Evolution meiner billigen Triamp-Nahfeld-Abhöre

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Aktivpfuscher
Neuling
#1 erstellt: 22. Dez 2016, 22:08
Hallo, da ich mir hier schon öfters Tips und Anregungen abgeholt habe, und mein Projekt „mit minimalem finanziellen Aufwand ordentlichen Klang für den PC“ vorerst in die Weihnachtspause geht, wollte ich euch das mal hier vorstellen, und auch für mich selbst die Weiterentwicklung dokumentieren („wie war das eigentlich ohne XY vor zwei Wochen?“). Weiß jetzt nicht, ob das hier ins Unterforum passt, da ich natürlich nicht jeden Schritt bisher nachbaubar dokumentiert habe... aber ab jetzt gelobe ich Besserung (falls jemand tatsächlich meinen unansehnlichen Pfuschkram für nachahmenswert befinden sollte )!

Die Idee war dabei: Mich hat schon immer das Konzept von Aktivlautsprechern - d.h. ein Verstärker je Chassis, ohne passive Frequenzweichen - fasziniert, da ich seit meinen frühen Selbstbauprojekten eine gewisse Abneigung gegenüber Frequenzweichenbauteile hege (weil teuer, von Temperatur und Alterung abhängig ändern sich die Werte, dann sind die Dinger nur in festen Werten erhältlich, und dann kommen teilesoterische Aspekte wie Kondensatorklang dazu, die bei mir immer gewisse Bauchschmerzen auslösen…).
Der Startschuss für das Projekt begann, als ich mir mal für wenig Geld ein ganz anständiges Mehrkanal-Audiointerface für den PC ersteigert hab. Damit hatte ich dann zunächst über entsprechende VST-Filter-Plugins eine bessere Ankopplung meines damaligen Subwoofers an die damaligen Hauptboxen versucht (Mivoc SB-180 und Mivoc SW1100A - für Nahfeld denkbar ungeeignete Kombination, aber nunja...). Das klappte auch schon einigermaßen, aber irgendwie ist ja dann auch die Raumakustik noch zu beachten, und insgesamt geht es ja bekanntlich immer noch ein kleinbisschen besser, man kennt das ja… Inzwischen bin ich also hier angekommen:

Triamping-Anlage an Abhörposition
(Ja, ich lebe allein, und ganz fertig ists wie gesagt auch noch nicht... )

Um hier nicht meine komplette Hifi-Lebensgeschichte langatmig erzählen zu müssen, hier der letzte Stand – und da ich mich auch gerne als Pfennigfuchser betätige, jeweils mit Preisangabe:
Audiointerface: Focusrite Saffire, 10 Kanäle 24bit/96kHz (€52, eBay).
Hauptlautsprecher: 2x Arcus AS-3 (insg. €30), umgebaut auf aktiven Betrieb durch Ausbau der Frequenzweichen und Einbau von Biamping-Terminals. Je ein 47µF-Epcos MKP verbleibt jedoch als schützender 500Hz-Hochpass vor den Hochtönern – so gut kenn ich mich ja dann doch selbst, dass die Dinger sonst nicht lange überlebt hätten.
„Subwoofer“: 2x Eigenbau mit je 60l Volumen für 25cm Chassis. Nix kompliziertes, einfache Kisten aus 19mm MDF mit Ringverstärkungen quer und längs, gefüllt mit alter Ikea-Decke, Bassreflex-Rohr: Monacor BR-70TR, die Abstimmungsfrequenz damit liegt bei 38Hz. Zusätzliche Anhebung zwischen 35-45Hz um +3dB in der "Frequenzweiche".

Positionierung: Abhörabstand ca. 1m, Arcus – Subwoofer – Subwoofer – Arcus, je auf Ohrenniveau im Sitzen (ca. 1,3m Höhe, 1,2m Abstand von Hochtöner zu Hochtöner).
Chassis und Antrieb: 25mm Hochtöner (Seas 25TFF) werden über Technics SU-V40 (€15), 16cm Tiefmitteltöner (Seas P17 RC-A) über Yamaha A-550 (€20) betrieben. Die Vifa M25-WO46 der „Subwoofer“ hängen an einem Yamaha AX-596 (der leistet bestimmt bald 15 Jahre treue Dienste!).
Kabel: Was grade übrig war, inklusive abgeschnittener Stromkabel und CAT-5-Netzwerkkabel. Nur den Subwoofern hab ich anstandshalber 4mm² Kabel verpasst.
Raumakustik: 200x60x6cm PU-Schaum 25/40 halbsäulenartig an den Ecken (€10 je Ecke), Pyramidenschaum an Front- und Rückwand (€2 je Element 0,5x1m; 10 Elemente), Decke mit alten Baumwollvorhängen behängt.
Der Raum ist leider recht ungünstig geschnitten (6,8m x 3,8m Grundriss), wobei die Anlage aus baulichen Gründen (Durchgangstür und L-förmige Fensterfront -> Blendung am Bildschirm) an der langen Seite positioniert werden musste. Die Bekämpfung der Raummode um 50Hz insbesondere ist also noch nicht abgeschlossen.

Frequenzweiche und Raummodenkorrektur: Voxengo PrimeEQ (€40) in VSTHost (Freeware), Pegelanpassung und Phasenumkehrexperimente mit Sonalksis FreeG (Freeware).

Ich tüftle mit einem günstigen Messmikrofon (Superlux ECM999, wohl baugleich mit Behringer ECM-8000, €40) am XLR-Eingang der Focusrite Saffire.
Hier mal eine Messung, direkt vor den Lautsprechern, jedoch aus leicht unterschiedlichen Winkeln aufgenommen:
Frequenzgang beeinflusst von Position

Insgesamt sind mir die folgenden Erkenntnisse gekommen (welche für methodischer vorgehende Menschen wahrscheinlich nix Neues bieten):
* Die Position des Messmikrofons ist für eine ganze Reihe von vorgefundenen Peaks entscheidend. Es macht somit wenig Sinn, die immer gleich glattbügeln zu wollen - wobei ich da für meine Raummoden (in allen Positionen und bei beiden Lautsprechern vorhanden) gerne ein paar Ausnahmen mache.
* Die Messung direkt vorm Lautsprecher ist nicht unbedingt aussagekräftig für die Messung oder gar den Klang an der Abhörposition. Schon allein der Winkel des Mikros und der damit einhergehende Laufzeitunterschied (von Abstrahlverhalten und der Richtcharakteristik des Mikros mal ganz abgesehen) bringt im Mittelton/Hochton-Übergang ganz schnell mal Beulen von 3dB zustande.
* Die klassischen "audiophilen" Filter 1./2. Ordnung sind im Nahfeld nicht gut nutzbar. Wenn ich meinen Kopf um 10cm nach rechts bewege, verändert sich der Winkel zur Lautsprecherachse gleich um ein paar Grad. Das heißt für mich: die Wechselwirkung zwischen zwei Chassis mit unterschiedlichem Abstrahlverhalten und Frequenzgang sollte man so stark einschränken wie es nur geht. Bin also bei 4. Ordnung (24dB/Okt.) gelandet und freue mich, dass ich das nicht aus 4x teuren Spulen + Kondensatoren je Chassis zusammenlöten muss, wenn ich mal eben eine andere Übergangsfrequenz ausprobieren möchte.
* Der verwendete 16cm-Tiefmitteltöner ist zu groß für meine Zwecke. Zwar finde ich es toll, dass ich den Tieftöner bereits bei 200Hz rausnehmen kann und somit den Grundtonbereich sauber allein dem Mitteltöner überlassen kann, aber mit 2kHz ist ein 16cm-Chassis halt definitiv nicht mehr im "Wohlfühlbereich" und bündelt mess- und hörbar (Kopf zur Seite -> Stimmen klingen gedämpft). Außerdem erzeugt der Mitteltöner im Bereich um 1KhZ bei höheren Lautstärken (absolute dB-Angaben der Diagramme ist jeweils zu ignorieren) relativ viel Klirr 3. Ordnung, wie man hier erkennen kann:
Klirrfaktor, R
Man erkennt dort natürlich auch gut, wie die Bassanhebung unter 40Hz mit einem starken Klirr-Zuwachs erkauft wird. Insgesamt liegt der Klirrfaktor bei diesen Nahmessungen mit mittlerer Lautstärke doch in einem recht guten Bereich, von ca. 100Hz-20kHz sinds deutlich unter 1% an THD, bei 1kHz sinds 0.4%. Die Anlage klingt dabei doch recht spektakulär - ich will jetzt hier nicht groß versuchen, das in Worte zu fassen (sowas driftet bekanntlich meist in wohlklingende, subjektive Worthülsen ab), aber ich finde, es klingt körperlich und real, wobei definitiv nicht alles schöngezeichnet wird (was auch nicht der Anspruch war).

Somit stehen nach Weihnachten die folgenden Schritte aus:
* Ersetzen der 16cm Tiefmitteltöner durch "richtige" 8-10cm Mitteltöner, um Bündelungseffekte bei 1-4kHz zu vermeiden und gleichmäßigeres Abstrahlverhalten zu bekommen
* Verwenden eines Waveguides vor den Hochtöner (Monacor WG-300 oder Visaton WG 148R), um Abstrahlverhalten im Hochton gleichmäßiger zu machen, eventuell auch um eine tiefere Übergangsfrequenz zu ermöglichen.
* Kombination in die Arcus AS-3-Gehäuse durch neue, vorne aufgebrachte Schallwand. Dabei wird auch die für mein Verständnis etwas seltsam anmutende seitliche Einfassung der Arcus-Schallwände (rechtwinklige, nach vorne 1cm stehende Kante!) abgeändert werden.

So, das wars erstmal von meiner Seite! Ich freue mich über Anregungen, vernichtende Kritik und Fragen, und wünsch euch allen schöne Feiertage!
Christian


[Beitrag von Aktivpfuscher am 22. Dez 2016, 22:15 bearbeitet]
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