Die "Deep Jazz"-Abteilung

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Carsten_Fritz
Hat sich gelöscht

#1 erstellt: 03. Mai 2013, 01:26

Sagt mal ob sich das hier im Forum lohnt. Ein Deep Jazz Diskurs.

Deep Jazz ist alles was afro-amerikanischer Jazz in Bezug zum gesellschaftlichen beiträgt. Jazz als Sprachrohr.

Say it loud, I'm black and proud. Platten mit politischer Aussage; musikalischer Abgrenzung ("New Thing") und viel Gospel und Trommeln. Gnadenlose Ostinato Bass Lines oder voll freies Spiel. Und allem dazwischen. Eben einzigartigem was nur genau so von Afro-Amerikanern kommen kann. Eine Musik die wir nur beobachten können als Jazz-Fans in Europa. Spielen können wir derartiges nicht. Zumindest nicht glaubwürdig. Ich versuche es trotzdem immer wieder. "Strange Fruits". Billie Holiday. Was ein Bass. Was ein Text.

Es geht also um Musiker die in bekannten Threads im Forum leider keine Rolle spielen. Persönlich finde ich das sehr schade weil ich genau diesen Jazz für den berührendsten halte. Da gibt es Sachen, boah!

Die Blaupause für diejenigen die nicht verstehen worüber ich überhaupt schreibe könnte

We Insist: Freedom Now! von Max Roach sein.

.

Eine Hammer Platte auf Candid; mit etwas Forscherei auf CD und Vinyl zu bekommen. Mit Coleman Hawkins!

Wie gefragt: macht so ein Thema hier Sinn?

Sun Ra wäre dann ein Thema. Aber auch der späte John Coltrane. Und Muhal Richard Abrams.

Liebe Grüße

Carsten

[Beitrag von Carsten_Fritz am 04. Mai 2013, 02:48 bearbeitet]

arnaoutchot
Moderator

#2 erstellt: 03. Mai 2013, 06:35

Carsten_Fritz (Beitrag #1) schrieb:

Wie gefragt: macht so ein Thema hier Sinn?

Hallo Carsten, sicherlich ein interessantes Thema, aber ob es dazu viele User gibt, die etwas beitragen können/wollen, wage ich zu bezweifeln. Aber wir können es ja mal versuchen ...

Was genau willst Du erörtern ? Die gesellschaftlichen Auswirkungen oder konkrete Plattentipps ?

Gruss Michael

Mr._Lovegrove
Inventar

#3 erstellt: 03. Mai 2013, 07:44

Also mir fällt da spontan folgende ein:

Wynton Marsalis
From the Plantation to the Penitentiary
Blue Note

Die ist zwar eher als vertonte Geschichtstunde zu sehen, aber dennoch ein sehr beeindruckendes Dokument.

Micha_L
Stammgast

#4 erstellt: 03. Mai 2013, 13:15

Ziemlich aktuell,
Stone Raiders: "Truth to Power"

http://www.jpc.de/jp...o-Power/hnum/2495647

Gruß

Micha

Carsten_Fritz
Hat sich gelöscht

#5 erstellt: 03. Mai 2013, 23:55

Klasse! Fängt doch gut an!

Die gesellschaftlichen Auswirkungen hier zu erörtern könnte eventuell zu weit führen: das mir bekannte Schriftwerk reicht von "gar keinen" bis zur alleinigen Heiligsprechung des radikalen afro-amerikanischen "Free Jazz".

Natürlich soll und darf jeder seine Meinung schreiben. Ich persönlich bin etwas zurückhaltend: ich bin schlicht kein Afro-Amerikaner; und vor Ort bin/war ich (leider) auch nicht.

Andererseits sind natürlich einzelne Platten unbestritten wichtig für die Entwicklung des "Revolutionary Jazz & The Civil Rights Movement". Und etwas ist mir auch noch wichtig: es geht mir keinesfalls um einen umgekehrten Rassen-Quatsch. Es waren und sind Musiker aller Jazz-Szenen politisch unterwegs; Hautfarbe so was von egal.

Hier soll es um das Sulz in der Sappe gehen: die Sehnsucht nach einem gerechten Amerika ohne Rassentrennung, Diskriminierung und mit gleichen Chancen für alle Amerikaner. Ohne zu romantisieren. Das ist gar nicht so einfach.

Und da ist "afro-amerikanische" Sicht der Dinge oft musikalisch derart rattenscharf....yeah! Seit einiger Zeit meine Lieblings-Sammlung.

Weitermachen. Ran mit euren Favouriten diesbezüglich.

The revolution will not be televised.

Liebe Grüße

Carsten

[Beitrag von Carsten_Fritz am 04. Mai 2013, 03:09 bearbeitet]

Carsten_Fritz
Hat sich gelöscht

#6 erstellt: 04. Mai 2013, 01:04

Fables of Faubus
Charles Mingus

Oh, Lord, don't let 'em shoot us!
Oh, Lord, don't let 'em stab us!
Oh, Lord, don't let 'em tar and feather us!
Oh, Lord, no more swastikas!
Oh, Lord, no more Ku Klux Klan!

Name me someone who's ridiculous, Dannie.
Governor Faubus!
Why is he so sick and ridiculous?
He won't permit integrated schools.

Then he's a fool! Boo! Nazi Fascist supremists!
Boo! Ku Klux Klan (with your Jim Crow plan)

Name me a handful that's ridiculous, Dannie Richmond.
Faubus, Rockefeller, Eisenhower
Why are they so sick and ridiculous?

Two, four, six, eight:
They brainwash and teach you hate.
H-E-L-L-O, Hello.

,

darum geht es.

,

https://upload.wikim...ck_Nine_Monument.jpg

Auf

Mingus Ah Um erschien das Stück als nettes Instrumental; den Columbia Bossen war der Text wohl zu heikel.

Im Oktober 1960 entstand dann die Vokal-Version auf

Charles Mingus Presents Charles Mingus

Mal abgesehen vom Thema dieses Threads ist das einfach knackiger Jazz mit gewitzten Tempi-Wechseln und vier Recken mit einem richtig guten Tag.

Sehr zu loben ist das Vinyl ReIssue auf WaxTime; klingt super!

Liebe Grüße

Carsten

[Beitrag von Carsten_Fritz am 04. Mai 2013, 23:17 bearbeitet]

Carsten_Fritz
Hat sich gelöscht

#7 erstellt: 08. Mai 2013, 19:04

Unbedingt gehört das französische Label für durchreisende Afro-Amerikaner erwähnt:

BYG Actuel

Die hier relevanten Platten hatten ein einheitliches Layout und waren vorderseitig durchnummeriert.

,

Einiges gibt es als gute 180g Pressungen. Von geil bis irgendwie etwas merkwürdig ist alles am Start.

Wenn Ihr auf dieses Label im Plattenladen stoßt: zumindest 'reinhören!

Es lohnt sich!

Liebe Grüße

Carsten

[Beitrag von Carsten_Fritz am 08. Mai 2013, 19:10 bearbeitet]

Carsten_Fritz
Hat sich gelöscht

#8 erstellt: 13. Mai 2013, 23:17

Damit der Thread nicht in meinem Forscher-Klaps versinkt: hier eine phantastische LP die dem Jazz-Freund bekannt sein dürfte:

Die (weiße!) Jazz-Jornailie wollte mit einer Politisierung des Jazz nichts zu tun haben; die Beatniks waren schon schlimm genug; jetzt muckten gar die Schwatten auf. Die genauen Umstände gilt es sicher näher zu beleuchten, jedenfalls bekam Riverside-Boss Orrin Keepnews kalte Füsse,nahm die Platte vom Markt, strich Rollins' Liner-Notes und brachte sie neu heraus. So sah die dann aus:

,

Zack! Ein weiterer Nadelstich berechtigter Sorge die diesmal noch der "saubere Jazz" stoppen konnte. Diesmal noch.

Liebe Grüße

Carsten

[Beitrag von Carsten_Fritz am 14. Mai 2013, 23:03 bearbeitet]

traubenfluesterer
Ist häufiger hier

#9 erstellt: 13. Dez 2014, 19:09

Ich weiss zwar nicht, ob die Herrschaften irgendeine politische Message verbreiten, aber sicherlich ist dies eine Musik, wie sie nur von Farbigen gespielt werden kann.
$Omar Sosa \$

Dies ist richtig wildes Zeug, manche würden das als Free Jazz einstufen, aber wenn man genau zuhört, bzw. sich richtig mitreißen lässt, so erkennt man plötzlich einen unglaublichen Groove.

Gruß Traubenflüsterer

[Beitrag von traubenfluesterer am 13. Dez 2014, 19:10 bearbeitet]

*papamann*
Stammgast

#10 erstellt: 27. Sep 2016, 10:26

Eigentlich darf dieser Fred nicht sterben. Es gibt zu viele großartige Platten. Gerade bestellt:

https://images.hhv.de/catalog/new_shop_968x968/00044/44616.jpg

https://images.hhv.de/catalog/new_shop_968x968/00044/44614_1.jpg

https://images.hhv.de/catalog/new_shop_968x968/00170/170580.jpg

Ich werde berichten. Warum die Cover nur als Link auftauchen entzieht sich meiner Kenntnis.

Bezahlbares Vinyl. Diese "Byg Actuel"-Reihe ist ein ziemlicher Knaller.

Liebe Grüße

Carsten

[Beitrag von *papamann* am 27. Sep 2016, 10:37 bearbeitet]

*papamann*
Stammgast

#11 erstellt: 27. Sep 2016, 12:04

Für den Jazz-Freund ausgewählt:

Faszinierend. Nicht nur wegen den Jodel-Einlagen. Impulse! 9181. New York, Februar 1969.

Sehr schön auch der Vergleich mit Miles Davis dieser Tage. Oder mit dem Art Ensemble (of Chicago)

Beste Grüße

Carsten

mandonly
Ist häufiger hier

#12 erstellt: 03. Okt 2016, 12:12

Also Omar Sosa finde ich schon einmal Klasse.
Den Groove muss man nicht suchen - der wirft einen gleich um...

Wird demnächst als vinyl gesucht - läuft gerade per Stream.

Viele Grüße

oli