Suche Hilfe beim Bau eines Röhrenverstärkers

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normanbos
Neuling
#1 erstellt: 15. Jul 2007, 19:55
Hallo!
Da meine Freundin immer noch leidenschaftlich gern die drei ??? hört, habe ich mir vorgenommen, ihr einen Kassettenspieler zu bauen. Angeregt durch einige Internetseiten habe ich mich für nen Röhrenverstärker entschieden (auch aus optischen Gründen ). Nur leider habe ich damit so gut wie keine Erfahrung. Ein funktionierendes Kassettenlaufwerk inkl. Stereo-Tonkopf (aus einem Blaupunkt Autoradio) hab ich schon, nur fehlt mir der Plan, wie ich das Signal verstärken kann.

Kann mir jemand mit einem einfachen Schaltplan aushelfen?


PS: Ist das hier brauchbar?
http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/Kleinformat.htm

Wenn ja, fehlt nur noch die Vorverstärkung, oder?


[Beitrag von normanbos am 15. Jul 2007, 20:04 bearbeitet]
rorenoren
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 15. Jul 2007, 21:26
Hallo,

das ist wirklich "strange"!

Du müsstest das Signal vom Tonkopf kommend zunächst vorverstärken und entzerren.

Ähnlich wie beim Plattenspieler ist das vom Tonkopf kommende Signal nicht Frequenzlinear.

Es kommt noch ein Problem dazu, nämlich, dass Tonköpfe für Röhrengeräte hochohmiger sind.

Deine Idee wird nur sehr schwer umzusetzen sein.

Das Signal müsste entweder sehr hoch verstärkt werden, um die zu geringe Spannung auf einen brauchbaren Wert anzuheben (Brummen Mikrofonie und Rauschen steigen stark an)oder ein bzw. für stereo 2 Übertrager, die das Signal für die Röhren anpassen.

Der Aufwand dürfte deutlich zu hoch für ein praktikables Projekt sein.



Wenn du auf Optik und Röhren Wert legst, könnte ein Röhrenvollverstärker in Verbindung mit einem Transistor- Tapeverstärker in Frage kommen.

Das Blaupunkt- Tape würde ich dafür nicht unbedingt verwenden.

Es gibt auf Flohmärkten oder bei Ebbe Y Kassettenspieler, die den nötigen Vorverstärker bereits eingebaut haben.
(bei geringem Qualitätsanspruch tut es auch ein Walkman)

Dazu einen schicken Röhrenamp im extra Gehäuse, damit evtl. später auch CDs mit den ??? gehört werden können und man nicht auf ein Tape festgenagelt ist. (Verschleiss, Defekt...)

Zuerst würde ich es mit EL84 im Eintaktbetrieb versuchen, die erzielbaren 3-5 Watt reichen für ??? locker aus.

Auch Musik bis zu deutlich gehobener Zimmerlautstärke lässt sich gut damit hören.

Die 10 Watt wären gerade eben hörbar lauter.

Dafür den doppelten Röhrensatz einzusetzen wäre mir zu unökonomisch.

Wenn es hübsch sein soll, lassen sich bei gleichem Schaltungsaufwand auch KT66 (ca 10 Wat im Eintaktbetrieb) oder ähnliche Röhren mit schön geformten Glaskolben einsetzen.

Die Schaltung bleibt bis auf geänderte Bauteilwerte, Netztrafo und Übertrager die gleiche.

Grobe Schaltung für die EL84 gibt es hier:




Gitter 3 ist innerhalb der Röhre mit Katode verbunden, der Übersicht wegen nicht mit eingezeichnet.
Die Vorröhre kann auch gerne eine ECC83 sein.


Das Netzteil sollte ca 220- 250V Gleichspannung bei etwa 100mA liefern, Heizung 6,3V ca 2A,

Bei der KT66 erhöhen sich die Werte natürlich.


Wenn du noch nie einen Röhrenverstärker gebaut hast, solltest du zunächst einen Testaufbau wagen.
(zertretenes Sperrmüll- Röhrenradio schlachten)

Wenn du keine Erfahrungen im Umgang mit hohen Spannungen hast, sei verdammt vorsichtig, oder lass es bleiben!

Edit: den Bau bleiben lassen, nicht die Vorsicht!

Gruss, Jens


[Beitrag von rorenoren am 15. Jul 2007, 21:31 bearbeitet]
normanbos
Neuling
#3 erstellt: 15. Jul 2007, 22:49
Puh, für mich Laien sieht das ziemlich aufwendig aus. Verstärkerschaltungen mit Transistoren hab ich zwar schon etliche gesehen (und einige nachgebaut) aber bei der Röhrenschaltung scheitert mein Verständnis schon daran, daß ich die Bauteile einfach nicht kenne. Die hohen Spannungen sind dabei nichtmal das Problem ^^.

Gibts nicht irgendwo so richtige Schritt für Schritt Anleitungen? Ansonsten, so sehr mich die Röhrentechnik auch reizt, schiebe ich das wohl lieber noch eine Weile vor mir her und bastel nen "normalen" Player.

Gruß
Norman
rorenoren
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 16. Jul 2007, 07:08
Hallo Norman,

die gezeigte Endstufe, an die man problemlos über ein Poti ein Kassettendeck oder CD- Player direkt anschliessen kann, ist eigentlich sehr einfach zu bauen.

Die "Bauteile, die du nicht kennst" dürften ja nur die Röhren sen.

Grobe Richtung,

von oben nach unten in dem OvaL:

Anode

Gitter

Katode

Funktion:

Anode plus,
Katode minus,
Gitter "in der Luft"

Es fliesst etwa der maximal mögliche Strom.
(ca. 20mA,von minus nach Plus)

Anode plus,
Katode minus,
Gitter -1V,

es fliesst ein geringer Strom von ca 5mA.

Das Gitter steuert also den Strom durch die Röhre.

Im Vergleich zum Transistor benötigt die Röhre also eine negative Vorspannung am Gitter, damit nicht der volle Strom fliesst.

Der Trick dabei ist, wie bei Emitterwiderständen einen Spannungsabfal dafür zu nutzen.

In der ersten (linken) Stufe ist das der 1kOhm Widerstand.

Der 1 MOhm Widerstand legt das Gitter gleichspannungsmässig gegen Masse. (0V)

An der Katode stellen sich etwa 1V ein.

Die Katode ist also positiver als das Gitter = Gitter negativer als Katode.

Der Arbeitspunkt liegt damit etwa in der Mitte der Kennlinie.

Die Ansteuerung erfolgt durch das Gitter.

An der Anode wird das Signal über 470nF ausgekoppelt. (Gleichspannung wird abgeblockt)

Der 100kOhm Widerstand ist der Vorwiderstand der Anode, über den das Signal abfällt.

Weiter geht´s zur Endröhre.

Die hat ein paar mehr Gitter, die aber nicht so wahnsinnig interessant sind.
Gitter 1 ist das der Katode am nächsten liegende (unten).
Das steuert, wie auch bei der Vorröhre, den Strom.

Gitter 2 liegt auf Plus, Gitter 3 ist mit der Katode verbunden.
(diese beiden ignorieren wir mal.

Das Signal gelangt also an Gitter 1 und steuert den Strom durch die Röhre.

Diese hat wie die erste einen Katodenwiderstand (150 Ohm) über den hier ca 7V abfallen. (ca 47mA)

(der 47µF Kondensator stellt für das Signal einen Kurzschluss dar und verhindert eine hier ungewollte Gegenkopplung, ähnlich Emitterwiderstand, hier aber zum Verständnis ignorieren)

Das ist wieder die negative Vospannung für das Gitter.

Der 1MOhm Widerstand führt das Gitter gleichspannungsmässig auf Masse.
Der 1 Kohm Widerstand hat für das Signal keinen Einfluss und dient lediglich der Unterdrückung von Schwingneigungen.
(also zum Verständnis wie eine Drahtbrücke betrachten)

In der Anodenleitung hängt der Übertrager.
(Schaltzeichen wie Trafo)

Über dessen Wicklung bezieht die Endröhre ihre Spannung, es fliesst also der Strom über ihn.

Da der Strom im Takt des Signals hin und her "schwingt", entsteht so eine Wechselspannung über der Wicklung.

Diese wird heruntertransformiert und treibt den Lautsprecher an.
(ist nötig, weil Röhren hochohmige Bauteile sind, die mit hohen Spannungen aber geringeren Strömen arbeiten)

Fertig: Musik!

Noch im Schaltbild zu sehen:

Der 1kOhm Widerstand gibt einen Teil des Signals zurück an die Katode der ersten Stufe und linearisiert die Verstärkung.
(Gegenkopplung)

Die Verstärkung wird dadurch etwas geringer, der Einfluss des Übertragers auf den Frequenzgang wird etwas verringert (linearisiert).
Verzerrungen werden auch geringer.

Das war ein Versuch, das Ganze in Etwa zu erklären.

Ich erhebe weder Anspruch auf Richtigkeit, noch auf Vollständigkeit.

Ich hoffe aber, dass es nicht völlig daneben war.

Wenn du dem Mut nicht verloren hast, bau doch diese Schaltung einfach mal nach.
(Schaltplan für Netzteil kann ich noch nachliefern)

Sie ist einfach und arbeitet problemlos.

Daran lässt sich ein Hochpegelgerät gut betreiben.

Gruss, Jens


[Beitrag von rorenoren am 16. Jul 2007, 07:10 bearbeitet]
normanbos
Neuling
#5 erstellt: 16. Jul 2007, 11:17
Ok, sooooo schwer klingt das wirklich nicht. Was ich nicht ganz verstanden habe: Muss ich den Übertrager selbst wickeln oder kann ich den fertig kaufen? Und was für einen Lautsprecher häng ich da dran?

Und wenn ich damit ernsthaft Musik hören möchte, sollte ich das ganze vielleicht gleich in Stereo bauen?

Jedenfalls vielen Dank schonmal, so laaaangsam blicke ich da ein wenig durch. Für den Schaltplan des Netzteils wäre ich dir auch sehr dankbar!

Gruß
Norman


[Beitrag von normanbos am 16. Jul 2007, 11:55 bearbeitet]
rorenoren
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 16. Jul 2007, 18:55
Hallo Norman,

den (die) Übertrager kannst du bei Welter oder anderen Herstellern kaufen.

Auch ein wirklich schrottreifes altes Röhrenradio ist als Teilespender ideal.

Da ist zumindest für den Test in mono ein Netztrafo schon dabei.

Schau auch mal bei Ebay.

Da gibt es einzelne Übertrager oft recht billig.

Die Angabe des Anpasswiderstandes sollte für die EL84 bei ca 5-7kOhm liegen. (auf 4 oder 8 Ohm Lautsprecher)

Weniger verschlechtert das Ergebnis stärker als mehr.

Die 5 kOhm liegen schon knapp unter der Angabe im Röhrenbuch.

Als Lautsprecher kannst du alles zwischen 3 und 16 Ohm verwenden.

Bei 3 Ohm geht´s meist noch einigermassen, selbst wenn der Übertrager für 8 Ohm gedacht ist.

Mit 16 Ohm wird es deutlich leiser. (besonders mit Übertrager für 4 Ohm)

Das ist aber alles eher unkritisch.

Wichtig ist, dass der / die Lautsprecher einen guten Wirkungsgrad haben.

Für ??? ist das völlig Wurst, dafür geht jeder normale Lautsprecher.
(auch laut genug!)

Für Musik sollte der angeschlossene Lautsprecher wenigstens 89dB Wirkungsgrad haben.

Dann geht dem Amp auch bei Bässen in gehobener Zimmerlautstärke nicht gleich die Puste aus.

Mit 95dB und mehr kannst du dann mit 2x 5 Watt fast eine kleine Fete beschallen.

Zum Testen brauchst du aber nicht besonderes.

Einfach die vorhandenen LS anschliessen, fertig.

Um ernsthaft Musik hören zu können, ist Stereo schon sinnvoll.

Als Testballon würde ich aber erstmal einen Monoamp aus den vorgeschlagenen Teilen bauen.

Wenn da alle Kinderkrankheiten beseitigt sind, kannst du den "ernsthaften" Verstärker (evtl. mit gekauften Teileb) bauen.

Gleich etwas "ernsthaftes" zu bauen scheitert oft an nicht ganz durchdachten Details, die später nicht mehr zu ändern sind.
(Übertrager zu nah am Netztrafo= Brummen)

An deiner Bastelstudie kannst du das alles ausprobieren.

Wenn du natürlich für Stereo alle Teile da hast, kannst du auch das Testgerät in Stereo bauen.

Schaltplan für das Netzteil suche ich gleich mal raus.

Gruss, Jens
normanbos
Neuling
#7 erstellt: 16. Jul 2007, 23:31
Danke schonmal für die vielen guten Tips, Jens!

Ich werde mal bei eBay nach Übertragern und anderen Teilen schauen.

Dann wage ich mich erstmal an einen Testaufbau in Mono, aber wie würde sich denn der Schaltplan für Stereo ändern?

Norman
rorenoren
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 17. Jul 2007, 06:47
Hallo Norman,

für Stereo brauchst du nur 2x dasselbe zu bauen.

Das Netzteil muss dann die doppelte Leistung liefern.

Sonst bleibt alles wie es ist.

Beim Monoaufbau kannst du als Vorröhre eine EC92 nehmen.

Die ECC83/ ECC82 sind Doppeltrioden.

Das heisst, es sind zwei Röhren in einer.(2 Systeme)

Im Monobetrieb ist dann eine Hälfte ungenutzt.

Die EC 92 hat nur ein System.

Der Monoaufbau ist einfach nur übersichtlicher, und eingebaute Fehler musst du nur einmal korrigieren.

Du kannst ja auf jeden Fall die in Frage kommenden Auktionen posten, dann kann ich (oder jemand anders) sagen, ob´s passt.

Notfalls habe ich zum Testen noch einiges da.

Netztrafos für einen Stereoaufbau habe ich aber nicht übrig.

Für Mono "reichlich".

Bei Ebay einfach "Ausgangsübertrager" eingeben. (oder Übertrager)

Eine gute Möglichkeit ist noch "Röhrenradio" einzugeben.

Dann nur die Selbstabholer in deiner Nähe.

Die bleiben meist unter 10 Euro.

Auf den Bildern erkennst du oft den Zustand der Geräte.

Wenn der schlecht ist, musst du keine Skrupel haben, ein Gerät zu schlachten.

Da ist dann fast alles drin, was du brauchst.

(Trafo, Übertrager Röhren)

Wenn du grössere Transportkapazitäten hast, ist auch "Musiktruhe" oft erfolgversprechend.

Die muss natürlich mit Röhren sein.
(keine Schieberegler bei Grundig z.B.)

Ist dann ein riesiges Möbelstück, aber ganz oft Stereo und für den Startpreis zu berkommen.


Gruss, Jens
normanbos
Neuling
#9 erstellt: 17. Jul 2007, 10:49
Hier gleich einmal ein paar Auktionen:

Telefunken Musiktruhe

Netztrafo
rorenoren
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 17. Jul 2007, 18:15
Moin Norman,

kommst aus HH?

Telefunken ist mono, bis 10 Euro mitbieten. (wenn die Entsorgung kein Prob. ist)

Bei dem Netztrafo steigt der Preis noch auf ca 40 Euro oder mehr.
Die Spannungen sind etwas zu hoch.280V Wechsel ergibt fast 400V Gleichspannung im Leerlauf.
Wechselspannung sollte etwa max 230V sein.
Die Gleichspannung vor der Siebkette sollte nicht höher als 300V sein. (unter Last)
Betriebsspannung nachher 250V =.
Also nicht ganz passend.

Sonst, falls du tatsächlich aus HH kommst, kannst du auch bei mir mal vorbeischauen.

Weiteres per PM.

Gruss, Jens
rorenoren
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 17. Jul 2007, 18:33
Ach ja,

das Netzteil:


Gruss, Jens

Edit:
vor dem Bau nochmal bescheidsagen!
Das ist nur als Beispiel gedacht!


[Beitrag von rorenoren am 17. Jul 2007, 18:36 bearbeitet]
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