Deutschsprachiger Gesang und italienische Oper

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Antracis
Stammgast
#1 erstellt: 23. Apr 2004, 10:11
Tag zusammen,

in gar nicht allzu ferner Vergangenheit war es ja in unseren Landen fast die Regel, dass italienische (und auch andere fremdsprachige Opern) nicht in der Originalversion aufgeführt wurden, sondern mittels mehr oder weniger gelungener deutscher Übersetzung.
Bei Aufnahmen aus dieser Zeit ist es oft ähnlich, sofern nicht gerade ein italienischer Dirigent am Pult die deutschen Muttersprachler unerbittlich in die sprachliche Fremde entführte (aus meiner Sicht ein Segen, ein Dank an dieser Stelle auch an Giulini und seinen "Don Giovanni" :)).
Die Frage ist nun, wie man dazu stehen mag. Ich bin mit solchen "falsch"-sprachigen Aufnahmen nicht aufgewachsen und lehne sie deshalb meist kategorisch ab bzw. vermeide Ihren Kauf, wo ich kann. Ich erinnere mich an ein neulich im Radio gehörtes Duett aus "Don Carlo" (oder besser Don Karl ? :D) gesungen von Fritz Wunderlich und Hermann Prey. Die ganze Zeit hab ich mir vorgestellt, wie wunderbar das erst in italienisch geklungen hätte.
Weitere Beispiele wären leicht zu nennen. Heute trifft man ja diese - aus meiner Sicht - Unsitte nur noch selten an.
Für mich ist es schlicht eine Verschlechterung der musikalischen Qualität, besonders da es unmöglich ist Italienisch einigermaßen klingend ins Deutsche zu übertragen. Nicht umsonst hat Wagner auf der Suche nach etwas Kantilene permanent die Grammatik vergewaltigt.

Vielleicht sieht das aber jemand, der in dieser Zeit zur Klassik kam, ganz anders ?
Auch zu fragen wäre, wie es z.B. die Italiener sehen ? Ich meine, ich freue mich darüber das Prey den "Barbier" auf Italienisch singt. Fragt sich, wie das in den Ohren eines Muttersprachlers klingt.
Zuletzt: Es gibt ja wohl auch eine Einspielung des "Rings" in englischer Sprache. Währe sicher interessant , da mal reinzuhören.

Wie steht Ihr zu dem Thema ?

Gruß
Anti


[Beitrag von Antracis am 23. Apr 2004, 10:20 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 23. Apr 2004, 11:04
Hallo anti,

Meine ersten Operneindrücke (etwa mit 15) waren durchwegs noch in deutscher Sprache, Wobei ich nicht sagen kann, ob damals tatsächlich noch *alles* in deutscher Sprache gesungen wurde, es war eine Übergangszeit.
Mozart und Rossini in deutsch war aber in den mittleren 60igern noch weit verbreitet.
Schauen wir uns zuerst die Vorteile einer deutschen Version an:
Oper, die ja nicht ausschließlich Musik ist, hat ja auch einen Inhalt mitzuteilen, die Story gewissermaßen.
Das geschieht sicher leichter und erreicht eine größere Zielgruppe, als originalsprachige Aufführungen.
Vor allem bei "leichteren" und "populärerern" Werken (Barbier,Liebestrank,Cosi,Figaro,etc) mag das für manche ein Vorteil sein, manchen überhaupt erst den Zugang zur (italienischen) Oper erleichtern.
Hier muß noch gesagt werden, daß die Ansprüche an eine "authentische" Wiedergabe nicht so hoch waren wie heute, allerdings legte man auf andere Dinge wert: Schöpfer von "modernen" Inszenierungen hätte man damals wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Oper auf deutsch war eine Selbstverständlichkeit. (Ich könnte noch heute die wichtigsten Opern komplett in deutsch soufflieren, völlig auswendig, wobei es natürlich auch verschiedene Fassungen gibt.)Niemand nahm Anstoß daran.
Meist kannte man das Werk ja nur in dieser Version.
Einer der Vorreiter für die italienische Originalversion war übrigens der vielgeschmähte Herbert von Karajan.
Ein Hauptnachteil der "deutschen Fassungen" lag nicht hauptsächlich in einer weniger musikalischen Sprachmelodie
(obwohl es da auch Probleme gab), sondern im Sinn des Textes. Um die Sprachmelodie eingermaßen musikalisch ädiquat zu halten griff man nämlich zu einem Kunstkniff:
Man übersetzte nicht, sondern man dichtete nach. Manche Nachdichtungen waren nah am Original, andere hingegen nicht.
So gab es auch gelegentlich verschiedene Nachdichtungen mit abweichenden Texten.
Viele Feinheiten bleiben natürlich auf der Strecke,
in der Deutschen Version des "Barbier" wird Don Basilio eingeredet er hätte "Das gelbe Fieber",
im italienischen Original ist es Scharlach, eine ironische Anspielung auf den Scharlatan Basilio
----------------------------------------------------
Für mich vollzog sich der Übergang von der deutschen Version zu italienischen, reibungslos. Manche Zyniker meinten, der Vorteil in der Italienischen Version läge hauptsächlich darin, daß man nicht verstehe, welch haarsträubende Texte die Arien oft hätten, sich nicht auf den unlagischen Inhalt der Oper einlassen müsse, sondern die Musik pur genießen könne, aber solche Stimmen waren eher in der Minderheit.....
Ich kann durchaus nachvollziehen, daß jüngeren Menschen,Italienische Opern auf Deutsch gräßlich erscheinen, mir selbst erscheinen sie heute auch als Anachronismus. Dazu ist allerdings auch anzumerken, daß ich
knappe zwei Jahre (nur so aus Lust und Tollerei) am italienischen Kulturinstitut in Wien italienisch gelernt habe. Wenn ich auch vieles vergessen habe, ein wenig bleibt ja doch.
----------------------------------------------------
Man darf aber hier nicht vergessen, daß alles, auch klassische Musik, einer Mode unterworfen ist, oft sichtbar an winzigsten Kleinigkeiten.
Allein die verschiedenen Schreibweisen von "Tschaikowski"
im Laufe der letzten 30 Jahre könnten ein abenfüllendes Referat rechtfertigen.
----------------------------------------------------

Gruß
aus Wien
Alfred
träumer0
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 23. Apr 2004, 14:37
Hallo Anti,

Ich kann es gar nicht ausstehen wenn etwas nicht in der Originalsprache gesungen ist.
Egal welche Sprache, weil nach meiner Meinung nach die ganze Charackter verloren geht, die in der Symbiose Musik/Sprache entsteht.
Ich sehe es nicht anderes als eine Vergewaltigung. Sorry wenn es so hart tönt.
walter_f.
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 23. Apr 2004, 14:59

weil nach meiner Meinung nach die ganze Charackter verloren geht, die in der Symbiose Musik/Sprache entsteht.

Hallo Roberto,

ich sehe das genauso absolut. Das fängt ja schon bei den Beatles an "She loves you" - "Sie liebt dich", knack knack.
Grüsse
Walter
Susanna
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 23. Apr 2004, 15:37
Hallo,

Anti:

Ich erinnere mich an ein neulich im Radio gehörtes Duett aus "Don Carlo" (oder besser Don Karl ? :D) gesungen von Fritz Wunderlich und Hermann Prey. Die ganze Zeit hab ich mir vorgestellt, wie wunderbar das erst in italienisch geklungen hätte.

Ich bin auch heilfroh, daß heute nur noch in der Originalsprache gesungen wird. "Unsitte" ist das richtige Wort.

Für mich ist es schlicht eine Verschlechterung der musikalischen Qualität, besonders da es unmöglich ist Italienisch einigermaßen klingend ins Deutsche zu übertragen.

Genau! Italienisch enthält viel mehr Vokale und kaum Konsonantenhäufung wie im Deutschen. Außerdem kann man übersetzt nie die Vokalfolge einhalten, in der Worte mit Musik verbunden wurden. Ein Komponist hätte wahrscheinlich in einer anderen Sprache anders komponiert.
Nur ein bekanntes Beispiel aus dem "Don Giovanni": Là ci darem la mano dagegen Reich mir die Hand, mein Leben. Das Original enthält eine ganz andere Vokalfolge als die Übersetzung, was schon eine Verfälschung ist. Weiter mußten auch wegen der Silbenbetonung Wörter eingefügt werden, die im Original gar nicht stehen.

Auch zu fragen wäre, wie es z.B. die Italiener sehen ? Ich meine, ich freue mich darüber das Prey den "Barbier" auf Italienisch singt. Fragt sich, wie das in den Ohren eines Muttersprachlers klingt.

Pavarottis Deutsch soll doch so fürchterlich klingen, aber der braucht sich vermutlich auch nicht sonderlich anzustrengen.

Roberto:

Ich kann es gar nicht ausstehen wenn etwas nicht in der Originalsprache gesungen ist.
Egal welche Sprache, weil nach meiner Meinung nach die ganze Charackter verloren geht, die in der Symbiose Musik/Sprache entsteht.

Das ist das beste Schlußwort, das ich mir denken kann!

Gruß,
Susanna
sound67
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 23. Apr 2004, 15:54

Ich kann es gar nicht ausstehen wenn etwas nicht in der Originalsprache gesungen ist.


Dito. Da ist es genau so, als wenn man sich einen Film in der Synchronfassung anschaut. Schlimmer noch ...

Gruß, Thomas
Hilda
Stammgast
#7 erstellt: 23. Apr 2004, 15:56

Dito. Da ist es genau so, als wenn man sich einen Film in der Synchronfassung anschaut. Schlimmer noch ...


Allerdings kannst Du bei einer Oper wenigsten hinterher im Textheft nachlesen, wie's auf Deutsch hiess

Ich hätte bei einem italienischen Film schon arge Schwierigkeiten... Gottseidank gibt es da Untertitel.
Gruss
Klaus
träumer0
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 23. Apr 2004, 19:15

Allerdings kannst Du bei einer Oper wenigsten hinterher im Textheft nachlesen, wie's auf Deutsch hiess

Klaus,
Bei einer Ausführung von einem 'Oper' (Konzertfassung ) im Barbican centre in London hat man einen Tafel mit der englishen Uebersetzung ausgestellt. Es war wie die Untertitel bei einem Film.

OT: Ist Hilda gut nach Hause angekommen. Sie war begeistert von der Musik hier und wollte zuerst nicht zurückfahren.
Dann hat sie Heimweh und fing sie dauern weinen...
gruss
Hilda
Stammgast
#9 erstellt: 23. Apr 2004, 22:55
@träumer0

Hilda geht es prima, sie war nur etwas zerknautscht - ich musste sie erst wieder langsam an meine Musik gewöhnen. Aber ich glaube, sie hat sich gefreut uns wiederzusehen...

Schön von Dir zu hören!!!

Gruss
Klaus
Astrid
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 04. Jun 2004, 00:34
Hej!

An unserem Theater werden Opern häuig in der Origninalsprache (naja, hauptsächlich italienisch) gesungen. So weit, so schön - da ja nun der "einfache Theaterbesucher" aber gar nicht mehr versteht, worum es geht, gibt es "Übertitel", das heißt, der deutsche Text (meist kürzer gefaßt) wird über der Bühne an die Wand projiziert.

Mir geht das sehr auf die Nerven - es zieht meine Blicke nämlich magisch an... Wenn man im zweiten Rang sitzt, hat man die Schrift sogar direkt auf Augenhöhe.

Bei einem Publikumsgespräch zur "Ring"-Inszenierung vor zwei Jahren kam die Frage, ob man diese Übertitel nicht auch hier hätte einsetzen können - man habe die zum Teil ausländischen Sänger so schlecht verstenden. Der Regisseur und damalige Opern-Oberspielleiter (wie ich ihn vermisse!) wies diese Zumutung weit von sich.

Nun aber sind wir endlich so weit. Auch Inszenierungen in deutscher Sprache, aktuell: "Rusalka" und der "Rosenkavalier",sind übertitelt. Und das Schlimmste ist - das Publikum ist mehrheitlich begeistert!

Gibt es diese "Verständnishilfe" woanders auch, oder ist das eine Braunschweiger Spezialität?

Das wüßte gern

Astrid
chattia
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 04. Jun 2004, 01:57
Hallo,
ich finde eine Übersetzung der Opern ins deutsche ausgesprochen gut. Mir gefällt eine Oper bei der ich nicht verstehe worum es geht selten. Mit einer Ausnahme nämlich Boris Godunow, weil die so ausdrucksstark ist. Allerdings kenne ich auch keine Deutsche Interpretation und würde mich sehr für eine Interessieren. Wenn Ihr eine wisst wäre ich sehr dankbar.
Auch die Beatles mit "Sie liebt dich" finde ich ganz toll.
Aber wie mir scheint stehe ich mit meiner Meinung hier diesmal allein.

Viele Grüße
Alexander
Astrid
Ist häufiger hier
#12 erstellt: 04. Jun 2004, 08:44
Hallo Alexander,

warum muß der Text deutsch sein, damit Du verstehst, worum es in der Oper geht?? Du informierst Dich doch vorher sicherlich, zur Not steht's auch im Programmheft, und wenn Du es ganz genau wissen willst, gibt es die Libretti ja meist auch zu kaufen.

Ich möchte natürlich auch eine Ahnung davon haben, was sich in einem Stück abspielt, aber im Detail ist das eigentlich nicht so wichtig - die Musik sagt mir doch alles!

Grüße,

Astrid

Übrigens, der "Boris" wurde in der letzten Braunschweiger Inszenierung in einer Übersetzung von Max Hube gesungen. Der Text war schon in Ordnung - russisch wäre es natürlich schöner gewesen.


[Beitrag von Astrid am 04. Jun 2004, 08:47 bearbeitet]
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 04. Jun 2004, 11:31
Hallo,

Scheint zwar am Thema vorbei zu sein, ist es dem Wortlaut nach, nicht aber dem Sinn:

Würde jemand von Euch Smetanas "Verkaufte Braut" in der Originalsprache hören wollen ????

Persönlich bin ich der Meinung, daß "Oper in der Landessprache" sicher antiquiert ist,daß die Musik darunter leidet, jedoch andererseits auch die von chattia angesprochenen Vorteile aufweisen kann. Speziell Opern, die "komisch" (hier im wahrsten Sinne des Wortes) sein sollen, wie etwa "Der Barbier von Sevilla" erzielen mehr Interesse beim "Einsteiger" als wenn niemand die Pointen versteht. Allerdings eine theortische Betrachtung, weil heutzutage kein Markt mehr dafür da ist.
Andere Völker sind da nicht so zimperlich, wie die offensichtlich erfolgreiche Serie "Opera in English" eines britischen Klassiklabels zeigt....

Ich höre italienische und italienische Oper (nicht aber tschechische !!) lieber in Originalsprache, erlebte jedoch noch die "letzten Zuckungen" der "deutschsprachigen Ära italienischer Oper auf Schallplatte" und könnte im Falle des Falles jederzeit als Soufleur des deutschen Textes (ohne Textbuch)in über 20 Opern "einspringen"

Gruß
aus Wien
Alfred
RealHendrik
Inventar
#14 erstellt: 04. Jun 2004, 12:23
Treffer! Wenn bei italienischen Opern die "Sangbarkeit" der Sprache wegen dem Original gegenüber einer deutschen Übertragung idR der Vorzug zu geben ist, finde ich tschechisch für eine Oper höchst ungeeignet. Genau die "Verkaufte Braut" höre ich mir lieber an als "Prodana nevesta". Bei Rusalka verhält es sich ganz ähnlich. An Russen oder andere Slaven habe ich mich noch nicht herangetraut.

(Würde mir aber gerne mal z.B. die Zauberflöte auf italienisch anhören...)

Gruss,

Hendrik


[Beitrag von RealHendrik am 04. Jun 2004, 12:25 bearbeitet]
Astrid
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 04. Jun 2004, 14:18
Alfred und Hendrik,

warum nicht tschechisch? Natürlich würde ich die "Verkaufte Braut" in der Originalsprache hören wollen - wenn hier auch wirklich manches fürs Deutsche spricht. (Ähnlich ist es beim "Schicchi" , den wir vor einiger Zeit hier im Spieplan hatten, daß der (bis auf die "Hits") deutsch gesungen wurde, habe ich sehr bedauert - obwohl ich die Entscheidung schon nachvollziehen konnte.)


Was also spricht in Euren Ohren gegen das Tschechische in tschechischen Opern?

Grüße,

Astrid
Reinhard_H
Ist häufiger hier
#16 erstellt: 04. Jun 2004, 16:00
Träumer schrieb:


Ich kann es gar nicht ausstehen wenn etwas nicht in der Originalsprache gesungen ist.
Egal welche Sprache, weil nach meiner Meinung nach die ganze Charakter verloren geht, die in der Symbiose Musik/Sprache entsteht.



Das sehe ich auch so, und demzufolge würde ich konsequenter weise auch bei Opern aus dem slawischen Sprachraum dem Original den Vorzug geben.
Ich bin übrigens auch mit Opern in deutscher Übersetzung "groß" geworden und hätte es damals (so um 1970) herum als Zumutung empfunden, wenn ich mir im Opernhaus eine Aufführrung in Originalsprache hätte anhören müssen.
Aber Geschmäcker ändern sich...

Viele Grüße
Reinhard
Susanna
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 04. Jun 2004, 16:31

Träumer schrieb:

Ich kann es gar nicht ausstehen wenn etwas nicht in der Originalsprache gesungen ist.
Egal welche Sprache, weil nach meiner Meinung nach die ganze Charakter verloren geht, die in der Symbiose Musik/Sprache entsteht.

Reinhard:
Das sehe ich auch so, und demzufolge würde ich konsequenter weise auch bei Opern aus dem slawischen Sprachraum dem Original den Vorzug geben.

Russisch z. B. empfinde ich als sehr sangbar und ziehe es auf jeden Fall dem Französischen vor (franz. Oper). Italienische Opernsprache allerdings klingt für mich am besten.

Gruß,
Susanna
Kratopluk
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 04. Jun 2004, 17:49
Originalsprache hin oder her, beide, Original wie auch Übersetzung, haben ihre Berechtigung.

Wenn es gilt, Sachverhalte textlich erfassen zu müssen, dann lob ich mir allemal die Übersetzung.
Andererseits kann ich es überhaupt nicht leiden Opern von z.B. Wagner oder Weber auf englisch hören zu müssen. Oder Verdi und Puccini auf deutsch ... das klingt so grauenhaft!
Und bei so mancher amerikanischen Einspielung von Beethovens 9ter haben sie's im Schlußsatz auf deutsch probiert, wären aber besser bei einer englischen Übersetzung geblieben: "Froida, schonär Gettarfonken ... "

Übrigens höre ich gerade "A Kékszakállú Herceg Vára" von Béla Bartók im ungarischen Original!
In deutsch, englisch oder italienisch wäre das ganze nur halb so eindrucksvoll und charmant!

Ein Hoch auf die Sprachenvielfalt, sonst gibt's bald nur noch 'McOper' auf englisch, wie es ja in so vielen anderen Bereichen des Kulturlebens leider schon der Fall ist.

Gruß
Krato


[Beitrag von Kratopluk am 04. Jun 2004, 17:49 bearbeitet]
Latuapubiflora2
Neuling
#19 erstellt: 07. Jun 2004, 23:36
Zauberflöte auf SACD?
RealHendrik
Inventar
#20 erstellt: 08. Jun 2004, 08:41

An unserem Theater werden Opern häuig in der Origninalsprache (naja, hauptsächlich italienisch) gesungen. So weit, so schön - da ja nun der "einfache Theaterbesucher" aber gar nicht mehr versteht, worum es geht, gibt es "Übertitel", das heißt, der deutsche Text (meist kürzer gefaßt) wird über der Bühne an die Wand projiziert.

Mir geht das sehr auf die Nerven - es zieht meine Blicke nämlich magisch an... Wenn man im zweiten Rang sitzt, hat man die Schrift sogar direkt auf Augenhöhe.

Gibt es diese "Verständnishilfe" woanders auch, oder ist das eine Braunschweiger Spezialität?


Nein, die Idee mit den Übertiteln setzt sich wohl allgemein durch. Im Essener Aaltotheater haben sie das auch schon seit langem, zum Glück sehr dezent, so dass die Aufmerksamkeit kaum auf die Projektion abgelenkt wird.

Störend empfinde ich das überhaupt nicht.


warum nicht tschechisch? Natürlich würde ich die "Verkaufte Braut" in der Originalsprache hören wollen - wenn hier auch wirklich manches fürs Deutsche spricht. (Ähnlich ist es beim "Schicchi" , den wir vor einiger Zeit hier im Spieplan hatten, daß der (bis auf die "Hits") deutsch gesungen wurde, habe ich sehr bedauert - obwohl ich die Entscheidung schon nachvollziehen konnte.)

Was also spricht in Euren Ohren gegen das Tschechische in tschechischen Opern?


Tschechisch ist eine relativ konsonantenbetonte/explosivlautbetonte Sprache. Man könnte sogar Sätze ganz ohne Vokale bilden. Dass das einer sängerischen Tonbildung nicht unbedingt zuträglich ist, liegt wohl auf der Hand. (Und eine "Rhythmusgruppe" auf der Bühne ist sicher nicht zwingend erforderlich...)

Speziell die "Verkaufte Braut" klingt auf Deutsch nunmal glatter und hörbarer als Tschechisch. (Liegt möglicherweise auch daran, dass ich des Tschechischen in keiner Weise mächtig bin.)

Gruss,

Hendrik
cr
Inventar
#21 erstellt: 08. Jun 2004, 09:35
Ich habe noch nie eine Oper nicht in der Originalsprache gehört.
Außerdem ist das bei bekannten Sängern kaum möglich, weil die sicher keine Lust haben, zusätzlich für ein paar Aufführungen den dt. Text zu lernen.
Somit scheidet das an großen Opernhäusern (zB Wien) aus Gründen der "Verfahrensökonomie" sowieso aus.
Astrid
Ist häufiger hier
#22 erstellt: 08. Jun 2004, 11:40
Hej Hendrik,

schade (für mich ), daß es die Übertitel bei Euch auch gibt. Ich hätte mich zu gern bei unserem Theater darüber beschwert, daß man die Braunschweiger für so kulturlos hält, daß sie sich nicht mal vorher über den Inhalt einer Oper informieren können, die sie sich anhören wollen. Wäre ein so schönes Argument gewesen, da "wir" doch Kulturhauptstadt ! werden wollen ... Ich muß allerdings zugeben, daß meine Einstellung da wohl auch etwas überheblich ist.

Was das Tschechische betrifft, kann ich Dir nicht zustimmen: Für meine Ohren hört es sich durchaus sangbar an - ist aber natürlich Geschmackssache.

Grüße von

Astrid
RealHendrik
Inventar
#23 erstellt: 08. Jun 2004, 12:20

schade (für mich ), daß es die Übertitel bei Euch auch gibt. Ich hätte mich zu gern bei unserem Theater darüber beschwert, daß man die Braunschweiger für so kulturlos hält, daß sie sich nicht mal vorher über den Inhalt einer Oper informieren können, die sie sich anhören wollen. Wäre ein so schönes Argument gewesen, da "wir" doch Kulturhauptstadt ! werden wollen ... Ich muß allerdings zugeben, daß meine Einstellung da wohl auch etwas überheblich ist.


Ich habe Übertitel auch schon in der Bonner Oper gesehen, und ich glaube mich auch an Musiktheater Gelsenkirchen erinnern zu können. Im übrigen halte ich es auch für keine schlechte Idee! Wie gesagt, Essen ist da sehr dezent. Vor zwei Jahren war ich mit netter weiblicher Begleitung in Puccinis Fanciulla... ich musste die junge Dame sogar darauf aufmerksam machen, dass da Übertitel liefen...


Was das Tschechische betrifft, kann ich Dir nicht zustimmen: Für meine Ohren hört es sich durchaus sangbar an - ist aber natürlich Geschmackssache.


Also, bei mir stehen zwei verkaufte Bräute im Regal, die eine DIE Referenzaufnahme aus Tschechien (Supraphon 1984), die andere die deutsche Version aus den 60ern mit Rene Kollo usw. Ehrlich gesagt: Die tschechische Version habe ich das letzte Mal vor mehr als zehn Jahren gehört, obwohl musikalisch wahrscheinlich gehaltvoller als die deutsche Fassung....

Gruss,

Hendrik
Astrid
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 08. Jun 2004, 12:45

ich musste die junge Dame sogar darauf aufmerksam machen, dass da Übertitel liefen...


In diesem Fall würde mich das dann natürlich auch nicht stören - bei uns sind sie leider aufdringlicher...
Susanna
Hat sich gelöscht
#25 erstellt: 08. Jun 2004, 14:19

Hendrik:
ich musste die junge Dame sogar darauf aufmerksam machen, dass da Übertitel liefen...
Astrid:
In diesem Fall würde mich das dann natürlich auch nicht stören - bei uns sind sie leider aufdringlicher...


Hallo Astrid,
würde mich bestimmt auch nicht stören, nur dürfte es keine nette weibliche Begleitung sein!

Liebe Grüße,
Susanna
Astrid
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 08. Jun 2004, 14:42
Sehe ich genauso, Susanna ( ) ...

Einen schönen Nachmittag (ist es bei Euch auch so warm?) wünscht Dir

Astrid
Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht
#27 erstellt: 08. Jun 2004, 15:11
Hallo.

Wien hat ja, was die wenigsten wissen zwei Opernhäuser, die allseits bekannte Wiene Staatsoper und die weniger bekannte Wiener Volksoper, auch ein sehr großes, allerdings schlichteres Haus.(1313 Sitzplätze, ca 70 Stehplätze)
Das Repertoire der Volksoper hängt sehr von der jeweiligen Direktion ab. Generell kann aber gesagt werden daß dort alternierend Operette, Musical und leichte Oper gespielt wird, gelegentlich auch italienische oder Mozart-Opern, manchmal auch in deutsch.
Aber durch diese Unsitte der "Untertitel" wird das immer seltener.


Gruß aus Wien

Alfred


[Beitrag von Alfred_Schmidt am 08. Jun 2004, 19:01 bearbeitet]
Knusperhexe
Neuling
#28 erstellt: 11. Jul 2005, 15:23
Guten Tag,

war bisher überhaupt kein Freund von deutsch übersetzten Libretti! Uah, so was kitschiges - das kann man doch nicht singen,; das war meine vorschnelle Meinung!

Na denkste, habe zufällig eine alte Rigoletto-Aufnahme mit Erna Berger erstanden. Eine großartige Ensembleleistung, die mich neugierig auf mehr gemacht hat: Habe mir sämtliche CDs dieser Reihe aus den 40er Jahren gekauft. Ein Genuss! Die Sänger verkörpern so glaubhaft ihre Rollen, wie ich es in modernen Aufnahmen - von der heutigen Aufführungspraxis will ich gar nicht sprechen - kaum mehr erlebe. Das Unglaubliche: Durch die deutsche Sprache ist alles viel, viel unmittelbarer und das obwohl ich italienisch und französisch spreche. Einige sprachlichen Entgleisungen fallen - sobald gesungen - gar nicht ins Gewicht.

Nein wirklich, ich bin jetzt totaler Verfechter von deutsch gesungenen Opern! Gerade auch in Hinsicht auf junge Opernbesucher. Es täte der Aufführungspraxis nur zu gut, wenn sie sich mal von ihrem Olymp runterschwingen würde und weniger elitär geben würde - s. modernes Regietheater. Deutsch gesungen lassen sich die Klassiker nämlich nicht mehr so ohne weiteres gegen den Strich bürsten. Aber das ist wieder ein anderes Thema!
Beste Grüße,

Knusperhexe
Maastricht
Inventar
#29 erstellt: 12. Jul 2005, 09:54

träumer0 schrieb:

Allerdings kannst Du bei einer Oper wenigsten hinterher im Textheft nachlesen, wie's auf Deutsch hiess

Klaus,
Bei einer Ausführung von einem 'Oper' (Konzertfassung ) im Barbican centre in London hat man einen Tafel mit der englishen Uebersetzung ausgestellt. Es war wie die Untertitel bei einem Film.


Habe im jetzt im Juni La Boheme und Otello in der Royal Covent Garden Opera gesehen: auf Italienisch, mit Englischen 'Übertiteln'. Das bin ich auch gewöhnt von den Operausführungen in den Niederlanden.

(Ich will auch, seit ich nicht mehr in Deutschland wohne, gerne Filme in der Originalsprache sehen, mit Untertiteln. Kann mir gar nicht mehr voorstellen z.B. einen Asiatischen Film mit Deutschen Stimmen zu hören.)
KV588
Ist häufiger hier
#30 erstellt: 20. Jul 2005, 11:40
Es ist keine "Entweder-Oder"-Frage, finde ich. Auf Platte würde ich mir überwiegend Originalsprache kaufen (auch wenn ich die tschechische "Verkaufte Braut" ebenfalls selten höre).

In der Oper kann deutsch aber sehr nett sein - an der Komischen Oper in Berlin wird es seit langem gemacht und hat mir dort immer gut gefallen. Es gehört dazu aber auch ein bestimmter Geist des Opernhauses (kein Hausgeist), der z.B. auch gutr schauspielerische Leistungen der Sänger erfordert.

Alles nur auf deutsch wäre aber auch nichts für mich - in Berlin genießt man den Luxus, die gleichen Opern an anderen Häusern in Originalsprache hören zu können.

Übertitel finde ich eigentlich gut, mich nervt aber auch meine eigene Unfähigkeit, wegzugucken (dito im Kino).

Grüße
Martin
Schneewitchen
Inventar
#32 erstellt: 23. Aug 2011, 09:17

KV588 schrieb:
Auf Platte würde ich mir überwiegend Originalsprache kaufen (auch wenn ich die tschechische "Verkaufte Braut" ebenfalls selten höre).


Die verkaufte Braut wurde in der Originalsprache deutsch(!) von Harnoncourt dieses Jahr in Graz uraufgeführt.Davon habe ich einen Radiomitschnitt.Ob diese Version auch auf CD erscheinen wird?
Von der verkauften Braut gibt es 2 Originalsprachen,nämlich tschechisch und deutsch.
Smetana hatte Züngel mit einer deutschen Textfassung beauftragt und diese Fassung auch autorisiert.
Schnuckiputz
Stammgast
#33 erstellt: 23. Aug 2011, 23:36
Es hat wohl auch ein wenig mit dem Zeitgeist zu tun, wenn heute keine Opern-Neuaufnahmen ausländischer Komponisten in Deutsch mehr gemacht werden. Irgendwann war alles Deutsche halt nicht mehr trendy. Doch noch in den 60-er und frühen 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts war das anders. Und zwar nicht nur bei Opern, sondern auch bei Pop-Musik. So brachten u.a. Cliff Richard und sogar die Beatles einige ihrer Hits in deutscher Version heraus!

Es hat sich doch früher auch keiner daran gestört, wenn Maria Callas die Isolde in Italienisch sang oder Jussi Björling für seine Landsleute den Lohengrin in Schwedisch. Der Däne Helge Rosvaenge war in Deutschland sehr erfolgreich und sang natürlich alles in Deutsch.

Bei Büchern ist es doch auch selbstverständlich, daß man sie in die jeweilige Landessprache übersetzt. Das ist künstlerisch u.U. sogar problematischer als z.B. eine italienische Oper in Deutsch zu singen. Denn im Buch hat man nur die Sprache als Ausdrucksmittel, während in der Oper zusätzlich die schauspielerische Handlung und die Musik zur Verfügung stehen.

Es dürfte nicht ganz zufällig sein, daß es seit der Abschaffung deutscher Opernaufführungen auch immer weniger deutsche Sänger gab, die sich international durchsetzen konnten. Diese wurden immer mehr zu Ausnahmeerscheinungen. Und der von den Medien hochgejubelte Superstar von heute, Jonas Kaufmann, verfügt zwar zweifellos über "Stimmgewalt", könnte sich aber stilistisch von so manchen seiner Vorgänger ein paar Scheiben abschneiden, z.B. von Rudolf Schock und Fritz Wunderlich.

So manche/r Sänger/in schadete es auch bei der internationalen Karriere nicht, Opern in Deutsch gesungen zu haben. Man denke nur an Rudolf Schock, Gottlob Frick, Fritz Wunderlich, Leonie Rysanek, Inge Borkh, Anneliese Rothenberger. Denn an internationalen Häusern sangen sie natürlich auch in der Originalsprache.
Schneewitchen
Inventar
#34 erstellt: 24. Aug 2011, 14:29
Ja der Zeitgeist.
Opern werden in der Originalsprache aufgeführt.
Musicals dagegen in deutscher Sprache.Und dann noch von nicht akzentfreien Ausländern gesungen.
Ein amerikanisches Musical in Deutschland von Amerikanern in deutscher Sprache gesungen,schlimmer gehts nimmer.Aber zum Glück gibt es auf CDs auch die Originalfassungen in Originalsprache.
Schnuckiputz
Stammgast
#35 erstellt: 24. Aug 2011, 22:47

Schneewitchen schrieb:

Ein amerikanisches Musical in Deutschland von Amerikanern in deutscher Sprache gesungen,schlimmer gehts nimmer.


Kann man so nicht sagen. Immerhin gibt es auch deutsche Opern, an denen sich schon so mancher "Startenor" versucht hat. Wenn z.B. Placido Domingo Wagners Lohengrin singt, ist das auch kein Vergnügen. Aber es gibt durchaus positive Beispiele, wie John Vickers, James King oder Jessye Norman.
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joerggr am 08.11.2004  –  Letzte Antwort am 12.11.2004  –  6 Beiträge

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