AVR - Berechnung von Leistungsveränderungen

+A -A
Autor
Beitrag
OutOfSight
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 01. Feb 2011, 10:39
Hallo zusammen,

ich betreibe einen AV-Receiver mit 100W Sinus/8-ohm an 4-ohm Lautsprechern. Genutzt wird der AVR im 2.1-Betrieb, nahezu ausschließlich im Stereomodus.

Ausgehend hiervon würde mich interessieren, wie sich die tatsächliche Sinusleistung des 8-ohm-AVR verändert, wenn sich dieser im Stereobetrieb an 4-ohm-LS befindet.

Meiner Logik nach müsste die Leistung in diesem Fall doch über 100W liegen, oder?

Gibt es hier eine Formel?

Grüße und vielen Dank für eure Hilfe,
Markus
bui
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 01. Feb 2011, 15:05
Hi OutOfSight,
theoretisch müßte der Ausgangsstrom doppelt so groß werden. Wenn die Ausgangsspannung gleich bleiben würde, hieße das doppelte Leistung.

In der Praxis ist das aber nicht so, da je nach dem Leistungsvermögen des eingebauten Netzteils und der Stromlieferfähigkeit der Endstufen die Leistung kleiner ist.

Je nach Gerät liegt die dann irgendwo zwischen der Leistung bei 8 Ohm-Lautsprechern und der Leistung bei 4 Ohm-Lautsprechern.

Außerdem kommt es noch darauf an, wie viele Endstufen des Gerätes gleichzeitig belastet werden.
Die Leistungsangaben in Datenblättern von AVRs zeigen Ausgangsleistungen von z. B. 7 mal > 100 Watt aber eine Leistungsaufnahme von nur < 400 Watt --> das zeigt, wenn alle Kanäle Leistung abgeben müssen, fällt die Ausgangsleistung rapide ab!

Und Lautsprecher haben je nach Frequenz einen anderen Wechselstromwiderstand, also kommt auch von dieser Seite ein schwankender Wert. Auch der ist wieder von der Konstruktion der Endstufen und des Netzteils abhängig.

Wenn Du es genau wissen willst, hilft nur messen oder in Testberichten stöbern.


[Beitrag von bui am 01. Feb 2011, 15:12 bearbeitet]
OutOfSight
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 02. Feb 2011, 17:27
Hallo Bui,

vielen Dank für Deine Rückmeldung!

Das dieser Sachverhalt von so vielen einzelnen Variablen abhängt war mir nicht bewusst!

Ich betreibe einen Marantz SR5005 an zwei NuLine 102 und dem NuLine AW-560, vorwiegend im reinen Stereobetrieb.

Der Verkäufer meinte, dass ich bei dieser Konstellation auf ca. 20 Watt mehr Leistung kommen werde. Ich hatte nur ganz blauäugig angenommen, man könne dies recht simpel berechnen!

Vielen Dank nochmals,
Markus
BogdanH
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 02. Feb 2011, 20:08
Hallo Markus,

Ich glaube Bui hat alles richtig beschrieben. Ich möchte nur volgende (noch einmal) betohnen:
Beim realem musik hören, gibt es (elektrisch gesehen) kaum leistung unterschied zwischen 4 und 8 ohm LS. Wenn musik signal nur sehr niedrige (unter 20Hz) sinusoide frequenz häte, dann kann mann die (einfache) gleichstrom formel für leistung verwenden, z.b.:
P=UxU/R (P=Watt, U=Volt, R=Ohm)
Sagen wir, vertärker hat 100W beim 8ohm, d.h. spannung an LS klemmen ist:
U=SQRT(PxR)=28,3V
-und strom ist:
I=U/R=28V/8ohm=3.54A
Mann muss wissen, das vertärker nicht die leistung liefert, sondern nur spannung und strom (leistung ist dabe das resultat).
Nun, schliesen wir 4ohm LS an, wobei verstärker noch immer 28,3V spannung hat:
P=(UxU)/R=200W
Alles schön.. aber wie ist der strom?
I=28.3V/4ohm =7A
-und hier liegt der haken: moderne endstufen kontrolieren der ausgangstrom, d.h. senken die spannung wenn notwendig (um schaden zu vermeiden) -200W sinus leistung wird nie passieren.
Um kurz zu sein: beim musik hören (komplexe audio frequenzen), macht 4 oder 8ohm kein unterschied in leistung: impedanz (wechselstromwiderstand) ist die zauberwort.

Ok, sagen wir, verkäufer hat recht: bei 4ohm gewinnt man 20W... ganze 20% bei 100W! Aber wenn mann 100W und 120W vergleicht, dann ist der unterschied nicht nennenswert:
10x log(120W/100W)=0,8dB -nicht hörbar!

Grüsse,
Bogdan
sakly
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 02. Feb 2011, 20:56
Hi Bogdan,

Deine Erklärung ist nicht ganz korrekt. Man kann die Verstärker umschalten zwischen 8Ohm und meistens 6Ohm-Betrieb, aber das geschieht nicht automatisch.
Bei der Umschaltung wird eine andere Anzapfung des Trafos genutzt, um die Betriebsspannung der Endstufen zu reduzieren. Dadurch kann der Verstärker nicht mehr so große Spannungshübe machen, weil diese sich innerhalb der Endstufenspannungsversorgung befinden. Dadurch sinkt auch der Ausgangsstrom, was für die Endtransistoren wichtig ist.

Meist ist aber auch der Betrieb von 4-Ohm-Lautsprechern an einem auf 8Ohm konfigurierten System kein Problem, weil man nie so viel Leistung aus dem Gerät zieht. 20W sind schon ganz schön laut.
Ich denke aber, dass gerade im 2-Kanal-Betrieb die Leistungssteigerung mit 4-Ohm-Lautsprechern deutlich höher liegt, als 20W. Dabei gehe ich jedoch davon aus, dass die Endstufen und vor allem das Netzteil halbwegs vernünftig entwickelt sind.
Wenn das Netzteil es kann, dann sind 60-70% mehr Leistung nicht unrealistisch.

Gruß
BogdanH
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 02. Feb 2011, 22:08
Hi,


sakly schrieb:
Deine Erklärung ist nicht ganz korrekt...

Mal sehen...


Man kann die Verstärker umschalten zwischen 8Ohm und meistens 6Ohm-Betrieb, aber das geschieht nicht automatisch.
Bei der Umschaltung wird eine andere Anzapfung des Trafos genutzt, um die Betriebsspannung der Endstufen zu reduzieren. Dadurch kann der Verstärker nicht mehr so große Spannungshübe machen, weil diese sich innerhalb der Endstufenspannungsversorgung befinden. Dadurch sinkt auch der Ausgangsstrom, was für die Endtransistoren wichtig ist.

Du hast recht. Was aber (wenn Ich richting verstanden habe) nicht bedeutet das Ich falsch war: "umschaltung" ist nur ein teil von dem, wie man strom kontrolliert.


...Ich denke aber, dass gerade im 2-Kanal-Betrieb die Leistungssteigerung mit 4-Ohm-Lautsprechern deutlich höher liegt, als 20W. Dabei gehe ich jedoch davon aus, dass die Endstufen und vor allem das Netzteil halbwegs vernünftig entwickelt sind.

-da stimme ich zu.


Wenn das Netzteil es kann, dann sind 60-70% mehr Leistung nicht unrealistisch.

Sagen wir, wir haben einen "üblichen" 7x100W A/V reciever. Wenn wir an "rückseite" schauen, dann können wir feststellen den verbrauch von ...sagen wir..480W(?). Es ist bekannt, das mehr als 30% davon ins luft geht. Was bleibt ist ca 320W audio leistung...
Denn, dort in spezifikationen, da steht nur 7x100W (ohne "alle gleichzeitig"). Heisst: trafo hat 480W leistung fur heizluft + alle endstufen.
Die frage bleibt: sind (in stereo betrieb oder nicht) endtransistoren in der lage 150W per kanal dauerhaft zu liefern? -denn, die sind thermisch für (7x) 100W konzipiert. Oder wird strombegrenzung bei...130W eingreifen?
Den antwort auf obige frage weiss ich natürlich nicht -und ich will auch nicht darüber streiten.. es ist aber schön darüber zu diskutieren

Viele grüsse,
Bogdan
sakly
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 02. Feb 2011, 22:19
HI Bogdan,

"nicht ganz korrekt" bedeutet nicht unbedingt falsch, sondern in diesem Fall unvollständig

Dein Leistungsrechenbeispiel stimmt natürlich auch in etwa. Deshalb schrieb ich ja auch "gerade im 2-Kanal-Betrieb". Wenn Du die übrigen 320W auf zwei Kanäle verteilst, bekommst Du ja die 60-70% Leistungssteigerung hin, wenn man davon ausgeht, dass die Endstufe überhaupt dazu in der Lage ist. Falls nicht, dann sollte eine Schutzschaltung in die greifen. Ob diese nun über eine Begrenzung oder eine Abschaltung realisisert ist, spielt dabei keine Rolle.
Wenn Du mehrere Kanäle gleichzeitig stark belastest, dann gehen die Spannungen an den Endstufen in den Keller, weil das Netzteil nicht mehr nachkommt. Damit gehen die Leistungen natürlich Richtung unten.

Ich glaube aber, dass die Leistung von vielen als zu wichtig eingestuft wird. Ich habe mal Messungen gemacht, wie viel Leistung bei für mich als hohe Lautstärke empfundenem Pegel benötigt wird. Da habe ich Spannungswerte von 8-10V Spitze gemessen, bedeutet Spitzenleistungen im Bereich von ~20W und weniger. Dabei war es wirklich schon laut, unterhalten wäre nur noch mit Schreien gegangen.

Gruß
OutOfSight
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 04. Feb 2011, 10:59
Lieben Dank für die rege Diskussion!

Es ist zwar nicht ganz so einfach die Ausführungen als Laie nachzuvollziehen, aber nach zwei Mal lesen ist es auch mir gelungen! :-)

Ich weiß, eigentlich ist es wenig sinnvoll sich über solcherlei Dinge einen Kopf zu machen, aber interessant ist es trotzdem. Zumal ich mich mit dem Thema Hifi/Heimkino das erste Mal so richtig auseinandersetze.

Mein Schlüsselerlebnis war, als ich mir ein paar Musikstücke über eine gute Kombination aus Lautsprechern und Boxen angehört habe und plötzlich eine tierische Gänsehaut bekommen habe! So was ist mir bei "banalen" Dingen wie ein "bißchen" Musikhören zuvor noch nie passiert!!!

...das nur nebenbei! :-)

Grüße,
Markus
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Frage zur Berechnung von 5.1 aus Stereospuren
Naudhiz am 29.09.2004  –  Letzte Antwort am 30.09.2004  –  7 Beiträge
Musik von AVR an 2. AVR weiterleiten
MrBommel am 15.12.2013  –  Letzte Antwort am 15.12.2013  –  2 Beiträge
Neue AVR von Yamaha
wolfi16 am 06.03.2007  –  Letzte Antwort am 09.03.2007  –  8 Beiträge
AVR von derselben Marke?
cr97 am 03.01.2011  –  Letzte Antwort am 03.01.2011  –  2 Beiträge
AVR 3806 oder AVR 4306
ducati-flo am 15.11.2005  –  Letzte Antwort am 17.11.2005  –  9 Beiträge
AVR
bobby2008 am 28.03.2009  –  Letzte Antwort am 29.03.2009  –  2 Beiträge
AVR 355 oder AVR 645
yb1898 am 13.10.2008  –  Letzte Antwort am 30.10.2008  –  6 Beiträge
AVR-4806
Otto_Octavius am 02.09.2006  –  Letzte Antwort am 03.09.2006  –  2 Beiträge
Kühler AVR?
tausche1 am 13.08.2010  –  Letzte Antwort am 17.08.2010  –  17 Beiträge
AVR Abluft
FloKoe am 07.01.2013  –  Letzte Antwort am 14.01.2013  –  5 Beiträge
Foren Archiv
2011

Anzeige

Produkte in diesem Thread Widget schließen

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.721 ( Heute: 11 )
  • Neuestes Mitgliedgune
  • Gesamtzahl an Themen1.551.048
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.536.771

Hersteller in diesem Thread Widget schließen