Überjazz 2013 Hamburg: Misch den Jazz auf

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christianS79
Stammgast
#1 erstellt: 24. Sep 2013, 20:21
Moin,

Vom 25.10. bis 27.10. gibts auf Kampnagel in Hamburg wieder Überjazz. Da gibt's zwischen klassischem Jazz, experimentellem und elektrischem alles gemischt auf den Teller, serviert parallel in 4 oder 5 Sälen.

Überjazz 2013

War bis jetzt 3 mal da und immer absolut begeistert. Selbst wenn nicht jeder Act etwas ist, findet man doch immer was geiles, oder zumindest sehr interessantes. Also wer weit vom Purismus entfernt ist sollte sich das nicht entgehen lassen.

War erst ganz begeistert dass Jose James im vorläufigen Line Up stand. Allerdings seh ich jetzt dass er am Sonntag spielt. Bis jetzt war das den großen Namen vorbehalten (Herbie H. zum Bsp). Leider muss man das 3-tage-Tcket dafür nehmen. Lohnen würde sich das aber, Zarah McFarlane und Ady Suleiman sind auch klasse. Man könnte fast meinen Gilles Peterson hat den Sonntag geplant.

Aktuelles Line Up:

Freitag, 25.10. ab 19:00

BRANDT BRAUER FRICK ENSEMBLE
NILS PETTER MOLVÆR & MORITZ VON OSWALD
HAUSCHKA & NIK BÄRTSCH
COLIN STETSON
GOGO PENGUIN
MARK DE CLIVE LOWE presents CHURCH feat. MIGUEL ATWOOD-FERGUSON
WILLIAM ADAMSON
JONO MCCLEERY
MELANIE DE BIASIO
EDWARD MACLEAN & ADOQUÉ
TONED
FISCHER SPANGENBERG QUARTETT
CURIOUS CASE



Samstag, 26.10. ab 19:00

VIJAY IYER TRIO
NDR BIG BAND feat. BILL FRISELL
YOUN SUN NAH & ULF WAKENIUS
ROCKETNUMBERNINE
WHISTLER & HUSTLER
KAIROS 4TET
IIRO RANTALA STRING TRIO
LITLLE ANNIE & PAUL WALLFISCH
SOUL REBELS
HILDEGARD LERNT FLIEGEN
BUNDESJAZZWERKSTATT
SANDRA HEMPEL 4-TETT
FELICE SOUND ORCHESTRA




Sonntag, 27.10. ab 19:00

JOSÉ JAMES
ZARA McFARLANE
ADY SULEIMAN


Na mal sehen, vielleicht darf ich doch 3 Tage hin
christianS79
Stammgast
#2 erstellt: 28. Okt 2013, 18:33
Überjazz-Nachlese:

Hier meine subjektiven Eindrücke vom diesjährigen Überjazz.

Freitag:

BRANDT BRAUER FRICK ENSEMBLE - Kam ich etwas spät dazu und hab leider nur ein (sehr geiles) Stück vom Ensemble mitbekommen. Toll gemacht. Dann gingen 7 Musiker von der Bühne und einer der 3 Namensgeber meinte "So, jetzt versuchen wir mal was anderes...". Tja, dann haben die 3 allein rumgeschraubt und es gab Techno auf die Mütze. Da bin ich dann wieder raus. Das war schade, ich hätte gern mehr vom Orchester gehört.

NILS PETTER MOLVÆR & MORITZ VON OSWALD - M.V.O. saß mit seinem Neffen im Hintergrund am Laptop und es sah aus als würden sie nur surfen. Der elektronische Klangteppich wirkte wenig rafiniert. N.P.M. hat durchaus toll gespielt und ich dachte mir "Sowas würde Miles heute wohl in etwa machen", aber es wurde schnell langweilig.

GOGO PENGUIN - Toll, ähnlich The Bad Plus. Aber nach einigen Stücken hat es mir gereicht, geht mir halt bei dieser Art Jazz so (Prog-jazz, glaub ich)

MARK DE CLIVE LOWE presents CHURCH feat. MIGUEL ATWOOD-FERGUSON - Hat mich ja schon interessiert. M.A.-F. hat die letzten Jahre sehr interessante Projekte gehabt, allem voran die J Dilla Interpretationen. Und zudem sollte Tawiah, eine fantatstische Neo Soul Sängerin, mit dabei sein. Aber gleich beim erstem Stück verging mir die Lust. Das war so unglaublich laut und krachig, dass man kein Instrument erkennen konnte und Angst um seine Ohren bekam. Das sollte nicht das einzige Mal sein bei diesem Festival...

WILLIAM ADAMSON - Für mich eine der beiden besten Neuentdeckungen des Festivalls. Experimenteller verschrobener Blues mit selbstgebasteleten Instrumenten. Aber wieder unglaublich laut und wummerig.

TONED - Oha, das war nix. Fast schon Deutsch-Pop würde ich sagen, bin nach einem Stück raus.

FISCHER SPANGENBERG QUARTETT - Wirklich gut, wirklich stimmig.

CURIOUS CASE - wow, die vier waren unter 20 würde ich sagen, tolle Leistung, mit das beste am Freitag!


Samstag

VIJAY IYER TRIO - Einfach genial. Nochmal besser als vor 2 Jahren. Das beste Konzert des ganzen Festivals für mich.

YOUN SUN NAH & ULF WAKENIUS - Wow, was für eine Stimme diese Frau hat! Viele Stücke etwas zu ruhig für meinen Geschmack, aber einfach sagenhaft gut. 2 flottere Flamenco-artige Stücke haben mir die Socken ausgezogen. Keine Ahnung warum sie nicht im größtem Saal gespielt hat, gab wohl Schwierigkeiten das mit Vijay Iyer zu timen. Sie hätte den K6 locker gefüllt! Ulf W. war auch toll an der Gitarre.

WHISTLER & HUSTLER - War ich gespannt wegen Rusconi's Beteiligung, aber war dann doch etwas entäuschend (und wieder extrem krachig)

KAIROS 4TET - Durchaus nett. Der Vergleich mit dem Cinematic Orchestra hinkt aber. Die Vokalisten (zumindest Marc O'Reily) waren zwar gut, haben für mich aber einfach nicht dazu gepasst.

SOUL REBELS - Hab nur kurz reingeschaut und wurde vom Schalldruck rückwärts wieder herausgetrieben. Aber schien musikalisch eher simpel.

FELICE SOUND ORCHESTRA - Der Trainingsanzuglook war ja ne spaßige Idee, aber ansonsten war das eher nix für mich. Das Rumgetanze des Chefs (der James Last zu seinem Vorbild erkoren hat) sowie des DJs gingen mir etwas auf den Keks, aber nicht so sehr wie der wieder mal schlechte, krachige laute Sound. So ging leider auch die bemerkenswerte Anna-Lena Schnabel von Curious Case am Saxophon im Krach unter.

Sonntag

ADY SULEIMAN - Wow! Ein (20-jähriger?) Bursche, begleitet von einem noch jüngerem Gitaristen, wahnsinniger Sänger (zwischen Folk, Jazz, Soul und Pop würde ich mal sagen). Phänomenal. Der könnte alles werden.

ZARA McFARLANE - Tolle Sängerin, ein großer Teil der Tracks hatte mir aber zu wenig Spannung. Ihre Musiker waren grandios. Der Drummer war an dem Tag wegen Krankheit ausgefallen und wurde mal eben durch Richard Spaven, einem der angesagtesten jungen Drummer ersetzt, der an diesem Abend auch mit Jose James auftreten würde. Gegen Ende des Konzert gab es drei ihrerer bekannteren Stücke mit etwas mehr Groove. Alles in Allem sehr nett. Das war das Konzert mit dem besten Sound. Der Saal (K6) hat eine Wahnsinnsanlage!

JOSÉ JAMES - Ich bin ja ein großer Fan, also hab ich mich darauf am meisten gefreut. War größtenteils auch sehr gut. Allerdings hat er es mit dem Vocal Scratching und Remixing (so würde ich es mal nennen) übertrieben. Park Bench PeoplePark Bench People hat er extrem schnell gesungen, und die Vocals extrem zerhackt, und später dabei A Love Supreme mit reingemixt. Etwas zu abgehoben, vor allem für das Setting (K6, ein großer Saal für ca. 1000 Mann, nur halb gefüllt, alle sitzen brav auf Stühlen, Altersdurchschnitt über 40 würde ich sagen). Das funktioniert in nem kleinem Club in New York sicher besser. Solche Acts (Robert Glasper Experiment, Chris Dave & The Drumheads) wurden die letzten Jahre beim Überjazz sonst Freitag oder Samstag nach 24 Uhr in einem kleinerem Saal gebracht, wo man vor der Bühne auch auf Boden sitzen oder einfach stehen konnte. Da hat sowas weitaus besser funktioniert. Und leider hat auch hier wieder jemand an der Lautstärke gedreht. Fast unerträglich laut, sodass ich nach der Hälfte meinen sehr guten Sitzplatz gegen einen weiter hinten eingetauscht habe, was aber auch nur wenig geholfen hat. Ist mir unverständlich, zumal der Sound bei Zara McFarlane kurz vorher so ausgezeichnet war.

Fazit: Meiner Meinung nach etwas schwächer als die anderen Jahre, aber trotzdem ein tolles Festival und ich freu mich auf nächstes Jahr. Was mich dieses Jahr aber extrem gestört hat war der Soundmix. Vor allem im KMH (eher für Tanzmusik gedacht) war der Sound unerträglich. Ein Bassgewabber ohne Gleichen. Echt schade. Aber auch in den anderen Säälen kam das vor. In K6 wurde dann zwar kein Soundmatsch drauss, denn die Anlage scheint außergewöhnlich gut zu sein. Aber trotzdem war es hier teilweise unerträglich laut. Vor allem beim Abschlusskonzert (Jose James) fand ich das unverzeihlich.


[Beitrag von christianS79 am 28. Okt 2013, 20:23 bearbeitet]
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