Chesky - langweilt mich!

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Der_Hexer
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 23. Nov 2004, 15:31
hi folks

Wahrscheinlich werde ich eine Lawine auslösen...
Aber ich finde die Aufnahmen von Chesky stinke langweilig. Die aufnahmetechnischen Aspekte überzeugen zwar und stehen auch im Vordergrund, jedoch klingt die Musik sowas von steril, ja geradezu langweilig und gestellt. Mittelmässige Sängerin, wie z.B. Cristy Baron, werden durch die perfekt abgestimmten Aufnahmen erst erträglich. Es gibt natürlich auch gute Musiker, wie Luiz Bonfà, Rosa Passos, Ron Carter etc., die für Chesky musizierten, allerdings klingen deren Aufnahmen auch eher uninteressant, leblos und abgestanden. Das Hochglanz-Label Chesky ist definitiv nicht mein Fall und wegen den klanglichen, aufnahmetechnischen Aspekten kaufe ich sowieso keine CD. Bei mir steht immer noch die Musik im Vordergrund.

Mich würde eure Meinung interessieren.

Greetz
der Hexer
Miles
Inventar
#2 erstellt: 23. Nov 2004, 15:50
Ich stimme dir zu.

Über die Sängerinnen- und Crossoverproduktionen kann ich nichts sagen, aber die Jazzaufnahmen von Chesky die ich habe (Lee Konitz, McCoy Tyner, Phil Woods, Oregon) würde ich allesamt als gefällig bezeichnen. Auf anderen Labels haben die gleichen Künstler gewagtere Musik gespielt.

Ich gehe davon aus dass diese "audiophilen" Labels Musik wollen die sovielen Hifi-Fans wie möglich gefällt, und das bedeutet Mainstream. Denn von dieser Kundschaft leben sie, und nicht von den "wahren" Jazzfans. In Jazzmagazinen bekommen diese Platten meist laue Bewertungen, während sie in den Hifi-Magazinen hochgejubelt werden. Dasgleiche gilt auch zum Teil für die Telarc-Jazzaufnahmen, z.B. von Oscar Peterson, Dave Brubeck, Jacques Loussier usw.
tjobbe
Inventar
#3 erstellt: 23. Nov 2004, 16:13
mir geht es mit den Telarcs und den Chesky oft(nicht immer, gibt da durchaus ausnahmen wie die Paquito d'Rivera, Ron Carter) ähnlich wie euch und meine Vermutung ist eher eine andere bzw. hat eine weitere Komponente.

Die Telarcs/Cheskys sind eher der "KLassischen Aufnahmetechnik" verhaftet (Diffusfeld, A/B) während Verve, BN und fast alle kleineren Labels eher Nahfeldaufnahmen releasen. Ich hatte im (Geschlossenen) Neutrale Wiedergabethread schon mal geäußert das Jazzhörer dieses "Entfernung erzeugende" Klangbild nicht unbediungt schätzen. Mich versetzt es immer in die Positionen eine "Aussenstehenden Hörers" denn als Teil der Musik zu sein...

Das "stört" mich mehr als die Interpretation.

Gegenbeispiel für durchweg gute Aufnahmen sind z.B. die Concords, bei denen auch oft Künstler spielen/spielten die ihre beste Zeit bereits hinter sich haben/hatten, aber wo die Aufnahmen durchaus mitreisender sind (Brubeck z.B. ist im vergleich zu den Telarcs deutlich "lebendiger")

Cheers, Tjobbe

P.S. bezgl Tyner habe ich das gefühl das seine Chesky gegenüber den letzten Telarcs noch deutlich besser sind. Die letzte war ein einziger Reinfall....


[Beitrag von tjobbe am 23. Nov 2004, 16:13 bearbeitet]
Miles
Inventar
#4 erstellt: 23. Nov 2004, 17:45
Die Tyner-Platte mit Joe Henderson, Ron Carter und Al Foster ist bestimmt nicht schlecht, doch sie ist ein typisches Beispiel dafür was die audiophilen Label machen wollen, nämlich Remakes der Jazz-Klassiker aus früheren Jahrzehnten mit aktueller Klangtechnik. Der Titel "New York Reunion" spielt auf die 1964er Blue Note Session The Real McCoy an, bei der Joe Henderson und Ron Carter mitgewirkt haben.

Auch die Oregon Aufnahme für Chesky enthält Kompositionen die die Gruppe schon vorher für ECM eingespielt hat.

Deshalb ist schon vom Konzept her klar dass man musikalisch nichts Neues oder Aussergewöhnliches erwarten kann.

Mit gefällt die Chesky-Klangtechnik auch nicht besonders, wegen der Mikrofonplatzierung oder der Abmischung klingt sie extrem detailiert aber nicht sehr natürlich.


[Beitrag von Miles am 23. Nov 2004, 17:45 bearbeitet]
tjobbe
Inventar
#5 erstellt: 23. Nov 2004, 18:07

Miles schrieb:
..... Der Titel "New York Reunion" spielt auf die 1964er Blue Note Session The Real McCoy an, bei der Joe Henderson und Ron Carter mitgewirkt haben.


ja, die ist sicher der Standard an dem sich Tyner messen lassen muß !


Miles schrieb:

....Deshalb ist schon vom Konzept her klar dass man musikalisch nichts Neues oder Aussergewöhnliches erwarten kann.
....


nun die Rosa Passos&Ron Carter halte ich für durchaus eigenständig (wobei brasilianische Musik außerhalb von ev. Baden Powell eh nicht mit experimenten glüänzt) ....

ich persönlich halte die VME, (japanischen K2-) Impulse, Fantasy K2/SACD, selbst die RvG's für "lebendiger", weil wohl auch authentischer....

Cheers, Tjobbe


[Beitrag von tjobbe am 23. Nov 2004, 18:08 bearbeitet]
Mohol
Stammgast
#6 erstellt: 25. Nov 2004, 00:43
Mir gefällt die Klangqualität der Chesky CD´s außerordentlich gut. Es ist wie bei einem Livekonzert.
Wenn alle Label so arbeiten würden, gäbe es nur Nuancen, über die man diskutieren würde. Für jede schlecht oder mittelmäßig aufgenommene CD müßten die unfähigen Aufnahmetechniker, etc. Gehaltsabzug bekommen.

Es ist doch immer so, daß man nicht alle Künstler eines Labels mag. Das ist bei anderen Labels genauso.

Gruß
Dieter
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 25. Nov 2004, 16:25
Hallo, interessantes Thema...

Nun, ich besitze auch die eine oder andere Chesky-Einspielung.

ich suche - wie jeder - einfach Musik, die mir gefaellt.

Epochemachende Aufnahmen gelingen vielleicht in einer besonderes fruchtbaren Zeit (wie 60er/70er) besonders haeufig, aber man kann es nicht erzwingen.

Deswegen sind so manche tolle labels wg. Insolvenz/ mangelnder Rentabilitaet vom Markt verschwunden.
Nicht jeder label-Gruender kann als saba-Erbe und Multimillionaer ein Label aus Spass an der Freude und mit der Praemisse "cost: NO OBJECT" gruenden, wie damals MPS.

Daher gehiert es sicherlich zur Ueberlebensstrategie, auch Volumeneditionen zu produzieren, mitc denen man eher Stirnrunzeln bei Kennern, aber Kaufkraft beim mainstream erreicht.

Es gibt auch massenhaft beschissene Aufnahmen bei ECM, ich kann den Namen Garbarek bspw. schon nicht mehr hoeren, dieses ewiggleiche depri-getroete...

Von Chesky habe ich Klavieraufnahmen des Labelinhabers persoenlich ("Fantasies" --> schrecklicher fehlkauf) , die sehr gute "Club de sol" von chesky (macht alles wieder gut ) , einige badi Assad, einige Ana Caram, eine sehr sehr gute herbie Man, eine excellente Monty Alexander, eine gute Bruce Dunlap, alle saraK., sowie alle legendaeren beethoven- Einspielungen unter rene leibovitz.

letzteres ist wohl kaum als kommerzieller Erfolg zu bewerten, sondern als lobenswerte und gelungene Bewahrung einer ansonsten vielleicht vom Markt verschwundenen Plattenserie, die ueberdies sehr aufwendig und technisch brilliant aufgearbeitet wurde, sehr empfehlenswert!

Vielleicht habe ich nicht die (evtl. ueberzogenen?? ) Anspruieche wie Ihr, dass man immer nur "gewagte" Musik sucht?

ich weis es nicht, ich mag ebenfalls keine hingesudelte Interpretation und finde es schade, wenn sich ehemalige Giganten fuer die Kohle prostituieren bzw. sich von einem Label auf den Strich schicken lassen.

aber nicht nur wir machen gelegentlich die "Faust in der tasche" , um unsere Kroeten fuer den Lebensunterhalt zu verdienen, Kuenstler und Label muessen das auch...

Immerhin kann man heutzutage in die Cds reinhoeren und daher wird ja keiner mit der vorgehaltenen Pistole zum Kauf gezwungen...

...oder etwa doch??

Na bitte...

Die Aufnahmetechnik von Chesky finde ich gut, aber nicht epochemachend.
bei sara K. aber bspw. ist das saugut aufgenommen.

Aber das kann das neue (deutsche ) Label von saraK; eben auch.

Fazit:

Einige gute Scheiben sind herausgekommen, auch wirklich empfehlenswerte. Von einem "epochalen" Image wie verve, MPS, Blue Note oder Dreyfuss ist Chesky jedoch meilenweit entfernt und sein Sinn fuers geschaftliche wird moeglicherweise genau das verhindern, wie bei fast allen label-Inhabern heutzutage, die nicht mehr mit Inbrunst produzieren.
Und wenn doch, eben aufgekauft werden wie Dreyfuss u.v.a. m.

Gruss
geniesser_1
Senfsack
Stammgast
#8 erstellt: 25. Nov 2004, 18:05
Ich kaufe meine Scheiben grundsätzlich nach der Musik und nicht nach der Qualität.
Andersrum finde ich es pervers
Wobei man die Qualität in den Läden mit den billig Playern und Hörern eh nicht mitkriegt. Das Labels einfach zum Mainstream gezwungen ist traurig, aber wohl leider wahr.
Warum?
Die Standardausrede es liege an Tauschbörsen etc. lasse ich nicht gelten, da Jazz Aufnahmen und Hörer viel zu wenig verbreitet sind. Vor allem die Kundschaft die Wert auf Klangqualität legt, lädt sich keine Mp3s runter
Woher kommt dann die Kommerzialisierung?
Sterben anspruchsvolle Jazzhörer aus?
Liegt es an den modernen Zeiten?

Gruß Senfsack
tjobbe
Inventar
#9 erstellt: 25. Nov 2004, 18:52
@geniesser: für so schlimm halte ich Chesky ja nun auch nicht (und die Künstler sind sicher erste Sahne)

es ist halt auffällig das -wenn ich mal Concord, Telarc, Chesky vergleiche, die alle irgentwie "Alt-Stars" re-cyclen - diese bei Concord für mich am besten abschneiden. Die unterschiede von Petterson bei MPS&Pablo zu Telarc ist doch deutlich "kommerzieller", ohne deshalb schlechter zu sein. Wenn ich mir z.B. die verteilung bei Ihm anschaue dann sind bei mir etliche Verves, viele MPS und Pablos, wenige Telarcs dabei....(ähnliches auch bei Brubeck etc....)

Thema: wie überlebe ich als Jazzlabel... nun ja da gibt es durchaus unterschiedliche Strategien.

Blue Note früher ist -aus meine Verständnis- am ERfolg mitte der 60er zu Grunde gegangen (eben weil der Laden nicht mit dem gestiegenen Ansprüchen aus den kommerziell erfolgreicher werdenen Künstlker mit kam, als da wars wohl eher zu viel erfolg)

GRP war mal eigenständig recht erfolgreich (und hatte einen ähnlcihen Ruf wie Chesky heute) und ist aus der Not bei Universal unterschlüpft...

Concord: nun die recyclen auch Non-Jazz oder Gränzgänger, bzw risikolose Künstler, fahren dabei aber recht erfolgreich, kommen aber auch an den Punkt wo sie Ihre sachen nur noch in Kooperation mit einem Major vertreiben können.

Fantasy: nun ist auch bei Concord untergekommen und lebt (und finanziert die Jazz-Backlog veröffentlichungen) eigentlich durch die Linzenzeinkünfte von CCR Aufnahmen

Blue Note heute: nun bei EMI als Jazz/anspruchsvolle Erwachsenene Label plaziert bei dem heute auch Künstler veröffentlichen, die mit Jazz nix am hut haben

Verve/Impulse: nun auch bestandteil der Universal Music Group und veröffentlich auch mehr Backlog als sonst was (aber der ist ja gut und reichlich)

ECM ist ebenso via Universal am MArkt, aber zumindest künstlerisch eigenständig, aber oft recht "abgedreht" mit dem Hang zum übersphärischen....früher erdiger

und dann sind da noch viele kleine die schlecht und recht überleben...

@Senfsack: Jazz ist nicht mal ebenso Massentauglich zu machen und man muß sich Zeit nehmen um zu hören (und wer hat das heute noch

Cheers, Tjobbe


[Beitrag von tjobbe am 25. Nov 2004, 22:09 bearbeitet]
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 25. Nov 2004, 19:10
hallo senfsack, hallo tjobbe

Tja, in der Konstanz des Jazz-Publikums (und in deren nicht unerheblicher Kaufkraft ) liegt aber auch ein segen, ich gehe davon aus, dass die Jazz-Labels relativ konstant und konjunkturUNabhaengiger als die Ex-und-Hopp-Musikveroeffentlicher verkaufen.
Also so in Richtung steady state.

Hat ja ebenso erneut charme wie ein Maschinenbaukonzern NACH der New-Economy-Blase...

Gruss
vom
geniesser_1

seit 1 Tag mit einem offenen Kamin...
Senfsack
Stammgast
#11 erstellt: 25. Nov 2004, 19:21
@ tjobbe

Dass echter Jazz nicht maßentauglich ist ist mir klar.

Meine Frage war warum so viele ehemals eigenständige Labels zu den großen Konzernen überlaufen bzw. Kommerzmusik verkaufen, gerade wenn man die "Konstanz des Jazzpublikums" betrachtet, müsste man doch eigentlich denken, dass weiterhin Bedarf an hochwertiger Musik besteht.
Es ist jedenfalls ein starker Trend in Richtung Kommerz zu beobachten.
Senfsack
tjobbe
Inventar
#12 erstellt: 25. Nov 2004, 19:33

Senfsack schrieb:
....
Meine Frage war warum so viele ehemals eigenständige Labels zu den großen Konzernen überlaufen bzw. Kommerzmusik verkaufen, gerade wenn man die "Konstanz des Jazzpublikums" betrachtet, müsste man doch eigentlich denken, dass weiterhin Bedarf an hochwertiger Musik besteht.
Es ist jedenfalls ein starker Trend in Richtung Kommerz zu beobachten.
Senfsack


nun die Jazz-Labels haben so eine unangenehme Größe... zu Groß um so weiter zu machen und zu klein um alleine zu überleben. Dazu kommt das die Majors sich auf den "Jungen Markt der PopStars" im moment zu focusieren scheinen (ala: wer nicht sein Gesicht in einer Casting show hatte bekommt keinen Vertrag, egal was er spielt...)

...so daß selbst ein Van Morrison sich ein neues Label suchen muß. Und da scheint der Name Blue Note als eine Marke mit Anspruch gut zu passen. Blue Note als Marke ist da wohl eher das was zählt, denn der Jazz für den er steht...(EDIT: und das ist ein einem Konzern wie EMI sicher das was zählt.. wer außer Erbsenzählernb käme auf die Jazzaufnahmen aus dem Jahre 1959 mit einem Kopierschutz versehen zu wollen, die es in x-Veröffentlichungen gibt.....:? )

@geniesser: dann mal Art Peppers Winter Moon kaufen und hören

Cheers, Tjobbe


[Beitrag von tjobbe am 25. Nov 2004, 19:37 bearbeitet]
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 25. Nov 2004, 20:22
Das Problem ist wohl weniger die Produktion der LAbels, es ist der Vertrieb, das kostet.

@ tjobbe

Witzig, habe das in Deinem posting NACH meinem gelesen...

Scheinen beide auf KAmin zu stehen....

leider muss ich noch ca. 15 Tage warten, bis alles trocken ist..

gruss
geniesser_1
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