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Wie sieht der Klassikmarkt in 30 Jahren aus?

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 10. Jun 2007, 00:21
Wie sieht der Klassikmarkt in 30 Jahren aus? Spielen dann die Berliner Philharmoniker für Brilliant ein, weil inzwischen Brilliant die Deutsche Grammophon geschluckt hat? Wird Naxos dann noch eine große Rolle spielen? Hat sich das kostenpflichtige Downloaden aus dem Internet dann durchgesetzt, weil nur noch ein begrenztes Repertoire überhaupt noch verkauft wird, jeder spezielle Wunsch aber nur noch per Internet zu erfüllen ist? Werden sich die Klassikliebhaber freuen, daß auf diese Weise einiges doch der Nachwelt erhalten bleibt? Werden illegale Downloads aus dem Internet zunehmen mitsamt der ganzen CD Brennerei und den Markt kaput machen? Wird die CD in 30 Jahren überhaupt noch eine Rolle spielen? Ist auf den Konservativismus der Klassikliebhaber Verlaß? Wird es die Hamburger Sinfoniker dann noch geben? Wird sich die SACD bis dahin durchgesetzt haben? Ist Kunstkopfstereo dann wieder im Kommen? Werden wir dann ganz andere Speichermedien haben? Wird die Selbstvermarktung von Künstlern, also das Selbsteinspielen und Selbstverbreiten von Einspielungen ( wie es das Royal Philharmoic Orchestra gemacht hat) dann zunehmen? Werden Brilliant und Naxos in dem Marktsegment, das sie bedienen, Konkurenten bekommen haben? Werden die Copyrightschutzgesetze sich bis dahin verändert haben? Werden sich bis dahin andere Spitzenorchester etabliert haben, wie zum Beispiel Orchester aus dem Osten oder aus Lateinamerika? Schreitet die Globalisierung dann weiter voran und werden wir unsere CDs aus China beziehen? Ist der Starkult von morgen dann immer noch derselbe wie der von heute? Wird es noch mehr Dirigentinnen geben als heute? Werden die Wiener Philharmoniker dann immer noch ein Männerensemble sein? Werden JPC und Amazon dann noch mehr Konkurenz bekommen haben? Wird das simple Stereo bis dahin hoffnungslos altmodisch geworden sein? Werden zeitgenössische Komponisten dann wieder eine größere Rolle spielen? Wird es den Hochpreis von 20 Euro pro CD dann noch geben oder wird sich eine andere vielleicht niedrigere Marge eingespielt haben?

Fragen über Fragen und ich harre der Antworten.

Gruß Martin
Maastricht
Inventar
#2 erstellt: 10. Jun 2007, 09:38

Martin2 schrieb:
Wie sieht der Klassikmarkt in 30 Jahren aus?
Gruß Martin :prost


30 Jahre: Für mich ist die Frage, wie der Markt in 5 Jahren aussehen wird.
Will die Mehrheit der Klassikinteressenten flüchtige Produkte oder will sie (mehr oder weniger versorgte) Ausgaben, die man anfassen kann? Welche Rolle hat der Klassikinteressent überhaupt auf dem Markt? Wird er ernst genommen?
Zum Verkauf von EMI las ich in der Zeitung nur über Popmusik.

Ich denke:
- es gibt viele Menschen die eine CD mit einem Büchlein usw. zu schätzen wissen,[abgesehen vom Sammeln: Gesternabend life Beethoven's 'Konzert für Violine und Orchester, op. 61, gehört und als ich wieder zu Hause war, packte ich einige CD's um zum Unterschied mal reinzuhören; auch schön als er auch noch was zu lesen dabei ist;
- ein Betrieb muss sich vielleicht ausschliesslich auf klassische Musik richten; klassische Musik wird im Verhältnis zur Popmusik doch immer eine untergeordnete wirtschaftliche Rolle spielen;
- ich vermute das extrem hohe Gagen für Klassiksterne und hohe Geginnspannen im Allgemeinen zur Vergangenheit gehören;
- damit zusammenhängend: mein Eindruck: der Kaufpreis für CD's ist auch für Klassikinteressenten gemittelt zu hoch; Brilliant und Naxos haben das auf jeden Fall gut gesehen;
- für mich ist noch ein wichtiger Punkt auf welche Weise Musikentwicklungen in z.B. China den Klassikmarkt beeinflussen werden (denk z.B. aan Lang Lang); vielleicht kommt von der Ecke aus eine Art 'Musikrenaissance'.

Am meisten misse ich heutzutage immer mehr Musikgeschäfte, [gut = mit einem guten Angebot, zu akzeptabelen Preisen, wo man sich was anschauen und anhören kann. Und wenn dann noch der Verkäufer Verstand von der Sache hat ...]

Es gibt eine Menge Antiquitätengeschäfte, bei denen ich mich wunder das sie existieren können. Vielleicht kommt sowas auch für klassische Musik (auf CD oder ähnlichen Tonträgern).


Gruss, Jürgen
enkidu2
Inventar
#3 erstellt: 10. Jun 2007, 15:59
Man Martin, machst Du Dir Gedanken! Wer weiß schon, was in dreißig Jahren sein wird. Denke ich dreißig Jahre zurück, dann hätte ich nie geglaubt, dass es sowas wie CD mal geben würde. Und auch PCs waren damals für mich noch undenkbar, auch wenn der Apple II vor fast genau 30 Jahren erstmals präsentiert wurde. In 30 Jahren ist ziemlich viel vorstellbar. Und Deine Frage hat wirklich viele Facetten.

Eine Aspekt, über den es zu spekulieren gilt, ist der Stellenwert der klassischen Musik beim Verbraucher. Wird die Zahl der Klassik-Konsumenten steigen, oder wird er eher abnehmen. Der demografische Faktor liese zumindest für Deutschland vermuten, dass die Zahl der Konsumenten schwinden wird, der Absatzmarkt also immer uninteressanter wird. Auch habe ich nicht den Eindruck, dass die Zahl der Klassikinteressierten zunimmt. Aber das ist ein Eindruck, den ich nur aus dem Stellenwert klassischer Musik in den Medien ableite, und weniger auf eigenen Erfahrungen beruht.

Vielleicht nimmt aber der Stellenwert von Musik als reinem Audio-Erlebnis auch ab? Mein Eindruck ist, dass der Videokonsum verglichen mit vor 30 Jahren deutlich zugenommen hat, was ja angesichts der unverändert nur begrenzt verfügbaren Freizeit bedeutet, dass irgendwas anderes dafür zurückstecken musste.

Meine persönliche These auf die Absatzkrise, in der sich die Musikindustrie derzeit angeblich befindet, ist die, dass der Markt eigentlich langsam gesättigt sein müsste. Der Austausch von LPs gegen CDs dürfte in den meisten Haushalten abgeschlossen sein, und es stellt sich die Frage, wieviel CDs ein Haushalt eigentlich besitzen soll. Der Konsum kann ja nicht endlos weitergehen, da der Platz ja mit DVDs und hoffentlich auch noch Büchern geteilt werden muss. Wenn man mal von Sammler-Enthusiasten wie mir absieht, dürfte z.B. doch ein Beethoven-Zyklus pro Haushalt ausreichen. Und so einiges an CD-Beständen dürfte auch über den Weg der Vererbung den Bedarf nachfolgender Generationen befriedigen.

Insofern wage ich die These, dass Klassik-Tonträger für den Massenkonsum keine Rolle spielen werden, sieht man von Medienereignisse wie Anna Netrebko einmal ab. Ich glaube, der Klassikmarkt wird innerhalb des Musikmarkts mehr eine Nische für kleine bis mittelgroße Labels sein, die für ein breiter interessiertes Publikum produzieren. Wenn ich von meinem eigenen Musikkonsum ausgehe, habe ich früher bevorzugt bei Deutsche Grammophon, Decca, EMI etc. gekauft. Inzwischen stammen die meisten meiner CDs aber eher von Hyperion, Harmonia Mundi France und cpo, und die Aufnahmen seltener aus dem Bereich des Mainstreams.

Ein anderer Aspekt ist der der genutzten Technologie. Hier glaube ich in der Tat, dass in 30 Jahren die Vereinigung von Computer- und Unterhaltungsequipment (Audio/Video) in den Haushalten abgeschlossen sein wird. Wir werden dann irgendwo einen Medienserver haben, über den wir unsere Musik online beziehen bzw. dort speichern werden. Booklets werden nur noch für Liebhaber bedeutsam sein, und wahrscheinlich auf einer Web-Seite abrufbar sein. Die CD als Scheibe dürfte ausgedient haben, Flash-Speicher sie als digitalen Datenträger ersetzen. Die LP düfte dagegen bei Nostalgikern noch weiter leben.

Ob sich hochauflösende Formate im Musikbereich halten werden, angesichts der Tatsache, dass die Masse auch mit reduzierter Musik auskommt, ist nochmal ein ganz anderes Thema.

Und so könnte ich wohl entlos weiter spekulieren, aber irgendwie glaube ich nicht, dass das zu was führt. Ich finde, dass Thema bedarf zum einen einer besseren Strukturierung und zum anderen einer besseren Untermauerung durch Fakten, aus denen sich Trends ablesen lassen.
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 10. Jun 2007, 19:09
Hi!

Interessante Frage.

Ich denke, Musik wird immer weniger etwas, was auf Tonträger auch physisch präsent ist. On-demand Verfügbarkeit wird zunehmen - und ist natürlich der Schrecken aller krankhaften Sammler, wie ich einer bin.

Du willst Beethovens 5te mit C. Kleiber und den Wienern hören? Du holst sie dir - natürlich gegen geringe Gebühr. Natürlich sowohl als Video-, als auch als reine Tonaufnahme (je nach Verfügbarkeit). Ich denke mal, so wird es wahrscheinlich schön viel früher aussehen. 30 Jahre müssen wird dazu gar nicht erst warten.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf ein Interview mit Klaus Heymann im aktuellen Fono Forum verweisen. Auch dort werden solche Überlegungen angestellt.

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#5 erstellt: 11. Jun 2007, 09:10
Dreißig Jahre ist nur eine verdammt lange Zeit ...

Technisch ist da alles mögliche möglich. Wäre 1977 die heutige Welt, wo fast jeder einen PC hat, nur im entferntesten vorstellbar gewesen?

Was ich mir zum Beispiel sehr gut vorstellen kann, ist, daß sich der Download aus dem Internet in einer Weise entwickeln wird, wie es heute kaum vorstellbar erscheint. Wenn heute fast jeder einen PC hat, der jedem nicht allgemein zugänglichen Datenverarbeitungsprogramm von vor 30 Jahren um Äonen überlegen ist, wäre es auch vorstellbar, daß andere heute nicht allgemein zugängliche Techniken ebenfalls den Massen zugänglich wäre.

Also meine Zukunftsvorstellung wäre: Da lädt sich jemand ein Buch aus dem Internet und dieses Buch wird dann aus seinem Drucker einfach ausgeworfen und ist von einem in einer Buchhandlung erworbenen kaum zu unterscheiden.

Und selbstverständlich kann man auch eine CD aus dem Internet herunterladen und diese kommt schön bedruckt, mit Textheft versehen und in einer ansprechenden Verpackung aus seinem "CD Hersteller". Utopisch? Also in 30 jahren läßt sich wirklich viel vorstellen und wenn die Technik das hinbekäme, wäre das in der Zukunft ein Milliarden- wenn nicht Billionengeschäft, so wie die PCs eins waren.

Und wenn man sich dann so hübsche CDs oder SACDS oder was auch immer aus dem Internet herunterladen könnte, wäre ich nicht so sicher, ob alle die konservativen Klassikliebhaber, die dem Download aus dem Internet mit Abscheu gegenüber stehen, dann immer noch so standhaft bei ihren fabrikmäßig hergestellten CDs blieben.

30 Jahre ist wiegesagt eine verdammt lange Zeit ...

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 11. Jun 2007, 09:15 bearbeitet]
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 11. Jun 2007, 09:41
An feste Datenträger in der Zukunft glaube ich nicht mehr. Mittlerweile haben Privatleute heute schon längst die Bandbreite, um ganze (verlustfreie) Alben aus den Netzen zu holen. Nebenbei gesagt komprimieren die verlustfreien Komprimierer meist um 50% und besser.

BTW, ich stehe dem Download aus dem Internet überhaupt nicht mit Abscheu gegenüber. Den Fortschritt, den verlustbehaftete Audio-Encoder gemacht haben, ist enorm (lame mp3, aac, vorbis aotuv). Mal davon abgesehen, dass man sich verlustfreie komprimierte Formate (flac, wavpack, tak) leisten kann. Relevanter Teil der Audiokette am PC ist nur die Soundkarte, und da gibt es einiges.
Viel von der Abscheu gegenüber Musikdateien rührt wohl aus der Vorstellung, es gäbe nur 128 kbps/cbr mp3, von Idioten erzeugt. Womöglich überkomprimierte (bzgl. Dynamik) Popmusik. Löst Euch von Vorurteilen.


[Beitrag von Gantz_Graf am 11. Jun 2007, 09:48 bearbeitet]
Curd
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 11. Jun 2007, 09:55
Hallo,

interessante Frage ( und endlich mal wieder ein Fred der Spass machen könnte - von Interesse wohl nicht nur für den Klassikbereich - deswegen eher in einer anderen Rubrik besser aufgehoben

Egal...

also ich finde das ihr eher verhaftet seit an der heutigen Technik und sie lediglich konservativ weiterdenkt - richtige Revolution lese ich noch nicht

Ein guter Ansatz von Martin:
Wie sah die Situation 1977 aus....Ein PC für alle? Das Internet für alle? Wer hätte das vorausgeahnt?
[...dabei vergisst man ja leicht das "Alle" lediglich die Industrieländer und dort auch nicht alle darstellt...]

Mal ein paar Gedanken - inspiriert von der Technikgläubigkeit der HOBBY-Hefte aus den 60er [bin Sammler dieser alten Publikationen]

Medien existieren nicht mehr - alles ist vernetzt - man braucht sie nicht mehr - man bekommt sie nicht mehr.
( nur noch gebrauchte....CD sind ein Problem da es keine neuen Abspielgeräte mehr zu kaufen gibt und die alten Geräte nicht mehr reparabel )

Diese Situation bahnt sich schon an - Apple ITune - Flashspeicher - 8 GB -

Wieviel wird man in 30 Jahren haben? Da könnten dann alle jemals veröffentlichten Musikstücke abgelegt sein...ich könnte mir aber eher vorstellen das man sich mit einem Medienabo den Zugang zu allen jemals veröffentlichten Daten erkauft. Der "Player" ist dann implantierbar und wenn das Konto nicht mehr die nötige Deckung aufweist....wird abgeschaltet bzw. ein Tinnitus geschaltet der mich dezent auf die offene Rechnung hinweist.

Web2.0:
Während ich früher interressante Technik-Werbeclips auf meine Festplatte gesichert habe überlasse ich das heute Youtube warum selber Arbeit und Speicher dafür opfern. Ein Weg in diese Richtung....

Selbstverständlich wird nicht ganz "Gallien" besetzt sein und einige werden sich "verweigern". Gibt ja auch heute schon: Vintage-Elektronik-Fans und Vinyl Freunde aber diese Zahl wird sinken. Und aus naheliegenden Gründen werden die es sehr schwer haben....ET Versorgung ist heute schon ein Problem.

Nur meine 5-Cent Meinung

Martin2
Inventar
#8 erstellt: 11. Jun 2007, 11:26

rollo1 schrieb:
Hallo,

interessante Frage ( und endlich mal wieder ein Fred der Spass machen könnte - von Interesse wohl nicht nur für den Klassikbereich - deswegen eher in einer anderen Rubrik besser aufgehoben


Lieber Rollo,

ich weiß nicht, ob dieser Thread woanders besser aufgehoben ist. Klassikliebhaber sind glaube ich besonders konservativ und verweigern sich gerne neuen Techniken. Sie lieben das Haptische, das mit dem Erwerb einer neuen CD verbunden ist. Ich habe keinen Zweifel, daß sich etwa die neuen Downloadmöglichkeiten bei Popliebhabern durchsetzen werden, aber bei Klassikliebhabern bin ich da skeptisch.


also ich finde das ihr eher verhaftet seit an der heutigen Technik und sie lediglich konservativ weiterdenkt - richtige Revolution lese ich noch nicht


Entschuldige mal, was ich da angedeutet habe, mit neuen Techniken, die es möglich machen werden, Bücher und CDs aus dem Internet auszudrucken in einer dem Liebhaber annehmbaren Gestalt, wäre das etwa keine Revolution? Und ich glaube, das wird kommen. Was ist daran konservativ? Ist es etwa weniger konservativ, zu glauben, daß zukünftige Generationen ein Buch am Bildschirm lesen werden?

Also ich denke im Gegenteil, daß der Konservativismus eine im Grunde das Technische sehr vorantreibende Größe sein wird.

Was wären denn Deine technischen Revolutionen, die Du hier anmahnst?

Gruß Martin


[Beitrag von Martin2 am 11. Jun 2007, 11:26 bearbeitet]
Curd
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 11. Jun 2007, 12:41
Hallo,

war ja nicht als Angriff gewertet....verstehe ich auch nicht so ganz wie DU das daraus herauslesen konntest?

Das Thema betrifft ja nicht nur die Klassik-Musik Liebhaber.

Desweiteren - die Zukunftsvisionen fand ich halt nicht utopisch genug!

Es ist eine Weiterentwicklung des momantan noch in den Kinderschuhen steckende (was für ein Satz)

Download gibt es ja schon und allmählich kommt die Industrie dahinter die Inhalte auch DRM frei anzubieten.

Ich sehe das eher so wie Gantz_Graf. Die Frage die sich doch eher (jedenfalls mir) stellt ist doch das die CD,SACD DVD ,Blue Ray und was noch alles an Scheiben kommt gegen das "Netz" nicht ankommen wird. Und wenn keine Medien mehr angeboten werden und die Industrie keine "Brenner" mehr liefert wozu auch? Der Content ist ja dann jederzeit aus dem Netz zu holen.

Deine Idee des "3D-Druckers" ist z.B. schon in Ansätzen Realität - 3D Drucken ist eine recht junge Rapid Prototyping Technologie die noch expandieren wird. Mit Book on Demand kann man sich heute schon seine Bücher selbst erstellen.

Dein Satz:
"Klassikliebhaber sind glaube ich besonders konservativ und verweigern sich gerne neuen Techniken."
kann ich gar nicht unterschreiben
und dabei gilt noch zu bedenken: Verweigern kann man sich nur dann wenn es eine Alternative gibt - was wäre denn wenn es nur Neuerscheinungen im Netz gäbe - also ohne Möglichkeit diese auf eine haptisch schöne CD zu erhalten?
enkidu2
Inventar
#10 erstellt: 11. Jun 2007, 13:13
Nun ja, viele Visionen spinnen ja auch nur einen Faden fort, dessen Garn bereits in der Vergangenheit geknüpft wurde.

@Gantz_Graf: Sicherlich ist richtig, dass heute Bandbreiten im Angebot sind, mittels derer zumindest ein Music-Download von der Performance her unproblematisch ist. Andererseits kenne ich noch genügend Leute im engsten Umfeld, die klassische Musik lieben, aber dennoch keine PC-Technologie nutzen. Oder Kommunikationskosten derart auf ein Minimum reduzieren, dass diese von Online-Offerten nicht erreicht werden. -- Wer kennt noch den Spruch auf Telefonzellen: Fasse Dich kurz? -- Man sollte immer berücksichtigen, dass es auch außerhalb des Internets viele Klassikliebhaber gibt, die dem Internet nicht aufgeschlossen gegenüber stehen. Selbst wenn in 30 Jahren vielleicht die ältere, weniger Technik gewohnte Generation wegstirbt, wird es vielleicht immer noch genügend Internet-Verweigerer geben, denen ein klassisches Angebot auf Datenträgern willkommen wäre. Wäre doch mal eine schöne Umfrage: Wieviele Klassiklieberhaber gedenken auch in Zukunft, das Internet nicht zu nutzen. Ist natürlich keine Frage für dieses Forum.

@Rollo: Ich würde den Gedanken weiterspinnen: aus Verwertungssicht, wozu überhaupt noch Speicherung von Informationen beim Endverbraucher? In 30 Jahren könnte ich mir vorstellen, ist kostenfreier Wireless Access ins Internet aller Orten mit hoher Bandbreite verfügbar. Man wählt nur noch aus dem Online-Angebot aus und zahlt eine verbrauchsabhängige Nutzungsgebühr. Kopien sind nicht mehr möglich und alle Daten zentral gespeichert und auswertbar. Das freut die Musikindustrie.

Rollo hat vielleicht nicht so ganz unrecht mit der Verlagerung in einen anderen Thread. Denn die Diskussion hier ist schon wieder sehr technisch. Ist die Technik denn das einzige, was den Klassikmarkt verändern wird? Wird es nicht vielleicht so sein, dass andere Medien, wie Videos oder aber imaginäre Welten wie Second Live oder World of Warcraft immer mehr Menschen in andere Richtungen ablenken, so dass der Klassikhörer einer aussterbenden Spezien zuzurechnen ist? Wird der Klassikmarkt vielleicht künftig wieder mehr vom Live-Event als von der Konserve leben?

Ich finde, die Diskussion verflacht, wenn wir uns nur über den Informationsträger unterhalten. Man könnte ja auch mal darüber nachdenken, dass vielleicht in 30 Jahres jedes Stück schon mehrfach aufgenommen wurde, so dass sich bei fortwährender Verfügbarkeit dieser Stücke kommerzielle Neuproduktionen vielleicht nicht mehr lohnen, der Markt also endgültig erschöpft ist. Oder wird das nie passieren?

Um die Technik ist mir nicht bange. Ich werde auch in dreißig Jahren noch Musik von CDs hören können, sofern sich mein Bestand bis dahin nicht aufgelöst hat. Aber ich werde auch neue Vertriebswege kennen und nutzen lernen. Meine Sorge ist vielmehr, wird in 30 Jahren noch klassische Musik produziert werden? Wenn ich die Diskussionen in diesem Forum verfolge, ist das eigentlich nicht mehr nötig: die bevorzugt genannten Referenzeinspielungen sind doch meistens älteren, nur selten jüngeren Datums.
Martin2
Inventar
#11 erstellt: 11. Jun 2007, 13:27
Lieber Rollo,

um Gottes Willen, ich habe Dein Posting doch nicht als "Angriff" gewertet! Genauso wenig Du hoffentlich mein Posting. Wie die Welt in 30 Jahren aussehen wird, weiß kein Mensch.

Mir gings nur darum herauszustellen und diesen Punkt zu machen, daß Konservative eben doch gerade die treibende Kraft für Innovationen sein können. Eben weil sie durch das "Neue" nicht so leicht zufriedenzustellen sind. Sie nörgeln halt an allem herum und das ist gut so. Stell Dir bloß vor, die Welt würde nur aus Menschen bestehen, die alles neue bloß mit Begeisterung aufnähmen.

Ich denke wir stehen mit vielem hier wirklich noch am Anfang. Ein Drucker von heute kann eben nichts anderes produzieren als "Lose Blatt Sammlungen", die Druckpatronen sind teuer, die Technik nicht immer leicht zu bedienen.

Ich persönlich glaube, daß uns die konventionelle Art und Weise, CDs ( oder auch Bücher) zu erwerben, noch eine sehr lange Zeit erhalten bleiben wird. Die Downloadindustrie wird diesen Wettbewerb aufnehmen müssen, vermutlich wird sie billiger sein als die industriell gefertigten Medien, aber sie wird nicht denselben Service bieten. Das mag sich aber über die Jahrzehnte wiegesagt ändern. Also eine selbstbeschriftete CD ohne Dokumentation ist eben doch kein guter Wettbewerber für eine gute industriell gefertigte CD ( oder gar der Bildschirm für ein Buch). Aber das kann sich alles ändern.

Sind meine Vorstellungen tatsächlich so wenig visionär? Was auf uns tatsächlich einmal zukommen könnte, wäre eine Welt ganz ohne Produktionsindustrie für Medien, weil wir unsere Medien selbst herstellen könnten ( weil sich Druckner und Brenner und all das verbessern und mehr Möglichkeiten bieten). Das würde am Ende möglicherweise auch die Musikproduktionsindustrie revolutionieren. Die Rolle der Produktionsfirma oder des Verlages würde vielleicht völlig verschwinden oder doch sagen wir mal eine ganz andere Rolle, etwa der einer reinen Promotionsmaschine bekommen.

Und die Liebe zum Buch etwa mag konservativ sein ( ich denke aber, die meisten Menschen sind hier konservativ), aber die technische Herausforderung, die dahinter steht, einen portablen kleinen "Buchdrucker" zu entwickeln, ist sicher gewaltig, wird aber sicher irgendwann einmal angenommen werden.

Ich bin im übrigen auch nicht so konservativ zu wünschen, daß die Downloadindustrie mir exakt dasselbe wie die industrielle CD bieten muß. Aber ich wünsche mir doch, daß ein Download mir etwas ähnlich schönes Haptisches bietet, wie eine alte LP oder CD. Und das wird letzlich kommen müssen, denn sonst wird die Downloadindustrie ewig hinter der Fabrikware hinterherlaufen, gerade beim Klassikmarkt, der sehr umkämpft ist, und wo man viele schöne CDs heute schon mit wenig Geld zu kaufen bekommt.

Gruß Martin
Curd
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 11. Jun 2007, 13:55

enkidu2 schrieb:
Nun ja, viele Visionen spinnen ja auch nur einen Faden fort, dessen Garn bereits in der Vergangenheit geknüpft wurde.


Das ist natürlich richtig!
Und stelle ich ja nicht in Frage
In diesem Sinne ist z.B. Jules Verne kein Utopist sondern ein Visionär - er hat die damalige Technik weiter gedacht.


enkidu2 schrieb:
denen ein klassisches Angebot auf Datenträgern willkommen wäre. Wäre doch mal eine schöne Umfrage: Wieviele Klassiklieberhaber gedenken auch in Zukunft, das Internet nicht zu nutzen.


Angebot und Nachfrage. IMHO wird die Nachfrage erheblich geringer sein als heute und dann wäre so eine CD aus dem letzten Jahrhundert sündhaft teuer


enkidu2 schrieb:
@Rollo: Ich würde den Gedanken weiterspinnen: aus Verwertungssicht, wozu überhaupt noch Speicherung von Informationen beim Endverbraucher?

Es gibt keinen Grund
[Dann sind wir wieder da angelangt wo IBM in den 60er begonnen hat - Computer mieten ]


enkidu2 schrieb:
In 30 Jahren könnte ich mir vorstellen, ist kostenfreier Wireless Access ins Internet aller Orten mit hoher Bandbreite verfügbar. Man wählt nur noch aus dem Online-Angebot aus und zahlt eine verbrauchsabhängige Nutzungsgebühr. Kopien sind nicht mehr möglich und alle Daten zentral gespeichert und auswertbar. Das freut die Musikindustrie.


Nicht nur die...der Netputer hat sich bis jetzt noch nicht so durchgesetzt - Anfänge sind jedoch vorhanden.


enkidu2 schrieb:
Wird es nicht vielleicht so sein, dass andere Medien, wie Videos oder aber imaginäre Welten wie Second Live oder World of Warcraft immer mehr Menschen in andere Richtungen ablenken, so dass der Klassikhörer einer aussterbenden Spezien zuzurechnen ist?


Das ist natürlich der Fall - war es aber schon immer.
Bei mir ist ganz eindeutig Zeit auf den PC gewechselt und nocheinmal mit dem Internet. Das sind Effekte die sich jetzt langsam auch bei den TV-Anstalten bemerkbar machen das Internet reizt zur Interaktion und knabbert Marktanteile ab.


enkidu2 schrieb:
Wird der Klassikmarkt vielleicht künftig wieder mehr vom Live-Event als von der Konserve leben?


Ui - das wäre natürlich zu begrüssen


enkidu2 schrieb:
Man könnte ja auch mal darüber nachdenken, dass vielleicht in 30 Jahres jedes Stück schon mehrfach aufgenommen wurde, so dass sich bei fortwährender Verfügbarkeit dieser Stücke kommerzielle Neuproduktionen vielleicht nicht mehr lohnen, der Markt also endgültig erschöpft ist. Oder wird das nie passieren?


IMHO wird das nie passieren - schliesslich gibt es ein Marketing


enkidu2 schrieb:
Um die Technik ist mir nicht bange. Ich werde auch in dreißig Jahren noch Musik von CDs hören können, sofern sich mein Bestand bis dahin nicht aufgelöst hat.


Da bin ich mir eben nicht sicher - deswegen auch die ganzen Player im Keller Nein im Ernst wieso bist Du Dir sicher? 30 Jahre ist eine sehr lange Zeit für die Technik.


enkidu2 schrieb:
Meine Sorge ist vielmehr, wird in 30 Jahren noch klassische Musik produziert werden? Wenn ich die Diskussionen in diesem Forum verfolge, ist das eigentlich nicht mehr nötig: die bevorzugt genannten Referenzeinspielungen sind doch meistens älteren, nur selten jüngeren Datums.


Da widerum bin ich eher gelassen und zwar weil immer wieder neue Klasikhörer nachwachsen und die sind bereit auch neuen Künstlern ihr Gehör zu schenken und wie erwähnt: Marketing.
Und da es hoffentlich weiterhin Live Musik geben wird: Diese Künstler werden weiterhin produzieren...Da sehe ich nicht schwarz.

Martin2
Inventar
#13 erstellt: 11. Jun 2007, 13:58

enkidu2 schrieb:
Um die Technik ist mir nicht bange. Ich werde auch in dreißig Jahren noch Musik von CDs hören können, sofern sich mein Bestand bis dahin nicht aufgelöst hat. Aber ich werde auch neue Vertriebswege kennen und nutzen lernen. Meine Sorge ist vielmehr, wird in 30 Jahren noch klassische Musik produziert werden? Wenn ich die Diskussionen in diesem Forum verfolge, ist das eigentlich nicht mehr nötig: die bevorzugt genannten Referenzeinspielungen sind doch meistens älteren, nur selten jüngeren Datums.


Lieber Enkido,

na, ich sehe es nicht ganz so schwarz. Vielleicht wird es dann auch andere Copyrightgesetze geben, das könnte ich mir vorstellen, denn das 50 Jährige Copyright, das im moment besteht, macht allerdings Aufnahmen älterer schlechterer Aufnahmetechnik zugänglich, das würde aber auch bedeuten, das in fernerer Zukunft, auf Aufnahmen mit bester Aufnahmetechnik kein Copyright erhoben würde - eigentlich ein Unding. Die USA haben bereits ein anderes Copyright ( ich glaube 70 Jahre), vielleicht wird das hierzulande auch kommen.

Ansonsten kann ich mir vorstellen, daß der im moment noch unterentwickelte Bereich des Aufnahmensponsorings in 30 Jahren eine größere Rolle spielt, bis zu dem Punkt, daß ich mir vorstellen könnte, daß sogar eine ganze Plattenfirma gesponsert wird. Die Deutsche Grammophon, gesponsert von Mercedes Benz, warum soll das nicht möglich sein? Die goldenen Zeiten sind so oder so vorbei, das waren die 60er, als es noch kein Internet gab, die Herstellung der Tonträger teuer und viel Geld mit Aufnahmen zu verdienen war.

Auch das heute bereits viele Aufnahmen aus der klassischen Zeit als Referenzaufnahmen gehandelt werden, schreckt mich nicht, warten wir 20 Jahre ab und dann werden sicher auch aus der heutigen Epoche viele Aufnahme zu Referenzaufnahmen aufgestiegen haben. Wer Klassik produziert, braucht sicher einen langen Atem. Aber man muß doch sagen, daß viele der Majors mit ihren alten Aufnahmen sicher noch gutes Geld verdienen, wenn sie dann diesen langen Atem und dieses Ethos hätten, das, was sie da verdienen, in die Produktion neuer CDs zu stecken, wäre mir um die Zukunft der Klassik nicht bange.

Im übrigen ist sicher heute schon die Situation für Produzenten schon schwierig. Trotzdem wird weiter produziert. Warum sollte das in 30 Jahren nicht auch der Fall sein? Und der große Star, der Fritz Wunderlich der kommenden 30 er, wird sicher auch dann gut abzusetzen sein.

Der ganze Klassikmarkt ist im übrigen heute schon hochsubventioniert und wird dies auch in 30 Jahren sein. Daß der Klassik übrigens die Hörer weglaufen, ist ein altes Lied, das bereits unglaubwürdig geworden ist, es gab da mal diesen großen Einbruch in den 60ern, die Popkultur ist heute eine Realität, aber die Klassikkultur gibt es weiterhin und ich glaube fast, daß sie irgendwann wieder wachsen wird, spätestens dann, wenn die Ansicht, Klassik sei etwas verstaubtes, selber bereits wieder Staub angesetzt hat. Also daran glaube ich nun wirklich sehr fest, daß der Kulturkampf in 30 Jahren ausgetobt sein wird, und daß junge Leute in 30 Jahren zwar nicht notwendigerweise zur Klassik erzogen worden sind, aber zu ihr die Haltung einer dann mittlerweile wieder völlig normal gewordenen Offenheit besitzen. Und das wird dem Klassikmarkt der Zukunft zweifellos gut tun.

Gruß Martin
Curd
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 11. Jun 2007, 14:13

Martin2 schrieb:
Lieber Rollo,

um Gottes Willen, ich habe Dein Posting doch nicht als "Angriff" gewertet! Genauso wenig Du hoffentlich mein Posting. Wie die Welt in 30 Jahren aussehen wird, weiß kein Mensch.


Alles klar!




Martin2 schrieb:

Mir gings nur darum herauszustellen und diesen Punkt zu machen, daß Konservative eben doch gerade die treibende Kraft für Innovationen sein können.


Siehe Karajan und CD


Martin2 schrieb:
Ich persönlich glaube, daß uns die konventionelle Art und Weise, CDs ( oder auch Bücher) zu erwerben, noch eine sehr lange Zeit erhalten bleiben wird.


Bei dem Buch schliesse ich mich an - bei der CD habe ich grösste Zweifel.


Martin2 schrieb:

Was auf uns tatsächlich einmal zukommen könnte, wäre eine Welt ganz ohne Produktionsindustrie für Medien, weil wir unsere Medien selbst herstellen könnten ( weil sich Druckner und Brenner und all das verbessern und mehr Möglichkeiten bieten).


Das könnte ich mir auch vorstellen komme aber nicht zu dem Schluss das wir Endverbraucher dann die Medien erstellen - sondern das die Medien "wegfallen" und nur noch virtuell greifbar sind......

Was mich verwundert ist das Ihr glaubt drehbare Digital-Medien müssten in 30 Jahren noch zu kaufen sein - da bin definitiv unsicher

Martin2
Inventar
#15 erstellt: 11. Jun 2007, 15:21
Lieber Rollo,

nein sicher bin ich mir mit der CD auch nicht. In 30 Jahren wird noch viel passieren, da bin ich sicher. Ich halte es zum Beispiel für äußerst wahrscheinlich, daß wir alle unsere CDs zum besseren Schutz auf einen anderen Datenträger übertragen werden. Ich glaube der portable CD Player wird irgendwann tatsächlich der Vergangenheit angehören. Dagegen wird man die Information, die auf hunderten von CDs gespeichert ist, locker und problemlos auf einen anderen Player übertragen können und an einen portablen CD Player erst gar nicht denken. Aber das sind ja alles Dinge, die heute schon in Bewegung sind und selbst so einen konservativen Knochen wie mich berühren. Ich halte es jedenfalls für äußerst unwahrscheinlich, daß ich mir meiner riesigen CD Sammlung ins Altenheim gehe, ich halte es für wahrscheinlicher, daß ich aus Platzgründen darauf verzichte und es dann auf einem anderen Speichermedium habe.

Für den Erhalt der CD sprechen zwei Gründe. Erstmal das Haptische: Du erwirbst ein Werk in einer Interpretation und Du kannst das was Du erwirbst auch anfassen. Das spricht noch nicht unbedingt für die CD als solche. In der Tat glaube ich, daß dieses Haptische in Zukunft möglicherweise auch ein anderes Medium übernehmen kann. Insbesondere ist es der Platzmangel, der gegen die CD spricht, es wird in der Zukunft bestimmt kleinere, weniger Platz fressende Speichermedien geben. Ich glaube jedenfalls nicht, daß ein junger Mensch in dreißig Jahren seine Wohnung mit CD Ständern zubaut.

Der zweite Grund, der für eine CD spricht, ist die Datensicherheit, das ist vermutlich auch der Grund, warum ich einen Minidiskplayer und keinen MP3 Player habe. Wenn Dir der MP3 Player verreckt, sind alle Daten hinüber, beim Minidiskplayer hast Du immer noch Deine Minidisks. Aber im Grunde ist das nur ein einfaches praktisches Problem und in dreißig Jahren wird das bestimmt zu lösen sein.

Insgesamt gebe ich Dir aber Recht, der medienfreie Erwerb von klassischer Musik wird in Zukunft mit Sicherheit sehr stark zunehmen und die Klassikbranche wird sich davon nicht ausnehmen. Das sentimentale Hängen eines Klassikliebhabers an seinem Speichermedium, ist etwas, was sich sicherlich viele junge Leute in der Zukunft einfach schenken werden. Allein schon der Platzmangel durch CDs ist ein gewaltiger Einwand gegen CDs. Und was für Speichermedien in den nächsten 30 Jahren noch erfunden werden, darüber möchte ich gar nicht nachdenken, die CD wird sicherlich irgendwann vollkommen antiquiert sein. Das wird irgendwann pure Nostalgie sein.

Also eigentlich gebe ich Dir bei etwas längerem Nachdenken doch Recht. Nur im moment steckt das alles noch in den Kinderschuhen, schon weil ja noch nicht einmal alle PCs haben, aber das kommt unaufhaltsam. Ob ich das schön finden soll, weiß ich allerdings nicht.

Gruß Martin
Curd
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 11. Jun 2007, 16:54
Hallo Martin,

nö so richtig schön finde ich es bis jetzt auch noch nicht.

Mir ist aufgefallen das Du die selben Gründe für die CD herangezogen hast wie früher die Vinyl-Liebhaber für ihre Platten
:
Die LP Cover sind haptischer, schöner, informativer und künstlerischer und?....Die hatten damit Recht - das kleine Jewel Case kann da nicht mithalten - trotzdem hat sich die CD durchgesetzt. Gegenüber virtueller Musik ist widerum die CD "sinnlicher" - "haptischer"

und...

Die CD nimmt viel Platz weg im Gegensatz zu Vinyl bestimmt nicht.....im Gegensatz zu "virtuellen Speicherung sehr wohl....

Schön finde ich das auch nicht - auch wenn ich die Vorteile erahnen könnte....das bewusste Musikhören mit dem Firlefanz drumherum: durchlesen des Booklets, einlegen der Platte/CD das bedienen des Drehers/Players....am Verstärker fummeln...geht verloren

Martin2
Inventar
#17 erstellt: 11. Jun 2007, 17:17

rollo1 schrieb:
Hallo Martin,

nö so richtig schön finde ich es bis jetzt auch noch nicht.

Mir ist aufgefallen das Du die selben Gründe für die CD herangezogen hast wie früher die Vinyl-Liebhaber für ihre Platten
:
Die LP Cover sind haptischer, schöner, informativer und künstlerischer und?....


Ja Du vergleichst damit nur Äpfel mit Birnen. Die LP mag haptischer gewesen sein als die CD. Nur Download aus dem Internet ist eine Form des Musikerwerbs, der ganz und gar ohne Haptik auskommt. Und das macht den Unterschied. Was ich mir sehr gut vorstellen kann, bei 30 Jahren Laufzeit, daß man sich in dreißig Jahren die gesammelten Werke Mozarts mit einem normalen Brief zuschicken läßt, weil wir dann eben andere Medienträger haben. Das hielte ich für denkbar.

Nur daß die Haptik völlig ausstirbt, der Wunsch, Musik als Gegenstand zu erwerben, halte ich nachwievor nicht für ausgemacht, gerade bei den Klassikliebhabern, die konservativ am Haptischen hängen. Und die CD repräsentierte gegenüber der LP wirklich auch einen gewaltigen technologischen Fortschritt. Daß den zukünftige Medien bringen werden, halte ich für eher unwahrscheinlich. Das einzige wahrscheinliche ist, daß zukünftige Medienträger sehr viel kleiner sein werden und sehr viel mehr Speicherplatz enthalten. Vielleicht werden sie auch billiger sein als die CD ( obwohl wenn das 170 CD set von Mozart auf Brilliant 50 Euro kostet, können die Preise zum Herstellen einer CD nicht gewaltig sein).

Ich bin ja 45 und weiß noch, was gerade bei schlechter Preßqualität die alten LPs doch für ein mit Leiden verbundenes Medium waren. Ich konnte auf diese alten LPs mit ihrem Rauschen, Knistern und Knattern wirklich verzichten. Diesen Leidensdruck habe ich bei den CDs nicht, obwohl da auch schon mal eine kaput gegangen ist.

Bis die CD ausstirbt wird aus diesem Grund m.E. noch viel Zeit ins Land gehen.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 11. Jun 2007, 18:56

Martin2 schrieb:
Ja Du vergleichst damit nur Äpfel mit Birnen. Die LP mag haptischer gewesen sein als die CD. Nur Download aus dem Internet ist eine Form des Musikerwerbs, der ganz und gar ohne Haptik auskommt.

Hallo Martin!

Du solltest bedenken, dass Musik nicht per se "dinglich" ist. Sie wurde erst im letzten Jahrhundert des vergangenen Jahrtausends konservierbar. DAVOR war sie mindestens genau so flüchtig wie eine Datei.

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 11. Jun 2007, 22:03
Lieber Frank,

das stimmt natürlich. Glücklicherweise für die CD Industrie bin ich mit dem Downloaden aus dem Internet aber völlig überfordert. Ich kriegs vielleicht auf meine Festplatte, aber wie es von da an meine Stereoanlage gelangt, ist mir ein Rätsel. Außerdem habe ich einen alten PC ( na ja 5, 6 Jahre). Das Brennen von CDs hat mit dem noch nie richtig geklappt. Ich weiß es nicht, ich habe keine Lust mir wieder einen neuen zu kaufen und dieser ganze neumodische Scheiß nervt einfach.

Mein Gott, es gibt so viele günstige schöne CDs, was soll ich mich mit dem ganzen Quatsch abgeben. Ich habe dazu schlicht keine Lust.

Im übrigen glaube ich, daß die CD uns erhalten bleibt. Nur daß wir inzwischen SACDs und DVDs haben, aber die bauen letzlich auf der alten Technik auf. Als bei einem Freund vor einiger Zeit der CD Player verreckte, hat er sich einfach einen DVD Player gekauft, der war billiger.

Woran ich nicht so recht glauben will, ist, daß jemand versucht, hier noch mal etwas ganz und gar neues zu erfinden, also ein ganz neues Medium anstelle der CD ( von Computeren reden wir nicht). Wer will sich schon ein ganz neues Abspielgerät für ein neues Medium kaufen, wenn es dafür kaum Medien gibt? Daran glaube ich nicht. Möglich aber, daß es in ein paar Jahren keine reinen CD Player mehr geben wird, weil die ganz normal SACDs und DVDs und MP3 CDs und was weiß ich abspielen werden. Insofern kann ich mir vorstellen, daß es in 30 Jahren noch weiter verfeinerte Abspielgeräte gibt, die aber nach wie vor CDs abspielen können. Die CD ist einfach zu weit verbreitet.

Computer sind eine ganz andere Geschichte. Der Computer ist nicht dafür entwickelt worden, das CD Abspielgerät zu ersetzen. Das hatte ganz andere Ziele, nur plötzlich entdeckt man: Ach ich kann ja auch Musik auf einem PC abspeichern. Und jetzt redet alle Welt vom Musikdownload. Gut aber auf die Festplatte wird sich da kein normal gebliebener Mensch verlassen. Einem Freund von mir, der geschäftlich mit PCs arbeitet, sind zwei PCs auf einmal verreckt, fast wäre die Arbeit eines Monats vernichtet gewesen, in letzter Sekunde gelang ihm eine Sicherheitskopie. Jetzt legt er seine Arbeit gleichzeitig auf 3 PCs ab.

Wenn ich das richtig sehe ( ich verstehe unwahrscheinlich wenig von Technik) ist die CD, die gebrannte natürlich, immer noch das Medium, um Daten auch zu sichern und über die Stereoanlage hörbar zu machen. Letzteres mag sich wieder ändern.

Insgesamt vertraue ich sehr auf den Konservativismus der Klassikliebhaber, so daß sich vielleicht gar nicht soviel ändern wird. Wahrscheinlich wird sich sogar das CD Format halten, es ist nun mal eingeführt. Vielleicht wird man in 30 Jahren "Cd"s haben, die die ein vielfaches an Information speichern können.

Wichtigstes Argument ist ja, daß sich eine wirklich neue Technik, wenn sie nicht wirklich greifbare Fortschritte gegenüber einer alten bringt, nicht wirklich leicht einführen lassen wird. Deshalb gibt es ja auch Hybrid SACDs, so daß sich selbst SACDs auf einem normalen CD Player lesen lassen.

Aber im Grunde reden wir hier für meinen Geschmack viel zu sehr über Technik. Dabei muß ich sagen, daß mir die Technik der Zukunft wirklich wenig Angst macht, daß sie mich im Grunde genommen aber auch nicht sonderlich interessiert. Ich erwarte mir von ihr keine großen Fortschritte, schon das SACD Format hat doch schon die größten Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Die meisten Leute sind klanglich gesehen mit ihrem CD Player zufrieden. Sie erwarten sich von der Zukunft keine "unerhörten Klangerlebnisse". Sie bleiben bei ihrem CD Player, weil sie auf neues wenig Lust haben. Und das wird lange so bleiben. Musikdownloads kommen - natürlich, werden aber viele schon gar nicht interssieren.

Reden wir lieber nicht so viel über Technik, wohin diese Diskussion leider abgedriftet ist. Ich persönlich glaube nicht, daß die Technik eine Bedrohung für den "Klassikmarkt in 30 Jahren" ist. Die Probleme der Technik werden sich lösen lassen, und es wird sichergestellt sein, daß klassische Musik auch in 30 Jahren eine Ware ist, die ordnungsgemäß und legal gekauft ihren Rezipienten findet.

Viel interessanter finde ich, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, daß die Menge an eingespielter Musik, zumal an technisch gesehen hervorragend eingespielter Musik in 30 Jahren sicher um ein vielfaches höher sein werden. Kann es immer so weiter gehen?

Andererseits: Eingespielte Klassik ist nun mal letzlich ein "vervielfältigtes Unikat". Deshalb kann man letzlich sehr viel für sie verlangen. Auch teure Ware wird da unbedingt seinen Käufer finden, es sei denn die Qualität des Fabrikats läßt zu wünschen übrig. Einspielungen von Brahms 2. sind kein Unikat, es gibt viele von ihnen, verschiedene selbstverständlich, aber doch viele von ihnen.

Wiegesagt: Teure Ware wird ihren Käufer finden - wenn sie gut ist. Billige aber auch. Und hier stellt sich nun die Frage: Ist im billigen Markt nicht am Ende mehr zu verdienen als im teuren. Das ist doch die Frage, doch nicht, ob sich jemand finden wird, der in 30 Jahren, falls die Berliner Philharmoniker in 30 Jahren unter ihrem jeweiligen Spitzendirigenten Platten für teures Geld absetzen kann. Ich glaube das kann sie und das wird sie auch in 30 Jahren tun. Und auch in 30 Jahren werden die Einspielungen von Brahms mit Abbado meinetwegen teuer sein.

Wird am Ende sich also vielleicht gar nicht so viel ändern? Das bleibt eine spannende Frage. Ich glaube einfach, daß es auch im Billigmarkt sehr viel Geld zu verdienen gibt. Letzlich bleibt es sich gleich, ob ich eine CD 1000 mal für 20 Euro verkaufe oder 4000 mal für 5. Wenn sie sich jedoch sogar 10.000 mal für 5 verkaufen läßt, dann würde es sich vielleicht auch rechnen, sie für billiges Geld zu verkaufen.

Letzlich aber glaube ich, daß sich auch in 30 Jahren an den Grundkonstellationen des Klassikmarkts nicht wirklich viel verändert haben wird. Nur das glaube ich und dafür ist Brilliant für mich der Anfang, daß man für das gängigste Repertoire für mich in 30 Jahren auch etwas vernünftiges zum günstigen Preis bekommen wird ( das ist eigentlich heute schon so) Aber den speziellen Wunsch zu befriedigen wird immer teuer sein.

Für diese Auffassung gibt es Gründe. Letzlich werden die Majors auf den Billigmarkt nicht einlassen. Es würde die Preise kaput machen. Möglich, daß mit einer wirklich guten Aufnahme aus dem Hochpreissegment im Billigsegment gut Kohle zu machen wäre, aber letzlich würde das den Markt dann endgültig kaput machen. Deshalb werden die Majors einen Teufel tun und Brilliant Konkurenz machen, das würde den Markt endgültig ruinieren und das wissen sie auch. Die spezielle Aufnahme hat ihren Preis und das wird auch in 30 Jahren so sein. Denn letzlich hat der Budgetkäufer eigentlich gar kein Interesse an "der speziellen Aufnahme" und er wird, wenn sich auf einer Billigebene die Berliner Philharmoniker und das Chicagosinfonieorchester sich gegenseitig Konkurenz machen, eiskalt zum billigsten greifen. Und am Ende ist dann gar nichts mehr zu verdienen.

Trotzdem halte ich den Klassikmarkt der Zukunft für durchaus lebendig und ich denke, wir werden noch einige Überraschungen erleben.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#20 erstellt: 12. Jun 2007, 07:30
Hi!

Meiner Ansicht nach - und es spricht vieles dafür, dass es so oder so ähnlich eintrifft - lässt sich die Zukunft der Musikwiedergabe folgendermaßen skizzieren:

- Vernetzung und zentrale Datenvorhaltung: Kaufbare, dingliche Medien verlieren zunehmend an Bedeutung. Einhergehend der im Ladenlokal betriebene Handel. Grund: die Hersteller haben kein ökonomisches Interesse daran. Die Einsparungspotentiale bei gleichzeitiger Erhöhung der Rendite sind einfach zu verlockend: keine Lagerhaltung, Veränderung des Lagerrisikos, vermindertes Absatzrisiko, Einsparung von Produktionskosten (komplette Tonträgerherstellung entfällt). Zudem Wegfall der Handelsspanne durch Direktvertrieb. Absolute Verfügbarkeit aller denkbaren Inhalte.

- Gebührenabhängige temporäre Nutzung multimedialer Inhalte: als Resultat der zentralen Datenvorhaltung; u. a. als Gebühr für die "Lagerung" durch den Anbieter. Der Nutzer entscheidet, ob er nur den Ton (stereo oder wie viele Kanäle dürfen es sein?) oder auch das Bild haben will. Auch Live-Streams in bester DVD-Qualität aus den Konzertsälen dieser Welt sind jederzeit möglich. Wäre es nicht viel spannender, sich von der Programmgestaltung der Konzerthäuser inspirieren zu lassen, und danach das abendliche Musikprogramm zu wählen, als sich irgend eine "historische" Aufnahme reinzuziehen?

- Einfachste Bedienung via kompakter Rechnereinheiten: Evtl. Sprachgesteuert. Kompakte, kaum auffällige, leise, in wohnzimmertaugliche Gehäuse verpackte PCs sind das einzig benötigte Wiedergabegerät. Ein Gerät für sämtliche multimedialen Anforderungen: Filme, TV, Radio; sowohl als on-demand-Inhalte, als auch in Form gestalteter Programme.

- Konzerthäuser: Da ändert sich kaum was - mal abgesehen von der technischen Aufrüstung, die das Live- und konservierte Musikerlebnis in den eigenen vier Wänden erlaubt.

- Zweitverwertern wie Brilliant: wird die "Lebensgrundlage" sukzessive entzogen, da die Ursprungslabel die Aufnahmen nun selbst mit minimalen Kosten vermarkten können. Größeneffekte spielen aufgrund der Loslösung vom Tonträger eh keine Rolle mehr.

Noch mal kurz zur Idee, Bücher oder CDs in "Eigenherstellung" zu erzeugen: das ist auch in meinen Augen zu wenig visionär und nicht zu Ende gedacht. Es wäre doch viel folgerichtiger, auf diesen Zwischenschritt ganz zu verzichten, wenn es die technischen Möglichkeiten hergeben (CDs: siehe oben; Bücher: eBook auf dem PDA). Ob man das persönlich für sich will, ist wieder eine ganz andere Frage. ICH möchte meine Bücher nach wie vor gedruckt auf Papier.

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 12. Jun 2007, 07:33 bearbeitet]
Curd
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 12. Jun 2007, 08:00
Moin,

ja den Ausführungen von Frank kann ich mich doch vollumfänglich anschliessen - sehe ich auch so insbesondere die "Auflösung" der in die Hand zu nehmenden Medien

Vor ein paar Wochen war ich in New York bei meinem Schwager.

Dort durfte ich miterleben was es bedeutet Medien - On -Demand zu nutzen: Normal ist dort ein monatliches Abo für 1400 TV Sender, 350 Radiostationen, 500 Spielfilme - alles digital - mit den entsprechenden "Vorteilen". Meine Aussage das ich wohl wie verrückt kopieren würde ( man kann ja so schlecht aus seiner Haut ) wurde nur mit einem Achselzucken quittiert.
embe
Stammgast
#22 erstellt: 12. Jun 2007, 09:49
Hallo,
in 30 Jahren hat jeder von den Überlebenden hier einen
Microprozessor im Hirn und wird auf *Wunsch* wie ne Marionette gesteuert. Das Hirn wird als Festplatte genutzt und alle verfügbaren Daten werden in einer 5 tägigen Kur eingespeist.
Das ganze menschliche Wissen, Kultur usw ist für jeden abrufbar.
Per HyperbioWLAN können wir untereinander auf hohem Niveau weltweit kommunizieren und unter Umgehung gewisser Sicherheitsstufen diffizile Daten tauschen ja sogar sexuelle Befriedigung finden
Für die Drecksarbeit werden vom obersten Menschheitsgremium einfach per Zufallsgenerator einige Marionetten ausgewählt und ferngesteuert.
Kann natürlich sein dass man vergisst die wieder zu regenerieren
Auf eine schöne Zukunft

Gruß
embe
Martin2
Inventar
#23 erstellt: 12. Jun 2007, 12:50

Hüb' schrieb:
- Zweitverwertern wie Brilliant: wird die "Lebensgrundlage" sukzessive entzogen, da die Ursprungslabel die Aufnahmen nun selbst mit minimalen Kosten vermarkten können.



Brilliant spielt aber auch selbst ein und hat ja möglicherweise Aufnahmen nicht nur unter Lizens einer anderen Firma sondern möglicherweise auch tatsächlich angekauft. Von daher werden die möglicherweise auch noch in 30 Jahren eine wichtige Rolle spielen. Ganz einfach weil ihre Downloads billiger sein werden als die der Hochpreiskonkurenten. Da ändert sich doch überhaupt nichts. Es ändern sich bloß die Vertriebswege. Und möglicherweise wird der Download vorübergehend billiger sein als die CD, aber auf die Dauer wird es wieder so teuer wie es war.

Übrigens was meinst Du mit "Zweitverwertern wie Brilliant"? Kennst Du denn noch andere Plattenfirmen, die das, was Brilliant macht, auch machen?

Im übrigen glaube ich, daß Firmen wie Naxos und Brilliant wirklich sehr schwer vom Markt zu drängen sein werden. Die hatten am Anfang eine Idee für eine Firma, haben diese dann umgesetzt und sind in dem Segment des Marktes, das sie beherrschen, nur noch sehr schwer vom Markt zu drängen. Nenne mir einen Konkurenten für Naxos ( Arte Nova hatte nie so einen riesigen Katalog) oder für Brilliant. Es gibt keinen und es wird auch keinen geben, so wie Google oder Microsoft keine wirklichen Konkurenten mehr haben. Und gerade Naxos hat wirklich einen Riesenkatalog, gegen die Mengen, die die eingespielt haben, kann doch keiner gegenanstinken, zumal da vieles dabei ist, was absolut neben dem Mainstream liegt. Und was dann doch noch so vergleichsweise günstig zu haben ist. Das wird Brilliant nicht schaffen, aber den Ehrgeiz haben die auch gar nicht.

Gruß Martin
teleton
Inventar
#24 erstellt: 12. Jun 2007, 13:21
Hallo Klassikfreunde,

hört doch endlich mal mit dem verdammten "Download" auf.

Wenn ich eine neue Aufnahme haben will, dann will ich das Medium, die CD oder auch gerne mal SACD in der Hand halten können, ein Heftchen herausnehmen können und die guten INFO´s zum Werk und den ausführenden lesen können.

Auch in den nächsten 30 jahren, lasse ich mir eine Erweiterung zur SACD gefallen - aber etwa in der Form der CD mit Heftchen.

--------------------------------------------------------
Download käme für mich nie in Frage - so ein Schrott.
op111
Moderator
#25 erstellt: 12. Jun 2007, 13:46
Hallo zusammen,

teleton schrieb:
Wenn ich eine neue Aufnahme haben will, dann will ich das Medium, die CD oder auch gerne mal SACD in der Hand halten können, ein Heftchen herausnehmen können und die guten INFO´s zum Werk und den ausführenden lesen können.

um Wolfgangs Liste zu erweitern:
ich will mir auch nicht vorschreiben lassen

  • auf welchem Gerät,
  • wann,
  • wo,
  • wie oft ich den Inhalt abspielen möchte;
  • wem der "player" über meine Hörgewohnheiten Mitteilung macht.
Curd
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 12. Jun 2007, 15:13
Hallo,

na da habt Ihr vollkommen Recht!

Aber Hüb hatte erwähnt das sich wohl das durchsetzten wird was Geld bringt bzw. wo mehr Profit hängen bleibt.....das eine sind Eure Wünsche ( meine auch ) und das andere die nicht unwahrscheinliche Realität die eintreten wird.

Möge ich mich irren

Martin2
Inventar
#27 erstellt: 12. Jun 2007, 15:30
Lieber Wolfgang, lieber Franz,

nur nicht über Downloads und dergleichen aufregen! Es ist ja völlig klar, daß sich in den nächsten Jahren sowieso nichts ändern wird, außer das wieder mal ein paar schöne Schnäppchen auf den Markt kommen werden.

Es ging aber um eine Langfristprognose. Und der größte Fehler, der bei solchen Langfristprognosen gemacht wird, ist glaube ich, daß gegenwärtige Trends über eine lange Zeitstrecke dann fast ins unendliche interpoliert werden. Meiner Meinung nach ist der Tod der CD ( oder dann meinetwegen der SACD) noch überhaupt nicht ausgemacht.

Im Grunde genommen muß man nämlich konstatieren, daß für den Download aus dem Internet von den hier anwesenden Klassikhörern kaum ein Mensch Sympathie empfindet. Ich auch nicht.

Mir wird aber insgesamt zu viel über Technik geredet. Die ist aber letzlich uninteressant, zumal uns der CD Markt noch lange begleiten wird, weil eine große Zahl von Klassikhörern mit der alten Technik sehr zufrieden und kaum auf der Suche nach etwas neuem sind.

Also wenn mir mal der CD Player verreckt ( bisher begleitet er mich treu seit Jahrzehnten), werde ich mir schon überlegen, ob ich mir einen SACD Player kaufe ( wenn der nicht zu teuer ist). Vorher nicht. Aber obs die SACD tatsächlich bringt?

Ich werde mir vorläufig auch keinen neuen PC kaufen, obwohl meiner schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Ich werde mich auch für Downloads aus dem Internet nicht interessieren. Vielleicht kaufe ich mir in 10 Jahren mal einen neuen PC, kann ja sein. Insgesamt muß ich sagen, hatte ich mit PCs schon viel Ärger, dagegen funktioniert mein CD Player seit Jahrzehnten tadellos.

Kommen wir wiegesagt zu den interessanteren Fragen, nach dem Klassikmarkt der Zukunft. Meiner Meinung nach werden sich die Majors halten ( insbesondere dieses Riesenkonsorzium aus Deutsche Grammophon und Decca). Die kleinen Firmen werden es schwer haben. Naxos wird sich halten und Brilliant auch, weil sie diese Marktlücken entdeckt haben und diese sämtlich ausfüllen. Ich muß aber sagen, daß ich von diesen Dingen nur sehr wenig verstehe. Ich mache mir nur sehr wenig Hoffnungen, daß die exklusiven Produkte etwa der Deutschen Grammophon in Zukunft wirklich billiger werden. Von Downloads verspreche ich mir da gar nichts.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#28 erstellt: 12. Jun 2007, 20:37
Hi!

Martin2 schrieb:

Brilliant spielt aber auch selbst ein und hat ja möglicherweise Aufnahmen nicht nur unter Lizens einer anderen Firma sondern möglicherweise auch tatsächlich angekauft.

Der Anteil eigener Aufnahmen an deren Gesamtkatalog ist allerdings sehr niedrig.

Martin2 schrieb:
Von daher werden die möglicherweise auch noch in 30 Jahren eine wichtige Rolle spielen. Ganz einfach weil ihre Downloads billiger sein werden als die der Hochpreiskonkurenten.

Das wage ich zu bezweifeln, da Brilliant auf die gleiche technische Infrastruktur zurückgreifen muss, wie die Major-Label. Kostenvorteile sehe ich dort nicht.

Martin2 schrieb:
Da ändert sich doch überhaupt nichts. Es ändern sich bloß die Vertriebswege.

Die sind leider kein unwesentlicher Faktor bei der Kalkulation des Endverbraucherpreises.

Martin2 schrieb:
Und möglicherweise wird der Download vorübergehend billiger sein als die CD, aber auf die Dauer wird es wieder so teuer wie es war.

Nur bei eingeschränktem Wettbewerb (z. B. durch zunehmend weniger Anbieter). Ansonsten sollte ein Teil der Kostenvorteile auch beim Verbraucher landen.

Martin2 schrieb:
Übrigens was meinst Du mit "Zweitverwertern wie Brilliant"? Kennst Du denn noch andere Plattenfirmen, die das, was Brilliant macht, auch machen?

Leider - mein Kontostand sagt: zum Glück! - kenne ich nur Brilliant.

Martin2 schrieb:
Im übrigen glaube ich, daß Firmen wie Naxos und Brilliant wirklich sehr schwer vom Markt zu drängen sein werden. Die hatten am Anfang eine Idee für eine Firma, haben diese dann umgesetzt und sind in dem Segment des Marktes, das sie beherrschen, nur noch sehr schwer vom Markt zu drängen. Nenne mir einen Konkurenten für Naxos ( Arte Nova hatte nie so einen riesigen Katalog) oder für Brilliant. Es gibt keinen und es wird auch keinen geben, so wie Google oder Microsoft keine wirklichen Konkurenten mehr haben. Und gerade Naxos hat wirklich einen Riesenkatalog, gegen die Mengen, die die eingespielt haben, kann doch keiner gegenanstinken, zumal da vieles dabei ist, was absolut neben dem Mainstream liegt. Und was dann doch noch so vergleichsweise günstig zu haben ist. Das wird Brilliant nicht schaffen, aber den Ehrgeiz haben die auch gar nicht.

Bei Naxos gebe ich Dir vollauf Recht. Mit Klaus Heymann steht ein kluger Kopf dahinter, der die Zeichen der Zeit erkannt hat. Für Brilliant sehe ich auf lange Sicht allerdings schwarz, wenn man dort nicht zunehmend eigene Produktionen ins Auge fasst. Brilliant wird jedenfalls im Zuge zunehmenden Musikerwerbs via Download auf lange Sicht keine Lizenzen von den originären Labels angeboten bekommen.

Die wären auch schön blöd, würden sie die Einnahmen aus der Vorhaltung von Strukturen, die sie für den Massenmarkt der Popmusik eh schaffen müssen, nicht auch für die Klassik mitnehmen.


teleton schrieb:
(...)hört doch endlich mal mit dem verdammten "Download" auf.

Ist doch ein interessantes Thema!
Dabei habe ich mir noch NIE auch nur ein einziges Klassikstück irgendwo "downgeloaded".

Martin2 schrieb:
Lieber Wolfgang, lieber Franz,

nur nicht über Downloads und dergleichen aufregen! Es ist ja völlig klar, daß sich in den nächsten Jahren sowieso nichts ändern wird, außer das wieder mal ein paar schöne Schnäppchen auf den Markt kommen werden.

Ja, darauf freue ich mich schon (meine Freundin wohl weniger... :D).

Martin2 schrieb:
Es ging aber um eine Langfristprognose. Und der größte Fehler, der bei solchen Langfristprognosen gemacht wird, ist glaube ich, daß gegenwärtige Trends über eine lange Zeitstrecke dann fast ins unendliche interpoliert werden. Meiner Meinung nach ist der Tod der CD ( oder dann meinetwegen der SACD) noch überhaupt nicht ausgemacht.

Das sehe ich anders.
Du nutzt doch "Mini Disc", richtig Martin? Wie viele bespielte Tonträger kommen in diesem Format noch auf den Markt und was hatte die Industrie (= v. a. Sony) seinerzeit bei Einführung (wieder mal) vollmundig angekündigt?
DAS würde mir zu denken geben.
Das Verschwinden der CD wird ein schleichender Prozess sein, der nicht von heute auf morgen von statten geht - aber glaubt mir: es ist längst beschlossene Sache.

Martin2 schrieb:
Im Grunde genommen muß man nämlich konstatieren, daß für den Download aus dem Internet von den hier anwesenden Klassikhörern kaum ein Mensch Sympathie empfindet. Ich auch nicht.

Ökonomisch betrachtet ist das völlig gleich, liefern wir Klassik-Fans und -Sammler doch allenfalls einen marginalen Deckungsbeitrag zur Finanzierung der eigentlichen (materiellen!) CD-Herstellung.

Martin2 schrieb:
Mir wird aber insgesamt zu viel über Technik geredet. Die ist aber letzlich uninteressant, zumal uns der CD Markt noch lange begleiten wird, weil eine große Zahl von Klassikhörern mit der alten Technik sehr zufrieden und kaum auf der Suche nach etwas neuem sind.

Der andere große Diskussionspunkt im Rahmen dieses Threads wäre die Frage der gesellschaftlichen Entwicklung und wie sich diese auf den Klassiksektor (Tonträgermarkt, Künstler, Konsumenten) auswirkt.

Martin2 schrieb:
Also wenn mir mal der CD Player verreckt ( bisher begleitet er mich treu seit Jahrzehnten), werde ich mir schon überlegen, ob ich mir einen SACD Player kaufe ( wenn der nicht zu teuer ist). Vorher nicht. Aber obs die SACD tatsächlich bringt?

Die SACD ist schon jetzt toter, als die CD je sein wird.
Ein Nischenmedium mit fraglichem Zusatznutzen für die geringe Zahl Audiophiler, die noch bei weitem niedriger sein dürfte, als diejenige der Klassik-Freunde.

Martin2 schrieb:
Meiner Meinung nach werden sich die Majors halten ( insbesondere dieses Riesenkonsorzium aus Deutsche Grammophon und Decca).

Philips gehört ebenfalls dazu (alle zusammen: Universal).

Martin2 schrieb:
Die kleinen Firmen werden es schwer haben. Naxos wird sich halten und Brilliant auch, weil sie diese Marktlücken entdeckt haben und diese sämtlich ausfüllen.

Naxos ja, Brilliant: Falls keine grundlegende Änderung der Strategie erfolgt: siehe oben - leider.

Martin2 schrieb:
Ich mache mir nur sehr wenig Hoffnungen, daß die exklusiven Produkte etwa der Deutschen Grammophon in Zukunft wirklich billiger werden. Von Downloads verspreche ich mir da gar nichts.

Vielleicht kommt ein bißchen Bewegung in die Preise. Möglicherweise - mit etwas Glück und einer guten Portion Vernunft bei den Verantwortlichen der Major-Label.

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 12. Jun 2007, 20:38 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#29 erstellt: 12. Jun 2007, 20:39
PS: Man wird "uns" nicht nach unserer Meinung fragen!
Martin2
Inventar
#30 erstellt: 12. Jun 2007, 22:26

Hüb' schrieb:

Bei Naxos gebe ich Dir vollauf Recht. Mit Klaus Heymann steht ein kluger Kopf dahinter, der die Zeichen der Zeit erkannt hat. Für Brilliant sehe ich auf lange Sicht allerdings schwarz, wenn man dort nicht zunehmend eigene Produktionen ins Auge fasst. Brilliant wird jedenfalls im Zuge zunehmenden Musikerwerbs via Download auf lange Sicht keine Lizenzen von den originären Labels angeboten bekommen.



Kann sein, kann auch nicht sein. Daß sich der Download als Musikerwerb durchsetzt, da wird noch viel Wasser die Elbe runterlaufen. Falls das überhaupt so der große Bringer ist.

Vergesse auch nicht, viele Leute haben noch überhaupt keinen PC, die die welche haben, können mit ihm nicht umgehen ( wie ich ), andere haben schlicht alte PCs. Und schließlich haben vom dem Rest dann nur eine geringe Zahl Lust auf den Download. Ich bin mir wiegesagt auch gar nicht sicher ob der Download die CD tatsächlich einmal wirklich ablösen wird. Aber das hatte ich ja schon gesagt.

Was Brilliant anbetrifft, so sehe ich ihre Zukunft allerdings rosig. Haben die wirklich so wenig eingespielt? Immerhin die gesamten geistlichen Kantaten von Bach, die vermutlich nicht so dolle sind, aber ein guter Grundstock für ihre Bachgesamtausgabe und eine Menge Holz. Eingespielt haben sie auch die Schubertklaviersonaten, ich glaube den Nielsen und jetzt diese neue Borodinbox, ist die nicht auch eine Eigenproduktion? So wenig ist das gar nicht.

Man muß bei Brilliant sowieso zwei Dinge unterscheiden. Einmal diese ganz dicken Boxen, der ganze Mozart und Bach und die Masterworksboxen. Da haben sie es geschafft, alles zusammenzuraffen. Klar sind da viele Lizenzsachen dabei, aber kann ein Lizenzgeber da so einfach aussteigen? Also Fristen müssen da sicher beachtet werden.

Die anderen Sachen sind ihre normalen Veröffentlichungen, die sind auch teurer. Da wunderts mich, daß die Lizensierung überhaupt funktioniert. Die Klassikunternehmen könnte ihre Sachen locker selber vermarkten. Machen sie aber nicht. Dafür gibt es vermutlich Gründe.

Möglich, daß diese ganze Brilliantblase irgendwann mal zusammenfällt. Und eine Blase ist es vermutlich ja wirklich auch. Irgendwie ist da im Hintergrund verdammt wenig Substanz. Ihre wirklich guten Sachen kommen alle woanders her. Offensichtlich ist mit dieser Blase aber gut Geld zu verdienen. Anders kann ich es mir nicht erklären. Irgendwie ist Brilliant ein "modernes Phänomen" das im Grunde kein Mensch versteht. Kann sein, daß sich das noch lange hält. Oder vielleicht hast Du auch Recht und das ganze stürzt in sich zusammen.

Ich weiß nur, daß viele Menschen die wenig Geld haben, ihre Sachen bei Brilliant kaufen. Brilliant befriedigt dieses Bedürfnis und hat sich deshalb vermutlich auch einen Namen gemacht. Und deshalb ist da vermutlich auch Geld zu verdienen.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#31 erstellt: 13. Jun 2007, 06:52
Hi!

Noch ein paar Ergänzungen.

Martin2 schrieb:
Vergesse auch nicht, viele Leute haben noch überhaupt keinen PC, die die welche haben, können mit ihm nicht umgehen ( wie ich ), andere haben schlicht alte PCs. Und schließlich haben vom dem Rest dann nur eine geringe Zahl Lust auf den Download. Ich bin mir wiegesagt auch gar nicht sicher ob der Download die CD tatsächlich einmal wirklich ablösen wird. Aber das hatte ich ja schon gesagt.

75 % der deutschen Haushalte verfügen über einen PC:
http://www.pcwelt.de/index.cfm?pid=38&pk=458696&tb=tb
Ca. die Hälfte der deutschen Haushalte dürfte über einen Internetzugang verfügen. Die Geräte werden immer preisgünstiger (ein für viele ausreichender PC ist bereits zum Preis eines Oberklasse-CDP aus der Mitte der 90iger zu haben) und benutzerfreundlicher.

Martin2 schrieb:
Was Brilliant anbetrifft, so sehe ich ihre Zukunft allerdings rosig. Haben die wirklich so wenig eingespielt? Immerhin die gesamten geistlichen Kantaten von Bach, die vermutlich nicht so dolle sind, aber ein guter Grundstock für ihre Bachgesamtausgabe und eine Menge Holz. Eingespielt haben sie auch die Schubertklaviersonaten, ich glaube den Nielsen und jetzt diese neue Borodinbox, ist die nicht auch eine Eigenproduktion? So wenig ist das gar nicht.

Die Kantaten sind von Brilliant, ok, ebenso die neuen Nielsen-Einspielungen. Schubert mit Dalberto ist hingegen eine Übernahme. Dito. Borodin (Chandos).

Martin2 schrieb:
Klar sind da viele Lizenzsachen dabei, aber kann ein Lizenzgeber da so einfach aussteigen? Also Fristen müssen da sicher beachtet werden.

Bei bestehenden Lizenzverträgen sind sicherlich Fristen einzuhalten. Schließlich muss Brilliant die Chance haben, die Lizensierungskosten über die Verkäufe wieder hereinzuholen. Bei neuen Lizenzen sieht es hingegen ganz anders aus: wer will die Majors dazu zwingen, solche noch zu vergeben?

Martin2 schrieb:
Die anderen Sachen sind ihre normalen Veröffentlichungen, die sind auch teurer. Da wunderts mich, daß die Lizensierung überhaupt funktioniert. Die Klassikunternehmen könnte ihre Sachen locker selber vermarkten. Machen sie aber nicht. Dafür gibt es vermutlich Gründe.

Mengeneffekte erlauben diese niedrigen Preise.
Es verwundert in diesem Zusammenhang aber schon, dass Kempes GA der Strauss'schen Orchesterwerke auf Brilliant deutlich günstiger ist, als die parallel noch bei EMI angebotene Box (dito. Bruckner mit Jochum).

Martin2 schrieb:
Ich weiß nur, daß viele Menschen die wenig Geld haben, ihre Sachen bei Brilliant kaufen. Brilliant befriedigt dieses Bedürfnis und hat sich deshalb vermutlich auch einen Namen gemacht.

Bin ja selbst ein großer Brilliant-Fan.

Martin2 schrieb:
Und deshalb ist da vermutlich auch Geld zu verdienen.

Nur solange die Technik es den Lizengebern nicht zu einfach macht, diese Gewinne selbst einzustreichen.

Grüße

Frank
enkidu2
Inventar
#32 erstellt: 13. Jun 2007, 07:18

Hüb' schrieb:

Martin2 schrieb:
Vergesse auch nicht, viele Leute haben noch überhaupt keinen PC, die die welche haben, können mit ihm nicht umgehen ( wie ich ), andere haben schlicht alte PCs. Und schließlich haben vom dem Rest dann nur eine geringe Zahl Lust auf den Download. Ich bin mir wiegesagt auch gar nicht sicher ob der Download die CD tatsächlich einmal wirklich ablösen wird. Aber das hatte ich ja schon gesagt.

75 % der deutschen Haushalte verfügen über einen PC:
http://www.pcwelt.de/index.cfm?pid=38&pk=458696&tb=tb
Ca. die Hälfte der deutschen Haushalte dürfte über einen Internetzugang verfügen. Die Geräte werden immer preisgünstiger (ein für viele ausreichender PC ist bereits zum Preis eines Oberklasse-CDP aus der Mitte der 90iger zu haben) und benutzerfreundlicher.


Ich dachte, wir reden darüber, wie es in 30 Jahren sein soll.

Bei Chandos scheint der MP3 Verkauf schon eine Alternative zur CD zu sein: Chandos
Hüb'
Moderator
#33 erstellt: 13. Jun 2007, 07:20

enkidu2 schrieb:
Ich dachte, wir reden darüber, wie es in 30 Jahren sein soll.

Na eben.

enkidu2 schrieb:
Bei Chandos scheint der MP3 Verkauf schon eine Alternative zur CD zu sein: Chandos

Na toll, gerade registriert (noch mehr Spam :KR) und zum Dank gibt es nur völlig unbekannte Werke, wie "Schubert 9"...


[Beitrag von Hüb' am 13. Jun 2007, 07:23 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#34 erstellt: 13. Jun 2007, 16:06

Hüb' schrieb:

Die Kantaten sind von Brilliant, ok, ebenso die neuen Nielsen-Einspielungen. Schubert mit Dalberto ist hingegen eine Übernahme. Dito. Borodin (Chandos).


Schubert mit Dalberto ist eine Übernahme, sicher, ich meinte die Einspielungen auf der Masterworksbox. Die werden aber auch nicht so doll sein, obwohl sie mir nicht schlecht gefielen. Ich habe mir jetzt jedenfalls im Rahmen einer Großbestellungen ( siehe den Heute gekauft Thread) mir mal die Endres Aufnahmen gekauft, die ja auch sehr sehr billig sind. Auch die orchestralen Brahmssachen auf der Brahmsbox sind glaube ich alle Eigenmarke, sind aber auch nicht doll.

Den Nielsen fand ich interessant, mir sagte jedoch jemand, die Naxoseinspielungen seien besser und da ich die schon habe, hab ich es gelassen.

Ich weiß auch nicht, ob Dein "Ratschlag" an Brilliant, doch mehr einzuspielen, wirklich ein so guter Ratschlag ist. Es gibt Unmengen von Einspielungen, und inzwischen sind ja auch viele andere Klassikunternehmen, denke an die Beethoven/Sony Box, die Beethoven/Emibox, den billigen Schostakowitsch/ Jansons, den Schubert mit Endres munter dabei, mit gar nicht einmal so schlechten Sachen, den Billigmarkt abzufischen.

Ich könnte mir jedoch vorstellen, daß Brilliant gar nicht mal so arm sind, bei den Unmengen, die sie verkauft haben. Und wenn sie nichts besseres finden, spielen die es sicher ein, zumal ich vermute, daß sie ein bißchen so den Ehrgeiz haben, zu Standardwerken immer auch so ein Angebot im Katalog zu haben. Das wäre ein großer Vorteil, weil ich glaube, daß Brilliant mitlerweile eine "Marke" ist, und daß Leute, die sich nicht gut auskennen, Brilliant auch auf Grund dieser "Markenbindung" kaufen. Es gibt sicher inzwischen "Brilliantstammkunden", wie es vermutlich immer noch "Naxosstammkunden" gibt.

Und viele Leute sind eben auch verdammt unkritisch, schaue nur mal auf die Kundenrezensionen auf Amazon, wo die Leute rezensieren, die sich irgend etwas gekauft haben, so viele großartige überragende CDs, wie es da gibt wirst Du nirgendwo sonst finden. Das ist wirklich geradezu lächerlich, aber der "unkritische Kunde" ist sicher auch ein Faktor im Klassikmarkt der Zukunft und deshalb ist "Kundenbindung" sicher sehr wichtig. Und "ganz schlecht" ist Brilliant ja wirklich selten und wenn Du keinen Vergleich hast, sagen sich die Leute: Ach mit Brilliant bin ich eigentlich noch nie reingefallen, die CDs sind gut, die kauf ich mir.

Und ein Klassikforum ist noch kein Maßstab für den "unkritischen Kunden". Wieviele Leute schreiben in Klassikforen? Die meisten Leute haben doch gar kein Interesse, sich wirklich lang und breit kritisch mit Interpretationsfragen auseinanderzusetzen! Das ist doch nur eine kleine Minderheit, die hier schreibt. Die meisten Leute kaufen sich einfach eine Hochpreis CD, wenn sie das Geld haben, Naxos, wenn sie weniger Geld haben, Brilliant, wenn sie noch weniger Geld haben. Und wenn es Brilliant schafft, seinen Katalog weiter auszubauen, ist das ein ganz gutes Geschäft, weil die Leute einfach ein Interesse an irgend etwas haben, und dann kaufen sie eben bei Brilliant. Wiegesagt: Schaut Euch mal die Kundenrezensionen bei Amazon an! Alles gut, alles toll, alles wunderbar.

Gruß Martin
Curd
Hat sich gelöscht
#35 erstellt: 13. Jun 2007, 16:40
Hallo,

schöne Stimme - auch wenn ich das nur übers Internet beurteilen kann...schön das es noch solche Überraschungen gibt.
In 30 Jahren....braucht man da überhaupt noch einen Vertrieb im heutigen Sinne?

In 30 Jahren vermarktet der sich selbst? Oder kann er es heute schon?


...und auch ganz nett wenn auch nicht so offensichtlich was Musik angeht...im Video ganz interessant ist der Wlan-Datenfluss von Digicamera auf den Desktop. Mit Musik wird das auch funktionieren...

Heute schon umsetzbar.
Hüb'
Moderator
#36 erstellt: 13. Jun 2007, 19:26

Martin2 schrieb:
Schubert mit Dalberto ist eine Übernahme, sicher, ich meinte die Einspielungen auf der Masterworksbox. Die werden aber auch nicht so doll sein, obwohl sie mir nicht schlecht gefielen.

Dann können sie doch so schlecht nicht sein.

Martin2 schrieb:
Auch die orchestralen Brahmssachen auf der Brahmsbox sind glaube ich alle Eigenmarke, sind aber auch nicht doll.

Zumindest die Sinfonien sind eine Eigenproduktion.
Angesichts der überwältigenden Katalogkonkurrenz muss die Frage wirklich erlaubt sein, ob diese Einspielung von Nöten war.

Martin2 schrieb:
Den Nielsen fand ich interessant, mir sagte jedoch jemand, die Naxoseinspielungen seien besser und da ich die schon habe, hab ich es gelassen.

Diese Aufnahme soll sehr gut sein. Die Anschaffung würde ich in der Tat noch einmal überdenken - selbst wenn Du dir Sinfonien bereits auf Naxos haben solltest.

Martin2 schrieb:
Ich weiß auch nicht, ob Dein "Ratschlag" an Brilliant, doch mehr einzuspielen, wirklich ein so guter Ratschlag ist. Es gibt Unmengen von Einspielungen, und inzwischen sind ja auch viele andere Klassikunternehmen, denke an die Beethoven/Sony Box, die Beethoven/Emibox, den billigen Schostakowitsch/ Jansons, den Schubert mit Endres munter dabei, mit gar nicht einmal so schlechten Sachen, den Billigmarkt abzufischen.

Das Problem, das ich klarzumachen versuche, ist, dass Brilliant es nicht selbst in der Hand hat und dass andere Firmen in der Lage sind, ihnen den Hahn abzudrehen.

Martin2 schrieb:
Ich könnte mir jedoch vorstellen, daß Brilliant gar nicht mal so arm sind, bei den Unmengen, die sie verkauft haben. Und wenn sie nichts besseres finden, spielen die es sicher ein, zumal ich vermute, daß sie ein bißchen so den Ehrgeiz haben, zu Standardwerken immer auch so ein Angebot im Katalog zu haben. Das wäre ein großer Vorteil, weil ich glaube, daß Brilliant mitlerweile eine "Marke" ist, und daß Leute, die sich nicht gut auskennen, Brilliant auch auf Grund dieser "Markenbindung" kaufen. Es gibt sicher inzwischen "Brilliantstammkunden", wie es vermutlich immer noch "Naxosstammkunden" gibt.

Und viele Leute sind eben auch verdammt unkritisch, schaue nur mal auf die Kundenrezensionen auf Amazon, wo die Leute rezensieren, die sich irgend etwas gekauft haben, so viele großartige überragende CDs, wie es da gibt wirst Du nirgendwo sonst finden. Das ist wirklich geradezu lächerlich, aber der "unkritische Kunde" ist sicher auch ein Faktor im Klassikmarkt der Zukunft und deshalb ist "Kundenbindung" sicher sehr wichtig. Und "ganz schlecht" ist Brilliant ja wirklich selten und wenn Du keinen Vergleich hast, sagen sich die Leute: Ach mit Brilliant bin ich eigentlich noch nie reingefallen, die CDs sind gut, die kauf ich mir.

Und ein Klassikforum ist noch kein Maßstab für den "unkritischen Kunden". Wieviele Leute schreiben in Klassikforen? Die meisten Leute haben doch gar kein Interesse, sich wirklich lang und breit kritisch mit Interpretationsfragen auseinanderzusetzen! Das ist doch nur eine kleine Minderheit, die hier schreibt. Die meisten Leute kaufen sich einfach eine Hochpreis CD, wenn sie das Geld haben, Naxos, wenn sie weniger Geld haben, Brilliant, wenn sie noch weniger Geld haben. Und wenn es Brilliant schafft, seinen Katalog weiter auszubauen, ist das ein ganz gutes Geschäft, weil die Leute einfach ein Interesse an irgend etwas haben, und dann kaufen sie eben bei Brilliant. Wiegesagt: Schaut Euch mal die Kundenrezensionen bei Amazon an! Alles gut, alles toll, alles wunderbar.

Das ist ja alles richtig, nur darfst Du bei diesen Überlegungen nicht vergessen, dass Brilliant bei Eigenaufnahmen die gleichen Kosten entstehen, die auch andere Label haben. Dauerhaft kann man diesen extrem niedrigen Preis mit Eigenproduktionen kaum halten.

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 13. Jun 2007, 19:31 bearbeitet]
Maastricht
Inventar
#37 erstellt: 13. Jun 2007, 19:44

Hüb' schrieb:

Das ist ja alles richtig, nur darfst Du bei diesen Überlegungen nicht vergessen, dass Brilliant bei Eigenaufnahmen die gleichen Kosten entstehen, die auch andere Label haben. Dauerhaft kann man diesen extrem niedrigen Preis mit Eigenproduktionen kaum halten.

Grüße

Frank
:prost


Das Schöne ist ja gerade - finde ich, das z.B. Naxos ziemlich viel eigene Produktionen hat und doch bleibt der Preis ziemlich niedrig (hier in den Niederlanden sind ziemlich viel zwischen € 5,- und € 7,50 zu bekommen).

Vielleicht haben die grossen Labels viel extra Kosten: für extra Management, für extra Werbung, für extra Stars, ....

Gruss, Jürgen
Hüb'
Moderator
#38 erstellt: 13. Jun 2007, 19:54
Hallo Jürgen,

bitte bedenke, dass der Preis/CD bei Brilliant noch einmal deutlich niedriger ist, als derjenige bei z. B. Naxos.

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#39 erstellt: 16. Jun 2007, 12:55

Hüb' schrieb:
Das ist ja alles richtig, nur darfst Du bei diesen Überlegungen nicht vergessen, dass Brilliant bei Eigenaufnahmen die gleichen Kosten entstehen, die auch andere Label haben. Dauerhaft kann man diesen extrem niedrigen Preis mit Eigenproduktionen kaum halten.



Lieber Frank,

es kommt doch alles darauf an, welche Stückzahlen Brilliant in der Lage ist abzusetzen. Also zum Beispiel ihre geistigen Kantaten von Bach sind allein in Holland bombig gelaufen ( leider habe ich die genauen Zahlen jetzt nicht mehr im Kopf, es waren alleine in Holland hunderttausende).

Meiner Meinung nach wird Naxos in den nächsten Jahrzehnten immer mehr zum Spezialisten für "ausgefallenes Repertoire zum billigen Preis" werden ( von ein paar Ausnahmen, wo Naxos auch innerhalb dieses gängigen Repertoires Spitze ist, mal abgesehen).

Brilliant hat aber die Marktlücke klar erkannt, daß es für gängigeres Repertoire billigere Preise geben muß als sie Naxos anbietet. Das werden sie notfalls auch einspielen, wie sie das mit dem Nielsen getan haben. Daß sie dann auch ausgefallenere Dinge zum billigen Preis anbieten ist eine andere Sache.

Vielleicht wird Brilliant ja irgendwann so eine Art "Naxos für das gängigere Repertoire" sein. Das wäre denkbar und würde Brilliant einen dauerhaften Platz am Markt bieten.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#40 erstellt: 08. Aug 2007, 19:17
Hi!

Gerade entdeckt.

Klaus Heymann in einem Interview:

Dass Sie so frühzeitig Ihren gesamten Katalog digital vorliegen hatten, ist sicher heute ein großer Vorteil gegenüber den Wettbewerbern, wenn es darum geht, den Download-Markt auch für den Klassikbereich zu erschließen. Verzeichnen Sie hier schon relevante Umsätze?
Es war in der Tat ein großer Vorteil, über den ganzen Katalog digital zu verfügen, denn als iTunes Anfang 2003 richtig loslegte, waren wir die einzigen, die komplett alle Daten liefern konnten. Wir waren dort also das erste Klassiklabel, das mit seinem gesamten Katalog vertreten war. Heute machen wir bereits gut die Hälfte unseres Umsatzes aus dem nicht-physischen Bereich mit Downloads. Unsere Music Library verzeichnet Umsatzrekorde, wir sind auf den meisten wichtigen Downloadplattformen vertreten. In diesem Bereich machen wir längst einen bedeutenden Teil unseres Umsatzes. Wir sind jetzt auch dabei, in Japan eine Firma zu gründen, die sich ausschließlich dem digitalen Musikgeschäft im Hause Naxos widmen wird. Und natürlich haben wir auf allen relevanten Märkten Mitarbeiter, die sich um die Versorgung der Anbieter digitaler Musik kümmern. In diesem Bereich sind wir enorm aktiv. Unsere IT Abteilung umfasst 60 Mitarbeiter.

Denken Sie, man kann mit diesen neuen Vertriebsformen auch neue Hörerkreise erschließen?
Nun, dass lässt sich bei uns recht gut nachvollziehen. Unsere Music Library wird von viel Fachpersonal genutzt: Universitäten, Musikschulen, Studenten, professionelle Musiker, Dirigenten und auch Rundfunkredakteure. Wer hat schon 20.000 CDs zu Hause im Regal stehen. iTunes wendet sich hingegen an ein neues Publikum, das sonst nicht in die Klassikabteilung eines Plattenladens geht. Wir können dies auch daran erkennen, dass hier Kompilationen besonders gut laufen: The very Best of Mozart, Chilling with Bach – in den Top 50 sind fast ausschließlich solche Titel von uns zu finden. Bei eMusic hingegen trifft man eher den interessierten Fachhörer, was man daran merkt, dass hier vor allem viel Repertoire nachgefragt wird.

Wäre es da nicht an der Zeit, eine eigene Downloadplattform zu betreiben und das eigene Stück Kuchen am Markt zu vergrößern?
Sie werden es nicht glauben, aber das haben wir schon gemacht. (lacht) Mit unserer Downloadplattform classicsonline, wo Sie nicht nur alle Titel aus unserem Katalog erwerben können, sondern auch die fast aller Vertriebslabels, von Chandos, über cpo bis zu BIS wollen wir weltweit agieren und werden diese künftig in sieben Sprachen anbieten.

Ist Download der Markt der Zukunft? Erleben wir derzeit den Anfang vom Ende der Compact Disc?
Nein, das glaube ich nicht. Download ist ein wichtiger Bestandteil des Musikmarktes geworden und seine Bedeutung wird noch steigen. Innerhalb kürzester Zeit ist das Angebot an klassischer Musik im Internet schon so unübersichtlich geworden, dass nun schnell eine Ordnung des Ganzen einsetzen muss. Ich gehe davon aus, dass unsere Plattform der zentrale Anlaufpunkt für den Musikdownload des klassischen Repertoires werden wird. Aber die CD wird nicht sterben. Ich rechne damit, das die Klassik CD in fünf Jahren noch 75 % und in 10 Jahren noch zwischen 50% und 60% des Marktes ausmachen wird. Bei uns ist es bisher so, dass der Tonträgerabsatz absolut stabil und der Downloadbereich eine wunderbare Zugabe ist. Es ist nun an den Labels, die Zeit zu nutzen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ich denke, wir als Naxos haben unsere Hausaufgaben gemacht.

Das aktuelle Fono Forum widmet dem Thema "Klassik Download" ebenfalls einen mehrseitigen Artikel:
http://www.fonoforum...sue=01.08.2007&ms=FF

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 08. Aug 2007, 19:20 bearbeitet]
Thomas133
Hat sich gelöscht
#41 erstellt: 09. Aug 2007, 12:35
In dem Zusammenhang könnte auch ein Interview mit Bogdan Roscis - nicht wundern, ehemals Chef des auf Hintergrundlärm spezialisierten Radiosender Ö3 - mittlerweile Vizedirektor der DGG, interessant sein, auch hinsichtlich des anderen Threads über Internettauschbörsen.


Zugunsten der Internettauschbörsen wird gerne argumentiert, dass deren Mitglieder ja eh auch immer brav die CDs kaufen, die ihnen wirklich gefallen. Sind bei Grimauds Album auch die CD-Verkäufe gestiegen?
Das lässt sich bei einem Debütalbum schlecht untersuchen. Was sich aber schon untersuchen lässt, ist, wie es dem gesamten Musikmarkt geht, seit CD-Brenner und Internettauschbörsen Massenphänomene geworden sind. Und daher ist diese Argumentation einfach ein scheinheiliger Versuch, das, was in den letzten Jahren passiert ist, zu rechtfertigen. Beziehungsweise den ganzen arbeitslos werdenden Sessionmusikern, Studiotechnikern, Songwritern und Labelmitarbeitern zu erklären, dass es ihnen eh gut geht. Wenn die Theorie stimmt, dann müsste man das ja auch irgendwann einmal nachzählen können. Das ist aber nicht der Fall. Es ist ganz klar: Das eine substituiert das andere - auch wenn es ein paar Leute geben mag, die Tauschbörsen nur als Rechercheinstrument verwenden und dann eben nicht ein popeliges MP3-File haben wollen, sondern die CD.

Für den Klassikmarkt können diese popeligen MP3-Files doch ohnehin kein großes Problem sein?
Da soll man sich nicht täuschen. Ich kenne Philharmoniker, die haben zu Hause unglaubliche High-End-Anlagen, andere dagegen Geräte, die nicht einmal meine Mutter tolerieren würde. Es gibt eben Leute, denen sozusagen die Umrisse der Musikinformation wichtiger sind als der Klang der Wiedergabe. Außerdem entstehen bereits Konkurrenzangebote zu iTunes, die unkomprimierte Klangfiles in audiophiler Qualität anbieten.

Dann haben also langfristig nicht einmal aufwendig, quasi bibliophil gestaltete CDs, wie sie sich viele Musiker wünschen, eine Chance?
Nach der Logik: Wenn ihr schon nix mehr verkauft, dann soll's wenigstens edel ausschauen im Regal? Nein, das ist kein Standpunkt, dem ich gern näher treten würde. Sicher versucht man, CDs gut zu designen, und da hat sich ja in letzter Zeit auch viel getan. Aber noch einmal: Keine Musikfirma glaubt heute noch, im CD-Geschäft zu sein. Unsere Aufgabe ist es, Musik zu produzieren und in den Formaten verfügbar zu machen, die sich eben durchsetzen.

Genau das hat die Industrie bislang versäumt.
Wofür es im Hintergrund natürlich gute Gründe gab, vor allem rechtliche. Einen legalen Dienst zu organisieren erfordert zum Beispiel das Einverständnis der Künstler. Viele Künstler, auch aus dem Popbereich, glauben heute noch, dass der Internetvertrieb zu stark ihre CD-Verkäufe beschädigen würde. Und wenn man das kommerziell betreibt, steht man in der Abrechnung natürlich unter einem ganz anderen Sachzwang als wenn man sagt: Hey, da draußen im Netz steht eh alles, jeder bedient sich, und wer den Song geschrieben hat, ist uns doch wurscht. Außerdem sind große Unternehmen natürlich auch nicht die flexibelsten, wenn es um das Reagieren auf dramatische Veränderungen geht. Aber es ist doch absurd, so zu tun, als wäre die Musikindustrie nicht willens, ihre Produkte auf diesem Weg zu verkaufen.

Der Marktanteil klassischer Musik lag in Österreich zuletzt bei etwa sieben Prozent ...
... aber das ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In den USA sind es nur drei Prozent, das ist aber auch der größte Markt der Welt, der insgesamt ein Drittel des Weltmusikmarktes ausmacht. In Südkorea hingegen liegt die Klassik meines Wissens bei dreißig Prozent.

Ist der Anteil bei Universal mit ihren drei Klassik-Flaggschiffen DG, Decca und Philips höher?
Ich weiß die aktuelle Zahl nicht auswendig, aber sie liegt weit über dem Industrieschnitt. Das ändert aber nichts an den aktuellen Problemen, auch im Klassikbereich. Es wird ja immer wieder argumentiert: Ach, die Klassikkäufer, die downloaden doch eh nicht. So nach der Logik: alles Dieselfahrer mit Lodenhut. Das ist erstens ein Unsinn, wie man ja hoffentlich auch an uns beiden sehen kann. Zweitens gibt's ja noch das kleine Problem der Schwarzbrennerei. Und außerdem greift es zu kurz: Die digitale Distribution ist gerade deswegen für die Klassik so besonders wichtig, weil die Klassik ein so zartes Pflänzchen ist, dass sie dem Vertrieb durch die normalen Handelswege oft nicht standhält. In Wien ist man verwöhnt, es gibt eine Hand voll wunderbarer Spezialistengeschäfte, ein Aficionado-Wesen. Aber in der Realität der meisten Menschen kommt die Klassik einfach nicht vor. In England zum Beispiel ist die Supermarktkette Tesco mittlerweile der größte Musikhändler. Die stellen in ihren kleineren Filialen einfach die Top vierzig, in den großen Filialen die Top hundert auf, dazu ein paar Compilations - und das war's. Der Pop mag ja bisher über so eine chartsgesteuerte Auswahl funktioniert haben, aber vergegenwärtigen Sie sich dagegen das Repertoire einer Klassikfirma: Hunderte, ja Tausende von CDs, zum Teil Jahrzehnte alt, ein und dasselbe Werk in ungezählten Interpretationen. Selbst in einer Stadt wie Wien verkaufen sich manche davon eben nur ein oder zwei Mal im Jahr. Das ist nicht das, was der Handel seiner Natur nach braucht. Aber online ist dieses Gesetz aufgehoben. Und so sehr ich glaube, dass der ganz normale physische Vertrieb eine Zukunft hat, gibt es im Internet eine Ergänzung, durch die der Weg selbst zu den obskursten Aufnahmen nicht weiter als bis zum nächsten Computer ist. Daher ist die digitale Distribution wie geschaffen für die Klassik.

Gibt es in der Musikindustrie einen konkreten Zeitplan dazu?
Das wird in den kommenden zwölf, achtzehn Monaten Schlag auf Schlag gehen. Momentan herrscht ja ein richtiger Goldrush, von Microsoft und DELL-Computer über AOL und Hewlett Packard bis hin zu Walmart drängt gerade alles in diesen Markt.

Naturgemäß mit wirtschaftlichen Interessen. Nicht nur Nikolaus Harnoncourt betont aber in beinahe jedem Interview, dass Kunst kein Geschäft sein könne.
Ich habe noch nie bei einem öffentlich-rechtlicheren Unternehmen gearbeitet als bei der DG. Hier geht es eher darum, den Weiterbestand einer Disziplin zu garantieren, dafür zu sorgen, dass der Markt, wie er sich derzeit entwickelt, das zarte Pflänzchen Klassik nicht unter sich begräbt. Und ganz abgesehen davon: Dafür, dass Kunst kein Geschäft sein soll, sind die Gagen, die mancherorts die Hände wechseln, eigentlich bombig. Für irgendjemanden scheint das schon ein Geschäft zu sein.

Die Umsätze der deutschen Musikindustrie sind im vergangenen Jahr insgesamt um zwanzig Prozent zurückgegangen, das ist der größte Einbruch in der Geschichte der Branche. Wie hoch sind die Verluste bei der Klassik?
Ich kann Ihnen da keine konkreten Zahlen nennen, aber der Umsatz mit dem Katalog, also mit älteren Aufnahmen, ist in letzter Zeit drastisch zurückgegangen. Dazu kommt, dass die Selbstverständlichkeit verloren gegangen ist, mit der gewisse Neuaufnahmen von einem bestimmten Publikum weltweit gekauft wurden. Das hängt zum Teil mit der medialen Situation zusammen, aber auch mit der mangelnden Vermittlung von Musik. Man kann heute einfach nicht mehr sinfonische Zyklen mit prominenten Interpreten vor sich hin produzieren, in dem Bewusstsein, dass das zwar kein großes Geschäft ist, aber doch seine Abnehmer findet und sich so trägt. Schlimm ist die Kombination dieser beiden Entwicklungen, denn bislang wurden aufwendige und teure Neuproduktionen von den Verkäufen aus dem Katalog getragen. Diese Balance ist heute nicht mehr gegeben.

Im letzten "Falter" meinte der Popgitarrist Hans Platzgumer: "Indirekt verdanke ich meine künstlerische Freiheit bei Universal natürlich

,Starmania', denn dadurch können sie sich einen Kobold wie mich leisten." Sind Sie für die DG auf der Suche nach so etwas wie einem Klassik-"Starmania"? Oder müssen wir gar mit einer Neuausgabe der Drei Tenöre rechnen?

Sagen wir's positiv: Die Drei Tenöre haben doch nur gezeigt, was möglich ist, wenn ein breiteres Publikum diese Musik so vorgesetzt bekommt, dass es ihr überhaupt einmal eine Chance geben kann. Ich glaube nicht, dass das mit Schönberg gegangen wäre. Diese Leier hat mich ja bei Ö3 schon verfolgt: Zeigts den Leuten doch wenigstens einmal, wie super Aphex Twin ist, dann werden sie's schon lieben. Das halte ich für eine ganz dümmliche Theorie. Trotzdem glaube ich, dass sehr viel mehr Menschen anfällig für die Klassik sind, als dann tatsächlich bei ihr landen. Zugespitzt gesagt: Millionen von Menschen lieben Klassik - und wissen's nur noch nicht. Irgendwie muss man ihnen eine Chance geben, dieses spröde Thema für sich zu erobern. Die "Ö1-Klassiker" sind so ein Versuch.

Sind Sie ein Missionar für die Verbreitung von klassischer Musik?
Das wäre wohl etwas übertrieben. Aber irgendwie schon. Ich halte zum Beispiel den Doderer für einen der größten Schriftsteller, die je gelebt haben - nur ist er inzwischen leider relativ obskur geworden. Und natürlich ist bei mir ein häufiges Verschenken von Doderer-Romanen zu beobachten. Mit der Musik ist das genauso: Für wen Musik eine so große Rolle spielt, wer damit Tausende von glücklichen Stunden erlebt hat, der will das doch auch anderen mitteilen - bis hin zur Belästigung.

Wie groß ist denn überhaupt Ihr Spielraum als künstlerisch Verantwortlicher, mit Katalogveränderungen auf die Krise zu reagieren?

Man sucht, was man für außergewöhnlich hält und von dem man meint, dass es gehört werden muss. So simpel ist das. Andererseits betreibt ein Klassiklabel in viel stärkerem Ausmaß als ein Poplabel das, was man Katalogpflege nennt. Es geht auch darum, unbekannte Dinge zu entdecken - und das haben die großen Firmen bisher vernachlässigt. Der Selektionsprozess der Jahrhunderte, der zum heutigen Kanon approbierter Meisterwerke geführt hat, hatte sicher seine Gerechtigkeit, ist aber gleichzeitig auch nie unfehlbar gewesen. Warum war es nötig, dass Mendelssohn Bach wiederentdecken musste? Man kann diesen Selektionsprozess also auch ganz offensiv und lustvoll hinterfragen. Mein Plan ist es, in den nächsten Jahren unser Repertoire stärker auszuweiten - in Richtung ganz neuer Musik, aber auch in Richtung alter, noch nicht entdeckter Musik.

Wird die DG also bald zum Avantgardisten-Label?
Na ja, bei allem Respekt, aber die Zeit, in der man sich den Status eines Musikers von Weltrang erdiskutieren konnte, ist ja heute schon eine in sich abgeschlossene Phase der Musikgeschichte. In die zeitgenössische Musik ist viel Bewegung gekommen, und ich meine damit nicht irgendwelche wohlklingenden Saunamodulationsmusiken. Wir kommen wieder in die wunderbare Situation, dass wir nicht nur eine jahrhundertealte Tradition immer neu aufbereiten müssen, sondern dem Repertoire ganz neue Werke hinzufügen können. Man hat endlich wieder das Gefühl, an einer lebenden Disziplin teilzunehmen.

(Quelle Falter-Verlag)


gruß
Thomas
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#42 erstellt: 10. Aug 2007, 10:21
www.classicsonline.com scheint ja eine gute Sache zu sein. Aber, oder, äh, doch nicht. Seufz.
Mir das für den Alltagsgebrauch zu teuer. Mal locker 3 EUR für ein Stück, und dann nur als mp3 cbr 192 kbps finde ich sehr viel. Davon würde ich nur Gebrauch machen, wenn ich unbedingt ganz schnell etwas ganz schwer zu beschaffendes haben will...
beuchelt
Ist häufiger hier
#43 erstellt: 14. Aug 2007, 23:29

Gantz_Graf schrieb:
www.classicsonline.com scheint ja eine gute Sache zu sein. Aber, oder, äh, doch nicht. Seufz.
Mir das für den Alltagsgebrauch zu teuer. Mal locker 3 EUR für ein Stück, und dann nur als mp3 cbr 192 kbps finde ich sehr viel. Davon würde ich nur Gebrauch machen, wenn ich unbedingt ganz schnell etwas ganz schwer zu beschaffendes haben will...


Schau mal bei Linn Records rein ... da kommt richtig Freude auf: http://www.linnrecords.com/

MP3s, CD Qualität (44.1 kHz/16 bit) und Studio Qualität (88.2 bzw. 96 kHz/24 bit). Alles in DRM freien WMA oder sogar FLAC.
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#44 erstellt: 16. Aug 2007, 15:20
Na ja, und gebe ich da "Sibelius" in die Suche ein, bekomme ich genau ein Ergebnis

Aber ich habe mal bei classicsonline.com angeregt, dass die mehr Formate zur Verfügung stellen sollen, damit ich auch Kunde werden kann Ich schlug vor, sie sollten das so wie das BÖSE allofmp3.com machen: Lossless speichern, und dann on-the-fly mit dem Encoder der Wahl ganz nach Kundenwunsch ausliefern. Zumindest "lossless" ist irgendwie angekommen.


Upon checking with the internal team in-charge, we believe that lossless files should also be available to our customers. We are currently investigating certain issues on this, like costs, storage and bandwidth matters. We hope you bear with us in the mean time, while we are still studying about this.

Rest assured that we will make the announcement when we are ready to release it.

Thank you again, especially for bringing this to our attention.


Ich hoffe, die Lage am Markt bessert sich. Habe heute gelesen, dass sich die Musicload-Hotline hauptsächlich mit Leuten auseinandersetzen muß, die deren proprietären DRM-Quark nicht abgespielt bekommen. Recht so. Gut, dass die Scheiße so stinkt, dass es jeder merkt.


[Beitrag von Gantz_Graf am 16. Aug 2007, 15:23 bearbeitet]
Kakapofreund
Inventar
#45 erstellt: 13. Okt 2007, 20:31
Überall auf der Welt gibt es Leute, die unsere alte europäische Musik lieben und wertschätzen.

Mich würde hier primär nicht interessieren, in welcher Form die Musik in 30 Jahren verbreitet sein wird, sondern eher WO und aus WELCHEN GRÜNDEN sie am stärksten verbreitet sein wird.

Wenn ich so die Jugend von heute betrachte... - nun gut, dass ist ein dämlicher Standartsatz, aber teilweise trifft er zu... - wobei ich selber auch erst Mitte zwanzig bin.

Meine Erfahrung beruht auf dem ehemaligen Schulaltag: Wir waren ein Gymnasialjahrgang von 141 Leuten. Davon waren - soweit mir bekannt war - drei Leute überhaupt an Klassischer Musik interessiert. Der Rest konnte da wenig, meistens aber gar nichts mit anfangen. Jedem das Seine. Doch ich kann berichten, dass man mit der Vorliebe für Klassische Musik im Alter von 13 bis 19 schon als seltsamer Außenseiter betrachtet wurde. So denke ich auch, dass viele sich einfach nicht trauten zuzugeben, dass sie Klassische Musik mögen - denn MTV und Konsorten waren angesagt, notfalls konnten einige wohl noch ihren Woodstock-Musikgeschmack erfolgreich etablieren. Wie ich finde, wurden wir damals sehr gut an die Klassische Musik heran geführt, denn wir hatten eine russische Musiklehrerin, die von der ersten Stunde an diese Musik sehr leidenschaftlich mit uns durch nahm. Später in höheren Klassen ging es mangels Interesse der meisten Schüler im Musikunterricht nur noch um Pop-Musik. Sehr schade und verkehrt, aber der Lehrplan gestattete es ja.

Schade fänd ich es nur, wenn die Orchestervielfalt in Europa durch diesen Mis... Missstand, der von den Massenmedien in die Kinderzimmer strömt, drastisch abnehmen würde - mangels Bedarf - und so rennomierte Orchester wie die Wiener Philharmoniker, die großen deutschen Orchester und die großen Orchester der anderen europäischen Nationen in 30 Jahren nur noch asiatische und amerikanische Europa-Touristen als Konzertzuhörer haben, bzw. sich teilweise auflösen oder gar "abwandern", bzw. sich in anderen außereuropäischen Ländern einfach bessere Orchester bilden (gut, in Amerika ist das schon teilweise geschehen, aber Amerika ist für mich oft nichts weiter als Neu-Europa ).

Wie mir zu Ohren kam, hat man seitens der die Menschenmassen aufwieglenden Privatsender im Rahmen der GEZ-Gebührenerhöhungsdiskussion sogar schon vorgeschlagen, die von den Rundfunkgebühren finanzierten Staatsorchester abzuschaffen. Wenn dieses der Masse gefällt, dürften sich bald auch Politiker dafür finden, denn die brauchen ja immer Treibstoff - also Wählerstimmen.

Und da sind wir gleich beim besten Beispiel... alles hat natürlich was mit Macht, Geld und dem Angebot-Nachfrage-Schema zu tun:

Man schlägt vor, Rundfunk-Orchester abzuschaffen, zeitgleich passt sich das Niveau der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten aber immer mehr dem der Privatsender an.

Vielleicht ist es als gut anzusehen, dass hier der Apparat der deutschen Bürokratie absolut träge ist und wir eine Rundfunk-Orchesterauflösung nicht so schnell befürchten müssen.

Man sollte mich nicht falsch verstehen, ich habe nichts Ernsthaftes gegen eine solche Entwicklung.... ich schaue nur bedrückt und machtlos zu...

Nun ja... Kopf hoch... das Leben geht weiter. In 30 Jahren werde ich ja (hoffentlich) sehen, was dann sein wird - damit wird man sich dann zurechtfinden (müssen).

Gruß
Frank
Boettgenstone
Inventar
#46 erstellt: 13. Okt 2007, 21:29
Hallo,
wie wird der aussehen? Ich denke was die Aufnahmen angeht wird immer noch viel als händisches Gerät da sein vielleicht als klein CD (8cm), mit entsprechender Technik würde man wahrscheinlich sehr viel mehr draufbringen als jetzt auf eine handvoll BluRaydiscs.
Immerhin wird gerade an holographischen Speicherdiscs geforscht was da drauf passt ist heller Wahnsinn, 300 GB pro Disc im Prototypenzustand. So gross wie die gute alte CD.8)
Der Grossmarkt wird aber wohl streaming sein, naja egal.

Es wird wahrscheinlich auch immer noch "billig" Anbieter geben, ich glaube eigentlich nicht das Referenzeinspielungen trotz Download billig sein werden, da ordentlich was mitzunehmen werden die Plattenfirmen sich nicht nehmen lassen.
Würde ich auch nicht anders machen.

Ansonsten sind 30 jahre noch so viel Zeit was da noch auf uns zukommt...
Das ist für mich zumindest nicht abschätzbar jedenfalls nicht im großen ganzen.

Für die PC verweigerer habe ich noch was was tatsächlich für die meisten Menschen reicht und mit einem guten externen DA Wandler beste Ergebnisse bringt.
hier klicken
Kakapofreund
Inventar
#47 erstellt: 13. Okt 2007, 22:36

Boettgenstone schrieb:

Für die PC verweigerer habe ich noch was was tatsächlich für die meisten Menschen reicht und mit einem guten externen DA Wandler beste Ergebnisse bringt.
hier klicken
:prost


Dann bin ich wohl nicht "die meisten Menschen", denn für meinen Geschmack fehlt da ein Quad-Core-Prozessor, eine SLI/Crossfire-Grafiklösung, eine Creative X-Fi-Soundkarte, eine mind. 1TB große Festplatte, etc. ... sicher merkt man, dass ich ein PC-Spielekind bin...


[Beitrag von Kakapofreund am 13. Okt 2007, 22:36 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#48 erstellt: 14. Okt 2007, 22:09
Na hier tut sich ja doch noch was in diesem Thread. Die von Frank P angesprochenen Befürchtungen teile ich auch. Wir leisten uns hier in Deutschland einen nicht unerheblichen Reichtum an öffentlich geförderter Kultur. Ob das immer so bleiben wird, ist momentan noch nicht abzusehen. Wünschenswert wäre es.

Aber an sich mache ich mir um den Klassikhörer der Zukunft keine Sorgen. Es ist ein Minderheitenprogramm, das ist klar. Das ist es heute schon, das war es auch schon vor dreißig Jahren, das wird es auch in dreißig Jahren sein. Aber daß die klassische Musik praktisch aussterben wird, ist eine ziemlich alberne kulturpessimistische Perspektive. Es wird immer junge Leute geben, die einen Hunger nach Kultur haben und auch etwas ältere, die den Bogen dann doch noch kriegen. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Nur es wird ein Minderheitenprogramm sein, aber global betrachtet ist diese Minderheit doch eine sehr große Anzahl von Menschen. Außerdem sind Klassikhörer dankbare Kunden, weil, wer da einmal angefixt ist, will mehr und mehr und immer mehr.

An sich finde ich die Möglichkeit des Downloadens aus dem Internet auch interessant und ich bin mir schon ziemlich sicher, daß dieser Markt sich über die nächsten Jahrzehnte auch entwickeln wird. Trotzdem mag ich Industrie CDs, ich finde es schön, etwas auch in schöner Form repräsentiert zu bekommen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, daß der Download als eine Form des Musikerwerbs über die Jahrzehnte sicher kommen wird. Man weiß eben nicht, ob sich der Musikerwerb über CDs, wie es ihn im moment noch gibt, so halten wird. Ich muß schon sagen, daß ich es erstaunlich finde, an welche Klassik CDs man heute alle heran kommen kann. Großanbieter wie JPC und Amazon müssen wirklich riesige Läger haben und da sind möglicherweise auch CDs dabei, die sich vielleicht wirklich nur 10 mal im Jahr verkaufen.

Vielleicht wird die CD ja in dreißig Jahren vollkommen überholt sein. Es gibt ja auch wirklich schon merkwürdige Geschichten. Als meinem Freund ist der CD Player kaputgegangen und jetzt hat er sich einen DVD Player geholt, der billiger war als ein entsprechender CD Player, da hat er sich den DVD Player geholt. Damit könnte er vermutlich die neuen MP3 DVDs abspielen, die Zweitausendeins jetzt im Programm hat. Die Brilliant Masterworksboxen gibt es nicht mehr, anscheinend sollen diese MP3 DVDs jetzt an ihre Stelle treten. Dahinter steht aber offensichtlich, daß heute vermutlich niemand mehr einen CD Player kauft, da diese teurer sind als DVD Player, der all das, was ein CD Player kann, auch kann, aber eben noch mehr.

Also ich bin mir sicher, daß es dank der Technik in 30 Jahren noch Verschiebungen geben wird. Aber die CD wird sich bestimmt noch ein paar Jährchen halten.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#49 erstellt: 27. Nov 2007, 21:46
Hi!

Mal was Neues zum Thema.

Grüße

Frank
Gantz_Graf
Hat sich gelöscht
#50 erstellt: 27. Nov 2007, 23:31
Wir werden sehen, wie es läuft. Da wären schon einige Dinge, die ich von DG gerne hätte. Bspw. das Adagio in G minor/Albinoni m. Karajan... Die Preise sind ja sogar ganz OK.
Und ansonsten sollten wie üblich zwei Nutzer md5 o.ä. von gleichen Stücken vergleichen um zu sehen, ob Wasserzeichen eingesetzt werden. Amazon hat das zum Beispiel, die sagen aber, sie bekommen das teilweise so von den Labels, die Interesse daran haben, den Kreislauf von Musikdateien auszuwerten.

Der Vizedirektor der DGG (siehe Interview ganz oben im Thread) hat vielleicht mittlerweile erkannt, dass "poplige" verlustbehaftete Formate so weit gediehen sind, dass der Unterschied zum Original statistisch nicht nachweisbar ist, wenn man es richtig macht und Audiophile fern sind, denn da ist es wie mit den Pfaffen, am Ende ist alles nur Glauben, und den darf man ja niemandem mißgönnen.
Zudem sind auch verlustfreie Formate und die Internetbandbreiten ganz klar dazu angetan, Musik über das Medium Internet zu beziehen. Gerade Klassik lässt sich gut verlustfrei komprimieren. Ein 1440kbps landet so ziemlich oft komprimiert bei 400-600 kbps. TAK komprimiert da genial, die Codierzeiten sind genial gering. Ich weiche ab.


[Beitrag von Gantz_Graf am 27. Nov 2007, 23:55 bearbeitet]
op111
Moderator
#51 erstellt: 28. Nov 2007, 02:28

Gantz_Graf schrieb:
Da wären schon einige Dinge, die ich von DG gerne hätte. Bspw. das Adagio in G minor/Albinoni m. Karajan...

und ich die Meditation aus Thais ...

"out of Print"-Raritäten habe ich nicht viele entdeckt,
Giulini zwar mit Beethoven #6
aber keine 9. Schubert mit dem CSO,
und Dvoraks Cellokonzert mit Thauer, Fehlanzeige


[Beitrag von op111 am 28. Nov 2007, 02:33 bearbeitet]
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