Quad ESL 57, Röhre oder Transistorverstärker?

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SharPei1
Stammgast
#1 erstellt: 01. Jan 2009, 15:30
Hallo,
ich betreibe meinen Quad ESL an der Transistorkombination Quad 33/303.
Hat jemand im Forum die ESL 57 schon einmal vergleichsweise an den Röhren Quad 22 / II gehört und kann mir subjektiv den klanglichen Unterschied zu de Transitorkombination beschreiben?
Vielen Dank
Ralph
nostalgiker
Stammgast
#2 erstellt: 02. Jan 2009, 22:48
Die hauptsächlichen Qualitäten des ESL 57 liegen im Mittenbereich, in der Stimmenreproduktion, in der Natürlichkeit und Homogenität der Wiedergabe, da ist ein Quad unschlagbar. Diese Qualitäten werden durch die Eigenschaften bestimmter Röhrenverstärker nochmals verstärkt und unterstützt. Ein ESL 57 klang mit einem X-202 von THE FISHER sehr gut, mit der Quad-Kombi 22/II überragend. Eine für sich genommen durchaus ansprechende Verstärkerkombination aus Audio Research SP 9/ Symphonic Line RG 1 klang im Verbund mit den ESL 57 zwar nicht grottenschlecht, aber unnatürlich und belanglos.Meine Erfahrung ist, daß im Falle der Quads Transistorelektronik den Lautsprechern einen großen Teil ihrer natürlichen Stärke nimmt, sie ihrer "Magie" beraubt. Natürlich kommt immer noch ganz ordentlich Musik heraus, aber es fehlt das, was die Quads ausmacht.
nostalgiker
torbi
Inventar
#3 erstellt: 03. Jan 2009, 00:21
Hallo zusammen,

ich durfte einmal bei Nostalgiker (Hallo Wolfgang!) meinen Fisher x-1000 an den Quads hören. Die klassische Aufnahme ist mir noch heute im Ohr, Wahnsinn. Das hatte was.

Ärgere mich noch heute ein wenig, bei den Quads nicht zugegriffen zu haben

Viele Grüße und allen ein Frohes Neues,
Torben
SharPei1
Stammgast
#4 erstellt: 04. Jan 2009, 14:00
Gibt es tatsächlich niemanden, welcher die Röhren und Transistorkombis am Quad ESL 57 vergleichsweise gehört hat??

Gruß Ralph
julpas
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 01. Apr 2009, 21:10
Ich hatte mir ungefähr in der Zeit zwischen 1960 - 1963 (so genau kann ich es definitiv nicht mehr sagen) ein Paar Quad Elektrostaten ESL 57 gekauft. Sie waren damals ein absolutes Novum, und ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie dumm unsere Bekannten und Freunde guckten, als sie mit diesen Elektrostaten konfrontiert wurden. Ursprünglich hatte ich sie an einem Grundig-Steuergerät (auch da weiß ich nicht mehr genau, welches - es ist schon so lange her) betrieben. Schon da klangen sie hervorragend - seidenweich, luftig und unendlich losgelöst. Noch nie hatten wir Musik auf diese fast "traum- oder märchenhafte" Weise gehört. Anschließend rangen wir uns dann durch, uns einen Quad 22 (Vorverstärker) und zwei Quad II (Monoendstufen) zu kaufen. Wir hatten uns damals total verschuldet und konnten das nur durchziehen, weil der Radioladen in Tübingen (LiRa Hagemann) alles daran setzte, uns die Teile zu verkaufen und sich mit Monatsraten von ich-weiß-nicht-mehr-wieviel zufrieden gab. Außerdem bekamen wir die Teile zu einem absoluten Sonderpreis mit der Bedingung, sie dem einen oder anderen Interessenten (die sich anfangs noch im Rahmen hielten) vorzuführen.

Die Anlage klang mit den Elektrostaten phänomenal. Wir hatten damals eine Menge Bekannte, die auch HiFi-verrückt waren (ja, damals gabs den Begriff HighEnd noch nicht). Alle schleppten sie ihre Anlagen herbei, und wir hatten manchmal völlig verrückte Vergleichs-Sessions gemacht. Fakt war, dass die Quad-Anlage mit Abstand das Beste war, was es damals gab. (Natürlich immer relativ.) Aber natürlich hat sich zwischen damals und heute bei den Hörgewohnheiten nichts geändert: Die Vorlieben waren auch damals schon sehr individuell und so mancher schwor alleine schon deshalb auf "seine" Anlage, weil er sie eben "gewöhnt" war. Das Hören einer Anlage ist ja z.T. reine Gewohnheitssache.

In diesem Zusammenhang: Es gibt ganz sicher nicht "DIE" Anlage. Es wird immer von den Hörgewohnheiten und -Vorlieben abhängen. Deshalb denke ich, dass ein Probehören unumgänglich ist. Wobei auch da noch keinesfalls die absolute "Sicherheit" bestehen dürfte, weil die Hörumgebung (also der Hörraum) sowie die gesamte Anlage und die Kabel wohl eine große Rolle spielen werden. Und ganz sicher klingen auch nicht alle Quad II absolut gleich. Es sind alte Geräte, und es kommt sehr darauf an, in welchem Zustand sie sich befinden. Da kann es gewaltige Unterschiede geben.

Wir hatten damals ein Garrard-Laufwerk mit ich-weiß-nicht-mehr was für einem Tonarm, montiert auf einer vom Schreiner hergestellten Zarge. Anfangs hatten wir einen Tonarm montiert, später dann noch einen zweiten. Der Garrard machte dann irgendwann einem Thorens TD 124 mit SME 3012 Platz. Auch da gab es dann bald einen zweiten SME 3012, um möglichst problemlos diverse Tonabnehmersysteme zu vergleichen. Wir waren damals fast eine Art "Werbekunde" für den Händler, der im Lauf der Zeit doch recht viele Kunden durch diese Hörvergleiche bei uns gewann. Für uns hatte sich das insofern gelohnt, als wir die Geräte zu sehr günstigen Preisen bekamen - und immer noch in Raten abbezahlen durften, weil unsere Einkünfte derartig teure Geräte eigentlich überhaupt nicht zugelassen hätten.

Irgendwann später dann ersetzten wir die Röhrenverstärker und den Vorverstärker durch die Kombination Quad 33 (Vorverstärker) und Quad 303 (Endverstärker). Allerdings war das ein gravierender Fehler, weil sie keinesfalls so schön klangen wie der 22 und die II.

Es mag ja sein, dass Röhrengeräte messtechnisch nicht so gut sind. Aber sie klangen einfach phänomenal. Und mit "phänomenal" meine ich nicht "gigantisch", sondern einfach unglaublich natürlich, luftig und neutral. Wir besuchten schon damals immer regelmäßig Konzerte und hatten so einen relativ brauchbaren Vergleich. Ich entsinne mich sogar, dass es in Stuttgart eine Vorführung gab, bei der ein Streichquartett abwechselnd mit einer Quad-Anlage wetteiferten. Beides hinter einem Vorhang, sodass wir Zuschauer nie wussten, was jetzt gerade spielte. Praktisch keiner der Zuhörer konnte mit Bestimmtheit sagen, wann die Anlage und wann das Streichquartett spielte. Das waren damals der 22 mit den II und den ESL 57 (möglicherweise auch schon die Nachfolger, die es dann gab, ganz sicher bin ich mir da nicht mehr).

Auch heute hören wir im Wohnzimmer mit einem Röhrenvor- (Series 1000) und zwei Röhren-Mono-Endverstärkern (The Second Audio Amp. - Mono Verstärker) von Audio Innovations. Vermutlich relativ unbekannt und für die meisten auch nichtssagend. Aber wir sind glücklich mit diesen nur je 15 Watt pro Kanal im Class A-Betrieb, die zwei Dynaudio P 76 ansteuern. Auch das ganz sicher keine teuren und spektakulären Lautsprecher. Aber sie klingen eben ganz einfach sehr neutral. Und das ist es, was wir von einer Anlage erwarten: Musik möglichst unverfälscht wiederzugeben. Daneben betreiben wir noch zwei Audioplan-Konzept. Die hatten mal ca. 6000 DM gekostet. Eine etwas andere Klangcharakteristik, aber ansonsten doch auch sehr neutral und hervorragend - für unseren Geschmack. Lautstärke ist trotz der nur zweimal 15 Watt überhaupt kein Problem: Ich höre sehr gerne sehr laut - für die Begriffe meiner Frau "zu laut". Die Anlage kann enorm aufgedreht werden und bleibt immer glasklar, luftig und neutral.

Um zur Kernfrage zurückzukommen: Die Quad-Kombination 22/II+II würde ich mir heute sofort wieder kaufen. Sie war das Angenehmste, Wärmste und Zufriedenstellendste, was ich je gehört habe. Wobei inzwischen natürlich eine Menge Zeit vergangen ist, die den damaligen Höreindruck trüben könnte.

Ich hatte mir kürzlich einen 33 und einen 303 in England gekauft. Derzeit bin ich auf der Suche nach einem gut erhaltenen 22 und zwei gut erhaltenen II. Vielleicht habe ich ja mal Glück und finde sie noch in dem Zustand, den ich mir vorstelle.

Zwei meiner Söhne haben meine Vorliebe für gute Musik geerbt - und natürlich die damit verbundene Vorliebe für adäquate Wiedergabegeräte. Auch sie hatten schon die Quad-Kombination 22/II, und auch sie waren hellauf begeistert. Aber wie das so ist: Sie wechseln die Geräte im Lauf der Zeit und probieren immer wieder was anderes.

Aber die Tendenz ist eindeutig: Jeder würde diese Anlage jederzeit wieder kaufen, weil sie für uns einfach das Non-Plus-Ultra war. Wohlgemerkt: Für uns. Andere mögen und werden das anders sehen, weil ihre Hörgewohnheiten eben individuell sind. Also noch einmal: Es gibt nicht "DIE" einzig tolle Anlage. Es gibt viele gute Anlagen.

Ich denke, das ist ähnlich wie bei Frauen: Es gibt eine Vielzahl liebenswerter, bezaubernder und hübscher Frauen. Trotzdem: Wer "Seine" gefunden hat, sollte sich ganz auf sie konzentrieren und ihr all seine Liebe schenken. Macht er das nicht und hofft immer auf eine "Bessere", dann wird er möglicherweise eines Tages alleine dastehen, weil ihm "Seine" mittlerweile den Laufpass gegeben hat und eine "Bessere" auch nicht in Sicht ist.

Nachbemerkung: Ich hatte in meinem ganzen Leben nur einmal eine Anlage gehört, die mir definitiv besser gefiel: Es waren Klangfilm-Röhrenverstärker und Hornlautsprecher. Beides von meinem ältesten Sohn von einem früheren Kinobesitzer übernommen, der sein altes Kino modernisierte. Diese Anlage war so absolut überzeugend, dass mir damals tatsächlich die Tränen kamen. Aber das war das einzige mal, dass ich etwas besseres gehört habe. Und auch da bin ich mir nicht so absolut sicher, weil natürlich die Umstände, die Gemütsverfassung und das ganze Ambiente eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Wir hatten ihn damals in England besucht, wo er sich ein riesiges Haus gekauft und genoviert hatte. Das Ganze in einer traumhaft schönen Gegend, die für sich alleine schon ein Grund gewesen sein könnte, dass mir alles viel schöner vorkam als normal.
DV
Stammgast
#6 erstellt: 13. Mai 2009, 00:51
Lieber Julpas,

Mein Kompliment!

Das lesen ging so schön runter, wie warmer Honig.

Danke für den persönlichsten, sympathischsten und
angenehmsten Bericht, den ich ueberhaupt hier nachlesen durfte

Da ich nach ESL57 Infos u.A. auch hier noch rumstöberte,
fand ich Deinen "Jahresbericht".

Vielen Dank nochmals, alles Liebe
und gute Gesundheit.

DV
Claus-Michael
Inventar
#7 erstellt: 13. Mai 2009, 09:49
Guten Morgen,

ich kann mich den Worten meines Vorredners nur anschließen! Das war ein Genuß beim Lesen und die damals und auch sonst empfundene Stimmung kam gut rüber.

Da auch ich neben einem kurzem Hörerlebenis in den 60er Jahren mit einer Braun-Anlage CSV 13 / CE 16 / LE 1 Anfang der 90er in den Genuß kam, ein Pärchen Braun LE 1 (Lizenzbau der Quad ESL 57 im Dieter-Rams-Design in geringster Auflage) zu erstehen, kann ich diese Empfindungen gut nachvollziehen.

Es hat gut einen Monat gedauert, bis ich die Boxen Zenmtimeter für Zentimeter ausgerichtet hatte, aber dann ...

Angetrieben wurden die LE 1 von einer Quad 404 (geliehen) in Verbindung mit meinem DIY-Röhren-Pre (SRPP, pass. Entz.). ES haute mich wirklich um - ein Schauer nach dem anderen. Das dauerte, bis ich mich durch meine Platten durchgehört hatte und kam mir vor, als hätte ich sie noch nie richtig gehört bzw. gerade neu erhalten. Meine bis dahin genutzten IMF RSPM MKIV standen unbenutzt in der Ecke.

Leider musste die 404 wieder zurück und es nahmen zwei K+H A120e ihren Platz ein (marginaler Unterschied, da beide Endstufen recht laststabil sind und klanglich ähnlich).

Leider hatte ich keine Gelegenheit, die Elektrostaten mit einer Röhren-Endstufe und dem Röhren-Pre zu hören - das wäre wahrscheinlich das ultimative Erlebnis gewesen.

Von da an war der "Bazillus" Elektrostaten gelegt und ich habe vor 5 Jahren die Braun-(Quad)-ESL ausgemustert (stehen im Keller und werden demnächst angeboten), weil ein Pärchen Audiostatic ES 600 R (ES 300 R + SW1-Basspanel) den Platz beansprucht.
Aber auch hier strebe ich wieder den Betrieb mit Röhren an (DIY).
Eine Röhrenkette ist dafür allerdings bereits vorhanden: MuSiCa NoVa Phoenix + Pandora + Prometheus + Pegasus 50+50.

Die Audiostatic sind halt etwas moderner, aber ...: wohl kaum hätte ich meine Vorliebe für Elektrostaten entdeckt, hätte es die Quad ESL57 bzw. Braun LE 1 nicht gegeben.

Ein Meilenstein im Lautsprecherbau und ein Klangerlebnis der besonderen Art.

Ich kann Ralph nur raten, den Empfehlungen von julpas zu folgen und sich auch auf die Suche nach den Röhren-Quads zu machen.

Gruß
Claus-Michael
DV
Stammgast
#8 erstellt: 03. Jun 2009, 18:34
@Claus-Michael,

Danke für den ausgezeichneten Vergleichsbericht.
Die ESL57 hat was, gell?

Ich verglich sie letzhin mit einer Audiostatic ES100.
Aus Gutem Hause, durfte ich das ES100 Paar, relativ günstig erstehen.
Die eine spielt leiser. Mit der anderen verglich ich dann.
Beim ESL57 kam einfach nur Musik hervor.

Angeschlossen an einem vergleichsweise grotten-schwachen Marantz 2218 und dann mit den Dynaco ST70.
Trotz der kritischen Lasten, wusste doch der kleine 2218
was Sache ist. Frauenstimmen, Natur-Intrumente und fast alle Saiteninstrumente kamen trotz Marantz VOL. auf 60-70% Auf, unheimlich gut und natürlich.

ABER: wie du es richtig angesprochen hast, ESL SIND AUFSTELLUNGSKRITISCH!

Ich verrutsche, rollte und drehte, bis es MONO/Speaker endlich gut war. Der Quad braucht :

1) die richtige Höhe, mit den Originalfüsschen ist er zu tief und zu weit nach hinten geneigt.

2) die fast senkrechte Aufstellung brachte das beste Ergebnis. Die Originalfüsse habe ich mittlerweile wieder dran.

Da gibts doch in Deutschland die neue, deutsche Quad-Esl Niederlassung? Diese hatte damals die Nutzungsrechte inkl. mehrerer Quad Produktionswerkzeuge direkt von Mr. Peter Walker aufkaufen können. Ist glaube ich, aus Koblenz?

Hast Du seine neu-entworfenen Holzseiten-Leisten gesehen?
DIE sehen nicht nur scharf aus, die bringen eben diese Höhe mitsammt Neigung-nach-Vorne, mit.



LG,
DV


[Beitrag von DV am 03. Jun 2009, 18:41 bearbeitet]
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