Klangdynamik am Verstärker was genau ist das

-Cassius- schrieb:

... Was genau ist die Klangdynamik eines Verstärkers?

v.a. High-End-Geschwätz ;), entsprechend viel-deutig.

Technisch sind HiFi-Verstärker seit Jahrzehnten so perfekt, das da objektiv nichts /fast nichts passiert, solange der Amp nicht in die Übersteuerung (Clipping) getrieben wird.
Profigeräte haben dafür Clip-LEDs, frühere HiFi-Amps hatten Leistungsanzeigen, heute muss man raten...

Wie weit "aufgedreht" werden kann, hängt vom Eingangspegel ab.

Gruss,
Michael

Das ist Mumpitz. Das ist so ein Mumpitz, daß es schwer fällt, den Unsinn richtig zu stellen.

Dynamik, wie du richtig andeutest, beschreibt den Unterschied zwischen den leisesten u. lautesten Teilen von Audiodaten, die einem Verstärker zugespielt werden. Da ein gewöhnlicher Verstärker sicherlich keine Kompressoren eingebaut hat, die die Dynamik des Audiosignals beschneiden, reicht er einfach nur an die LS durch, was ankommt. Ein reiner Verstärker kümmert sich nicht um die Dynamik des ankommenden Signals und hat allenfalls Sicherungen eingebaut, die die Lautsprecher nicht mehr beliefern, wenn das ihre Zerstörung bedeuten würde (Gleichstrom). Vorher werden bei Transistorverstärkern aus zu hohen Signalen ziemlich unangenehme Verzerrungen, bei Röhrenverstärkern von manchen als angenehm beschriebene Verzerrungen u. bei Digitalverstärkern von den meisten als unerträglich beschriebene Verzerrungen.

Viele moderne AV-Receiver haben wohl Limiter- und Kompressorenschaltungen eingebaut, was vielleicht sinnvoll ist, aber die Dynamik halt beschneidet. Ansonsten geht es eigentlich nur um Leistung u. Watt. In einem 20 qm Raum wird ein 2 x 200 W Verstärker, an den Boxen angeschlossen sind, die diese Leistung vertragen, kaum je an seine Grenzen gelangen, solange der Hörer nicht vollkommen taub ist. Es ist aber auch für jeden Verstärker eine Situation herstellbar, in der selbst 20000000000 Watt nicht ausreichen.
Und 97% aller heute kaufbaren Musik besitzen überhaupt keine Dynamik mehr, da im Lautheitskampf alles auf den höchst erreichbaren Pegel zusammengedrückt wurde.

Stell dir Folgendes vor: Du stellst ein Mikrofon auf und nimmst ein fallendes Blatt auf, das langsam auf den Boden "aufschlägt". Du möchtest, dass man das Aufschlagen des Blattes auf deiner Aufnahme hört. So, als wäre alles um dich herum still und du würdest dein Ohr direkt darauf richten. Danach nimmt dein Mikrofon ein daneben startendes Flugzeug auf. Du möchtest die Originallautstärke des Flugzeugs unverzerrt aufnehmen und zwar so, dass der Lautstärkeunterschied zwischen dem Blatt und dem Flugzeug ohne Kompromisse erhalten bleibt (das wäre die ideale Dynamik); d.h. du musst die Aufnahme so aussteuern, dass das Flugzeug nicht verzerrt, dass man das Blatt aber immer noch hört und es nicht im Rauschen untergeht. Wenn du eine ideale Hifi-Anlage und Boxen hättest, würdest du das Ergebnis in den meisten Situationen unerträglich finden - zumindest aber deine Nachbarn.

Oder stell dir eine Oper vor: du möchtest glasklar hören, was ein Zuschauer in der 300sten Reihe seiner Nachbarin zuflüstert und das Hüsteln in der 400sten Reihe und stellst bei der Wiedergabe deine Anlage auch so ein. Und dann legt maximal das ganze Orchester los...
Das könnten zwar viele Verstärker u. die heutige Aufnahmetechnik relativ einfach realisieren; aber das würdest du nicht hören wollen bzw.: nachdem du es einmal gehört hast, würdest du soundso nicht mehr viel hören können.

Wie etwas Anderes als Leistung in Watt einem Verstärker zu mehr "Dynamik" verhelfen sollen, entzieht sich meinem Vorstellungsvermögen. Und wie oben beschrieben: in normalgrossen Räumen hat jeder 2x10 Watt Verstärker mit Boxen, die diese Nennleistung dauerhaft ertragen können, mehr Dynamik zu bieten, als 99% aller handelsüblichen Tonträger - von Radioprogrammen ganz zu schweigen - ihm jemals abverlangen werden.

LG,
Dirk