Die Dac Odyssee (Dacs bis 450.-)

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Fl1ppy
Stammgast
#1 erstellt: 26. Sep 2012, 11:15
Seit 2004 bin ich mittlerweile Besitzer einer Kombi aus Marantz PM6010 OSE (Stereo Vollverstärker) und einem Päärchen B&W DM601. Und ich bin immer noch happy! Stereo hat in meiner Gunst den Kampf gegen 5.1 gewonnen – zumindest in der jetzigen Wohnung (20qm Wohnzimmer).
Quellen kamen und gingen, geblieben ist ein uralter Philips CDP, der aber jede Alternative an digitaler Quelle über die Zeit locker an die Wand gespielt hat. Ein ordentlicher CDP ist halt doch was anderes als MP3 über Kopfhörerbuchse.
Irgendwie ließ mir das aber dann doch keine Ruhe – ich wollte einen Dac. Da mein Fernseher einen optischen Digitalausgang hat, konnte ich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen:
1.) Verarbeitung der digitalen Musiksammlung über einen HTPC
2.) Ausgabe des Fernseher-Tonsignals über meine Stereoanlage
3.) (nennen wir es mal so) „Klangaufwertung“ meines uralt-CDP.
Im März hatte ich nun beschlossen (und von meiner Budgetierungsabteilung freigegeben bekommen), dass ich einen DAC und einen HTPC käuflich erwerben möchte.
Budget damals: ca. 300.- + HTPC
Der Dac hatte also folgende Anforderung:
- USB-Eingang (HTPC)
- Optischer Digitaleingang (Fernseher)
- Koaxialer Digitaleingang (CD Player)
Begonnen hat die Suche mit einem Musical Fidelity VDac II. Er erfüllt alle genannten Kriterien. Als ich ihn an meiner Anlage hatte, war meine riesige Vorfreude nach kurzer Zeit der ernüchternden Erkenntnis gewichen, dass entweder der Mufi, oder die Gerätegattung an sich keine Wunder vollbringen können.
Fazit VDac II:
+ Schöne Feinauflösung
- untenrum ein Wenig dünn
- ein zirpendes Netzteil (saunervig!), bestimmt aber ein Einzelfall
- Billig wirkender Umschalter für koax/optisch als Eingangsquelle.
- Kein Gerät für den „Sichtbereich“ im Wohnzimmer (Ein- und Ausgang an unterschiedlichen Enden des Geräts, häßlicher silberner Kasten)
Ergo: Für jemand, der eine Digitalquelle wandeln möchte, preisklassenbezogen ein ordentliches Gerät. Klang ok, aber kein „Wunderding“. CD-Player kann bis auf die Anschlüsse mithalten. Nichts für mich.

Enttäuschung groß, Projekt auf Eis gelegt.
Innerlich hatte ich mich dann doch auf den Cambridge Audio DacMagic eingeschossen. Der Sommerurlaub hatte aber dann Priorität und als ich Mitte August aus dem Urlaub zurück kam, waren die Restposten für 300.-, die es Anfang Juli noch gab, nicht mehr verfügbar. Frust pur!
Wieder bei null anfangen: Ich wollte wissen, ob Dacs grundsätzlich keine Wunder bewirken.
Also habe ich das untere und das obere Ende des Budgets im direkten Vergleich antreten lassen:
Pro-Ject Dac Box S FL vs. Musical Fidelity M1 Dac Ok, ich gebe zu: Der Vergleich ist nicht ganz fair, aber wie soll ich sonst zu einer Erkenntnis kommen?
Fazit Dac Box S FL:
+ Schönes, kompaktes Design
+ Sehr gute Haptik / Verarbeitung
+ Klingt über USB besser als der Klinkenausgang meines Notebooks
- Pegel zu niedrig
- wird von einem 15 Jahre alten CDP über Cinch/koax im Umschalttest an die Wand gespielt
Ergo: Für jemand, der meine technischen Anforderungen hat (koax, optisch, usb) und einen alten Stereoverstärker in die digitale Welt heben möchte, preisklassenbezogen ein ordentliches Gerät. Wer allerdings Hifi sucht, ist hier falsch.
Fazit MuFi M1 Dac:
+ Ein „Männerdac“: groß, schwer, super verarbeitet (Tim Taylor würde sagen: harharhar)
+ HiRes-Audio über USB, koax und optisch
+ klanglich überaus feinzeichnend (DAS ist Hifi!)
- deutlich eher analytisch als warm
- untenrum ein Wenig dünn
Ergo: Tolles Gerät! Technisch lässt er keine Wünsche offen. Nicht nur für den Preis eine wirklich ansprechende Vorstellung.

Wo war das Problem? Warum habe ich ihn nicht behalten? Das Meckern auf hohem Niveau begann: Ich möchte Musik genießen, nicht sezieren.
Also wieder bei null anfangen: Was kommt denn überhaupt noch in Frage? Sind meine Ansprüche zu hoch oder mein Budget zu klein?
Die Antwort kam vom örtlichen Hifi-Händler: „Unter 1000€ klingen die Dinger eh alle fast gleich. Mit der Kette wirst du nie Wunder, wie du sie zu erwarten scheinst, erleben.“
Das mit dem „gleich“ klingen konnte ich verneinen, aber vielleicht hängt es ja wirklich an Kette und Budget.
Der nächste (offensichtliche) Kandidat wäre der Atoll Dac 100 gewesen. Dazu kam es aber nicht.

Es tat sich die Möglichkeit auf, gebraucht einen Peachtree Nova zu bekommen. Hierbei handelt es sich um Amp+Dac in einem Gerät. Wunderschönes Design, Röhrenvorstufe und ein Dac-Chip, der in einer anderen Liga spielt, als alles, was bisher an meiner Kette hing.
Leider in Entfernung von über 300km.
Ich gebe zu, hier ist der Teil, an dem ich ein schlechtes Gewissen habe: Ich bin zu einem Hifihändler in der Umgebung gefahren und habe Kaufabsicht (1300.- Neupreis) geheuchelt. Feinauflösung und Kontrolle waren auf einem Niveau, das ich bisher nicht kannte. Dazu das Design! Ich war sofort verliebt.
+Design (Holzfurnier, Röhrenvorstufe mit Sichtfenster)
+HiRes-Audio über USB, koax und optisch
+HomeTheatre Cinch-Eingang, bei dem der Nova nur als Endstufe fungiert
+Einstellbarer Digitalfilter
+Klanglich in einer anderen Liga als alle bisher getesteten Kontrahenten
-Verstärker vielleicht nicht ganz auf 1300 Euro – Niveau
-nur bezahlbar als Gebrauchtware (ohne Herstellergarantie)
Der Peachtree Nova wurde es jetzt. Das Budget wurde verständlicherweise angehoben, aber der Mehrpreis war es locker wert. Anschlussvielfalt, Verarbeitung und Klang sind einfach in einer anderen Liga. Ich bin sooo verliebt in meinen neuen Verstärker!

Fazit der Suche nach einem Dac:
You get what you pay for. Der Sound aus einer Kopfhörerbuchse ist dem Wort „Hifi“ nicht würdig. Egal an welcher Kette. Wer allerdings Wunderdinge der derzeit so angesagten DACs erwartet, der wird im Preisbereich um 400.- enttäuscht.
Aber selbst mit einem 150-Euro-Dac erhält man passable Ergebnisse. Mit einem ordentlichen Dac in dem Preisbereich um ca. 400.- erhält man die Möglichkeit, marginal schöneren Sound als mit einem 15 Jahre alten CD-Player zu erzielen. Das sind Welten(!) zu Soundkarten, digital angeschlossenen AV-Receivern und Kopfhörerausgängen, aber das genau ist ja auch der Grund, warum ich immer noch am Liebsten CD höre. Wer seinen Sound „aufwerten“ will, wird die Wunder deutlich eher bei Raumakustik und Lautsprecherwahl erleben.

Braucht eigentlich noch jemand einen Marantz PM6010 OSE Baujahr 2004?
exim
Stammgast
#2 erstellt: 27. Sep 2012, 14:33
Schöner Bericht! Hab ähnliche Erfahrungen gemacht.

Gruß
Stefan
xutl
Inventar
#3 erstellt: 27. Sep 2012, 14:44
Erst mal Glückwunsch, daß Du zufrieden bist

Aber, das Endergebnis stand doch eigentlich fest.

Wenn eine Röhre bei der Ausgabe eines digitalen Signals mitspielt, besonders wenn dieses über USB von einem PC kommt, dann hast Du den Olymp erklommen.
Noch höher geht es nicht
Suche:
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