Der Zahn der Zeit (Abnutzung)

+A -A
Autor
Beitrag
Submarine
Stammgast
#1 erstellt: 12. Jun 2008, 08:08
Hallo,

hatte kürzlich eine Unterhaltung mit einem Bekannten, der meinte, dass sich Verstärker älteren Baujahrs nie mit einem neunen Modell messen könnten. Dabei sei nicht ausschlaggebend wie gut der Verstärker einmal war, sondern wie alt er ist. Er meinte das sich bestimmte Bauteile, z.B. Siebelkos (k.A. was das ist), einfach abnutzen würden und nie wieder ihre alte Kapazität bringen würden. Kann ich ja gar nicht glauben. Da frag ich doch glatt mal hier nach, wo hier doch so viele Liebhaber "alter Schiffe" sind. Was meint ihr?
armin777
Gesperrt
#2 erstellt: 12. Jun 2008, 08:45
Hallo Submarine,

dieses Vorurteil grassiert in letzter Zeit wieder sehr häufig. Meine Erachtens wurde es angefacht von Hifi-Technikern, die empfehlen an alten Verstärkern sämtliche Elektrolytkondensatoren, auch kurz als Elkos bekannt, die sich in einem erhaltenswerten Gerät befinden, auszutauschen - mit dem Versprechen, danach klänge das Gerät wieder wie am ersten Tag.

Das, aber auch das Gegenteil, ist schwierig nachzuweisen. Denn: wie können wir "Klang" definieren. Ich habe schon einmal zwei gleich alte Geräte (knapp 30 Jahre), es waren zwei kleine Kenwood-Receiver, direkt miteinander verglichen - einmal mit den alten Elkos, zum anderen mit allen Elkos erneuert (das waren rund 70 Stück und es hat knapp 60 Euro gekostet), aber ich konte nicht den geringsten Unterschied hören!!

Daher halte ich diese Empfehlungen für die Aufforderung, etwas an den Geräten "reparieren" zu lassen, wo gar nichts defekt ist.

Beste Grüße
Armin

Ach so, Du wolltest ja wissen, was Siebelekos sind! Das sind die größten Kondensatoren in einem Hifi-Gerät. Sie sitzen im Netzteil, das hauptsächlich die Endstufen versorgt. Reicht die Leistung des Netzteils für einen starken Impuls in der Musik einmal nicht aus, helfen die großen Elkos eben kurzzeitig aus - ähnlich wie Batterien! Wenn Du in ein Gerät hineinschaust, kannst Du die Sieblekos sofort sehen; sie sind so groß, daß sie einem sofort ins Auge fallen und sind meist zwei, manchmal (so genanntes Doppelmono!) auch vier.
Sie haben die Größe einer Monozellen-Batterie und größer, bis hin zu der Größe einer Getränkedose.


[Beitrag von armin777 am 12. Jun 2008, 08:50 bearbeitet]
showtime25
Inventar
#3 erstellt: 12. Jun 2008, 08:47
Hallo.
Stimmt. Die Frage ist, wie alt ist alt. Revox hatte bestimmt einen hohen Fertigungsstandard (über Klang der Verstärker wollen wir jetzt 'mal keinen Streit führen). Aber die Elkos der Netzteilplatinen scheinen wirklich ein Problem zu sein. Die bringen einfach nicht mehr die Werte. Das muß aber nicht zwangsläufig sein - ist aber oft der Fall.
Eine Reperatur von Verstärker lohnt sich aber in aller Regel. Die Teile sind recht günstig, Bastler bekommen das selber hin. Oder einen guten und günstigen Fachmann suchen. Lohnt sich.
norman0
Inventar
#4 erstellt: 12. Jun 2008, 08:55
Hallo,

ich kann mich der Meinung Armins nur anschließen.
An Stellen wo hohe Temperaturen herrschen, altern Elkos schneller. Das ist oft im Netzteil so. Deshalb: wenn es brummt, diese Elkos tauschen.
Submarine
Stammgast
#5 erstellt: 12. Jun 2008, 14:20
Aha, wieder etwas schlauer geworden. Man lernt doch nie aus.
audiophilanthrop
Inventar
#6 erstellt: 13. Jun 2008, 19:56
Elkos lassen oft schleichend nach. Erhöhtes Grundrauschen etwa fällt je nach Lautsprechern womöglich nicht einmal auf. Meßtechnisch sind Unterschiede schon leichter festzustellen, wie dieser Artikel zu einem Tuner zeigt - ein Unterschied von 4-9 dB im Grundrauschen ist kein Pappenstiel.

Im Zweifelsfall ist man bei Vorhandensein entsprechender Gerätschaften am besten beraten, sich die Versorgungsspannungen mit Oszi anzusehen.

Elkos sind und bleiben Verschleißteile - nur sind manche schon nach 15 Jahren platt, andere nach 25 und wieder andere mit 40 noch ziemlich fit. Da hängt viel an Serienqualität sowie thermischer und elektrischer Belastung, dazu kommt einiges an statistischer Streuung (Bauteile wie Nutzung des Geräts). Jünger werden sie aber garantiert nicht, und was heute noch akzeptabel seinen Dienst verrichtet, muß das in 5 oder 10 Jahren nicht mehr unbedingt tun. Insofern ist ein Recapping mit entsprechend hochwertigen Elkos bei gut 30 Jahre alten Geräten so dumm auch wieder nicht.
ukw
Inventar
#7 erstellt: 14. Jun 2008, 12:56

audiophilanthrop schrieb:
Elkos lassen oft schleichend nach. ... Insofern ist ein Recapping mit entsprechend hochwertigen Elkos bei gut 30 Jahre alten Geräten so dumm auch wieder nicht.

Und es müssen nicht diese Farad-Monster sein.
Fette Elkos werden bes. dort gebraucht, wo die Trafos unterdimensioniert sind. => "weiches Netzteil"

so etwa 5.000 µF pro Endstufenzug reichen völlig aus. Der Elektrische Serienwiderstand (ESR) der (Netzteil) Elkos sollte allerdings so gering wie möglich sein.
norman0
Inventar
#8 erstellt: 14. Jun 2008, 20:32

ukw schrieb:

Fette Elkos werden bes. dort gebraucht, wo die Trafos unterdimensioniert sind. => "weiches Netzteil"

so etwa 5.000 µF pro Endstufenzug reichen völlig aus. Der Elektrische Serienwiderstand (ESR) der (Netzteil) Elkos sollte allerdings so gering wie möglich sein.

Wo hast Du denn das her? Die Elkos dienen der Glättung. Wenn die größer sind, kannst Du mehr Strom entnehmen, ohne dass deine Endstufe anfängt zu brummen.


[Beitrag von norman0 am 14. Jun 2008, 20:41 bearbeitet]
ukw
Inventar
#9 erstellt: 14. Jun 2008, 22:00

norman0 schrieb:

ukw schrieb:

Fette Elkos werden bes. dort gebraucht, wo die Trafos unterdimensioniert sind. => "weiches Netzteil"

so etwa 5.000 µF pro Endstufenzug reichen völlig aus. Der Elektrische Serienwiderstand (ESR) der (Netzteil) Elkos sollte allerdings so gering wie möglich sein.

Wo hast Du denn das her? Die Elkos dienen der Glättung. Wenn die größer sind, kannst Du mehr Strom entnehmen, ohne dass deine Endstufe anfängt zu brummen.



4.700 µF reichen doch zur Glättung der Netzwelligkeit völlig aus. ei einem PWM Verstärker sind - unter dem Aspekt de Glättung - sogar noch viel geringere Capazitäten mehr als ausreichend.

und im Auto wird dann locker mal 1F verbaut
Bertl100
Inventar
#10 erstellt: 15. Jun 2008, 07:47
Hallo!

4.700 µF reichen doch zur Glättung der Netzwelligkeit völlig aus.

Das schon. Aber das NF-Signal fließt auch über die Elkos.
Und das hat nicht 100Hz sondern geht bis 20Hz runter!

Gruß
Bernhard
klausES
Inventar
#11 erstellt: 15. Jun 2008, 12:52
Hi,

es betrifft nach meiner Erfahrung fast nur Elkos die das Pech haben (hatten )sehr nahe
an heißen Transistoren oder Widerständen zu sitzen.

Dort rechtzeitig ein zu greifen, die Standorte zu verändern oder durch sonstige Maßnahmen
(vielfältiger Art) die Temperaturen zum Elko zu senken kann auch die Originalen alt werden lassen.

Wenn diese aber schon gelitten haben, sollte man es nicht einfach bei einem Wechsel des Elko
belassen sondern dafür sorgen die Wärmequellen zu ändern.


ukw schrieb:

...und im Auto wird dann locker mal 1F verbaut :D


Versucht das Bitte mal einer bei 70 bis 90 Volt Speisespannung zu verwirklichen...
Bertl100
Inventar
#12 erstellt: 15. Jun 2008, 13:13
Hallo!


ukw schrieb:

...und im Auto wird dann locker mal 1F verbaut


Versucht das Bitte mal einer bei 70 bis 90 Volt Speisespannung zu verwirklichen...


Genau das ist der Punkt! Die 1F stützen die 12V Versorgung, die aber nachher noch hochgesetzt werden auf z.b. +/-40V.

Gruß
Bernhard
0300_Infanterie
Inventar
#13 erstellt: 15. Jun 2008, 13:24
Mein Yamaha AX900 hatte 17 Jahre auf dem Buckel und das Messprotokoll hatte keine nennenswerten Abweichungen von den wersangaben ausgespuckt!
Außerdem klang er "wie am ersten Tag", und Power hatte er für (fast) jeden Lautsprecher bis zur Kindersarg-Größe!
norman0
Inventar
#14 erstellt: 15. Jun 2008, 17:45

ukw schrieb:
4.700 µF reichen doch zur Glättung der Netzwelligkeit völlig aus.

Wenn Du Dir da so sicher bist, kannst Du uns bestimmt die Restwelligkeit ausrechnen
0300_Infanterie
Inventar
#15 erstellt: 15. Jun 2008, 17:59
... nicht rumschnippen bitte!
DB
Inventar
#16 erstellt: 15. Jun 2008, 18:26

norman0 schrieb:

ukw schrieb:

Fette Elkos werden bes. dort gebraucht, wo die Trafos unterdimensioniert sind. => "weiches Netzteil"

so etwa 5.000 µF pro Endstufenzug reichen völlig aus. Der Elektrische Serienwiderstand (ESR) der (Netzteil) Elkos sollte allerdings so gering wie möglich sein.

Wo hast Du denn das her? Die Elkos dienen der Glättung. Wenn die größer sind, kannst Du mehr Strom entnehmen, ohne dass deine Endstufe anfängt zu brummen.


Also meine Endstufe hat 8µF Glättungskondensator.

MfG

DB
Suche:
Das könnte Dich auch interessieren:
Abnutzung, Plattenspieler Nadel
joey666 am 30.03.2009  –  Letzte Antwort am 30.03.2009  –  2 Beiträge
Technische Abnutzung von Klassikern durch häufige Verwendung
Django8 am 24.08.2004  –  Letzte Antwort am 09.10.2004  –  44 Beiträge
LINN AXIS mag nicht mehr
linart am 04.03.2005  –  Letzte Antwort am 01.01.2008  –  5 Beiträge
Dynaudio 500
coolcat62 am 01.06.2013  –  Letzte Antwort am 01.06.2013  –  5 Beiträge
Linke/rechte Box fallen bei Stereo gelegentlich aus
D57 am 13.08.2019  –  Letzte Antwort am 31.03.2021  –  6 Beiträge
Werden Speaker mit der Zeit schlechter ?
ddaddel am 26.06.2006  –  Letzte Antwort am 03.07.2006  –  28 Beiträge
Dual 1226 mit integriertem Verstärker und Boxen lohnt sich das?
jsjoap am 02.04.2007  –  Letzte Antwort am 02.04.2007  –  4 Beiträge
Onkyo Speaker
Himmelsmaler am 26.02.2007  –  Letzte Antwort am 01.03.2007  –  3 Beiträge
Lautsprecherklemmen vor meiner Zeit
nolie am 21.08.2017  –  Letzte Antwort am 22.08.2017  –  12 Beiträge
Suche Gettoblaster/Boombox aus vergangener Zeit
bomb88 am 18.04.2011  –  Letzte Antwort am 19.04.2011  –  3 Beiträge
Foren Archiv
2008

Anzeige

Aktuelle Aktion

Partner Widget schließen

  • beyerdynamic Logo
  • DALI Logo
  • SAMSUNG Logo
  • TCL Logo

Forumsstatistik Widget schließen

  • Registrierte Mitglieder925.427 ( Heute: 1 )
  • Neuestes MitgliedMeganSculA
  • Gesamtzahl an Themen1.550.041
  • Gesamtzahl an Beiträgen21.515.318

Top Hersteller in Hifi-Klassiker Widget schließen