Bass: Ab welcher Frequenz 360-Grad-Abstrahlung?

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SFXartist
Stammgast
#1 erstellt: 29. Aug 2011, 09:28
Hallo,

ich will demnächst selber 3-Weg-Boxen bauen mit geschlossenem Gehäuse.
Dazu wollte ich mal fragen, ab welcher Frequenz tiefe Frequenzen in eine 360 Grad Abstrahlung übergehen (in üblichem Gehäuse mit ca. 26 cm Schallwandbreite).

Da die Boxen eher wandnah stehen werden (20 cm Abstand, Schallwand ca. 50 cm zur Rückwand), möchte ich den Bass entsprechend früh abfallen lassen, damit sich wegen Schalladdition durch Rückwand möglichst keine Überhöhung ergibt.

Ich weiß, dass die Sache viel komplizierter ist (Raummoden etc.) und ich
damit nur Teilprobleme löse.

Klare, kenntnisreiche Antwort wäre super.

Gruß sfx


[Beitrag von SFXartist am 29. Aug 2011, 09:33 bearbeitet]
Black_Bender
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 29. Aug 2011, 09:44
das was du dir da theoretisch ausgedacht hast ist in der praxis unbrauchbar.


um kammfilter der rückwad zu vermeiden sollte man boxen eh so nah an die wand stellen wie möglich.
optimal wäre in die wand einlassen (flush mounting)
http://www.genelec.com/faq/acoustical/not-enough-bass/

eine basserhöhung durch die nahe rückwand ist da das geringere übel da man das befriedigend kompensieren kann weil sehr breitbandig.
deswegen haben ernst gemeinte professionelle studioabhören auch einen eingebauten eq um das zu kompensieren.

btw:
deine unbehandelte akustik hat so viel mehr einfluss auf den frequenzgang dass du die probleme die durch die rückwand entstehen deswegen weder hören noch messen kannst.
zwei eckabsorber werden ein unvergleichbares vielfaches mehr bringen als ein beschneiden des direktsignals um rückwandprobleme zu kompensieren die noch gar kein problem sind.


ja ich weiß du wolltest was anderes hören aber es ist nunmal so


um deine frage aber noch zu beantworten.
http://masterclass-s...chroederfrequenz.htm



lg
SFXartist
Stammgast
#3 erstellt: 30. Aug 2011, 10:46
@blackbender

vielen Dank für deine Antwort, du scheinst dich gut auszukennen.
Diese Art von Antwort (oder Realität?) habe ich befürchtet.

1. Kantenabsorber mit 30 oder gar 50 cm passen bei mir nicht, da an den Raumecken Türbereiche sind.

2. Normalerweise lautet die Empfehlung: Box einen halben Meter oder mehr von der Wand weg??? (Wandeinbau wäre ein Spezialfall)

3. Das einzige was ich machen könnte, wäre direkt hinter die Lautsprecher eine 10 cm starke Basotec-Matte (mit etwas Wandabstand) zu installieren (Maße evtl. 50 x 100 cm). Ob das der effektivste Ort dafür ist, kann bezweifelt werden, aber es ist wohntechnisch der einzig mögliche.

4. Danke für den Link zur Schroeder-Frequenz. Den Begriff kannte ich so noch nicht. Da ich die Nachhallzeit nicht kenne (Klatschen blieb ohne unterscheidbares Echo) habe ich die Formel mal für 0,2 s und 0,3 s angewandt. Ergebnis: 121 Hz und 149 Hz
Das war erwartbar.

Ich denke aber, ein leicht fallender Frequenzgang bis 50 Hz (-3dB) wäre nicht ganz verkehrt. Was meinst du?

Ansonsten bleibt mit nur: mit den Moden leben
nochmals Dank
sfx
Klaus-R.
Inventar
#4 erstellt: 30. Aug 2011, 13:43

SFXartist schrieb:
4. Danke für den Link zur Schroeder-Frequenz. Den Begriff kannte ich so noch nicht. Da ich die Nachhallzeit nicht kenne (Klatschen blieb ohne unterscheidbares Echo) habe ich die Formel mal für 0,2 s und 0,3 s angewandt. Ergebnis: 121 Hz und 149 Hz
Das war erwartbar.


Schroeder geht von einem diffusen Schallfeld aus bzw. macht seine Berechnungen für akustisch grosse Räume (Konzertsäle. Auditoria etc.):

Schroeder, " Statistical parameters of the frequency response curves in large rooms", J. of the Audio Engineering Society 1987, S. 299

Schroeder, “The Schroeder frequency revisited”, J. of the Acoustical Society of America 1996, vol.99, no. 5, S. 3240


In Räumen der hier im Forum betrachteten Grössenordnung jedoch gibt es kein diffuses Schallfeld:

Meyer, „Definition and diffusion in rooms“, J. of the Acoustical Society of America 1954, vol. 26, no. 5, S.630

Gover et al., “Measurements of directional properties of reverberant sound fields in rooms using a spherical microphone array”, J. of the Acoustical Society of America 2004, vol. 116, no. 4, pt.1, S.2138

Loutridis, "Quantifying sound-field diffuseness in small rooms using multifractals", J. of the Acoustical Society of America 2009, col.125, no.3, S. 1498

Randall et al., “Diffusion of sound in small rooms”, Proceedings of the IEEE 1960, Part B, vol. 107, no. 35, S.439


Dies führt dazu, daß der Übergang zw. den beiden Bereichen bei etwa doppelt so hoher Frequenz erfolgt als nach Schroeder berechnet:

Baskind et al., “Sound power radiated by sources in diffuse field”, Audio Engineering Society preprint 5146 (2000)


Klaus
SFXartist
Stammgast
#5 erstellt: 30. Aug 2011, 21:49
nun ja das hieße ja, dass bereits ab rund 300 Hz kugelförmig abgestrahlt wird.
Irgendwie kann ich mir das zumindest gefühlsmäßig nicht so recht nachvollziehen...

Vergib mir, wenn ich den Literaturverweisen nicht en detail nachgehen kann

;–)

danke + ciao
sfx
Klaus-R.
Inventar
#6 erstellt: 31. Aug 2011, 11:12

SFXartist schrieb:
nun ja das hieße ja, dass bereits ab rund 300 Hz kugelförmig abgestrahlt wird.
Irgendwie kann ich mir das zumindest gefühlsmäßig nicht so recht nachvollziehen...



Die Frequenzgangkurve in einem Raum hängt ab von der Position von Schallquelle und Empfänger. Die statistischen Parameter der verschiedenen Kurven, d.h. deren Abweichungen vom Mittelwert, sind von Position von Quelle und Empfänger unabhängig bzw. hängen lediglich von der Nachhallzeit ab. Bei Schroeder ging es ausschliesslich darum, die Frequenz zu bestimmen, oberhalb derer dies der Fall ist, von kugelförmiger oder nicht-kugelförmiger Abstrahlung ist bei ihm nicht die Rede. Interessanterweise war diese Frequenz in Schroeders ursprünglichen Veröffentlichung doppelt so hoch angesetzt (d.h. in Übereinstimmung mit den Untersuchungen von Baskind) wie sie heute angegeben wird.

Die Art der Abstrahlung hängt ausschliesslich von der Schallquelle ab, nicht von der Frequenz oder der Schroederfrequenz. Eine Geige z.B. strahlt gewisse Frequenzen/Frequenzbereiche kugelförmig ab, andere nicht. Die Lautsprecher der k-Serien von ME Geithain fangen schon bei 30 Hz an zu bündeln, „normale“ Lautsprecher strahlen in diesem Bereich kugelförmig ab. Soweit mir bekannt, fangen Lautsprecher bei der Frequenz an zu bündeln, deren Wellenlänge dem Umfang des jeweiligen Chassis entspricht, darunter wird kugelförmig abgestrahlt.


Vergib mir, wenn ich den Literaturverweisen nicht en detail nachgehen kann


Alle von mir genannten Literaturstellen kann ich als pdf schicken, e-mail Addresse genügt.

Klaus
SFXartist
Stammgast
#7 erstellt: 10. Sep 2011, 11:59
Danke für Info.
Mittlerweile habe ich mich entschlossen, den Bassbereich (bis ca. 300 Hz) aktiv und DSP-kontrolliert zu betreiben (mit Hypex-Modulen).
Immerhin lässt das großen und detaillierten Einfluss zu.

Gruß
sfx
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