:
https://www.test.de/...s-Fundament-18212-0/

Bollze


[Beitrag von Bollze am 24. Feb 2018, 18:13 bearbeitet]
Passat
Inventar
#14 erstellt: 25. Feb 2018, 00:35
Die HiFi-Zeitsschrift Stereoplay hat in den 80ern die Klangqualität der Tuner mit Hilfe eines redaktionseigenen Testsenders getestet.
In den Testsender wurde direkt per CD-Player zugespielt und dann der Klang des Tuners mit eben dem des zuspielenden CD-Players verglichen.

Und gute Tuner kommen da schon sehr sehr nahe an die CD heran.
Das haben die so getan, weil schon damals die von den Radiostationen gesendete Klangqualität unter den Möglichkeiten des UKW-Rundfunks lag.

Nur gibt das leider die aktuelle Senderlandschaft nicht her, da i.d.R. senderseitig am Signal herumgepfuscht wird (sog. Sounding, man soll den Sender am (miesen) Klang erkennen ) und heutzutage die Musik auch nicht mehr von CD oder Platte kommt, sondern von einem Musikserver, auf dem die Musik komprimiert abgelegt ist.

Das ist so ungefähr wie einen Porsche 911 in einem Land zu fahren, in dem es keine asphaltierten Straßen, sondern nur schlaglochübersäte Schotterpisten gibt.

Am Kabel ist bei einem Vintagetuner ein Antennenabschwächer Pflicht.
Die Geräte sind auf schwache Antennensignale ausgelegt und kommen mit dem hohen Pegel am Kabel nicht zurecht.
Viele gute Tuner aus den 80ern/90ern haben deswegen einen Antennenabschwächer oder eine umschaltbare HF-Stufe (die erste Verstärkungstufe wird umgangen) oder gar einen zweiten Antenneneingang mit fest eingebautem Antennenabschwächer eingebaut.

Was das Kabel angeht:
UKW wird dieses Jahr in Bayern und Sachen im Kabel abgeschaltet (gesetzlicher Zwang) und wahrscheinlich auch im restlichen Vodafone-Netz (ex. Kabel Deutschland)

Nur bei Unitymedia und einigen kleineren Kabelnetzanbietern außerhalb von Bayern und Sachsen wird es bis auf unbestimmte Zeit weiterhin UKW im Kabel geben.

Grüße
Roman


[Beitrag von Passat am 25. Feb 2018, 01:05 bearbeitet]
fliptrick17
Neuling
#15 erstellt: 25. Feb 2018, 20:59
Danke, cr, Passat & Co., wichtige Infos, auch bez. Kabel-Abschaltung!


[Beitrag von fliptrick17 am 25. Feb 2018, 21:00 bearbeitet]
net-explorer
Inventar
#16 erstellt: 25. Feb 2018, 21:16
Hier würde mich zum Thema mal die Intension interessieren.

Ich bin selbst UKW-Liebhaber, und daher werkelt bei mir seit ewigen Jahren ein Onkyo INTEGRA T-9990.

Allerdings habe ich eine schlechte Empfangslage im Ort, und früher nur den lokalen Vorteil der 100 kW-Sendeanlage auf dem Großen Feldberg im Taunus.
Mittlerweile hat sich da sehr viel zum schlechteren verändert, und zuletzt wurde wohl die Sendeleistung UKW weiter verringert, und zwar sehr merklich an meinem Ende.
Aus dieser Not heraus habe ich mich jetzt doch endlich mal mit den Möglichkeiten der digitalen Übertragung der Rundfunksender via ASTRA-Satelliten gekümmert. Ich empfange schon sehr lange TV nur noch via Satellit (hier gibt’s aus wirtschaftlichen Gründen keinen Kabelanschluss), und mit der VU+ DUO2 ist auch der Rundfunk wieder ein Vergnügen (im Rahmen der Sendequalitätsgrenzen).

Wie oben schon beschrieben musste man für das Optimum an Klangqualität schon immer die peripheren Bedingungen rund um das Empfangsgerät sehr stark gewichten.
Heutzutage, wo die Verantwortlichen nur den Abbau der einstmals funktionierenden UKW-Verbreitung hinbekommen, dafür aber nicht im Stande sind funktionierende und befriedigende Alternativen zu liefern, ist UKW bestenfalls noch ein sterbendes Thema.
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