Spanische Musik

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 07. Okt 2012, 17:35
Günther und ich sind im Thread über die Klaviermusik von Albeniz auf das Thema "Spanische Musik" gekommen. Bei mir ist spanische Musik ziemlich unterbelichtet. Woran das liegt? Nun es wird wohl verschiedene Gründe haben.

Erstaunlicher Weise fand ich heute bei der Suche in meinen CD Beständen diese Box:

amazon.de

Ich habe sie aber nicht eben gründlich gehört. Ich habe noch eine Billig CD auch mit den Amor Brujo - erstaunlicher Weise finde ich bei mir keine CD mit den Nächten in spanischen Gärten von de Falla, ich dachte ich hätte eine. Gibt es eine Empfehlung? Ich kenne das Werk jedenfalls, aber anscheinend nur durch Radiomitschnitte. Ich kenne auch Rodrigos Gitarrenkonzert.

Ich muß offen sagen, daß ich bisher keine besondere Affinität zur spanischen Musik habe, aber mit Albeniz beginnt sich das zu ändern. Ich habe in meinem Leben zu sehr vielen verschiedenen Musikkulturen eine Beziehung aufgebaut, zur russischen und französischen fast von Anfang an, zur skandinavischen, viel später auch zur englischen.

Man kann natürlich sich von vorneherein auf den Standpunkt des Internationalisten stellen, dem jeder Komponist gleich lieb ist, egal aus welchem Land er kommt. Es gibt aber das Phänomen der Nationalmusik, zu der man eine Affinität aufbaut, oder eben nicht.

Spanische Musik empfinde ich als stilistisch irgendwie eigenartig, es ist da irgendwie wenig, was mir ans Herz greift wie die italienische Oper. Spanische Musik, wie ich sie kenne, ist irgendwie "heißblütig", aber genau wegen dieser Hitze auch irgendwie kalt und deshalb hat sie mich bisher auch kalt gelassen.

Dazu kommt eben auch, wie in dem Albenizthread besprochen, daß deutsche Konzertführer, Musiklexika und dergleichen diese Musik oft sehr herablassend beurteilen - was sehr wohl in die Irre führen kann.

Also bitte: Kommen wir mal ins Gespräch über spanische Musik. Bei Albeniz, dessen Iberia ich in letzter Zeit öfter gehört habe, habe ich jedenfalls Feuer gefangen.

Gruß Martin
mexo
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 07. Okt 2012, 19:11
sehr gute Idee Bin vor kurzem ebenfalls bei Albeniz' Iberia gelandet und habe mir daraufhin folgende Box (8 CDs) mit einigen Klassikern der spanischen Klavierliteratur bestellt (für unschlagbare 17,79€).
amazon.de

Hoffe, dass ich damit ein bisschen vielseitiger aufgestellt bin.
Meine Alternative wäre die Sanchez-Einspielung der Iberia Suite bei Brilliant gewesen...
jpc.de

Bin schon auf die Lieferung der de Larrocha-Box gespannt!


[Beitrag von mexo am 07. Okt 2012, 19:12 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#3 erstellt: 07. Okt 2012, 20:03
Hallo Mexo,

die Klavierbox klingt sehr interessant. Über Albeniz werden wir sicher noch im entsprechenden Thread über Albeniz Klaviermusik zu sprechen kommen.

Ich habe mir heute neben dem Albeniz noch mal die Orchesterbox von Brilliant mit dem Simon Bolivar Orchester Venezuela mit Werken von de Falla angehört. Das El Amor Brujo ist in der Tat hinreißend und enthält manche Musik, die vielleicht sogar der eine oder andere kennt ohne zu wissen von wem sie ist, aber der ganze Rest der CD ist leider einfach nur sehr langweilig. Ich möchte mir die anderen CDs auch noch mal anhören. Hat noch jemand eine gute CD Empfehlung insbesondere auch der "Nächte in spanischen Gärten"?

Ich habe bei de Falla halt das Gefühl, daß er, solange er nicht den Höhepunkt der Inspiration erreicht, in einen vulgären Tonfall zurückfällt, der mit "Kunstmusik" nicht mehr viel zu tun hat. Das ist meinetwegen bei Bach - um nur ein Beispiel zu nennen - einfach anders, der in seinen schwächeren Momenten ein bißchen langweilig ist, aber niemals den guten Geschmack beleidigt.

Über Albeniz Klaviermusik dann bitte auch im Spezialthread.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#4 erstellt: 07. Okt 2012, 20:45

Bei mir ist spanische Musik ziemlich unterbelichtet. Woran das liegt?

Vermutlich vor allem daran, dass es nicht sonderlich viel bedeutsame klassische Musik aus Spanien gibt. Granados, Albeniz, Rodrigo, de Falla, Turina, Sor und wahrscheinlich einiges aus dem Barockzeitalter - und das war's auch schon.
Das Werk der Genannten ist jeweils auch nicht sonderlich umfangreich.

Bei Wiki gibt es auch eine Übersicht: KLICK. Die meisten Komponisten sagen mir gar nix - und ich halte mich im Bereich des wenig bekannten Repertoires doch für recht aufgeschlossen und einigermaßen bewandert.

Grüße
Frank
arnaoutchot
Moderator
#5 erstellt: 07. Okt 2012, 20:56

Martin2 schrieb:
Hat noch jemand eine gute CD Empfehlung insbesondere auch der "Nächte in spanischen Gärten"?


Das hier dürfte eine ziemlich unumstrittene Klassiker-Aufnahme davon sein. Ich habe sie, aber mich noch nicht sehr vertieft damit beschäftigt.

amazon.de

Was Du unbedingt hören solltest, ist die ebenfalls klassische Aufnahme von "El Amor Brujo" mit Frühbeck de Burgos, am besten die K2HD, leider ziemlich teuer ....

amazon.com
Martin2
Inventar
#6 erstellt: 07. Okt 2012, 21:45
Hallo Michael,

es gibt noch eine weitere Aufnahme mit der Larrocha mit Ansermet, die mich auch sehr reizt, zudem mit der interessanteren Kopplung mit dem Hut mit den drei Ecken.

Ich höre im moment ein bißchen Gitarrenmusik, ein ziemlich geschmackloser Sampler, aber da ist dann auch wieder klar, ziemlich viele Spanier. In der Tat sind viele Werke von Albeniz für Gitarre bearbeitet worden und man kennt ihn dann eher auf Gitarre als auf dem Klavier.

Das ist dann so eine Zuschreibung: Spanische Musik, Gitarrenmusik. Dabei war Albeniz Pianist.

In der Tat kenne ich von spanischer Musik gar nichts sage ich mal in den sozusagen "großen" Genres. Preisfrage: Wer kennt eine spanische Sinfonie, eine spanische Oper, spanische Kammermusik? Gibt's das alles gar nicht?

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#7 erstellt: 08. Okt 2012, 08:44

Martin2 schrieb:
In der Tat kenne ich von spanischer Musik gar nichts sage ich mal in den sozusagen "großen" Genres. Preisfrage: Wer kennt eine spanische Sinfonie, eine spanische Oper, spanische Kammermusik? Gibt's das alles gar nicht?

Moin Martin,

Turina hat bspw. auch Kammermusik komponiert. Ebenso Arriaga.

Grüße
Frank
Kreisler_jun.
Inventar
#8 erstellt: 08. Okt 2012, 09:30
Das "goldene Zeitalter" Spaniens waren das 16. und 17. Jhd., da gibt es Musik, viel geistliches von Victoria u.a. Aber auch barocke Instrumentalmusik; ich kenne davon praktisch nichts, aber es gibt eine ganze Reihe CDs, einerseits mit Savall, andererseits mit einem Ensemble Al Ayre Espanol.
Vorher stammen zwei wichtige Sammlungen mittelalterlicher Musik aus Spanien: die Cantigas, die König Alfons X. gesammelt hat und die Sammlung des Klosters Las Huelgas bei Burgos.

Die wichtigsten "spanischen" Komponisten im 18. Jhd. waren Italiener: Domenico Scarlatti und Luigi Boccherini. In der Nachfolge Scarlattis gibt es Cembalo-Musik von Antonio Soler.
Andererseits wirkten spanische Komponisten wie Martin y Soler anderswo und schrieben italienische Opern.
Der "spanische Mozart" Juan Arriaga verstarb leider mit knapp 20 Jahren 1826 (also eher der spanische Schubert oder Mendelssohn), nachdem er u.a. eine Sinfonie und drei Quartette komponiert hatte, die hörenswert sind, aber nicht unbedingt einen spanischen Ton erkennen lassen.

Dann gibt es eine eigene Gattung volkstümlichen Musiktheaters, die Zarzuela. Ich kenne davon aber kein Werk.

Aber zum "Mainstream" des 19. Jhds. hat Spanien nicht viel beigetragen. Opern mit spanischem Kolorit wie Carmen oder all die Capriccios oder Rhapsodie Espagnole sind von nichtspanischen Komponisten.
Hüb'
Moderator
#9 erstellt: 08. Okt 2012, 09:34
Hi,

ein guter Tipp, wenn es in Richtung "alte Musik" geht, ist diese auch klanglich sehr gelungene Box:

jpc.de

Und noch ein spanischer Kammermusiktipp:

jpc.de

Grüße
Frank


[Beitrag von Hüb' am 08. Okt 2012, 09:44 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#10 erstellt: 08. Okt 2012, 18:40

Hüb' schrieb:
Hi,

ein guter Tipp, wenn es in Richtung "alte Musik" geht, ist diese auch klanglich sehr gelungene Box:

jpc.de



Hallo Frank,

diese Box finde ich sehr interessant, zumal ich noch gar nichts von Savall habe, aber weiß, daß ihn Mike und Flutedevoix sehr empfohlen haben. Ich habe ein bißchen in die Hörschnipsel hinein gehört, könnte sehr interessant sein, bis auf die CD 2 mit dieser homophonen Gregorianik, der ich nie viel abgewinnen konnte. Viele Hörschnipsel kommen mir aber sehr interessant vor, selbst schon die alten Troubadurlieder, die sephardischen Lieder, der Cabezon, die CD mit früher Barockmusik. Und diese Box ist wirklich sehr preiswert. Magst Du oder jemand anderes zu dieser Box sich noch äußern?

Ich selber habe gestern von De Falla "La Vida Brede" gehört und bin von dieser Musik nicht sonderlich überzeugt. Mal klingt sie spanisch, mal italienisch, mal klassisch und besonders am Anfang des 2. Aktes wie "volkstümliche" spanische Musik von einem irgendwie gröhlenden Sänger - ich mag das nicht sonderlich.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#11 erstellt: 09. Okt 2012, 08:55
Hi Martin,

ich besitze die Box. Sie ist aus meiner Sicht vor allem in klanglicher Hinsicht sehr bemerkenswert. In diesem Repertoire habe ich leider kaum Kenntnisse oder Vergleichsmöglichkeiten, so dass ich darüber hinaus kaum Aussagen zur Musik machen kann. Mir persönliche liegt diese Art von Musik auch nicht so sehr und ich kann derartiges nur in größeren Abständen hören.

Grüße
Frank
arnaoutchot
Moderator
#12 erstellt: 09. Okt 2012, 09:05
Ich habe die Box nicht, weil ich a) schon etliches von Jordi Savall mit teilweise ähnlichem/angrenzendem Material habe und b) mit Hüb's Meinung übereinstimme, dass das grösstenteils nicht gerade leichtverdauliche Kost ist. Klanglich ist eigentlich fast alles von Savall sehr gut ...
Martin2
Inventar
#13 erstellt: 09. Okt 2012, 19:21
Na, ob diese Musik so "schwierig" ist? Ich hörte heute mal wieder diese Doppel CD:

amazon.de

Das ist Dowland und Byrd mit dem schon sehr gelobten Ensemble Fretwork. Ich gebe zu: Viel hören auf einmal kann ich nicht, aber wenn man das gelegentlich hört, ist das sehr stimmungsvoll.

Also ich denke da an das Goethezitat über die Musik Haydns, nämlich daß sie wohl überboten werden könne, aber nicht übertroffen. Das ist ein wunderbarer Satz Goethes, der unsere Schwierigkeiten mit älterer Musik trefflich beschreibt: Es ist halt eine Musik, die überboten worden ist. Alle neuere Musik "überbietet" irgendwie die ältere.

Älteres erscheint dann irgendwie "fade" und "langweilig". Läßt man sich aber auf die Faszination älterer Musik ein und hört man sie unbefangen, dann erscheint sie vielleicht gar nicht mal so schwierig.

Da ich sehr alte Musik - diese Dowland/ Byrd Doppel CD mit Fretwork - eigentlich doch sehr gerne höre, werde ich mich auf diese Savallbox doch vielleicht mal einlassen.

Irgendwie reizt mich dies. Auch werde ich mir - wenn es um sehr alte Musik geht - mir noch mal was gutes für Machaut empfehlen lassen, wenn Mike und Flutedevoix mal so gnädig sein sollten, mit da etwas zu empfehlen. Der lebte von 1300 bis 1377 und diese Musik ist so archaisch, daß sie anderseits auch wieder hochmodern ist.

Also ich glaube diese Box mit alter spanischer Musik hole ich mir mal.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 10. Okt 2012, 09:11
Und was haben nun Dowland/Byrd mit sp. Musik zu tun?
flutedevoix
Stammgast
#15 erstellt: 10. Okt 2012, 10:27

arnaoutchot schrieb:
und b) mit Hüb's Meinung übereinstimme, dass das grösstenteils nicht gerade leichtverdauliche Kost ist. Klanglich ist eigentlich fast alles von Savall sehr gut ...


Nicht nur klanglich ist alles von Savall gut, ich kenne keine einzige "schwache" Einspielung von ihm. Was die spanische Musik des 11. - 17. Jh. angeht, wäre diese vermutlich immer noch terra incognita für uns, wenn Savall nicht in den 70ern solche maßstäblichen Sammlungen wie "Cancionerio de Palacio" oder "Libro vermell" eingespielt hätte.
Vielleiht ist dies Kost nicht ganz leicht verdaulich, eben weil man sich in diese Musikstile erstn einhören muß. Insgesamt halte ich diese Musik aber für wesentlich überschaubarer und verdaulicher als eine Bruckner- oder Mahler-Sinfonie oder ein Reger-Streichquartett
flutedevoix
Stammgast
#16 erstellt: 10. Okt 2012, 10:30

Martin2 schrieb:

Irgendwie reizt mich dies. Auch werde ich mir - wenn es um sehr alte Musik geht - mir noch mal was gutes für Machaut empfehlen lassen, wenn Mike und Flutedevoix mal so gnädig sein sollten, mit da etwas zu empfehlen. Der lebte von 1300 bis 1377 und diese Musik ist so archaisch, daß sie anderseits auch wieder hochmodern ist.


Gerne, sobald meine Erkältung mich wieder einigermaßen klar denken läßt. Vielleicht kommt mir ja auch Mike zu vor ...
Ich meine sogar, irgendwo hätte ich hier mal was zu Dufay und auch zu Machaut geschrieben ...
Martin2
Inventar
#17 erstellt: 10. Okt 2012, 16:21
Hallo Flutedevoix,

nun ja, ganz unbekannt ist mir der Machaut ja nicht. Ich habe einen Sampler "Neue Zeit für alte Musik" der deutschen Grammophon, da sind zwei kurze Stücke von Machaut darauf. Da spielt das "Early Music Concort of London" unter Munrow. Vielleicht sollte ich mir die Scheibe, aus der das ausgekoppelt ist, mal kaufen, jedenfalls finde ich diese beiden Stücke sehr interessant.

Die Savallbox habe ich mir gestern, wie ich ja schon im "heute gekauft" Thread schrieb, mal kurzentschlossen gekauft.

Wie das mit der "Schwierigkeit" alter Musik aussieht, weiß ich nicht so genau. So sind "lange Stücke" grundsätzlich schwieriger als kurze, nur ist man schon auf Länge konditioniert ( etwa der Brucknerschen Sinfonien), so mag es sein, daß man gerade mit der Kürze Probleme bekommt. Es hat bei mir länger gedauert, bis ich mich an die Aphoristik der Schumannschen Klavierstücke gewöhnt habe.

Wie ich schon sagte, finde ich die Stücke auf der Dowland/Byrd Doppel CD teilweise sehr schön - nur muß man sie dosierter hören. Ich weiß im übrigen von einer Amazon Rezension, daß die Savall CDs meistens nur so 50 Minuten dauern, aber ich glaube, das gefällt mir ganz gut. Meine Lieblings CD aus dieser Epoche ist übrigens eine Dowland CD von ungefähr 45 Minuten mit Lautenstücken und Liedern - für mich hat diese CD genau die perfekte Länge. Die CD gibts lange nicht mehr.

Gruß Martin
Martin2
Inventar
#18 erstellt: 16. Okt 2012, 17:31
Ich habe die Savallbox mit der alten spanischen Musik inzwischen und bin hellauf begeistert. Ich habe die ersten zwei CDs gehört.
Martin2
Inventar
#19 erstellt: 18. Okt 2012, 19:40
Heute hörte ich aus der Savallbox die CDs 3 -5. Von diesen bin ich im allgemeinen weniger begeistert. Vor allem die kleinteiligen Hofmusikstücke der CD 3 vermochten mich wenig zu begeistern. Dann aber war die CD4 mit Romanzen der sephardischen Juden sehr stimmungsvoll, die eine Melancholie transportierten, die ich in der Musik der spanischen Mehrheitsgesellschaft nicht mehr fand. Auch die CD 5 vermag mich bisher nicht so sehr zu begeistern.

Aber immerhin, diese Box ist eine musikalische Zeitreise in Jahrhunderte, die mir bisher weitestgehend unbekannt waren.
Hörbert
Inventar
#20 erstellt: 18. Okt 2012, 20:22
Hallo!

Das was ich an so alter spanischer Musik kenne ( Juan Ponce, Pedro de Escobar, Francesco de la Torre z.B.) haut mich nicht gerade vom Hocker, diese Musik klingt für mich nicht wesentlich anders als beispielsweise französische, italienische oder deutsche Musik aus der gleichen Zeit.

Vermutlich können ausgesprochene Spezialisten zwischen diesen einzelnen "nationalen" Stylen bedeutende Unterschiede feststellen, -ich kann es offengestanden nicht-.

Ausgesprochen spanische Musik beginnt in der Tat für mich erst ab da Falla, Granados und Albinez.

MFG Günther
Martin2
Inventar
#21 erstellt: 18. Okt 2012, 20:53
Hallo Günther,

das ist natürlich ein interessanter Punkt. Man muß allerdings sagen, daß vielleicht in früheren Jahrhunderten man sich nicht unbedingt national unterscheiden wollte, während das in Epochen aufflammenden Nationalismus ( also späteres 19. Jahrhundert) durchaus mehr der Fall war.

Mich beschäftigt das wenig. Die Box hat sich für mich bisher vor allem wegen der ersten beiden CDs gelohnt, also die mit dem ganz alten Zeugs ( 12. und 14. Jahrhundert), da kam für mich teilweise richtige mittelalterliche Carmina Burana Stimmung auf, unglaublich fetzig teilweise und diese alten Instrumente sind schön und interessant. Interessant dann auch die CD mit der Musik sephardischer Juden ( bevor sie aus Spanien vertrieben wurden, wie das Cover vermerkt).

Für mich ist diese Box wichtig, um auch mal Interessen abzuklären. Ich tue mich mit geistlicher Musik dieser Jahrhunderte sehr schwer, diese Box beinhaltet allerdings säkulare Musik und ich beginne zu begreifen, daß ich in dieser Richtung noch weiter suchen sollte. Vielleicht wird mir das Verständnis säkularer Musik dieser Zeit auch irgendwann helfen, die geistliche Musik besser zu verstehen.

Ich werde Euch über diese Box auch weiterhin auf dem laufenden halten, qualitativ hochwertig ist das auf jeden Fall.

Gruß Martin
Kaddel64
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 19. Okt 2012, 12:12

Martin2 schrieb:
Man muß allerdings sagen, daß vielleicht in früheren Jahrhunderten man sich nicht unbedingt national unterscheiden wollte, während das in Epochen aufflammenden Nationalismus ( also späteres 19. Jahrhundert) durchaus mehr der Fall war.
Das halte ich für Unsinn. Es bildeten sich in früheren Zeiten zwangsläufig regional unterschiedliche Stile, musikalische Sprachen und Ausdrucksmittel heraus. Das war und ist keine Frage von Mutwillen und schon gar nicht von nationalistischen Empfindungen, sondern eher von volksmusikalischen Einflüssen und von Prägungen durch herausragende künstlerische Persönlichkeiten!
Ich fühle mich selbst als Laie durchaus in der Lage, Musik der Renaissance - bisweilen nach wenigen Takten - regional recht eindeutig zuordnen zu können, je nach Ausprägung und Verbreitung der jeweiligen Schule auch innerhalb von Nationen. Der venezianische Stil unterscheidet sich deutlich vom römischen; englische höfische Musik von walisischer, niederländisch-norddeutsche von preussischer, österreichisch-ungarische von Habsburgischer, etc. Und wer sich ein wenig in der mittelalterlichen Musik auskennt, dürfte noch weniger Probleme haben, sie regional zuzuordnen.

Hörbert schrieb:
Vermutlich können ausgesprochene Spezialisten zwischen diesen einzelnen "nationalen" Stylen bedeutende Unterschiede feststellen, -ich kann es offengestanden nicht-.
Man muss absolut kein "Spezialist" sein, um schnell und eindeutig gravierende Unterschiede erkennen zu können. Ein wenig Hörerfahrung reicht aus. Wobei ich die stilistischen Unterschiede oftmals nicht in Worte fassen könnte, geschweige denn mit musikwissenschaftlichen Begriffen benennen und an konkreten Phrasen belegen; ich nehme die Unterschiede hörend wahr, das reicht mir. Im Bereich der modernen Musik wirst du vermutlich ähnliche regional spezifische Merkmale zuordnen können.
Hörbert
Inventar
#23 erstellt: 19. Okt 2012, 15:13
Hallo!

Weniger regionale Unterschiede als unterschiedliche "Schulen" respektive unterschiedliche Richtungen die durch diverse miteinander verbundener Gruppen von Komponisten respektive durch Schüler-Lehrer-Verhältnisse bestimmt sind, das solche Konfigurationen seinerzeit ebenfalls bestanden haben müssen liegt auf der Hand, ebenso das diese Konfigurationen durch die seinerzeit stark begrenzten Kommunikationsmöglichkeiten vorwiegend regional geprägt waren.

MFG Günther
pmschmidt
Neuling
#24 erstellt: 21. Okt 2012, 11:04
Reverie
Katalanische Musik (=spanische Musik?)
Ich würde Sie sehr gerne auf einige Werke des legendären Cellisten Pau (Pablo) Casals aus seiner Jugendzeit aufmerksam machen. Während einige seiner Kompositionen zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurden und zumindest mäßige Verbreitung genießen konnten, gehören die Stücke für Cello und Klavier zu einer Reihe von Werken, die der katalanische Notenverlag Boileau erst kürzlich (2010) als Teil der Gesamtausgabe der Werke von Casals herausgegeben hat. Maßgeblich an der Edition beteiligt war der katalanische Cellist Lluis Claret. Oben ist ein Link zu einem dieser Werke, "Reverie" (1896) aufgenommen in einem Livekonzert im Sommer dieses Jahres von der Pianistin Katia Michel und mir. Ich hoffe, das ist von Interesse und verweise auf meinen Youtube-Kanal, wo noch andere solcher Kleinode gefunden werden können.
Herzliche Grüße
arnaoutchot
Moderator
#25 erstellt: 22. Okt 2012, 12:15
Hallo PM,

willkommen im Forum und den guten Tipp als Einstand. In der Regel duzen sich hier alle, also kann ich das fuer Deine Beitraege auch empfehlen.

Casals eigene Kompositionen sind mir nur am Rande - meist als Zugaben - bekannt.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#26 erstellt: 02. Nov 2012, 03:25
Hallo,
ich habe mich mit spanischer klassischer Musik (obwohl ich sonst zu Spanien einen ziemlich großen Bezug habe...gute Bekanntschaften, seit einigen Jahren regelmäßig dort,...) nicht wirklich viel am Hut (also die, die spanischen Kolorit inne hat, nicht Komponisten wie Arriaga oder Martin y Soler) und als ich das letzte Mal vor noch nicht allzu langer Zeit am Geburtshaus von de Falla war nahm ich mir vor mal etwas von ihm zu hören. Außer diesem Auszug aus seinem Schaffen und Teile von Albéniz sein Ibera kenne ich nichts in der Richtung. Vieles nimmt meiner Meinung nach Bezug zur traditionell, volkstümlichen Musik Spaniens wie zB dem Flamenco mit all seinen Stilen (viele glauben ja übrigens Flamenco wäre für sich ein bestimmter sich immer ähnelnder Stil, ist aber nur der Überbegriff für viele verschiedene Stile "Palos" genannt die sich voneinander mitunter sehr in der Stimmung, Takt, Rhythmus unterscheiden können) das ungefähr so bezugsmässig einfliesst wie an manchen Stellen der Ländler bei zB Mahlers, Bruckners Sinfonien (mir aber natürlich noch bei Weitem kein spanisches Werk mit dem Gewicht begegnet ist), manchen Werken Schuberts, oftmals aber auch so eindeutig in die volkstümliche Richtung geht das mir zB als österreichische Variante eher so manches Werk vom Strauss-Clan einfällt. Und das ist genau der Punkt der mich daran stört - nicht das ich was gegen Strauss hätte, im Gegenteil.
Aber meine absoluten Lieblingsgattungen in der Klassik liegen im sinfonischen Bereich als auch beim Klavierkonzert. De Falla als auch Albéniz haben keine einzige Sinfonie geschrieben, Letzter soweit ich informiert bin auch kein einziges Werk für Klavier und Orchester. Das was ich von Beiden gehört habe driftet wie Martin schon mal hier erwähnt hat für mich viel zu oft in belanglose, seichte Volkstümlichkeit ab.
Es liegt also bei mir weniger daran dass sie etwas typisch Spanisches verwenden, sondern eher wie sie es verwenden, dabei wäre in meiner Fantasie so ein spanischer Mahler der halt statt Walzer und Ländler grotesk entstellte spanische Tänze im Scherzo der Sinfonie komponiert, ein sehr reizvoller Gedanke. Und das erwähnte "El Amor Brujo" nun ja...über ein "Peter und der Wolf" von Prokofiev geht es künstlerisch auf keinen Fall hinaus. Aber wie geschrieben, größere instrumentale Werke sind Fehlanzeige. Mir würde deshalb jetzt kein spanischer Komponist einfallen den man jetzt wirklich in der Liga der größeren Komponisten zählen könnte, schade eigentlich.
lg
Thomas
Moritz_H.
Stammgast
#27 erstellt: 02. Nov 2012, 10:24

Thomas133 schrieb:
Aber meine absoluten Lieblingsgattungen in der Klassik liegen im sinfonischen Bereich als auch beim Klavierkonzert. De Falla als auch Albéniz haben keine einzige Sinfonie geschrieben, Letzter soweit ich informiert bin auch kein einziges Werk für Klavier und Orchester …


jpc.de

Ausführende:
Ciccolini, Royal PO, London SO, Mexiko PO, Batiz

O weia, kennst Du dieses Werk noch nicht? Oder ist das … irgend eine Bearbeitung?
Frank1970
Stammgast
#28 erstellt: 02. Nov 2012, 12:18
Hallo zusammen,


Thomas133 schrieb:
Aber meine absoluten Lieblingsgattungen in der Klassik liegen im sinfonischen Bereich als auch beim Klavierkonzert. De Falla als auch Albéniz haben keine einzige Sinfonie geschrieben, Letzter soweit ich informiert bin auch kein einziges Werk für Klavier und Orchester. Das was ich von Beiden gehört habe driftet wie Martin schon mal hier erwähnt hat für mich viel zu oft in belanglose, seichte Volkstümlichkeit ab.


De Falla hat mich auch noch nicht so begeistern können (habe da nur die 3-CD-Box von Brilliant) – aber Iberia von Albéniz (Klavier solo) geht für mich weit über „belanglose, seichte Volkstümlichkeit“ hinaus und gefällt mir sehr! In Punkto spanische Klavierkonzerte will ich folgende CD empfehlen:

amazon.de

Habe ich zwar länger nicht gehört, aber als sehr gut in Erinnerung!

Die EMI-Larrocha-Box habe ich auch. Habe sie noch nicht komplett gehört, aber die Soler-Sonaten gefallen mir schon mal sehr gut. Schade finde ich, dass die Klangqualität dieser Aufnahmen aus den 60er- und 70er-Jahren nicht noch eine Tacken besser ist.


Martin2 schrieb:
Preisfrage: Wer kennt eine spanische Sinfonie, eine spanische Oper, spanische Kammermusik? Gibt's das alles gar nicht?


Zur Kammermusik wurde ja schon was geschrieben. Habe mir daraufhin auch die CPO-CD mit den Granados-Trios bestellt – aber noch nicht gehört.
Opern kenn ich auch keine – aber Wikipedia listet für Albéniz folgende auf:

Merlin — Oper in 3 Akten
Henry Clifford — Oper in 3 Akten
Pepita Jiménez — Lyrische Komödie in 2 Akten

Tja – und zur Sinfonie wäre mir jetzt beinahe ein „böser“ Fehler unterlaufen, da ich Joly Braga Santos nenne wollte, dessen Sinfonien mir sehr gefallen (soweit mir bekannt) – nur dummerweise ist er Portugiese…

Viele Grüße
Frank
Thomas133
Hat sich gelöscht
#29 erstellt: 02. Nov 2012, 21:06
Hallo Moritz,

danke für den Tipp, nein ich kenne dieses Werk noch nicht das kommt wohl davon wenn man sich nur auf Wikipedia verläßt und sich davon ein Überblick zum Werkumfang eines Komponisten macht.
@ Frank1970 - stimmt Iberia von Albéniz finde ich auch besser wie alles was ich bislang von de Falla gehört habe doch mir fehlt trotzdem ein größeres, gewichtiges Werk für Orchester. Ich werde mal in das Klavierkonzert von Albéniz hineinhören. Wenn das gut ist wäre es zum. besser als nichts...das beide keine einzige Sinfonie geschrieben haben kann es aber auch in diesem Fall nicht kompensieren.
lg
Thomas
teleton
Inventar
#30 erstellt: 05. Nov 2012, 21:44
RE: ALBENIZ

Wenn es um eine packende Aufnahme von Albenitz geht, dann ist man mit dem lateiamerikanischen Dirigenten Enrique Batiz bestens bedient. Damit Zustimmung zu Moritz, der diese CD auch anführt.

Die Iberia-Suite in der Orchesterfassung von Arbos, das Klavierkonzert Nr.1 op.78 in der genialen Aufnahme mit Aldo Ciccolini am Klavier und einer fetzigen Catalonia-Suite - Suite Poplaire sind drei Werke auf abgebildeter CD, die richtigen Hörspass mitbringen.

amazon.de
IMG Records / REGIS, 1994, DDD

Die CD wurde mal vor Jahren preisgüntig bei jpc mit anderem Cover der Firma IMG angeboten. Da habe ich zugegriffen um meine Albeniz-Lücke zu schliessen.

Die Solo-Klavierwerke, wie Iberia habe ich auch; aber da muss man sich oft mit recht langatmigen Sätzen in Geduld üben - und das ist nicht meine Stärke !

Die obige CD ist in dieser Hinsicht aus ganz anderem Holz geschnitzt ...
teleton
Inventar
#31 erstellt: 05. Nov 2012, 21:58
RE: ALBENITZ forts.

Noch Eindrucksvoller als die Werke im Vorbeitrag finde ich aber die geniale Instrumentation der Suite Espagnola von Rafael Frühbeck de Burgos.
Eine Aufnahme, die schon zuvor meine LP-Sammlung aufs beste bereichert hatte.
61yUYFuCyIL._SL500_AA300_ amazon.de
DEcca, ADD

Das ist spanische Musik, wie man sie sich als Klassikhörer wünscht.
Höchste Empfehlung !

Auch das Ballett Der Liebeszauber (El Amor Brujo) von de Falla wird man kaum in einer anderen Aufnahme besser finden, als mit Burgos.
Eigendlich nur noch unter Ansermet auf etwa gleichem Level !
arnaoutchot
Moderator
#32 erstellt: 05. Nov 2012, 22:19

teleton schrieb:
Noch Eindrucksvoller als die Werke im Vorbeitrag finde ich aber die geniale Instrumentation der Suite Espagnola von Rafael Frühbeck de Burgos.


Da gibt es auch eine nette und hervorragend klingende FIM XRCD direkt vom Masterband davon ...

amazon.com
Mr._Lovegrove
Inventar
#33 erstellt: 06. Nov 2012, 09:54
Nicht zu vergessen folgendes Werk, hier mal in allen vier günstigen bis königlich teuren Varianten:
jpc.de jpc.de
jpc.de Falla

Manuel de Falla
The Three cornered hat
Ermest Ansermet
Decca
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