Wolkenstein, Oswald von: ...und andere mittelalterliche "Liedermacher" auf Tonträger

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Alfred_Schmidt
Hat sich gelöscht

#1 erstellt: 09. Jun 2004, 19:37

Hallo,

Mitelalterliche Musik spielte in meiner Sammlung nie eine allzugroße Rolle, aber einiges war schon in meiner Jugend vorhanden.

So hatte ich schon in meinen jungen Jahren diese Aufnahme des Minnesängers Oswald von Wolkenstein (1377-1475)

<img src="http://edessa.topo.auth.gr/pub/mp3/REFLEXE1/99/01-Reflexe.jpg" border=1 >

Ich weiß nicht wie ich diese Musik beschreiben soll, oftmals als melancholischen Sprechgesang.
Jedenfalls versetzte sie mich emotionell ins Spätmittelalter. Bei dieser Ausgabe war auch eine Übersetzung der besseren Textverständlichkeit, zusätzlich zum Orginal beigefügt, die er erleichterte den Inhalt zu verstehen.

Nun wollte ich dieses Euvre wiedrbeleben. Diese Platte ist zwar als CD wiederaufgelegt worden, aber EMI gibt sie nur im Rahmen einer Kassete ab, und so weit gieht meine Begeisterung wohl kaum, 5 oder 6 mittelalterliche CDs auf eine Streich zu kaufen.

Es war nicht ganz leicht, aber schließlich habe ich einen, wie ich glaube, ädiquaten Ersatz gefunden:

<img src="http://www.jpc.de/image/cover/front/0/5161403.jpg" border =1>

Von "Ersatz" kann man, wie ich eben via Kopfhörer, höre nicht sprechen, denn obwohl etliche Lieder auf beiden Aufnahmen identisch sind, ist es dennoch die Mehrheit nicht. Zudem ist der Interpretationsansatz ein anderer, bisweilen sogar die Aussprache dieser spätmittelalterlichen Texte..
126 Lieder sind von Oswald von Wolkenstein, abgeteilt auf zwei Sammlungen erhalten, einstimmige und mehrstimmige, mit teilweise historisch sehr aufschlußreichen Texten. Das 19 Jahrhundert, das sich sehr mit dem Mittelalter (wie man es damals sah) befasste, konnte mit OvW zumeist nichts anfangen, zu skurill und fremd erschienen manche Lieder, teils mit verdrehter Sprache und eigenen Wortschöpfungen.

Empfehlungen von Ähnlichem, auch von anderen Minnesängern und "Liedermachern" Verfasstem wird gern gesehen.

Gruß
aus Wien
Alfred

Susanna
Hat sich gelöscht

#2 erstellt: 09. Jun 2004, 21:43

Hallo,

Wolkenstein war ein toller Dichter, seine Sprache modern und herrlich frech bis anzüglich; er nimmt stilistische Mittel unserer Zeit vorweg. Deshalb wurde er auch erst vor einigen Jahrzehnten "entdeckt".
Hier eines seiner schönsten Gedichte, zugleich eine Art Bekenntnis:

Ich han gelebt wol vierzig jar leicht minner zwai
mit toben, wüeten, tichten, singen mangerlai;
es wär wol zeit, das ich meins aigen kinds geschrai
elichen hört in ainer wiegen gellen.
So kan ich der vergessen nimmer ewikleich,
die mir hat geben muet auff disem ertereich;
in all der welt kund ich nicht vinden iren gleich.
auch fürcht ich ser elicher weibe pellen.
In urtail, rat vil weiser hat geschätzet mich,
dem ich gevallen han mit schallen liederlich.
ich Wolkenstain leb sicher klain vernünftiklich,
das ich der welt also lang beginn zu hellen.

Ich denke, es ist gar nicht so schwer, die Zeilen ins Neuhochdeutsche zu bringen! Dann ist allerdings der Reiz dahin!

Einen ganz kurzen Höreindruck, wie solche Lieder damals vielleicht geklungen haben mögen, kann man hier gewinnen:

http://www.aeiou.at/aeiou.music.5.1/050107.htm
Auf der Seite kann man auch das neulich erwähnte "Innsbrucklied" von Isaac kurz anhören.

Gruß,
Susanna

P.s. Ich hoffe, es ist erlaubt, hier Musik mit ein wenig Literatur zu verknüpfen!