Modern und hörbar?

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Winnipeg
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 18. Nov 2005, 13:48
Liebe Musikfreunde,

ich lese hier schon eine Weile – unregelmäßig, aber mit Interesse – im Forum mit. Heute möchte ich mich mal aus der Deckung wagen und die Gemeinde um musikalischen Rat bitten.

Ich wäre nämlich zwecks Erweiterung meines musikalischen Horizonts für ein paar Tipps, welche Werke von Komponisten des 20. Jahrhunderts bzw. zeitgenössischen Komponisten ich mir mal anhören sollte, sehr dankbar. Allerdings interessieren mich in diesem Bereich in erster Linie Werke, die sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. Ich kann´s schlecht eingrenzen, aber der gemeinsame Nenner würde wohl hinauslaufen auf: nicht experimentell (Melodie statt aleatorisches Chaos), eher weite Klangflächen als viel Bewegung und Unruhe. Ich mag z.B. die Werke von Pärt sehr, daneben Gorecki, „Harmonium“ von John Adams ist IMHO ein tolles Stück. Vor kurzem habe ich mir die 7. Sinfonie von Rautavaara angeschafft. Ist auch nicht schlecht, mir persönlich an manchen Stellen schon ein Stückchen zu dissonant bzw. umhermäandernd.
Auch liegen mir übermäßig impressionistische Werke nicht so sonderlich; sie wirken auf mein subjektives Geschmacksbarometer oft zu ziellos und verschwommen. Deshalb habe ich mich bislang trotz meiner Vorliebe für englische Komponisten nie wirklich für die Musik von Delius erwärmen können. Vor allem in der Musik von Vaughan Williams, aber auch in einigen Bruckner-Sinfonien finde ich bei aller Komplexität der Kompositionen eine Klarheit und Weite in Melodien und Harmonik, die mir gefällt und mich anspricht. (Das am Rande zu meinem sonstigen Musikgeschmack).

Ich hoffe, ich habe mit meinem langen Text keine unbeantwortbare Frage gestellt und würde mich über eure Tipps und Rückmeldungen sehr freuen !

Viele Grüße
Matthias
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 18. Nov 2005, 15:06
Ich stehe ja auf Pettersson#6, aber das schrieb ich bereits ein paar mal. Kennst Du http://www.hifi-forum.de/viewthread-68-1147.html
Vielleicht solltest Du da anknüpfen.


[Beitrag von Gantz_Graf am 18. Nov 2005, 15:07 bearbeitet]
Hörbert
Inventar
#3 erstellt: 18. Nov 2005, 16:12
Hallo!
Die symphonien von Karl Amadeus Hartman sind für Einsteiger wie geschaffen.
http://www.schott-musik.de/
MFG Günther
Kreisler_jun.
Inventar
#4 erstellt: 18. Nov 2005, 16:34

Winnipeg schrieb:

Auch liegen mir übermäßig impressionistische Werke nicht so sonderlich; sie wirken auf mein subjektives Geschmacksbarometer oft zu ziellos und verschwommen. Deshalb habe ich mich bislang trotz meiner Vorliebe für englische Komponisten nie wirklich für die Musik von Delius erwärmen


Ich fand das Label "Impressionismus" nie besonders hilfreich...
Kennst Du Musik von Debussy und Ravel (die kein bißchen verschwommen ist), der man dieses Etikett auch oft verpaßt hast (die aber m.E. in einer gnaz anderen Liga spielen als Delius)? Debussy ist ein extrem einflußreicher Komponist gewesen, u.a. für den frühen Stravinsky und Bartok. Die drei berühmten Ballette Stravinskys Feuervogel, Petrouchka und Le Sacre du Printemps (Frühlingsopfer) könnten ein guter Einstieg sein. Man beginnt quasi bei Rimsky-Korsakoff und Debussy und wird zunehmend kühner.
Von Bartok scheinen mir eher seine späten Werke recht eingängig: Konzert f. Orchester, Divertimento f. Streicher, 3. Klavierkonzert. Wenn man mit denen vertraut ist, die anderen beiden Klavierkonzerte, die Musik f. Saiteninstrumente, Schlagzeug etc., die Sonate f. 2 Klavier und Schlagzeug und die Streichquartette. Das mag zwar stellneweise zunächst fremd klingen, ist aber jedenfalls klar und streng strukturierte Musik.
Wenn Du Mahler schätzt, solltest Du mal Bergs Orchesterstücke op.6, das Violinkonzert und die "Lyrische Suite" anhören. Der erste Satz von Mahlers 9. ist ein ziemlich direkter Berg-Vorläufer.



können. Vor allem in der Musik von Vaughan Williams, aber auch in einigen Bruckner-Sinfonien finde ich bei aller Komplexität der Kompositionen eine Klarheit und Weite in Melodien und Harmonik, die mir gefällt und mich anspricht. (Das am Rande zu meinem sonstigen Musikgeschmack).


Vaughan Williams ist ja immerhin ein (wenn auch nicht besonders avantgardistischer) Komponist des 20. Jhds. Hast Du mal in Schostakowitschs Sinfonien reingehört? (Mein Vorschlag wären eine oder mehrere aus 1,5,8 und 10 zu versuchen)
Oder Hindemiths "Mathis der Maler" Sinfonie und die "Sinfonischen Metamorphosen" (nach Themen C.M. v. Webers).
Und Strawinskys "Sinfonie in 3 Sätzen"

viele Grüße

JK jr.
pha
Stammgast
#5 erstellt: 18. Nov 2005, 18:28
Hallo,
probiers mal mit Samuel Barber und Erich Korngold. Bei beiden z. B. das Violinkonzert. Oder Schulhoff. Der ist zwar schon etwas schräg, aber wenn Du Kammermusik magst, hör mal in "Fünf Stücke für Streichquartett" rein.
Grüße,
Peter
musiccreator
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 18. Nov 2005, 18:50
Hallo!

Sehr zu empfehlen sind die Werke von Malcolm Arnold (z.B. seine Sinfonien).
Korngold würde ich auch sofort empfehlen, oder die Orchesterwerke von Miklos Rozsa (allen voran, sein "Thema und Variationen", mit dem Bernstein als Dirigent debütierte).
Poulenc und Honegger sind französische Komponisten des 20. Jahrhunderts, die dir sehr wahrscheinlich auch zusagen werden. Genial, weil eine gute Mischung aus Avandgardismus und Hörbarkeit finde ich Prokofievs 2. Symphony.
musiccreator
Holger_S.
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 18. Nov 2005, 19:00
Hallo,

generell kann man sagen, dass in der UdSSR viele Werke geschrieben wurden, die wirklich "anhörbar" sind. Ich bin auch kein Freund von ganz moderner Musik, habe aber eine wirklich sehr umfangreiche Sammlung sowjetischer Musik. Schostakowitsch wurde ja schon genannt, andere Namen wären zum Beispiel Chatschaturjan, Amirow, Arutjunjan, Chrennikow, Ivanovs, Kabalewski, Kolessa, Muchatow, Peiko, Rakow, Salmanow, Schebalin, Swetlanow, Swiridow, Taktakischwili, Boris Tschaikowski, Weinberg und Zinzadse. Einzige Einschränkung: nicht von allen dieser Komponisten sind derzeit CDs im Handel erhältlich, manchmal hat man Glück, wenn man eine alte LP erwerben kann.

Viele Grüße
Martin2
Inventar
#8 erstellt: 19. Nov 2005, 02:06
Lieber Mathias,

also zunächst mal sollten wir bei diesem Thema nicht "neu" oder "jünger" mit "moderner" übersetzen. Es gibt zwar diese Verwendung des Begriffs, etwa wenn sich jemand einen ganz modernen Fernseher kauft, in der Kulturgeschichte ist "Moderne" aber in erster Linie eine Epochenbezeichnung und viele reden ja inzwischen auch davon, daß wir heute in der Postmoderne leben, so daß die Moderne eigentlich auch schon wieder etwas Historisches geworden ist.

Ich habe von den von Dir geschätzen neuen, aber wohl nicht unbedingt modernen Komponisten Pärt nur mal eine Radiosendung gehört, von Goreckis habe ich die 3., von John Adams dagegen kenne ich schon einiges mehr, Rautavaaras 7. habe ich auch schon mal gehört. Mein Eindruck ist nun der, daß man all diese Musik ( Tavener ist da auch so ein Name, der mir einfällt) wohl eher zur Postmoderne zählen sollte ( weiß aber nicht, ob das richtig ist). Manchmal finde ich diese Musik doch schon sehr regressiv ( wiewohl ich Adams sehr schätze) und von vielen Anhängern der Moderne wird diese Musik ja auch leidenschaftlich abgelehnt ( nach deren Meinung sind das sozusagen alles Schwindler, die nur einen konservativen Musikgeschmack bedienen wollen, aber daß die Sache so einfach liegt, glaube ich nicht).

Wenn Dir Rautavaaras 7. schon zu dissonant ist, solltest Du jedenfalls um die Wiener Schule einen weiten Bogen machen. Geschweige denn Dir Henze oder Stockhause anhören ( und auch der hier genannte Hartmann ist dann nichts für Dich).

Ich bin kein großer Freund der Moderne, finde aber einiges von den Klassikern und Vorläufern der Moderne durchaus hörenswert. Also Skrjabin, Ives, Bartok, Strawinsky z.B. Vielleicht entdeckst Du ja bei manchen dieser Komponisten, daß das Moderne doch einen gewissen Charme hat. Gerade in der Frühphase der Moderne wirst Du ein vielfältiges Experimentieren mit verschiedensten Ausdrucksmitteln entdecken, von dem eine gewisse Faszination ausgeht.

Hörenswert ist da sehr vieles. Ich nenne als Beispiele, denen sich einige hinzufügen ließen, "La poem de exstase" von Skrajabin, die Lulusuite von Berg, die "Three places for orchestra" oder "The unanswered question" von Charles Ives, oder "Le sacre de printemps" von Strawinsky, oder das "Konzert für Orchester" von Bartok. Allerdings ist da nun schon manche Dissonanz dabei, aber wenn Du jede Dissonanz ablehnst, dann brauchst Du Dich mit der Moderne erst gar nicht zu beschäftigen.

Der hier genannte Malcolm Arnold könnte Dir gefallen. Allerdings weiß ich nicht, inwieweit man ihn zur Moderne rechnen kann. Aber das ist ja letzlich auch gar nicht wichtig. Ich empfinde ihn als einen Konservativen im besten Sinne, womit er dann natürlich aus allem modernistischen seiner Zeitgenossen heraussticht. Jedenfalls ist seine Musik, gerade in den Sinfonien, keinesfalls nachgemachtes 19. Jahrhundert.

Schostakowitsch, Prokovjev, Messiaen könnten Dir auch gefallen. Einfach mal was ausprobieren, und zum Glück gibt es ja Büchereien, wo man sich mal was ausleihen kann.

Gruß Martin
vanrolf
Inventar
#9 erstellt: 19. Nov 2005, 03:20
Hallo zusammen, hallo Matthias,

zunächst noch ein herzliches Willkommen hier im Forum, Matthias!

Martin ist mir gerade zuvorgekommen, ich wollte auch darauf hinweisen, daß hier wohl eher nach Werken im 20. Jahrhundert gefragt wird, die im Grunde Traditionen aus der Zeit vor der Moderne fortführen oder wo ganz anders angesiedelt sind. Den Begriff "Moderne" hat Matthias in seiner Frage übrigens auch garnicht verwendet (jedenfalls nicht bezogen auf die Stilepoche der "Moderne", die - grob gesagt - zeitlich zwischen den Weltkriegen liegt), dagegen aber Bruckner erwähnt.
Von daher glaube ich - wie Martin - auch nicht, daß jede hier genannte Empfehlung dazu passt, es sei denn, Matthias zieht seine Grenzen neu.
Kompositionen wie die No. 6 von Pettersson sind sicher nicht das, was hier gesucht wird, auch mit Berg oder Hartmann könnte es schwierig werden, ebenso wie mit Bartóks Streichquartetten. Im Gegensatz zu Martin habe ich zwar einiges für die Moderne übrig und kann speziell das Violinkonzert von Berg z.B. auch sehr empfehlen, finde aber, daß man schon darauf hinweisen sollte, daß man es hier eben mit "zwölftönendem" zu tun bekommt. Gerade dieses Werk habe ich in meiner Begeisterung und in Erwartung entsprechender Resonanz schon anderen vorgespielt - Pustekuchen!
Spontan fallen mir - wenn Matthias sie sich nicht schon erschlossen hat - die Sinfonien von Sibelius, (Carl) Nielsen und Atterberg ein, außerdem - weil ich sie in letzter Zeit oft gehört habe - sinfonische Dichtungen von Novak ("In der Tatra") und Janacek ("Sinfonietta", "Taras Bulba"), sowie das eine oder andere von Martinu (Symphonie No. 5).

Gruß Rolf
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 19. Nov 2005, 20:28

vanrolf schrieb:
Kompositionen wie die No. 6 von Pettersson sind sicher nicht das, was hier gesucht wird

Für den Melodiesuchenden mag die erste Hälfte schwieriger sein, aber die zweite Hälfte ist an Schönheit nicht zu überbieten. Ausserdem handelt es sich um ein klassisches klassisches Werk, kein impressionistisches- oder Avantgarde-Geklimper ;). Bruckner-Werke brauchen nicht weniger "Einarbeitungszeit".
Oder woraus willst Du hinaus?


[Beitrag von Gantz_Graf am 19. Nov 2005, 20:29 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#11 erstellt: 20. Nov 2005, 01:27
Hallo Gantz_Graf,

Was mich betrifft, ist Pettersson 6 auf jeden Fall eine Empfehlung wert, und die zweite Hälfte könnte in die gewünschte Richtung gehen, das sehe ich auch so. Aber bis dahin müßte sich Matthias erst einmal durchwühlen, immerhin an die 30 Minuten lang (die Hälfte also). Fraglich, ob das in seinem Sinne ist.
Was den Vergleich mit Bruckner betrifft, möchte ich, ohne die Komplexizität Bruckners im geringsten in Frage zu stellen, doch widersprechen. Rein subjektiv geht mir ein Bruckner sicher leichter in den Kopf als diese erste Hälfte von Pettersson (in einem Pettersson-Booklet wird die durch die Komplexizität erforderliche, vermehrte "Hörarbeit" auch angesprochen, ich weiß aber nicht mehr, ob es das Booklet der No. 6 war).
Jedenfalls, Matthias weiß jetzt, was er von Petterssons No. 6 zu halten hat, und daß wir beide das Werk schätzen.

Gruß Rolf
Gamaheh
Neuling
#12 erstellt: 20. Nov 2005, 02:55
Hallo Matthias,

es gibt eine Reihe von CDs, die Ingo Metzmacher mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter dem Titel "Who Is Afraid of Twentieth Century Music?" aufgenommen hat. Ich kenne zwar nur eine davon, aber ich glaube, die geben einen recht guten Einstieg und Überblick über neuere Musik, die nicht unbedingt "modern" ist (das Hamburger Publikum ist eher konservativ).

Im übrigen habe ich die Erfahrung gemacht, das auch moderne Musik im Konzertsaal viel besser wirkt als von der Konserve (ich spreche von sinfonischer Musik, die Orchester sind oft sehr groß). Vieles von dem, was ich mir live angehört habe, würde ich mir zuhause nicht anhören, ganz einfach deshalb, weil der Eindruck blaß wäre.

Delius war übrigens meines Wissens ein Deutscher oder jedenfalls deutscher Abstammung und in England als "Fritz" Delius bekannt.

Gute Nacht.
Gamaheh
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 20. Nov 2005, 10:46

Gamaheh schrieb:
Delius war übrigens meines Wissens ein Deutscher oder jedenfalls deutscher Abstammung und in England als "Fritz" Delius bekannt.

Ich hoffe, ich langweile nicht mit meiner ständigen Wikipedia-Verlinkung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Frederick_Delius

Lieben Gruß

Frank
Winnipeg
Schaut ab und zu mal vorbei
#14 erstellt: 21. Nov 2005, 16:00
Hallo,

erst mal herzlichen Dank für eure zahl- und umfangreichen Antworten, die ja wirklich eine Fülle von Tipps und Anregungen enthalten . Da ist sicherlich das eine oder andere genannt, das ich mir gern mal anhören will (Schostakowitsch, Atterberg) oder auch schon getan habe (Poulenc).

Und um Martins Begriff zu verwenden: offenbar ist es tatsächlich die wie auch immer definierte Postmoderne, die mir musikalisch liegt. Habe mir jetzt z.B. vorgenommen, eine CD mit Werken von Peteris Vasks zu kaufen (ich steh halt auf Sphärenklänge *g* ...).

Wenn jemand dahingehend noch postmoderne Ideen hat, freue ich mich darauf und werde ansonsten alle interessanten Diskussionen hier im Forum verfolgen und mich an der einen oder anderen gern beteiligen .

Viele Grüße
Matthias
princisia
Stammgast
#15 erstellt: 28. Nov 2005, 02:22
Hallo,
der Thread-Steller spricht mir in vielerlei Hinsicht aus der Seele.
Ich begeistere mich seit langem für den Münchner Peter Michael Hamel, der in Feulleton-Sprache auch schon mal "Wegbereiter der Integalen Musik" genannt wird.
Er hat diverse zeitgenössische Kompositionspreise errungen, aber auch meditative Musik, präpariertes Klavier und Ethno-Jazz gespielt (z. B. mit der Uraltband Embryo als Begleiter), die Musiktradition von Old Europe, Indien und Nepal studiert, und, und, und... .

Ein paar Beispiele:

Peter Michael Hamel: Organum.
Eine CD mit meditativer , warmer, melodischer, am ehesten noch als New Age einordbarer Musik, vom Komponisten auf der Kirchenorgel ohne Einsatz von künstlichen Süßungsmitteln eingespielt (Kuckuck/Sony). Hat nichts mit klassischer Orgelmusik zu tun, obwohl barocke Kompositionstechniken (siehe Titel) zum Einsatz kommen. Auch für Klassik-Neulinge brauchbar, die "Struktur-hören" kennen lernen wollen: Das Hauptthema ist auf offensichtliche oder vertrakte Weise in jedem Moment der Musik enthalten, wenngleich es sich nicht um eine Orgelsinfonie handelt. Alltagswert dieser CD: Schöne, ruhige Musik für die einbrechende Winterzeit, deren Wärme zur Not ein Kaminfeuer ersetzen kann, die aber garantiert niemals bei Klassik-Radio landen wird. Eine der schönsten Platten in meiner Sammlung.
Bei Amazon für 16 EUR (gebraucht dort momentan sogar unter 9 EUR zu haben.
http://www.amazon.de.../028-7434976-7266941


Völlig andere Musik ist auf dieser Scheibe zu finden:
Peter Michael Hamel: Violinkonzert. Diaphainon. Gralsbilder (auf Wergo 1993 erschienen).
Klische: "erträgliche Moderne". Besonders das Violinkonzert (Christiane Edinger, Bayrisches RSO, Alicja Mounk) gefällt mir. Faszinierend wie spannend der markante Tonsprung der Sekunde das 35-minütige Werk durchzieht. Kein virtuoses Gefrickel, keine kapriziösen Schrägheiten. Trotzdem das absolute Gegenteil von Kuschelklassik, Melodik, Süßlichkeit oder Imitation vergangener Epochen.

Gustav Mahler's 10. Sinfonie in der wunderbaren Aufführungsfassung von Rudolf Barshai (Brilliant Classics) ist für mich ganz klar Musik des 20. Jahrhunderts (darf ich den Expressionismus bemühen?), die trotzdem nicht mit der "Anhörbarkeit" der Spätromantik bricht und schon in der Aufführungsversion (= vom viel zu früh verstorbenen Mahler nicht fertig orchestriert und daher auch nicht, wie bei ihm üblich, noch zwei bis drei Jahre lang von ihm persönlich "abgeschmeckt") von faszinierender Qualität :hail. Die Barshai-Fassung ist eine der intensivsten Platten meiner Sammlung (aufgenommen einen Tag nach den Anschlägen auf die Twin Towers - und das hört man).
Viel Freude!

Peter


[Beitrag von princisia am 28. Nov 2005, 02:35 bearbeitet]
Ifukube
Stammgast
#16 erstellt: 28. Nov 2005, 08:29

Besonders das Violinkonzert (Christiane Edinger, Bayrisches RSO, Alicja Mounk) gefällt mir. Faszinierend wie spannend der markante Tonsprung der Sekunde das 35-minütige Werk durchzieht. Kein virtuoses Gefrickel, keine kapriziösen Schrägheiten. Trotzdem das absolute Gegenteil von Kuschelklassik, Melodik, Süßlichkeit oder Imitation vergangener Epochen.


Dem kann ich vorbehaltlos zustimmen! Das Violinkonzert von Peter Michael Hamel gehört neben "Shifting" von Rolf Riehm zu den besten deutschen Violinkonzerten!

Gruß,
Ifukube
teleton
Inventar
#17 erstellt: 29. Nov 2005, 14:26
Hallo Musik-Freunde,

es wird Einsteigern schon eine Menge zugemutet.
In der Schule (70er-Jahre)hatten wir im Musikunterricht auch eine Lehrerin, die uns zum Thema "Komponisten des 20.Jhd."den Komponisten Penderecki aus Polen vorstellte.
Diese Musik, die ich zwar heute schätze, halte ich für den Einstieg für absolut verfehlt, da ein Einsteiger damit gar nichts anfangen, geschweige denn Gefallen daran finden könnte. Penderecki komponiert vielfach ohne Noten und nur mit Zeichen in der Partitur - das war ganz nett zu erfahren, aber im Endeffekt hat die Musik keinem gefallen und keiner hat sich später für Penderecki interessiert.
Ich selbst bin auf ganz anderen , erarbeiteten Wegen zu Penderecki gekommen.

Genauso halte ich einen Einstieg mit dem sehr schweren Komponisten Petterson für verfehlt. Das ist für einen Einsteiger Zeitverschwendung und wird zur Ablehnung führen.

Wer Musikfreud ist und schon wie Winnipeg in der Klassik Fuß gefasst hat, sollte sich Werken auseinandersetzen, die gleich von Anfang an fastzinieren und erst dann zu schwierigerem Material wechseln.

Bei mir hat die Auseinandersetztung der Russischen Klassik automatisch zu Schostakowitsch geführt - dieser Komponist ist IMO ohnehin der beste Komponsit des 20.Jahrhunderts und seine Werke begeistern von Anfang an.

Wenn wir bei den Russen bleiben ist Prokofieff mit seinen Sinfonien, Romeo und Julia-Ballett, Cinderella-Ballet, Skythische Suite op.20 u.a. der TOP-Einstieg.
Genauso Rachmaninoff mit den Sinfonien und Klavierkonzerten.
Strawinsky mit seinen Balletten und Sinfonien (S.in 3Sätzen, Sinf.in C) - damit ist man lange ausgelastet.

Weiterhin empfehle ich Hindemith mit seiner Sinfonie Mathis der Maler, Konzertmusik op.50, Weber-Metharmorphosen, Sinfonie in Es. Das ist wertvolle und große Musik, die unter die Haut geht.

Mein Lieblingskomponist Bartok wurde schon genannt, aber der sollte auch erst nach Kenntnis seiner Vorläufer gehört werden um Verständnis zu erreichen.

Die Amerikaner haben einiges zu bieten, das direkt von Anfang an begeistert:
Copland, Bernstein, Barber, Schuman, Hanson-Sinfonien und Orchesterwerke, Harris: Sinfonie Nr.3, Gerschwin, u.a.

Die Südamerikaner haben rhythmische Musik, die mit den Dirigenten Batiz und Bernstein auf zahlreichen CD´s höchst empfehlenswert sind:
Carlos Chavez, Silvestre Revueltas, Ponce, Villa-Lobos, Ernesto Ginastera. Hierfür müste man auch einen eigenen Thread öffnen, da diese Werke lohnend wertvoll und ganz wichtig: beim hören absolut Spaß machen.
Adri
Stammgast
#18 erstellt: 05. Dez 2005, 19:37
Hi,
die Frage modern und hörbar empfinde ich als ähnlich sinnvoll/sinnlos wie "alt und hörbar?"
Hörbarkeit ist für mich keine Frage des Abnutzungsgrades.
(Die verschlissenen Hits mal ausgenommen.)

Hier ist jedenfalls abwechlungsreiche Musik des 21. Jahrhunderts.

ALLA PAVLOVA (*1952- )
Symphony No. 2, "For the New Millennium"

Symphony No. 4
Yaroslav Krasnikov, violin
Georgy Khachikyan, organ

Moscow Radio Tchaikovsky Symphony Orchestra
Vladimir Fedoseyev


Naxos 8.557566

amazon.de

http://www.naxos.com...?item_code=8.557566#

Naxos hat eine ganze Serie von "21st Century Classics"
http://www.naxos.com...ass_code=%27NMC%27))

MfG
Hüb'
Moderator
#19 erstellt: 05. Dez 2005, 19:57
Hi Adri!

Besonders abwechslungsreich finde ich diese Musik nun gerade nicht. Mir hat die CD jedenfalls nicht sonderlich gefallen:
http://www.hifi-foru...119&postID=2716#2716
http://www.hifi-foru...119&postID=2780#2780

Lieben Gruß

Frank
Adri
Stammgast
#20 erstellt: 05. Dez 2005, 20:19
Hi Frank,
als Hintergrundmusik habe ich die CD bisher nicht verwendet.
Vielleicht sollte ich sie mal meiner Haushaltshilfe empfehlen.

op111
Moderator
#21 erstellt: 05. Dez 2005, 20:56
Hallo zusammen,

Hüb' schrieb:
In Ergänzung zu meinem Beitrag hier:
http://www.hifi-foru...119&postID=2716#2716
Ich möchte daher vor dieser CD nochmals warnen. Taugt allenfalls zur Hintergrundbeschallung von Hausarbeiten.


das bringt mich auf eine Threadidee: Klassik zur Hausarbeit!

So gehen die Meinungen auseinander. Die CD muß ich mir auch mal anhören, wenn sie bei der Hausarbeit wie z.B. dem Sortieren der CDs hilft, dann habe ich endlich mal Ordnung.

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 05. Dez 2005, 20:57 bearbeitet]
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