Single Ended Transistor?

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papptröte
Neuling
#1 erstellt: 21. Jun 2006, 10:11
Hallo Verstärkerfans,

ich bin auf der Suche nach einem Verstärker, der in der Endstufe nur einen Transistor im Class-A-Betrieb hat.


Eigentlich komme ich aus der Röhrenfraktion und liebe SET-Verstärker. Ich stelle mir aber vor, daß eine Verstärkerstufe mit nur einem Transistor in A-Betrieb ähnliche Klangeigenschaften haben könnte wie eine SE-Triode, weil es hier keine Übernahmeverzerrungen gibt. Eine geringe Ausgangsleistung spielt bei mir dabei keine Rolle, da ich Hornlautsprecher habe.


Meine Frage an euch lautet nun: Kennt Ihr Verstärker mit diesem Schaltungskonzept? Welche Hersteller kennt Ihr? Gibt es bewährte Schaltungen, die ich selbst nachbauen könnte?


Würde mich über eure Vorschläge sehr freuen.


Gruß...Papptröte
richi44
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 21. Jun 2006, 14:19

Ich stelle mir aber vor, daß eine Verstärkerstufe mit nur einem Transistor in A-Betrieb ähnliche Klangeigenschaften haben könnte wie eine SE-Triode, weil es hier keine Übernahmeverzerrungen gibt


Ein Transistor, auch wenn er nur drei Anschlüsse hat, hat mit einer Triode nichts gemeinsam. Erstens ist der Ri mindestens so hoch wie bei einer Pentode und somit hat er auch deren Charakter.

Zweitens ist ein Tranistor in sich ein nichtlineares Gebilde. Da ist schon mal gar nichts zu machen mit Schaltungen ohne Gegenkopplung, von einigen Labormustern abgesehen. Und nur bei solchen Schaltungen spielt eine Triode ihre Trümpfe aus.

Drittens kann man eine Gegentaktstufe in Klasse A bauen, da gibt es auch keine Übernahmeverzerrungen, wenn der Ruhestrom höher ist als der maximale Laststrom.

Und viertens (entschuldige die nachfolgende Formulierung) ist es gar nicht im Sinne von Hifi, wenn man ein Ding baut, das nachweislich Klirr von etlichen Prozent erzeugt, nur um einen röhrenähnlichen Klang zu bekommen. Für solche Scherze gibt es Effektgeräte, die genau diesen Klirr (K2, K3) regelbar hinzufügen. Da kannst Du nach Lust und Laune an dem Ding rumdrehen, aber Du kannst es auch ausschalten und Musik so hören, wie sie aufgenommen wurde. Mit einer SE-Kiste wirst Du aber nie die reine Musik geniessen können, sondern immer die gesoundete, verklirrte Variante.

Mir ist jedenfalls in den letzten Jahren nichts mehr derartiges (abartiges) untergekommen.
GandRalf
Inventar
#3 erstellt: 21. Jun 2006, 14:34
Moin auch,

Auch wenn es eigentlich nicht sinnvoll ist, gibt es z.B. hier so etwas:

http://sound-at-home.de/greenwall_smalltwo.html

richi44
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 21. Jun 2006, 16:18
Das ist echt neu für mich. Aber Du sagst so schön:
Auch wenn es eigentlich nicht sinnvoll ist...
Wie unsinnig so ein Ding ist, zeigt sich daran, dass kein Klirr angegeben wurde, dafür aber ein saftiger Preis. Und dass da eine recht hohe Eingangsspannung für das bisschen Musik verlangt wird und das bei 600 Ohm Impedanz. Da MUSS man offensichtlich den entsprechenden Vorverstärker benutzen, ein anderer geht wohl kaum. Und auch das zu einem recht stolzen Preis...
cumbb
Gesperrt
#5 erstellt: 21. Jun 2006, 17:11
Hai.
Google ein wenig herum. Du wirst wunderbare Schaltungen finden.
C.
GandRalf
Inventar
#6 erstellt: 21. Jun 2006, 17:12
Moin richi,

Hier noch mal was zum "kleinen" Bruder:

http://sound-at-home.de/pdf/greenwall-test697.pdf

DB
Inventar
#7 erstellt: 21. Jun 2006, 17:16
[quote="papptröte"]Meine Frage an euch lautet nun: Kennt Ihr Verstärker mit diesem Schaltungskonzept?[/quote]
Ja. Zwei derartige Endstufen finden sich in einem Receiver, den ich hier habe. Ein PNP-Leistungstransistor, ein mehrfach geschachtelter Ausgangsübertrager und noch etwas elektronisches Zugemüse. Ich habe es nicht gemessen, aber so irgendwas zwischen 0,5 und 1,5W werden da rauskommen.
[/quote]Welche Hersteller kennt Ihr?[/quote]
Gerätebau Hempel KG, Limbach-Oberfrohna.

MfG

DB
richi44
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 22. Jun 2006, 09:30
Man könnte sich eine Schaltung entwickeln. Das ist nämlich gar kein Problem. Nur gibt es Gegebenheiten, die sich nicht wegdiskutieren lassen. Ich gehe mal von einer Grundschaltung aus. Diese besteht aus einem Endtransistor (ich nehme mal bewusst das alte Arbeitspferd 2N3055), der mit dem Emitter an Masse liegt, der auf irgend eine Art (Spule) eine Betriebsspannung von 24V bekommt und der einen Ruhestrom von 2,5A zieht.
Zur Aussteuerung genügt eine SS-Basisspannung von 50mV. Und daraus entsteht ein Kollektor-Wechselstrom von 5ASS. Und weil wir mit einer Spule (Übertrager) die Betriebsspannung zuführen und der Ausgang optimal belastet ist,bekommen wir eine Ausgangs-Wechselspannung von 48VSS. Somit haben wir eine Ausgangsleistung von 30W effektiv.

Da der Transistor (JEDER) eine krumme Kennlinie hat, bekommen wir einen Klirr in der Grössenordnung von 10 bis 15%. Und das bei kleinen und grossen Leistungen.
Ausserdem hat unser Transistor eine Stromverstärkung von 20, was bedeutet, dass wir einen Basis-Wechselstrom von 250mASS anbieten müssen. Die Steuerleistung ist somit rund 1,6mW
Wenn wir die Ansteuerung über einen Übertrager vornehmen wollten, der eine Eingangsimpedanz von 600 Ohm hat, müsste die zugeführte Spannung rund 980mV sein. Wir wären damit in der Region des Greenwall.

Um den Klirr zu mildern, könnte man in Reihe der Primärwicklung des Eingangsübertragers eine Sekundärwicklung des Ausgangsübertragers legen, die die Verstärkung halbiert. Damit hätten wir den Klirr in etwa halbiert. Dabei müssen wir aber den gleichen Basisstrom liefern, allerdings mit einer höheren Spannung. Das bedeutet, dass wir am Eingangsübertrager 1960mV zuführen müssen. Jetzt sind wir nahe am Greenwall.

Oder man könnte am Transistor einen Emitterwiderstand verwenden, der ebenfalls die Verstärkung reduziert. Und auch damit vergrössert sich die Basisspannung, ohne dass sich der Basisstrom verringert. Wir bekämen letztlich die gleichen Verhältnisse.

Wenn wir die Eingangsleistung verringern wollen, brauchen wir einen Transistor mit erheblich höherer Stromverstärkung. Das könnte man natürlich mit einer Reihe parallel geschalteter Transistoren erreichen. Oder man verwendet einen Darlington. Da ist dann aber (im gleichen Gehäuse) ein zweiter Transistor in Reihe geschaltet, sodass nicht mehr nur ein Transistor im Signalweg liegt.
Man könnte sich jetzt fragen, ob das so schlimm wäre, denn im Vorverstärker müssen ja auch etliche Transistoren verbaut werden, bis man auf eine Ausgangsimpedanz von 30 Ohm mit einer entsprechenden Leistung kommt.

Nehmen wir an, wir hätten uns für die Variante mit 6dB Gegenkopplung mittels Trafo-Wicklung entschieden. Dann brauchen wir (auch bei jeder anderen Schaltung) eine Basisvorspannung verbunden mit einer Stromstabilisierung. Dass dazu wieder Transistoren nötig sind, stört uns nicht, denn diese liegen ja nicht im Signalweg.

Was wir aber bei unserer Schaltung brauchen ist ein Eingangübertrager (55:1), der aus effektiven 980mV effektive 17,7mV macht. Weiter brauchen wir einen Ausgangsübertrager, der (bei 8 Ohm Lautsprecher) ein Übersetzungsverhältnis von 1:0.91 (Lautsprecher) + 0.058 (Gegenkopplung) aufweist und auf der Primärwicklung eine entsprechende Vormagnetisierung durch den Ruhestrom von 2,5A verträgt.
Weder der Ein- noch der Ausgangsübertrager sind von der Stange lieferbar und wären teure und tonqualitätsentscheidende Sonderanfertigungen.

Denkbar wären auch Schaltungen, bei denen die Speisungszuführung nicht über eine Induktivität geschieht. Nur ein Widerstand scheidet aus, weil der Leistungsverlust mindestens verdoppelt wird und die Nichtlinearität zunimmt. Also bliebe eine Konstantstromquelle, also ein Transistor. Nur wären wir da schon nahe bei einer SRPP-Schaltung und damit weit weg vom Eintaktverstärker, auch wenn wir noch Klasse A verbauen.

Wenn man sich das alles vor Augen führt, merkt man, wie unsinnig so eine Konstruktion ist.
GandRalf
Inventar
#9 erstellt: 22. Jun 2006, 10:04
Moin richi,

Darf ich bei dir nocheinmal in die Lehre gehen???

Danke!!!

richi44
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 22. Jun 2006, 10:41

GandRalf schrieb:
Moin richi,

Darf ich bei dir nocheinmal in die Lehre gehen???

Danke!!!

:prost

Sicher, Frag nur.
Amperlite
Inventar
#11 erstellt: 22. Jun 2006, 16:31

Weder der Ein- noch der Ausgangsübertrager sind von der Stange lieferbar und wären teure und tonqualitätsentscheidende Sonderanfertigungen.

... was bei einer derartig verkorksten Schaltung sowieso kaum noch was ausmachen würde.
Zu den lustigen K2 gesellt sich dann eben noch ein "kleiner" Höhenabfall.


Für solche Scherze gibt es Effektgeräte, die genau diesen Klirr (K2, K3) regelbar hinzufügen. Da kannst Du nach Lust und Laune an dem Ding rumdrehen, aber Du kannst es auch ausschalten und Musik so hören, wie sie aufgenommen wurde. Mit einer SE-Kiste wirst Du aber nie die reine Musik geniessen können, sondern immer die gesoundete, verklirrte Variante.

Richtig, wozu denn teure und verschleissträchtige Röhrenverstärker...
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