Williams, John: Was haltet ihr ihm?

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shizoMcfren
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 24. Nov 2005, 20:16
Ich wollte mich auf diesem Weg mal umhören, was andere "Musikexperten" von diesem Meister der Filmmusik halten.

Für mich ist Williams der bedeutendste symphonische Komponist des 20/21 jhd. , seine Themen bleiben mir oft länger im Kopf als der jeweilige Film selbst und auch seine nichtfilmischen Kompositionen sind einfach kongenial (z.B. die Olympische Fanfare)
Meine Lieblingsstücke sind das Hauptthema aus Schindlers Liste (hör ich immer noch wenn ich traurig bin ), Flight to Neverland aus Hook, Across the Stars aus Star Wars (Liebesthema), Sowie die Harry Potter Scores und natürlich Jurassic Park.

Auch von ihm sind u. a. Indiana Jones, Kevin allein..., Der weiße Hai, Minority Report, Die Musik zum Dreamworks-logo (kleiner junge wirft Angel ins Wasser), Sieben Jahre in Tibet und jetzt brandneu "Die Geisha" mit u. a. Yo Yo Ma als Solist!

Sagt ihr was ihr von ihm haltet! Ich finde ihn einfach nur genial!

Gruß ShizoMcfren
antiphysis
Stammgast
#2 erstellt: 24. Nov 2005, 22:07
Nachdem John Williams bislang keine Symphonie geschrieben hat, lässt er sich schwerlich als "symphonischer Komponist" bezeichnen.

Als Filmkomponist ist er allerdings bedeutend und ausgesprochen fleißig; für diese Branche auch recht vielseitig und immer wieder sehr originell. Zudem ist er ein sehr guter Orchestrator.
Was ihn sehr positiv von seinen Kollegen unterscheidet, ist die Tatsache, dass er sich bei anderen Komponisten nicht einfach so bedient (also klaut). Gelegentlich gibt es sehr schön verarbeitete Zitate.

Außerhalb der Gebrauchsmusik ist der Komponist Williams eher sporadisch aktiv. Er war bzw. ist aber als Dirigent tätig (Boston Pops).

Unter den Filmkomponisten würde ich Williams einen relativ hohen Rang einräumen (getopt wird er für mich auf alle Fälle von Bernard Herrmann, der deutlich mehr Rafinesse besaß).

Als klassischer Komponist ist er aus verschiedenen Gründen von eher nachrangiger Bedeutung:
- Sein Oeuvre ist in diesem Bereich einfach extrem schmal.
- Sein eigener Stil ist spätromantisch orientiert, daher von der musikalischen Entwicklung überholt (dass Williams anders könnte, hat er immerhin in "Close Encounters" gezeigt, aber eigentlich ist es nicht seine Sache).
- Seine Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Tendenzen ist eher vernachlässigbar.

Da wir gerade bei der Kombination Film- und "klassischer" Komponist sind:
Schostakowitsch war beides - und ist wohl einer der bedeutendsten Symphoniker des 20. Jahrhunderts.
Auch Henze war übrigens in beiden Genres unterwegs, auch er ist ein bedeutender Symphoniker.
Etc. pp.

Grüße
Tannhaeuser
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 25. Nov 2005, 19:29
Hallo!
Die Antwort kann man so gelten lassen. Williams der Symphoniker - da könnte man meinen, daß da jemand nochnie Namen wie Mahler, Schostakowitsch, Prokofiew etc. gehört hat . Seine Bedeutung für die Filmmusi kist unbestreitbar ; und unter den Lebenden dürfte er sicher neben Howard Shore, Morricone und noch ein oder zwei Anderen der bedeutendste sein. Zu den großen klassischen Komponisten, die schon genannt wurden, muß in jedem Fall noch Korngold hinzugefügt werden. Man nahm ihm seine Hollywood-Zeit später ebenso übel wie die Tatsache, daß er Jude war ; das ändert aber nichts daran, daß das Violinkonzert, die Symphonie und einige Kammermusikwerke unbestreitbar großartige Stücke sind - und von den Opern willich gar nicht erst anfangen ("Die tote Stadt" ist eines meiner Lieblingswerke, und auch das "Wunder der Heliane" ist sehr bedeuteund. Übrigens ist auch Williams ein großer Korngold-Bewunderer, und das Thema aus "Star Wars" spielt explizit und bewußt auf Korngold an (ich glaube auf das Hauptthema aus "The private life of Elizabeth and Essex", aber da kann ich mich irren).
antiphysis
Stammgast
#4 erstellt: 25. Nov 2005, 20:42
An Korngold hatte ich gar nicht gedacht (von den anderen ganz zu schweigen). Allerdings schätze ich doch erheblich mehr seine Schaffen in der absoluten Musik.
Das könnte bei Filmmusik vielleicht generell das Problem sein. Es handelt sich in glücklichen Fällen um sehr gute Gebrauchmusik; in seltenen Fällen kann sie auch für sich bestehen - dafür ist sie aber vom Ansatz her eigentlich nicht gedacht. Umso erfreulicher, wenn sich Filmmusik einmal vom Film emanzipieren kann.
Interessant finde auch die Parallele zu Ballett-Musik, die ja zumeist nicht ohne Weiteres für sich, verabsolutiert, stehen kann.

Grüße
musiccreator
Ist häufiger hier
#5 erstellt: 25. Nov 2005, 22:53
Da John Williams lediglich nur eine Symphony geschrieben hat
(übrigens genauso wie Bernard Herrmann, Miklos Rozsa und Erich Wolfgang Korngold), müsste er sich jetzt noch anstrengen, um später einmal als Symphoniker bezeichnet zu werden. Dass seine Musik nicht unbedingt als zeitgenössisch gelten kann, ist für mich kein Manko, weil ich oft den Eindruck habe, dass avandgardistische Techniken oder Werke nicht garantieren, dass sie mehr Originalität besitzen als tonale Kompositionen.
Natürlich lässt sich Filmmusik nur schwer vom Film trennen, aber ich glaube selbst so ein Genie wie Richard Wagner würde sich im Grab umdrehen, wenn man seine Opern
(abgesehen von seinen Zwischenspielen und Overturen) vom Text / Geang separieren würde.
shizoMcfren
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 25. Nov 2005, 23:24
Da bin ich ja mit "symphonisch" ganz schön ins Fettnäpfchen getreten
Ich will ihn keinesfalls mit den oben genannten Klassisch/Romantischen Komponisten vergleichen, da meiner Meinung nach ein solcher Vergleich weder angebracht noch wirklich möglich ist.

Aber ich bezog "symphonisch" eher auf die Interpreten, d.h in den meisten Fällen ein Symphonieorchester
(nicht etwa wie bei Mediaventures-Kollege Zimmer)

Und Korngold ist natürlich auf seine ganz eigene Art wunderbar!
Zweck0r
Moderator
#7 erstellt: 25. Nov 2005, 23:52
Hi,

das Jurassic Park-Thema gefiel mir nicht so gut, die Musik für Harry Potter dafür umso besser. Mit der hat er es sogar geschafft, erfolgreich in Danny Elfmans Revier zu wildern

Grüße,

Zweck
Ifukube
Stammgast
#8 erstellt: 26. Nov 2005, 02:15
Der gute Mann hat im Übrigen auch ein Violinkonzert geschrieben und ein Werk, das sich "Treesong" nennt (auch für Violine und Orchester). Während Treesong voll die oben angeführte Beschreibung des spätromantischen Komponisten trifft, ist das Violinkonzert etwas moderner geraten (ohne allerdings die Grenzen der Tonalität zu sprengen). Gibts in zwei Aufnahmen: Einmal die Originalversion (mit Mark Peskanov) und auf der CD mit Treesong ist die überarbeitete Version (mit Gil Shaham).

Gruß,
Ifukube
antiphysis
Stammgast
#9 erstellt: 26. Nov 2005, 13:05

musiccreator schrieb:

Natürlich lässt sich Filmmusik nur schwer vom Film trennen, aber ich glaube selbst so ein Genie wie Richard Wagner würde sich im Grab umdrehen, wenn man seine Opern
(abgesehen von seinen Zwischenspielen und Overturen) vom Text / Geang separieren würde.

Fragen kann man Wagner natürlich nicht mehr. Dennoch hat der Niederländer Henk de Vlieger Parsifal, den Ring und den Tristan zu Orchesterwerken arrangiert. Immerhin Edo de Waart hat das ganze eingespielt.
Ich schwanke bei der Einschätzung zwischen Wagner als Fast Food und Versuch einer Synopsis.

Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren; auch ich zähle Williams zu den ganz Großen seiner Branche (Elfman übrigens auch. Ganz hervorragend finde ich beispielsweise, was er für Tim Burtons Filme geschrieben hat).

Grüße
embe
Stammgast
#10 erstellt: 26. Nov 2005, 13:55
Hi,
@ Tannhaeuser das Fanfaren Thema aus Star Wars
klaute Williams aus dem Sountrack Kings Row von Korngold,
ein Film mit Ronald Regan!!!
Gibt da noch einige Beispiele...


Gruß
embe
shizoMcfren
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 27. Nov 2005, 21:45
Wie schon oben erwähnt ist das Star Wars Thema als Hommage Williams an Korngold zu sehen.

Übrigens hat Stefan Raab die Olympische Fanfare als Intro für das Turmspringen gestern "missbraucht", hat das einer bemerkt?

Sehr interessant finde ich zum Teil auch Williams Ausflüge in den (hoffentlich springen mir die Experten nicht gleich wieder an den Hals) Jazz/Freejazz-Bereich, z.B. "Cantina Band" (SW), "The Knight Bus" (HP) oder das alternative "Holiday Flight" auf der Bonus-CD zu "Alone in New York"
Tucci
Schaut ab und zu mal vorbei
#12 erstellt: 28. Nov 2005, 12:30
Stefan Raab missbraucht so einige Stücke. Bei all seinen "Sportevents" benutzt er die Olympische Fanfare (wohl primär aus Ironie heraus) und bei anderer Gelegenheit benutze er zumindest in früheren Tagen gerne das Thema aus "The Untouchables".
Aber zu Williams. Ich finde auch dass er einen enormen Einfluss hat, zumindest in der Filmmusik. Vor ein paar Jahren hat sogar das Tonhalle Orchester in Zürich einen SPezielabend im Hauptbahnhof gegeben mit nur Filmmusik, darunter natürlich einiges von Williams. Wenn man mal bedenkt, welche Filmklassiker u.a. auch durch sein Zutun auf ehwig in unseren Herzen bleiben (E.T., Schindlers List, Jurassic Park, Star Wars, Harry Potter und noch fast Unzählige mehr), dann hat dieser Mann schon einen hohen Stellenwert in der heutigen Musik, da muss ich dem Kredo aller vorgängigen Schreiber beipflichten.
Man kann nur hoffen, dass uns dieser Mann noch einige Filme mit seinen Kompositionen versüsst...


[Beitrag von Tucci am 28. Nov 2005, 12:30 bearbeitet]
UmpaLumpa
Stammgast
#13 erstellt: 26. Aug 2007, 14:30
Da hier ja einige Experten versammelt zu sein scheinen:

Ist dieses Stück von John Williams und wenn ja welches?:

http://youtube.com/watch?v=gi_-D67Hxao&mode=related&search=

für Aufklärung wäre ich dankbar, obwohl ich mich mit Johnny auch ganz gut auskenne und ich auch schon ein paar Experten gefragt habe, hat noch keiner das Stück identifizieren können.

woher es schon mal nicht ist:

"A.I."
"Treesong"
"Yo Yo Ma plays J. Williams"
"Call of the Champions"


[Beitrag von UmpaLumpa am 26. Aug 2007, 14:35 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 26. Aug 2007, 18:03
Hi!

Könnte schon von ihm sein.
Vielleicht die (erweiterte) Musik zu einer Liebesszene zwischen Han Solo und Leia?

Grüße

Frank
UmpaLumpa
Stammgast
#15 erstellt: 27. Aug 2007, 00:08
puh,

also in nem Filmmusikthread wurde mir nun gesagt, dass es wohl nicht von williams ist, die Suche geht weiter...

UmpaLumpa
Stammgast
#16 erstellt: 27. Aug 2007, 01:01

embe schrieb:
Hi,
@ Tannhaeuser das Fanfaren Thema aus Star Wars
klaute Williams aus dem Sountrack Kings Row von Korngold,
ein Film mit Ronald Regan!!!
Gibt da noch einige Beispiele...


bitte mehr davon, bin sehr interessiert

embe
Stammgast
#17 erstellt: 27. Aug 2007, 09:59
Hallo,
noch 2 Beispiele:

Noch so ein Klau ist die Titelmusik (R. Edelman) zu Last of the Mohicans,
aus der 3. Sym 1. Satz des Finnen Erki Melartin.
Score von 1992, Sym. bei Ondine 1992 aufgenommen

Filmkomponisten bedienen sich gerne bei den klassischen Komponisten,
gerade auch von unbekannteren.
Viele der ehemaligen Ostblockkomponisten haben ungewollt Spuren in Soundtracks hinterlassen.

James Horner verwendet in Red Head den Chor aus Prokofievs
Oktober Kantate, die Philosophen.
Damals war das Werk nur Eingefleischten bekannt, als Melodia LP.
Der Film von 1988, 1. westliche Einspielung 1992 Järvi/Chandos.

Gruß
embe
UmpaLumpa
Stammgast
#18 erstellt: 27. Aug 2007, 15:38

embe schrieb:
Hallo,
noch 2 Beispiele:

Noch so ein Klau ist die Titelmusik (R. Edelman) zu Last of the Mohicans,
aus der 3. Sym 1. Satz des Finnen Erki Melartin.
Score von 1992, Sym. bei Ondine 1992 aufgenommen

Filmkomponisten bedienen sich gerne bei den klassischen Komponisten,
gerade auch von unbekannteren.
Viele der ehemaligen Ostblockkomponisten haben ungewollt Spuren in Soundtracks hinterlassen.

James Horner verwendet in Red Head den Chor aus Prokofievs
Oktober Kantate, die Philosophen.
Damals war das Werk nur Eingefleischten bekannt, als Melodia LP.
Der Film von 1988, 1. westliche Einspielung 1992 Järvi/Chandos.

Gruß
embe



ah danke, ich war im speziellen an Plagiaten/Zitaten von williams interessiert, habe mir sogar extra die CD von Howard hanson 2. Symph. bestellt um vergleichen zu können, sogar Kings Row hab ich mir angehört.



[Beitrag von UmpaLumpa am 27. Aug 2007, 15:39 bearbeitet]
sound67-again
Gesperrt
#19 erstellt: 13. Sep 2007, 23:07

antiphysis schrieb:
Nachdem John Williams bislang keine Symphonie geschrieben hat, lässt er sich schwerlich als "symphonischer Komponist" bezeichnen.


Falsch. John Williams hat zwei Symphonien geschrieben, von denen zumindest die erste auch in London (unter André Previn in den 70ern) aufgeführt wurde.

Thomas
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