Empfehlungen / Hörberichte zu Kopfhörer sind sinnlos, da nicht übertragbar - oder doch?

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ingo74
Inventar
#1 erstellt: 20. Nov 2016, 10:56
Gestern wurde im KH-Stammtisch ein interessanter Link geteilt:
https://www.heise.de...un-kann-3492067.html

Auf der 29. Tonmeistertagung in Köln hat David Griesinger seine Untersuchungsergebnisse vorgestellt:

"Jeder Mensch hat individuell geformte Außenohren und Hörkanäle, die im Zusammenspiel mit dem Trommelfell unterschiedliche Resonanzen bilden ... Die Frequenzverläufe sind so unterschiedlich, dass man sie genau wie einen Fingerabdruck zur Identifikation einsetzen könnte", erklärte Griesinger. Jeder Mensch hat seine eigene individuelle Kurve. Daraus folgt, dass jeder Mensch seine Umwelt anders hört als sein Gegenüber. "Kopfhörer verändern jedoch die Resonanzen am Trommelfell", erklärt Griesinger. Sie führen bei jedem Träger zu einem anderen Frequenzverlauf.
"Zwischen 500 Hz und 6 kHz verlaufen die Kurven noch ähnlich", erläutert Griesinger, in diesem Bereich müssten Kopfhörer und binaurale Aufnahme in ihrem Frequenzgang nicht zwingend angepasst werden. Oberhalb von 6 kHz können individuelle Frequenzspitzen nach seinen Messungen aber stark voneinander abweichen. "In meinem eigenen Ohr habe ich eine Resonanzverstärkung von bis zu 18 dB gemessen", sagt er. Messfehler schließt Griesinger dabei aus: "Die Werte sind reproduzierbar."


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https://www.heise.de...un-kann-3492067.html



So wie ich verstehe, sind somit alle Empfehlungen / Hörberichte nicht nur subjektiv sondern schlichtweg nicht übertragbar.
ZeeeM
Inventar
#2 erstellt: 20. Nov 2016, 11:10
Ich würde die Frage mit Jain beantworten. Das im Hochtonbereich die Urteile deutlich unterschiedlich ausfallen ist ja nicht unbedingt neu und das Equalizing da hilft,auch nicht. Ich finde die Erkenntnis nicht sonderlich überraschend.
Vor Jahren hatte ich in meinem Bekanntenkreis einen Test gemacht. Stimmen von gemeinsam bekannten Menschen aufgenommen und über Lautsprecher haben die Hörer übereinstimmend die Wiedergabe als authentisch bezeichnet. Über einen Kopfhörer, das war damals ein AKG250DF war das nicht für alle Hörer der Fall.
In dem man den Schallwandler vor das Ohr hängt, ein vergleichsweise geschlossenes Koppelvolumen verpasst, wird das Ohr zu einem akustisch relevanten Bestandteil der Gesamtakustik.
Ich habe aber den Eindruck, das das Hirn im gewissen Rahmen lernt und kompensiert. Ich würde nicht mal ausschliessen wollen das der Denkmuskel merkt das man KH hört und dem Bewusstsein nicht sagt, das es gerade am Hirnequalizer dreht.

Basstian85
Inventar
#3 erstellt: 20. Nov 2016, 11:24
Ja, insbesondere in den Höhen scheint das ja der Fall zu sein. Wenns um den Beyerpeak ging, trat das Thema schon häufiger auf. Hörberichte können trotzdem hilfreich sein, da es ja mehr als nur den Frequenzgang zu bequatschen gibt und im Link ist ja davon die Rede, dass von 500 bis 6k ja noch alles recht ähnlich ist - ein großer Bereich. Und interessant zu lesen ist es für die Meisten hier wohl sowieso...
Igelfrau
Inventar
#4 erstellt: 20. Nov 2016, 16:22
Das wirft für mich die Frage auf, in wie weit generell Hörberichte relevant sind. Denn nicht nur im KH-Bereich treten diese individuellen Hörergebisse auf, sondern auch bei normalen LS.

Stellen sich also nun zwei Menschen nebeneinander vor die selben LS, so dürften sie nach den obigen Berichten die selben LS unterschiedlich hören und somit einschätzen. Klangdiskussionen über LS sind damit eigentlich erledigt, oder?
ingo74
Inventar
#5 erstellt: 20. Nov 2016, 16:31
Dazu steht was im Text:

Jeder Mensch hat seine eigene individuelle Kurve. Daraus folgt, dass jeder Mensch seine Umwelt anders hört als sein Gegenüber. Das ist nun zum Musikhören nicht weiter schlimm, denn jeder Mensch gewöhnt sich an seinen individuellen Frequenzgang ...
"Kopfhörer verändern jedoch die Resonanzen am Trommelfell", erklärt Griesinger. Sie führen bei jedem Träger zu einem anderen Frequenzverlauf.

Für mich liest sich das so, dass Gehirn Routinen entwickelt, die individuelle Kurve zu normieren, dass das aber bei Kopfhören nicht funktioniert, weil hören mit diesen zu individuellen Resonanzen am Trommelfell führt, die nicht ausgeglichen werden können.

Beim Probehören von Lautsprechern besteht jedoch ein anderes Problem neben dem subjektiven Klangempfinden - man hört immer die Interaktion Lautsprecher - Raum und die Hörräume unterscheiden sich oft erheblich und somit auch das Ergebnis am Hörplatz.
Igelfrau
Inventar
#6 erstellt: 20. Nov 2016, 16:43
Daher mein Hinweis auf

Igelfrau (Beitrag #4) schrieb:
zwei Menschen nebeneinander vor die selben LS


Gut, die ca. 50 cm Abstand in der Hörposition können sicherlich auch Unterschiede in der Wahrnehmung machen, aber weitaus mehr - soweit ich den Artikel nun richtig verstanden habe - machen da die körperlichen Eigenheiten und somit die individuelle "Frequenzgangverbiegung" durch den eigenen Körperbau im Lauschkanal aus. Oder etwa nicht?
ingo74
Inventar
#7 erstellt: 20. Nov 2016, 16:49
Ich verstehe - wie geschrieben - den Text so, dass der Mensch die Unterschiede beim "normalen" Hören kompensieren kann im Gegensatz zum Hören mit KH


[Beitrag von ingo74 am 20. Nov 2016, 16:49 bearbeitet]
AndreasBloechl
Inventar
#8 erstellt: 20. Nov 2016, 21:23
Denke das beste ist immer selber probe zu hören und nicht unbedingt sich auf Tests zu verlassen.
Igelfrau
Inventar
#9 erstellt: 20. Nov 2016, 21:33
Das sowieso. Sollte klar sein.
AndreasBloechl
Inventar
#10 erstellt: 20. Nov 2016, 21:45
Muß aber dazu sagen das es vielleicht bei Kopfhörer nicht so gravierend ist wie bei Heimkino.
imLaserBann
Inventar
#11 erstellt: 20. Nov 2016, 23:47
Puh, hab jetzt nicht alles genau gelesen. Und naja, ich find die Statistik (10 Studenten) noch etwas dünn und die Rasterung etwas grob. Die Streuung der Kurven für die Lautsprecher ist ja auch schon vorhanden. Die Frage, ob sich die einzelnen Kurven für denselben Kopfhörer, also in einem Bild, stärker unterscheiden als zwischen den Kopfhörern also zwischen den einzelnen Bildern, lässt sich für mich nicht so genau sagen.
Im Text steht, dass erst ab 600 Hz die Abweichungen relevant werden, in den Graphen sind aber auch schon bei 100 Hz Abweichungen von über 5 dB enthalten. Die Resonanzen, die sich aus dem Koppelvolumen zwischen Hörer und Kopf ergeben sollten doch schmal sein und die Abweichungen dürften in den Kurven nur in eine Richtung gehen. Beides sehe ich nicht eindeutig in den Graphen. Oder hab ich nur alles nicht so ganz verstanden?
oneforall
Stammgast
#12 erstellt: 21. Nov 2016, 00:01
Das der Klang nicht übertragbar ist, dem würde ich so nicht ganz zustimmen, da doch bei jedem Aufsetzen sich die Realität bei allen gleich um den Faktor Kopfhörer ändert.

Man kann doch auch nicht zwingend sagen ob jeder Rot gleich sieht.
Man verständigt sich doch nur auf Rot weil die Wiederholung der gleichen Wellenlänge immer das gleiche Bild erzeugt wird.
Und deshalb ist es vergleichbar.


[Beitrag von oneforall am 21. Nov 2016, 00:07 bearbeitet]
grounded
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 21. Nov 2016, 00:31

ingo74 (Beitrag #1) schrieb:
So wie ich verstehe, sind somit alle Empfehlungen / Hörberichte nicht nur subjektiv sondern schlichtweg nicht übertragbar.


Das es anatomische Unterschiede geben muss ist ja schon lange hier bekannt und erklärt warum so differierende Äusserungen über die jeweiligen Hörer bestehen.

Eine Meinung kann ich mir imho doch bilden, wenn ich erstens über eine eigene Hörerfahrung verfüge und zweitens über einen längeren Zeitraum Meinungen und Rückmeldungen verfolge. Ich werde dann in der Lage sein die Präferenzen und die Hörberichte abzugleichen, einzuordnen und zu "lesen". Eine absolute Empfehlung werde ich dadurch sicherlich nicht gewinnen aber eine sehr gut verwendbare Tendenz. Dies hat zumindest mir immer gereicht.

Im Gegensatz dazu wird mir im Beratungsbereich ein kurz abgegebenes Statement ohne Kontext relativ wenig bringen.

Gruß grounded


[Beitrag von grounded am 21. Nov 2016, 00:46 bearbeitet]
ketste
Stammgast
#14 erstellt: 21. Nov 2016, 10:42
genau grounded
So finde ich kann man es für sich selber schon ganz gut einordnen.
Wenn andere Autoren / User einen Hörer ähnlich beschreiben/bewerten, wie man selber,
ist die Wahrscheinlichkeit höher das man auch bei einem unbekannten Hörer zu einem ähnlichen Fazit kommt.
Bzw. auch bei unterschiedlichen Meinungen, wenn man die Präferenzen des Verfassers kennt.
sealpin
Inventar
#15 erstellt: 21. Nov 2016, 10:54
Zu dem Problem gibt es schon eine Lösung:
Smyth Realizer A16

Zum Konzept gehört eine individuelle Messung mit Mic im Ohr des Users.

Ich hab bereits ein Gerät bestellt und warte auf die Auslieferung ab ca. März 2017.

Ciao
sealpin
Exploding_Head
Inventar
#16 erstellt: 21. Nov 2016, 20:16

Basstian85 (Beitrag #3) schrieb:
Ja, insbesondere in den Höhen scheint das ja der Fall zu sein....im Link ist ja davon die Rede, dass von 500 bis 6k ja noch alles recht ähnlich ist - ein großer Bereich.

Soweit mir bekannt, nimmt im Alter ja auch das Hörvermögen speziell im Hochtonbereich ab.

Letztens in der Kaufberatung, als es um den Heaven II bzw. IV von FAD ging, wurde ja auch bemängelt, dass diese im Hochton etwas fehle, was mir aber nie besonders aufgefallen ist. Auch stört mich zB der Beyerpeak so garnicht. Auf der anderen Seite finde ich basslastige Hörer meisst sehr grausig. Das mag daran liegen, dass ich nicht mehr der Jüngste bin und viel auf - auch sehr lauten - Konzerten war.


[Beitrag von Exploding_Head am 21. Nov 2016, 20:16 bearbeitet]
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