Defekte bei Plattenspielermotoren

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SGibbi
Gesperrt
#1 erstellt: 12. Nov 2008, 22:12
Hallo Forum,

auch ich habe da mal eine Frage, die ich nicht beantworten kann. Es geht um Netz Motoren für uralte Plattenspieler. Ich habe mittlerweile 3 Stück, welche aus dem gleichen Grund den gleichen Fehler aufzeigen.

-> Aus Dual 1010 A, Kofferversion, 150 Volt
-> Aus Dual 300 A, Einbauversion Wegaphon 505
-> Aus PE Rex A, Truhenversion mit Radio Grundig 3035

Allen drei Motoren gemeinsam ist, daß sie "heiß" gelaufen haben. Der Motor aus dem 1010 Koffer lief in der Nähe einer ECL 86 Endröhre, der 300er war im Wegaphon so ungeschickt placiert, daß er direkt über der Endröhre EL 84 eingebaut war, ähnlich sieht es um den PE aus.

Entgegen aller Erwartung ist nicht etwa die Wicklung durchgebrannt. Die Motorwicklungen messen sich völlig einwandfrei. Auch die Stromaufnahme ist "normal".

Die Motoren haben jedoch kein Drehmoment mehr. Und zwar ist es derart, daß der Motor zunächst noch einmal "kommt", wenn nur lange genug eingeschaltet, und dann scheinbar einwandfrei läuft. Läßt man dann über Nacht abgeschaltet, ist der Fehler aber wieder da. Nach ein paar Jahren läuft der Motor nicht einmal mehr an.

Was (welches Motorenteil) ist hier kaputt gegangen, und durch welche konstruktive Maßnahmen kann man als Entwicklungsingenieur solche Fehler verhindern ?
CyberSeb
Inventar
#2 erstellt: 12. Nov 2008, 22:27
Hi Gibbert,

kann es sein, dass die Motoren einfach trocken gelaufen sind? Immer wenn ich so alte Treibrad-Duals in die Finger bekomme, zerlege ich sofort den Motor und schmiere ihn noch bevor ich das Gerät überhaupt ans Netz hänge.

Bei Dir klingt das eher danach, dass der Phasenschiebekondensator kaputt ist. Kann das sein?

Gruß, Sebastian
Compu-Doc
Inventar
#3 erstellt: 12. Nov 2008, 22:36
Ich tippe auch auf ein Kondensatorproblem.
Einfach mal neu einlöten.
hf500
Moderator
#4 erstellt: 12. Nov 2008, 23:22
Moin,
die meisten Motore dieser Art, die ich in Plattenspielern gefunden habe, hatten keinen Phasenschieberkpondensator, sondern waren Spaltpolmotore.

An denen kann nichts kaputt gehen, ausser Windungsschluss und trockene Lager. Ich wuerde die auch erstmal machschmieren und dann weitersehen.

73
Peter
gdy_vintagefan
Inventar
#5 erstellt: 12. Nov 2008, 23:29
Es könnte aber (bei den Duals) am Kondensator im Motorschalter oder auch am Motorschalter selbst (dieses mit "KS4" betitelte schwarze Kästchen, zumindest heißt das so bei den 70er-Jahre-Geräten) liegen.
Ich hatte dieses Problem erst vor wenigen Wochen bei einem Dual 481A.
Zufällig hatte ich noch einen Ersatzmotor und Motorschalter hier liegen. Der Tausch des Motors brachte erst mal gar nichts. Nach Tausch des Motorschalters funktionierte alles auch mit dem ursprünglichen Motor wieder einwandfrei.

Gruß
Michael
Compu-Doc
Inventar
#6 erstellt: 13. Nov 2008, 01:57
Hier mal zwei aus frischer Schlachtung.

Das Tonarmlager ist dem Vorbesitzer auf dem Weg zum Flohmarkt in 2 Teile zerbrochen (Plastikgussteil)



Die DUAL-Motorlager sind späte Kreidezeit; mit so etwas hätte ich mich als Entwickler nicht zum Scheffe getraut.

Der Lagerspiegel bei diesem Exemplar war nicht eingelaufen.



Ich habe ihn vor der Sezierung jedoch nicht mehr (gleich)laufen lassen; warum auch!
SGibbi
Gesperrt
#7 erstellt: 13. Nov 2008, 06:58
Aehm ...

ganz so primitiv ist es leider nicht . Soll aber keiner beleidigt werden, erstmal herzlichen Dank für die vielen Antworten.

Es ist bestimmt nur korrekt, einem alten Plattenspieler etwas Pflege zu geben, dem Motor ´nen tropfen Öl ins Lager, und im Falle der PE Kondensatoren gilt sicherlich die Regel, daß alte Kondensatoren eine Katastrophe sind. Das alles ist nur korrekt, und wird vielen helfen, ihren "Oldie" in Schuß zu halten.

Ich gehöre nun bekanntermaßen zu denjenigen, die einen alten Dual, wenn es sein muß, komplett zerlegen, um das ganze festgeklebte Silikonöl herauszuwaschen, und ich gehöre zu denjenigen, die die übliche Knechtmechanik idR. auch ohne Anleitung wieder zusammenkriegen. Das trifft selbstredend auch auf den Motor zu.

Meine hier diskutierten Motoren sind augenscheinlich noch in Ordnung, d.h. nicht zu viel gelaufen, Lager OK, Wicklung OK, bestenfalls hat das Blechpaket ein wenig Rost angesetzt. Sie waren in einer "warmen" Umgebung eingesetzt (ca. 40 Grad auf dem Blechpaket bei ausgeschaltetem Motor) und haben nach dem Einschalten kein Drehmoment mehr, wie eingangs beschrieben. Bei nicht zu fortgeschrittenem Fehler kommen die nochmal für den Moment, wenn sie länger eingeschaltet waren, aber der Fehler läßt sich nicht mehr ausheilen, wie es im ersten Moment vielleicht erscheinen könnte.


hf500 schrieb:

Moin,

die meisten Motore dieser Art, die ich in Plattenspielern gefunden habe, hatten keinen Phasenschieberkondensator, sondern waren Spaltpolmotore.

An denen kann nichts kaputt gehen, ausser Windungsschluss und trockene Lager. Ich wuerde die auch erstmal machschmieren und dann weitersehen.

73´s - Peter


Dieser Ansicht war ich bis vor einiger Zeit ebenfalls. Diese Ansicht ist leider falsch.

Mein Anspruch, oder das mein Ziel für diesen Threat, betrifft, herauszufinden:

1. Was, wenn nicht Lager oder Wicklung, ist hier kaputt gegangen ?

2. Ich werde zwar in der Heutigen Welt als Entwicklungsingenieur sicherlich keine Röhrenradios mit eingebautem Plattenspieler mit Spaltmotor entwerfen, doch gibt es auch in der Heutigen Welt noch immer mal einen Anlaß, ein "Motörchen" zu verbauen, und es kann auch durchaus vorkommen, daß der Motor in einer "heißen" Umgebung laufen soll. Wie ist der Motor auszulegen, damit die Kunden vor verfrühtem Ausfall geschützt werden ? Welches Teil ist hier kaputt gegangen, welches Teil erfordert der Aufmerksamkeit ?

3. Nicht selten beschleunigt Erwärmung nur eine natürliche Alterung, Wärme beschleunigt Korossion, die Austrocknung von Gummis, usw. usf. Ist damit zu rechnen, daß der hier beschriebene Fehler vielleicht in ein paar Jahren ein allgemeines Problem werden wird, oder sind die Motoren tatsächlich "nur" an ständiger Überhitzung abgestorben ?

Für alle diese Fragen muß man natürlich erst einmal herausfinden, welches Teil des Motors da die "Grätsche gemacht" hat. Es ist nicht das Lager, es ist nicht die Wicklung, und es betrifft ein Teil, welches in ähnlich anfälliger Form sowohl beim Zweipol Spaltmotor (Dual) als auch beim Vierpol Kondensatorläufer (PE) enthalten sein muß.

Die Plattenspieler selbst konnte ich mit Flohmarktware preisgünstig ersetzen, mir geht es darum, eine bestimmte Fehlermöglichkeiten herauszufinden, um genau diesen Fehler für Neukonstruktionen zu vermeiden.


[Beitrag von SGibbi am 13. Nov 2008, 07:01 bearbeitet]
Bertl100
Inventar
#8 erstellt: 13. Nov 2008, 14:01
Hallo!

Dann bliebe nur der Kurzschlußläufer. Aber da kann meiner Ansicht nach nichts kaputt gehen! Ist alles aus Metall.

Wie hast du denn die Wicklung gemessen? Ein Windungsschluß läßt sich womöglich nicht so einfach rausmessen!
Werde denn die Wicklungen der betroffenen Motoren heiß?

Gruß
Bernhard
wegavision
Inventar
#9 erstellt: 13. Nov 2008, 15:44
Ich habe auch gerade einen PE letzte Woche auf dem Flohmarkt mitgenommen, einen Musicus 3V glaube ich. Da ist der Motor auch etwas schwach auf der Brust, habe aber noch nichts untersucht. Den einzig defekten Motor an einem alten PE (33) hatte bei mir die Graugusspest, oder wie man das nennt, wenn es bröselt.
SGibbi
Gesperrt
#10 erstellt: 13. Nov 2008, 16:00

Bertl100 schrieb:

(...) Wie hast du denn die Wicklung gemessen? Ein Windungsschluß läßt sich womöglich nicht so einfach rausmessen! Werde denn die Wicklungen der betroffenen Motoren heiß? (...)


Ein Wicklungsschluß läßt sich recht eindeutig über die Stromaufnahme feststellen. Das ist es nicht. Die Motoren werden auch nicht heiß, um zu probieren, ob es ausheilt, habe ich die auch mal über nacht laufen lassen, sagen wir handwarm, wirkt alles im Grünen Bereich.

Suspekt ist auch, daß die nochmal kommen, wenn sie nur lange genug eingeschaltet sind. Läßt man´s dann über Nacht oder für ein paar Tage ausgeschaltet stehen, ist der Fehler aber wieder da. Die Sache ist degenerativ, d.h. die Motoren werden schlechter.
Bertl100
Inventar
#11 erstellt: 13. Nov 2008, 16:16
Hallo,

Riss im Läufer? Sodass die Kurzschlußwicklungen (Käfig) unterbrochen sind?

Gruß
Bernhard
klausES
Inventar
#12 erstellt: 13. Nov 2008, 19:09

Bertl100 schrieb:
Riss im Läufer? Sodass die Kurzschlußwicklungen (Käfig) unterbrochen sind?


Hallo,

ist auch das einzige was ich mir bei der Bauart und den Symptomen noch vorstellen könnte.

Evtl. sind nur einzelne Schleifen (Anzahl ?) des Käfigs betroffen sodass sich der thermisch abhängige,
manchmal schlechte Drehmoment (bei Haarrissen durchaus möglich) erklärt.

Ein "zuschießen" des (der) Haarriss(e) würde bei der niedrigen induzierten Spannung sicher nicht von alleine erfolgen können.
Und selbst wenn, würden die Kräfte thermischer Dehnung im Anker so kleine Überschläge wieder auftrennen.


[Beitrag von klausES am 13. Nov 2008, 19:12 bearbeitet]
SGibbi
Gesperrt
#13 erstellt: 13. Nov 2008, 23:19

Bertl100 schrieb:

(...) Riss im Läufer? (...)


Augenscheinlich nicht. Die Lupe habe ich aber noch nicht zur Hilfe genommen.


Bertl100 schrieb:

(...) Sodass die Kurzschlußwicklungen (Käfig) unterbrochen sind? (...)


Hmmm ... ist nicht von der Hand zu weisen, könnte sein, wie auch immer diese Unterbrechung entstanden ist. Müßte der Motor dann nicht unrund laufen ? Bei EINER Unterbrechung geben die anderen ja noch volles Drehmoment ! Gibt es außer der Lupe noch eine weitere Methode, mit der man solche Fehler meßtechnisch zweifelsfrei erfassen kann ?
hf500
Moderator
#14 erstellt: 13. Nov 2008, 23:30
Moin,
die
Motore, solange sie noch nicht richtig laufen, von Hand herunterbremsen und dabei fuehlen, ob sie ein ungleichmaessiges Drehmoment erzeugen (von Hand langsam rueckwaerts drehen).
Vielleicht kann man dann fuehlen, ob da Laeuferstaebe nicht angeschlossen sind.

Messen kann man da fast nichts, denn der Laeufer ist ja nicht isoliert und so das Ganze sehr niederohmig.

73
Peter
klausES
Inventar
#15 erstellt: 14. Nov 2008, 01:01
Gerissene (offene) Schleifen im Käfig kann man leider auch nicht durch "fehlenden" Durchgang heraus Messen (da der Rest der Schleife ja noch...).

Die einzige Möglichkeit wäre über eine Spannungsmessung jeder einzelnen Schleife,
an den immer gleichen, gegenüberliegenden Punkten (wenn der Käfig im erregten Statorfeld blockiert von Hand Stück für Stück weitergedreht würde).
SGibbi
Gesperrt
#16 erstellt: 15. Nov 2008, 21:44
Wochenende !!!


hf500 schrieb:

(...) die Motore, solange sie noch nicht richtig laufen, von Hand herunterbremsen und dabei fuehlen, ob sie ein ungleichmaessiges Drehmoment erzeugen (von Hand langsam rueckwaerts drehen). Vielleicht kann man dann fuehlen, ob da Laeuferstaebe nicht angeschlossen sind. (...)
Peter


der defekte PE lag gerade obenauf.

Es ist nichts zu fühlen. Geradezu perfekter Rundlauf, nur kein Drehmoment.

Weil das Drehmoment sehr gering ist, habe ich den alten Trick bemüht, und die Motorachse mit etwas Tonband umwickelt, um eine Federwaage (Tonarmwaage) zu bemühen. Ergebnis: Perfekter Rundlauf, Anzugsmoment (mit Federwaage) 0,8 Gramm, nach 2 bis 3 Minuten Anzugsmoment 1,2 Gramm, also zu wenig.

Dr Motor läuft bei diesem Plattenspieler über Vorwiderstand auf 110 Volt. Ich rede nicht von der RC Kombination für den 4-Poler, sondern von einem zusätzlichen Vorwiderstand für 220 Volt, aber Originalschaltung so. Die Motorspannung beträgt 107 Volt und läuft NICHT weg. Die Stomaufnahme ist also normal, sonst müßte die Spannung über dem Vorwiderstand zusammenbrechen.

Das Blechpaket ist rostig, ansonsten augenscheinlich keine Fehler erkennbar. Nach einer "Warmlaufzeit" von 15 bis 20 Minuten läuft der Plattenspieler einwandfrei.

Was auch immer nun wird - danke für den Tip.
Compu-Doc
Inventar
#17 erstellt: 16. Nov 2008, 00:18
Ich glaube, daß heute Abend Uri Geller im TV gelaufen ist; da hätte er sich mal beweisen können.
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