Zimmermann, Bernd Alois: Die Soldaten

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op111
Moderator

#1 erstellt: 21. Mai 2010, 19:31

Ein Thread über dieses großartige Werk fehlt m.W.

wikipedia Die Soldaten

Ich nehme diesen Beitrag aus einem anderen Thread als Ausgangspunkt:
Gegenstand sind u.a. folgende Aufnahmen:

Bernd Alois Zimmermann
Die Soldaten
Regie: Harry Kupfer
Munkittrick, Shade, Vargas, Ebbecke, Cochran, Staatsorchester Stuttgart, B. Kontarsky (111 Min.)
Arthaus , FSK12, 1990

Schott: Diskografie

Link: Shop f. Sloane DVD

AladdinWunderlampe schrieb:

Bernd Alois Zimmermanns Soldaten sind eine der großartigsten Opern des 20. Jahrhunderts. Wenn man - wie (wenn ich mich recht entsinne) Martin - von Alban Bergs Wozzeck beeindruckt ist, sollte einem der Zugang zu der Ausdruckswucht der Soldaten eigentlich nicht unmöglich sein.

Harry Kupfers überaus bildkräftige Inszenierung, die übrigens in der Personenführung sehr genau auf die gestischen Qualitäten der Musik reagiert, dürfte dazu beitragen, auch den Hörern, die mit Neuer Musik nicht so sehr vertraut sind, die geballte Expressivität dieses Werkes eindrucksvoll zu vermitteln.

Musikalisch ist diese Aufführung des überaus anspruchsvollen Werkes gut, wenn auch die Sänger gelegentlich an ihre Grenzen geeführt werden. Hier ist die - ebenfalls auf DVD erhältliche - Inszenierung David Pountneys (musikalische Leitung: Steven Sloane), die mit der großartigen Claudia Barainsky als Marie aufwarten kann, etwas präziser und musikalisch souveräner. (Außerdem profitiert diese DVD vom 5.1-Surroundsound, der insbesondere die räumlich verteilten Instrumentengruppen einiger Szenen sowie die Tonbandzuspielungen im letzten Akt eindrucksvoll wiedergibt.)

Trotzdem scheint mir die Kupfer/Kontarsky-Einspielung weiterhin ein wichtiger Meilenstein in der Aufführungsgeschichte dieses Werkes zu sein. Ich habe als Jugendlicher die Soldaten im Rahmen einer Fernsehübertragung in genau dieser Version erstmals kennengelernt und war davon - trotz einiger Überforderungen - tief beeindruckt und fasziniert. Das Stück war für mich der Einstieg in eine heute währende Beschäftigung mit dem vielschichtigen und widersprüchlichen Werk Zimmermanns.

Insofern kann ich die DVD nur wärmstens empfehlen.

[Beitrag von op111 am 25. Mai 2010, 18:16 bearbeitet]

op111
Moderator

#2 erstellt: 21. Mai 2010, 19:43

AladdinWunderlampe schrieb:

Bernd Alois Zimmermanns Soldaten sind eine der großartigsten Opern des 20. Jahrhunderts. ... Das Stück war für mich der Einstieg in eine heute währende Beschäftigung mit dem vielschichtigen und widersprüchlichen Werk Zimmermanns.

Dem kann ich nur zustimmen.
Die Kontarsky-Einspielung steht mir nur als CD zur Verfügung.
Die Verfolgung und Differenzierung der gleichzeitig ablaufenden Prozesse ist auf diesem Medium naturgemäss schwierig.
Insofern hat die Bochumer Einspielung ihr akustisch einiges voraus, sofern man über geeignetes Equipment verfügt.
Dennoch kann die Konserve dennoch gerade in diesem Fall die Live-Aufführung nicht ersetzen - allein die Fahrten der Zuschauertribüne über die Bühne und zwischen den Orchestern hindurch waren ein einmaliges nicht nur akustisch faszinierendes Erlebnis.

Martin2
Inventar

#3 erstellt: 25. Mai 2010, 16:52

Hallo Franz,

wie an anderen Orten schon gesagt, gibt es diese Oper bei Zweitausendeins auf DVD zu einem akzeptablen Preis. Ich denke darüber nach, aber vielleicht nicht zu lange, sonst ist sie ausverkauft.

Ich begrüße jedenfalls diesen Thread und sollte ich mir die Oper zulegen, können wir uns darüber ja auch austauschen.

Gruß Martin

Martin2
Inventar

#4 erstellt: 25. Mai 2010, 21:05

So, ich habe den ersten Akt oder ersten Teil, wie auch immer, dieses Werkes gehört. Ich bin doch eigentlich gerne dabei geblieben, was aber an dem faszinierenden Stück von Lenz und der Inszenierung lag, sonst hätte ich es sicher nicht überstanden.

Zur Musik kann ich noch nicht wirklich etwas sagen. Die kleine Jazzszene hat mir gefallen - das war aber auch zu erwarten. Ansonsten unterscheide ich das instrumentale und das vokale. Während mich die Instrumentalen Teile in gewisser Hinsicht schon faszinieren, vermisse ich - das war zu erwarten - beim Gesang die wirkliche Sanglichkeit.

Na ja, ich werde jetzt mal den zweiten Teil hören. Ich fürchte zwar, daß diese Art von Musik nie zu meinen Lieblingen gehört, aber auf einen Versuch muß mans mal ankommen lassen.

Gruß
Martin

op111
Moderator

#5 erstellt: 26. Mai 2010, 18:07

Martin2 schrieb:

Während mich die Instrumentalen Teile in gewisser Hinsicht schon faszinieren, vermisse ich - das war zu erwarten - beim Gesang die wirkliche Sanglichkeit.

Geht mir auch so. Der "instrumentale" Gesang ist sicher für die Sänger höchst anstrengend (vielleicht sogar stimmgefährdend).
Sich im Gedächtnis einprägende Themen/Phrasen und die Textverständlichkeit - bei Literaturopern vielleicht nicht ganz bedeutungslos

- sind seit Arnold Schönberg rare Ausnahmen geworden.

Martin2
Inventar

#6 erstellt: 28. Mai 2010, 22:18

Hallo Franz,

ich habe mir auch den zweiten Teil der Oper noch angehört und fand das Ende irgendwie eindrucksvoll. Ich werde mir die Oper aber sicher irgendwann noch mal anhören, zumal mir auch Libretto und Inszenierung sehr zusagen.

Allerdings empfinde ich es als noch moderner als meinetwegen Wozzeck. Die Musik hat für mich teilweise geräuschhaften Charakter. Allerdings will ich sie deshalb noch nicht abwerten, vielleicht ist auch hier einfach öfteres Hören von Nöten.

Gruß
Martin