Dali Epicon 6 Hörbericht/Test

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uterallindenbaum
Stammgast
#1 erstellt: 11. Dez 2015, 12:14
Ich hatte kürzlich das Vergnügen mit der Dali Epicon 6. Ein Test den ich schon länger habe machen wollen, und das ich nicht machen konnte da dieser LS bei uns ziemlich schwierig zu finden ist.

Bevor ich diesen Hörbericht starte muss ich einen Rahmen zu diesem setzen. Es ist, wie immer, ein subjektiver hörbericht, der auch stark abhängig von Raumbedingungen, Psychoakkustik, begrentzte Wahrnehmung und eigene Vorlieben ist. Als skruppelos objektiv will und kann ich diesen Test nicht bezeichnen. Auch möchte ich wieder einmal darauf hinweisen das ich "probiere" so gut es geht auf Deutsch zu schreiben, da ich Franzose bin und leider nur in der Schule mein Deutsch gelernt habe.

Meine eigene vorlieben gehen klar in richtung "neutral - analytischer Klang". Heisst hier aber nicht Steril und überladen. Ich liebe es einfach wenn eine Kette alles aus der Scheibe entlocken kann was auch draufgelegt wurde. Dies ist dass was man normalerweise mit einem perfekten Studiomonitor hören würde, und dass suche ich auch. Dabei ist mir auch wichtig das die Tiefe und Breite der wiedergabe gut ist. Ein flacher sound voll ins Gesicht mag ich nicht.

Von der benutzten Kette hatte ich eine kleine überraschung. Ich war eigentlich losgegangen im glauben das eine Top Kette von Yamaha spielen würde. Es wurde aber nichts und es stand hier den Rega Elicit-R samt Rega Saturn-R CD Spieler. Bei den benutzten Kabel hatte der Anbieter ein bisschen zu sehr auf Voodoo geachtet und es wurden von mir unbekannte Kabeln für 3'000 Euros/Stück benutzt, diesen Irrwitz möchte ich aber nicht kommentieren.

Überraschenderweise war die Raumvorbereitung echt gut. Insgesamt 6 Paneele für Medium und Hochton absorbsion waren vorhanden. Diffusoren standen an der Decke (mindestens 4 Quadratmeter davon), und eine Mischung zwischen ecken Basstraps und Basstrapspaneele rundeten dieses Präparat ab. Es war also ein ziemlich ernster Raum. Sitzposition war weit entfernt von der Rückwand. Raum hatte ungefähr 35 quadratmeter mit 2m30 hohe Decken.

------------- Visuelles und Technik -----------------
Viel ist nicht zu sagen. Der Merkblatt hatte ich nicht, also weiss ich auch über den genauen Frequenzgang der holden nichts. Vom Finish war die kleine Dänin extrem gut. Es war schon auf guten Piano niveau, der Holz war schön, bestens integriert und die übergänge waren sauber verarbeitet. Ich bemerkte aber das der Hersteller fast schon lächerliche ZWEI Holztypen und ZWEI Lackfarben (Schwarz/Weiss) zur verfügung stellt. Dies ist für eine +6000 Euros Box ziemlich dürftig. Auch die Holztypen in sich sind wenig benutzbahr, da Macassar und Walnuss nicht unbedingt passend zu Hans und Ulrichs Mobiliar sein dürften. Da hat Dali nachholbedarf. Mindestens Eiche und Kirsche sollten unbedingt noch Ihren Weg ins Portofolio finden.

Die Verbindungen der Boxen sind sauber und gut. Doch ich bemerke das einmal mehr, der absolut unnützliches und total Bullshittige Bi-Wiring zur verfügung steht. Ob es je eine Person in der Welt gegeben hat, die ein objekitv besseren Klang dadurch geerntet hat kann nur erraten werden.

Die Körbe waren in eine von mir unbekannte Legierung, wahrscheinlich ein form von Papier, aber schon eher Holznäher als Papier selbst. Materie des Hochtöner weiss ich nicht, nur arbeitet dieser nicht alleine und hat einen Bändchen dabei um ihn zu unterstützten.

------------------- Klang --------------------
Die Dali Epicon 6 kannte ich von endlosen Lobeshymnen auf dem Netz. Generell gesehen bin ich, gerade deswegen, sehr vorsichtig wenn ich solche Boxen dann selbst höre. Denn ich wurde, des öfteren, von solch hochgelobten Boxen Enttäuscht (ProAc d18, Audium Comp8, Rowen A12...).

Zum glück ist es hier nicht so.

Auf meinen ersten Testtstück, den "Sigh no More" von Mumpford and Sons, war das organische in der Wiedergabe sehr gut durchhörbahr. Die griffe an den Seiten und das verrutschen der Hände auf den Hals des Insturments waren klar gegeben, ohne aber diese voll in deine Zähne abzugeben. Wer diesen Stück auf einen ATC SCM50, eine PSI A-215M oder eine PMC Fact8 gehört hat weiss das diese kleinen nuancen normalerweise einen Tick lauter und vowärts kommen . Trotzdem hat man ein Klar identifizierbahren "Griff". Der Kontrabass ist sehr gut abgebildet ; ich bemerke aber das die unteren Details hier in diese Wiedergabe feheln. Kein Knarzen der Zargen und kein wummern der tiefen Seiten, was mich glauben lässt das der unteren Bereich dieser Box um die 38-35Hz abfallen muss.

Als weitere Musikanten sich zu den Basisinstrumenten besinnen, lässt sich die Epicon 6 nicht stressen. Sie bleibt standhaft und kann jeden Instrument fidel abbilden. Sehr schnell empfinde ich die Box als Analytisch und Musikalisch. Begriffe die normalerweise nicht zusammen koexistieren können. Hier ist es aber der fall.

Auf den zweiten Stück "Kreuzer Sonate Nr.9" von Beethoven, konnte ich dies unerbeweiss stellen. Auf diesen Stück hat die Violine normalerweise ein Paar härten die uns voll um die Ohren fliegen müssten. Hier, auf diese Kette sind diese extremen Passagen leicht versänftig ohne aber ihre emotionale Ladung zu verlieren. Mann nimmt der Ton als Harsch hin ohne selbst angegriffen zu sein.

Vielleicht sollte ich hier mal vermerken das ich hier tatsächlich einen Piano und eine Violine im Raum habe. Ich höre den Piano eigentlich tiefer als was mein Raum hergibt, und die Violine steht ein bisschen mehr vorne. Ich habe eine gute links/rechts Darstellung die zwar hier nicht besonders unter harte Probe gestellt wird.

Deshalb lade ich jetzt den Led Zeppelin Album "How the west was won". Gerade den Immigrant song auf diesen Album hat eine sehr komplexe links/rechts Abbildung. Und ich muss hier eingestehen dass die Ortung tadellos ist. John Bonhams Schlagzeug kommt so sehr lebendig rüber.

L'arc-En-Ciel kommt dann zum zuge. Auf diesen Album kann ich getrost mein beliebter Bassist finden. Gerade auf die ProAc's hatte ich den Eindruck das er komplett von der Darstellung verschwunden war. Eine nicht wirklich fidele Box wird ihn immer ein bisschen aus dem Geschehen nehmen. Was hier nicht passiert. Er ist Plastisch abgebildet. Aber gerade der Sänger, die Gitarren und der Synth erstrahlen hier in all ihren Glanz ohne nervend zu wirken. Toll gemacht.

Boards of Canada "music has the right to children" kommt dann zum Zug. Hier wurden sehr feine Details auf die Scheibe gelegt die nur ganz gute LS auch wieder abgeben können. Und tatsächlich sind diese hier vorhanden. Selbst wenn ich eingestehen muss das ich diese ein bisschen "freier", losgelöster von der Box gehört habe, gerade auf den Fact8 und SCM50. Es bleibt aber immer noch auf ausgezeichneter Niveau. Mann fühlt sich schnell im geschehen eingesaugt und man taucht in der Scheibe ein.

Es gab noch einige andere Scheiben/Stücke die ich danach gehört habe.
Queen "the platinum collection"
Ludwig Van Beethoven "Piano Sonata N°14"
Nirvana "smells like teen spirit"
Frédéric Chopin "Etudes in A minor, op 25-11"
Pantera "Cowboys from Hell"
Nada Surf "Let Go"
Buena Vista Social Club


Nie lies sich die Epicon 6 vom geschehen abschüttlen. Sie vereinfacht keine Passage wenn diese Komplex ist, diese wird einfach original abgegeben mit dem gemeinten Rythmus. Dies geht schon sehr in richtung eine monitorische wiedegabe. Auch wenn diese leichte versüssung in den Höhen und diese Tendenz niemals auf den nervenden Detail zu drücken, sehr Hifi-Typisch sind. Sie schafft einen interessanten Spagat. Auch hat sie keine "Musikalische vorlieben", sie kann alles. Von harten Gitarrenmetal bis sanfte cubanische bongoschläge, sie ist überall zur hause und wird getrost den Job machen. Ich bemerkte nur in einigen passagen, die Abbildungsstiefe noch ein Tick besser sein müsste um mit den besten mitzumachen. Achtung, hier wird schon viel geboten, doch die weit von hinten hergeholten Schläge der Fact 8 kannn die Epicon nicht liefern.

Dazu muss gesagt werden das ich mich immer wieder überrascht habe ein bisschen länger zuzuhören als ich es eigentlich hab machen wollen. Die Box gab eine sehr zufriendenstellende Show mit diese "Präzise aber musikalische" Note die ich, so, nie habe hören können und dies fellte mich länger an meine Lieblingsstücke als sonst.

Reden wir jetzt vom einzigen Problem der Box. 8'500 Euros/Paar ist schon ein happiges abenteuer, und gerade in diesem Hochpreisssegment gibt es viele konkurrenten die nicht weniger Potent daherkommen. Von Gauder, zu PMC bis zu Piega schläft die Konkurrenz nicht und da wäre eine, viellleicht, sänftere Preispolitik mal eine gute Idee.


[Beitrag von uterallindenbaum am 11. Dez 2015, 12:17 bearbeitet]
BjörnK
Stammgast
#2 erstellt: 14. Dez 2015, 06:44
Sehr schöner Bericht. Nur mal interessehalber um die Klangbeschreibungen einzuordnen, wie waren die Epicon für diesen Test ausgerichtet, eingewinkelt oder gerade zur Rückwand?
uterallindenbaum
Stammgast
#3 erstellt: 22. Dez 2015, 20:39
Beides mein Herr.

Zuerst standen die gerade, dann wurde mit Winkel gehört. Im Testraum war eine "fast gerade" winkelung perfekt.
Richard3108
Inventar
#4 erstellt: 30. Dez 2015, 09:01
Entschuldige bitte, aber ich muss immer schmunzeln, wenn jemand Dali Epicon oder auch andere Dalis als analytisch bezeichnet. Das ist so entgegengesetzt zu allem, wofür Dali steht .....

GRUSS


[Beitrag von Richard3108 am 30. Dez 2015, 09:02 bearbeitet]
BjörnK
Stammgast
#5 erstellt: 30. Dez 2015, 09:08
Ich habe die Epicons und auch ich finde, sie stehen auf der analytischen Seite. Und das ist keinesfalls abwertend gemeint.
Richard3108
Inventar
#6 erstellt: 30. Dez 2015, 12:54

BjörnK (Beitrag #5) schrieb:
Ich habe die Epicons und auch ich finde, sie stehen auf der analytischen Seite. Und das ist keinesfalls abwertend gemeint.


Könnte daran liegen, dass du analytische LS noch nicht gehört hast. Natürlich nicht abwertend ..
BjörnK
Stammgast
#7 erstellt: 30. Dez 2015, 13:26
Jaja, die Epicons sind regelrechte Warmduscher und haben einen dicken Vorhang vor den zwei Hochtönern. Die Mitten klingen auch mumpfig und Röhrenverstärker oder eher warm abgestimmte Transen machen an den Tröten keinen Spaß.

Könnte, alles könnte...
ATC
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 30. Dez 2015, 18:28
Moin,

ich persönlich würde mich anschließen, das die Epicon nicht zu den Analytikern auf dem Lautsprechermarkt gehören

(das sehe ich als Vorteil.....gegenüber eben solchen...)
BjörnK
Stammgast
#9 erstellt: 30. Dez 2015, 18:37
5 Leute, 6 Meinungen.

Man müsste wohl mal definieren, was analytisch bedeutet und selbst dann sind die subjektiven Empfindungen unterschiedlich.
ATC
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 30. Dez 2015, 18:48
welche Lautsprecher klingen denn für dich analytisch...ausser den Epicon nat.


[Beitrag von ATC am 30. Dez 2015, 18:49 bearbeitet]
Richard3108
Inventar
#11 erstellt: 30. Dez 2015, 19:10
Man muss doch nichts definieren, es reicht, wenn man sich ein paar Lautsprecher an gleicher Elektronik anhört und vergleicht.

Analytisch ist kein Vor- oder Nachteil, Dali z.B. arbeitet schon lange daran, dass seine LS nicht analytisch, sondern weich, entspannt, homogen klingen.

Man kann natürlich auch Herrn Böde fragen


[Beitrag von Richard3108 am 30. Dez 2015, 19:15 bearbeitet]
MasterKenobi
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 30. Dez 2015, 19:24
Also was man immer so über Dali zu lesen bekommt und ich auch bei Art an Voice so hören konnte, dann sind Dali Lautsprecher, zumindest bis zur Rubicon Serie, alles andere als Warmduscher. Bis zur Rubicon sollen sie wohl alle sehr anspringend und lebendig klingen. Der Hochton glänzt stets mit überhöhter Brillanz und kann je nach Musik auch mal nerven.

Alles was nach der Rubicon kommt, soll wohl ausgewogener sein und einen neutraleren Weg gehen.

Bis zur Rubicon könnte ich mir also schon vorstellen, dass diese Brillanz im Hochton oft als analytisch empfunden wird.

Dali soll hier im Forum aber schon immer der Gegenpart zu Dynaudio gewesen sein, zumindest, was die Dänen angeht.


[Beitrag von MasterKenobi am 30. Dez 2015, 19:25 bearbeitet]
BjörnK
Stammgast
#13 erstellt: 30. Dez 2015, 19:25
Analytisch heißt für mich, dass der Lautsprecher zu den Höhen hin nicht abfällt und Musikinformationen feinstens aufgelöst wiedergibt, ohne Details zu verschlucken. Dies kann mit einer sehr natürlichen musikalischen, wie auch mit einer eher unnatürlichen, zu kühlen Note einhergehen. Die Epicons machen das imho mit ersterer und das macht sie so geil. Ich kenne keinen Lautsprecher, der das so gut vereint.

Die KEF XQ Serie finde ich beispielsweise analytisch, kühl. Ein paar Nubertboxen, wie auch ein paar Studiomonitore fallen mir noch ein.
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