Gesang im Gegensatz zu Instrumental

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joerggr
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 09. Nov 2004, 00:07
Hallo allerseits,

Seit 45 Jahren hoere ich nun klassische Musik und habe mich ueber lange Jahre vor Gesangsstuecken gedrueckt. Auch heute ist nur einer ganz kleiner Bruchteil meiner CD-Sammlung Gesang, und wenn schon dann eben Chor. Was mich bei den meisten Gesangsinterpreten stoert, ist das uebermaessige Tremolo. Das ist so stark manchmal, dass man die eigentliche Tonhoehe nur mehr erahnen kann. Ausserdem klingt es oft gepresst und unnatuerlich, besonders bei Sopran und Tenor.

Ausnahmen bestaetigen natuerlich die Regel:
Dietrich Fischer-Dieskau, Placido Domingo, Andreas Schmidt bei den Herren, Maria Callas, Kathleen Battle und Jessye Norman bei den Damen hoere ich auch gerne. Aber das, was man sonst hoert...

Und dann denke ich, dass Brahms vielleicht auch so seine Probleme mit Solostimmen hatte, oder warum kommen sie in seinem 'Deutschen Requiem' so spaerlich (und bei der Maennerstimme im Bariton und nicht im Tenor) vor?

Also: Wem geht es aehnlich wie mir? Stimmt es, dass das Tremolo oft zum Vertuschen von Problemen bei der Intonation verwendet wird?

Gruss, Joerg
prometeo
Stammgast
#2 erstellt: 09. Nov 2004, 21:03
Also mir gefällt Gesang sehr gut. Wenn Du Schwierigkeiten damit hast dann gefällt Dir Oper wohl nicht so?
Susanna
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 09. Nov 2004, 22:50

joerggr schrieb:
Was mich bei den meisten Gesangsinterpreten stoert, ist das uebermaessige Tremolo. Das ist so stark manchmal, dass man die eigentliche Tonhoehe nur mehr erahnen kann. Ausserdem klingt es oft gepresst und unnatuerlich, besonders bei Sopran und Tenor.

Hallo Jörg,

Du hast doch aber auch schöne Beispiele genannt, wo eben dieses auch für mich unnatürliche Tremolo nicht vorkommt. Gerade in den Liederzyklen mit Interpretationen heutiger hervorragender Sänger wie z. B. Quasthof, Terfel, Goerne oder bei den hohen Stimmen wie Chr. Oelze findet man kein übertriebenes Tremolo. Über Fritz Wunderlich wurde hier schon so viel gesagt, daß seine Erwähnung nicht mehr nötig ist. Irgendwann war diese "Zittern" früher anscheinend mal beliebt, ist wohl zeitbedingt.
Zu den anderen Fragen kann ich nichts sagen, vielleicht gibt's ja Sänger hier.
Nicht direkt über das von Dir angesprochene Tremolo geht's hier, könnte Dich aber trotzdem interessieren:

http://www.musikerforum.de/vbulletin/showthread.php?t=1962

oder hier, da kommt allerdings F.- Dieskau nicht so bes. gut weg.

http://www.musikerforum.de/vbulletin/showthread.php?t=1976

Gruß,
Susanna
joerggr
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 10. Nov 2004, 02:00
Hallo Susanna,


Über Fritz Wunderlich wurde hier schon so viel gesagt, daß seine Erwähnung nicht mehr nötig ist.


Du hast voellig Recht. Ich habe gerade meiner Mutter eine Neuauflage von Wunderlich-Liedern geschenkt, das was ein begnadeter (und wohl viel zu frueh, da durch Unfall verstorbener) Saenger. Mir fallen auch noch andere ein: Hermann Prey, Christa Ludwig und an Erna Berger kann ich mich auch noch schwach erinnern. Und dann natuerlich die Gruppe aller Gruppen, bei denen so gut wie ueberhaupt nicht tremoliert wird: Die Kings Singers. Bei denen lasse ich mich sofort zum Gesang bekehren!

Ich habe allerdings mal in einem Orchester gespielt, und unser damaliger Dirigent war im Hauptjob Operndirigent und hat sich bitter ueber die Unfaehigkeit 'der meisten Saenger' beschwert, sauber zu singen. Aber woran das nun liegt, kann ich auch nicht sagen. Vielleicht weil viele meinen, sie koennten gut singen obwohl sie es eben nicht koennen. Bei der Geige hoert man das immer gleich...

Und was Oper betrifft: Sicher wuerden mir viele davon besser gefallen, wenn nicht so viel gesungen wuerde...

Gruss, Joerg


[Beitrag von joerggr am 10. Nov 2004, 02:02 bearbeitet]
Susanna
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 11. Nov 2004, 22:44
Hallo Jörg,

...bei denen so gut wie ueberhaupt nicht tremoliert wird: Die Kings Singers
die „Kings Singers“ sind ja so etwas wie ein kleiner Chor. Da verbietet es sich von selbst, wenn Einzelne stark tremolieren. Außerdem singen sie viele sehr alte Volkslieder, wo ein Tremolo einfach lächerlich wirken würde. In Laienchören hat man oft diese „herausragenden“ Einzelstimmen – schrecklich, sowohl für Mitsingende wie Zuhörer!
Es kommt auch, glaube ich, auf die Epochen an. In der Barockoper, bei Monteverdi z. B. höre ich auf meinen Aufnahmen bei den Sängern kein so starkes Tremolo wie manchmal bei späteren Liedgesängen. Auch bei den Bachkantaten u. Oratorien, die ich bisher live hörte, wurde sehr schlicht, aber geschmeidig gesungen. So was gefällt mir. Ein schönes Vibrato, wenig Tremolo, das, wie Du sagst, zum unsauberen Singen führt.

Und was Oper betrifft: Sicher wuerden mir viele davon besser gefallen, wenn nicht so viel gesungen wuerde...
Das meinst Du jetzt aber nicht ernst, Jörg! Dann kannst Du Dir den „Macbeth“ oder "Don Carlos" ja einfach auf der Sprechbühne ansehen…..

Bei der Geige hoert man das immer gleich...
Ich schließe aus dieser Bemerkung, dass Du Geige spielst, oder ?

Grüße,
Susanna

P.s. Ich sehe gerade Dein schönes Avatar. Was genau ist das? Ein Opernhaus?


[Beitrag von Susanna am 11. Nov 2004, 22:47 bearbeitet]
joerggr
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 12. Nov 2004, 06:01
Hallo Susanna,



Und was Oper betrifft: Sicher wuerden mir viele davon besser gefallen, wenn nicht so viel gesungen wuerde...

Das meinst Du jetzt aber nicht ernst, Jörg! Dann kannst Du Dir den „Macbeth“ oder "Don Carlos" ja einfach auf der Sprechbühne ansehen…..


Natuerlich mein ich das nicht ernst. War eher eine Anlehnung an Wilhelm Busch ('Musik wird als stoehrend oft empfunden...') oder so...

In der Tat habe ich mal Geige gespielt, dann auf Bratsche umgestiegen, da besagter Dirigent meinte, mit Bratsche kaeme ich in seinem Orchester eher durch. Das hat er dann aber spaeter bereut...

Habe aber schon seit gut 15 Jahren nicht mehr gespielt (vielleicht mal eines Tages wieder, wenn ich mehr Zeit habe).

Gruss, Joerg
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