Onkyo TX-SR507 Schutzschaltung defekt?

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schemus
Neuling
#1 erstellt: 29. Aug 2014, 09:59
Hallo,

ich habe einen Onkyo TX-SR507 auf dem Tisch, der sich nicht einschalten lässt. Es war eine Endstufe (Surround R) mitsamt der Treiberstufe defekt. Diese habe ich ausgetauscht, doch es gibt noch ein Problem mit der Schutzschaltung. Da ich dem ServiceManual keine tiefergehenden Informationen zu der Schaltung entlocken kann, hoffe ich, dass mir hier jemand helfen kann.

Fehlerbeschreibung:

- nach Druck auf die STBY-Taste, zieht das Relais (RL901) auf der Netzplatine kurz an und fällt dann wieder ab
- kein auffälliger Stromverbrauch, etwa 1-1,5 A Einschaltstrom im Moment wenn das Relais anzieht.
- STBY LED blinkt
- Relais für die Spannungsversorgung der Endstufen (RL6001 + 6002) ziehen nicht an, Q6707 ist nicht defekt und bekommt kurzzeitig 3,3V auf die Basis, 24V liegen am Kollektor an. Ich denke der Intervall ist zu kurz als das da was mit den Relais passieren würde.

Kann mir jemand was zu den Soll-Spannungen auf folgenden Leitungen sagen?
- VOLH
- SEC1H
- IPROTECT
- VPROTECT

Gibt es weitere Hinweise, die meine Suche zum Erfolg führen könnten?

Viele Grüße
schemus


[Beitrag von schemus am 29. Aug 2014, 11:07 bearbeitet]
bukongahelas
Inventar
#2 erstellt: 29. Aug 2014, 17:29
Es gibt einige Endstufen in dem Gerät . Im Focus steht die reparierte .
Schon wenn eine zuviel (mehr als ca +-1 VDC) bringt , schaltet die Protection kollektiv ab .
Das ist/sind die Leitung(en) VPROTECT .
Messe (mit mehreren Multimetern) den DC-Offset jeder Endstufe .
Ein möglicher Meßpunkt VOR dem LS-Schutzrelais sind die Luftspulen des Boucherot Antischwing Gliedes ,
also die direkten Endstufenausgänge (gegen Masse gemessen) .
Dann gibts noch IPROTECT , offenbar eine Überstrom Schutzschaltung .
Spricht wohl bei zuviel Ausgangsleistung oder Kurzschluß an .
Hängt auch mit dem Ruhestrom=Bias zusammen ,
den man ebenfalls messen kann ,
als Spannungsabfall (wenige mV) über den sehr niederohmigen Emitterwiderständen .
Siehe Service Manual , Prozedur zum Abgleich des Bias .
Hat man genug Multimeter , kann man ideal alle Offsets und Bias gleichzeitig
beim PowerOn bevor Prot anspricht beobachten und die vermutlich defekte Endstufe lokalisieren .

Mit Netzstelltrafo oder in Netzleitung vorgeschalteter 230V Glühlampe kann man die Schließerkontakte
des Main Trafo Relais (Operation Mode) testweise kurzschließen und den Operation Mode erzwingen .
Dann die Netzspannung langsam erhöhen , die Railspannungen an den Kollektoren der Endtransistoren messen
und die Endstufen (Offset+Bias) beobachten .
Optional kann man in den Eingang einer Endstufe Sinus einspeisen und das verstärkte Ergebnis am Ausgang
mit Oszilloskop messen , so feststellen , ob alle Endstufen zumindest im Leerlauf (ohne Boxen) funktionieren .
Hier mit Vorsicht arbeiten , Netzspannung langsam erhöhen , denn man hat ja das Main-Relais als
Sicherungselement deaktiviert .

bukongahelas
schemus
Neuling
#3 erstellt: 30. Aug 2014, 10:50
Vielen Dank für die ausführliche und kompetente Antwort! So kann ich das Verhalten der Schutzschaltung gut nachvollziehen.

Ich werde die Sachen heute mal prüfen. Leider habe ich im Moment nur ein DVM, da werde ich meine Oszis dazunehmen. Da kann ich die Spannungsverläufe aufnehmen und die Kurven vergleichen, ich hoffe das funktioniert so. Mit den Ergebnissen melde ich mich wieder.

Bis dann...
schemus
bukongahelas
Inventar
#4 erstellt: 30. Aug 2014, 15:57
Oszi Kanäle an die Endstufenausgänge (Messung DC-Offset und Sinus Signal).
DMM über Emitterwiderständen (Bias Messung) anschließen .
Main Operation Relais überbrücken .
Netzspannung langsam erhöhen (Netzstelltrafo , notweise Glühlampe ) ,
an den Kollektoren der Endtransistoren die spiegelsymmetrischen DC-Railspannungen messen .
Ca +-10VDC reichen meist schon für die Funktion der Endstufe .
Typisch +-30 bis +-50 VDC je nach EndstufenMaxpower .
DC Offset und Bias beobachten .
Langsam anfahren , bei Anomalien abbrechen und Fehler stromlos auf Bauteilebene suchen .
Endstufe "schaukelt" sich bei steigender Netzspannung , also auch den DC Betriebsspannungen ,
auf DC-Null ein . Typischer Restoffset kleiner als 100mV max. Selten gibts ein Trimmpoti zum Feinabgleich .
Typischer Bias ist 50mA +-50% . Läßt sich aus dem Wert der Emitterwiderstände
und dem Spannungsabfall direkt über diesen R mit
I = U / R ohmsches Gesetz zurückrechnen , indirekte Strommessung .
Es müßte ein Bias Trimmpoti für genauen Abgleich geben .
Optional kann man direkt in die Endstufeneingänge Sinus aus Tongenerator oder Soundkarte
von null bis ca 1Vsinus 1000Hz einspeisen .
Am Endstufenausgang (Oszi) zeigt sich der um den ca Faktor x30 verstärkte Sinus ,
bei steigender Aussteuerung bis zum symmetrischen Clipping ,
Ausgangs Sinus übersteigt Railspannungen und wird beschnitten .
Alle bisherigen Tests sind ohne Last = Boxen .
Wenn alle Endstufen im Leerlauf identisches OK Verhalten zeigen ,
müßte auch die Protection freischalten , Relais anziehen .
Nun Kurzschluß des Main Operation Relay entfernen und normal starten .
Erst wenn auch das funktioniert Boxen anschließen .
bukongahelas
schemus
Neuling
#5 erstellt: 31. Aug 2014, 21:34
Hallo bukongahelas,

habe alle Tests wie empfohlen durchgeführt und keine, aber auch wirklich keine, Unregelmäßigkeit bei den Endstufen finden können. Nach dem Überbrücken der Relais der Spannungsversorgung, war auch kein ungewöhnliches Verhalten der Schaltung erkennbar. Sinus habe ich vorerst nicht eingespeist, da ich mir aus dem Ergebnis im Moment keinen Fortschritt mehr bei der Fehlersuche für das Ansprechen der Schutzschaltung erhoffe.

Ich sollte eher sagen für das fehlende Ansprechen der Schutzschaltung. Nachdem ich auf die beschriebene Art und Weise nichts finden konnte, habe ich das Gerät komplett vom Gehäuse befreit, so dass ich auf der Hauptplatine auch von unten unter Spannung messen konnte. So habe ich festgestellt, dass die Endstufen alle die von der Schutzschaltung benötigten Spannungen liefern, bis an die Basis der Schalttransistoren, nur findet hier kein Schaltvorgang statt. So wie ich die Schaltung verstehe, geben die während des Einschaltvorganges sowas wie ein Power_good-Signal an den µC und der findet das gut, solange das Signal aus den Kanälen high ist (3,3V), nur liefert die Schaltung keine high in dem aktuellen Zustand und so erfolgt durch den µC nicht die Freigabe und das Relais fällt wieder ab.

Ich werden die Tranisstoren wechseln. 2SC2712 und 2SA1163, beide SMD, habe ich aber nicht da. Mal sehen wer solche auf Lager hat. Die Beschaffung von Japan-Transistoren kann unter Umständen schwieriger sein als die Fehlersuche habe ich den Eindruck. Wenn ich Zeit habe, finde ich vielleicht auch Vergleichstypen, mal sehen. Danke erstmal bis hier. Die Anweisungen haben mir sehr beim "Verstehen" der Schaltung geholfen!

Viele Grüße
schemus
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