Gehe zu Seite: |vorherige| Erste 2 3 Letzte |nächste|

Dvorak: Symphonie Nr. 9 "Aus der neuen Welt"

+A -A
Autor
Beitrag
Live-musikhörer
Inventar
#52 erstellt: 29. Mai 2006, 11:49

lydian schrieb:

Von diesen beiden ziehe ich ganz klar Kertesz vor.

Mir würde interessieren wieso.
lydian
Stammgast
#53 erstellt: 29. Mai 2006, 12:14
Hallo Khampan,

ich besitze die beiden Kertesz-Einspielungen auf Vinyl (Speakers Corner-Reissue der Wiener, SXL-UK-Original der Londoner Aufnahme). Beide klingen hervorragend, die frühere wuchtiger und saftiger, die spätere detailreicher. Die Londoner ist auch auf CD erschienen, von der früheren weiß ich das nicht. Der Klang ist sicher auch auf CD sehr gut (Aufnahme von 1967, sicher besser als viele 80er-Jahre Digitalaufnahmen).

@Live-musikhörer

Solti geht für meinen Geschmack zu sportlich an diese Musik heran. Sehr dynamisch, knallig, aber das musikantische fehlt mir, Gefühle wollen da nicht so recht rüberkommen.

Übrigens sind sowohl Fricsay als auch die jetzt genannten Solti und Kertesz Ungarn.......und auch Reiner, Szell und Dorati wurden in diesem Thread genannt. Und dann wäre noch Istvan Fischer zu nennen.....was ist mit Ormandy.....?


Khampan schrieb:
Kertesz unterschätzt man immer gern, wohl wegen seinem zu frühen Tod.

Von Kertesz besitze ich so ziemlich alles, was er für Decca einspielte. Die kompletten Schubert-Sinfonien, den ganzen sinfonischen Dvorak (icl. der grandiosen Sinfonischen Dichtungen, jedoch ohne "Die Waldtaube" - da kam sein Tod dazwischen), viel Mozart, der ganze Brahms, Respighi, Rossini, Bartók....etc.


Gruß,
Steff


[Beitrag von lydian am 29. Mai 2006, 12:23 bearbeitet]
vanrolf
Inventar
#54 erstellt: 29. Mai 2006, 22:16
lydian schrieb:

was ist mit Ormandy.....?


Hallo,

in Ormandys 1969er Einspielung mit dem London Symphony Orchestra dauert der erste Satz genau 09:00 und enthält keine Wiederholungen. Vielleicht höre ich die Aufnahme deshalb so gerne

Nein, im Ernst: natürlich ist es werkverfälschend, wenn klare Partiturangaben vom Dirigenten aus welchen Gründen auch immer ignoriert werden, keine Frage. Das führt mich andererseits in ein Dilemma: Ich kannte wie andere hier seit Ewigkeiten nur Einspielungen ohne Wiederholungen. Als ich vor mehreren Jahren zum ersten Mal eine "mit" gehört habe, kam mir das irgendwie befremdlich, eigentlich überflüssig vor, und der Eindruck hat sich bisher auch nicht geändert. Zu meiner Schande muß ich also gestehen, daß ich in diesem speziellen Fall - Verfälschung hin, Verfälschung her - auch eher drauf verzichten kann.

Gruß Rolf
Khampan
Ist häufiger hier
#55 erstellt: 29. Mai 2006, 23:22

Zu meiner Schande muß ich also gestehen, daß ich in diesem speziellen Fall - Verfälschung hin, Verfälschung her - auch eher drauf verzichten kann

eben gründlich durch eine fast hundertjährige Aufführungstradition versaut, wie die ganze Dirigentengeneration mindestens bis Karajan. Die Brüder wissen gar nicht, was ein Wiederholungszeichen bedeutet.

Werktreue ist ein relativ junger Gedanke.
Ich freue mich, daß ich hier einen weiteren Ort gefunden habe, wo ich möglicherweise mit kleinem Erfolg daran arbeiten kann.
Hab auch schon den einen oder anderen Musiker rumgekriegt.

Gruß, Khampan
vanrolf
Inventar
#56 erstellt: 29. Mai 2006, 23:39
Kann in diesem Zusammenhang jemand etwas zu Otto Klemperers EMI-Aufnahme mit dem Philharmonia Orchestra von 1963 sagen? Ich kenne sie (noch) nicht, im Klemperer-thread wurde sie seinerzeit als eine seiner wenigen, wirklich verunglückten Einspielungen bezeichnet. Enthält sie die Wiederholungen?
Die japanische EMI-Toshiba hat vor einiger Zeit eine Wiederveröffentlichung auf den Markt gebracht (offenbar im Original-Coverdesign, erfreulicherweise mal ohne die üblichen Wolkenkratzer oder Freiheitsstatuen), die hierzulande als Import bezogen werden kann:

amazon.de

Gruß Rolf
Khampan
Ist häufiger hier
#57 erstellt: 30. Mai 2006, 00:20
Klemperer mit Wiederholungen? Nie im Leben. Hätte der mit seinen Tempi nie durchgehalten.

Sorry für die Polemik. Wäre damals ohnehin undenkbar gewesen (Beispiel Kertesz, der später dazugelernt hat).

Khampan
s.bummer
Hat sich gelöscht
#58 erstellt: 30. Mai 2006, 22:48
???
Klemp ist erst in seinen letzten Lebensjahren, etwa ab 1967 wirklich langsam geworden.
Der Rest ist Vorurteil.
(Beispiel. Sein Mahler 2 war bis 1965 immer unter 80 Minuten lang, 1951 gar 71 Minuten) Wer schafft, wer riskiert das heute?)
Heute sind selbst diese Tempi seiner "letzten Jahre" fast normal gworden, er ist ein "Schumi" verglichen mit Celi.

Egal: Seine Interpretation der "Sinfonie aus der neuen Welt" wurde damals in der "Hifi Stereophonie" als eine der Besten überhaupt angesehen(10/10/10/10): analytisch und genau.
Mit extremer Betonung der Holzbläser und einem Finale, das quasi mit von der Binnenspannung lebt und nicht von Geschwindigkeit und Lärm.
Und so empfinde ich die Aufnahme auch:
Eben unverzichtbar für jede ernstzunehmende Dvorak Diskografie der 9.
Gruß S.
Fressbacke
Stammgast
#59 erstellt: 30. Mai 2006, 23:20
Ich stimme s.bummer absolut zu!

Sowohl, was Mahler angeht (die passen immer auf eine CD *g*), als auch die Dvorak-Einspielung!

Die Holzbläser-Betonung finde ich nicht unangenehm - und ähnlich, wie in seiner Einspielung der 5. Tschaikowsky versteht er es beinahe unvergleichlich, Spannung aufzubauen. Ich möchte diese Aufnahme nicht missen, auch wenn auf die "einsame Insel" doch mit leichtem Vorsprung Fricsay mit dürfte

Ralf
Hüb'
Moderator
#60 erstellt: 31. Mai 2006, 22:24

Khampan schrieb:
Ist die zweite Aufnahme klanglich gut?

Unter audiophilen LP-Sammlern geschätzter, sehr guter Decca-Klang.

Grüße

Frank
teleton
Inventar
#61 erstellt: 03. Jul 2006, 14:00
Hallo Dvorak-Freunde,

die zum Teil verrissene zum anderen Teil gelobte Szell-Aufnahme Dvorak´s Sinfonie Nr.9 - Aus der neuen Welt wollte ich schon lange kennenlernen.

Eigentlich wäre es nach meinen TOP-Aufnahmen mit Maazel auf DG, Kondraschin auf Decca , selbstverständlich Fricsay auf DG ,Kubelik auf DG und Dohnanyi auf Decca (etwas zu hektisch) nicht mehr nötig gewesen.
Aber Szell und dessen sehr unterschiedliche Beurteilung hat mich doch gereizt.
Gut das ich bei amazon tätig geworden bin, sonst wäre mir diese fantastische Szell-Aufnahme entgangen. Nicht anders als Friscay in seiner Jahrhundertaufnahme nimmt einen die Szell-Interpretation von Anfang an gefangen und baut Hochspannung auf (wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen und Tempi). Die Dohnanyi-Aufnahme mit gleichem Orchester wirkt auf mich hektischer als die von Hochspannung getragene Szell-Aufnahme.
Mir hat diese überwältigende Interpretation von Szell sehr gefallen und möchte diese in die o.g.Reihe der TOP-Aufnahmen für Dvorak´s Sinfonie Nr.9 ohne wenn und aber einreihen.
amazon.de
Für einen Kaufpreis von 4,49€ kann man sich bei amazon (Anbieter) von diesem Klangrausch überzeugen lassen.
vanrolf
Inventar
#62 erstellt: 03. Jul 2006, 15:21
Hallo Wolfgang,

die Szell-Aufnahme kenne ich leider noch nicht. Der geringe Preis für die von Dir gezeigte Ausgabe von 1982 dürfte sich auch daraus erklären, daß es seit einiger Zeit diese offenbar hervorragend remasterte Doppel-CD mit den Symphonien 7,8 und 9 gibt, die (wenn inzwischen auch nur noch als Import) ebenfalls erschwinglich ist (um die € 14,00 bei den amazonen):



Es wird wohl langsam Zeit dafür.

Gruß Rolf
op111
Moderator
#63 erstellt: 03. Jul 2006, 17:16
Hallo zusammen,

teleton schrieb:
Mir hat diese überwältigende Interpretation von Szell sehr gefallen und möchte diese in die o.g.Reihe der TOP-Aufnahmen für Dvorak´s Sinfonie Nr.9 ohne wenn und aber einreihen.

diese Einschätzung kann ich teilen.
Szell verlegt sich nicht wie so mancher Konkurrent darauf, Dvorak nur als "naiven, aber schwungvollen Musikanten" darzustellen. Ein Vorurteil, das lange die Rezeptionsgeschichte Dvoraks beeinflußt hat.
Dieses vielgeschundene populäre Werk, dem ich einige Zeit (Jahre) Aufführungsverbot wünschen würde, kann ich als rein musikantische Temperamentsentladung mittlerweile nicht mehr ertragen.

Spätestens seit den Einspielungen von Talich, Smetacek, Szell und Ancerl kann man sich auch auf Tonträgern davon überzeugen, daß die Sinfonien Dvoraks mehr sind als aufgeblasene slawische Tänze.

Eine gute Balance zwischen den Extrempositionen des musikantischem und anti-musikantischen Interpretationsansatzes liefern m.E. auch die Einspielungen von Harnoncourt, Kertesz und Fricsay.

Neumanns Gesamtaufnahme geht in ihrer nüchtern antimusikantischen Tendenz für mein Gefühl etwas zu weit, Kubelik ist mir über weite Strecken zu sehr "musikantisch".

Gruß
Franz


[Beitrag von op111 am 03. Jul 2006, 18:06 bearbeitet]
daniel5993
Hat sich gelöscht
#64 erstellt: 17. Mrz 2007, 15:13
Hallo,

Fühle mich gezwungen diesen Thread wieder zum Leben zu erwecken, da meine Lieblingsaufnahme nur am Rand mal erwähnt wurde! Sicher! Ferenc Fricsay und die 9 von Dvorak ist eine sehr Gute Einspielung, ich finde aber, nach langem Vergleich, dass die 9 unter Leonard Bernstein 1962, New Yorker Philarmoniker Fricsay seinen Rang abläuft!

Mein Urteil bezieht sich nur auf die Aufnahmen von Karajan, Böhm, Toscanini, Fricsay, Bernstein, Kleiber, Giulini, Kubelik!

Meine Meinung über diese Aufnahme ist: Sie ist perfekt und fehlerlos eingespielt, nicht solide, sondern durch das engagiertere Auftreten Bernsteins Dramatisch dargestellt, nicht langsam, wie man das von Ihm meist gewohnt ist, rauschfreier Klang, kurz um eine herrliche Einspielung, welche mich im Gegensatz zu Fricsay mehr packt!
Musste mir diese Symphonie, obwohl ich Sie schon auswendig kenne letzte Woche 6 mal Anhören, weil Sie einfach den anderen Aufnahmen etwas packenderes vorraus hat!

Diese Einspielung lege ich jedem ans Herz, der Dvoraks 9 neu erleben will!

Wenn jemand die gleiche Aufnahme besitzt, würde ich gerne wissen was er davon hält.

Gruß
daniel
Kings.Singer
Inventar
#65 erstellt: 17. Mrz 2007, 15:38
Ahh, Dvoraks Neunte. Wirklich tolle Musik.

Habe seit Längerem den Kauf von Dvoraks 9. (gekoppelt mit der 8.) unter Sawallisch auf EMI im Kopf. So weit vorhanden, kann mir jemand seine Hörerfahrungen mitteilen?

Meine bisherige Lieblingseinspielung stammt von Fricsay. Hat jemand schon einmal diese Aufnahme gegen Sawallischs hören können?

Viele Grüße,
Alex.
vanrolf
Inventar
#66 erstellt: 17. Mrz 2007, 16:30

daniel5993 schrieb:
Leonard Bernstein 1962, New Yorker Philarmoniker
Wenn jemand die gleiche Aufnahme besitzt, würde ich gerne wissen was er davon hält.



Hallo Daniel,

letztes Jahr habe ich mich weiter vorne zur Bernstein-Einspielung geäußert, möchte das hier aber jetzt nicht wiederholen:

http://www.hifi-forum.de/viewthread-68-105.html


Inzwischen ist auch mein Dvorak9 - "Bestand" angewachsen, zu Weihnachten gabs die oben abgebildete Szell/Cleveland-Doppel-CD, und gestern die Klemperer-Aufnahme von 1963 als neues Toshiba/EMI-Remastering.

Beide würde ich in die absolute erste Liga einreihen, auch klanglich bleiben für mich keine Wünsche offen, vor allem sind beide wie "aus einem Guss", besonders die Klemperer-Aufnahme ist in dieser Neuausgabe einfach umwerfend. Auf Anhieb kann ich mich an keine Aufnahme mit ihm erinnern, die so transparent und natürlich klingt. Alleine die Pauken zu Beginn sind einfach traumhaft, und die Holzbläser sind mir tatsächlich auch in keiner Aufnahme der No.9 bisher so deutlich aufgefallen wie hier. Klemperer bietet übrigens - entgegen eines irgendwo in diesem thread geäußerten Vorurteils - tatsächlich die Wiederholungen im ersten Satz. Eine absolut besondere Aufnahme, es wäre zu wünschen, daß sie in dieser Qualität auch hierzulande aufgelegt wird.

Interessant ist ein Vergleich der Dauer der einzelnen Sätze, Klemperer ist im zweiten Satz sogar schneller als Szell, dem man ja nun wirklich bis zuletzt keine pathologische Verbreiterung der Tempi nachgesagt hat:

Szell/Cleveland Orchestra (sony)

1.Satz: 08.41 (ohne Wiederholung)
2.Satz: 12:10
3.Satz: 07:53
4.Satz: 10:53

Klemperer/Philharmonia Orchestra (EMI)

1.Satz: 12:29 (mit Wiederholung)
2.Satz: 11:39
3.Satz: 08:30
4.Satz: 12:13


Meine Begeisterung für dieses Werk ist erneut entfacht, ich fürchte, daß ich mich deshalb Ancerl und Fricsay auch noch irgendwann zuwenden werde.

Gruß Rolf


[Beitrag von vanrolf am 17. Mrz 2007, 17:26 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#67 erstellt: 17. Mrz 2007, 16:55
Ich besitze ehrlich gesagt überhaupt keine Spitzenaufnahme von Dvoraks 9. Ich besitze die Paavo Järviaufnahme mit dem RPO ( viel zu langsam!) und zwei Aufnahmen mit Slowakischen Orchestern ( eine Naxos, eine etwas anderes), die ich im Zweifelsfall schon lieber höre. Nun ist mir Dvoraks 9. auch ehrlich gesagt nicht so wichtig. Ich habe das Werk schon so oft gehört.

Trotzdem lese ich diesen Thread mit Interesse, vielleicht hole ich mir ja doch noch mal eine Spitzenaufnahme. Nur welche es sein soll: Szell, Bernstein, Klemperer, Friscay, weiß ich natürlich noch nicht.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#68 erstellt: 18. Mrz 2007, 18:09
Hallo Martin!

Was willst Du uns mit diesem Posting sagen?
Du magst die Sinfonie nicht sonderlich bzw. hast Dich an ihr "satt gehört". Du hast 3, angesichts auch sehr preisgünstig zu bekommender Spitzenaufnahmen, wenig empfehlenswerte Billig(st)einspielungen und Du suchst keine neue, vielleicht bessere Version.
Warum schreibst Du dann überhaupt einen Beitrag? Will Dich nicht angreifen, aber dass ist mir echt ein Rätsel.

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#69 erstellt: 18. Mrz 2007, 18:51
Lieber Frank,

wollen wir denn die Hürden für einen Beitrag in diesem Forum wirklich so hoch hängen? Dieses Forum ist ohnehin für meinen Geschmack "sammlerlastig" genug. Man kann sich genausogut fragen, ob - wenn jemand bereits 24 Einspielungen eines der abgenudeltsten Werke der Klassik schon hat - die 25. zu kennen wirklich so unbedingt notwendig ist.

Im übrigen: Du schriebst:


Du hast 3, angesichts auch sehr preisgünstig zu bekommender Spitzenaufnahmen, wenig empfehlenswerte Billig(st)einspielungen und Du suchst keine neue, vielleicht bessere Version.


Ich dagegen schrieb:



Trotzdem lese ich diesen Thread mit Interesse, vielleicht hole ich mir ja doch noch mal eine Spitzenaufnahme.


Also interessiert mich das doch, auch wenn ich "vielleicht" schrieb.

Gegenseitige Toleranz ist denke ich schon wichtig, es sind ausgesprochene Sammler hier im Forum, die dutzende Einspielungen eines Werkes besitzen, andere dagegen sind viel mehr interessiert an für sie neuer Musik, die sie einfach nur in guten Einspielungen besitzen möchten. Gesellschaftlich gesehen ist der Sammlerstandpunkt sicher in der Minderheit.

Gruß Martin
vanrolf
Inventar
#70 erstellt: 20. Mrz 2007, 03:07
Martin2 schrieb:

Gegenseitige Toleranz ist denke ich schon wichtig, es sind ausgesprochene Sammler hier im Forum, die dutzende Einspielungen eines Werkes besitzen, andere dagegen sind viel mehr interessiert an für sie neuer Musik, die sie einfach nur in guten Einspielungen besitzen möchten. Gesellschaftlich gesehen ist der Sammlerstandpunkt sicher in der Minderheit.



Hallo Martin,

diese Aussage entzieht sich meinem Verständnis, ich weiß wirklich nicht, was Du damit meinst. Soll das heißen, das solche "Sammler" grundsätzlich erst mal im Unrecht sind?

Die Frage, wieviele Aufnahmen man sich von einem Werk zulegt, ist längst beantwortet: Jeder entscheide das für sich selbst. Der eine braucht ständig neue, ihm unbekannte Kompositionen, der andere möchte sich lieber intensiver mit weniger Werken befassen und legt sich daher von diesen mehrere Aufnahmen zu. Es gibt hier im Forum schliesslich auch das andere Extrem, manche legen sich fast täglich neues Material zu, wobei ich mich da auch manchmal frage, wie sich das alles hören und verarbeiten lässt. Aber jeder nach seinem Gusto, bitteschön, schließlich kritisiert Dich auch niemand wegen Deiner offensichtlichen Neigung zu Schnäppchen und Budgetaufnahmen (die per se nicht schlecht sein müssen). Wenn das dann doch mal vorkommt, dann nur, weil Du den Leuten entsprechende Steilvorlagen lieferst (s.Franks letzter Beitrag).

Jedenfalls weise ich für meine Person den Vorwurf der reinen Sammelleidenschaft weit von mir. Mir geht es - ob Du es nun glaubst oder nicht - immer noch um das Werk selbst, und nicht darum, möglichst viele Aufnahmen davon zu besitzen. Die Aufnahmen, die ich mir z.B. von Dvorak9 bisher zugelegt habe und noch anstrebe, wurden in der Regel alle von Dirigenten mit eigener, unverwechselbarer Werkauffassung und eigenem Beitrag zur Interpretationsgeschichte oder diskographischen Erfassung erarbeitet. Für mich ist es ganz einfach INTERESSANT, mir diese Unterschiede anzuhören.

Das heißt nicht, daß ich mir nichts anderes anhöre. Man könnte allerdings mit der gleichen Berechtigung, mit der Du unsereinem das spezifische Sammeln vorhälst auch fragen, warum die Wagenladungen von Kompositionen, die von Labels wie cpo aus der Versenkung geholt und regelmäßig als Wiederentdeckung gefeiert werden (und die sich bei mir mittlerweile auch stapeln ), nicht schon in ihrer Zeit den fulminanten Durchbruch hatten, den sie ja offenbar verdienten. Könnte man wohl fragen, mach' ich aber nicht. Mich freut's einfach, daß diese Sachen es doch noch in unsere Zeit und auf eine CD geschafft haben.

Im übrigen ist hier an dieser Stelle der Ort, auch über Feinheiten unterschiedlicher Aufnahmen zu reden, auch wenn es Deiner Ansicht nach "eines der abgenudeltsten Werke der Klassik" ist, was übrigens nichts über das Werk aussagt. Das hört sich nämlich so an, als ob sich eine Komposition wie Dvorak9 "verbrauchen" könnte. Wenn Du das so meinst, dann widerspreche ich. Die zum Teil feinen Unterschiede - diese Anmerkung muß erlaubt sein - erkennt man in anerkannten "Spitzenaufnahmen" möglicherweise eher als in solchen mit drittklassigen Orchestern und ebensolchen Dirigenten oder Solisten, wobei der Begriff "Spitzenaufnahme" natürlich nicht am Preis, Label oder am Namen der Ausführenden festzumachen ist. (Ausnahmen bestätigen die Regel). Du sagst selbst, daß Du keine Spitzenaufnahme der Neunten besitzt.

Wie bitte soll man denn Informationen über verschiedene Aufnahmen erhalten, wenn nicht über Leute, die nun mal mehr kennen - und besitzen - als andere? Woher willst Du überhaupt wissen, welchen Beweggrund es für den einzelnen hat, sich intensiver mit einem Werk auseinanderzusetzen, und sei es auch mit Dvoraks Neunter?
Mir kommt Dein Kommentar so vor, als würde man sich in einer Bäckerei darüber beschweren, daß es hier nur Backwaren und kein Fleisch gibt.

Ich jedenfalls bin froh darüber, hier auf Leute gestossen zu sein, die mir mit Ihren Tips weiterhelfen konnten und mich auf Aufnahmen gebracht haben, die ich so vielleicht noch lange gesucht hätte. Und das Kennenlernen einer Fülle von mir bisher unbekannter Musik ist dabei auch noch rausgekommen.


Gruß Rolf


[Beitrag von vanrolf am 20. Mrz 2007, 03:11 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#71 erstellt: 20. Mrz 2007, 13:52

vanrolf schrieb:
Martin2 schrieb:

Gegenseitige Toleranz ist denke ich schon wichtig, es sind ausgesprochene Sammler hier im Forum, die dutzende Einspielungen eines Werkes besitzen, andere dagegen sind viel mehr interessiert an für sie neuer Musik, die sie einfach nur in guten Einspielungen besitzen möchten. Gesellschaftlich gesehen ist der Sammlerstandpunkt sicher in der Minderheit.



Hallo Martin,

diese Aussage entzieht sich meinem Verständnis, ich weiß wirklich nicht, was Du damit meinst. Soll das heißen, das solche "Sammler" grundsätzlich erst mal im Unrecht sind?



Lieber Rolf,

ich will gar nichts sagen. Kann man nicht manche Sachen auch einfach mal so stehen lassen? Muß man denn alles hinterfragen? Meines Erachtens kommt da nichts heraus als heiße Luft.

Ich habe nichts weiter gemacht als einene fürwahr kleinen Beitrag hier zu schreiben, indem ich geschrieben habe, daß ich keine Spitzenaufnahme von Dvoraks 9. besitze, aber irgendwann mal noch eine bessere Aufnahme holen möchte. Schon kommt Frank und fragt, was ich damit habe sagen wollen. Dann schreibe ich einen zweiten, dessen Kernaussage für mich ist: Wollen wir die Hürden für einen Beitrag so hoch setzen. Und jetzt kommst Du und fragst mich wieder, wie ich dieses oder jenes gemeint habe.

Ich möchte nichts weiter, als in einem Forum entspannt schreiben zu können. Diese Entspanntheit geht mir aber hier zusehens verloren.

Du hast vollkommen recht: Es gibt keinen Grund dafür, jemanden anzugreifen, wenn er 30 Versionen eines Werkes im Schrank hat. Es gibt aber glaube ich auch keinen Grund, jemand anzugreifen, wenn er es nicht hat und wenn er sich vielleicht auch mal mit einer günstigeren Aufnahme eines Werkes vorläufig zufrieden gibt. Hätte ich jedenfalls gewußt, daß mein Beitrag hier solche Wellen schlägt, hätte ich ihn zu schreiben unterlassen, denn mir macht diese Diskussion keinen Spaß!

Gruß Martin
Maastricht
Inventar
#72 erstellt: 20. Mrz 2007, 14:14
Hallo Martin,

Ich habe Deinen 'Anfangsbeitrag' noch einmal gelesen. Ich fand und finde ihn unschuldig und war schon etwas überrascht zu welchen Reaktionen er geleitet hat.

Du hast imho mitgeteilt, was Dir so einfiehl beim Lesen anderer Beiträge. Ein Beitrag wie man ihn in einem Gespräch schon mal macht und auf jeden Fall zeigst Du damit Interesse für das Thema.
Über was man schätzt und vielleicht sogar liebt, will man manchmal (und dann auch noch mit Gleichgesinnten) sprechen ohne das es immers tiefsinnig ist. Es geht mehr darum ein Gefühl zu teilen.

Im Allgemeinen herrscht hier m.E. ein angenehmer Ton.

N.B.: Um jedes Misverständnis vor zu sein: Ich schätze übrigens auch sehr z.B. die Analysen die ich hier antreffe und von denen ich viel lerne.


Gruss, Jürgen
sound67-again
Gesperrt
#73 erstellt: 20. Mrz 2007, 16:08

vanrolf schrieb:
Der eine braucht ständig neue, ihm unbekannte Kompositionen, der andere möchte sich lieber intensiver mit weniger Werken befassen und legt sich daher von diesen mehrere Aufnahmen zu.


Darin liegt schon der polemische Ansatz begründet, man könne sich nicht intensiv mit einem Werk auseinandersetzen, wenn man auch viel neue Musik hören möchte.

Jedoch gewinnt man z.B., wenn man viele Randwerke aus einer Epoche hört auch ein besseres Verständnis für die echten oder vorgeblichen Meisterwerke der Zeit (Dvóraks 9. gehört eindeutig in die zweite Kategorie), während die, die Bruckners 5. bspw. 70x im Jahr hören im Grunde gar nichts kapieren. ICh finde schon, dass man diesen "Vorwurf" machen kann und machen muss.

Im Übrigen muss ein Werk durch seine Komplexität auch den Kauf mehrerer Interpretationen rechtfertigen - Dvoráks 9. tut dies sicher nicht, und da gibt es auch nichts "Weltanschauliches", das etwa Dirigenten bei diesem Werk "entzweien" könnte. Da ist nichts "dahinter".

Gruß, Thomas
vanrolf
Inventar
#74 erstellt: 20. Mrz 2007, 16:56
sound67again schrieb:

Darin liegt schon der polemische Ansatz begründet, man könne sich nicht intensiv mit einem Werk auseinandersetzen, wenn man auch viel neue Musik hören möchte.



Falsch. Es bedeutet lediglich, daß es kein Zeichen verminderten Interesses an einem Werk ist, wenn man sich davon mehrere Aufnahmen zulegt. Daß man über den Tellerrand schaut und das historische Umfeld sondiert (es könnte ja noch mehr geben, was einem gefällt), halte ich für selbstverständlich. Polemisch finde ich eher, wenn Martin einem "24 und eine 25ste" Aufnahme andichtet (in meinem Fall sind es übrigens gerade einmal 7), ich schätze, da hast Du sogar einige mehr.

Es genügt völlig, wenn ich den Erwerb mehrerer Aufnahmen vor mir selbst rechtfertigen kann. Gerade Dir müßte doch bekannt sein, daß manche Aufnahmen quasi von selbst dazu kommen, wenn man z.B. ein bestimmtes Orchester oder bestimmte Interpreten im Kopf hat oder plötzlich eine klanglich deutlich verbesserte Wiederveröffentlichung auf den Markt kommt.

Ansonsten kann ich mich nur wiederholen: Hier ist nun mal der Dvorak9-thread, hier können Ansichten über das Werk und alle seine Aufnahmen ausgetauscht werden, egal wieviele es sind.


Gruß Rolf
Kings.Singer
Inventar
#75 erstellt: 20. Mrz 2007, 18:47

Kings.Singer schrieb:
Ahh, Dvoraks Neunte. Wirklich tolle Musik.

Habe seit Längerem den Kauf von Dvoraks 9. (gekoppelt mit der 8.) unter Sawallisch auf EMI im Kopf. So weit vorhanden, kann mir jemand seine Hörerfahrungen mitteilen?

Meine bisherige Lieblingseinspielung stammt von Fricsay. Hat jemand schon einmal diese Aufnahme gegen Sawallischs hören können?

Viele Grüße,
Alex.


Dazu kann sich niemand äußern?
Hüb'
Moderator
#76 erstellt: 20. Mrz 2007, 22:35
Hi!

Ich meine mich zu erinnern, irgendwo gelesen zu haben, dass die Einspielung unter Sawallisch insbesondere klanglich toll sein soll.

Die hier ist gemeint, oder nicht?:



Sawallisch ist nicht unbedingt der erste Name, der mir bei dieser Musik einfällt (eher Kubelik, Kertesz und Fricsay; siehe oben). Zum Preis geht man andererseits kein großes Risiko ein. Aber Vorsicht: die CDs der "Nipper Collection"-Serie sind häufig kopiergeschützt!

@Martin2: Immer noch " ", ob des Sinns Deiner Postings in diesem Thread...

Grüße

Frank
Martin2
Inventar
#77 erstellt: 21. Mrz 2007, 00:04

Hüb' schrieb:
@Martin2: Immer noch " ", ob des Sinns Deiner Postings in diesem Thread...



Lieber Frank,

und ich verstehe nicht, was Du eigentlich für einen Sinn erwartest.

Gehen wir mein Posting noch mal durch.


Ich besitze ehrlich gesagt überhaupt keine Spitzenaufnahme von Dvoraks 9.


Was bitteschön verstehst Du an diesem Satz nicht?


Ich besitze die Paavo Järviaufnahme mit dem RPO ( viel zu langsam!) und zwei Aufnahmen mit Slowakischen Orchestern ( eine Naxos, eine etwas anderes), die ich im Zweifelsfall schon lieber höre.


Es wird doch wohl erlaubt sein, zu sagen welche Aufnahmen man hat und was man von Ihnen hält, andere machen hier die ganze Zeit nichts anderes. Habe übrigens noch mal zurückgeblättert, vor ein paar Jahren oder so hast Du selber die Naxosaufnahme noch zum Einstieg empfohlen.


Nun ist mir Dvoraks 9. auch ehrlich gesagt nicht so wichtig. Ich habe das Werk schon so oft gehört.


Damit gebe ich eine Wertung, daß mir das Werk als solches nicht so wichtig ist, daß mir anderes, wie Bruckner etwa wichtiger ist. Gehört das nicht in diesen Thread? Ach was, das ist eine ganz normale Äußerung musikalischer Einschätzung und vorlieben. Thomas ( Sound 67) hat hier auch nichts anderes gemacht


Trotzdem lese ich diesen Thread mit Interesse, vielleicht hole ich mir ja doch noch mal eine Spitzenaufnahme.


Wenn ich schreibe, daß mir dieses Werk nicht so wichtig ist, heißt das nicht, daß es mir gleichgültig wäre. Ich habe doch Interesse an einer anderen Aufnahme.


Nur welche es sein soll: Szell, Bernstein, Klemperer, Friscay, weiß ich natürlich noch nicht.


Ich tendiere im moment zum Friscay. Ich könnte noch auf die anderen Beiträge eingehen. Ich erspare es mir. Denn dieser Beitrag war der Ausgangspunkt dieser völlig überflüssigen Diskussion. Den "verstehst Du nicht" obwohl Du mich ja "nicht angreifen" willst. Was soll das? Was bitteschön ist da "unbegreiflich"? Welchen Sinn haben Klassikforen denn überhaupt, wenn man nicht mehr sagen kann, welche CDs man besitzt und was man von einem Werk hält, bzw. wie wichtig es einem ist?

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#78 erstellt: 21. Mrz 2007, 08:12
@Martin2:
Vielleicht habe ich einfach manchmal ein Problem, zu verstehen, was Du jeweils meinst bzw. worauf Du hinaus willst.

Z. B. widersprichst Du Dich im "Ausgangsposting" in meinen Augen (fett).
Außerdem wirkt Dein gesamtes Posting auf mich eher uninteressiert. Also warum was schreiben, wenn Dir die 9te zum Hals rauszuhängen scheint?

Was soll man denn hier, an dieser Stelle, über das Werk *an sich* noch schreiben, wenn man nicht über die Interpretation reden will? Auch wenn ich den Einwand von Thomas durchaus nachvollziehen kann. Dann aber spare ich mir Beiträge in diesem Thread doch lieber und schau' mich in anderen, vermeintlich interessanteren Teilen des (Klassiksub-)Forums um.

Martin2 schrieb:
Ich besitze ehrlich gesagt überhaupt keine Spitzenaufnahme von Dvoraks 9. Ich besitze die Paavo Järviaufnahme mit dem RPO ( viel zu langsam!) und zwei Aufnahmen mit Slowakischen Orchestern ( eine Naxos, eine etwas anderes), die ich im Zweifelsfall schon lieber höre. Nun ist mir Dvoraks 9. auch ehrlich gesagt nicht so wichtig. Ich habe das Werk schon so oft gehört.

Trotzdem lese ich diesen Thread mit Interesse, vielleicht hole ich mir ja doch noch mal eine Spitzenaufnahme. Nur welche es sein soll: Szell, Bernstein, Klemperer, Friscay, weiß ich natürlich noch nicht.

Gruß Martin

Vielleicht liegts ja tatsächlich auch ein Stückchen an Dir, dass einige Deiner Beiträge bei mir und ein paar anderen Usern mehr oder weniger regelmäßig zu Irritationen führen. Wäre überlegenswert.

Aber vielleicht schaffen wir die Kehrtwende wieder zurück zum Thema. Habe gestern verzweifelt nach einer (Netz-)Rezension für die Paarung Sawallisch/Dvorak gesucht, konnte aber nichts finden. Hat evtl. jemand was zur Hand?

Grüße

Frank
enkidu2
Inventar
#79 erstellt: 21. Mrz 2007, 09:16
Eine Bitte an die Kombatanten.

Dieser Thread verkehrt sich immer mehr zu einer persönlichen Diskussion. Könntet Ihr das unter Euch per PM ausmachen?

Durch die Blume gab schon Kings.Singer zu verstehen, dass er eigentlich mehr an Dvoraks Opus 95 interessiert ist, und mir geht das ebenso. Ich möchte Auffassungen zu Dvoraks Neunter oder zu Einspielungen dieser Sinfonie lesen, nicht aber eine Diskussion darüber, wer was wie meint - zurecht oder unrecht - missverstehen zu dürfen noch doch darüber, wer nun welches persönliche Problem zu haben scheint.

Also bitte nochmal nachdenken, ob es wirklich wert ist, diese Fehde hier an diesem Ort fortzuführen. Es gibt ja den schönen Spruch: der Klügere gibt nach. Mal sehen, wer das sein wird.

Nichts für ungut,

ein an Dvorak interessierter Leser
teleton
Inventar
#80 erstellt: 21. Mrz 2007, 12:35
Hallo martin,

Du schreibst
Nun ist mir Dvoraks 9. auch ehrlich gesagt nicht so wichtig.
.
Ich kann mir das nur so erklären, dass es an Deinen Aufnahmen liegen muß, die Du ja selbst als "keine Spitzenaufnahmen" erkannt hast.
Ganz im Gegensatz zu sound67, der immer besonders ausgefallene Meinungen hat, finde ich das die Dvorak:Sinfonie Nr.9 ein ganz großes Meisterwerk ist und nicht ohne Grund zu Dvoraks beliebtesten Werken gehört.
Für mich hat diese Sinfonie klar den Wert davon mehrere Aufnahmen zu besitzen: Die herausragenden davon sind Fricsay (DG), Szell(SONY), Maazel(DG), Donanyi(Decca), Kondraschin(Decca).

Ich empfehle Dir tatsächlich die Fricsay-DG-Aufnahme zuzulegen, mit der Du rundum zufrieden sein wirst und durch die Du das Werk höher als bisher einstufen wirst.
In einem Schlägst Du dann noch drei Fliegen mit einer Klappe, denn die weiteren auf der CD enthaltenen Werke Liszt: LesPreludes und Smetana: Die Moldau, wirst Du niemals besser hören als hier mit Fricsay.
Zaaach
Ist häufiger hier
#81 erstellt: 21. Mrz 2007, 15:02
Ohne den obigen Streit weiter anheizen zu wollen , kann ich nur sagen, daß ich Martin schon ein wenig verstehen kann (und daß solch eine Äußerung sehr wohl in diesen Thread gehört, das ist doch gerade bei einem so enorm populären Stück sehr interessant, daß ein Klassik-Hörer eine zur allgemeinen abweichende Meinung hat - was anderes wäre es, wenn jemand hier eine Rarität vorstellen wollte und gleich welche an dem Stück rummäkeln würden) - mir geht das Werk nämlich ganz im Gegensatz zu Dvoraks siebenterSymphonie oder seinen Klaviertrios auch nicht wirklich nahe - ich hatte auf Platte die Giulini-Aufnahme, aber bisher noch nicht so recht den Drang, mir eine CD-Version anzuschaffen... (werde mir aber nun überlegen es mit der Fricsay-Aufnahme nochmal zu versuchen...)
Martin2
Inventar
#82 erstellt: 21. Mrz 2007, 15:02
Danke Wolfgang,

ich tendierte ohnehin zu der Friscayaufnahme. Wird bestellt

Hörte gestern noch mal die Naxosaufnahme, die ist wirklich sehr passabel und Dvoraks 9. hat mir doch wieder Freude gemacht, aber es geht doch nichts über eine echte Spitzenaufnahme.

Gruß
Kings.Singer
Inventar
#83 erstellt: 21. Mrz 2007, 19:02

Hüb' schrieb:
Ich meine mich zu erinnern, irgendwo gelesen zu haben, dass die Einspielung unter Sawallisch insbesondere klanglich toll sein soll.

Die hier ist gemeint, oder nicht?:



Sawallisch ist nicht unbedingt der erste Name, der mir bei dieser Musik einfällt (eher Kubelik, Kertesz und Fricsay; siehe oben). Zum Preis geht man andererseits kein großes Risiko ein. Aber Vorsicht: die CDs der "Nipper Collection"-Serie sind häufig kopiergeschützt!



Genau die ist gemeint.

Ich weiß nicht, aber IMO wird Sawallisch von Vielen zu gering geschätzt. Sicher hat er keine besonders große Bandbreite an "Spitzenrepertoire", aber gerade bei Werken, die um die Romantik herum entstanden sind, trifft er bei mir genau den richtigen Nerv (bin wie an anderen Stellen vielleicht schon erwähnt schon Besitzer von Mendelssohns Zweiter Symphonie und des "Elias", sowie des Deutschen Requiem von Brahms -- alle mehr oder weniger auf gut Glück gekauft und jedes mal ein absoluter Volltreffer gewesen).

Warum auch nicht mal mit Dvorak probieren.
Sein Requiem ist auf jeden Fall beim nächsten Kauf dabei (auf Supraphon), da ist die Neunte - zumal zu dem Preis - auf jeden Fall mehr als nur eine wunderbare Beigabe.

Seine Strauss-Interpretationen sind nach Meinung vieler Kritiker ja auch Spitzenklasse, kenne sie leider nicht - Strauss ist nur beschränkt mein Fall.


[Beitrag von Kings.Singer am 21. Mrz 2007, 19:12 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#84 erstellt: 21. Mrz 2007, 21:25
Hi!

Ehrlich gesagt schätze ich Sawallisch nicht gering. Seine sehr natürlichen Brahms- und Schumann-Einspielungen für EMI gefallen mir beispielsweise ausgezeichnet.

Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass wenn man nur eine einzige Einspielung von "D9" haben möchte, ich nicht zwingend zu Sawallisch greifen würde.

Wäre schön, wenn Du nach dem Kauf von der Aufnahmen berichten würdest!

Grüße

Frank
Hüb'
Moderator
#85 erstellt: 21. Mrz 2007, 21:55
Hi!

Hier eine Kritik der 8. Sinfonie, Fono Forum 7/1990, S. 37:

Dvorak, Sinfonien Nr. 7 d-Moll op. 70
und Nr. 8 G-Dur op. 88; Philadelphia
Orchestra, Wolfgang Sawallisch;
EMI CD 7 49948 2 (WD: 72'31") DDD

Aufnahmedatum: 1989
Klangbild: Sehr räumlich, farbintensiv.
Fertigung: Einwandfrei.

Über den Dirigenten Wolfgang Sawallisch
sind seit vielen Jahren überwiegend unangebrachte
Klischees im Umlauf. Es
geht dem kapellmeisterlichen Dirigenten ähnlich
wie seinem holländischen Kollegen Bernard
Haitink. Weil beide auf ihre Art keine
Bernsteins und Kleibers sind, sagt man ihnen
gerne Akademikertum, Trockenheit und dergleichen
Unvorteilhaftes nach, um in einem
Nebensatz - sozusagen zur Wiedergutmachung
- deren musikantische Ehrbarkeit, ihre
Verläßlichkeit und Demut vor dem Willen des
Komponisten hervorzuheben. Beide Musiker
können sicher längst mit diesen und jenen
Einschätzungen ihres Auftretens und ihrer
Leistungen leben. Doch gelegentlich scheinen
sie sich kraftvoll gegen das langweilige Einerlei
von vorfabrizierten und nachgebeteten
Vorurteilen zur Wehr zu setzen.
Eine solche Attacke reitet Sawallisch jetzt
im Sattel des Philadelphia Orchestra. Schon
die Konstellation Sawallisch/Philadelphia-
Sound läßt aufhorchen und - wie ich annehme
- viele der Klischeemultiplizierer förmlich
erschaudern. Was kann der deutsche Orchesterprofessor
mit den Ormandy- und Mutigeschulten
Breitklang-Philharmonikern
schon gemeinsam haben? Was sollte schon
dabei heraus kommen, wenn zwei buntschekkige,
bald herbe, bald tänzerisch-national
timbrierte Werke einem Wucht- und Panorama-
Ensemble abverlangt werden, dessen
„Gastregisseur" womöglich im Kleinbildformat
zu arbeiten gedenkt?
Heutzutage ist alles denk- und machbar.
Neue Konstellationen sind meistens Ersatz
für neue Interpretationen. Aber hier liegt
Deutung vor, Deutung auf der Grundlage von
Werkerkundung und im Sinne eigenständiger
dynamischer Ausarbeitung. So ohne Übertreibungen
fesselnd, so wohllautend, aber
nicht sinnentleert gesteigert (wie beim späten
Karajan) wurde die melodienselige Achte
kaum je ausgeleuchtet. Sawallisch auf Ormandys
Spuren, wenn man will, denn die
Eigencharakteristik des amerikanischen Orchesters
ist gewahrt, aber sie überlagert nicht
die lineare und athmosphärische Willensbildung
des Dirigenten. Peter Cosse

Grüße

Frank


[Beitrag von Hüb' am 21. Mrz 2007, 21:55 bearbeitet]
Kings.Singer
Inventar
#86 erstellt: 22. Mrz 2007, 01:03
Hi Frank!

Hatte das eigentlich nicht auf dich bezogen. Vielleicht war das "gering schätzen" auch zu hart.

Was ich sagen wollte ist, dass für Viele seine Einspielungen keinen Referenzcharakter haben, was ich sehr bedauere. Da ich zu den Sawallisch-Liebhabern gehöre, hat mich das Voting zum beliebtesten Komponisten hier im Forum (es lebe die Suchfunktion ^^) leider auch etwas traurig gemacht.
Zu guter Letzt sei noch auf die Vorurteile verwiesen, die auch schon in deinem Zitat erwähnt werden.

Dagegen empfinde ich Sawallisch als Dirigenten, der gerade Gefühle sehr gut transportiert (zumindest erreichen sie mich bei ihm oft besonders gut). Wenn ich allerdings das Stichwort "Trockenheit" dagegen höre, denke ich, dass er eine sehr gute Ausgewogenheit zischen dem Trockenen und Impulsiven schafft.


Mich als sehr aktiven Sänger freut es natürlich auch, dass die Chöre, die Sawallisch dirigiert, so gut wie immer in Topform sind (von der Diktion bis zum Ausdruck). Ist sicherlich nicht in erster Linie sein verdienst, aber bei den Aufnahmen sind die Chöre schließlich in seiner Hand.


Die nächste Bestellungsserie steht Anfang April an. Jetzt erst recht werde ich von meinen Hörerfahrungen bei Dvoraks Achter (die mir allerdings bisher unbekannt ist) und Neunter berichten.

Viele Grüße,
Alex.
daniel5993
Hat sich gelöscht
#87 erstellt: 22. Mrz 2007, 15:09
Hallo Kings.Singer!

Kann dich nur bei deinem Vorhaben, dich der 8. von Dvorak zuzuwenden unterstützen! Diese ist eine herrliche Symphonie!

Gruß
daniel
Kings.Singer
Inventar
#88 erstellt: 21. Apr 2007, 13:55
So, nun bin ich endlich einmal zum konzentrierten Hören und Vergleichen gekommen.

Nach dem ersten Hören kann ich die von Hüb' zitierte Kritik nur vollstens unterstreichen.


Aber hier liegt Deutung vor, Deutung auf der Grundlage von Werkerkundung und im Sinne eigenständiger
dynamischer Ausarbeitung. So ohne Übertreibungen fesselnd, so wohllautend, aber nicht sinnentleert gesteigert (wie beim späten Karajan) wurde die melodienselige Achte kaum je ausgeleuchtet. Sawallisch auf Ormandys Spuren, wenn man will, denn die Eigencharakteristik des amerikanischen Orchesters ist gewahrt, aber sie überlagert nicht die lineare und athmosphärische Willensbildung des Dirigenten.


Denn Gleiches trifft auch auf Dvoraks Neunte zu. Als Referenz habe ich Fricsay dagegen gehört. Oberflächlichkeiten hin oder her - Sawallisch ist zwar "nur" 1:11 schneller als Fricsay. Betrachtet man allerdings nur die Sätze zwei bis vier, so holt Sawallisch seine im ersten Satz verlorenen 2:09 auf und ist hier sogar 3:20 schneller.

Für mein Empfinden ist Sawallischs Tempowahl in II bis IV besser. Der Kritiker würde jetzt befürchten, Sawallisch sei in I eingeschlafen, doch erweckt er definitiv NICHT diesen Eindruck. Er spannt die Bögen sehr schön aber doch hat Fricsay im ersten Satz die Nase vorn.

Wie zu erwarten war ist Sawallisch weniger lebendig (trotz der Tempo-Sache) als Fricsay, was nicht heißen soll das Gehörte sei emotionlos, im Gegenteil. Beide spielen sehr frisch, doch bei Fricsay gibt es mehr Feuer.
Bildhaft gesprochen: Sawallischs Feuer lodert und Fricsay gießt hier und dort - so hat man den Eindruck - halt noch ein bisschen Brandbeschleuniger hinzu.

Deutlich vorne hat Sawallisch (EMI) allerdings, wie nicht anders zu erwarten war, in Sachen Aufnahmetechnik. Das Klangbild ist ausgewogen und warm, während man Fricsay im Vergleich die knapp 30 Jahre mehr auf dem Buckel dann schon anmerkt - die Bläser und die Violinen stehen mehr im Vordergrund und hören sich etwas rauer an. Dennoch ist die DGG Aufnahme technisch top. Zu guter letzt steht hier natürlich ADD gegen DDD.


Ich kann mich Hüb nur anschließen: Um die 9. zu entdecken würde ich nicht zuerst zu Sawallisch raten. Dann doch Fricsay (oder Szell oder oder - kenne sie nicht alle ), nicht zuletzt auch durch die absolute Referenzaufnahme der Moldau, die mit auf der CD ist.

Aber wer gerne vergleicht und zudem auch die Achte in einer absoluten Spitzenaufnahme mit auf der CD haben möchte, dem sei Sawallisch wärmstens empfohlen. Er lässt etwas weniger beherzt spielen aber zeigt doch deutlich das Zeug zur Referenz.


Für detaillierte Beschreibungen muss ich noch ein paar mal hören.
pha
Stammgast
#89 erstellt: 18. Mai 2007, 14:35
Moin!

Die Aufnahme unter Karajan von 1964 ist ja im bisherigen Diskussionsverlauf nicht besonders gut weggekommen.
Ich höre sie derzeit zum wiederholten male in den letzten Tagen, und ich muss sagen, ich kann den Karajan-Verächtern hier in diesem Fall nicht zustimmen.
Im Vergleich mit den Aufnahmen von Fricsay und Kertesz (alle incl. Karajan auf LP) ist diese die einzige, die mich dazu gebracht hat, sie mehrfach zu hören.

Ich finde die Interpretation frisch und knackig, die Aufnahmequalität ist für meinen Geschmack sehr gut, m. E. sogar besser als bei beiden anderen Aufnahmen. Für eine über vierzig Jahre alte LP hat sie, wie ich meine, eine erstaunliche Dynamik und ein sehr natürliches und transparentes Klangbild.

Gerade die sehr effektvolle Interpretation gefällt mir sehr gut. Ist sie, wie einer der Vorredner gesagt hat, zu effektvoll oder gar effekthascherisch? Ich glaube nicht. Immerhin handelt es sich ja auch um ein sehr effektvolles Werk.

Ich finde, diese Karajan-Aufnahme ist es auf jeden Fall wert, in die engere Wahl gezogen zu werden, sowohl interpretatorisch als auch klangtechnisch, vom hervorragenden Spiel der Berliner Philharmoniker ganz zu schweigen.

Grüße,
Peter
DigiDummie
Stammgast
#90 erstellt: 18. Mai 2007, 22:18
Danke an alle für die Fricsay Empfehlung. Habe sie jetzt auch hier und bin begeistert (auch von der Moldau)! Sogar die über 45 Jahre alte Aufnahme ist wirklich klasse...nur in den sehr lauten Passagen stören mich die leicht kratzenden Höhen etwas. Aber sonst wirklich klasse.


[Beitrag von DigiDummie am 18. Mai 2007, 22:20 bearbeitet]
teleton
Inventar
#91 erstellt: 11. Sep 2007, 10:27
Hallo Dvorak - Freunde,

ich habe diesen langen Thead erstmal durchgesehen, ob meine neue Aufnahme der Dvorak-Sinfonie Nr.9 schon dabei ist.

Es ist die Bernstein-CBS-Aufnahme von 1962 mit den New Yorker Philharmonikern.
Embe hatte die Aufnahme 2004 im Radio gehört und war positiv überrascht von diesem flotten Rausch, vanrolf hat sich positiv geäußert und daniel war vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen.
Diesen begeisternden Worten kann ich mich nur anschließen.
Weniger nachvollziehen kann ich vanrolf, der meint, dass Bernstein im letzten Satz etwas die Puste ausgegangen sein soll - das kann ich nun überhaupt nicht feststellen. Vielleicht sagen hier Worte auch mehr als die Realität.

Bernstein setzt gegenüber Szell (dem oft und da Kälte und Brutälität vorgeworfen wird) noch einen drauf. Ich sehe das anders und schätze auch Szell sehr.
Die Bernstein-Interpretation ist elektrisierend und packend. Das Tempo teilweise mörderisch. Die New Yorker PH folgen Bernstein genau und sind in TOP-Form.
Die Klangqualität dank des wiedermal hervorragenden SONY-Remasterings astrein und durchsichtig (leichtes CBS-Rauschen stört überhaupt nicht).
Die Pauken hat man selten so hart und prägnant gehört, sie fehlen hörbar an keiner Stelle, wie bei vielen anderen Aufnahmen - absolute Hochspannung.

So sehr ich Fricsay´s DG-Aufnahme schätze - so sehr bewundere ich bernstein´s Wahnsinn hier !
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass Bernsteins DG-Aufnahme mit dem Israel PH nicht an diese Glanzleistung heranreichen soll ?
Schon seltsam wie sich so eine perfekte Interpretationsleistung nach 20Jahren ändern soll - ich kenne die DG-Einspielung nicht.


SONY,ADD, 1962

Auch die Karneval-Ouvertüre hat man nie so feurig gehört - das ist "Karneval in Rio" und die beiden Slawischen Tänze Nr.1 und 3 sind ebenfalls super - auf dieser CD:
Bernstein und die New Yorker PH in Höchstform.
op111
Moderator
#92 erstellt: 11. Sep 2007, 15:19
Hallo Wolfgang,

teleton schrieb:
An anderer Stelle habe ich gelesen, dass Bernsteins DG-Aufnahme mit dem Israel PH nicht an diese Glanzleistung heranreichen soll ?
Schon seltsam wie sich so eine perfekte Interpretationsleistung nach 20Jahren ändern soll - ich kenne die DG-Einspielung nicht.

Bernsteins Altersstil war z.T. durch extrem verlangsamte Tempi gekennzeichnet (s.Tschaikowski 6., Elgar Nimrod, Tristan ...)
In der späteren Aufnahme der 9. (zer-?)dehnt Lenny das Largo, das wirkt auf manch einen faszinierend mutig auf andere wiederum einschläfernd.

Nachdem sie früher oft als typ. amerikanische Temperamentsausbrüche belächelt wurden, steigen Bernsteins CBS-Aufnahmen erfreulicherweise anscheinend allmählich in der Wertschätzung.

Gruß


[Beitrag von op111 am 11. Sep 2007, 15:23 bearbeitet]
sound67-again
Gesperrt
#93 erstellt: 11. Sep 2007, 20:12

Franz-J. schrieb:

Bernsteins Altersstil war z.T. durch extrem verlangsamte Tempi gekennzeichnet (s.Tschaikowski 6., Elgar Nimrod, Tristan ...)
In der späteren Aufnahme der 9. (zer-?)dehnt Lenny das Largo, das wirkt auf manch einen faszinierend mutig auf andere wiederum einschläfernd.


Eine unerträglich langsame, manirierte Aufnahme mit einem im Grunde zweitklassigen Orchester. Angesichts der erdrückenden Vielfalt guter Aufnahmen (zu meinen Empfehlungen gehört auch Zdenek Macal/London Philharmonic/EMI Emimence) überflüssig.
op111
Moderator
#94 erstellt: 11. Sep 2007, 20:32
Die CD mit dem Israel Philh. besitze ich nicht mehr, ich meine mich aber zu erinnern, daß der üblicherweise ca. 12 min. lange Satz bei Lenny mehr als 17 min. beansprucht, ohne daß man mehr Details heraushören könnte als beim üblichen Tempo.
Eine Aufnahme für Kuriositätensammler.
HenningKolf
Ist häufiger hier
#95 erstellt: 12. Sep 2007, 00:41
Habe ich da etwas überlesen oder wurden folgende Aufnahmen bisher nicht genannt?






und





Suitner wird bei allmusic ziemlich verrissen

hier kommt er schlecht weg

ich habe die Gesamtausgabe und kann mich dieser Kritik nicht anschließen.

es gibt aber Kritiker die meiner Meinung sind


Da zeigt sich wieder, dass man letztlich selbst hören muss - Geschmack ist halt sehr individuell.

Ich mag zum Beispiel Bernsteins erste Einspielung, die langsame spätere aber überhaupt nicht. Gibt nicht wenige, die das genau anders herum sehen.

Ich habe übrigens noch Kubelik (Gesamt), Szell und Maazel, wobei mir persönlich Maazel am wenigsten zusagt.

Übrigens empfinde ich die 9. von Dvorák als Geniestreich mit nur so heraussprudelnden Einfällen; Hinweise darauf, das Werk sei ob der zahlreichen Aufführungen und Aufnahmen "abgenudelt" verkennen erstens die kompositorische Güte und zweitens die in der Aufnahmenvielfalt zu findenden interpretatorischen Unterschiede, die jegliche Gewöhnung und Langeweile ausschließen. Beethovens 5. und 9. oder Nabucco haben wohl auch keinen Schaden durch ihre Beliebtheit erlitten............

Gruß
Henning
teleton
Inventar
#96 erstellt: 12. Sep 2007, 11:24
Hallo henningkolf,


Übrigens empfinde ich die 9. von Dvorák als Geniestreich mit nur so heraussprudelnden Einfällen; Hinweise darauf, das Werk sei ob der zahlreichen Aufführungen und Aufnahmen "abgenudelt" verkennen erstens die kompositorische Güte und zweitens die in der Aufnahmenvielfalt zu findenden interpretatorischen Unterschiede, die jegliche Gewöhnung und Langeweile ausschließen. Beethovens 5. und 9. oder Nabucco haben wohl auch keinen Schaden durch ihre Beliebtheit erlitten............

Volle Zustimmung zu deinem Statement.

Es scheint bei den späten Bernstein-DG-Aufnahmen einige "Aussreißer" zu geben, wie die Beiträge von sound67´s und FranzJ zeigen: Dvorak 9, Tschaikowsky 6 ......, die tatsächlich ungewöhnliche Längenrekorde aufweisen. Ich füge noch Sibelius 2 hinzu.

Aber wenn man Tschaikowsky 6 und Sibelius 2 mit Bernstein auf DG betrachtet, so erkennt man nach genauem Hören doch den emotionalen Zugang, den Bernstein zu diesen Werken entwickelt hatte. So empfinde ich diese beiden Einspielungen als sehr bedeutende Dokumente.
* Die Dvorak 9 mit dem Isreal PH kenne ich leider nicht.

Auch könnte ich nicht behaupten das mir seinen Altersstil im Allgemeinen missfallen würde. Wenn ich an seine Schumann-Sinfonien, Beethoven-Sinfonien, die DG-Box mit den amerikanischen Orchesterwerken, seine eigenen Werke auf DG und Hindemith denke.
Trotzdem habe ich in den letzten 2Jahren sehr viele seiner frühen CBS-Aufnahmen kennen und schätzen gelernt und dazu gehört auch die Dvorak: Sinfonie Nr.9.

Kurz: Ich mag Bernstein jung und alt.
--------------------------------------

Hennig, Du erwähnst die Rowicki-GA der Dvorak-Sinfonien.
Fast klar das man zuerst die Sinfonien Nr.7-9 kennengelernt hatte.
Um Dvorak komplett zu besitzen, hatte ich mir damals die Philips-LP-Kassette mit Rowicki zugelegt.
Bei den Sinfonien Nr.8 und 9, die ich in anderen Aufnahmen kannte, fiel mir gleich auf das Rowicki nicht das entscheidende Feeling mit wenig Spannung rüberbrachte.
So hatte ich auch wenig Zugang, wenig Spaß und eher Langeweile bei Dvoraks frühen Sinfonien.
Es wundert mich wenig, das man auf CD die Aufnahme der 9ten durch R.Leppard ausgetauscht hat, wie deine Abb zeigt.

Als die CD Einzug nahm kaufte ich die Kubelik-DG-GA der Dvarak-Sinfonien. Erst dann entdeckte ich die Schönheiten und den Wert dieser weniger gespielten frühen Dvorak-Werke. Auch die Sinfonie Nr.9 mit Kubelik gehört zu den stärksten Einspielungen mit böhmischem Temprament.
An Bernstein´s Wucht reicht sie jedoch nicht heran (SONY, nicht zu vergessen) - mein Favorit.
sound67-again
Gesperrt
#97 erstellt: 12. Sep 2007, 12:13
Die Allmusic Kritik ist dilettantisch geschrieben, hängt sich an völlig unwichtigem auf (Wer bei einer CD-Besprechung mit dem Booklet-Text anfängt...!). Hurwitz hat in bezug auf die Suitner-Einspielung völlig recht - es ist einer der besten Dvorák-Zyklen überhaupt, und auch auch für die Zeit sehr gut aufgenommen.

Im übrigen kann ich die Begesiterung für die 9. von Dvorák nicht teilen. Sie ist hinter der 7. und der 8., vielleicht sogar hinter der 5. einzuordnen. Ganz besonders strukturell läßt das Werk mit zu vielen Wiederholungen und redundaten Passagen (langsamer Satz!) arg zu wünschen übrig, der letzte Satz belegt eindringlich, was Vaughan Williams in bezug auf Dvoráks Symphonien gesagt hat: "Five endings to every movement". Es ist mehr eine harmlose Melodiensammlung (eignet sich deshalb auch so gut für Klassikanfänger) als eine stringent konstruierte Symphonie.

Gerade die 7. ist da wesentlich stärker, konzentrierter, kraftvoller - aber eben auch anspruchsvoller - und schließt als einzige überhaupt z.B. an die Qualität der Beethoven-Sinfonien an.

Erwähnenswert neben den Zyklen von den üblichen Verdächtigen (Rowicki, Kubelik, Kertesz, Suitner, Järvi) ist aber auch dier, v.a. in den ersten 6 Symphonien:


ANTONÍN DVORÁK: Symphony No.6 in D Major, op.60 / Symphony No.7 in D minor, op.70
Slovak Radio Symphony Orchestra, Ivan Anguélov (Oehms Classics)




Nie davor oder danach hat das Slowakische Rundfunkorchester so gut gespielt, so gut (trotz gleichem Toningenieur wie bei den Naxos-Aufnahmen von dort) geklungen. In den ersten 6 Symphonien absolut konkurrenzfähig mit den Top-Aufnahmen.

Gruß, Thomas


[Beitrag von sound67-again am 12. Sep 2007, 12:19 bearbeitet]
op111
Moderator
#98 erstellt: 13. Sep 2007, 14:14
Hallo Henning,

HenningKolf schrieb:
Hinweise darauf, das Werk sei ob der zahlreichen Aufführungen und Aufnahmen "abgenudelt" verkennen erstens die kompositorische Güte und zweitens die in der Aufnahmenvielfalt zu findenden interpretatorischen Unterschiede, die jegliche Gewöhnung und Langeweile ausschließen. Beethovens 5. und 9. oder Nabucco haben wohl auch keinen Schaden durch ihre Beliebtheit erlitten....

die Feststellung, daß das Werk unter seiner Popularität gelitten habe, stellt natürlich eine sprachlich saloppe Verkürzung dar.
Das Werk verändert sich ja nicht als Folge der eigenen Rezeptionsgeschichte.
Etwas präziser gesagt, manch ein Hörer leidet unter der häufigen Begegnung mit bestimmten Werken oder Werkteilen. (keine Pizza ohne Rigoletto oder Vivaldi, kein offizieller Festakt zündet ohne den Götterfunken, kein Sonnenaufgang ohne Grieg ...)
Kreisler_jun.
Inventar
#99 erstellt: 13. Sep 2007, 15:04
Ich halte die 9. ebenfalls für überschätzt. Die beste ist m.E. die 7., gefolgt von der 6. (die sich vielleicht ein wenig zu sehr an Brahms 2. anlehnt). Die vermutlich originellste dürfte die 8. sein (finde ich aber auch ein bißchen zu viel böhmische Melodiensammlung und zu wenig "sinfonisch"). Die 6. (und auch 5.) sind jedenfalls verglichen mit den letzten 3 sträflich unbekannt. (Bei den ersten vieren muß ich aber auch gestehen, dass ich mich noch nicht in allen Fällen zu einem zweiten Hören aufraffen konnte...).
Ebenfalls erstaunlich unbekannt, obwohl durchaus auf dem Niveau der späten Sinfonien, sind die 4 späten sinf. Dichtungen (Goldenes Spinnrad, Wassermann, Mittagshexe, Waldtaube)

viele Grüße

JK jr.
sound67-again
Gesperrt
#100 erstellt: 13. Sep 2007, 19:42

Kreisler_jun. schrieb:
Ebenfalls erstaunlich unbekannt, obwohl durchaus auf dem Niveau der späten Sinfonien, sind die 4 späten sinf. Dichtungen (Goldenes Spinnrad, Wassermann, Mittagshexe, Waldtaube)


Die sinfonischen Dichtungen sind vielleicht insgesamt die wichtigsten orchestralen Werke Dvoráks und weisen in der Tonsprache schon auf dessen "Erben" Janacek voraus. Sie sind mit Abstand die modernsten Werke Dvoráks.

Gruß, Thomas
Martin2
Inventar
#101 erstellt: 17. Sep 2007, 16:21

Kreisler_jun. schrieb:
(Bei den ersten vieren muß ich aber auch gestehen, dass ich mich noch nicht in allen Fällen zu einem zweiten Hören aufraffen konnte...).


Bei der vierten Sinfonie erstaunt mich dies. Ein tolles Werk IMHO.
Hifi-Tom
Inventar
#102 erstellt: 18. Sep 2007, 00:29
Hallo Dvorak-Freunde,

ganz hervorragend finde ich Horensteins 9. unter dem Royal Philharmonic Orchestra. Es handelt sich um eine Chesky Aufnahme mit wirklich guter Klangqualität, die 1962 aufgenommen wurde.
Suche:
Gehe zu Seite: |vorherige| Erste 2 3 Letzte |nächste|
Das könnte Dich auch interessieren:
Dvorak: Sinfonie Nr. 9 - Neue Welt (GIULINI)
aflockofseagulls24 am 11.02.2005  –  Letzte Antwort am 13.02.2005  –  4 Beiträge
Sibelius: Symphonie Nr. 2
teleton am 06.03.2006  –  Letzte Antwort am 07.10.2017  –  54 Beiträge
Mozart Symphonie nr 25 CD
simonsmile am 25.05.2012  –  Letzte Antwort am 12.06.2012  –  8 Beiträge
Schubert: Große C-Dur-Symphonie Nr. 8(9) - gute Aufnahmen?
premierenticket am 08.11.2010  –  Letzte Antwort am 29.05.2022  –  102 Beiträge
Mozart: Symphonie Nr. 31 (Pariser) & Symphonie No. 38 (Prager) (SACD)
wn am 04.09.2003  –  Letzte Antwort am 23.06.2007  –  6 Beiträge
suche Aufnahme von Gorecki Symphonie Nr. 3
biokeks am 27.07.2012  –  Letzte Antwort am 06.10.2012  –  10 Beiträge
Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 9
Thomas228 am 15.05.2007  –  Letzte Antwort am 04.01.2017  –  18 Beiträge
Dvorak: Cellokonzert op. 104
Hüb' am 28.10.2005  –  Letzte Antwort am 11.11.2020  –  93 Beiträge
Dvorak: Klavierkonzert Op. 33
Marthaler am 02.11.2005  –  Letzte Antwort am 01.01.2006  –  14 Beiträge
Dvorak, Antonin: Sinfonie Nr 4 in d moll op 13
Alfred_Schmidt am 05.05.2004  –  Letzte Antwort am 23.07.2005  –  17 Beiträge

Anzeige

Produkte in diesem Thread Widget schließen

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.654 ( Heute: 2 )
  • Neuestes MitgliedPeterPan280
  • Gesamtzahl an Themen1.550.843
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.532.863

Hersteller in diesem Thread Widget schließen