Restauration und Neuabstimmung einer Arcus TL-500

+A -A
Autor
Beitrag
not0815
Inventar
#1 erstellt: 16. Mrz 2025, 16:32
Ein Eigner einer Arcus TL-500 bat mich seiner in die Jahre gekommenden Arcus TL-500 Lautsprecher anzunehmen und zu restaurieren.
Vielleicht sind die hiesigen Ergebnisse auch für andere Arcus Besitzer von Interesse.

Die TL-500 war das zweitgrößte und zweitteuerste Lautsprechermodell das Arcus in den 1980-Jahren produzierte. Bestückt mit hochwertigen Vifa, Seas und ITT-Nokia Chassis sowie einem japanischen Magnetostaten und einem aufwendigen Gehäuseaufbaus mit einer Transmission-Line - was auch in der Preisklasse der TL-500 ein ungewöhnliches, weil kostenintesives Merkmal darstellt - sind gute Voraussetzungen für eine Gute Box gelegt. Bei einer 5-Wegebox wie der TL-500 ist eine sehr gute Auslegung der Frequenzweichen aber zwingend erforderlich.



Mit der originalen Weichenschaltung klingt die Arcus TL-500 im ersten Eindruck recht gefällig. Bei genauerem Hören fallen dann aber schnell die Schwächen und Fehler der originalen Abstimmung auf. Die Wiedergabe hat eine deutliche Betonung der unteren Mitten und der Höhen. Auch scheint die Wiedergabe ähnlicher Frequenzen sich vertikal weit über die Box nach unten zu verteilen. Gesangsstimmen, insbesondere tiefe Männerstimmen - scheinen aus Richtung des Boden zu kommen. Einen klaren Ort, wo die "Musi spielt", läßt sich nicht so richtig bestimmen. Die Musik kommt irgendwie wie aus einer "Kiste", der Klang löst sich nicht so recht vom Lautsprecher. Die Auflösung einzelner Instrumente und die Abbildung im Raum sind für eine Box dieser Preisklasse schlecht. Dies zeigte sich besonders im direkten Hörvergleich mit in diesen Kategorien sehr guten Vergleichsboxen. Bei Betrachtung des originalen Weichenschaltbildes läßt sich das klangliche Ergebnis bereits erahnen.

Die messtechnische Prüfung der originalen TL-500 oberhalb 200 Hz ergabt dann mit der originalen Beschaltung das zu befürchtende Bild. Aufgrund der sehr flachen Filterverläufe von elektrisch nur 6 dB/Oktave bedienen zwischen ca. 300 bis 7.000 Hz gleich drei Chassis die Wiedergabe parallel, ein 25-Zentimeter-Tiefmitteltöner, der 13-Zentimeter-Mitteltöner und eine 25-Millimeter Kalotte. So erklärt sich auch die Mittenbetonnug und die starke vertikale Verwaschung der Schallentstehung.

Eine neu entwickelte Frequenzweiche schafft Abhilfe.

Klangliches Ergebnis der Arcus TL-500 mit neu entwickelter Weiche:
Mit der neuen Weichenschaltung legt die TL-500 die Schwächen und Fehler der Originalversion ab und spielt nun mindestens zwei Klassen besser.
Die Box löst nunmehr die Einzelinstrumente und das musikalische Gesamtgeschehen deutlich besser auf. Eine echte Bühne ist nun auch vorhanden und deutlich gestaffelt. Das "breiige" Mitteltongeplärre der Originalversion ist vollständig verschunden. Die Tieftonwiedrgabe ist präziser und geht nochmals tiefer hinab. Durch die Neugestaltung der Weiche ist die neue Version der TL-500 als 4-Ohm Box zu klassifizieren.

Alle Details zur Restauration und Neuentwicklung der Frequenzweiche einer Arcus TL-500 sind unter winboxsimu.de/restauration/rest_arcus_tl500.html zu finden.

Grüße aus Berlin
Sven
shabbel
Inventar
#2 erstellt: 16. Mrz 2025, 20:22
Was für ein Aufwand. Dass es bei einigen Arcus Modellen klangliche Schwächen gibt, war mit bekannt. Hier war ja ein Frequenzloch bei 700 Hertz vorhanden. Sowas klingt immer übel. Wobei ich mich frage, ob das vielleicht durch Elkoalterung hervorgerufen wurde. Das Bassfundament bei den grossen Arcus mit diesem Reflexkanal ist ja phänomenal. Ist Dir bekannt, dass das Dämmaterial auch relativ gepackt in den Kanal kommt? Mit stark gefülltem Kanal klingt es gepflegter, mit offenerem Kanal wird es bassgewaltig.

Meine letzte Lautsprecheranschaffung hatte den Mitteltöner mit 22 µF erster Ordnung abgetrennt. Die Elkomessung ergab aber 28 µF. Das war der entscheidende Tuningschritt. Jetzt klingen die Lautsprecher akzeptabel.
flexiJazzfan
Inventar
#3 erstellt: 18. Mrz 2025, 13:49
Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass erstens ein imposant aussehender Lautsprecher doch auch anspruchslos konstruiert sein kann und dass zweitens in der Frequenzgangmessung manche hörbaren Schwächen einfach verborgen und nicht erkennbar sind. Auch der Hinweis auf die ungünstigen Gehäusekanten ist nicht unwichtig, glaubt man doch beim Design vieler moderner Säulenlautsprecher über altbekannte akustische Probleme hinwegsehen zu können.

Ein klarer Fall der zeigt, warum manchmal weder das Herumrücken der LS noch Dirac noch Basotec zu einem guten Stereoerlebnis führen können.

Gratuliere!
Gruß
Rainer
Suche:

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder929.582 ( Heute: 5 )
  • Neuestes MitgliedSteffen.Schneider
  • Gesamtzahl an Themen1.560.776
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.759.649

Top Hersteller in Lautsprecher und Subwoofer Widget schließen