Alterung bzw. Klangveränderung von Lautsprechern

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vernado
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 21. Okt 2009, 13:24
Hallo Zusammen,

kann es sein, dass Lautsprecher über die Jahre ihre klanglichen Eigenschaften verändern?

Ich habe das subjektive Gefühl dass meine jetzt ca. 20 Jahre alten ACR Isostatic RP200 etwas an der Bassimpulsität verloren haben.

Bei den Bässe handelt es sich im die für ACR geferigten Typen SC200.

An den Sicken sehe ich keine Beschädigungen, auch waren die Lautsprecher nie direkter Sonne oder sonstigen besonderen schädlichen Bedingungen wie Zigarettenrauch etc. ausgesetzt.

Was mich in diesem Zusammenhang auch noch interessieren würde, ist ob die Magnetostaten auch einer gewissen Alterung unterliegen.

Danke und Gruß

Vernado
detegg
Inventar
#2 erstellt: 21. Okt 2009, 13:50
Hallo Vernado,

bei Konuslautsprechern altert die gesamte Aufhängung (Sicke/Spider) des Chassis. Die erste Veränderung gibt es nach dem Einspielen des fabrikneuen Chassis (wenn nicht vorgealtert) nach ein paar Monaten. Magnete können ihre "Kraft" teilweise verlieren. Sicken können verhärten (Gummi/Textil) oder spröde werden (Schaumstoff).

Die Folien von Bändchen/Magnetostaten können ausleiern. Zu den Magneten gilt das o.g. - teilweise kann man die Folien nachspannen.

Messbar ist das auf jeden Fall - ob auch hörbar relevant, muss im Einzelfall entschieden werden.

:-) Detlef
AC-SB
Stammgast
#3 erstellt: 21. Okt 2009, 13:56
Hi,

vor nicht allzu langer Zeit sind mir die Schaumstoff-Sicken meiner Davis 25 GCA 10W zerbröselt. Ersetzt wurden sie mangels Verfügbarkeit der original-Teile durch festere Gummisicken.

Nach der Reparatur bin ich angesichts einer kontrollierenden TSP-Messung fast vom Stuhl gefallen:
Trotz der nun festeren Sicke war die Resonanzfrequenz von damals neu 26 Hz auf 16,6 Hz gefallen, VAS von 109 auf 431 Liter gestiegen! Qts lief ebenfalls von 0,33 auf 0,25.
Der Vergleich ist nicht 100% zulässig, da Werksangeben neu gegen eigene Messung, aber er zeigt mehr als deutlich, dass die Zentrierung, die sicher niemals irgendwelchem Licht ausgesetzt war, dramatisch nachgelassen hat.

Klingt aber nun auch wieder dramatischer als es in der Praxis ist, da sich die Veränderungen zu weiten Teilen ausgleichen - sprich, die aus den verschiedenen Parametersätzen errechneten Gehäuseabstimungen ähneln sich dann doch wieder mehr, als es die Unterschiede bei den TSP zunächst erwarten lassen.

Ob und wie weit sich auch beispielsweise BL geändert hat oder auch das akustische Verhalten des Konus, kann ich mangels vergleichbarer Messungen vor 18 Jahren und heute nicht einschätzen. Auch ein Klangvergleich scheidet bei meinem akustischen Kurzzeit-Gedächtnis aus, welches 18 Jahre einfach nicht kompensieren kann

Natürlich ist auch zu bedenken, dass sich in der Alterung verschiedene Hersteller unterscheiden können, je nachdem, welches Material eingesetzt wurde. Ich weiss aber, dass sich da aktuell gerade einige Schwingteile-Hersteller Gedanken machen, wie man z.B. Zentrierungen alterungsbeständiger konstruieren kann, also ist der Punkt zumindest bekannt.

Beste Grüße

Michael
vernado
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 21. Okt 2009, 19:04

Auch ein Klangvergleich scheidet bei meinem akustischen Kurzzeit-Gedächtnis aus, welches 18 Jahre einfach nicht kompensieren kann


Das kann ich natürlich auch nicht.
Als ich die Lautsprecher in den jetzigen Hörraum platziert habe, war ich sehr zufrieden mit der Basswiedergabe.
Recht impulsiv, ausreichend tief nicht drönend.
Das war vor ca. 7 Jahren.

Am Raum und der Position der Lautsprecher sowie der Verstärker etc. wurden keine relevanten Veränderungen vorgenommen.

Richtig aufgefallen ist es mir erst bei einem Vergeleichhören mit einem aktiven (Nearfiled) Studiomonitor.
Obwohl dieser Monitor nur ein 13 cm Bass besitzt klingt er deutlich Impulsstärker und direkter, zu mindest im Nahfeld, als die großen Isostatics.

Ich dachte das kann doch eigentlich gar nicht sein.

Auch die Kondesatoren der Frequenzweichen unterliegen auch einer gewissen Alterung oder trocknen aus.
Jedoch vermute ich, dass dieses gerade im Bassbereich nicht so sehr ins Gewicht fallen würde wie die Alterung der mechanischen Bauteile der Chasssis.

Gruß

Vernado
castorpollux
Inventar
#5 erstellt: 21. Okt 2009, 21:59
Hi,

gibts darüber eigentlich Untersuchungen? Ich mein, das sind ja nicht nur mechanische Faktoren, die da auf die Aufhängung wirken, auch die Chemie wird im Lauf der Jahre den Materialien zusetzen, aber über so lange Zeit müsste man erst mal vergleichbare Messungen durchführen können...

Timmermanns misst doch schon seit Start seines Magazins vor ~10 Jahren nach dem gleichen Schema - die Vergleichbarkeit hat schon was für sich

Ich geh' derzeit von ~10-15 Jahren normaler Lebensdauer bei aktuell produzierten Chassis aus, danach dürften sie so langsam anfangen "abgenutzt" zu sein, je nach Material/Herstellungsprozess etc.

Grüße,

Alex
lui551
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 21. Okt 2009, 22:37

castorpollux schrieb:

Ich geh' derzeit von ~10-15 Jahren normaler Lebensdauer bei aktuell produzierten Chassis aus, danach dürften sie so langsam anfangen "abgenutzt" zu sein, je nach Material/Herstellungsprozess etc.

Grüße,

Alex



Das entspricht in etwa meinen Erfahrungen. Vielleichht sind 20 Jahre drin.
Den Verweis auf das Material finde ich wichtig. Viele ältere Materialien verspröden oder ermüden.


Was Michael schildert, kenne ich auch. Ein Visaton WS32AW-NG hat von mir eine neue Sicke aus Gummi bekommen. Früher war Schaumstoff drauf. Trotzdem war die Freiluftresonanz tiefer nach Sickentausch.



detegg schrieb:


Messbar ist das auf jeden Fall - ob auch hörbar relevant, muss im Einzelfall entschieden werden.

:-) Detlef


Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen und mündet beizeiten in Weisheit
detegg
Inventar
#7 erstellt: 22. Okt 2009, 01:34
Moin,

... ein Beispiel, dass qualitativ höchstwertige Chassis auch nach vielen Jahren ihre Parameter behalten.

8"-Breitbänder CORAL 8F-60
Datenblatt von 1986 vs. Messwerte von 2006

Hifisound Münster (Raimund Saerbeck, Michael Gaedtke) hat in seinen "Jahrbüchern" nur selbst gemessene Daten der Chassis veröffentlicht. Die Messung aus 2006 stammt von Frank Kuhl.



;-) Detlef
vernado
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 10. Nov 2009, 12:17
Hallo nochmal,

nachdem wir über die Alterung der Lautsprecherchassis dikutiert ahben, stellt sich mir jedoch noch die Frage wie es mit den Kondesatoren aussieht.

Bei meinem Messungen habe ich festgestellt, das sich wohl die Werte einiger Kondensatoren verändert haben mußten.

(Es wurde Messtechnisch ermittelt, das der Einsatz Frequenzbereich zwischen den alten und neuen Kondesatoren deutliche Abweichnung zeigte)

Was passiert eigentlich bei Alterung der Kondensatoren?
Verlieren sie Ihre Kapazität, d.H der Wert wird geringer oder werden sie Hochohmiger?

Gruß

Vernado


[Beitrag von vernado am 10. Nov 2009, 13:09 bearbeitet]
UweM
Moderator
#9 erstellt: 10. Nov 2009, 13:07

vernado schrieb:

Was passiert eigentlich bei Alterung der Kondensatoren?
Verlieren sie Ihre Kapazität, d.H der Wert wird geringer oder werden sie Hochomiger?


Hallo,

Elkos können nach Jahren an Kapazität verlieren und der ESR steigt an. Folienkondensatoren, die ebenfalls in Frequenzweichen verwendet werden, ändern ihre Daten praktisch nicht.

Grüße,

uwe
vernado
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 10. Nov 2009, 13:59
Danke,

wie gut dass ich alle Elkos ausgetauscht habe.

Ich wollte evtl. im zweiten Schritt auch die Folienkondensatoren ersetzen, wenn es hierbei aber zu keinen Werteveränderung/Verschlechterung über Jahre (20J) kommt, kann ich mir das getrost sparen.

Gruß

Vernado
detegg
Inventar
#11 erstellt: 10. Nov 2009, 14:22

vernado schrieb:
... wie gut dass ich alle Elkos ausgetauscht habe.

Ein kleines Problem wird hierbei gerne übersehen - Elko´s haben von Haus aus mindestens +20/-10% Toleranz. Da man den genauen originalen/ehemaligen Wert eines Elko´s nicht kennt, kann man bei Tausch des Elko´s schnell bis zu 30% daneben liegen. Ob sich das dann klanglich auswirkt, hängt wiederum vom Einsatzzweck in der Weiche ab.

.-) Detlef
pelowski
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 10. Nov 2009, 14:42

detegg schrieb:

vernado schrieb:
... wie gut dass ich alle Elkos ausgetauscht habe.

Ein kleines Problem wird hierbei gerne übersehen - Elko´s haben von Haus aus mindestens +20/-10% Toleranz. Da man den genauen originalen/ehemaligen Wert eines Elko´s nicht kennt, kann man bei Tausch des Elko´s schnell bis zu 30% daneben liegen. Ob sich das dann klanglich auswirkt, hängt wiederum vom Einsatzzweck in der Weiche ab.

.-) Detlef

Scheint einleuchtend zu sein.

Allerdings ist zu bedenken, dass der Hersteller ja in den seltensten Fällen ausgemessene Elkos (ohne ´ ) eingesetzt hat, sondern dass die FW mit Normwerten entwickelt wurde.

Wenn nun später jemand den Normwert einsetzt - vielleicht sogar ausgemessen - dann kann der Lautsprecher etwas anders klingen als vorher.
Aber er ist jetzt näher dem Klang, den der Entwickler wollte.

Grüße - Manfred
detegg
Inventar
#13 erstellt: 10. Nov 2009, 17:01

pelowski schrieb:
Aber er ist jetzt näher dem Klang, den der Entwickler wollte.

... oder eben auch nicht!

Ich gehe davon aus, das (nicht nur) alte Lautsprecher vor 1985 nicht mit Normwerten am PC, sondern mit realen Exemplaren eines bestimmten Herstellers aus der lagernden "Grabbelkiste" entwickelt wurden.
Wenn der Entwickler dann sein "go" gab, orderte der Einkauf genau bei diesem Hersteller ein größeres Lot, alleine um sicherzustellen, dass in der Serienfertigung die Streuung der Charge gering blieb. Wahrscheinlich wurde mit gelieferten Exemplaren endgetestet und dann erst die Produktion freigegeben.

Ein Beispiel: Yamaha hat die NS-690 in 3 Versionen von 1974-1984 produziert. Jede Version erfuhr eine Änderung der Chassis und - bei gleichbleibender prinzipieller Auslegung der Weiche - einen Wechsel des Herstellers der Weichenkomponenten. Diese Komponenten wurden dann aber konsequent in der jeweiligen Version beibehalten. In einer NS-690-II (77-81) sind z.B. immer bipolare Elkos (ohne "`") 18µF/50V und 33µF/50V von Nippon Chemi-Con verbaut.

Abgesehen von den "krummen" Werten - wer mag heute sagen, welche Toleranzen die Lieferung von Chemi-Con damals hatte? Wichtig war nur, das in der Serienfertigung gleiche Toleranzen vorlagen.

Ich tue mich immer etwas schwer, hier mit "aufgedruckten" Werten zu ersetzen - will aber auch nur zum Nachdenken anregen.

Anderes Beispiel: KEF verdrahtete seine 70er Lautsprecher (Calinda etc.) intern mit Klingeldraht. Ich habe mal probeweise "amtliches" Kabel (viel hilft viel) verbaut - der gesamte Klangcharakter der Box hat sich verändert.

:-) Detlef
UweM
Moderator
#14 erstellt: 10. Nov 2009, 17:33
[quote]In einer NS-690-II (77-81) sind z.B. immer bipolare Elkos (ohne "`") 18µF/50V und 33µF/50V von Nippon Chemi-Con verbaut.
Abgesehen von den "krummen" Werten - wer mag heute sagen, welche Toleranzen die Lieferung von Chemi-Con damals hatte?[/quote]



Hallo Detlef,

das sind keine "krummen" Werte, sondern Standardwerte der E12-Reihe (10, 12, 15, 18, 22, 27, 33, 39, 47, 56, 68, 82, 100, 120, .....)
Kriegt man in jedem Elektrobastlerladen so zu kaufen, also mitnichten speziell für diese Box so hergestellt. Toleranz vermutlich +-20%

Grüße,

uwe


[Beitrag von UweM am 10. Nov 2009, 17:35 bearbeitet]
pelowski
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 10. Nov 2009, 18:46
Hallo,

hab gerade mal nachgeschaut:

Die "glatten" Elkos bei Intertechnik; bei Mundorf zusätzlich auch die "rauen" werden mit Toleranzen
+/-5% angegeben.

Kann mich mangels Erfahrung da nicht festlegen, vermute aber, dass das zumindest beim TT-TP nicht hörbar ist.

Wenn jemand andere Erfahrungen gemacht hat, korrigiere ich gerne meine Vermutung.

detteg schrieb:

Anderes Beispiel: KEF verdrahtete seine 70er Lautsprecher (Calinda etc.) intern mit Klingeldraht. Ich habe mal probeweise "amtliches" Kabel (viel hilft viel) verbaut - der gesamte Klangcharakter der Box hat sich verändert.

Das finde ich bemerkenswert. Was, glaubst du, ist die Erklärung hierfür?

Grüße - Manfred
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