CD´s mit "Kunstkopfaufnaufnahme"

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Chrissi1
Stammgast
#1 erstellt: 13. Okt 2004, 13:04
Kennt Ihr schöne Aufnahmen die mit einem Kunstkopfmikro(??) gemacht worden sind. Klassiche und jazzige Stücke bevorzugt?
Gibt es überhaupt eine Möglichkeit das beim Kauf zu erkennen oder gibt es Label die nur so produzieren??

Danke für eure Antworten
Christian
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 14. Okt 2004, 00:29
Hallo Christian!

Ich besitze vier seit 1998 entstandene Telarc-CDs, bei denen ich mich anfangs gefragt habe, warum sie über Kopfhörer besser klingen als die meisten anderen Aufnahmen, bis ich im Telarc-Technik-Sermon auf der letzten Seite des Beihefts den Neumann KU 100 (einen Kunstkopf) aufgelistet fand. Der Kunstkopf dürfte auch die Ursache sein, warum die Einspielungen über Lautsprecher nicht 100%ig überzeugen. Selbst über KH sind sie nicht ganz perfekt, dazu hätte man wohl besser auf die zusätzlichen Mikrofone verzichtet.

Es handelt sich um folgende CDs:

Mahler, 4. Sinfonie, Atlanta Symphony, Levi
Mahler, 6. Sinfonie, Atlanta Symphony, Levi
Mahler, 10. Sinfonie (revidierte Aufführungsversion von Remo Mazzetti jr.), Cincinnati Symphony, López-Cobos
Orff, Carmina Burana, Atlanta Symphony, Runnicles

Der Neumann KU 100 scheint bei Telarc jetzt in Mode zu sein, jedenfalls für Großorchestrales...

Firmen, die ausschließlich so produzieren, kenne ich nicht. Abadone war ein solches Label, produziert vom verstorbenen Hans W. Steickart, der früher den Stax-Vertrieb (elektrostatische KH) innehatte, doch habe ich im Internet nicht viel gefunden. Über google habe ich folgende Seite mit abadone und anderen KK-Aufnahmen entdeckt:
http://www.jokan.de/kunstkopf-musik.html

Vielleicht findet man auch über den neuen Stax-Vertrieb KK-CDs?


Gruß
Christian
dj_ddt
Inventar
#3 erstellt: 14. Okt 2004, 00:43
ist zwar weder klassik noch jazz, aber die einzig mir bekannte, die wahrscheinlich so gemacht wurde : der hypnotic mix von "got to get it" von culture beat. da steht bei, daß man es mit kopfhörern hören soll. und dann kann man effekte hören...z.b. kommt es einem so vor, als wenn einem die haare geschnitten werden.
heinzzi
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 14. Okt 2004, 20:43
der Jokan - link ist echt super.Die Marotta/Gorn/Levin kann ich unbedingt empfehlen. Auch sollte man unbedingt die Amused To Death von Roger Waters mal über Kopfhörer gehört haben. Es ist keine ausgewiesene KK-Produktion , doch der Q-Sound der Songübergänge ist umwerfend.
Chrissi1
Stammgast
#5 erstellt: 15. Okt 2004, 06:16
hallo Sesquialtera

erstmal danke für den jokan link. Gut isser !!!

@all
Ich habe bei mir auf einer CD mit guten Aufnahmen u.a. eine Klavierkonzert mit kk aufgenommen. Die meisten CD´s bei jokan beziehen sich im Cover auf einen Kopfhörer. Ich dachte das wäre eine bestimmte Wiedergabeform (so sitze ich im Kontzert, so nehme ich es wahr und so kommt es dann aus meinen LS)Kann ich KK Musik nur über Kofhörer hören? Schwer zu vermitteln was ich meine! Aber ist es so? Wenn Ihr es nicht versteht, was ich sagen will, meldet euch...
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 15. Okt 2004, 13:42
Hallo Christian!


Kann ich KK Musik nur über Kofhörer hören?

Man kann eine KK-Aufnahme schon über LS hören, nur klingt das dann nicht optimal.

Bei klassischer LS-Stereophonie wird der Klangkörper zwischen den LS (und in die Tiefe gestaffelt) dadurch aufgebaut, dass die Aufnahme zwischen beiden Kanälen Pegel- und/oder Laufzeitunterschiede aufweist. D.h. ein Kontrabass, der im Orchester meist rechts sitzt, spielt zwar aus beiden LS, doch spielt er (bedingt durch Auswahl und Aufstellung der Mikrofone) aus dem rechten LS um einen bestimmten dB-Betrag lauter und/oder um einen Sekundenbruchteil (kaum mehr als 1 ms!) früher als aus dem linken LS. Das menschliche Gehirn lässt sich täuschen und denkt, der Kontrabass säße rechts, von links nimmt man nichts war. Spielt das Instrument aus beiden Kanälen gleich laut und gleichzeitig, so glaubt man, der Musiker säße in der Mitte zwischen den LS.
Dass der Schall von vorne kommt, wird vom Menschen deshalb bemerkt, weil die Ohrmuscheln und der Kopf noch Frequenzgangunterschiede produzieren, denn beide LS werden von beiden Ohren wahrgenommen (auch hier Pegel- und Laufzeitdifferenzen), aber mit unterschiedlichem Klang (der Schall des linken LS z.B. trifft ja auf das rechte Ohr anders auf als auf das linke, der Kopf schattet höhere Töne stärker ab als tiefe, die um den Kopf herum gebeugt werden).

Gibt man eine solche LS-stereophone Aufnahme über Kopfhörer wieder, so gelangt aber der linke Kanal nur an das linke, der rechte Kanal nur an das rechte Ohr, und die Frequenzgangunterschiede (=Klangfarbenunterschiede), die der Mensch zur natürlichen Richtungsbestimmung benötigt, fehlen. Es kommt zur so genannten Im-Kopf-Lokalisation, die Musiker scheinen im Kopf zu sitzen.

Die derart durch den Kopfhörer ausgeschaltete Außenohrübertragungsfunktion (auch Kopfübertragungsfunktion, HRTF) versucht man dadurch zu ersetzen, dass man die für natürliches Hören erforderlichen Frequenzgangunterschiede gleich mit aufzeichnet: KK (binaurale Stereophonie)! Über KH wird dann ein natürlicher Richtungseindruck möglich, die Im-Kopf-Loskalisation wird beseitigt.

Andere Methoden der Trennkörperstereophonie (der künstliche Kopf beim KK trennt ja die darin enthaltenen Mikrofone durch ein körperliches Hindernis, das Frequenzgangunterschiede hervorruft) sind Kugelflächenmikrofon, Jecklin-Scheibe, Clara...

Hört man nun umgekehrt eine solche KK-Aufnahme (oder sonstige Aufnahmen mit Trennkörperstereophonie) über LS ab, so überlagern sich die auf der Aufnahme bereits enthaltenen Frequenzgangunterschiede mit denen, die der menschliche Kopf mit seinen Ohren sowieso schon produziert. Das Ergebnis sind verfälschte Klangfarben (um so stärker, je weiter die Musiker an den Seiten sitzen) sowie tiefe Töne, die in die Mitte wandern.

Also nochmals: KK klingt optimal über KH, nicht über LS. (Auch wenn der Hersteller Neumann auf seiner Homepage etwas anderes behauptet.)

Freilich sollte man das jetzt auch nicht überbewerten. Bei meinen Aufnahmen ist es mir am deutlichsten bei Mahlers Vierter aufgefallen, hier klingen zu Beginn des ersten Satzes die Violinen über KH natürlich, über LS abgehört dagegen matt, ohne Brillanz, geradezu synthetisch. Andererseits ist dies dem Rezensenten von classicstoday nicht aufgefallen, er hat für den Klang die Höchstwertung vergeben...
http://www.classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=146

Am Rande möchte ich erwähnen, dass es auch Signalprozessoren gibt, die eine HRTF errechnen und so ein natürlicheres Hören von LS-optimierten Aufnahmen (die ja die Regel sind) ermöglichen sollen. Da die HRTF für Surround unabdingbar ist, finden sich die entsprechenden Geräte auch im Surround-Bereich: AV-Receiver mit Surround-Prozessor für KH-Wiedergabe, außerdem Surround-KH wie der AKG Hearo Audiosphere II, der über wählbare „Ohrkurven“ die Anpassung an das eigene Gehör ermöglicht (der KK schert alle Ohren über einen Kamm).

Bin übrigens kein Fachmann, sondern nur interessiert an Aufzeichnungstechniken.


Gruß
Christian

Literatur:
http://www.sengpielaudio.com/StereoFuerLautsprUndKopfhoerer1.pdf
http://www.sengpielaudio.com/StereoFuerLautsprUndKopfhoerer2.pdf
http://www.sengpielaudio.com/Mikrofonabstand-Ohrabstand.pdf
http://www.sengpielaudio.com/GegensaetzlicheStereo-Verfahren.pdf
http://www.sengpiela...recherOhrsignale.pdf


[Beitrag von Sesquialtera am 15. Okt 2004, 14:12 bearbeitet]
Chrissi1
Stammgast
#7 erstellt: 16. Okt 2004, 06:19
boah was du alles weißt
Dann bin ich auf meiner Suche wohl in die falsche Richtung gegagngen. Ich war davon ausgegeangen, daß das die optimale Wiedergabe ist. Aber jetzt, wo Du so viel darüber erklärt hast muß ich wohl in einer anderen Richtung weitersuchen. Ich möchte z.b. bei einer Liveaufnahme eines Konzertes merken, ob sich der Interpret auf der Bühne nach links oder rechts bewegt. Wenn der Tontechniker natürlich die Mikrospur immer in die Mitte legt, ist das zwar ok, aber jede Bewegung des Künstlers ist somit eingefroren. So bin ich auf den Kunstkopf gekommen...
Kann ja auch gut sein, daß es das, was ich will überhaupt nicht gibt oder nicht funktioniert.
Danke Dir trotzdem für Deine Ausführungen.
grüße Christian
Sesquialtera
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 16. Okt 2004, 11:45

Chrissi1 schrieb:
Ich möchte z.b. bei einer Liveaufnahme eines Konzertes merken, ob sich der Interpret auf der Bühne nach links oder rechts bewegt.


Wenn die Aufnahme wirklich nur mit einem Kunstkopf gemacht wurde, wirst du diese Bewegung auch so hören - gleichgültig ob über KH oder LS! Die Bedenken beim Abhören einer KK-Aufnahme über LS betreffen vor allem die Klangfarben, aber wie angedeutet - so gewaltig ist das Problem nicht, es muss nicht unbedingt auffallen.


Gruß
Christian
frisch
Neuling
#9 erstellt: 04. Dez 2004, 15:05
Hallo Crissi1

[quote]Kennt Ihr schöne Aufnahmen die mit einem Kunstkopfmikro(??) gemacht worden sind. Klassiche und jazzige Stücke bevorzugt?

Ich habe vor ca. einem halben Jahr auch nach Kunstkopfaufnahmen gesucht (im englischen "binaural"). Es gibt sehr wenige. Der Jokan Link ist gut. Schau mal bei
http://www.klangraeume.de vorbei. Da findest Du eine Jazz Aufnahme von Volker Schlott "The 12 Seasons" auf der er mit seinem Saxophon um dich herum wandert (Track 8). SO will ich Musik mit KH hören! Leider gibt es kaum Klassikaufnahmen mit KK.

Gruß frisch.

PS. Iannis Xenakis "Pleiades" nicht echt KK aber gut, da kannst Du deine Ohren mal zudröhnen ;) (Percussion Ensemble)
(Track 4+5)
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