Dreiwege-System selbst bauen als Anfänger?

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Nafury
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 29. Mai 2020, 12:47
Hallo HiFi-Liebhaber,

kurz und knackig, ich habe hier einige Chassis von der Firma Isophon liegen und nachdem ich erste Erfahrung mit dem Selbstbau eines fertigen Bausatzes gesammelt habe, spiele ich nun mit dem Gedanken mich in das Abenteuer Entwicklung eines Bausatzes zu stürzen.

Bin in meiner Freizeit dran mich weiter in die Grundlagen und Hintergründe der Technik einzuarbeiten. Genauere Informationen zu den Chassis:

Isophon PSL 300/70 (4 Ohm) - je Gehäuse zwei Exemplare mit eigenem Volumen
Isophon KMG 50 S (8 Ohm) - Kalottenmitteltöner, je ein Exemplar
dazu als Überlegung den Isophon SKK10 (8 Ohm), aber die habe ich noch nicht erworben

Ist das generell sinnvoll? Den PSL habe ich auch in einem alten Bausatz von Isophon verbaut, also sind zumindest ungefähre Volumen für das Gehäuse abschätzbar. Der Rest braucht ja kein eigenes Volumen, also erscheint mir die Dimensionierung erst einmal einfach.

Soweit ich das richtig verstanden habe, kann man die FW nicht berechnen sondern muss die Pegelverläufe der einzelnen Chassis über den Frequenzverlauf ausmessen (in der fertigen Schallwand?) und dann ein Programm mit den Daten füttern und sich auf die abenteuerliche Reise der Zusammenstellung der Weiche machen?

Wäre super nett und hilfreich, wenn jemand mit Erfahrung in dem Gebiet seinen Senf dazu geben könnte. Traue mir generell eigentlich zu die Zusammenhänge der FW zu verstehen, bin auch mathematisch nicht völlig unbedarf, aber ist es überhaupt sinnvoll so X-beliege Chassis zu wählen und damit loszulegen?

VG und ein angenehmes Wochenende,

Timm
not0815
Inventar
#2 erstellt: 29. Mai 2020, 14:04
Willkommen im Forum.

Bervor man sich auf den Weg des Baus einer Box mit ca. 40 Jahre alten Chassis macht, sollte man sicherstellen, dass alle Chassis technisch einwandfrei sind und welche Parameter sie heute tatsächlich aufweisen.

Ungeachtet dessen ist die Kombi der o.g. Chassis nicht ganz einfach. Zunächst müssten die TT aufgrund der 4 Ohm Nennimpedanz bei Verwendung von 2 Chassis pro Box zwingend in Reihe geschaltet oder einzeln aktiv betrieben werden. Hinkommt, dass der originale PSL-300/70 4 Ohm sehr weich aufgehängt war und daher ein sehr großes VAS (385l) aufwies. Auch der Antrieb war mit einem QT von 0,4 und BL von 6,3 N/A nur durchschnittlich, so das diese Chassis sinnvoll nur in großen CB betrieben werden sollten (mit ca. 150L CB pro Chassis ergab sich damit dann auch "nur" ein f3 von ca. 45 Hz). Für ein TML-Gehäuse ist der Hub des PSL-300 m.E. etwas zu gering, aber eine TML - auch mit nur einem Chassis - hätte wohl fast die Ausmaße einer Kühl-Gefrier-Kombi.
Eine echte Alternative wäre die aktive Entzerrung des FG nach Linkwitz. Damit könnte dann zwei TT in deutlich kleineren CB verbaut werden. Diese Entzerrung - egal ob digital per DSP oder analog mit kleiner Aktivschaltung - ist grundsätzlich auch bei ansonsten passiven Boxen möglich, da sich auch über die Tape-Monitorschaltung einer Verstärkers oder zwischen Vor- und Endsträrker einschleifen läßt.

Die Mittentonkarotte Isophon KMG 50 S kann erst ab ca. 1000 Hz - allenfalls bei Inkaufnahme eines erhöhten Klirr und steilflankiger Trennung ab 800 Hz - betrieben werden. Dies ist für den PSL-300 eigentlich bereits zu hoch, so dass man entweder einen 4. Weg hinzunehmen müsste oder ein sehr brüchiges Rundstahlverahlten der Box in Kauf nehmen muss.

Zur Isophon SKK-10 braucht man eigentlich nichts sagen, Infos dazu sind reichlich im Netz zu finden.

Ungeachtet dem Vorstehenden wird man ohne umfassende Messungen die Kombi nach heutigen Maßstäben nicht einmal ansatzweise gut zum Klingen bringen.

Gruß
Sven
Kay*
Inventar
#3 erstellt: 29. Mai 2020, 17:39
ergänzend
zwei TT in Serie, also entsprechend grosser Abstand zum MT,
und dann bei 1kHz trennen ist sicherlich keine gute Idee

vlt. zwei aktive SW bauen?
(ggf. wegen Aufstellungsflexibilität auch hinsichtlich Raumakustik von Vorteil)

die 3-wege dann ggf. mit KU?
not0815
Inventar
#4 erstellt: 29. Mai 2020, 21:21
Eine weitere Möglichkeit zu einer halbwegs wohnraumfreundlichen Gehäusegestaltung bei Nutzung von je 2 PSL300 wäre eine Compund-Anordnung der TT.
Grundsätzliches zu Compound-Gehäusen siehe z.B. hier , ein Beispiel für einen Compound-Lautsprecher in Bassreflexausführung.

Bei einen Nettoarbeitsvolumen des Compound-Gehäuses von ca. 80-100L + Koppelvolumen ließe sich mit zwei PSL-300 sogar eine Bassreflexbox mit f3 von ca. 30 Hz verwirklichen. Das Problem der deutlich zu hohen Übernahme durch die o.g. MT-Kalotte bliebe natürlich bestehen. Ein ordentlicher 13-Zentimeter-Konus-MT wäre hingegen die bessere Wahl.
Kay*
Inventar
#5 erstellt: 29. Mai 2020, 21:59

dazu als Überlegung den Isophon SKK10 (8 Ohm), aber die habe ich noch nicht erworben

..... und die kann man noch kaufen?
Wholefish
Inventar
#6 erstellt: 30. Mai 2020, 05:34
@Nafury
Ich denke, dass du vielleicht mal ganz klassisch mit einem Breitbänder in den Selbstbau starten solltest.
3 Wege, dann auch noch mit Vintage Chassis, das ist eigentlich zum Scheitern verurteilt, bevor du anfängst. Heb dir das Isophon Projekt für später auf.
Apalone
Inventar
#7 erstellt: 30. Mai 2020, 07:04

Nafury (Beitrag #1) schrieb:
.....habe hier einige Chassis von der Firma Isophon liegen und nachdem ich erste Erfahrung mit dem Selbstbau eines fertigen Bausatzes gesammelt habe, spiele ich nun mit dem Gedanken mich in das Abenteuer Entwicklung eines Bausatzes zu stürzen.

Bin in meiner Freizeit dran mich weiter in die Grundlagen und Hintergründe der Technik einzuarbeiten. Genauere Informationen zu den Chassis:

Isophon PSL 300/70 (4 Ohm) - je Gehäuse zwei Exemplare mit eigenem Volumen
Isophon KMG 50 S (8 Ohm) - Kalottenmitteltöner, je ein Exemplar
dazu als Überlegung den Isophon SKK10 (8 Ohm), aber die habe ich noch nicht erworben

Ist das generell sinnvoll?......


so hart es zunächst klingt:
eher nicht.

Die Zusammenstellung ist nur mit nicht ganz trivialem Aufwand zu einem guten Ergebnis zu bringen. Für Anfänger mMn definitiv overdressed;
den HT gibts schon lange nicht mehr, d.h. nur gebraucht aufzutreiben;
wegen des Alters der Treiber ggf. (?) schwierig, damit eine gute Simulation hinzubekommen (sprich, die korrekten Treiberdaten zu hinterlegen);
Simulation UND Messsystem sollten aber vorhanden sein. Wenn ohne Simu, zwingend gute Messausstattung.

Zusammenfassung:
lieber mit einem bewährten Bausatz anfangen.
Kay*
Inventar
#8 erstellt: 30. Mai 2020, 11:55
Marko,

nachdem ich erste Erfahrung mit dem Selbstbau eines fertigen Bausatzes gesammelt habe,...

der Mensch braucht Hilfe für seine Weiterentwicklung/zum Experimentieren

aber gut,
eben dann 4x Aktiv- SW bauen
und den/einenBausatz ergänzen
Nafury
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 30. Mai 2020, 13:51
Hallo,
und direkt mal ein riesen Dankeschön für die vielfältigen und detaillierten Antworten. Mit so vielen Reaktionen habe ich gar nicht gerechnet.

Anscheinend bin ich doch etwas naiv an die Sache rangegangen. Wahrscheinlich werde ich die Ansammlung von Chassis und Lautsprechern doch mal in die Bucht und/oder Kleinanzeigen setzen, damit ich wieder etwas Platz gewinne.


der Mensch braucht Hilfe für seine Weiterentwicklung/zum Experimentieren


Das stimmt auf jeden Fall. Vielleicht sollte ich mich mit anderen Dingen beschäftigen, aber ich kehre immer wieder dahin zurück rumzuprobieren. Angefangen hat mein "HiFi-Leben" - jetzt nicht lachen - mit dem alten Bausatz von meinem alten Herrn.
Isophon BS7502 mit besagtem PSL 300/70, zwei BPSL 100/7 und einem KK10, also eine 4 Ohm Kombination.
Leider hat Isophon die LS mit einer simplen Weiche versehen 1 Spule, 3 Elkos.
Die gleiche Kombination habe ich dann nochmal in den Kleinanzeigen gefunden für 50€, leider in einem scheusslichen Gehäuse, aber das tut ja nicht viel am Klang.
Eine Zeit lang habe ich die dann in Reihe geschaltet laufen lassen, was für meine Ohren schon ganz gut geklungen hat.

Betrieben habe ich die LS an einem alten Denon PMA-700V, auch das Modell, dass mein Vater schon benutzt hat. Der steht auch nach wie vor bei mir und treibt meine LS an.

Habe dann wohl auch die Lust am Hören bei meinem Alten geweckt und er hat sich mit viel Glück etwas ganz feines aus den Kleinanzeigen geangelt, eine selbstgebaute Box mit Morel-Chassis. Wenn ich nicht irre läuft der Bausatz als Morel M3 (zwei große TT in jeweils geschlossenem Volumen, eine große Mitteltonkalotte und Hochtonkalotte pro Gehäuse versteht sich.

Als ich die LS das erste mal gehört habe, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, nur eben äquivalent von den Ohren.

Mittlerweile habe ich mir nach längerer Suche bedingt durch meinen "Isophon-Hintergrund" die Standbox Isophon Rodeo zugelegt. Die klingt sehr schön, auch bei sehr niedrigen Pegeln. Habe sie bisher noch nicht aufgeschraubt, um die das Innenleben genauer anzusehen. Eventuell ist da etwas auszutauschen?
Habe ausserdem keinerlei Erfahrung mit TML-Prinzip, aber irgendwo im Hinterkopf fällt mir dazu ein Thread ein, in dem jemand den Dämmstoff in seinen TMLs ausgetauscht oder neu angeordnet hat mit sehr zufriedenstellendem Ergebnis.

Ferner vor einigen Tagen zufällig einen Morel Bausatz (laut Verkäufer M2) aus den Kleinanzeigen gefischt - für 30€ hatte ich den Eindruck nichts falsch machen zu können, auch wenn die Chassis sehr ramponiert aussehen, klingen sie doch fein.

Zuguterletzt würde ich gern noch meine ersten Ambitionen im "Selbstbau" anbringen. Ebenfalls für kleines Geld habe ich eine alte Isophon-Kombi (Isophon Exklusiv B50/4 vermutlich) erstanden und nach kurzem Überlegen das Gehäuse zerlegt und mir die Schallwand inklusive Chassis in ein neues Gehäuse gesetzt. Leimholzplatte Fichte, entgegen jeglicher Empfehlungen, aber es hat ganz gut geklappt.
Gefällt mir optisch gut und ist klanglich auch in Ordnung, natürlich nichts großartiges. Die Weiche besteht gerade mal aus drei Bauteilen TT - Spule 3mH, MT verpolt angeschlosen mit Cap 30uF und HT mit Cap 5uF.

Vielleicht wäre das noch das sinnvollste Objekt zum Experimentieren?

Ich hoffe, ich habe jetzt nicht völlig am Thema vorbei erzählt. Hoffentlich schätzt ihr eure tollen Ratschläge nach diesem Text nicht als "Perle vor die Säue" ein.
Ich habe wohl den Hang dazu viele Baustellen auf einmal zu betreiben..

Ich verlinke hier einfach mal einige Bilder aus meiner Galerie als zusätzliche Eindrücke.

Danke fürs Lesen!

Isophon Rodeo Morel M2 Morel M2 Morel M2 Morel M2 Isophon Exklusiv B50/4 Isophon Exklusiv B50/4 Isophon Exklusiv B50/4 Innenleben
Kay*
Inventar
#10 erstellt: 30. Mai 2020, 14:14

ich habe jetzt nicht völlig am Thema vorbei erzählt.

das ist die Vergangenheit
...

Messsystem sollten aber vorhanden sein. Wenn ohne Simu, zwingend gute Messausstattung.

das die Zukunft

Zum Thema "messen" findet sich (auch) im Forum jede Menge
Suche:
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