Frage zu Technics SE-9600

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nosecrets
Stammgast
#1 erstellt: 03. Jul 2007, 16:02
Guten Tag,
bin ja stolzer Besitzer der schönen alten Technics Endstufe. Nun folgende Frage: vorne ist ein Schalter, wodurch sich anscheinend Impedanzen anpassen lassen, z.B. kann man einstellen: 0,08 Ohm, 0,8 Ohm...etc etc....Weiß jemand wozu diese Einstellung dient ?

Gruß
Michi

PS: suche noch den SU-9600.......
Nixals'nDraht
Stammgast
#2 erstellt: 03. Aug 2007, 01:18
Hallo nosecrets,

ich hatte auch von 1977 bis 2005 einen SE 9600 mit Vorstufe und Tuner aus dieser Baureihe. Waren (sind) wirkliche Sahnestücke. Nicht totzukriegen. Die Vor- und Enstufe hat so manche Studifete befeuert, einmal ist ein Lautsprechertest daraus geworden. Letztendlich waren sie unserer Familie nicht mehr zeitgemäß, weil zu groß. Beim Flohmarkt bekam ein Käufer (und ich) feuchte Tränen. Der Käufer wegen dem günstigen Schnäppchenpreis, ich wegen der Nostalgie... Im übrigen kann ich Dir zusätzlich noch einige Tips zum wirklich nötigen (noch relativ einfachen) Tuning geben, wenn Du Interesse hast und technisch versiert bist.

Deine Frage:
Über den genannten Schalter wird der Innenwiderstand der Endstufe verändert, und damit der Dämpfungsfaktor.
Je geringer der Innenwiderstand des Verstärkers, desto besser. Das ist so, weil das Ein- und Ausschwingverhalten des angeschlossenen Lautsprechers besser wird, je niedriger der Innenwiderstand des antreibenden Verstärkers ist. Dies, weil durch Mikrofonie- und Federrückstellkräfte der Lautsprechermembranen, vor allem die des Tieftöners, über die Lautsprecherschwingspule eine Spannung bestimmter Stromstärke erzeugt wird, die die vom Verstärker erzeugte Spannung beeinflussen, weil sie dieser entgegengerichtet ist. Der Lautsprecher wirkt in diesem Fall wie ein kleiner Generator, ein Dynamo. Der Innenwiderstand des Verstärkers muss diese Energie möglichst schnell vernichten, damit er dem Eingangssignal -natürlich verstärkt- so präzise wie möglich folgen kann. Das ist ja die eigentliche Aufgabe eines Verstärkers. Das geht um so besser, je niedriger der Innenwiderstand ist. Leider ist der Dämpfungsfaktor u.a. auch noch frequenzabhängig. Dies ist eine von mehreren Variablen, welche auf den Dämfungsfaktor Einfluss nehmen. Die zu Grunde liegende Formel für die Berechnung ist vereinfacht: Dämpfungsfaktor D = Lautsprecherimpedanz / Innenwiderstand. Das Ergebnis ist eine dimensionslose Zahl. Die beste Einstellung beim SE 9600 ist die Schalterstellung senkrecht nach oben (ich glaube, das sind 0,08 Ohm).
Dieser Schalter ist ein netter Gimmick, aber nach heutigen Maßstäben beurteilt, ein Stück zu viel des Guten (die Entwicklung dieser Endstufe war Anfang der 70-er Jahre).
Zum einen, weil das Leistungssignal der Endstufen über diesen Schalter geführt wird (zusätzliche Kabel- und Übergangswiderstände!), zum anderen, weil man heute aus technischer Sicht versucht, einen möglichst geringen Innenwiderstand von Vertärkern zu realisieren. Die Basspräzision wird hörbar besser. Du kannst das ausprobieren, indem Du den Schalter nach rechts drehst, während z.B. im Bass impulsreiche Musik wiedergegeben wird. Der Bass wird "flau" und "mulmig", je weiter Du nach rechts schaltest. Auch Impulse im mittleren und hohen Frequenzbereich werden mit der niedrigsten Widerstandseinstellung besser und präziser wiedergegeben. Also in der senkrechten Stellung lassen und ihn "vergessen".
nosecrets
Stammgast
#3 erstellt: 03. Aug 2007, 07:46
Moin,
danke Dir, genau die Info, die ich haben wollte. Ja, gerne einmal wegen Tunings beschreiben, bin technisch versiert.
Gruß
Michi
Nixals'nDraht
Stammgast
#4 erstellt: 04. Aug 2007, 08:49
Hallo nosecrets,

Tuning die erste:
Mit folgender einfachen Massnahme beamst Du den SE 9600 mit seinen Wiedergabeeigenschaften in die Neuzeit:
Ich hoffe, du hast bei dem SE 9600 schon einmal in die "Innereien" geguckt. Wie Du sehen kannst, hat er kanalgetrennte Treiberplatinen links und rechts, die über Steckerleisten kontaktiert sind. Nach Entfernen der Schrauben mit Halteklammer lassen sich die Platinen nach oben herausziehen. An deren jeweils hinteren Ende (in Richtung Netzanschluss hinten) siehst Du eine dicke Kupferspule, Durchmesser so um die 25 mm mit ca. 10 Windungen. Diese Kupferspulen bitte auslöten und durch eine Drahtbrücke ersetzen.
Warum?
Die Spule sitzt im Ausgang der Treiberplatine vor den Leistungstransistoren (übrigens hervorragende Transistoren der japanischen Firma Sanken) und schützt, als sogenannter Tiefpass, die Leistungstransistoren vor hochfrequentem Schwingen. Dies kann auftreten, wenn der Verstärker ohne Last betrieben wird, also ohne Lautsprecher. Leider "bremst" die Spule aber auch den Verstärker. Ich habe die Spulen bei meiner Endstufe nach ca. 7 Jahren Betrieb mit Spulen ausgebaut und durch Drahtstücke ersetzt, weil ich über eine ähnliche Maßnahme an anderer Stelle gelesen habe. Ich kann Dir versprechen, der Erfolg ist verblüffend. Du hast hinterher eine Endstufe, die an der Tür zum Verstärker-Olymp um Einlass bitten darf. Nach dieser Operation hatte ich über die gesamte restliche Betriebszeit (20 Jahre) keinerlei Probleme mit meiner SE 9600 betreffend hochfrequentem Schwingen, Hitzetod der Leistungstransistoren oder auch defekten (Hochton)Lautsprechern als Folge. Nix, absolut nix, obwohl ich die Endstufe teilweise für Tests auch ohne Lautsprecher, z.B. zur Justage der Leistungsanzeigeinstrumente oder zur Ermittlung des Dämpfungsfaktors betrieben habe (der lag übrigens bei etwas über 100, leider weiss ich aber nicht mehr den Wert des Lastwiderstandes, den ich für die Messung verwendet habe). Ich kann dieses Tuning nur wärmstens empfehlen.

Tuning die zweite:
Die vier Trafoblechschrauben nachziehen bzw. prüfen, ob sie fest sind.

Tuning die dritte:
Das Bodenblech entfernen, und, falls nicht schon geschehen, den Spannungswähler von 220 V auf 240 V umstecken. Dann natürlich das Bodenblech wieder anschrauben.

"Leider" ist für dieses Wochenende schönes Wetter angesagt, so dass der Lötkolben möglicherweise kalt bleibt.

Berichte aber mal, ob Du was verändert hast und wie Deine Erfahrung ist.

Roland


[Beitrag von Nixals'nDraht am 04. Aug 2007, 10:13 bearbeitet]
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