Experiment: plastische Formen ohne Träger

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stoske
Inventar
#1 erstellt: 04. Jan 2008, 18:22
Hi,

ich mag verrückte Ideen, ungewöhnliche Experimente und fragwürdige Versuche
denn sie führen einen manchmal auf neue Wege - sogar wennn sie erstmal keinen
wirklichen Nutzen haben. So hatte ich letztens eine Idee für ein Verfahren mit dem
sich Lacke und Klebstoffe auch ohne Träger benutzen lassen. Dadurch kann man
sehr dünne und trotzdem harte Objekte herstellen die dazu fast jede beliebige
Form und Größe annehmen können.

Obwohl der Hintergrund ursprünglich ein anderer war, lagt die Idee nahe, es auch
mal mit Membranen zu versuchen. Im Prinzip kann man sich ein Gummi oder eine
Folie vorstellen, die zuerst in Form gebracht wird und dann mit beliebigen Stoffen
gestrichen oder beklebt werden kann. Der Träger spielt dabei nur eine formgebende
Rolle, verbindet sich aber nicht mit den aufgetragenen Stoffen selber.

Für die ersten Versuche habe ich eine sehr einfache Form gewählt, nämlich die einer
Lautsprecher-Membran. Die Aussengröße ist ca. 18 cm, die Innengröße ca. 6 cm, dazu
eine Höhe von 2 cm, beide Formen kreisrund. Die Fläche beträgt etwa 220 qcm.
Bei der Herstellung der Form entsteht automatisch ein 2 cm breiter Rand zusätzlich
um die Form, der nachher mechanisch abgetrennt werden muss. Auch die Innenform
ist zuerst geschlossen und muss noch ausgeschnitten werden. Das könnte man aber
auch ändern, denn das Verfahren böte noch einige Optimierungen. Bei den Materialien
wähle ich natürlich erstmal aus den Dingen die die Werkstatt so bietet.


1. Versuch
Vincent Aqua Buntlack. Wasserlöslicher Lack auf Reinacrylatbasis. Das sind die
modernen Lacke der Baumärkte, bequem handzuhaben aber von geringer Qualität.



Schwarzer Lack auf Nichts, also tatsächlich nur der Lack selbst.
Dicke: 0.2 bis 0.25 mm.
Gewicht: 0.4 g.
Das Resultat ist eine butterweiche Folie, in Längs- und Querrichtung gummiartig,
sehr leicht dehnbar, aber sich nicht komplett zurückziehend. Der Lack alleine ist
so weich, dass er nichtmal seine eigene Form hält.


2. Versuch
Glasurit Isoliergrund, Zusammensetzung: unbekannt.



Dicke: 0.3 mm
Gewicht: 1.5 g.
Das Resultat ist ähnlich wie Papier aber sehr spröde. Das Material reisst und bricht sehr
leicht, hat aber schon eine relative gute Festigkeit mit hoher Genauigkeit zur Form.


3. Versuch
2K-Kleber, UHU Plus Endfest 300, Epoxidharz mit innenliegendem Polyamid-Netz.





Dicke: 0.45 bis 0.55 mm
Gewicht: 2.8 g.
Das Resultat wirkt ungefähr wie hartes Leder oder dicke Pappe, ist aber nur in
der Höhe biegsam. In Längs- und Querrichtung scheint der Körper vollkommen
steif zu sein, ist nicht dehnbar oder einzubeulen. Das eingebrachte Netz ist kein
Ersatz für einen Träger, es befindet sich tatsächlich mittig im(!) Klebstoff und
wäre nicht nötig, erhöht aber durch die Webart des Netzes die Steifigkeit des
Materials. Durchaus schon ein Material, dass nähere Untersuchungen wert wäre.


Im Moment trocknet Versuch Nr. 4 mit Montagekleber und Netz. Denkbar wäre
noch Schaumstoff mit 2K-Kleber getränkt oder hauchdünn verklebte Netze aus
Dyneema oder Spectra (HMP). Aber dazu wird es wahrscheinlich nicht mehr kommen.

Prinzipiell wende ich mich nun wieder der ursprünglichen Idee zu, die mit Audio
nichts zu tun hat. Ich wollte diese Spielerei nur mal zeigen - vielleicht kann man
ja was anstossen...


Hier noch die mechanischen Eckdaten des Verfahrens:
- Aussengröße/form: max. 800 x 800 mm, beliebige Form
- Innengröße/form: max. 790 x 790 mm, beliebige Form, min. 5 mm Rand zur Aussenform.
- Höhe: von 0 mm = plane Ebene, bis 800 mm = lange Trompete
- Steigungsfunktion: exponential, natürlich, da kraftdefiniert.
- Materialdicke ohne Träger: min. 0, max. Innengröße
- Materialien: Alles was hart wird.
- Wiederholgenauigkeit der Form: jetzt. ca. 1 mm, möglich: < 0.1 mm
- Aussen- und Innenform müssen nicht plan sein = plastische Formen.
- Zwischenformen und Öffnungen in beliebiger Form und Anzahl möglich.

Falls es jemanden interessiert, kann ich in den nächsten Tagen auch noch die anderen
Resulate hier zeigen, die, die gerade trocknen.

Grüße, Stephan Stoske
audiofisk
Inventar
#2 erstellt: 04. Jan 2008, 22:50

stoske schrieb:

Falls es jemanden interessiert,

Ja.

kann ich in den nächsten Tagen auch noch die anderen
Resulate hier zeigen, die, die gerade trocknen.

Das wäre sehr schön.

Und danke für das Posting!


Grüße, Stephan Stoske


Frohes Neues und viele Grüße,
]-audiofisk°<
Tomacar
Inventar
#3 erstellt: 04. Jan 2008, 23:16
denke mal das dürfte gut hier rein passen:

http://www.gefa-gfk.de/

http://www.r-g.de/

der Shop zu letzterem Link: http://shop.ezentrum.de/4DCGI/ezshop?hid=27&sprachnr=1

Mit Silikon habe ich mal Dichtungen hergestellt:
einfach auf eine Frischhaltefolie aufgebracht, glattgespachtelt (dazu kann man z.b. mehrere Lagen Klebeband als Führung übereinanderkleben, trockenen lassen, abziehen, Form ausschneiden fertig... besser als gekauft, denn die waren aus nur aus Karton...


[Beitrag von Tomacar am 04. Jan 2008, 23:22 bearbeitet]
tiki
Inventar
#4 erstellt: 05. Jan 2008, 16:47
Ach, da werden die Spezis wieder munter?!
Vielen Dank auch von mir für die interessanten Versuche und den Beitrag. Ich würde mich über weitere Ergebnisse ebenfalls freuen.
_MARVELOUDIO_
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 05. Jan 2008, 18:11
Hallo Anstössiger

Äh wenn schon mit div Lubrikaten rumschmaddern warum sich nicht mal an einer Biegewellenmembrane a la Manger versuchen? (Zwei Mylar?folien texturiert mit viskoelastischer Phüllung dazwischen)

Abba dann bitte als Line-Array Modul , damit nicht wieder diese patentpeinlichen Interferenzlöcher offaxis entstehen ......

Magnetsystem bastelt uns Onkel Kirschke zusammen hat sicher noch genügend NEOphile-Fingerquätscher rumliegen die einer Verwastelung harren .

Ansonsten wenn Monsieur Stosske auf dem Formentrip ist (vorher ein paar bunte Pillen reinschmeissen damit die Ideen nicht ausgehen *g*) - da bietet sich noch Bleifolie an , lässt sich prima verformhämmern! (any shape you want)

Hat Onkel Stosske schon ne Website?

Abteilung DIY - Audio/Elektroakustik zB , da kannste einen richtigen virtuellen Wastelschuppen einrichten mit viele bunte Bilders von ehemalige Projekte & Versuche , so zum Creativ-Shoppen für Leute die sich die Glotzkante geben wollen

Meinen Sägen haste dazu - kompetent genuch biste ohnehin da braucht Dir keiner einen an die Backe zu labern

häppy herumprobiering!
el`Ol
Inventar
#6 erstellt: 05. Jan 2008, 19:43
Vielleicht liest du dir doch mal das Luth-Patent durch. Hartley begründen ihre Preise hauptsächlich mit der aufwendigen Herstellung der Membran. Sollte dein Verfahren einfacher sein, wäre das schon eine tolle Sache.
http://www.freepatentsonline.com/3003191.html

Was ist eigentlich ein "mold"?


[Beitrag von el`Ol am 05. Jan 2008, 19:47 bearbeitet]
stoske
Inventar
#7 erstellt: 06. Jan 2008, 02:52
Hi,

@Thomas:

Danke für die Links und den Tip mit dem Silikon, das muss ich mir merken.


@_MARVELOUDIO_:

Ich danke sehr für die Blumen. Um wirklich was in dieser Richtung tun zu
können fehlt mir leider nicht nur die Kompetenz. Aber vielleicht ergeben sich
ja mal fruchtbare Kontakte.

> Hat Onkel Stosske schon ne Website?

Sicher, aber ganz reduziert und seit Jahren selbst kaum gesehen, dafür habe ich
tatsächlich keine Zeit.


@el`Ol:

Danke für den Tip, aber das ist nur ein Experiment gewesen, ich habe nicht
vor ernsthaft weiter Membranen zu erstellen. Wenn sich mal ein Kontakt ergibt
der z.B. Messungen des Materials erlaubt, kann ich ja wieder darauf zurückgreifen.

> Was ist eigentlich ein "mold"?

Ich glaube sowas wie eine Form.



---------------------------

Kurz zur Fortsetzung:


Versuch Nr. 4 ist auf seltsame Art in die Hose gegangen. Sei drei Tagen warte ich darauf,
dass der Montagekleber hart wird - wird er aber nicht. Erstaunlicherweise kommt er über
das Stadium von weichem Gummi nicht hinaus, ich vermute - was bleibt da auch sonst -
das innenliegende Netz ist irgendwie daran schuld. Vielleicht eine Reaktion oder so.

Weitere Versuche spare ich mir, es sei denn es ergäbe sich mal eine Möglichkeit solche
Materialien näher zu untersuchen. Ich selbst weiß ja nicht mal auf welche Eigenschaften
ich wirklich achten muss, obwohl das Verfahren interessante Möglichkeiten böte.
Wie z.B. eine kontinuierliche Veränderung der Dicke und Steife. Die Membran könnte innen
ganz dünn und weich sein und nach aussen immer dicker und härter werden - oder andersrum.
Aber solange man mit den Resultaten nicht mehr machen kann als sie anzusehen, bleibt es
erstmal dabei.

Obwohl, nicht ganz. Neben der ursprünglichen Sache würde ich gerne noch eine deutlich
größere "akustische" Form probieren, also den maximal möglichen Raum mal voll ausnutzen,
vielleicht ein Kugelwellenhorn. Aber dazu schreibe ich besser einen eigenen Beitrag.

Grüße, Stephan Stoske
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