Ligeti: Ligeti und die Dampfmaschine - Newbie sucht Aufnahme

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uesse
Neuling

#1 erstellt: 11. Mrz 2007, 17:53

Hallo liebe Leute,

zum Einstand komme ich direkt mit einem Problem, bei dem mir diverse Klassikhändler meiner Umgebung nicht weiterhelfen konnten. Deshalb versuche ich nun das geballte Wissen dieses Forums anzuzapfen.

Also, es geht um unseren ungarischen Freund Ligeti. Ich bin auf der Suche nach einer Komposition, die einer mir äußerst wichtigen Bekannten seinerzeit das Herz aufgehen ließ. Bis heute hat sie dieses Werk Ligetis nirgendwo "finden" können.

Nun ja, das Finden gestaltet sich auch schwierig, denn für mich gibt es nur einen Anhaltspunkt:
"Es klingt wie eine anfahrende Dampflok/Eisenbahn."

Hmm, sehr präzise, oder? Kennt sich jemand mit dem Werk von Ligeti aus und könnte mir einen Tip geben? Ich bin mir ziemlich sicher, dass "es klingt wie" bedeutet, dass Herr Ligeti tatsächlich die Geräuschkulisse einer Dampflok reproduziert hat. Existiert ein derartiges Stück?
Und wenn nicht: Gibt es eine harmonischere Variante, die an eine Eisenbahn erinnert?
Drittens: Wenn es nicht Ligeti war (wäre schon peinlich), gibt es andere Kompositionen, die Züge zum Leben erwecken (mir fällt spontan nur Steve Reich ein)?

Vielen Dank schon mal im voraus!

snafu

WolfgangZ
Inventar

#2 erstellt: 11. Mrz 2007, 18:25

Hallo,

mit Ligeti kann ich zumindest spontan nicht weiterhelfen, aber zwei berühmte orchestrale Tondichtungen der klassischen Moderne, die sehr naturalistisch das Flair einer Eisenbahnfahrt wiedergeben, könnte ich nennen:

Arthur Honegger, Pacific 231
Villa-Lobos, Finalsatz aus "Bachianas brasileiras Nr. 2"

Gruß, Wolfgang

AladdinWunderlampe
Stammgast

#3 erstellt: 11. Mrz 2007, 19:48

Hallo,

dass Ligeti in naturalistischer Weise Lokomotivgeräusche vertont hätte, ist mir bisher unbekannt gewesen und scheint mir im Übrigen auch nicht recht zu seinem sonstigen Komponieren zu passen. Insofern wäre ich neugierig, um welches Stück es sich wohl handeln könnte.

Neben den bereits von Wolfgang erwähnten Werken fallen mir noch einige weitere ein, die in den Themenbereich "Eisenbahn" passen könnten:

Ernst Krenek komponierte für die 9. Szene des zweiten Teils seiner Oper Jonny spielt auf zwar nicht die Geräusche einer anfahrenden, aber wenigstens diejenigen einer in den Bahnhof einrollenden, also langsamer werdenden Lokomotive - die allerdings trotzdem noch schnell genug ist, einen der Protagonisten der Oper zu überfahren...
Eine empfehlenswerte Aufnahme der gesamten - meines Erachtens freilich überschätzten - Oper findet sich beispielsweise in der Reihe "Entartete Musik" [Heinz Kruse, Alessandra Marc, Krister St. Hill, Michael Kraus, Marita Posselt; Leipziger Opernchor, Gewandhausorchester Leipzig, Leitung: Lothar Zagrosek; Decca 436 631-2].

Und im Bereich der elektroakustischen Musik sind Eisenbahn-Geräusche seit jeher ein beliebter Gegenstand der Komposition. Das klassische Beispiel hierfür lieferte 1948 Pierre Schaeffer mit seiner (im wahrsten Sinne des Wortes) bahnbrechenden, damals freilich noch mit primitivsten technischen Mitteln realisierten Étude aux chemins de fer. Auf CD findet sich dieses kurze Stück unter anderem in einer 3-CD-Box mit dem Gesamtwerk Schaeffers: L‘Œuvre musicale; EMF CD 010 – Musidisc 292572

Weitaus spannender klingen freilich einige später entstandene elektroakustische Arbeiten mit Eisenbahnklängen: so beispielsweise das wunderbar poetische Espace / Escape aus dem 1982-1989 entstandenen, dreiteiligen Cycle de l'errance von Francis Dhomont [empreintes DIGITALes IMED 9607] und einige Arbeiten von Gilles Gobeil, z. B. Point de Passage (1997) und Nuit cendre (1995) [Gilles Gobeil: … dans le silence de la nuit…, impreintes DIGITALes IMED 0155). Die CDs von Dhomont und Gobeil gibt es hier:

electrocd

Eine gute Reise im akustischen ICE wünscht
Aladdin

[Beitrag von AladdinWunderlampe am 11. Mrz 2007, 19:55 bearbeitet]

JohnD
Stammgast

#4 erstellt: 11. Mrz 2007, 20:35

Es gibt auch noch ein knuffiges KLavierstück von Charles-Valentin Alkan "Le Chemin de Fer". Außerdem noch eine Klaviersuite von Rossini (aber dem wird dann schlecht und außerdem gibt's einen Unfall...)

WolfgangZ
Inventar

#5 erstellt: 11. Mrz 2007, 20:58

Hallo, miteinander!

Wenn auch Aladdin nicht wirklich helfen kann ...

Ich hab noch was Hübsches, das ich auch selbst spielen kann, einen Marsch-Rag von Scott Joplin unter dem Titel "Crush Collision March". Gegen Ende kommt plötzlich ein Sextakkord in Kontralage, davor Prallersignale, dazu kurze Kommentare über dem Notentext: ein Eisenbahnunfall! Statt des Sextakkordes spiele ich immer gleich ein Cluster!