Geräusche in der Aufnahme - ist das Absicht?

Hallo Michael,

GLiBERN schrieb:

Ab und zu hört man in der Aufnahme so Geräusche, wie wenn jemand neben dem Mikrofon eine Kaffeetasse auf den Tisch stellen würde oder so ähnlich... (für die, die dieselbe Aufnahme haben: das ist z.B. im 2. Satz so an der Stelle 9:10 bis 9:30) Kommen diese Geräusche vielleicht von den Musikern oder vom Dirigenten? Was machen die da?

Absicht ist das wohl nicht, eher normal und unvermeidlich.

Nebengeräusche auf Aufnahmen sind nicht ungewöhnlich, schließlich spielen da Menschen, die nicht völlig regungslos dasitzen, die auch schon mal die Noten umblättern, Instrumente beiseite legen müssen etc.
Es gibt Aufnahmen, da geht es im Hintergrund zu wie in einer Bahnhofskneipe.

Ich höre mir die betreffende Stelle bei Gelegenheit mal an.

Gruß

Hört sich plausibel an.
Das hab ich mir auch schon fast gedacht, aber ich wollte mal wissen ob ich da mit meiner Vermutung richtig liege oder obs da noch ein Geheimnis gibt

p.s.
eben fällt mir noch ein, was ich mir neben Instrumente abstellen und Noten umblättern noch als Urheber dieser Geräusche vorgestellt habe: Entstehen vielleicht auch durch das Spielen an sich Geräusche? Vielleicht durch Berühren einer Geige mit dem Bogen. Oder z.B. bei Jazzaufnahmen hab ich auch schon bei Klarinetten solche Geräusche gehört, die beim Spielen entstehen.

GLiBERN schrieb:

eben fällt mir noch ein, was ich mir neben Instrumente abstellen und Noten umblättern noch als Urheber dieser Geräusche vorgestellt habe: Entstehen vielleicht auch durch das Spielen an sich Geräusche? Vielleicht durch Berühren einer Geige mit dem Bogen. Oder z.B. bei Jazzaufnahmen hab ich auch schon bei Klarinetten solche Geräusche gehört, die beim Spielen entstehen.

Eigentlich sollte man Klappengeräusche der Holzbläser nicht hören. Da jedoch häufig Mikrophone absurd nahe plaziert werden, mag das auch mal vorkommen, ebenso Atmen (häufig bei Streichquartetten zu hören) oder das berüchtigte deutlich hörbare Mitbrummen von Glenn Gould.

viele Grüße

JK jr.

Wo Musik gemacht wird gibt's nun mal Nebengeräusche. Ich erinnere mich, dass ein französisches Label, Pierre Verany, sich sogar das Ziel gesetzt hat(te), den "Klang des Musikmachens" mit einzufangen.

Bei einer Filmmusik aus den 50ern von Max Steiner hört man im Hintergrund, wie sich zwei Leute die ganze Zeit unterhalten. DAS war wohl nicht geplant ...

Das mit den Geräuschen ist so eine Sache. Ich habe auf Empfehlung diese Sammlung von Violin- und Cellosonaten gekauft, die an sich auch wirklich sehr schön anzuhören sind. Jedoch herrscht auch hier (v. a. in den Cellosonaten) ein recht hoher Nebengeräuschpegel durch Zuhörer. Viele scheinen recht erkältet zu sein, und meinen dann auch noch, in den pp-Stellen sowie zwischen den Sätzen husten zu müssen, anstatt dies in ff-Partien zu erledigen, wo man´s eh´ nicht hört.

Naja, that´s liv/fe...

Grüßle, Toto.

Beethoven, späte Streichquartette, die Box mit dem Alban Berg Quartett. Da dringt mehr als einmal leises Vogelgezwitscher durchs Fenster des Aufnahmeorts. Hat mich irgendwie noch nie gestört.

Bruckner, Siebte, Osaka PO, Ashina, live in St. Florian 1975(nicht in der Kirche, sondern in der Marmorhalle). Da hört man nach dem adagio den Stundenschlag vom Kirchturm herüber. Der Maestro soll beglückt gewesen sein, diesen auf seiner Platte mit drauf zu haben, "als ob Bruckner ihn habe grüßen wollen".

Grüße

laubandel

Naja das hat ja wirklich auch etwas Charmantes an sich, wenn man noch hört, dass da wirklich Menschen sitzen und Musik machen. Man hat mehr das Gefühl dabei zu sein.

Kreisler_jun. schrieb:

oder das berüchtigte deutlich hörbare Mitbrummen von Glenn Gould.

hm ja, Esbjörn Svensson hört man z.B. auch immer beim Spielen mitsingen.

GLiBERN schrieb:

p.s. eben fällt mir noch ein, was ich mir neben Instrumente abstellen und Noten umblättern noch als Urheber dieser Geräusche vorgestellt habe: Entstehen vielleicht auch durch das Spielen an sich Geräusche? Vielleicht durch Berühren einer Geige mit dem Bogen. Oder z.B. bei Jazzaufnahmen hab ich auch schon bei Klarinetten solche Geräusche gehört, die beim Spielen entstehen.

Was Klappengeräusche angeht ist Richard Strauss' Oboenkonzert in der Aufnahme mit Heinz Holliger unter Michael Gielen ganz furchtbar.
Wohl ein Klassiker der Unterstützung der Musik durch Tiere ist Rudolf Serkins Aufnahme von Beethovens Diabelli-Variationen, bei der gegen Ende immer mal wieder eine Zirpe zu hören ist.

Gruß, Z.

GLiBERN schrieb:

hm ja, Esbjörn Svensson hört man z.B. auch immer beim Spielen mitsingen.

Ich finde, es gibt da ein Unterschied zwischen Jazz und Klassik. Bei letzterem sollte der ausführende Künstler neben seiner Interpretation der Noten nicht noch neues dazuerfinden. Vielleicht lässt es sich bei Gould noch gerade akzeptieren und es seinem exzentrischen Wesen zuschreiben - aber hingehören tut es nach meiner Meinung nicht.

Ich denke bei Svensson handelt es sich um Jazz, wo der ausführende Künstler mehr ist als nur ein Interpret, sondern auch neues schaffen darf und sogar sollte(Improvisation).

Apropos Mitsingen: Ich weiß ja nicht, was bei Keith Jarrett bei einigen Jazz Konzertaufnahmen so abgeht (z.B. Köln). Jedenfalls ist das Gestöhne am Rande der Unanständigkeit. Zum Glück kann er sich beim Spielen klassischer Musik mit den Nebengeräuschen zurückhalten...

Gruß
Spagiro

Ja klar, da hast du recht, dass das bei Jazz was anderes ist. Svensson spielt ja auch seine eigenen Stücke, also darf er da natürlich machen was er will!

Ich habe mir neulich

Sibelius/Davis/London Symphony Orchestra ausgeliehen. In der Finlandia (gibt es etwas schöneres?) hört man die ganze Zeit jemanden mitsummen. Hört sich an wie Bilbo Beutlin Wird wohl der Dirigent sein.

Hier und da mal ein Klappern ist mir eher sympathisch.

Colin Davis ist einer der mitsummenden Dirigenten. Viel extremer sind z.B. Inbal und v.a. Celibidache.
Ich habe Davis' ältere Sibelius-Aufnahme bei Philips mit dem Boston SO, gilt i.A. als die bessere. Das Summen ist da nur sehr vereinzelt überhaupt hörbar, stört mich ganz und gar nicht.

Neuere De-Noise-Plugins erlauben übrigens das nahezu restlose Herausrechnen solcher Störquellen (Blättern, Husten, Füßescharren, Handys, Mitsummen etc.). Es wird sich vermutlich niemand die Mühe machen, ältere Aufnahmen nachträglich zu "säubern", aber bei Neuaufnahmen wird das allmählich Standard.

Gruß, Khampan

Bei Handygeräuschen ist das Herausfiltern selbstredend höchst wünschenswert. Aber beim Mitsummen habe ich meine Zweifel. Die alten Gould-Platten bekamen doch gerade dadurch eine besondere skurile Note. Ich glaube, mittlerweile würde mir etwas fehlen.

Thomas

Thomas228 schrieb:

Bei Handygeräuschen ist das Herausfiltern selbstredend höchst wünschenswert.

Bei älteren Aufnahmen jedoch nur höchst selten anzutreffen...

toto_el_bosse schrieb:

Thomas228 schrieb: Bei Handygeräuschen ist das Herausfiltern selbstredend höchst wünschenswert. Bei älteren Aufnahmen jedoch nur höchst selten anzutreffen... :D

eins zu nullfür dich

Bei Gould wäre man vielleicht an der Grenze der Leistungsfähigkeit modernster Programme angelangt. Auf jeden Fall hätte ein Bearbeiter monatelang zu tun. Also ist eher nicht zu befürchten, daß da nachge(schlimm)bessert wird.
Khampan

Thomas228 schrieb:

Bei Handygeräuschen ist das Herausfiltern selbstredend höchst wünschenswert.

Nein, da hilft nur noch Lynchjustiz!

Hi,

ich habe eine CD mit der Sinfonia concertante von Mozart mit Harnoncourt und Gidon Kremer (Deutsche Grammophon). Hier hört man zwei Putzen (Fussbodenpflegedirektorinnen, um es gewerkschaftlich korrekt auszudrücken) miteinander flüstern und mit ihren Putzeimern rumscheppern. Obwohl die Geräusche relativ leise sind, habe ich mir die Aufnahme seit dem ersten Hören nie wieder angehört.

Gruß

SirVival schrieb:

Hi, ich habe eine CD mit der Sinfonia concertante von Mozart mit Harnoncourt und Gidon Kremer (Deutsche Grammophon). Hier hört man zwei Putzen (Fussbodenpflegedirektorinnen, um es gewerkschaftlich korrekt auszudrücken) miteinander flüstern und mit ihren Putzeimern rumscheppern. Obwohl die Geräusche relativ leise sind, habe ich mir die Aufnahme seit dem ersten Hören nie wieder angehört. Gruß

Sag' mal bitte Track und Zeitpunkt!
DAS will ich nachlauschen.

Hi Hüb,

dazu muss ich mir die Aufnahme doch noch mal anhören. Ich geb dir dann Kunde.

Gruß

Schon mal besten Dank!