Jadis DA 30 Hochspannung schalten

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alonso_mosley
Neuling
#1 erstellt: 05. Feb 2018, 01:38
Guten Abend,

ich hoffe, dass noch wer auf ist und meine Frage beantwortet.
An meinem Jadis DA 30 Vollverstärker wird die Heiz- und die Hochspannung gemeinsam geschaltet.
Ich möchte aber die Hochspannung zu den 4x6550 erst nach ca. 1 - 2 Min. mit einem 2. Schalter anlegen.
1. Welchen Schalter benötige ich (V/A) und
2. wie wird der Schalter angeschlossen und wo?
Nach dem Trafo/vor den 4xIN4007 oder vor dem 1. Kondensator (220µF / 450V) oder?

Vielen Dank an die "Wissenden"
alien1111
Inventar
#2 erstellt: 05. Feb 2018, 11:23

alonso_mosley (Beitrag #1) schrieb:
Ich möchte aber die Hochspannung zu den 4x6550 erst nach ca. 1 - 2 Min. mit einem 2. Schalter anlegen.


6550 Datenblatt
http://www.tubeampdo...tion%206550%20JJ.pdf

Schalterstrom (deine 4 x 6550 verbrauchen deutlich weniger als max. 0,7A):
Du kannst mech. Schalter verwenden (min. 1A oder mehr; Kipp- oder Wippschalter).
Schalterspannung:
Max. Anodenspannung 6550 Röhren kann bis max. 600V DC sein (lt. tech. Daten). Deine 4 x 6550 sind bestimmt mit etwa ab 350V bis 400V versorgt (du kannst genau messen).
Typische Kippschalter haben genug Spannungs-Festigkeit zwischen Anschlüssen, auch Anschlussen und Masse, und Isolations-Widerstand um hier richtig zu funktionieren.

Kippschalter oder ähnlich als Beispiel:

Schalter

Solche Anodenspannung-Schalter sind in PA-Bereich als "Standby"-Schalter gennant (bei Röhrenverstärker).


Für Jadis DA 30 Amp kannst du:
- einfaches Schalter verwenden (manuelle Bedienung als Standby-Schalter)
- einen Timer mit einen mech. Relais als Schalter verwenden (automatische verzögerte Anodenspannung einschalten)
- einen Timer mit einen hochspannungs-MOSFET als Schalter verwenden (automatische verzögerte Anodenspannung einschalten)
Allgemein:
automatische Schaltung heißt --> Einschaltverzögerung Schaltung (ähnlich funktioniert wie LS-Einschaltverzögerung bei Transistorendstufen)
mit Vorteil: muss man keinen extra Schalter in Gehäuse nachträglich montieren, muss man Amp Gehäuse nicht böhren, muss man manuel nichts schalten, alles geht automatisch nach 230V AC einschalten.


alonso_mosley (Beitrag #1) schrieb:
Wie wird der Schalter angeschlossen und wo?
Nach dem Trafo/vor den 4xIN4007 oder vor dem 1. Kondensator (220µF / 450V) oder?

Am besten nach NT Gleichrichter und Elkos für Röhren Anodenspannung (es reicht nur 1-pol Schalter/Kontakt).

Verzögerte Anodenspannung einschalten bei kalten Röhren, verlängert Röhren Lebenserwartung.


[Beitrag von alien1111 am 05. Feb 2018, 14:52 bearbeitet]
alonso_mosley
Neuling
#3 erstellt: 05. Feb 2018, 14:31
Hallo alien 1111,

vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!
Ich hatte Bedenken wegen der hohen Spannung am Schalter und wo er hin gehört.
Jetzt ist alles klar.
Beste Grüße vom Neuen im Forum. http://www.hifi-forum.de/images/smilies/1.gif
alien1111
Inventar
#4 erstellt: 05. Feb 2018, 14:51
sehr gerne.

Gruss
DB
Inventar
#5 erstellt: 06. Feb 2018, 21:18
Hallo,

zunächst einmal ist alles <1kV Niederspannung.
Wenn es richtig werden soll, braucht man Schalter, welche für die zu schaltenden Gleichspannungen und -ströme auch zugelassen sind. Der Unterschied zwischen Wechsel- und Gleichstrombelastung liegt darin, daß Gleichstromlichtbögen erheblich schwerer zu löschen sind.


MfG
DB
alonso_mosley
Neuling
#6 erstellt: 07. Feb 2018, 00:10
Hallo DB,

danke für die Info!
Eine Möglichkeit wäre noch den Schalter vor die 4 Dioden zu setzen. Dort habe ich 345V Wechselspannung.
Alles was hinter den Dioden und C's kommt hat schon 460V!
Habe noch keinen Schalter für diese V gefunden. Wie alien1111 schon sagte, 0,7A bei 345V, das sollte doch ein 250V Schalter schaffen? Ich hatte mal eine Jadis JA 15, die hatte einen 2. Schalter für die HV. Ich weiß aber nicht mehr, wo der dran war, war aber derselbe wie der vom Netz.

MfG
alien1111
Inventar
#7 erstellt: 07. Feb 2018, 00:54
Du kannst auch einen Schalter vor Brücken-Gleichrichter einbauen.
In PA Röhren/Musiker -Verstärkern sind manchmal Standby-Schalter auch dort eingebaut (viel öfter nach Elkos).
Sehr oft sind als Standby-Schalter normale, beleuchtete oder nicht beleuchtete 230 V AC Wipp-Schalter verwendet (identisch, wie 230V AC Amp Schalter). Diese funktionieren Jahrelang einwandfrei, auch bei so hohen Anodenspannung.

Mehr komplizierte Lösung:
MOSFET-Transistor Schalter oder Relais nach Elkos, gesteuert automatisch per Timer/Mikroprozessor für Schütz/Controlschaltungen nach 230V AC einschalten (Verzögerung 0,5…. 2 Min.). Vorteil: der Benutzer muss um nichts kummern (alles ist optimal geregelt).
Amerikaner mögen/verwenden sehr gerne solche automatische MOSFET Schalter oder Relais in seinen Super HiFi Röhren-Verstärkern. In EU gebaute Röhren Amps sind leider nicht so hoch technisch raffiniert (nur Schalter oder ohne Schalter).

Als Beispiel: Standby-Schalter in Marschall Röhren Endstufe (vor Brückengleichrichter)
Standby Schalter Marschall



Als Beispiel: Standby-Schalter in Mesa-Boogie Röhren Amp (nach Brückengleichrichter)

Messa Boogie
MesaBass400

Als Netz- und Standby Schalter sind hier normale Wippschalter eingebaut.

Ist jetzt alles klar?

Gruss


[Beitrag von alien1111 am 07. Feb 2018, 10:53 bearbeitet]
DB
Inventar
#8 erstellt: 07. Feb 2018, 10:53
Es sind allerdings sämtlich Lösungen, die den Anodenstrom komplett abstellen und damit eine Zwischenschichtbildung auf den Katoden der Röhren begünstigen.

MfG
DB
alien1111
Inventar
#9 erstellt: 07. Feb 2018, 11:01
Es gibt Röhrenverstärker, wo Mikroprocessor Control- und Schutzschaltungen sind viel komplizierter als Röhrenverstärker selbst.
Alles ist möglich! Toyota!


[Beitrag von alien1111 am 07. Feb 2018, 11:02 bearbeitet]
DB
Inventar
#10 erstellt: 07. Feb 2018, 16:27
Sachgemäße Bereitschaftsschaltungen hatte man schon vor 50 Jahren, ohne irgendeinen Mikroprozessor zu brauchen.
alonso_mosley
Neuling
#11 erstellt: 07. Feb 2018, 17:01
#alien1111,

danke für die Menge an Infos und die Mühe, die Du Dir da machst.
Werde die einfachste Lösung probieren, wenn ich denn mal einen wirklich geeigneten Schalter finde.
Die niedlichen "Kipper" in meiner E-Kiste sind da wirklich nicht geeignet!
Melde mich, wenn's funktioniert, wenn nicht, kommt's dann sowieso gleich im Fernsehen

MfG
alien1111
Inventar
#12 erstellt: 07. Feb 2018, 17:13

DB (Beitrag #10) schrieb:
Sachgemäße Bereitschaftsschaltungen hatte man schon vor 50 Jahren, ohne irgendeinen Mikroprozessor zu brauchen.

Ja.
Aber jetzt haben wir nicht mehr 50-er Jahre. Alles ist viel modern als damals. Alte Röhrentechnik auch.


[Beitrag von alien1111 am 07. Feb 2018, 17:15 bearbeitet]
DB
Inventar
#13 erstellt: 07. Feb 2018, 17:16
Moderner vielleicht. Zweckmäßiger nicht.
alonso_mosley
Neuling
#14 erstellt: 07. Feb 2018, 17:22
# DB,

das mit der Zwischenschichtbildung hatte ich nicht gewusst, der Schalter sollte eigentlich die Röhren schonen!
Gut finde ich, dass Ihr Fachleute ein Auge auf uns DIY'er habt. Kann ja mal schnell ins Auge gehn.
Und Wissen schadet ja auch nicht unbedingt.
Wenn Du, so wie ich, einmal 400V = an die Finger bekommst, dann glaubt man, man ist unsterblich.
Schein aber im täglichen Leben doch nicht so zu sein

Danke für Deine Hilfe!

MfG
DB
Inventar
#15 erstellt: 07. Feb 2018, 18:37
Wenn Du die Röhren schonen willst, muß die Bereitschaftsschaltung anders aussehen.
Hier ist eine vernünftige Bereitschaftsschaltung vorgesehen. Geschaltet wird sie mit dem Relais Rs1. Wenn es anzieht, überbrückt es mit einem Schließer den R53, der für die Absenkung der Anodenspannung verantwortlich ist. Gleichzeitig gibt ein Öffner den Ausgangsübertrager sekundärseitig frei.

Das funktioniert tadellos. Ich hatte selbst längere Zeit zwei Gestelle mit Verstärkern dieser Art in Betrieb.


MfG
DB
alien1111
Inventar
#16 erstellt: 09. Feb 2018, 12:29
http://www.tiffe.de/roehren/V125.jpg --> Endeffekt ist identisch, wie mit mech. "Standby" Schalter erreichbar ist. Der Unterschied: Relais statt Schalter, automatisch verzögert eingeschaltet (Benutzer muss nichts manuell einschalten). Solche Lösung habe ich in mehreren Röhren-Amps gesehen (mehrfach kopiert durch verschiedene Hersteller, nichts neues).
Einfacher mech. "Standby"-Schalter arbeitet auch tadellos.
Statt Kontakt rs1 kann man hier auch normalen mech. Schalter verwenden (zweiten rs1 Kontakt bei Ausgangsübertrager kann man ignorieren; selbstverständlich geht Einschalten nur per Hand).

Uber automatische Steuerung habe ich schon hier ohne Beispiele geschrieben http://www.hifi-foru...ead=13053&postID=2#2.
Diese Funktion kann man praktich sehr unterschiedlich realisieren.

Kann man auch nicht vergessen, dass:
- sehr schlecht für die Röhre Katode ist, wenn bei Katode Betriebstempemeratur kein Strom durchfliesst.
Sehr lange heizen der Röhren Katoden ohne keinen fließenden Anodenstrom dazu führt, dass sich auf der Röhre Katodeoberfläche ziemlich schlecht leitende Zwischenschichten bilden. Die Katode ist sehr warm, deswegen kommt zu verschiedenen chemischen Prozessen auf seine Oberfläche/Schicht). Wenn diesen Röhren-Arbeitszustand dauert sehr lange (summiert sich), kann die Röhre mittelfristig voll kaputt machen (gemninderte Elektronen Erzeugung, die Röhre verliert seine ursprüngliche elektrische Fähigkeiten, muss man Röhren erneuern, was kostet Geld ).

- wohl für die Kathode nicht so gut ist, wenn unterhalb der Betriebstemperatur ein Strom fliesst.
Erst den Hauptschalter umlegen, ein paar Minuten warten bis die Röhre warm ist und dann den Standby Schalter anknipsen. Ausschalten in umgekehrter Reihenfolge.


Die manuelle Standby-Schalter sind bei Musiker und Gitarristen beliebt (PA-Bereich, Bühne-Technik).
Das schonende an einem Standby-Schalter ist, das die Anode in Spielpausen aus dem Signalweg genommen wird. Die Heizung der Röhre bleibt allerdings an, was sofortige Bereitschaft ermöglicht. Ausserdem werden die Ohren aller Beteiligten geschont, sollte in dieser Spielpause ein Kabel gezogen werden, oder die Gitarre umfallen. In diesem Fall ist alles lautlos.


[Beitrag von alien1111 am 09. Feb 2018, 13:50 bearbeitet]
DB
Inventar
#17 erstellt: 09. Feb 2018, 13:47

alien1111 (Beitrag #16) schrieb:

Kann man auch nicht vergessen, dass:
- sehr lange heizen der Röhren Katoden ohne keinen fließenden Anodenstrom dazu führt, dass sich auf der Röhre Katodeoberfläche ziemlich schlecht leitende Zwischenschichten bilden. Die Katode ist sehr warm, deswegen kommt zu verschiedenen chemischen Prozessen auf seine Oberfläche/Schicht). Wenn diesen Röhren-Arbeitszustand dauert sehr lange (summiert sich), kann die Röhre mittelfristig voll kaputt machen (gemninderte Elektronen Erzeugung, die Röhre verliert seine ursprüngliche elektrische Fähigkeiten, muss man Röhren erneuern, was kostet Geld ).

Deswegen verlinkte ich das Bild. Bei der Art der Bereitschaft bilden sich eben keine Zwischenschichten.


alien1111 (Beitrag #16) schrieb:

Die manuelle Standby-Schalter sind bei Musiker und Gitarristen beliebt (PA-Bereich, Bühne-Technik).
Das schonende an einem Standby-Schalter ist, das die Anode in Spielpausen aus dem Signalweg genommen wird. Die Heizung der Röhre bleibt allerdings an, was sofortige Bereitschaft ermöglicht. Ausserdem werden die Ohren aller Beteiligten geschont, sollte in dieser Spielpause ein Kabel gezogen werden, oder die Gitarre umfallen. In diesem Fall ist alles lautlos.

Das schont aber nichts, weil die Katoden dennoch geheizt werden und demzufolge an Zwischenschichtbildung sterben.
Gitarrenverstärker sind in mancher (nicht klangbestimmender) Sicht suboptimale Konstrukte.

MfG
DB
alien1111
Inventar
#18 erstellt: 09. Feb 2018, 14:11

DB (Beitrag #17) schrieb:

alien1111 (Beitrag #16) schrieb:

Die manuelle Standby-Schalter sind bei Musiker und Gitarristen beliebt (PA-Bereich, Bühne-Technik).
Das schonende an einem Standby-Schalter ist, das die Anode in Spielpausen aus dem Signalweg genommen wird. Die Heizung der Röhre bleibt allerdings an, was sofortige Bereitschaft ermöglicht. Ausserdem werden die Ohren aller Beteiligten geschont, sollte in dieser Spielpause ein Kabel gezogen werden, oder die Gitarre umfallen. In diesem Fall ist alles lautlos.

Das schont aber nichts, weil die Katoden dennoch geheizt werden und demzufolge an Zwischenschichtbildung sterben.
Gitarrenverstärker sind in mancher (nicht klangbestimmender) Sicht suboptimale Konstrukte.

Musiker, Gitarristen schätzen auf der Bühne mehr Standby-Schalter Nützlichkeit als Katoden schonen.
Wenn Röhren gehen kaputt, erneuern Musiker ganzen Röhren Satz.
Genauso denken Röhren Amps Hersteller. Hier hat Nützlichkeit prioritet und nicht Röhrensterblichkeit. So denken am meisten fast alle Musiker.

Es ist ganz andere Geschichte und Thema, dass Gitarrenverstärker manchmal suboptimale Konstrukte sind (klänglich und elektrisch). Es ist einfach so.


[Beitrag von alien1111 am 09. Feb 2018, 14:17 bearbeitet]
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