Live-Mitschnitt oder Studio-Aufnahme ?

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mefisto
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 10. Jun 2004, 12:23
Hallo Freunde, wer schreibt zu diesem Thema seine Meinung ?-ich persönlich bevorzuge vorbehaltlos Live-Mitschnitte, da diese das Musikereignis so wiedergeben, wie es abläuft;also ohne den das Klangbild zerstörenden technischen Schnickschnack.Wer schreibt mir? Gruss Guido
Hilda
Stammgast
#2 erstellt: 10. Jun 2004, 13:27
Hallo Guido,

mir ist das völlig schnuppe... Es gibt sowohl von Livemitschnitten als auch von Studioaufnahmen gleichermassen gute und schlechte... (künstlerisch gesehen)

Gruss
Klaus
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 10. Jun 2004, 13:47
Hallo,

Persönlich bin ich ein eher militanter Anhänger von Studioaufnahmen, wobei ich zugebe (=einräume), daß Liveaufnahmer in den letzten Jahren doch erheblich besser geworden sind als vor etlichen Jahren.

Beginnen wir mit den Vorteilen einer Studio-Aufnahme:
Man hat, entsprechenden Aufwand vorausgesetzt, de facto "alles" im Griff. Ich kann die Akustik beherrschen, ein take wiederholen bis alles sitzt (Wer gegen "Schnitte" Einwände hat, was ich verstehe, dem sage ich: Sollen die halt dann ganzen Satz 10 mal aufnehmen. Karajan war für diese Vorgehensweise berüchtigt und gefürchtet....
Eine Studio-Aufnahme ist, wohlgemerkt, kein Abbild der Wirklichkeit, sondern eine geschönte Version deserselben,
ein Kunstwerk in sich selbst.
Karajan schrieb sinngemäß im ersten oder zweiten Kapitel eines nie vollendeten Buches (veröffentlicht mit Erlaubnis der Meisters im "Karajan-Buch" des Wiener Musikkritikers Dr. Franz Endler):
"Bei einer Studio-Aufnahme auf Schallplatte hören sie den Klang genau so, wie ich am Dirigentenpult, jede einzelne Stimme ist ortbar"
Meiner Meinung nach ein wenig euphemistisch, trifft diese Aussage doch im Wesentlichen den Kern der Sache.
----------------------------------------------

Live-Aufnahmen waren früher besonders bei Kleinlabeln und Low-Cost Produktionen beliebt, waren sie doch ungleich billiger zu produzieren und man konnte die CD trotzdem zum vollen Preis verkaufen....
Entweder man nimmt das Husten und Niesen, das Knarren der Bestuhlung etc in Kauf (IMO noch das kleiner Übel) oder man setzt Maßnahmen. Was dabei raus kommt ist bestens bei den Haydn- und Brahms- Mitschnitten unter Bernstein im Wiener Musikverein zu hören, die ein ehemals deutsches Label dort gemacht hat: Eher stumpf und kompakt, höhenarm, Mischklang (Man könnte auch sagen Klangbrei).
An die alten Opern-Mitschnitte der Fonit-Cetra möchte ich mich gar nicht mehr erinnern, die klangen wie zu Carusos Zeiten, nur mit dem Unterschied, daß nicht Caruso sang, und daß sie aus den 60ern waren.
-------------------------------------------------

Es gibt vereinzelt akzeptable Mitschnitte von heute.
Das liegt aber vielleicht daran, daß auch die heutigen Studioaufnahmen teilweies nicht mehr jene Transparenz und Räumlichkeit zustandebringen, wie sie Ende der sechziger Jahre bereits Standard war.
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Die Mode der "Live-Mitschnitte" hat den selben "audiophilen " Hintergrund wie das Weglassen von abschalbarer physiologischer Loudness-Korrektur und abschaltbaren Klangregelnetzwerken bei Verstärkern:
Man verkauft ums gleiche Geld und spart Produktionskosten.
Wenn ich Livemitschnitte hören wollte, könnte ich gleich die Rundfunkübertragungen mitschneiden.
All die "Veröffentlichungen von Rundfunkanstalten" welche
jetzt den Mark überschwemmen, alle "noch nie veröffentlichten Aufnahmen" verflossener Künstler, wurden ja seinerzeit nicht auf Platte gebannt, weil man dem aunspruchsvollen Publikum (heute durch "Konsumenten" ersetzt)diese Aufnahmen nicht zumuten wollte und konnte. (zumindest nicht als reguläre Veröffentlichung)


Glücklicherweise kann diese Meinungsverschiedenheit
nicht zu eine "Fehde" im Forum ausarten,
wei wir alle ja , abgesehen vom Konsumverhalten,
wenig Einfluß auf solche Produktionsphilosophien haben.

Gruß aus Wien

Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 10. Jun 2004, 13:50 bearbeitet]
Albus
Inventar
#4 erstellt: 10. Jun 2004, 14:54
Tag,

dabei fällt mir ein, auch zu unterscheiden und zu befragen was die wirkliche Differenz ist: die Originalübertragung, der Live-Mitschnitt, die Studioproduktion. Im kettenartigen Produktionszusammenhang sind die genannten drei medialen Modi sämtlich technisch geprägt. Die Originalübertragung des gegenwärtigen Konzertes (die Rundfunkanstalt als Medienkonstrukteur) ist technisch zugerichtet. Der Live-Mitschnitt - ist technisch zugerichtet durch den Mastering-Mann, spätestens, uU sind Teile aus einer Probe eingeschnitten, der Produktionsapparat besorgt die technische Zurichtung. Die Studioproduktion ist wie die voranstehenden Medienmodi ein aufführungs- und produktionstechnisches Produkt.

Die Sorgfalt der technischen Einrichtung des musikalischen Aufführungsstoffes muss nicht einem Vermittlungskanal (Übertragung, Mitschnitt, Lagerproduktion) einen Vorteil verschaffen. Weil, denke ich: Gemixt und gemastert wird allemal. Auch der Live-Mitschnitt.

Selten kommt es vor, dass, aus künstlerischen Gründen!, die Sendung eines Live-Mitschnittes durch die Ausführenden Tage später untersagt wird. Rundfunk-Vielhörer wissen aber davon.

Es könnte sein, dass alle guten Gelegenheiten auf der Seite der (konsequent) kunstorientierten Studioproduktion liegen. Hätte man diese technische Möglichkeit nicht, man müßte sie raschestens erfinden.

Artur Schnabel z.B. war seinen Konzertleistungen gegenüber zeitlebens kritsch eingestellt (weil ich gerade las "Aus dir wird nie ein Pianist", Schnabel biografisch).

Die Sache hat einen solide kapitalistischen Unterbau, der heißt: Mehrfach-Verwertung einer Leistung. Daher 'Live-Mitschnitt'. Mache deinen Extra-Schnitt mittels Live-Mitschnitt! That's it.

MfG
Albus


[Beitrag von Albus am 10. Jun 2004, 14:58 bearbeitet]
op111
Moderator
#5 erstellt: 10. Jun 2004, 18:01
Hallo Guido,

Klaus:
mir ist das völlig schnuppe... Es gibt sowohl von Livemitschnitten als auch von Studioaufnahmen gleichermassen gute und schlechte... (künstlerisch gesehen)
sagt's kurz und knapp.

mir ist es egal ob live, pseudo-live (mit Korrekturschnitten) oder Studio, das Ergebnis zählt.
Wobei eine perfekt klingende Live-Aufnahme viel höhere Ansprüche an Musiker und Aufnahmetechnik (und den Zufall) stellt.
Sehr störend finde ich es, wenn man immer wieder an der selben Stelle ein Störgeräusch oder einen Verspieler hören muß. Feinkorrekturen sollten schon sein, auch die völlig entgleisende Oboe eines Wiener Musikers in Bernsteins Live-Fidelio ist bei der 10. Wiederholung nicht mehr komisch.

Gruß, Franz
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 10. Jun 2004, 18:59
Zur Definition:

Ein Konzertbesuch ist live, mit allen Sinneserfahrungen,

ein Live-Mitschnitt nur eine mehr oder weniger gelungene Dokumentation eines Konzerts ohne selbige

und
eine Studioaufnahme (hoffentlich) eine perfektionistische Annäherung an eine Vorstellung, wie ein werk sich interpretatorisch und wiedergabetechnisch anzuhören hat, die dann an einem durch Ökonomie oder Anspruch gesetzten Punkt in eine endgültige Dokumentation dieses angstrebten Musikerlebnisses mündet...

Wobei auch die Aufnahmetechnik, aber auch die gestaltbare Raumakustik bei Konzerten interpretatorisch-gestalterischen Stellenwert hat.

Letztendlich gilt das letztere aber mit Ausnahme der Wiederholbarkeit eingeschränkt auch für Live-Aufnahmen und echte Live-Erlebnisse.

Für mich ist es schön, wenn man die Gelegenheit hat, ein zufällig oder geplant aufgenommenes KOnzert zu hören, welches ausserordentlich hohe Qualität der Performance hat.

Aber ist eine Live-Aufnahme im Grunde nicht bereits eine Studio-Aufnahme mit Publikum, nur nicht wiederholbar?

Und werden nicht teilweise auch (zumindest bei Tourneen ausserhalb des Klassikbereiches) aus vielen Live-Aufnahmen zusammengesetzt (soll heissen jenes Stück aus Stadt X, dieses Stück aus Stadt Y)

und beeinflusst die Planung und Durchführung einer Live-Aufnahme nicht bereits sehr stark Künstler (Leistungsdruck, fehlende Spontaneität) und Publikum (ja, auch das und damit den Künstler) und ist somit eigentlich eben NICHT mehr ein unscheinbares mitschneiden eines normalen Konzertes? )



Irgendwie gilt die Heisenbergsche Unschärfe-Relation auch für die Musik... finde ich.

mit nachdenklich-geniesserischem Gruss
jpsa
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 10. Jun 2004, 19:05
Es wurde ja mehrfach angesprochen, daß es in beiden Bereichen gute und schlechte Beispiele gibt.

Auch die heutigen Hörer sind ja in zumindest zwei grobe Lager gespalten.
Auf der einen Seite stehen diejenigen, denen wir - boshaft dargestellt - die rauschfreien, sterilen Produktionen zu verdanken haben (hauptsache ich höre weder Fehler noch Nebengeräusche...), für die selbst ein Rascheln, leichtes Husten oder eine falsche Note im Livemitschnitt mit einer Todsünde gleichzusetzen ist.
Bei der anderen Gruppe, zu der ich mich selbst zähle, steht grundsätzlich die Interpretation im Vordergrund, selbst dann, wenn die Aufnahmequalität fast nicht mehr akzeptabel ist, wobei auch hier die Meinungen auseinander gehen (siehe Hinweis von Franz).

In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß ja auch die Aufnahmen in der Zeit bis Ende der 1940er Jahre als "live" bezeichnet werden dürfen. Denn bei fast allen in der Schellack-Zeit entstandenen Studio-Aufnahmen handelt es sich um "one-take" Produktionen.
Aufnahmen wie die "Trümmer" h-moll Sonate von Liszt oder 1. Chopin Ballade, wie sie uns Cortot präsentiert hat, wären in der heutigen Zeit undenkbar und würden gleichermaßen das Ende des Künstlers als auch des Plattenlabels zur Folge habe.
Ab und zu jedoch trauen sich Interpreten und aufgeschlossene Plattenlabel glücklicherweise sowohl "direct-to-disk" Aufnahmen als auch Livemitschnitte zu - leider gibt es noch immer viel zu wenig davon aus der heutigen Zeit.

Sicherlich ist es gewöhnungsbedürftig, schlechten Transfers, dumpfen Klängen etc. zu folgen, egal aus welchem Jahr die jeweilige Aufnahme stammt, aber ich finde, es zeichnet ein deutlicheres Bild der Interpreten.

Wenn ich daran zurück denke, wie enttäuscht ich anfangs bei meinem ersten Konzertabend mit z.B. Alfred Brendel war, kannte ich ihn doch nur von seinen Schallplatten. Wo waren die auf LP deutlich zu vernehmenden Forte-Stellen in seinem Liszt, wo die bezaubernden Übergänge ins ppp beim Schubert?

Mehr Mut zur "Natürlichkeit" sollten sich sowohl Künstler als auch Produzenten ruhig zutrauen. Man sieht doch, daß es auch so geht, denkt man an Celibidache, Sokolov und all die hervorragenden Künstler, die nicht bereit sind/waren, sich den Zwängen eines Tonstudios zu unterwerfen.
Aber ich glaube, dann hätten wir wesentlich weniger Namen in Katalogen zu lesen, denn viele Künstler - auch sog. "Stars" würden es nie wagen, einen Großteil ihres Repertoirs ohne doppelten Boden live zu präsentieren.

Gruß,
Jürgen
op111
Moderator
#8 erstellt: 10. Jun 2004, 19:34
Hallo Jürgen,

Bei der anderen Gruppe, ... steht grundsätzlich die Interpretation im Vordergrund, selbst dann, wenn die Aufnahmequalität fast nicht mehr akzeptabel ist, wobei auch hier die Meinungen auseinander gehen (siehe Hinweis von Franz).

das ist ja gar kein Gegensatz zu dem, was ich gesagt habe, es ist immer besser, überhaupt eine Aufnahme zu haben als gar keine. Wenn es zusätzliche Korrekturmöglichkeiten gibt, (aus Probenaufnahmen etc.) lehne ich Schnitte nicht ab. Denken wir mal an Glenn Gould, der Andrew Kazdins Schnittechnik konstruktiv genutzt hat (wo bei es sich natürlich um Studioaufnahmen = live vor kleinem Publikum (Aufnahmeteam) handelte).
Ein Huster im Konzert ist sicher keine Katastrophe, aber ist der so wichtig, daß er für die Ewigkeit konserviert gehört?


Aber ich glaube, dann hätten wir wesentlich weniger Namen in Katalogen zu lesen, denn viele Künstler - auch sog. "Stars" würden es nie wagen, einen Großteil ihres Repertoirs ohne doppelten Boden live zu präsentieren.

Du meinst sicher Liveaufnahmen auf Tonträger,
Liveauftritte machen viele CD-Stars schon auch noch.

Wenn aber das Ergebnis einer Studio-Aufnahme nicht steril und langweilig ist, was ist dann daran schlimm?

Die CD ist schließlich ein vom Konzert verschiedenes Medium mit eigenen Gesetzen.

Gruß, Franz
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 10. Jun 2004, 20:10
geniesser_1 schrieb:


Aber ist eine Live-Aufnahme im Grunde nicht bereits eine Studio-Aufnahme mit Publikum, nur nicht wiederholbar?


Nur dann, wenn das Publikum bereit ist sich so platzieren zu lassen, daß es dem Gesamtergebnis auf CD nicht nur nicht hinderlich, sondern sogar nützlich ist. Das Publikum quasi als lebende Schallschluckende Wand, bekleidet mit gelben Raschelfreien Umhängen (mit obligatem Firmenlogo drauf) und dazupassenden lärmhemmenden Turnschuhen. Die Besucher werden auf verschiedenen Tribünen postiert, wo zwar Sicht und Durchhörbarkeit schlecht ist, aber das ist ja auch belanglos: Ziel ist. eine perfekte Tonaufzeichnung zu erstellen. Das Publikum ist nur Statisterie.

Ich lasse mich allerdings in keine der von Jürgen angezeigten Gruppen einordnen, weil ich auch "sterilen" Klang ablehne. Studioklang kann zwar, muß aber nicht notwendigerweise steril klingen. Das ist IMO lediglich dann der Fall wenn der Raum akustisch schlecht ist, und dann elektronisch nachgebessert werden muß, oder aber, wen der Künstler sich selbt im Studio nicht wohl fühlt.

Es gibt jene 2 beschriebenen Gruppen auch bei den Künstlern:
Manche empfinden ein Aufnahmestudio als Belastung, andere sind froh, daß das lästig Publikum nicht da ist, und daß eigentlich nichts Grüberes passieren kann, das bügeln die Techniker dann hin....

Damit man mich richtig versteht, ich bin kein Befürworter einer Patchwork-Technik, aber die Akustik und Durchhörbarkeit hat man im (guten) Studio noch allemal besser im Griff, vor allem wenn man, was früher kein Einzelfall war, tagelang mit der Mikrophonaufstellung experimentieren konnte. Ich denke hier beispielsweise an die legendären Aufnahmen der EMI aus den Abbey-Road-Studios mit Christopher Parker als Toningenieur.
Sowas gibt es heute leider nicht mehr.......

Gruß aus Wien
Alfred
RealHendrik
Inventar
#10 erstellt: 10. Jun 2004, 21:52
Interessant, wie die technischen Aspekte von Live- oder Studio-Aufnahmen geradezu akademisch durchleuchtet werden.

Was bislang überhaupt nicht zur Sprache gekommen ist, ist die Auswirkung des (bei einer Live-Aufnahme) anwesenden Publikums und dessen Feedback auf die künstlerische[i] Leistung der Darbietenden. Mit Feedback meine ich jetzt nicht den Applaus, den die Künstler am Ende des Stücks zu erwarten haben. Es ist eine ganz besondere Aura, sozusagen eine höhere geistige Bindung zwischen Kreativem (hier Musiker) und Rezipienten (hier Publikum), die durchaus ein Mehr an künstlerischer Leistung ausmachen. - Wahrscheinlich muss man selbst Künstler sein und in dieser Situation stecken, um das nachzuvollziehen...

Um es auf den Punkt zu bringen: Ich ziehe Live-Aufnahmen idR den STudioaufnahmen vor, eben wegen dieser Aura. (Das ist übrigens bei Jazz noch wesentlich deutlicher!)

Gruss,

Hendrik
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 10. Jun 2004, 23:27
@RealHendrik

Was bislang überhaupt nicht zur Sprache gekommen ist, ist die Auswirkung des (bei einer Live-Aufnahme) anwesenden Publikums und dessen Feedback auf die künstlerischeg Leistung der Darbietenden. Mit Feedback meine ich jetzt nicht den Applaus, den die Künstler am Ende des Stücks zu erwarten haben. Es ist eine ganz besondere Aura, sozusagen eine höhere geistige Bindung zwischen Kreativem (hier Musiker) und Rezipienten (hier Publikum), die durchaus ein Mehr an künstlerischer Leistung ausmachen. - Wahrscheinlich muss man selbst Künstler sein und in dieser Situation stecken, um das nachzuvollziehen...


Aber genau DAS meinte ich doch, als ich schrieb:

...und beeinflusst die Planung und Durchführung einer Live-Aufnahme nicht bereits sehr stark Künstler (Leistungsdruck, fehlende Spontaneität) und Publikum (ja, auch das und damit den Künstler) und ist somit eigentlich eben NICHT mehr ein unscheinbares mitschneiden eines normalen Konzertes ?

wenngleich nicht so schön deutlich wie Du?

Ich meinte damit, dass ein Publikum den Künstler in Höhen "tragen" kann, die er ohne das Publikum nie erreichen würde - falls die Beziehung stimmig ist.

Deswegen gibt es bestimmte Städte, in denen Künstler auch besonders gerne auftreten und andere, wo es eben umgekehrt ist.
Es gibt Künstler, die bspw. behaupten, dass es kein Zufall ist, dass das berühmte "Köln Concert" von Jarrett eben dort und nicht anderswo so gelang und aufgenommen wurde - das gilt natürlich besonders für den Improvisationsreichen Jazz.


[Beitrag von geniesser_1 am 10. Jun 2004, 23:30 bearbeitet]
RealHendrik
Inventar
#12 erstellt: 10. Jun 2004, 23:39

Ich meinte damit, dass ein Publikum den Künstler in Höhen "tragen" kann, die er ohne das Publikum nie erreichen würde - falls die Beziehung stimmig ist.


Ja, das kann es! Die meisten Künstler, die ich kenne, liefern vor Publikum eine künstlerisch deutlich gehaltvollere Arbeit ab. Das ist nicht nur bei ausführenden Musikern so, auch von Komponisten wie Puccini und Dvorak ist es überliefert, dass sie gerne in "rummeliger" Gesellschaft erfolgreich gearbeitet haben und sich sogar verbeten haben, dass man auf sie Rücksicht nähme...

Inwiefern das Publikum bei einer Live-Aufnahme durch Disziplin glänzt und nicht hustet oder raschelt, ist eine ganz andere Frage...

Gruss,

Hendrik
geniesser_1
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 11. Jun 2004, 00:06
RealHendrik
Inventar
#14 erstellt: 11. Jun 2004, 00:14
Jou, prost auch!
cris
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 11. Jun 2004, 19:18
Hallo Jürgen,

Du schreibst:

also ohne den das Klangbild zerstörenden technischen Schnickschnack


Mich würde einmal interessieren, was Du genau damit meinst, zumal in anderen Beiträgen bereits deutlich wurde, dass auch eine Live-Aufnahme nicht ganz ohne technisches Zutun auskommt. Die Aufnahmekette bei Live und Nicht-Live sind z. T. identisch. Raumakustik, Mikrofonierung, Mehrspurtechnik, Filterungen, Schnitte, Nachverhallen ...das alles sind Parameter bzw. Techniken, die (mehr oder weniger) in beiden Fällen eine Rolle spielen bzw. angewendet werden.
Die entscheidende Frage scheint dann tatsächlich zu sein, unter welchen Bedingungen ein Künstler die besseren Leistungen hervorbringt. Beispiele gibt es sowohl für die eine wie andere Richtung genug.

Gruß Christoph
drbobo
Inventar
#16 erstellt: 22. Jun 2004, 03:00
Hallo,

meine Meinung:
es kommt darauf an.

Eindeutige Vorteile der Studioaufnahme wurden ja schon genannt: weniger Nebengeräusche, optimalere Mikrophonaufstellung (wer bei einer Liveaufnahme Mikrophone ins Publikum stellt hat dann nur Husten und Rascheln drauf, aber keine Musik), keine Verspieler usw.
Der meiner Ansicht nach unübertroffenste Vertreter dieser Art Musik zu machen war Glenn Gould, der sich aus der "live" Musik ja dann vollständig zurückgezogen hat.
Der ideologisch entgegengesezte Ansatz stammt von Celibidace, der Musik nur als Einheit von Entstehen und Rezeptieren für möglich oder vertretbar gehalten hat und Tonträger praktisch vollständig abgelehnt hat.
Auch bei Liveaufnahmen wird heute "geschummelt" und aus mehreren Auftritten der Künstler das "optimale" Ergebnis herausgeholt.
So lange es wie im Falle Gould's vom Künstler selbst autorisiert und gestaltet wird und auch entsprechend verkauft bzw. gekennzeichnet wird ist das für mich o.k, falls es allerdings dann nur noch eine Abmischungs und "Nachspielorgie" gibt, nein danke.

grüsse
drbobo
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